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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Was heißt das? Das heißt, man kann etwas aussprechen; man<br />

spricht da aus seinem Gefühl, aus seiner Empfindung heraus. Das ist<br />

das eine. Man kann aber nun eine Form finden, durch die der ursprüngliche<br />

Stoff, Empfindung, Gefühl, wie sie sich prosaisch ausdrücken,<br />

gar nicht mehr wirken, in der aber durch die Formung,<br />

durch das Bild, durch den Rhythmus dasselbe bewirkt wird wie ursprünglich<br />

durch den Stoff. Dann ist durch die Formung, durch die<br />

Gestaltung der Stoff überwunden. Und in dieser Überwindung des<br />

Stoffes durch die Form suchte Schiller später eben, gerade im Aufschließen<br />

der Goetheschen Schülerschaft, das Geheimnis der Kunst,<br />

das Geheimnis des Schönen.<br />

So daß man fragen kann, indem wir jetzt die zweite, die römische<br />

«Iphigenie» in einer Probe hören: Was ist geschehen durch Goethe?<br />

Goethe versuchte den ursprünglichen Stoff durch die Form so völlig<br />

zu überwinden, daß nun die Form wirkt wie ursprünglich der in Prosa<br />

vorgebrachte Stoff.<br />

Frau Dr. Steiner: Monolog aus «Iphigenie»<br />

Heraus in eure Schatten, rege Wipfel<br />

Des alten, heiPgen dichtbelaubten Haines,<br />

Wie in der Göttin stilles Heiligtum,<br />

Tret' ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl,<br />

Als wenn ich sie zum erstenmal beträte,<br />

Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.<br />

So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen<br />

Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe;<br />

Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.<br />

Denn ach, mich trennt das Meer von den Geliebten,<br />

Und an dem Ufer steh* ich lange Tage<br />

Das Land der Griechen mit der Seele suchend;<br />

Und gegen meine Seufzer bringt die Welle<br />

Nur dumpfe Töne brausend mir herüber.<br />

Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern<br />

Ein einsam Leben führt I Ihm zehrt der Gram<br />

Das nächste Glück vor seinen Lippen weg.<br />

Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken<br />

Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne

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