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<strong>Film</strong><br />

1304<br />

KunStmagazin.dE


KUNST Magazin<br />

SammlergeSpräcHe<br />

geführt von Jan Kage<br />

KUNST Magazin Sammlergespräche<br />

jetzt als Buch!<br />

Jennifer Becker & Stefan Haupt (Hg.)<br />

Seit 2010 lädt das KUNST Magazin einmal im Monat zu den Sammlergesprächen in Berlin in der<br />

Bar Tausend, um Geheimnisse privater Kunstsammlungen zu lüften. Zu den bisherigen Gesprächspartnern<br />

gehören Nathalie Vranken, Thomas Olbricht, Christiane zu Salm-Ko er oder das Ehepaar<br />

Haubrok. Mit welchem Kunstwerk ng es an? Wieviel Leidenschaft und Engagement steckt dahinter,<br />

und wieviel Kalkül? Wo wird gekauft, bei wem und warum? Jan Kage entlockt den Kunstsammlern<br />

unterhaltsame Anekdoten, fachkundige Einschätzungen und intime Geständnisse. Die KUNST<br />

Magazin Sammlergespräche werden nun erstmals gesammelt in einer Publikation herausgegeben.<br />

Das Buch erscheint Ende April im OFFIZIN Zürich Verlag<br />

29.90 Euro. ISBN 978-3-907496-78-7<br />

www.o zin.ch<br />

1<br />

Editorial<br />

Text: Julika Nehb<br />

Findet die zukunft des Kinos im museum statt? Wenn<br />

wirtschaftliche interessen zunehmend den inhalt und<br />

die gestaltung von <strong>Film</strong>en diktieren, scheinen Kulturinstitutionen<br />

das Refugium zu sein, um das medium künstlerisch<br />

weiterzudenken.<br />

Heinz Peter Schwerfel, künstlerischer leiter des Festivals<br />

KinO dER KunSt, spricht im interview über die ökonomische,<br />

geografische und kreative Krise der <strong>Film</strong>kunst.<br />

zugleich bescheinigt er aber auch dem Kunstfilm der<br />

letzten zehn Jahre – beispielsweise den Werken von Julian<br />

Schnabel, Eija-liisa athila, Steve mcQueen, Shirin<br />

neshat, Julian Rosefeldt, Yael Bartana oder Rebecca ann<br />

tess – in Bezug auf technik, inhalt, Konzept und darstellung<br />

einen „regelrechten Quantensprung“. das Festival,<br />

das zugleich ausstellung sein will, wird Ende april in<br />

münchen eröffnet, Präsidentin der Jury ist die Schauspielerin<br />

amira Casar.<br />

die illusionsmaschine Kino wird derzeit in einer ausstellung<br />

in memmingen reflektiert. „Beim Betrachten eines<br />

<strong>Film</strong>s sehen wir der Handlung direkt zu, das medium<br />

nimmt uns mit, und im laufe des <strong>Film</strong>s werden wir vom<br />

Beobachter zum zeugen: Wir sehen und hören, was geschieht,<br />

und erfahren die geschichte mit unseren Sinnen<br />

nahezu als Realität“, schreibt der Kurator von „Kino<br />

und der kinematografische Blick“, axel lapp. im leitartikel<br />

stellt er die ausgestellten Positionen vor.<br />

matthias Planitzer hat sich Katarzyna Kozyras ausstellung<br />

„looking for Jesus“ in der Berliner galerie Żak<br />

Branicka angesehen. die polnische Künstlerin reiste zur<br />

Osterzeit des vergangenen Jahres nach Jerusalem und<br />

begab sich mit einem <strong>Film</strong>team auf die Suche nach Personen,<br />

die sich selbst für Jesus Christus halten. Wie dabei<br />

die grenzen zwischen darstellung und Beobachtung<br />

zunehmend verschwimmen, lesen Sie auf Seite 20.<br />

ihre KunSt magazin Redaktion<br />

Translation: Brian Poole<br />

Will the future of the cinema take place in museums?<br />

With economic interests increasingly dictating the content<br />

and structure of films, cultural institutions appear<br />

to be the last refuge where artists can continue to develop<br />

film as a medium.<br />

in our interview, Heinz Peter Schwerfel, the artistic director<br />

of the festival KinO dER KunSt (Cinema of art),<br />

discusses the economic, geographic and creative crisis<br />

of the art film. But he also notes the “genuine quantum<br />

leap”—as far as technique, content, concepts, and acting<br />

are concerned—that’s taken place in the art film<br />

during the last ten years in the works of Julian Schnabel,<br />

Eija-liisa athila, Steve mcQueen, Shirin neshat, Julian<br />

Rosefeldt, Yael Bartana, and Rebecca ann tess, among<br />

others. the festival, which is also conceived as an exhibition,<br />

will open at the end of april in munich. the president<br />

of the jury is the actress amira Casar.<br />

the cinema as ‘illusion machine’ has been the source<br />

of much reflection at an exhibition in memmingen. as<br />

axel lapp, the curator of the exhibition “Cinema and the<br />

Cinematographic Perspective,” notes in our lead article:<br />

“While we are watching a movie, we see the action<br />

immediately in front of us; the medium takes us with<br />

it, and over the course of the movie we change from<br />

observer to witness: we see and hear what is happening,<br />

and we experience the story with our own senses<br />

almost as if it were reality.” lapp’s article offers us a preview<br />

of the works being exhibited there.<br />

matthias Planitzer visited Katarzyna Kozyra’s exhibition<br />

“looking for Jesus” at the Berlin gallery Żak Branicka.<br />

during the Easter holidays last year the Polish artist<br />

travelled to Jerusalem and set off with a film crew in<br />

search of people who believe they are Jesus Christ. On<br />

page 20 you’ll find out just how blurry the borders between<br />

acting and observing can become.<br />

Your KunSt magazin team<br />

3


diesen monat auf www.kunst-magazin.de<br />

guy Ben-ner (*1969):<br />

if only it was as easy to<br />

banish hunger by rubbing<br />

the belly as it is to<br />

masturbate (<strong>Film</strong>still)<br />

2009, 1-Kanal-Video,<br />

Farbe, ton, 16’30’’<br />

© Courtesy guy Ben-ner<br />

und Konrad Fischer,<br />

galerie, düsseldorf<br />

tzu nyen HO:<br />

the Cloud of unknowing,<br />

2011, Videostill<br />

© tzu nyen HO<br />

4<br />

annette hollywood:<br />

der Sammler, 1997/ 2013,<br />

Videostills<br />

© annette hollywood<br />

© Courtesy galerie thore<br />

Krietemeyer, Berlin<br />

2. April 2013<br />

Besser scheitern in <strong>Film</strong> und Video<br />

mittels 20 Video- und <strong>Film</strong>arbeiten internationaler<br />

Künstlerinnen von den 1960er-Jahren bis heute beschäftigt<br />

sich die Hamburger Kunsthalle mit dem thema<br />

„Scheitern in der Kunst“. mal spielerisch, mal tragisch<br />

oder komisch wird dieses große tabu der moderne in<br />

Szene gesetzt.<br />

8. April 2013<br />

Georg Baselitz im Porträt<br />

georg Baselitz zählt zu den bekanntesten Künstlern<br />

weltweit. Für eine dokumentation ließ er die <strong>Film</strong>emacherin<br />

Evelyn Schels hinter die türen seiner ateliers in<br />

deutschland und italien sowie in Fotoalben blicken und<br />

gibt so einen ungewohnten Einblick in seine arbeit und<br />

sein Privatleben.<br />

12. April 2013<br />

Videokunst in Asien 2002 bis 2012<br />

unter dem titel „move on asia“ präsentiert das zKm –<br />

zentrum für Kunst und medientechnologie in Karlsruhe<br />

eine umfangreiche ausstellung von „moving images“,<br />

u. a. aus indien, China, Pakistan, Japan, thailand und<br />

Vietnam.<br />

15. April 2013<br />

Castor & Pollux – Das Schlusswort<br />

matthias Planitzer ist passionierter Kunstkritiker und<br />

Blogger. Für sein Schlusswort ist er für uns jeden monat<br />

in der Berliner Kunstszene unterwegs und nimmt eine<br />

aktuelle ausstellung unter die lupe.<br />

22. April 2013<br />

Rosa Barba. Time as Perspective<br />

Fasziniert vom <strong>Film</strong> arbeitet Rosa Barba vorwiegend mit<br />

zelluloid, licht, Projektor und Sound. Eine Publikation<br />

dokumentiert ihr neuestes Projekt „times as Perspective“,<br />

welches im Kunsthaus zürich und in der Bergen<br />

Kunsthall in norwegen gezeigt wurde.<br />

26. April 2013<br />

annette hollywood<br />

in annette hollywoods <strong>Film</strong> „der Sammler“ eröffnen<br />

sich Einblicke in die psycho-soziale dimension des Sammelns.<br />

Wie durch unsere visuelle Kultur der massenmedien<br />

illusionen geprägt werden und mechanismen des<br />

Kunstbetriebs funktionieren, reflektiert annette hollywood<br />

auf ironische Weise in ihrem Œuvre.<br />

inhalt<br />

Content<br />

Künstlerfilme werden immer besser<br />

artist <strong>Film</strong>s are getting Better and Better<br />

interview mit Heinz Peter Schwerfel: Julika nehb ................................................................................................................... 6<br />

Kino und der kinematografische Blick<br />

Cinema and the Cinematographic Perspective<br />

text: axel lapp ................................................................................................................................................................................... 12<br />

„ich heiße Joseph Cassel und ich bin gott.“<br />

Katarzyna Kozyras ausstellung „looking for Jesus“ bei Żak Branicka<br />

text: matthias Planitzer .................................................................................................................................................................20<br />

Sammlergespräch mit marc Fiedler: „Ein Blick, eine auseinandersetzung, ein gefühl“<br />

Conversations with Collectors – marc Fiedler: “a glance, an encounter, a feeling”<br />

interview: Jan Kage ......................................................................................................................................................................... 24<br />

Buchvorstellungen<br />

Book Reviews ..................................................................................................................................................................................... 28<br />

ausstellungshinweise<br />

gallery announcements ................................................................................................................................................................30<br />

ankündigung: Sammlergespräch mit Heinz lohmann ........................................................................................................46<br />

impressum<br />

imprint ................................................................................................................................................................................................46<br />

Bildnachweise<br />

Titelbild: Janet Cardiff & george Bures miller: the Paradise institute, 2001, mixed media, Video, 13 min. innenansicht.<br />

Courtesy by the artists and galerie Barbara Weiss, Berlin, Foto: Federico del Prete. Vgl. ausstellungshinweis S.45.<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn für die Werke von<br />

matthias Brunner, terence Carr, Frank darius, EVa & adElE, Wolfgang Ellenrieder, gunda Förster, annette hollywood, leiko ikemura, isaac Julien,<br />

Franziska Klotz, Katrin von lehmann, Jan-Peter manz, georg netzband, Sigrid Sandmann, John Stezaker, Clemens von Weemeyer<br />

