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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Kunst etwas außerordentlich Wichtiges ist. Es ist eben nötig - man<br />

kann es auch anders sagen -, daß der Schauspieler seinen eigenen Körper<br />

gut kennenlernt, denn diese eigene Körperlichkeit ist im Grunde<br />

genommen für den wirklichen Menschen, der zu spielen hat, das Instrument,<br />

auf dem er spielt. Er muß seinen eigenen Körper so kennenlernen<br />

wie der Violinspieler seine Geige; die muß er kennen. Er muß<br />

gewissermaßen in der Lage sein, seiner eigenen Stimme zuzuhören.<br />

Man kann das. Man kann es allmählich dahin bringen, daß man seine<br />

eigene Stimme immer so, wie wenn sie einen umwellte, hört. Das muß<br />

man aber üben, indem man etwa dramatische, es können auch lyrische<br />

sein, aber sehr stark in Form, Rhythmus und Takt lebende Verse versucht<br />

zu sprechen, indem man sich möglichst der Versform anpaßt.<br />

Dann wird man das Gefühl haben, daß man allmählich das, was gesprochen<br />

wird, vom Kehlkopf ganz loslöst, daß es wie in der Luft<br />

herumschwirrt, und man wird eine sinnlich-übersinnliche Anschauung<br />

von der eigenen Sprache bekommen.<br />

In einer ähnlichen Weise kann man dann eine sinnlich-übersinnliche<br />

Anschauung von der eigenen Persönlichkeit bekommen. Man muß<br />

sich nur nicht gar zu sehr vor sich selber zieren. Sie sehen, Lewinski<br />

hat sich nicht geziert. Er nannte sich einen kleinen buckligen, urhäßlichen<br />

Menschen. Man muß sich also durchaus nicht Illusionen<br />

hingeben. Derjenige, der immer nur schön sein will - es mag ja auch<br />

solche geben, die es dann sind -, aber derjenige, der immer nur schön<br />

sein will, der sich gar nichts irgendwie hinsichtlich dieser Körperlichkeit<br />

zugestehen will, der wird zu einer körperlichen Selbsterkenntnis<br />

nicht so leicht kommen können. Die ist aber für den Schauspieler<br />

durchaus notwendig. Der Schauspieler muß wissen, wie er auftritt mit<br />

der Sohle, mit den Beinen, mit den Fersen und dergleichen. Der<br />

Schauspieler muß wissen, ob er sanft oder scharf auftritt im gewöhnlichen<br />

Leben, der Schauspieler muß wissen, wie er seine Knie beugt,<br />

wie er die Hände bewegt und so weiter. Er muß in der Tat den Versuch<br />

machen, während er seine Rolle studiert, sich selber anzuschauen.<br />

Das ist dasjenige, was ich nennen möchte das Darinnenstehen.<br />

Und dazu wird eben der Umweg durch die Sprache ganz besonders<br />

viel beitragen können, weil ja in dem Zuhören der eigenen

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