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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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fassen. Da ist Kopf, testa und so weiter, alles zusammen, und die einzelnen<br />

Nationen wählen sich dann je nach ihrer Empfindung diejenigen<br />

Worte aus dieser gesamten Universalsprache, die eben ihrem<br />

Charakter entsprechen. Da sich das, was da als Wortbild zustande<br />

kommt, im Laufe der Zeit etwas verschiebt, sind natürlich die Sprachen<br />

scheinbar sehr voneinander verschieden. Aber in dieser Beziehung<br />

steckt das Wesentliche noch immer darinnen; selbst im groteskesten<br />

Dialektworte steckt noch immer dieses Wesentliche darinnen.<br />

Man kann da ganz interessante Studien machen. Es gibt zum Beispiel<br />

im deutschen Dialekt in Österreich das Wort «bagschirli». Man<br />

wird es so, wie es heute in seinem Lautbestand ist, als österreichischer<br />

Deutscher immer fühlen; bagschirli ist irgend etwas, was ein bißchen<br />

spaßig ist, aber doch wiederum seriös zu nehmen ist; was man liebt,<br />

weil es spaßig ist, aber doch wiederum ganz ernst betrachtet. Bagschirli<br />

ist so behaftet mit den einzelnen Nuancen. Ja, was ist dieses Wort? Es<br />

ist einfach das in den österreichischen Dialekt übersetzte possierlich.<br />

Aber diese Nuance possierlich, die empfindet der österreichische<br />

Deutsche nicht, das ist viel zu wenig gemütlich; es ist so theoretisierend,<br />

etwas als possierlich zu bezeichnen, es ist so, als ob man viel<br />

gelernt hätte. Aber der Österreicher ist nicht stolz auf das, was er<br />

gelernt hat; das sagt er nur. In Wirklichkeit, seiner inneren Empfindung<br />

nach ist er stolz auf das, was er nicht gelernt hat. Daher kann er<br />

das Wort nicht so lassen, er muß es seinem Leichten, Legeren anpassen,<br />

und dafür ist wiederum das Wort bagschirli ein ganz wunderbares<br />

Wortbild. Wenn Sie es nach den Lautempfindungen nebeneinander<br />

analysieren, possierlich und bagschirli, dann werden Sie eine<br />

ganze Welt dadrinnen haben.<br />

Sehen Sie, so kann man darauf kommen, daß in der Tat Laut- und<br />

Wortempfindung da ist. Sie sind nur ins Unbewußte, ins Halbbewußte,<br />

ins Instinktive bei den heutigen Menschen hinuntergedrängt.<br />

Aber derjenige, der zum bühnenmäßigen Sprechen kommen will,<br />

muß wiederum von der Sinn-, von der Ideenbedeutung zu der Laut-,<br />

zu der Wortbedeutung zurückkommen.<br />

Nun handelt es sich darum, daß das, was damit gemeint ist, in die<br />

Schulung übergehen muß, in die Schulung zum Bühnenkünstler. Man

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