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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Hier beginnt wirklich das innerlich Technische im Aufbau des<br />

Bühnenmäßigen. Das sind die Elemente, aus denen heraus das Bühnenbild<br />

gestaltet werden muß. Wenn man heute irgendwo ein Dramatisches<br />

aufgeführt sieht, da kann man schon gar nicht recht herankommen,<br />

denn fortwährend geschieht das, daß sich der eine eine<br />

Zigarette anzündet, pafft, der andere zündet sich eine Zigarette an,<br />

und das Anzünden von Zigaretten wird als eine besondere Geschicklichkeit<br />

der bühnenmäßigen Darsteller entwickelt.<br />

Ja, ich habe gesehen, daß man Szenen liebt, in denen damit begonnen<br />

wird, daß jemand ankommt auf der Bühne, zunächst möglichst<br />

lang nichts redet, das Wort ganz in den Hintergrund treten läßt.<br />

Er setzt sich nieder, eigentlich räkelt sich hin, zieht langsam den einen<br />

Stiefel aus, um naturalistisch anzudeuten, daß er ziemlich spät am<br />

Abend ankommt, zieht sich den einen Hausschuh an - da hat er noch<br />

immer kein Wort geredet -, zieht sich den anderen Stiefel aus, zieht<br />

sich den anderen Hausschuh an - hat noch immer kein Wort geredet.<br />

Dann zieht er sich den Rock aus, macht Schritte durch das Zimmer,<br />

wie es eben ein Mensch macht, der sich abends den Rock auszieht.<br />

Dann zieht er sich den Schlafrock an, geht irgendwie zum Alkoven<br />

und heizt, damit es ihm nicht kalt wird. Er hat noch immer nichts<br />

geredet. Nun bereitet er sich vor, ja - irgend etwas jetzt zu tun, was<br />

halt ein Mensch tut, wenn er den Schlafrock angezogen hat. Zwischen<br />

Stiefelausziehen und Schlafengehen kann ja Verschiedenes geschehen-,<br />

aber zu diesem Mienenspiel, Gebärdenspiel braucht man natürlich<br />

kein besonderes Studium, sondern den Glauben, daß man weiß, wie<br />

es die Leute machen, wenn sie zu Hause sind, und ein bißchen Frechheit<br />

dazu, sich in diesen Dingen auch zu zeigen. Weiter ist gar nichts<br />

dazu notwendig.<br />

Das führt natürlich nicht zu einer wirklichen Bühnenkunst. Das<br />

führt unter Umständen zu Schrecklichem. Denn wenn dann die Schauspieler<br />

dasjenige in ihrem Leben nicht gesehen haben, was sie naturalistisch<br />

darstellen sollen, dann kommt etwas Schreckliches heraus. Ich<br />

habe neulich zum Beispiel eine Darstellung gesehen, in der eine Szene<br />

am Hofe dargestellt wurde. Man sah allen Schauspielern an, daß sie<br />

niemals einen Hof gesehen hatten!

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