28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sehen die Pflege des Zuhörens in möglichster Stille vorliegt, liegt für<br />

den Schauspieler dasjenige vor, daß er möglichst dasjenige mitspricht<br />

- natürlich nicht in Wirklichkeit, sondern im Miterleben, im<br />

Reflex, im Echo -, was der oder die Partner vorzubringen haben.<br />

Und ich möchte nun zeigen - ich will überall nur Wege angeben -,<br />

wie etwa der Weg sein könnte, den ein Zögling der dramatischen<br />

Kunst einschlägt, um zu der richtigen Verinnerlichung desjenigen zu<br />

kommen, was der dramatische Dialog oder Trialog und so weiter sein<br />

kann. Dazu möchte ich ein eminent trochäisches Gedicht vorbringen,<br />

das aber zugleich ein stark dramatisches Element enthält, das heraufholt<br />

ein stark dramatisches Element. Es beginnt ganz episch, Herders<br />

«Cid»; aber er führt stark ins Dramatische über, und er ist wunderbar<br />

trochäisch gebaut, dieser Herdersche «Cid». Ich will in diesem Zusammenhang<br />

nur das sprechen, was eigentlich derjenige, der die<br />

Übung macht, nun zu sich selber sagen müßte.<br />

Machen wir uns nun einmal klar, wie die Situation ist: Das alte<br />

Haus des Don Diego hat die Schmach erlebt, seinem Untergange entgegengeführt<br />

zu werden durch ein anderes Haus, Tief empfindet diese<br />

Schmach der Sohn des Don Diego, Rodrigo, der dann der Cid genannt<br />

wird. Die Dichtung beginnt damit, uns die Stimmung anzudeuten,<br />

in welcher der alte Don Diego ist, der vor der Schmach seines<br />

Hauses steht:<br />

Trauernd tief saß Don Diego,<br />

Wohl war keiner je so traurig;<br />

Gramvoll dacht' er Tag und Nächte<br />

Nur an seines Hauses Schmach.<br />

An die Schmach des edlen, alten,<br />

Tapfren Hauses der von Lainez,<br />

Das die Inigos an Ruhme,<br />

Die Abarkos übertraf.<br />

Tief gekränket, schwach vor Alter,<br />

Fühlt' er nahe sich dem Grabe,<br />

Da indes sein Feind Don Gormaz<br />

Ohne Gegner triumphiert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!