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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Wort wählen? - Sondern dieses Bild ist gehört, so wie es ist. Es ist<br />

einfach gehört, so wie es ist. Es gab gar keine Gedanken, es gab nur<br />

Worte, und man schrieb die im Geiste gehörten Worte aufs Papier.<br />

Es ist also schon als Wortgestaltung, als Wort erlebt, nicht als Gedanke.<br />

So ist es bei mancherlei Szenen in diesem Mysterium. Aber man<br />

muß für so etwas wiederum ein Gefühl entwickeln. Man muß für das<br />

spirituell Lebendige des Wortes die Empfindung erleben, dann wird<br />

es wieder möglich sein, das echt Künstlerische der poetischen Gestaltung<br />

zu empfinden.<br />

Und das muß sowohl der Rezitator wie der Schauspieler. Er muß<br />

sich sagen können, etwas ist poetisch, oder, etwas ist nicht poetisch.<br />

Sonst kommt er dazu, Wildenbruchs Dramen für poetisch zu halten.<br />

Natürlich müssen wir uns klar sein darüber, daß diese Dinge, die wir<br />

aber wissen müssen, nicht gleich in den praktischen Beruf übergehen<br />

können. Denn außer den Schauspielern sind ja auch solche Direktoren<br />

da, die gar nicht aus dem Schauspielfach so hervorgegangen sind, daß<br />

sie irgend etwas wüßten über die Dinge; und da ist durchaus nicht<br />

eine Empfindung für das, was poetisch ist.<br />

Aber wenn überhaupt einmal wiederum sich im allgemeinen Geschmack<br />

ein richtiges Geschmacksurteil festgesetzt hat, dann wird das<br />

der einzige Weg sein, auf dem es nach dieser Richtung besser werden<br />

kann. Wir haben heute ein Geschmacksurteil über das poetisch Künstlerische<br />

überhaupt nicht. Daher haben die Diskussionen über die Art<br />

und Weise, wie man dies oder jenes spielen soll, in den neunziger<br />

Jahren angefangen, geradezu grotesk komisch zu werden, wenn die<br />

wichtigste Frage diese war, ob man den Ferdinand in Schillers «Kabale<br />

und Liebe» mit den Händen in den Hosentaschen üben soll oder ob<br />

man ihn nicht so wie einen Salonhelden spielen muß. Solche Diskussionen<br />

hat es gegeben. Und damit ist eigentlich vieles von der Schauspielkunst<br />

im Grunde genommen verlorengegangen.<br />

Es haben dazumal die Intellektualisten eigentlich angefangen, die<br />

Schauspielkunst zu reformieren. Es ist ja gut, wenn der Mensch denken<br />

kann, aber wenn man nichts kann als denken wie zum Beispiel<br />

Otto Brahm, der auch an der Reformation der Schauspielkunst be-

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