5


„Künstlerfilme werden immer besser“<br />

“artist <strong>Film</strong>s are getting Better and Better”<br />

Während sich die Kunstwelt Ende april in Berlin anlässlich<br />

des gallery Weekends zusammenscharen wird,<br />

steht münchen zur selben zeit ganz im zeichen des<br />

künstlerischen <strong>Film</strong>s. das Kunstfilmfestival KinO dER<br />

KunSt (24.–28.4.) zeigt in einem hochkarätigen Rahmenprogramm<br />

Künstlerfilme von 1920 bis heute, darunter<br />

solche von luis Buñuel und Salvador dalí, marcel<br />

duchamp, man Ray, Rebecca Horn, Julian Schnabel,<br />

Eija-liisa athila, Steve mcQueen, Shirin neshat, Julian<br />

Rosefeldt und Pipilotti Rist (sämtliche termine unter<br />

www.kinoderkunst.de). die teilnehmer des Wettbewerbs<br />

konkurrieren um zwei Hauptpreise, die von einer<br />

Jury vergeben werden, bestehend aus der new Yorker<br />

Künstlerin Cindy Sherman, dem Briten isaac Julien sowie<br />

defne ayas, direktorin am Witte de With, Center for<br />

Contemporary art in Rotterdam. isaac Julien ist zudem<br />

eine Retros pektive gewidmet. Wir sprachen mit dem<br />

autor (u. a. „Kino und Kunst – Eine liebesgeschichte“),<br />

Journalisten und <strong>Film</strong>emacher Heinz Peter Schwerfel,<br />

künstlerischer leiter des Festivals, über das wechselseitige<br />

Verhältnis von Kunst und Kino.<br />

Interview mit Heinz Peter Schwerfel: Julika Nehb<br />

Herr Schwerfel, ein bekannter Kunstkritiker sagte, Kino<br />

sei die größte Kunstform, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht<br />

hat. Wie stehen Sie dazu? Wie verhält es<br />

sich damit Ihrer Einschätzung zufolge im neuen Jahrtausend?<br />

Vor Superlativen wie „größte“ hüte ich mich, aber Kino<br />

ist natürlich ein Kind des 20. Jahrhunderts, und ich<br />

schließe mich den Franzosen an, die Kino selbstredend<br />

als die „Siebente Kunst“ bezeichnen. Eine Kunst, die leider<br />

zu anfang des neuen Jahrhunderts in eine kreative,<br />

ökonomische und geografische Krise geraten ist – der<br />

Ort Kino ist bedroht, das Wirtschaftsmodell Kino und<br />

das Kunstwerk Kinofilm, denn herausragende Kinofilme<br />

werden immer seltener.<br />

Sie haben die Wechselbeziehung zwischen <strong>Film</strong> und<br />

Kunst als Liebesgeschichte beschrieben. Wie sind die<br />

Rollen in dieser Beziehung heute verteilt?<br />

die bildende Kunst benutzt Kino und <strong>Film</strong>sprache mehr<br />

als je zuvor als Rohmaterial, denn sie hat das Story-telling<br />

für sich entdeckt, und Kino ist nun mal global verständlich.<br />

gleichzeitig setzt die <strong>Film</strong>industrie verstärkt auf die<br />

ideen der Künstler und bietet diesen große Stoffe und<br />

Budgets an.<br />

6<br />

the art world will soon be converging in Berlin at the<br />

end of april for the gallery Weekend. at the same time,<br />

munich will be awash in artistic films. the art film festival<br />

KinO dER KunSt (Cinema of art, 24.–28.4.) will be<br />

showing a top-notch panoply of artist films dating from<br />

1920 to the present, featuring among them highlights<br />

by luis Buñuel, Salvador dalí, marcel duchamp, man Ray,<br />

Rebecca Horn, Julian Schnabel, Eija-liisa athila, Steve<br />

mcQueen, Shirin neshat, Julian Rosefeldt and Pipilotti<br />

Rist. (the dates are posted at: www.kinoderkunst.de.)<br />

the participants of the film festival will be battling for<br />

two prizes awarded by a jury composed of the new York<br />

based artist Cindy Sherman, the British artist isaac Julien,<br />

and defne ayas, who is the current director of Witte de<br />

With, Center for Contemporary art in Rotterdam. there<br />

will also be a retrospective dedicated to isaac Julien’s<br />

works. We spoke with the director of the festival, Heinz<br />

Peter Schwerfel—a journalist, filmmaker, and author of<br />

the book Cinema and Art – A Love Story, among other<br />

works—about the reciprocal relationship between art<br />

and film.<br />

Translation: Brian Poole<br />

Mr Schwerfel, a famous art critic once said that film was<br />

the greatest art form the 20 th century produced. What’s<br />

your take on that? And what’s your assessment of film<br />

in the new millennium.<br />

i use superlatives like “the greatest” sparingly. But the<br />

cinema is indeed a child of the 20 th century, and i agree<br />

with the French who quite naturally refer to the cinema<br />

as “the seventh art”. unfortunately, it’s an art form that<br />

has drifted into a creative, economic and geographical<br />

crisis at the beginning of this century. the cinema as a<br />

location is in jeopardy, as is the economic model of the<br />

cinema and the art form of the cinema movie—and excellent<br />

cinema movies are increasingly hard to find.<br />

You’ve described the reciprocal relationship between<br />

film and art as a love story. How are the roles in this relationship<br />

divided up these days?<br />

the fine arts use the cinema and the cinematic idiom<br />

more than ever before as raw material—they’ve discovered<br />

story telling, and cinema is quite simply a universally<br />

understood medium. at the same time, the movie<br />

industry has been increasingly betting on the ideas of<br />

the artists, and they’ve been offering them vast materials<br />

and large budgets.<br />

maya zack: Black and White Rule, iSR 2011, materials: red 4k, duration: 18 min.<br />

Welche Regisseure der jüngeren Vergangenheit haben<br />

sich ganz bewusst an der bildenden Kunst orientiert, sie<br />

sozusagen geplündert, und bei welchen geschah dies<br />

eher unbewusst? Welche <strong>Film</strong>emacher der jüngeren Generation<br />

sind Ihnen durch eine eigene visuelle Sprache<br />

aufgefallen?<br />

das Kino plündert die Kunst nicht, es lernt von ihr. Vor<br />

allem Regisseure, die konventionelle narration verweigern,<br />

so wie moderne maler die zentralperspektive verweigern,<br />

schielen auf die Kunst. der frühe tarantino unbewusst,<br />

Christopher nolan oder tom tykwer bewusst.<br />

Sie sagten, der Vorteil der „Traumfabrik Hollywood“<br />

gegen über der zeitgenössischen Kunstproduktion wären<br />

die sehr viel größeren Budgets, um bestimmte Bildwelten<br />

umzusetzen. Wie groß ist die Macht des Kinos,<br />

wenn es um die Beeinflussung unseres kulturellen Bildgedächtnisses<br />

geht?<br />

die macht des Kinos ist geschrumpft, erst durch das<br />

Fernsehen, dann durch den musikclip und heute durch<br />

das internet. deshalb fürchte ich, dass aktuell die Bildersuppe<br />

der massenmedien, inklusive Werbung, das kulturelle<br />

gedächtnis stärker prägen als Kino oder Kunst.<br />

Das Festival widmet sich dem Verhältnis von Kunst und<br />

Kino, welches durch die Suche der Gegenwartskunst<br />

nach einer „global verständlichen Sprache des bewegten<br />

Bildes“ geprägt ist. Findet das Kino der Zukunft also<br />

im Museum statt?<br />

zumindest auch im museum, denn das Kino braucht ein<br />

wirtschaftlich unabhängiges experimentelles laboratorium<br />

für neue, professionell und auf hohem niveau<br />

formulierte ideen, und das kann heute nur der Kunstbetrieb<br />

sein und nicht das internet und Youtube.<br />

Which directors in recent years have consciously oriented<br />

themselves around the fine arts—plundering them,<br />

as it were? And who among them have done so rather<br />

unconsciously? Which filmmakers of the younger generation<br />

seem to you to be using their own visual language?<br />

the films do not plunder the arts; they learn from them.<br />

Particularly those directors who refuse to use conventional<br />

narration, much as modern painters refuse to offer<br />

a central perspective, have their eye on the arts: the<br />

early tarantino, unconsciously; Christopher nolan and<br />

tom tykwer, consciously.<br />

You’ve said that the advantage of the “dream factory<br />

Hollywood” by comparison with contemporary art production<br />

lies in the much larger budgets they can command<br />

in order to produce certain pictorial worlds. How<br />

large is the power of the cinema in the sense of its ability<br />

to influence our cultural memory of images?<br />

the cinema’s power has declined—first due to television,<br />

then through the music clip, and now through the<br />

internet. that’s why i fear that, today, the mishmash of<br />

images in mass media, including commercials, has a<br />

larger influence upon cultural memory than the cinema<br />

and the arts.<br />

The festival is dedicated to the relationship between<br />

the fine arts and the cinema—cinema characterised<br />

here as shaped by contemporary art’s search for a “globally<br />

comprehensible language of moving images”. Is the<br />

cinema of the future going to take place in museums?<br />

Well, at least also in museums. the cinema is in need of<br />

an economically independent experimental laboratory<br />

for new professional and sophisticatedly formulated<br />

7


isaac Julien, Baltimore i 2003, installation view, 3rd Berlin Biennial, germany, three-screen installation, black & white / colour 16mm<br />

dVd transfer, sound, 11’00”, Courtesy of the artist, Victoria miro gallery, london,metro Pictures, new York and galería Helga de alvear, madrid


max Weinman: apsis, uSa 2012, materials: Hd, duration: 14 min.<br />

Frühere filmische Künstlerbiografien, beispielsweise<br />

„Mein Mann Picasso“, stellten den narrativen Gehalt<br />

weit über die Auseinandersetzung mit der Kunst. Hat<br />

sich diese Tendenz im Hinblick auf jüngere filmische<br />

Künstlerfilme wie „Gerhard Richter Painting“, „Ai Wei<br />

Wei: Never Sorry“ oder „Renoir“ geändert?<br />

da müssen Sie unterscheiden zwischen Fiktion und dokumentation.<br />

dokumentarfilme über Künstler haben<br />

früher nur selten den Sprung ins Kino geschafft, selbst<br />

wenn sie deutlich spannender als „gerhard Richter<br />

Painting“ waren. denken Sie an Clouzots „Picasso“. und<br />

„Pollock“ von Ed Harris war sicher besser als „Renoir“.<br />

der von ihnen zitierte „Picasso“ stellt allerdings einen<br />

absoluten tiefpunkt in der geschichte von Kino und<br />

Kunst dar. ich sehe da also keine großen Veränderungen<br />

und sicher keinen Fortschritt. den gibt es eher bei Kinofilmen<br />

bildender Künstler wie Julian Schnabel, Steve<br />

mcQueen, Shirin neshat.<br />

10<br />

ideas—and, today, that can only mean the art world,<br />

and not the internet or Youtube.<br />

Earlier cinematic artist biographies—like “Surviving<br />

Picasso”—emphasise the narrative content far more<br />

than the examination of art. Has this tendency changed<br />

with the advent of more recent movies on artists like<br />

“Gerhard Richter Painting,” “Ai Weiwei: Never Sorry,” or<br />

“Renoir”?<br />

Here, we have to differentiate between fiction and<br />

documentary. documentary films about artists have<br />

rarely made it to the cinema in the past, even though<br />

they’ve been far more thrilling than “gerhard Richter<br />

Painting” was. Just think of Clouzot’s “the mystery of<br />

Picasso”. and Ed Harris’s film “Pollock” was certainly better<br />

than “Renoir”. the “Picasso” movie you mentioned<br />

actually marks the nadir in the history of film on art. So<br />

i don’t see much change here, and certainly no progress.<br />

Wo verlaufen die Grenzen des Kinos, wenn es um die<br />

Auseinandersetzung mit und die Wiedergabe von Kunst<br />

geht? Wie gehen <strong>Film</strong>emacher mit Übersetzungsproblemen<br />

um?<br />

Kino ist oft nicht nur an narrative, sondern auch an<br />

inhalt liche Klischees gekettet, beispielsweise an das alte<br />

lied vom Künstler als einsamem Helden im Schaffenskampf.<br />

an solchen Klischees scheitert es immer wieder.<br />

Vor dem Münchner Festival KINO DER KUNST leiteten<br />

Sie seit 2002 die Kunstfilmbiennale in Köln und Bonn.<br />

Die Qualität des Festivals ist in den vergangenen Jahren<br />

immer weiter gestiegen. Welche Erwartungen haben<br />

Sie persönlich an den Wettbewerb?<br />

die Qualität der Kunstfilmbiennale und jetzt von KinO<br />

dER KunSt steigt, weil die Künstlerfilme immer besser<br />

werden – technisch, inhaltlich, konzeptuell, darstellerisch.<br />

ich würde da in den zehn letzten Jahren von einem<br />

regelrechten Quantensprung sprechen, und genau diese<br />

Entwicklung spiegelt sich auch im Wettbewerb von<br />

KinO dER KunSt.<br />

Herr Schwerfel, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

there’s more progress to be seen in the movies on artists<br />

like Julian Schnabel, Steve mcQueen, and Shirin neshat.<br />

Where do the borders lie in cinema, as far as art and the<br />

representation of art is concerned? How do filmmakers<br />

deal with the problems of translation?<br />

Cinema is often bound not only to narrative, but also to<br />

thematic clichés—for example, that old saw about the<br />

artist as lonely hero engaged in a battle to create something.<br />

again and again the movies run aground with<br />

such clichés.<br />

In addition to your involvement with the festival KINO<br />

DER KUNST, you have also directed the Art <strong>Film</strong> Biennale<br />

in Cologne and Bonn since 2002. The quality of the festival<br />

has been rising steadily in recent years. What expectations<br />

do you have, personally, for the competition?<br />

the quality at the art <strong>Film</strong> Biennale, and now again at<br />

KinO dER KunSt, has been rising because the artist films<br />

have been getting better and better, technically, conceptually,<br />

plot-wise, as well as in terms of acting. i would<br />

even speak of a genuine quantum leap during the last<br />

ten years, and precisely this development is reflected at<br />

the film festival competition KinO dER KunSt.<br />

Mr Schwerfel, thank you for the conversation.


