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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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lebtes hinzustellen, um dann dadurch gerade in die Gestalt unterkriechen<br />

zu können. Diese Kunst, diese Fähigkeit des Dramatikers, das<br />

herauszuheben aus der Gestalt, um sie gerade dadurch wiederum so<br />

zu machen, daß er hineindringen kann, muß in einem gewissen Sinne<br />

übergehen auf den Schauspieler, und sie wird in ihrer Ausbildung dasjenige<br />

sein, was die Bewußtheit des Schauspielerischen ausmacht. Es<br />

war die besondere Goethesche Form des Bewußtseins, daß er so etwas<br />

konnte, wie die bildgewordenen Gestalten lyrisch und dramatisch<br />

verkörpern, was er am schönsten eben bei dem Frankfurter Gretchen<br />

gab.<br />

Aber der Schauspieler muß etwas Ähnliches entwickeln, und auch<br />

dafür gibt es Beispiele. Ich will ein solches Beispiel anführen. Ich weiß<br />

nicht, wie viele von Ihnen noch den Schauspieler Lemnski vom Wiener<br />

Burgtheater kennengelernt haben. Der Schauspieler Lewinski war<br />

seiner äußeren Gestalt und seiner Stimme nach eigentlich möglichst<br />

wenig zum Schauspieler geeignet, und wenn er sein Verhältnis zu<br />

seiner eigenen Schauspielkunst schilderte, dann schilderte er das etwa<br />

folgendermaßen. Er sagte: Ja, ich würde natürlich gar nichts schauspielerisch<br />

können - und er war einer der ersten Schauspieler durch<br />

lange Zeit im Wiener Burgtheater, vielleicht einer der bedeutsamsten<br />

sogenannten Charakterspieler -, ich würde gar nichts können, sagte<br />

er, wenn ich mich darauf verlassen würde, wie ich mich eben auf die<br />

Bühne hinstelle: der kleine Bucklige mit der kratzenden Stimme, mit<br />

dem urhäßlichen Gesicht. Der könnte natürlich nicht irgend etwas<br />

sein. Aber da - sagte er - habe ich mir geholfen. Ich bin eigentlich<br />

auf der Bühne immer drei Menschen: das eine ist der kleine bucklige,<br />

krächzende Mensch, der urhäßlich ist; das zweite, das ist einer, der<br />

ist ganz heraußen aus dem Buckligen und Krächzenden, der ist ein<br />

rein Ideeller, eine ganz geistige Wesenheit, und den muß ich immer<br />

vor mir haben; und dann, dann bin ich erst noch der dritte: ich krieche<br />

aus allen beiden heraus und bin der dritte, und mit dem zweiten spiele<br />

ich auf dem ersten, auf dem krächzenden Buckligen.<br />

Das muß natürlich bewußt sein, das muß etwas sein, was einem,<br />

ich möchte sagen, Handhabung geworden ist! Es ist in der Tat diese<br />

Dreiteilung etwas, was für die Handhabung der schauspielerischen

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