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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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tung auch die entsprechende Stimmentwickelung, Stimmgestaltung<br />

und so weiter zu finden.<br />

Im Grunde genommen ist ja die Sache so: Wenn man eine wirklich<br />

in Sprachgestaltung auftretende Dichtung hat, sagen wir also «Iphigenie»<br />

oder «Tasso», und man bereitet sie vor zum Sprechen oder<br />

namentlich zur dramatischen Darstellung auf der Bühne, so ist man<br />

von vornherein in eine Schwierigkeit versetzt. Man überspringt sozusagen<br />

zu sehr das Gefühl und gestaltet eben mehr oder weniger sogar<br />

technisch die Sprache. Daher ist es gut, einiges zur Vorbereitung zu<br />

tun; man hat nur nicht immer Zeit dazu, weil namentlich das Bühnenleben<br />

in schnellem Trab geht; deshalb kann aber immerhin doch<br />

dargestellt werden, wie die ideale Zubereitung der Sache wäre. Eigentlich<br />

sollte man in einer vollgestalteten Dichtung das Wesentliche aufsuchen,<br />

sollte sich dieses selber - wie Goethe aus der Prosa-Iphigenie<br />

die römische, die Vers-Iphigenie geformt hat - zurückverwandeln:<br />

nämlich die versifizierte Dichtung in Prosadichtung. Das sollte man<br />

im Grunde genommen bei jedem Gedichte machen, das man rezitieren<br />

will, und dann sich wirklich dem Gefühl und der Empfindung überlassen,<br />

wenn man die Prosa nun spricht. Dann aber, nachdem man<br />

möglichst die Empfindung mit der Hauptsache verbunden hat, gehe<br />

man über zu der Gestaltung. Dann wird man finden, daß man ganz<br />

instinktiv nicht nur in das Wort, sondern in die Gestaltung der Worte<br />

die Empfindung hineinbringt, wenn man in der richtigen Weise die<br />

Kräfte, die der Mensch zum Gestalten hat, verwenden kann.<br />

Daher müssen wir, anknüpfend an das eben Vorgebrachte, von dieser<br />

richtigen Gestaltung, von den Gestaltungskräften im Menschen<br />

sprechen. Sie liegen zum Teil tief in der menschlichen Organisation<br />

drinnen, für Vokalisches im Lungenteil selbst, aber vor allen Dingen<br />

in den Nachbarorganen des Kehlkopfes. Sie liegen aber auch mehr<br />

nach oben; sie liegen in der Benützung der Organe, die sich in Nase<br />

und so weiter finden, in der Gestaltung des Raumes im vorderen<br />

Munde und so weiter.<br />

Wir kommen auf diese Art, wenn wir den sprechenden Menschen<br />

ins Auge fassen, ganz selbstverständlich von der Sprache zurück zur<br />

Anatomie der Sprache, zur Physiologie der Sprache. Und man kann

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