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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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den Daktylus in die Prosa. Und sie geht vom Jambus durch den<br />

Trochäus in die Prosa. So daß wir sagen können: Folgende Steigerung<br />

oder auch folgender Fall ist vorhanden:<br />

Daktylus Trochäus Prosa<br />

oder auch umgekehrt:<br />

Prosa Jambus Anapäst<br />

wenn Sie wollen.<br />

Nun sehen Sie, warum der empfindende Dichter auch das Drama<br />

in den Jambus gern hineinführt, wenn er das Stildrama hat. Daher<br />

die Goetheschen Jambendramen. Und derjenige, der lernen will,<br />

sagen wir Märchenlesen, tut gut, sich vorzubereiten durch Trochäenlesen.<br />

Dann wird er schon das Gefühl bekommen, im Märchen oder<br />

in der Legende, kurz, in dem, was in poetischer Prosa geschrieben ist,<br />

dasjenige auszubilden, was im Märchen ganz besonders ausgebildet<br />

werden soll: nämlich dasjenige, was durch die Konsonantisierung<br />

ganz besonders wirken soll. Lesen Sie ein Märchen auf die Vokale<br />

hin, so bekommen Sie den Eindruck des Unnatürlichen. Lesen Sie<br />

ein Märchen auf fein ausziselierte Konsonantisierung hin, so bekommen<br />

Sie den Eindruck, allerdings nicht des Natürlichen, aber des leise<br />

Gespenstischen. Das soll beim Märchen da sein. Denn wenn die Vokalintonierung<br />

herausfällt aus einem Zusammenhang, die Vokale gewissermaßen<br />

hineinschlüpfen in die Konsonanten, so hebt sich das Ganze<br />

von der Wirklichkeit ab, von der unmittelbaren Wirklichkeit, und<br />

man bekommt den Eindruck des leise Gespenstischen. Dadurch allein<br />

wird aber das Märchen, das ja die sinnliche Substanz so behandelt,<br />

wie wenn sie übernatürliche Substanz wäre, ausgesöhnt mit der<br />

menschlichen Empfindung.<br />

Wollen Sie aber dazu kommen, gerade die Wirklichkeit, den Realismus<br />

des Daseins richtig poetisch zu behandeln, dann müssen Sie<br />

sich an den Jamben heranbilden. Denn an den Jamben sich heranbilden,<br />

heißt, aus den Konsonanten nicht vollends herauskommen<br />

und dennoch an die Vokale herankommen. Und die Sprache, die so<br />

entsteht, ist diejenige, welche allein geeignet ist, auch das realistisch<br />

Dargestellte poetisch erscheinen zu lassen. Daher wird auch für den<br />

Dramatik Darstellenden, für den Schauspieler, gerade das Studium des

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