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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Den Entehrten flieht die Freude,<br />

Flieht die Zuversicht und Hoffnung;<br />

Alle kehren mit der Ehre<br />

Froh und jugendlich zurück.<br />

Noch versenkt in tiefer Sorge,<br />

Sieht er nicht Rodrigo kommen,<br />

Der, den Degen unterm Arme<br />

Und die Hand' auf seiner Brust,<br />

Lang' ansieht den guten Vater,<br />

Mitleid tief im Herzen fühlend,<br />

Bis er zutritt, ihm die Rechte<br />

Schüttelnd: «Iß, o guter Greis 1»<br />

Spricht er, weisend auf die Tafel.<br />

Reicher flössen nun Diego<br />

Seine Tränen: «Du, Rodrigo,<br />

Sprachst du, sprichst du mir dies Wort?» -<br />

«Ja, mein Vater! und erhebet<br />

Euer edles, wertes Antlitz.» -<br />

«Ist gerettet unsre Ehre?» -<br />

«Edler Vater, er ist tot.» -<br />

«Setze dich, mein Sohn Rodrigo,<br />

Gerne will ich mit dir speisen.<br />

Wer den Mann erlegen konnte,<br />

Ist der erste seines Stamms.»<br />

Weinend knieete Rodrigo,<br />

Küssend seines Vaters Hände;<br />

Weinend küßte Don Diego<br />

Seines Sohnes Angesicht.<br />

Wir sehen unmittelbar, wie im Epischen das Dramatische entsteht.<br />

Ich wollte diese Kapitel aus dem Herderschen «Cid» aus dem Grunde<br />

anführen, weil man daran sehen kann, wie man aus dem Sprachorganismus<br />

selber heraus nun üben soll. Alle Dinge, die ich sage, sind<br />

eigentlich praktisch gemeint.

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