Kino und der kinematografische Blick<br />

Cinema and the Cinematographic Perspective<br />

Text: Axel Lapp<br />

die über 100-jährige geschichte des Kinos hat nicht nur<br />

innerhalb des mediums bahnbrechende Entwicklungen<br />

durchlaufen – von der handbetriebenen Kurbelkamera<br />

bis hin zur digitalen animation und zur 3d-Projektion –,<br />

sondern im laufe dieser zeit auch unsere Wahrnehmung<br />

und dadurch uns selbst grundlegend verändert.<br />

Wir erfahren die Welt jenseits unseres eigenen Horizonts<br />

über gespräche und mediale Vermittlung, durch<br />

Berichte, Erzählungen und geschichten und malen<br />

uns diese häufig nach unserer eigenen Vorstellung<br />

aus. mit der Fotografie und den bewegten Bildern des<br />

<strong>Film</strong>s nehmen wir diese jedoch auch als Realität wahr<br />

und machen auf diese Weise Erfahrungen, die sich von<br />

tatsächlich Erlebtem kaum unterscheiden. Wir haben<br />

eine genaue Vorstellung von new York, San Francisco<br />

oder Peking, lange bevor wir diese Orte selbst bereisen;<br />

wir wissen um Fantasy-Welten und liebesschmerz, um<br />

geheim agenten, Sissi und Kriminalgeschichten. Wir haben<br />

eine Erinnerung an geschehnisse, die uns über den<br />

<strong>Film</strong> vermittelt wurden und die sich nun mit den Erinnerungen<br />

an unsere eigenen Erfahrungen vermischen.<br />

die ausstellung „KinO und der kinematografische Blick“<br />

dokumentiert dieses Phänomen einer verschwimmenden<br />

Realität mit künstlerischen arbeiten in den unterschiedlichsten<br />

medien.<br />

12<br />

Translation: Brian Poole<br />

the over 100-year-old history of the cinema has not only<br />

passed through pioneering developments within the<br />

medium itself, from the hand-powered crank camera<br />

to digital animation and 3d projection; over time, it has<br />

also fundamentally changed our perception—and thus<br />

it has changed us.<br />

We experience the world beyond our own horizon<br />

through conversations and through media—through<br />

reports, stories and historical narratives—and we often<br />

embroider them according to our own imagination. We<br />

perceive photographs and the moving pictures of films<br />

as if they, too, were real, and in this manner we accrue<br />

experiences that can hardly be distinguished from what<br />

we’ve factually experienced. We have a precise notion of<br />

new York, San Francisco, and Peking long before we travel<br />

to these places; and we know what fantasy worlds,<br />

the pangs of love, the movie Sissi, and conventional<br />

thrillers are. We remember events that have come to us<br />

through film and that now blend in with our memories<br />

of our own experiences. the exhibition “Cinema and the<br />

Cinematographic Perspective” documents this phenomenon<br />

of a blurred reality with artistic works in various<br />

media.<br />

Clemens von Wedemeyer: Occupation, 2001, Video, 35mm, 8‘, © Vg Bild-Kunst Bonn<br />

geschichten werden im <strong>Film</strong> aufs Äußerste konzentriert.<br />

in anderthalb bis zwei Stunden – selten nur werden<br />

es mehr – müssen die Charaktere eingeführt, die Handlung<br />

entwickelt, der Höhepunkt erreicht und das Ende<br />

schlüssig sein. Ein Roman braucht dafür meist sehr viel<br />

mehr zeit und kann sich dabei auch dem luxus der<br />

langsamkeit und der Komplexität hingeben. dabei erfahren<br />

wir die geschichte über das medium des texts<br />

und schmücken uns eine Vorstellung dazu aus. Beim<br />

Betrach ten eines <strong>Film</strong>s dagegen sehen wir der Handlung<br />

direkt zu, das medium nimmt uns mit, und im laufe<br />

des <strong>Film</strong>s werden wir vom Beobachter zum zeugen:<br />

Wir sehen und hören, was geschieht, und erfahren die<br />

geschichte mit unseren Sinnen nahezu als Realität.<br />

Kamera einstellungen, montage und Schnitt, Kulisse,<br />

ausleuchtung, Kostüme, maske sowie die untermalung<br />

mit geräuschen und musik tun ein Übriges. in einer<br />

illu sion der teilhabe leiten sie uns durch die Handlung<br />

und bilden selbst auf vielfältige Weise unsere Erfahrung<br />

während des Betrachtens ab. alle Emotionen sind möglich<br />

und werden vom medium auch aktiv genutzt.<br />

Es ist gerade diese Fähigkeit von Kino und <strong>Film</strong>, über alle<br />

Sinne die aufmerksamkeit der Betrachter auf sich zu<br />

ziehen und diese ganz in eine andere „Realität“ eintauchen<br />

zu lassen, die Jason Silva in seinem Kurzfilm „the<br />

in movies, the stories are extremely concentrated.<br />

Within no more than two hours—a movie is seldom<br />

longer—the characters have to be introduced, the plot<br />

has to be developed, the climax has to be reached, and<br />

the dénouement has to appear consistent. a novel usually<br />

requires much more time, and to achieve its ends it<br />

can also abandon itself to the luxury of a slow tempo<br />

and considerable complexity. We experience the storyline<br />

through the medium of the text, and we embellish<br />

our own impressions of it. But when we are watching<br />

a movie, we see the action immediately in front of us;<br />

the medium takes us with it, and over the course of<br />

the movie we change from observer to witness: we see<br />

and hear what is happening, and we experience the<br />

story with our own senses almost as if it were reality.<br />

the camera’s perspective, the montage and cutting,<br />

the scenery, lighting, costumes, and makeup, as well<br />

as the accompaniment with sound and music, add the<br />

final touches. in this illusion of participation, all these<br />

aspects lead us through the plotline, depicting, in a myriad<br />

of ways, our experience while we are watching the<br />

screen. all emotions are possible, and they are actively<br />

used by the medium.<br />

in his short film “the immersive Power of Cinema” Jason<br />

Silva describes precisely this ability of cinema and<br />

13


immersive Power of Cinema“ beschreibt. in einer sehr<br />

unterhaltsamen tour de Force durch Phänomene und<br />

theorien des <strong>Film</strong>s nutzt der darstellende Philosoph<br />

Silva die mittel des <strong>Film</strong>s, um dessen Funktionsweisen<br />

zu erläutern. „the immersive Power of Cinema“ funktioniert<br />

denn auch fast als ein trailer für die gesamte<br />

ausstellung.<br />

Clemens von Wedemeyer spielt in vielen seiner arbeiten<br />

mit kinematografischen Konventionen. Was geschieht<br />

im Raum des Kinos, welche Konstruktionen sind nötig,<br />

um das gesehene glaubhaft zu vermitteln, wie unterscheidet<br />

es sich vom draußen? Wie kann man die etablierten<br />

techniken des Kinofilms nutzen und hinterfragen?<br />

in der frühen Videoarbeit „Occupation“ setzt<br />

Wedemeyer sich besonders mit der Wirkungsweise und<br />

Bedeutung filmischer Effekte auseinander. die Situation<br />

ist ein nächtlicher dreh auf einer Wiese. Es soll eine massenszene<br />

aufgezeichnet werden, und wir sehen „Schauspielern“<br />

und dem „<strong>Film</strong>team“ bei den Vorbereitungen<br />

zu. Scheinwerfer und Kameras werden positioniert, Orientierungslinien<br />

ins gras gezogen, die Schauspieler instruiert,<br />

die ihre Bewegungen als und in der gruppe proben.<br />

Schnell wird klar, dass dies kein echter <strong>Film</strong>dreh ist,<br />

dass hier einzelne Effekte aneinandergereiht und vorgeführt<br />

werden, es gibt keine nachvollziehbare Handlung.<br />

und doch ergeben sich mithilfe der musik, die einzelnen<br />

Szenen unterlegt ist, und aus dem Verhältnis von licht<br />

und dunkel, von Schärfe und unschärfe kurze momente<br />

der Spannung, der Erwartung, der Emotion, die dem tatsächlich<br />

gesehenen Bedeutungstiefe unterstellen.<br />

georg Parthen untersucht in den Fotografien seiner<br />

„multiplex“-Serie die Räume des Kinos, die natürlich als<br />

Präsentationsräume auch einen großen anteil am Kino-<br />

Erlebnis haben. Es ist kaum vorstellbar in diesen Kinozentren<br />

mit ihren lauten dekoelementen in Blau und<br />

Pink, überdimensionierten Popcornbars und <strong>Film</strong>aufstellern,<br />

einen historischen Schwarz-Weiß-<strong>Film</strong> zu sehen:<br />

Programmkinos sehen üblicherweise anders aus. die<br />

geschichte des Kinos ist eine geschichte der Sehgewohnheiten<br />

und der Publikumserfahrung – von Hinterzimmerkinos<br />

über <strong>Film</strong>theater und Kinopaläste mit<br />

doppelsitzen und Platzanweisern bis hin zu Freiluftkinos<br />

und multiplexen. Viele innerstädtische Kinos mussten<br />

schließen. ihre Säle waren zu groß oder sie waren<br />

zu klein, die neue technik ließ sich bei sinkenden Besucherzahlen<br />

dann auch nicht mehr finanzieren. dieses<br />

Kinosterben begann schon vor mehr als 50 Jahren mit<br />

der allgemeinen Verbreitung des Fernsehens. trotzdem<br />

sehen wir heute mehr <strong>Film</strong>e als je zuvor, wenn auch<br />

nicht unbedingt in einem Kinosaal, sondern zu Hause<br />

im Wohnzimmer und bisweilen auch unterwegs.<br />

Wir leben mit <strong>Film</strong>en, mit ihren geschichten und darstellern,<br />

und unser Wissen und unsere Erfahrungen sind<br />

geprägt durch jene <strong>Film</strong>e, die wir im laufe der zeit gesehen<br />

