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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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lernt auch im Musikalischen zunächst dasjenige, was man dann nicht<br />

in Konzerten vorbringt; denn es ist nicht üblich, daß man die ersten<br />

Klavier-Fingerübungen und ähnliches in Konzerten vorbringen läßt;<br />

sondern man lernt etwas und entwickelt es dann weiter, und dasjenige,<br />

was man zuerst gelernt hat, geht in den Instinkt, in die Übung,<br />

in die Gewohnheit über.<br />

Bei der Bühnenkunst macht man das nicht immer. Denn es gibt<br />

eine Bühnenkunst, und die muß wiederum dazu kommen, Laut- und<br />

Wortempfindung zu haben, und aus dieser heraus die bühnenmäßige<br />

Sprache künstlerisch zu gestalten. Es gibt eine Bühnenkunst, und es<br />

gibt eine Reinhardterei; die hat das nicht nötig, weil sie ja keine<br />

Kunst ist.<br />

Wenn wir den Dialog vor uns haben - nehmen wir zunächst den<br />

Dialog -, dann stehen zwei Menschen in Wechselbeziehung ihrer<br />

Seele. Denken Sie, wenn man bloß der Außenwelt gegenübersteht im<br />

vollen Leben, so empfindet man vokalisch, ahmt nach konsonantisch.<br />

Erwirbt man sich die Lautempfindung, so wird man wiederum etwas<br />

sehr Reiches zwischen sich und den Dingen und Wesen entwickeln.<br />

Aber wenn man einer Person gegenübersteht, dann hat man nötig,<br />

wenn außerdem noch ein Zuschauer oder Zuhörer da ist - und der<br />

gehört meiner Erfahrung nach immer zur Bühnenkunst, denn ich<br />

habe noch nicht gesehen, daß man große Freude hat, vor ganz leeren<br />

Häusern Aufführungen zu veranstalten -, schon immer mit dem<br />

Zuhörer und Zuschauer zu rechnen. Der ist also als der Dritte<br />

da. Wenn man es also damit zu tun hat, dann muß anschaulich sein<br />

in dem, was als Dialog auftritt, das ganze Wechselverhältnis der<br />

Seelen zwischen den zwei Unterrednern; das heißt, der eine Unterredner<br />

muß an dem anderen dasjenige in Lautempfindung haben, was<br />

der erlebt, der sich mit ihm unterredet. Wir haben einen ersten, einen<br />

zweiten Schauspieler, die beiden führen einen Dialog auf. Der zweite<br />

Schauspieler muß, während er zuhört, was der erste redet, in der<br />

Lautempfindung desjenigen leben können, was jener zum Ausdrucke<br />

bringt.<br />

Das wird nicht immer entsprechen der Vokalisierung oder Konsonantisierung.<br />

Denn so wie unsere heutige Sprache ist, sagen wir

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