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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Dramatischen, daß dazu kommen muß das Mimische, das Gebärdenhafte,<br />

weil der Intellekt des Zuschauers, der auch künstlerisch sich<br />

entfalten muß im Zuschauen, die Gebärde hinzu haben muß zum Anhören<br />

des Wortes.<br />

Das ist etwas, was Goethe in der Zeit, in welcher er seine römische<br />

«Iphigenie» und seinen «Tasso» ausarbeitete, noch nicht im vollen<br />

Sinne klargeworden war, daß nun die Gebärde, das Mimische, diese<br />

andere Seite, diese Ergänzung bilden muß.<br />

Daher ist der «Tasso» so sehr ein Drama, in dem die Sprachgestaltung<br />

sozusagen alles ist. Alles folgt aus der Sprachgestaltung<br />

selber heraus.<br />

Aber versetzen Sie sich nur in den Fall, Sie sollen den «Tasso»<br />

regissieren. Sie werden, wenn Sie Szene für Szene anfangen ins Bühnenbild<br />

hineinzuarbeiten, die Möglichkeit haben, die Sache so und<br />

so zu machen, während Sie nicht gut die Möglichkeit haben, die<br />

Sprachgestaltung nach vielen Formen hinüber zu modifizieren. Sie ist<br />

innerlich künstlerisch vollendet. Aber das eigentliche Bühnenbild werden<br />

Sie zunächst in der mannigfaltigsten Weise gestalten können.<br />

Dagegen werden Sie gerade beim «Tasso» im Regissieren auf eine,<br />

ich möchte sogar sagen, unüberwindliche Schwierigkeit stoßen; das<br />

ist in der Szene, wo Tasso eigentlich sich selber unmöglich macht<br />

der Prinzessin gegenüber, wo er etwas tut, wodurch das ganze Drama<br />

die Wendung verliert. Da wird, ich möchte sagen, der Regisseur ganz<br />

hilflos, was er da eigentlich machen lassen soll. Man kommt nicht<br />

über die Stelle hinweg. Versuchen Sie es nur einmal mit all den Dingen,<br />

die für die Bühne notwendig sind künstlerisch, über diese Stelle<br />

hinwegzukommen als Regisseur. Sie kommen eben nicht hinweg.<br />

Solche Dinge muß man auch wissen, damit man die Bühnenkunst in<br />

der richtigen Weise pflegt. Sie kommen dazu, irgend etwas zu machen,<br />

damit man die Verlegenheit aus der Welt schafft. Aber dafür, was<br />

eigentlich gemacht werden sollte an der Stelle, dieses künstlerisch zu<br />

gestalten, dafür finden Sie keine Möglichkeit. Und darinnen zeigt sich<br />

eben, daß Goethe den Weg nicht gefunden hat in der Dramatik, von<br />

der Sprachgestaltung aus hinüber zum vollen Drama zu kommen, das<br />

auf der Bühne lebt und webt.

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