haben. unsere Realität ist dadurch einer ständigen<br />

14<br />

film to capture our attention using all the senses, entirely<br />

submerging us into another ‘reality’. in his thoroughly<br />

entertaining tour-de-force jaunt through film phenomena<br />

and film theory, the performance philosopher<br />

Silva uses the medium of film in order to explain the<br />

manner in which it functions. “the immersive Power of<br />

Cinema” almost serves as a trailer for the entire exhibition.<br />

in many of his works Clemens von Wedemeyer plays<br />

with cinematographic conventions. What happens in<br />

cinematic space? What constructions are necessary in<br />

order to convey what is shown in a credible manner, and<br />

how is it distinct from what’s outside the cinema? How<br />

can we use the established techniques of movies and<br />

call them into question? in his early video work “Occupation”<br />

Wedemeyer deals with the particular modes<br />

and meanings of cinematic effects. the scene is one of<br />

a night-time shooting on a lawn. it’s supposed to be a<br />

crowd scene, and we watch the ‘actors’ and the ‘film<br />

team’ preparing to start shooting the movie. the spotlights<br />

and the cameras are positioned, lines for orientation<br />

are drawn in the grass, actors are instructed, and<br />

their movements both as a group and within the group<br />

are rehearsed. it soon becomes clear, however, that this<br />

is no real film shoot—here, isolated effects are strung<br />

together and acted out, but there’s no comprehensible<br />

plot. and yet with the aid of the music underlying the individual<br />

scenes, and with the use of light and darkness,<br />

and of sharp focus or blurriness, we nevertheless experience<br />

short moments of suspense, of expectation, and<br />

of emotion, which attribute a deeper meaning to what<br />

we’ve actually seen.<br />

in photos of his “multiplex” series georg Parthen investigates<br />

the spaces of the cinema, which, as locations for<br />

presenting films, of course also have a large influence<br />

upon our cinematic experience. it’s almost impossible<br />

to watch a historical black and white movie in those<br />

multiplex cinema centres with their blue and pink decorative<br />

elements, and their oversized popcorn bars and<br />

film displays. Cinemas that develop their own programmes<br />

usually look different. the history of the cinema is<br />

a history of visual habits and of the audience’s experience—from<br />

backroom cinemas and film theatres to cinema<br />

palaces with double seats and ushers, to drive-in<br />

and open-air cinemas and multiplexes. many inner-city<br />

movie theatres have had to close. they were either too<br />

large or too small; moreover, with audience sizes shrinking,<br />

the new technology they would have required<br />

could no longer be financed. the decline of the cinema<br />

already started more than 50 years ago with the spread<br />

of television. and yet we watch more movies today than<br />

ever before, although we don’t necessarily watch them<br />

in the movie theatre—we can watch them at home or<br />

even while we’re on the road. We live with movies, with<br />

their stories and actors, and both our knowledge and<br />

our experiences have been shaped by the films we’ve<br />

seen over time. Our reality has thus been subjected to<br />

continuous change. martina Sauter deals directly with<br />

ming Wong: me as Brigitte mira as Emmi (angst essen / Eat fear), 2008, C-Print, 120 x 100 cm<br />

15


Veränderung unterworfen. martina Sauter thematisiert<br />

genau diese Veränderung. Sie ergänzt ihre eigenen<br />

Foto grafien durch ausschnitte aus bekannten <strong>Film</strong>en,<br />

allerdings nicht digital am Computer, sondern mit tatsächlichen<br />

abzügen, die sie mit kleinem abstand übereinandermontiert,<br />

sodass man am Objekt tatsächlich den<br />

unterschied zwischen den Bildebenen wahrnehmen<br />

kann. Eine weitere Serie von Fotografien entstand in<br />

einer verlassenen Westernkulissenstadt in Kalifornien,<br />

die nie war, was sie zu sein vorgab, aber trotzdem immer<br />

noch aussieht, wie man sich nach dem Betrachten<br />

solcher <strong>Film</strong>e eine historische Siedlung in amerika vorstellt.<br />

Jana müller arbeitet ebenfalls mit den Erwartungen<br />

und filmischen Sehgewohnheiten der Betrachter.<br />

Sie verweist auf das weitverbreitete Krimigenre. in ihrer<br />

installation „leichter Krimi“ präparierte sie Kleidungsstücke<br />

und andere utensilien unter glasplatten. Von<br />

Scheinwerfern beleuchtet, werden sie zu andauernden<br />

forensischen Spuren einer nicht näher bestimmten<br />

Krimi nalgeschichte und machen den ausstellungsort so<br />

zum imaginären tatort.<br />

die Bilder von Friedemann Hahn dagegen präsentieren<br />

eine malerische Sicht auf ikonische motive der <strong>Film</strong>geschichte.<br />

Sein material sind Standfotos, deren spezifischen<br />

Blick mit der Kamera er mit großer geste auf<br />

die leinwand adaptiert. Jack nicholson spielt da eine<br />

Rolle in „China town“, aber auch Ernst udet, zumindest<br />

nominell, denn sein Flugzeug aus dem <strong>Film</strong> „SOS Eisberg“<br />

taucht nur als kleiner horizontaler Strich im Bild<br />

„Eisberg“ auf. daneben verwendet Hahn auch noch alte<br />

<strong>Film</strong>-Werbebilder, die er kraftvoll übermalt und die er mit<br />

seiner eigenen Emotionalität überlagert. genau solche<br />

Fotografien, die früher in den Schaukästen der Kinos<br />

hingen, dienen auch John Stezaker als ausgangspunkt<br />

für seine Collagen. ganz konzentriert montiert er darauf<br />

jeweils eine stimmungsvolle landschaftspostkarte,<br />

deren Hell und dunkel die Kompositionslinien der Fotografie<br />

aufgreift, und gibt durch diesen zugewiesenen<br />

Ort der dramatik der ursprungsszene eine ganz neue<br />

Richtung.<br />

doch <strong>Film</strong>e haben nicht nur ein nachleben in unserer<br />

Erinnerung, sie beeinflussen menschen tatsächlich.<br />

Sie verändern unser Weltbild und somit auch die Welt.<br />

John Sealeys „they call me ... don‘t call me“ beschreibt<br />

nachwirkungen der sogenannten Blaxploitation-<strong>Film</strong>e<br />

der 1970er-Jahre. in seinem Video streifen ein mann und<br />

eine Frau durch die Straßen von new York, sie zeigen<br />

Passanten Fotos, und die Kamera hält deren Reaktion<br />

darauf fest. mit der zeit stellt sich heraus, dass auf diesen<br />

Fotos, die nie ins Bild kommen, die Schauspieler Pam<br />

grier und Richard Roundtree zu sehen sind, die Hauptfiguren<br />

der <strong>Film</strong>e „Shaft“ und „Foxy Brown“, in denen<br />

Schwarze zum ersten mal nicht nur nebenrollen oder<br />

„die antagonisten“ spielten, sondern starke Helden, die<br />

sich von niemandem etwas sagen lassen. Sie wurden<br />

damit zu identifikationsfiguren einer ganzen generati-<br />

16<br />

this change. She complements her photographs with<br />

fragments from well-known films, but not digitally on<br />

the computer; rather, she uses actual prints, which she<br />

mounts, one on top of the other, with a small space<br />

between them, so that you can still indeed see the distinction<br />

between the picture’s layers in the object. She<br />

created another series of photographs in a deserted city<br />

in California that looked like the setting for a western,<br />

although it was never what it appeared to be, and yet<br />

still looked like what you’d expect to see at a historic<br />

settlement in america after watching such movies. Jana<br />

müller also works with the expectations and cinematic<br />

habits movie-goers have developed by watching movies.<br />

She alludes to the widespread genre of the thriller. For<br />

her installation “light Crime Story” she arranged pieces<br />

of clothing and other utensils under panes of glass. illuminated<br />

under the spotlights, they come to resemble<br />

the remaining forensic clues in an otherwise undefined<br />

crime story, thus turning the location of the exhibition<br />

into an imaginary crime scene.<br />

By contrast, the pictures by Friedemann Hahn offer a<br />

painter’s perspective on the iconic motifs of cinematic<br />

history. His material is the still photo, and, with an overt<br />

gesture, he uses his camera to adapt their particular<br />

look to the big screen. Here, Jack nicholson plays a role<br />

in “China town”—but so does Ernst udet, at least nominally,<br />

since his plane from the movie “SOS iceberg”<br />

appears as a tiny horizontal line in the picture “iceberg”.<br />

Hahn also uses the publicity photos from old films, vigorously<br />

painting over them, layering them with his own<br />

emotions. Such photographs, which used to be mounted<br />

in the display cases at the cinema, also serve John<br />

Stezaker as his point of departure for his collages. He<br />

overlaps them with various highly evocative landscape<br />

postcards whose bright and dark contrasts match the<br />

composition lines of the original photographs; by thus<br />

redefining the location for the drama, he gives the original<br />

scene an entirely new direction.<br />

But films not only have an afterlife in our memory; they<br />

also factually influence people. they change our image<br />

of the world and thus they also change the world. John<br />

Sealey’s “they call me...don’t call me” describes the repercussions<br />

of the so-called blaxploitation films of the<br />

1970s. in his video, a man and a woman are seen walking<br />

casually along the streets of new York; they show<br />

passersby photos, and the camera records their reactions<br />

to them. in time it becomes apparent that the<br />

photos, which the camera never focuses on, are of the<br />

actors Pam grier and Richard Roundtree, the central figures<br />

in films like “Shaft” and “Foxy Brown”—films in<br />

which, for the first time, blacks no longer played merely<br />

supporting roles or acted the part of the ‘bad guys’. in<br />

these films they are, rather, the strong heroes who don’t<br />

put up with backtalk from anyone. they soon became<br />

figures that an entire generation identified with—and<br />

they have since become part of the nation’s historical<br />

John Stezaker: untitled, 2008, Collage, 20,5 x 25,3 cm, © the artist, Courtesy galerie gisela Capitain, Köln<br />

on und sind fast wie echte menschenrechtsaktivisten<br />

teil der historischen Entwicklung. auch Emanuel mathias<br />

untersucht in „nebahats Schwestern“ die langzeiteffekte<br />

einer fiktiven <strong>Film</strong>figur. „Soför nebahat“ („Fahrerin<br />

nebahat“) war in den 1960er-Jahren die Protagonistin<br />

mehrerer türkischer <strong>Film</strong>e, welche die beinahe-emanzipatorische<br />

geschichte einer jungen Frau erzählten, die<br />

sich als taxifahrerin in istanbul durchschlägt. zu nebahats<br />

zeiten gab es gar keine taxifahrerin in istanbul,<br />

bis heute gibt es nur eine Handvoll. in einer filmischen<br />

Collage stellt mathias Originalszenen von damals den<br />

Erfahrungen einiger heutiger taxifahrerinnen gegenüber,<br />

die sich allesamt in ihrer filmischen Vorläuferin<br />

wiedererkennen, und lässt diese dann Schlüsselszenen<br />

aus den historischen <strong>Film</strong>en nachspielen. auch ming<br />

Wong nähert sich <strong>Film</strong>en und ihren themen, indem er<br />

sie sich aneignet. „angst Essen/Eat Fear“ ist seine Kurzversion<br />

von Rainer Werner Fassbinders „angst essen<br />

development: almost as if they were activists for human<br />

rights. Emanuel mathias has also investigated the<br />

long-term effects of a fictional movie character. in the<br />

1960s “Soför nebahat” (“nebahat the driver”) was the<br />

protagonist in several turkish movies that told the almost<br />

emancipatory story of a young woman struggling<br />

to survive as a taxi driver in istanbul. at the time there<br />

were no female taxi drivers; even today, there are only<br />

a handful of them. in his film collage mathias juxtaposes<br />

original scenes from the movie with the experiences<br />

of some of today’s female taxi drivers, who all sense an<br />

affinity with their cinematic model, and he has them<br />

replay key scenes from these historic movies. likewise,<br />

ming Wong approaches films and their subjects by<br />

taking possession of them. “angst Essen/Eat Fear” is a<br />

short version of Rainer Werner Fassbinder’s “angst essen<br />

Seele auf” (“Fear Eats the Soul”), in which a german<br />

cleaning lady named Emmi (played by Brigitte mira) and<br />

17


Seele auf“, in dem sich die schon etwas ältere deutsche<br />

Putzfrau Emmi, gespielt von Brigitte mira, und der junge<br />

marokkaner ali, gespielt von El Hedi ben Salem, ineinander<br />

verlieben und die als Paar mit einer dieser Beziehung<br />

gegenüber feindlich eingestellten gesellschaft<br />

konfrontiert sind. in seiner adaption spielt Wong beide<br />

Rollen selbst. Er macht dabei sichtbar, wie sehr sich die<br />

gesellschaft in manchen Bereichen in den vergangenen<br />

40 Jahren verändert hat, und lotet damit auch seine eigene<br />

Position als ausländer in deutschland aus.<br />

in „desi’re – the goldstein reels“ zeigt Romeo grünfelder<br />

ein vermeintlich im nachlass des amerikanischen<br />

Regisseurs Jack goldstein entdecktes <strong>Film</strong>fragment.<br />

Wir sehen eine kurze aufnahme einer landschaft, von<br />

Vegetation, vom meer. aus großer Entfernung folgt die<br />

Kamera einer Frauengestalt, die hinausschwimmt, untertaucht<br />

– und die verschwunden bleibt. Eine kommentierende<br />

Stimme analysiert den <strong>Film</strong> während der<br />

Betrachtung, erklärt geografie, Pflanzen sowie filmische<br />

technik und Kamerabewegung. Hier wird der <strong>Film</strong> selbst<br />

zum Bezugspunkt – und damit die geschichte des mediums,<br />

die technik von Schnitt und Perspektive. Omer Fast<br />

schließlich führt in der 2-Kanal-Videoinstallation „take a<br />

deep Breath“ die Erwartungen an eine lineare filmische<br />

Erzählung ad absurdum. Wir sind zeugen von dreharbeiten<br />

für einen <strong>Film</strong> über ein Selbstmordattentat, wir<br />

sehen der <strong>Film</strong>crew beim <strong>Film</strong>en zu und den Schauspielern<br />

