28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ja, sehen Sie, diese Dinge muß man sich schon vor die Seele stellen,<br />

damit man einen Sinn dafür bekommt, wie die Dinge gemacht werden<br />

müssen, wenn sie künstlerisch sein sollen. Und es ist wirklich so, daß<br />

der echte künstlerische Dichter und der echte Schauspieler sich da in<br />

ihren Gesinnungen treffen werden.<br />

Sehen Sie sich Goethes Hauptdramen an, ob da viele szenische Anweisungen<br />

drinnen sind, wie es der Schauspieler machen soll? Möglichst<br />

wenig! Sehen Sie sich daraufhin den «Tasso» oder die «Iphigenie»<br />

an, da ist dem Schauspieler die nötige Freiheit gelassen. Und das ist<br />

richtig, Goethe hat natürlich in der Zeit, da er schon mit einigen ganz<br />

guten Schauspielern zu tun hatte, in dieser Beziehung nicht nur durch<br />

inneren Impetus, der ja natürlich reichlich vorhanden war, aber auch<br />

durch den Umgang mit Schauspielern manches gelernt. Die Corona<br />

Schröter, die hätte, wenn Goethe ihr hätte ins einzelne hineingehende<br />

Anweisungen, wie mancher moderne Dichter, geben wollen, gesagt:<br />

Na, Herr Geheimrat, daraus wird doch nichts, das mache ich, wie es<br />

mir paßt.<br />

Dagegen sehen wir, wie gerade die modernen Bühnendichter<br />

manchmal seitenlange szenische Anweisungen haben. Es ist schrecklich<br />

dann, diese Dinge zu lesen, denn derjenige, der geraden Sinn hat, liest<br />

doch nicht, wenn er das Buch vor sich hat, die Szenenanweisungen.<br />

Die sollen doch folgen für des Lesers Phantasie aus demjenigen, was<br />

gesprochen wird.<br />

Nun hat man heute wirklich Dramen, bei denen seitenlange Anweisungen<br />

da sind, dann kommt einmal eine Seite mit Text dazwischen.<br />

Vergleichen Sie damit nur den «Tasso» oder die «Iphigenie».<br />

Gerade an solchen Erscheinungen sieht man den Niedergang der<br />

Bühnenkunst auch an den Dichtern.<br />

Dasjenige, was der Schauspieler tun soll, das muß in seinem Instinkt<br />

sein. Bekommt er es als eine strikte Anweisung, dann wird es gemacht<br />

ausschauen. Aber in den Instinkt des Schauspielers kann eben vieles<br />

hineingehen.<br />

Denken Sie sich hier die Bühne und den Zuschauerraum (siehe<br />

Zeichnung). Der Zuschauer sitzt da und hat zwei Augen. Hätte er<br />

diese zwei Augen nicht, so würde dem Schauspieler das ganze Mienen-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!