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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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dann versucht sein, von der Sprache ganz abzusehen und auf die Anatomie,<br />

auf die Physiologie der Sprachorgane des Menschen zu gehen.<br />

Warum sollte man sich das nicht vorstellen können: Lerne ich richtig<br />

Lunge, lerne ich richtig Zwerchfell behandeln, lerne ich richtig meine<br />

Nasenorgane behandeln, dann werde ich anknüpfend daran, wenn mir<br />

das Sprechen gegeben ist, eben sprechen können in richtiger Weise.<br />

Nun ist zum Unglück noch - verzeihen Sie, daß ich den Ausdruck<br />

gebrauche - in der neueren Zeit eine sehr geistvolle, durch und durch<br />

wissenschaftliche Sprachphysiologie entstanden. Nach dieser theoretischen<br />

Sprachphysiologie kann man leicht allerlei Andeutungen für<br />

die Behandlung der Organe sowohl im Sprechen wie im Singen<br />

geben; das ist heute gar nicht besonders schwierig. Höchstens ist zu<br />

verwundern, daß, während die Sprachphysiologie doch schon zu<br />

ziemlicher Einheitlichkeit gekommen ist, jeder Methodiker des Singens<br />

und Sprechens doch wiederum anders die Sache angibt und<br />

anders orientiert. Nun ist das aber doch eine Auffälligkeit, deren<br />

Gründe wir hier natürlich nicht weiter untersuchen wollen. Aber in<br />

dieser Art kommt man weder in die Gesundung der Sprachorgane<br />

noch in das gesunde Sprechen hinein. Man muß eben, wie ich oftmals<br />

auseinandergesetzt habe, nicht ausgehen vom Sprachorganismus des<br />

Menschen, von der Anatomie und Physiologie, wenn das auch noch<br />

so sehr kaschiert ist, sondern man muß von der Sprache selbst ausgehen,<br />

die objektive, vom Menschen gesonderte Sprache als einen<br />

Organismus auffassen.<br />

Nun hat man zunächst aber das System der Vokale, die durchaus<br />

uns so entgegentreten, daß wir sie organisch erfassen können. Geradeso<br />

wie wir bei einem Menschen gut tun, wenn wir beschreiben:<br />

Kopf, Hals, Brust, Beine, und nicht: Kopf, Beine, Brust, Hals, sondern<br />

in irgendeiner Reihenfolge, die dem Organismus entsprechend<br />

ist, beschreiben, so können wir auch den Sprachorganismus, der nur<br />

beweglich ist und wiederum die Sprachelemente durcheinandermischt,<br />

erfassen, so daß uns gewissermaßen der Sprachorganismus wie eine<br />

Art Menschengespenst außerhalb des Menschen erscheint. Es ist<br />

nicht der Mensch so angeschaut, wie ihn der Anatom oder der Physiologe<br />

anschaut am menschlichen Körper; sondern es ist dasjenige außen

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