in ihren Pausen. Wie ein möbiusband wechselt die<br />

filmische Erzählung ihre Perspektive zwischen der tragischen<br />

geschichte des <strong>Film</strong>s und der Komik der diversen<br />

nebenhandlungen, und die arbeit ein einziges mal zu<br />

sehen reicht kaum aus, um sie in ihrer Beiläufigkeit zu<br />

begreifen, um die geschickten Wechsel zwischen den<br />

unterschiedlichen Realitätsebenen zu verstehen.<br />

<strong>Film</strong> und Kino manipulieren unsere Sehweise und unsere<br />

Emotionen und greifen damit ganz tief in unser<br />

Verständnis ein; im Flackerschein des lichts verwandeln<br />

sie, was uns umgibt.<br />

die ausstellung „KinO und der kinematografische Blick“<br />

läuft noch bis zum 2. Juni in der mEWO Kunsthalle in<br />

memmingen, Bahnhofstr. 1, 87700 memmingen.<br />

axel lapp (*1966) ist Kunsthistoriker, Verleger und Kurator.<br />

Seit november 2012 leitet er die mEWO Kunsthalle<br />

sowie die museumseinrichtungen im antonierhaus in<br />

memmingen.<br />

18<br />

a young moroccan man named ali (played by El Hedi<br />

ben Salem) fall in love with each other and find themselves<br />

confronted with a society that does not approve of<br />

their relationship. in his adaptation, Wong plays both roles<br />

himself. and he shows us in his movie just how much<br />

society has changed in some areas during the past 40<br />

years; he also uses this perspective to analyse his own<br />

position as a foreigner in german society.<br />

in his “desi’re – the goldstein reels” Romeo grünfelder<br />

seems to show us a fragment of a movie that was discovered<br />

in the private archive of the american director<br />

Jack goldstein. We see a short clip of a landscape, of<br />

vegetation, and of the sea. From a great distance the camera<br />

follows a woman as she swims off into the water,<br />

then submerges, disappearing for ever. a voiceover analyses<br />

the movie while the audience views it, explaining<br />

the geography and the plants as well as the cinematic<br />

technique and the movement of the camera. Here, the<br />

film itself becomes a point of reference within the medium<br />

of film: it addresses the history of the medium, the<br />

editing technique and the use of perspective. Finally, in<br />

his 2 channel video installation “take a deep Breath”<br />

Omer Fast drives the expectations of a linear cinematic<br />

narrative ad absurdum. We witness the film shooting<br />

for a movie about a suicide bomber; we watch the<br />

movie crew as they film, and we see the actors during<br />

their breaks. like a möbius strip, the cinematic narrative<br />

alternates its perspective between the tragic story of<br />

the movie and the comedy of the various incidental activities—and<br />

seeing the movie just once is not enough<br />

to take stock of their haphazardness and to understand<br />

the deft transition between the various levels of reality.<br />

movies and the cinema manipulate our way of seeing<br />

things and our emotions, and thus they have a very profound<br />

impact upon our manner of understanding the<br />

world. in the flickering images of light, they transform<br />

what surrounds us.<br />

the exhibition “Cinema and the Cinematographic<br />

Perspective” will be running to the 2nd of June at the<br />

mEWO Kunsthalle in memmingen (Bahnhofstr. 1, 87700<br />

memmingen).<br />

axel lapp (b. 1966) is an art historian, publisher, and curator.<br />

He has served as director of the mEWO Kunsthalle<br />

and the museum facilities at the antonierhaus in memmingen<br />

since november 2012.<br />

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„ich heiße Joseph Cassel und ich bin gott.“<br />

Katarzyna Kozyras ausstellung „looking for Jesus“<br />

bei Żak Branicka<br />

Text: Matthias Planitzer<br />

Eine heilige dreifaltigkeit der besonderen art traf sich<br />

am 1. Juli 1959 im Ypsilanti State Hospital, michigan:<br />

unter der aufsicht des dort tätigen Psychologen milton<br />

Rokeach begegneten sich an jenem milden Sommertag<br />

drei männer und stellten einander vor. der Erste: „ich<br />

heiße Joseph Cassel und ich bin gott.“ der zweite: „ich<br />

heiße Clyde Benson. ich wurde gott.“ der dritte stellte<br />

sich jedoch nicht als der leon gabor vor, als den man ihn<br />

kannte, er sprach gleich klaren Wortes: „auf meiner geburtsurkunde<br />

steht, dass ich der wiedergeborene Jesus<br />

Christus von nazareth bin.“ Konflikte waren nicht nur<br />

vorprogrammiert, sie waren auch ziel und zweck des<br />

von Rokeach geplanten Experimentes.<br />

die drei Patienten teilten ein zimmer, die therapiesitzungen<br />

und vor allem viel zeit, um sich gegenseitig<br />

mit der Frage zu konfrontieren, welcher von ihnen der<br />

leibhaftige messias sei. Benson sah in seinen Kameraden<br />

plumpe imitatoren. Für Cassel war die angelegenheit<br />

klar: Er hielt seine genossen für maschinen. gabor<br />

wusste immerhin, dass er der wahre Jesus Christus sei,<br />

schließlich befanden sich Benson und Cassel in psychiatrischer<br />

Behandlung. Selbstsicher händigte er in der<br />

anstalt Visitenkarten aus: „dr. domino dominorum et<br />

Rex rexarum, Simplis Christianus Puer mentalis doktor,<br />

der wiedergeborene Jesus Christus von nazareth“.<br />

in den folgenden Jahren entwickelten die Patienten<br />

verschiedene Strategien, um einerseits die Behauptungen<br />

ihrer genossen zu entkräften und andererseits<br />

20<br />

ihre eigene identität zu bewahren, ehe das Experiment<br />

abgebrochen und ihre gemeinschaft aufgelöst wurde<br />

[1. milton Rokeach: the three Christs of Ypsilanti, new<br />

York City 1964].<br />

tatsächlich sind solche religiösen Wahnstörungen<br />

nicht selten. derartige megalomanische denkinhalte,<br />

ein Prophet, der messias, Jesus Christus oder gar gott<br />

zu sein, häufen sich jedoch auffällig stark im Heiligen<br />

land, wo betroffene Einheimische, Pilger und touristen<br />

an der besonderen Form des Jerusalem-Syndroms erkranken.<br />

diese psychotische Störung ist in der heiligen<br />

Stadt endemisch, wo jährlich etwa einhundert Personen<br />

erkranken. die Betroffenen halten sich für Figuren<br />

des alten oder neuen testaments, häufig gar für mose,<br />

König david oder Jesus Christus selbst. Stets erkennen<br />

sie sich in einer gleichgeschlechtlichen identität wieder,<br />

die zudem mit der eigenen Religion übereinstimmt.<br />

infolge dieser Erkenntnis vollziehen sie den Wandel vom<br />

Saulus zum Paulus nicht selten mit einer umstellung<br />

der eigenen lebensführung, angepasstem Verhalten<br />

und entsprechender Kleidung.<br />

die polnische Künstlerin Katarzyna Kozyra besuchte<br />

während der Osterzeit des vergangenen Jahres die Stadt<br />

und begab sich mit einem <strong>Film</strong>team auf die Suche nach<br />

Personen, die sich selbst für Jesus Christus halten. nach<br />

bisher 50 Stunden gesammelten <strong>Film</strong>materials gibt die<br />

galerie Żak Branicka dieser tage eine Vorschau auf die<br />

noch laufende arbeit „looking for Jesus“.<br />

Katarzyna Kozyra: looking for Jesus (<strong>Film</strong>still), Foto Courtesy: Żak Branicka<br />

in ausschnitten von insgesamt etwa einer halben Stunde<br />

länge hat Kozyra immerhin eine Begegnung mit<br />

einem Jesus. Wie beiläufig findet sie ihn auf einer gewöhnlichen<br />

Jerusalemer Straße. da steht er nun, im gespräch<br />

mit einem älteren muslim, der mit einem Esel auf<br />

den Bus wartet: dieser schlanke Jesus ist in ein strahlend<br />

weißes gewand gekleidet, das durch einen goldenen<br />

Stern und ebenso goldene, kunstvoll verschlungene<br />

Ornamente an Kragen und Ärmeln geschmückt ist. der<br />

gepflegte dunkle Bart läuft am Kinn zu einer kleinen<br />

Spitze zu, die dem penibel frisierten mittelscheitel einen<br />

zackigen Kontrapunkt entgegensetzt. langes, gewelltes<br />

Haar fließt von seinen Schläfen herab, umströmt das<br />

sonnenbeschienene gesicht des jungen mannes, der<br />

vielleicht erst um die 30 Jahre alt ist. Wild gestikulierend<br />

und mit Bruchstücken englischen Vokabulars vereinbart<br />

er mit dem alten mann, dass sich beide, aber unbedingt<br />

auch mit dem Esel später treffen. dem muslim ist diese<br />

sonderbare gestalt sichtlich nicht geheuer. Er versteckt<br />

sein gesicht hinter langen tuchbahnen, nickt freundlich,<br />

hofft vielleicht, dass dieser energische Jesus ihn in<br />

Ruhe lässt.<br />

Katarzyna Kozyra wohnt dem sonderbaren Schauspiel<br />

bei, versucht sich gelegentlich einzumischen: „are you<br />

Jesus?“ der zaungast bleibt unbemerkt, steht da nun<br />

eine Weile, vergessen und auch ein wenig naiv abwartend.<br />

Wichtig ist nur, dass abends der Esel erscheint.<br />

Später wird klar, dass der Sohn davids am Palmsonntag<br />

auf ihm durch das Stadttor reiten wird. doch vorerst war<br />

diese angelegenheit geklärt, Jesus eilt mit einem mal<br />

davon. Kozyra hinterher. „Jesus, wait for me!“ – „i will<br />

come back“, schallt es durch Jerusalems gassen. Passanten<br />

werden neugierig, sie scheinen, ebenso wie der<br />

zuschauer, aufgrund dieser aberwitzigen Szene irritiert<br />

zu sein. Kozyra wirkt naiv, unsicher. in Jerusalem hat die<br />

Polin ihren messias gefunden, doch der rennt einfach<br />

nur davon.<br />

Später trifft sie ihn tatsächlich wieder. der gebürtige<br />

Russe lädt sie nach Hause ein: zwei männer sitzen auf<br />

dem Sofa, im Schlafzimmer stehen doppelstockbetten.<br />

Eine internatsstube, aber mit Balkon. im interview offenbart<br />

sich ihr gastgeber als der nachfahre davids. Selbst<br />

in seinem ausweis stünde, dass er der wiedergeborene<br />

messias sei. Skepsis kommt nun auf beiden Seiten auf:<br />

Ein offensichtlich geisteskranker realisiert, dass dieses<br />

<strong>Film</strong>team ihn nicht so vorbehaltlos als den Erlöser anerkennen<br />

will, wie er es erhofft. Wie zum Beweis präsentiert<br />

der russische Christus Stigmata, die die Kamera ja<br />

ohnehin nicht erfassen könne: auf dem Rücken, nicht an<br />

den Händen oder Knöcheln, zeigt er einen kaum auszumachenden<br />

Fleck. Kozyra begutachtet und betastet das<br />

vermeintliche Wundmal. ihrem israelischen Begleiter ist<br />

der zweifel förmlich ins gesicht geschrieben.<br />

Spätestens in dieser Szene wird deutlich, dass Katarzyna<br />

Kozyra nicht nur die aufnahmeleitung für „looking for<br />

21


Katarzyna Kozyra: looking for Jesus (<strong>Film</strong>still), Foto Courtesy: Żak Branicka<br />

