28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Jambus dasjenige sein, das ihn am besten in alles hineinbringt, selbst<br />

in das Trochäendrama, wenn es da ist, aber vor allen Dingen in das<br />

Prosadrama, denn er wird dadurch sich günstig Zunge und Gaumen<br />

in der richtigen Weise aneignen, daß sie gelenkig sind wie beim Konsonantensprechen,<br />

daß sie aber nicht aufdringlich sind und das Vokalesprechen<br />

verhindern.<br />

Sehen Sie, so muß man eigentlich erst denken lernen für die Sprachgestaltung.<br />

Indem Sie dies aber aufnehmen, werden Sie zugleich sehen,<br />

daß schon Künstlerisches in der Sprachgestaltung drinnen sein muß,<br />

daß Sprechen gelernt werden muß eben doch wie Gesang oder wie<br />

Musik oder wie eine andere Kunst. Daß man das stark gefühlt hat,<br />

war das Auszeichnende noch der griechischen Stilkunst auf der griechischen<br />

Bühne.<br />

Aber sehen Sie, auf dieser griechischen Bühne war auch noch etwas<br />

anderes. Da war noch ein richtiges Gefühl vorhanden für das eigentlich<br />

Poetische. Ich mußte vor wenigen Tagen wiederum so lebhaft<br />

daran denken, wie dieses griechische Stilgefühl bei den Griechen auch<br />

vorhanden war noch beim Schauspiel, bei der dramatischen Darstellung.<br />

Wir waren in London, besuchten die Ausstellung in Wembley;<br />

es war ein Theater dort, in dem wurde nun allerdings nicht ein griechisches<br />

Drama aufgeführt, aber so etwas von einem orientalischen<br />

Singdrama, gesungenen Drama. Aber es war gottvoll entzückend, es<br />

war wirklich etwas Großartiges. Und ich hoffe nur, daß Fräulein<br />

Senft dort gewesen ist, denn ich glaube, es kann daraus, daß Fräulein<br />

Senft dort gewesen ist und elektrisiert worden ist durch dasjenige,<br />

was dort gesehen werden konnte, für die Eurythmie etwas<br />

entstehen. Das gottvoll Entzückende war nämlich dieses, daß diese<br />

Schauspieler wiederum Masken gehabt haben, zuweilen sogar Tiermasken;<br />

sie sind nicht mit ihren menschlichen Gesichtern aufgetreten,<br />

aus einer Zivilisation heraus, in der man wußte, daß bei<br />

der Geste das Gesicht am wenigsten in Betracht kommt, daß die<br />

Geste am besten erstarrt bleibt in der Maske. Die griechischen Schauspieler<br />

haben Masken getragen; die orientalischen tun es also heute<br />

noch. Und das gottvoll Entzückende ist tatsächlich, daß man nun<br />

den interessanten Menschen an sich hat, den Menschen, der eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!