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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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gen, wenn er sie aus der //-Empfindung heraus gibt, als wenn er sie<br />

aus der ^-Empfindung heraus gibt, so wie das Blau anders ist neben<br />

dem Violett als neben dem Rot.<br />

Hat man daher die Möglichkeit gewonnen, neben dem anderen also<br />

zu empfinden, dann bekommt die Wechselrede das entsprechende<br />

Kolorit. Und dieses Kolorit, das hört der Zuhörer unten im Parterre,<br />

auch auf den Galerien! Und er sagt natürlich nicht, daß er es hört,<br />

denn er weiß es nicht mit dem Bewußtsein, aber er weiß es um so<br />

stärker im Instinkt. Hört er es in der richtigen Weise, so gefällt ihm<br />

die Sache, hört er es nicht in der richtigen Weise, so mißfällt ihm die<br />

Sache; dadurch drückt sich das einzig und allein aus. Und so deuten<br />

wir hier auf eine Art des Übens in der Schulung. Hat man zunächst<br />

das geübt, daß man an den einzelnen Lauten - es sind ja nur zweiunddreißig<br />

oder dreiunddreißig - die entsprechenden Empfindungen -<br />

sie kommen schon, wenn man sich ihrer nur bewußt werden will -,<br />

erlebt und wirklich dann ausgeprüft, was man für Empfindungen hat,<br />

wenn einer u, o, a, i intoniert, dann übt man, indem man probt, dadurch,<br />

daß man sich möglichst bewußt wird, wie man ja sonst auch,<br />

nicht wahr, beim Klavierüben aus dem Bewußtsein erst in die völlige<br />

Geläufigkeit übergeht -, dann übt man dieses in der Empfindung, in<br />

der Lautempfindung, in der Wortempfindung. Dann geht man allmählich<br />

im Proben dazu über, das gar nicht mehr zu beachten, sondern<br />

es völlig im Instinkt auch für die einzelnen Rollen zu haben; und dann<br />

hat man die Sache nach dieser Richtung hin fertig.<br />

Nun handelt es sich natürlich darum, daß man wiederum ein Ideal<br />

hinstellt. Denn bei dem heutigen Kulturbetriebe hat man nur oftmals -<br />

was weiß ich - zwei bis drei Proben, manchmal noch weniger. Aber,<br />

sehen Sie, man muß die Dinge schon im Ideal hinstellen. Davon gibt<br />

es verschiedene Auffassungen. Frau Wilbrandt-Baudius empfand immer<br />

so - sie war eine ganz gute Sprecherin und hatte instinktiv etwas von<br />

dem, was ich eben beschrieben habe -, daß ihr niemals eine Zahl von<br />

Proben genügend war. Sie sprach es immer wieder aus, daß man<br />

eigentlich erst richtig spielen kann, wenn man fünfzigmal schon gespielt<br />

hat vor dem Publikum; die anderen neunundvierzigmal müßte<br />

man auch als Proben ansehen. Das sprach sie immer wieder aus. Denn

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