Jesus“ übernimmt, nicht nur als suchende dokumentarin<br />

auftritt. im Kontakt mit den restlichen Figuren des<br />

<strong>Film</strong>s wird sie selbst zu einer darstellerin, die stellvertretend<br />

für den zuschauer in diese eigentümliche Welt<br />

der Osterzeit eintaucht. Kozyra selbst steht im mittelpunkt<br />

ihrer dokumentarischen Suche, die neben dieser<br />

geschilderten Begegnung unter bisher dreien dieser art<br />

auch andere Erfahrungen und momente im Jerusalem<br />

des vergangenen Frühjahres einfängt. auch das muslimische,<br />

jüdische und weitere christliche Stadtleben<br />

werden zum thema, wenn Kozyra mohammed-anhänger<br />

interviewt, zum islam konvertierte Pilger begleitet<br />

oder einer orthodoxen Karfreitagsprozession in der grabeskirche<br />

beiwohnt. die in diesem Vorschaufilm schon<br />

eingebrachte harte Schnittweise vermengt die angehörigen<br />

und Pilger all dieser Religionen und Konfessionen<br />

so bunt untereinander, wie das religiöse leben in Jerusalem<br />

pulsiert.<br />

dadurch treten die vielen anonymen, aber auch einige<br />

wenige herausgegriffene Figuren dieses Schauspiels als<br />

darsteller einer Performance auf, die aus der stetig wiederholten<br />

Folge liturgischer Rituale, strömender Pilgerscharen<br />

sowie aus dem tränen- und Blitzlichtgewitter<br />

ihrer teilnehmer besteht. diese massenphänomene, in<br />

denen ein kollektiver, aber in seiner ausprägung vielfältiger<br />

leib dem einen gott huldigt, in denen der Einzelne<br />

verschwimmt und untergeht, werden aber auch durch<br />

die anwesenheit und das Verhalten Katarzyna Kozyras<br />

22<br />

exemplifiziert, die nicht mehr nur als Beobachterin, sondern<br />

selbst als teilnehmerin auftritt. Sie taucht in die<br />

Prozessionen ein, fotografiert und schaudert ebenso,<br />

ist aber – und nur darin offenbart sich ihre distanz zum<br />

sie überrollenden geschehen – oftmals unsicher und<br />

schüchtern. dann steht sie inmitten der Ostergemeinde,<br />

traut sich aber nicht, einen dort ebenfalls anwesenden<br />

Jesus anzusprechen. Stattdessen filmt sie aus dem<br />

Hinterhalt (im Übrigen eine der wenigen auffallenden<br />

unkommentierten Szenen), gibt vor, sich selbst aufzunehmen<br />

und muss doch scheitern: Ein sanftes lächeln<br />

entgleitet dem sorgsam beobachtenden Beobachteten,<br />

dessen barmherziger Blick selbst durch Kamera und<br />

Bildschirm hindurch den zuschauer trifft.<br />

in diesen raren momenten, in denen das Persönliche<br />

aus der masse heraussticht – sei es im interview, in der<br />

Beobachtung oder im Verhalten und Kommentar der<br />

Künstlerin –, ahnt man, dass in dieser Stadt zu dieser<br />

zeit oder zumindest in diesem <strong>Film</strong> Rollen besetzt und<br />

erfüllt werden, die alles andere als fest und beständig,<br />

die fließend und manchmal auch willkürlich belegt<br />

sind. der Jesus aus dem Wohnheim ist kein anderer als<br />

der Jesus aus der Ostergemeinde oder der unter tränen<br />

vom Kreuze genommene hölzerne Jesus, ebenso wie<br />

sich der marokkanische Pilger nicht vom mohammed-<br />

Scholaren oder dem Eseltreiber unterscheidet und auch<br />

Clyde Benson, Joseph Cassel und leon gabor ein und<br />

derselbe sind.<br />

die ausstellung ist noch bis zum 20. april in der galerie<br />

Żak Branicka zu sehen.<br />

lindenstr. 35, 3. Stock, 10969 Berlin-Kreuzberg<br />

di–Sa, 11–18h und nach Vereinbarung<br />

Hier werden feste Rollenbegriffe immer wieder durchdekliniert<br />

und ausprobiert, neu besetzt und erweitert,<br />

sodass ein jeder Jesus und ein jeder Pilger ist. manche<br />

können diese Rolle nur aus einem Wahn heraus besetzen,<br />

andere folgen ihrer festen religiösen Überzeugung.<br />

Eine solche Konvertibilität religiöser Rollen kennt man<br />

bereits aus Christian Jankowskis „Casting Jesus“, auch<br />

in anwandlungen aus der geschichte der neuzeitlichen<br />

Stigmata, die entsprechend der lokal verbreiteten darstellungsgewohnheiten<br />

des gekreuzigten oder auferstandenen<br />

Jesus hier an den Händen und dort an den<br />

Handgelenken auftreten.<br />

die Erkenntnis hieraus ist, dass die kulturelle gestaltung<br />

religiöser inhalte einem kollektiven Prozess unterworfen<br />

ist, der sich in lokalen und zeitlichen nuancierungen<br />

ausprägt. glaube und Wahnsinn sind in dieser Hinsicht<br />

und auch für „looking for Jesus“ nachrangige dimensionen<br />

einer sich stetig selbst reproduzierenden Kulturpraxis.<br />

teilnahme und Beobachtung sind ebenfalls keine<br />

grundlegenden determinanten für den Erfolg dieser<br />

Kulturen, mithin sind sie gar nicht voneinander zu trennen,<br />

wenn Kultur als Experiment konstruiert wird, sich<br />

aber unversehens dieser Kontrolle entzieht. So bleibt<br />

sowohl mit milton Rokeach als auch mit Katarzyna Kozyra<br />

zu konstatieren, dass die Wirkkreise der beteiligten<br />

akteure unmerklich, aber rasch verschwimmen. Wer ist<br />

darsteller, und wer ist Beobachter einer Performance?<br />

diese trennung ist hier nicht mehr möglich.<br />

Online Auktion Nr. 9<br />

Freitag, 21. Juni 2013<br />

18:00 Uhr<br />

JETZT ANMELDEN<br />

auctionata.com/kunstwerke<br />

Egon Schiele, Liegende Frau, 1916, WV. Kallir D. 1824b


Sammlergespräch mit marc Fiedler:<br />

„Ein Blick, eine auseinandersetzung, ein gefühl“<br />

Conversations with Collectors – marc Fiedler:<br />

“a glance, an encounter, a feeling”<br />

Text: Stefanie Raupach, Alexandra Panzert<br />

Interview: Jan Kage<br />

marc Fiedler ist inhaber der Werbe- und Kommunikationsagentur<br />

gruppo del Café Palermo. nachdem er 2005<br />

eine lichtkunst-Fassade am Potsdamer Platz initiiert<br />

und in diesem Rahmen Künstler wie terry gilliam, Jonathan<br />

monk, Carsten nicolai und fett<strong>Film</strong> kennengelernt<br />

hatte, gründete er 2007 den Berliner ausstellungsraum<br />

Epicentro art, um dort zeitgenössische Kunst zu präsentieren.<br />

Welches war die erste Arbeit, die dich so begeistert hat,<br />

dass du sie erwerben wolltest?<br />

meine erste arbeit stand ganz im Kontext meines Kommunikationsdesignstudiums<br />

