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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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versuchen, dasjenige uns praktisch jetzt anzuschauen, was sich dadurch<br />

offenbart, daß im trochäischen Versmaß ebenso wie im daktylischen<br />

sich das Erzählende zum Ausdrucke bringt. Es ist einfach der<br />

ursprünglichen Empfindung angemessen, Erzählendes in Trochäen<br />

darzustellen, und man empfindet auch, daß man am leichtesten den<br />

Ton der erzählenden Darstellung im trochäischen Versmaß finden<br />

kann. Damit aber wird zu gleicher Zeit am trochäischen Versmaß die<br />

Kunst vorbereitet, Prosa zu sprechen, die mehr instinktiv in die<br />

Sprachwerkzeuge, in das Herz eindringen muß.<br />

Nun handelt es sich bei der Erzählung - ich sagte das schon im<br />

ersten Vortrag -, bei dem Epischen darum, daß vor die Seele gestellt<br />

wird das Objekt, das zunächst gedacht wird. Aber es kann ja so lebhaft<br />

gedacht werden, daß man selber sich zum Werkzeug hergibt für<br />

dasjenige, was das Objekt spricht und tut. Dann geht gerade das Erzählende<br />

in das Dramatische über. Und man wird daher einen Weg<br />

finden vom Erzählen, das in sich das Dramatische enthält, das nicht<br />

jede Erzählung, nicht jedes Epos enthält, welches aber das Dramatische<br />

enthalten kann - man wird einen Weg hinüberfinden vom Erzählen<br />

zur dramatischen Darstellungskunst. Und das ist der richtige<br />

Weg, meine lieben Freunde.<br />

Wer unmittelbar beginnt zu üben mit dem Dramatischen, der veräußerlicht<br />

es, der verinnerlicht es nicht. Wer aber damit beginnt, aus<br />

dem Erzählenden zu üben, das die Phantasie voll in Anspruch nimmt,<br />

es nötig macht, sich in den anderen hinüber zu versetzen, weil er gar<br />

nicht da ist, weil man ihn selber darstellen muß, der findet den naturgemäßen<br />

Weg hinüber zum Dramatischen. Denn in einem gewissen<br />

Sinne ist es notwendig für eine richtige dramatische Darstellung, daß<br />

man nicht nur darstellt dasjenige, was man selber spricht. Das Rollenverteilen<br />

so, daß der betreffende Schauspieler nur dasjenige bekommt,<br />

was er selber zu sprechen hat, ist ein Unfug, und über diesen Unfug<br />

hilft im praktischen Bühnenbetriebe heute auch dasjenige nicht hinweg,<br />

was man gewöhnlich Regieprobe und dergleichen, Leseprobe<br />

nennt, sondern es hilft einzig und allein das hinweg, wenn man innerlich<br />

einsieht, daß man voll alles mitzuerleben hat, was der oder die<br />

Partner zu sprechen haben. Und während für den gewöhnlichen Men-

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