– dieses relativ brutalen<br />

Handwerks des Werbens und Verkaufens. mit dem interesse<br />

an Bildwelten, hübschen designs und Verpackungen,<br />

diesen rein kommerziellen Formen von visueller<br />

gestaltung lag der Sprung von der Werbung zu andy<br />

Warhol für einen 18-Jährigen dann nahe. ich landete<br />

durch mehrere zufälle in einer auktion in Wien, im dorotheum.<br />

da gab es eine sehr schöne originalsignierte<br />

druckgrafik von nam June Paik. da mir der name bekannt<br />

vorkam und ich die arbeit toll fand, weil sie einen<br />

Bezug zur medialen gesellschaft hatte, gab ich ein gebot<br />

ab – und war plötzlich stolzer Besitzer einer arbeit<br />

von nam June Paik. in diesem moment wurde ich zum<br />

Sammler.<br />

Ab wann gilt jemand als Sammler?<br />

ich denke, die Bezeichnung trifft zu, wenn eine gewisse<br />

nervosität eintritt, sobald man kein weiteres Werk erwirbt<br />

– egal ob man Kunst, Eisenbahnen oder Briefmarken<br />

sammelt. Wenn man etwas sieht und sagt: „das<br />

möchte ich gerne haben“ und dann auch bereit ist,<br />

zehn Jahre darauf zu sparen oder auf den lottogewinn<br />

zu hoffen. das nächste Objekt, das ich erworben hatte,<br />

war etwas, das andy Warhol zumindest in der Hand<br />

gehalten hatte – eine ausgabe des Interview Magazine<br />

von 1984. Es blieb nicht das einzige Werk in meiner<br />

Sammlung, das Warhol betrifft. Hinzu kamen Warhol-<br />

Porträts von Steve Schapiro aus dem Jahr 1976 und ein<br />

Werk marc Séguins aus der Serie „Self-portraits with<br />

Veuve Clicquot no. 7“. Séguin hat Warhol sehr filigran<br />

24<br />

Translation: Brian Poole<br />

marc Fiedler is the proprietor of the advertising and<br />

communications agency gruppo del Café Palermo. after<br />

initiating a light-art façade at Potsdamer Platz in 2005,<br />

which brought him into contact with terry gilliam, Jonathan<br />

monk, Carsten nicolai, and fett<strong>Film</strong>, in 2007 he<br />

founded the exhibition room Epicentro art in Berlin in<br />

order to present contemporary art there.<br />

What was the first work that so inspired you that you<br />

wanted to purchase it?<br />

i came across the first work i bought while studying<br />

communication design—that relatively brutal trade<br />

of advertising and sales. With that interest in pictorial<br />

worlds, attractive designs and packaging—those purely<br />

commercial forms of visual design—the leap from advertising<br />

to andy Warhol was to be expected from an<br />

18 year old. through several coincidences i wound up at<br />

an auction at the dorotheum auction house in Vienna.<br />

Here there was a beautiful autographed print by nam<br />

June Paik. Since the name sounded familiar to me, and<br />

since i thought the work was wonderful because it bore<br />

a relation to our media-saturated society, i put in a bid<br />

and was suddenly the proud owner of a work by nam<br />

June Paik. at that moment i became a collector.<br />

When is someone to be considered a collector?<br />

i think the term applies to those who sense a certain<br />

nervousness as soon as they stop buying other works—<br />

no matter whether they collect art, model trains, or<br />

stamps. When you see something and say “i really want<br />

to have that,” and when you are also prepared to save<br />

up your money for ten years, or to hope for a lottery<br />

win just to buy it. the next object i purchased was something<br />

that andy Warhol had at least held in his hand:<br />

an issue of interview magazine from 1984. as far as Warhol<br />

is concerned, it did not remain the only work in my<br />

collection. i later added the Warhol portraits by Steve<br />

Schapiro from 1976 and a work by marc Séguin from the<br />

series “Self-Portrait with Veuve Clicquot, no. 7”. Séguin<br />

also made a richly detailed black and white portrait of<br />

Warhol, and then he did indeed drink a bottle of champagne,<br />

and thereafter he gave his face a good painter’s<br />

workover.<br />

in Schwarz-Weiß porträtiert, danach hat er tatsächlich<br />

eine Flasche Champagner geleert und anschließend,<br />

mit sehr malerischer geste, das gesicht bearbeitet.<br />

Wie weckt man bei jungen, betuchten Leuten das Interesse<br />

dafür, Kunst zu kaufen?<br />

an einen Werber gestellt, ist das eine teuflische Frage.<br />

der könnte sagen: Wenn man schon einen Ferrari in<br />

der garage hat, ein toll eingerichtetes Haus, eine teure<br />

uhr ..., dann wird es langsam schwierig, noch anzugeben.<br />

Kultur und Kunst sind eben auch ein zeichen von<br />

Status. Wenn man bedenkt, dass man oft gäste hat, die<br />

das Bild über dem Esstisch bewundern, ist Kunst das<br />

günstigste, was man sich kaufen kann, um anzugeben.<br />

aber so ein Kaufverhalten sollte man der Kunst und den<br />

Künstlern nicht antun.<br />

Du sammelst nun seit über 20 Jahren.<br />

meine Sammlung ist Spiegel meiner eigenen lebensgeschichte.<br />

Wenn man arbeitet und Erfolg hat, möchte<br />

man sein geld natürlich für schöne dinge ausgeben. ich<br />

kaufe Kunst hauptsächlich für meine privaten Räume.<br />

aber da der Platz dort begrenzt ist, verleihe ich auch gerne<br />

an ausstellungen, Sammler, Freunde. zu Hause begrüßt<br />

mich die Kunst morgens und abends, ich kann mit<br />

Freunden darüber sprechen und diskutieren. das tut mir<br />

sehr gut, und das ist auch das Wichtige. Ein direkter physischer<br />

nutzen ist bei einem Kunstwerk natürlich nicht<br />

gegeben. das ist ein Blick, eine auseinandersetzung, ein<br />

gefühl.<br />

Kaufst du nach einem bestimmten Konzept?<br />

ich hatte das glück, in meiner zeit außerhalb des Werberberufs<br />

viele fantastische Künstler kennenlernen zu<br />

dürfen. Es gab viele nächte, die ich etwa in new York am<br />

Schreibtisch mit einer ganzen gruppe von Künstlern bei<br />

einer Flasche Wein verbracht habe. das leben hat mir<br />

viele großartige Künstler im Freundeskreis beschert – ich<br />

konnte und kann viel von ihnen lernen. außerdem habe<br />

ich Kunst- und Kulturprojekte als Werber betreut und<br />

gefördert und in den letzten neun Jahren viele messen<br />

besucht. Es ist wie beim Essen oder beim Wein: Je mehr<br />

man probiert, desto spezieller wird der geschmack. Es<br />

gibt kein Konzept, es gibt nur Erfahrungswerte: 20 Jahre<br />

Werbung machen, 20 Jahre reisen, lernen, zuhören<br />

und sprechen, erfahren und leben. das kann man dann<br />

deutlich in der Sammlung sehen. Es gibt dort auch Stimmungsschwankungen:<br />

zwei, drei Jahre abstrakte malerei,<br />

und dann hat man plötzlich Sehnsucht nach Porträt,<br />

gesichtern oder Fotografie.<br />

2010 wurde eine bewegende Ausstellung mit Arthur<br />

Schmidt im Epicentro art und in der Gedenkstätte Hohenschönhausen<br />

gezeigt.<br />

arthur Schmidt war selbst ein Jahr lang Häftling in Hohenschönhausen,<br />

der ehemaligen zentralen untersuchungshaftanstalt<br />

des ministeriums für Staatssicherheit.<br />

Wir hatten die idee, eine Verbindung zwischen<br />

How do you awaken in young and wealthy people the<br />

interest in buying art?<br />

that’s a pretty tricky question to ask someone from advertising.<br />

He might say that, if you already have a Ferrari<br />

in the garage, an elegantly furnished house, an expensive<br />

watch, ... then it starts getting difficult to acquire<br />

something new to boast about. Culture and art are also<br />

status symbols. if you consider the fact that you often<br />

have guests who admire the picture above the dining<br />

room table, art is just about the cheapest thing you can<br />

buy in order to show off. But that’s not a manner of buying<br />

art that you’d want to force upon the arts and the<br />

artists.<br />

You’ve been collecting art for more than twenty years.<br />

my collection reflects my own biography. When you<br />

work and have success, you actually want to spend your<br />

money on beautiful things. i buy art primarily for my private<br />

rooms. But since the space there is limited, i also<br />

loan my works to exhibitions, collectors, and friends.<br />

at home, i wake up with art in the morning and come<br />

back to it at night; i can talk about it and discuss it with<br />

friends. that’s good for me, and that’s also what’s important.<br />

an artwork doesn’t have any immediate physical<br />

use. it’s a glance, an encounter, a feeling.<br />

Do you purchase art according to a certain strategy?<br />

i had the good fortune of being able to get acquainted<br />

with fantastic artists when i wasn’t working in advertising.<br />

i spent many a night at my desk in new York City<br />

with an entire group of artists and a bottle of wine. my<br />

life has allowed me to develop a circle of friends with<br />

many great artists in it, and i have learnt—and still<br />

learn—a lot from them. moreover, as an advertising<br />

agent i have also worked on and supported art and cultural<br />

projects, and i’ve attended several art fairs over the<br />

last nine years. it’s like food and wine: the more things<br />

you try, the more particular your taste becomes. it’s not<br />

a concept. it’s only the knowledge you acquire through<br />

twenty years of working in advertising, and through<br />

twenty years of travelling, learning, listening, speaking,<br />

participating and living. and you can see this clearly in<br />

the collection. there are also mood-shifts in it: two or<br />

three years of abstract painting, and then you suddenly<br />

sense a longing for portraits, faces, and photography.<br />

In 2010 a very moving exhibition with Arthur Schmidt<br />

was shown at the Epicentro art and at the site of the<br />

Berlin-Hohenschönhausen Memorial.<br />

arthur Schmidt had spent one year imprisoned in Hohenschönhausen,<br />

the former central prison of the East<br />

german ministry of State Security. We got the idea of<br />

creating a connection between my former gallery on<br />

Karl-marx-allee and Hohenschönhausen. Over the<br />

course of the year, 2000 colour pencil and ink drawings<br />

were created. We hung them up on Karl-marx-allee on<br />

large posts. it looked like a huge forest that you could<br />

walk through. the exhibition at Epicentro art actually<br />

25


Kai Bornhöft im Februar/märz 2013 im Epicentro art Kai Bornhöft im Februar/märz 2013 im Epicentro art<br />

meinen damaligen Räumen in der Karl-marx-allee und<br />

Hohenschönhausen zu schaffen. in einem Jahr entstanden<br />

2000 farbige Bleistift- und tuschezeichnungen. die<br />

wurden in der Karl-marx-allee auf große Stangen gehängt.<br />

Es sah aus wie ein riesiger Wald, durch den man<br />

gehen konnte. die ausstellung im Epicentro art dauerte<br />

im grunde nur zwei Stunden. nach den Reden bei der<br />

Vernissage kam die aufforderung an die gäste, hinauszugehen.<br />

arthur hat dann in einer Performance alle<br />

2000 arbeiten abgeschnitten und nach Hohenschönhausen<br />

„abtransportiert“, wo sie wieder aufgehängt<br />

wurden. innerhalb der nächsten vier Wochen konnte<br />

sich jeder Besucher auf den Weg in die gedenkstätte<br />

machen und eine nummerierte und signierte arbeit<br />

kostenlos mitnehmen. Parallel dazu hat arthur Schmidt<br />

die Verhörräume in Hohenschönhausen mit Blei ausgelegt.<br />

in das Blei hat er in wochenlanger arbeit Begriffe<br />

und Codewörter, mit welchen sich die gefangenen verständigt<br />

hatten, eingeätzt. mit dem Projekt wurde eine<br />

symbolische Brücke zum thema des inhaftiertseins geschlagen.<br />

Es war eine sehr politische ausstellung – sie<br />

führte zu ernsten auseinandersetzungen innerhalb der<br />

nachbarschaft.<br />

26<br />

lasted only two hours. after the speeches at the opening,<br />

the guests were asked to go outside. then, in his<br />

performance, arthur cut down the 2000 works from<br />

where they were hanging and “transported” them to<br />

Hohenschönhausen, where they were hung up again.<br />

Over the next four weeks, the visitors who made their<br />

way to the memorial were each allowed to take a numbered<br />

and signed work with them for free. Parallel to<br />

this activity, arthur Schmidt also carpeted the interiors<br />

of the interrogation rooms in Hohenschönhausen with<br />

lead. He then spent several weeks engraving the lead<br />

with the symbols and code-words the prisoners used<br />

to communicate with each other. the project was thus<br />

symbolically linked to the subject of imprisonment. it<br />

was a very political exhibition that created serious controversy<br />

in the neighbourhood.<br />

One of the focal points in your collection is abstract<br />

painting. But you also collect a considerable amount of<br />

photography. How did you develop this diversity?<br />

things change according to your mood and whatever<br />

you’re currently experiencing. For quite some time i<br />

focused on abstract painting. i bought several canvas<br />

Einer deiner Sammlungsschwerpunkte ist abstrakte<br />

Malerei. Du sammelst aber auch viel Fotografie. Wie<br />

kommt es zu dieser Vielfalt?<br />

das ändert sich je nach Stimmungs- und Erlebnisphasen.<br />

längere zeit war der Schwerpunkt abstrakte malerei,<br />

ich kaufte viele leinwandarbeiten. Vor etwa einem<br />

Jahr sind Fotografien dazugekommen. in der letzten<br />

ausstellung habe ich Fotografien von Kai Bornhöft gezeigt.<br />

mich faszinieren sein sehr sensibler Blick und sein<br />

umgang mit der analogkamera und den abzügen. Kais<br />

arbeit kann man auch als abstrakte Kunst bezeichnen.<br />

Seine Fotografie erscheint entschleunigt, denn sie lässt<br />

komplett offen, was man sieht oder was man davon<br />

halten soll, wie man das empfinden kann. Er zeigt auch,<br />

dass es nicht immer große Formate sein müssen, sondern<br />

dass man vor allem erst mal fotografieren können<br />

muss.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />

das Sammlergespräch mit marc Fiedler fand am 27. 2.<br />

in der Bar tausend in Berlin statt. das gespräch führte<br />

Radiomoderator, Kurator und autor Jan Kage.<br />

works. a few years ago i added photography. and at the<br />

latest exhibition i showed photos by Kai Bornhöft. His<br />

highly sensitive eye for things and his way of working<br />

with analogue cameras and printing just fascinate me.<br />

One could also classify Kai’s works as abstract art. His<br />

photography appears to be ‘decelerated’—leaving entirely<br />

open the question of what you’re seeing, what you<br />

should think of it, and what you’re supposed to feel. He<br />

also demonstrates that you don’t always need to use<br />

large formats; above all else, you first have to be able to<br />

take good pictures.<br />

Thank you for the conversation!<br />

this conversation with the collector marc Fiedler took<br />

place on the 27th of February at the Bar tausend in Berlin.<br />

the conversation was conducted by the radio moderator,<br />

curator, and author Jan Kage.<br />

27


www.kremer-pigmente.de<br />

Anything goes – <strong>Film</strong>e der 2000er<br />

Piratenfilm, Western, Experimentalfilm: Wenn es eine tendenz im <strong>Film</strong>schaffen<br />

der ersten dekade dieses Jahrhunderts gab, lautet deren maxime<br />

„anything goes“. Jürgen müller wählt die besten 120 <strong>Film</strong>e dieses zeitraums<br />

aus – es gelingt ihm, seine Wahl in treffenden texten und analysen, die sowohl<br />

gesellschaftliche als auch medientechnische aspekte einbeziehen, zu<br />

begründen. Ob bei einer Vielfalt, mit deren Hilfe sich jeder Kinofreund seine<br />

eigene nische suchen kann, ein kollektives <strong>Film</strong>gedächtnis bald der Vergangenheit<br />

angehört, bleibt offen. der Band eröffnet neue Perspektiven und erinnert<br />

in Bezug auf das zeitgenössische <strong>Film</strong>schaffen auch an die Offenheit des<br />

Kanons: Wir sind also mittendrin.<br />

Jürgen Müller (Hg.): <strong>Film</strong>e der 2000er. taschen Verlag, Köln 2012. dt., 864 S., zahlr. farb.<br />

abb., Flexicover mit Klappen, 29,99 €. iSBn: 978-3836501965<br />

<strong>Film</strong> und Kunst nach dem Kino<br />

Wem gehört der <strong>Film</strong>? gehört er ins Kino, oder haben auch Fernsehen, internet<br />

und der ausstellungsbetrieb zeitgenössischer Kunst einen anspruch auf<br />

die bewegten Bilder? lars Henrik gass, langjähriger leiter der internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen, polemisiert gegen die abwanderung des Kinofilms<br />

in andere medien. treffend analysiert er die gegebenheiten einer Konsumgesellschaft,<br />

auf denen diese Entwicklung basiert. gleichzeitig ist seine Streitschrift<br />

ein Plädoyer für die zukunft und die Erhaltung der im 20. Jahrhundert<br />

so bedeutenden Kulturtechnik des Kinobesuchs. Versinkt das Kino in der Bedeutungslosigkeit?<br />

die diskussion kann beginnen.<br />

Lars Henrik Gass: <strong>Film</strong> und Kunst nach dem Kino.<br />

Philo Fine arts, Hamburg 2012. dt., 136 S., Hardcover, 10 €. iSBn: 978-3-86572-684-1<br />

Partizipation an Kunst …<br />

... spricht alle Sinne an. die ausstellung „Von Sinnen. Wahrnehmung in der<br />

zeitgenössischen Kunst“ in der Kunsthalle Kiel widmete sich dem Erleben von<br />

Kunst und lud ein, zu erfahren, wie eng einzelne Wahrnehmungsformen in<br />

der Kunstrezeption miteinander verknüpft sind. 38 ausstellungsobjekte kontextualisierten<br />

die verschiedenen Sinne: Hören, riechen, schmecken, fühlen,<br />

sehen und weitere Sinndefinitionen wie der sechste Sinn standen dabei im<br />

Fokus. im Katalog werden arbeiten der einzelnen Künstler und Künstlerinnen<br />

wie Sonja alhäuser, Vadim Fishkin oder Erik Kessels den Sinnen thematisch<br />

zugeordnet.<br />

Anette Hüsch (Hg.): Von Sinnen. Wahrnehmung in der zeitgenössischen Kunst.<br />

Kerber Verlag, Bielefeld 2012. dt., 112 S., 77 farb. abb., 22 €. iSBn: 978-3-937208-36-7<br />

Schönheit und Geheimnis<br />

Der deutsche Symbolismus<br />

Die andere Moderne<br />

Zwischen Natursehnsucht und Fortschrittsglauben, Tradition<br />

und Moderne tritt der Symbolismus seit den 1870ern<br />

als ein gesamteuropäisches Phänomen hervor.<br />

Ausgehend von den Vorreitern Arnold Böcklin, Hans von<br />

Marées und Anselm Feuerbach präsentiert das Buch mit<br />

zahlreichen Werken die thematische Vielfalt des deutschen<br />

Symbolismus und ermöglicht einen fesselnden Einblick in<br />

eine faszinierende Epoche der Kunstgeschichte.<br />

www.kerberverlag.com<br />

Mit David Lynch unterwegs auf der Paris Photo<br />

Jedes Jahr gibt der direktor der messe Paris Photo, Julien Frydman, einer anderen<br />

bekannten Persönlichkeit die möglichkeit, Werke nach eigenem geschmack<br />

hervorzuheben. im letzten Jahr wählte david lynch aus der großen<br />

Vielfalt an Fotografien moderner Klassiker wie Henri Cartier-Bresson bis zu<br />

neueren talenten wie Valérie Belin 99 Werke aus, indem er ihnen „gesehen<br />

von david lynch“-Schilder anheftete, denen der Besucher durch das grand<br />

Palais folgen konnte. Ob sich in seinem persönlichen Parcours das aus seinen<br />

<strong>Film</strong>en bekannte surreal verstörende universum spiegelt, ist eine Frage, der<br />

der leser beim durchblättern des Buches nachgehen kann.<br />

Julien Frydman (Hg.): Paris Photo by David Lynch.<br />

Steidl, göttingen 2012. Engl., 208 S., Softcover, 20 €. iSBn: 13 978-3-8693-0616-2<br />

Zwischen Paradies und Hölle<br />

ulrich Seidls schonungsloser Blick auf das leben konfrontiert den zuschauer<br />

mit einer großen Spanne an anregungen. Emotionen treten auf, so vielfältig<br />

wie der gegensatz zwischen Paradies, das die drei Frauen in Seidls trilogie<br />

verbissen suchen, und Hölle, in die der Betrachter seiner <strong>Film</strong>e direkt schaut.<br />

die Wirkung seiner filmischen Bilder erprobt die Publikation mit <strong>Film</strong>kader-<br />

Vergrößerungen aus Seidls jüngsten Werken. Vier Essays tauchen tiefer in<br />

Seidls universum ein. Spannend sind dabei vor allem die künstlerische Perspektive<br />

marina abramovićs und die literarische von Elfriede Jelinek. Ein interview<br />

mit dem Regisseur und eine Bildstrecke zum making-of der <strong>Film</strong>e liefern<br />

darüber hinaus wichtige Hintergrundinformationen.<br />

Claus Philipp, Astrid Wolfig (Hg.): Ulrich Seidl. Paradies. Liebe. Glaube. Hoffnung. Hatje<br />

Cantz, Ostfildern 2013. dt./engl., 176 S., 78 abb., Hardcover, 35 €. iSBn: 978-3-7757-3559-9<br />

Bewegte Bilder<br />

die monografie dokumentiert die seit 1990 gemeinsam entwickelten künstlerischen<br />

arbeiten von Henning lohner, <strong>Film</strong>autor und Komponist, und dem<br />

Kameramann Van Carlson. im mittelpunkt stehen die seit 2006 entstandenen<br />

„active images“, die dem Rohmaterial der zahlreichen <strong>Film</strong>e des Künstlerduos<br />

entstammen. diese <strong>Film</strong>stills gewinnen erst in ihrer Einzelbetrachtung<br />

an Bedeutung, während sie als Sequenz des eigentlichen <strong>Film</strong>s keine tragen.<br />

das Buch schenkt dem <strong>Film</strong>still jene aufmerksamkeit, die es nach lohner und<br />

Carlson verdient hat und präsentiert die 49 „active images“ auf opulenten<br />

doppelseiten.<br />

Holger Hof (Hg): Lohner, Carlson, Silences, Active Images 1990–2012.<br />

Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2013. Engl., 224 S., 105 farb. abb., 29,80 €.<br />

iSBn: 978-3-86560-218-3<br />

24 x 28 cm, 304 Seiten,<br />

261 Abbildungen,<br />

Hardcover,<br />

Halbleineneinband<br />

Deutsch<br />

isbn 978-3-86678-810-7<br />

1 39,95


impressionen von der art Cologne 2012, Eingang Süd galerie: thomas zander, Halle 11.3, art Cologne 2012<br />

Art Cologne 19.–22. April<br />

47 Jahre internationaler Kunstmarkt in Köln: auch 2013<br />

ist das gesamte Spektrum des 20. und 21. Jahrhunderts,<br />

von der klassischen moderne bis zur gegenwartskunst,<br />

am Rhein versammelt. 200 galerien aus 25 ländern präsentieren<br />

auf der art Cologne ihr angebot.<br />

Schon vor dem Betreten der messehallen erwartet die Besucher<br />

eine gigantische Skulptur von Katharina grosse:<br />

zwei übereinander gestapelte Styroporschollen, von der<br />

Künstlerin mit einer Spraypistole in den für sie typischen<br />

wild-leuchtenden Farbschichten bearbeitet, machen die<br />

messe schon von außen zum Hingucker. Ein Rundgang<br />

um die Skulptur offenbart unendliche möglichkeiten an<br />

Betrachtungsperspektiven.<br />

neben vielen alten Bekannten und üblichen Verdächtigen<br />

sind in diesem Jahr unter den ausstellern folgende<br />

neuzugänge zu beobachten: marlborough Contemporary<br />

(london), Helga de alvear (madrid), giò marconi (mailand)<br />

und Paul andriesse (amsterdam). andriesse zeigt<br />

Werke von Charlotte dumas, marijn van Kreij und Rory<br />

Pilgrim. Peres Projects aus Berlin sind mit dash Snow,<br />

david Ostrowski und James Franco vertreten, Habana<br />

(Havanna) mit Carlos garaicoa, los Carpinteros und<br />

Ricardo Brey. Ebenfalls zum ersten mal dabei sind axel<br />

Vervoordt (antwerpen) und david nolan (new York).<br />

Wie in den letzten Jahren gehören auch 2013 wieder thaddaeus<br />

Ropac (Paris/Salzburg), david zwirner (new York/<br />

london), Hauser & Wirth (zürich/london/new York),<br />

Karsten greve (Köln/Paris/St. moritz), michael Werner<br />

(Köln/new York), annely Juda Fine art (london), Sprüth<br />

magers (Berlin/london), daniel Buchholz (Berlin/Köln),<br />

gisela Capitain (Köln), dirimart (istanbul), Christian<br />

nagel (Berlin/antwerpen), EigEn + aRt (Berlin/leipzig),<br />

guido W. Baudach, martin Klosterfelde und neu (alle<br />

Berlin) zu den ausstellenden galerien.<br />

zum ersten mal seit Jahren werden im Rahmen der messe<br />

wieder Werke aus einer privaten Sammlung gezeigt. die<br />

Julia Stoschek Collection präsentiert in der Sonderausstellung<br />

„das Bildermuseum brennt“ Videoarbeiten, installationen<br />

und Fotografien, die den Schwerpunkt in der<br />

Kunstsammlung der düsseldorferin bilden. die eigens<br />

für die art Cologne konzipierte ausstellung setzt sich<br />

mit der Frage der Verfügbarkeit und der Rezeption von<br />

Kunst auseinander.<br />

Wie in den vergangenen Jahren fördert die art Cologne<br />

junge Künstler und galeristen. im Rahmen des Bereichs<br />

„new Contemporaries“ werden junge, engagierte galerien<br />

eingeladen, um ihnen die möglichkeit zu bieten,<br />

sich auf dem internationalen Kunstmarkt zu präsentieren.<br />

„new Positions“ ist ein Förderprogramm für aufstrebende<br />

Künstler, und mit der nada Cologne dürfen auch<br />

dieses Jahr wieder junge amerikanische Kunsthändler<br />

ein von der Hauptmesse unabhängiges Präsentationsforum<br />

nutzen.<br />

messeplatz 1, 50679 Köln, www.artcologne.de<br />

nuri Bilge Ceylan: Curved Street in winter<br />

Steve mcQueen: Bear, 1993, Videostill<br />

Courtesy: Steve mcQueen / marian goodman gallery, new York/Paris<br />

and thomas dane gallery, london, © Steve mcQueen<br />

Videoinitiative graz, Kinderspielplatz, lehen, 1980<br />

Es war einmal in … Fotografien von Nuri Bilge Ceylan<br />

nuri Bilge Ceylan ist als Regisseur der <strong>Film</strong>e „uzak –<br />

Weit“ (2002) oder „Es war einmal in istanbul“ (2012) bekannt.<br />

Seine Fotografien entstanden zwar z. t. auf der<br />

Suche nach drehorten, gelten aber als eigenständiger<br />

Werkkomplex. die Fotografien, die zwischen 2003 und<br />

2009 entstanden und in einem extremen Cinemascope-<br />

Format aufgenommen wurden, zeigen Szenen aus der<br />

Provinz der türkei, der Heimat des Regisseurs. den mittelpunkt<br />

bildet der mensch in der ihn prägenden landschaft.<br />

dabei fixiert Ceylan kein spezielles motiv: Seine<br />

Bilder gleichen eher Erzählungen, wobei die melancholischen<br />

aufnahmen eine im Verschwinden begriffene<br />

Welt zeigen.<br />

Kunsthaus im KunstKulturQuartier<br />

Königstr. 93, 90402 nürnberg, bis 5.5., di–So 10–18h, mi bis 20h<br />

www.kunstkulturquartier.de/kunsthaus<br />

Steve McQueen<br />

mit kleinen <strong>Film</strong>- und Videoinstallationen begann Steve<br />

mcQueen seinen künstlerischen Schaffensprozess,<br />

der bis heute anhält und vielfältiger denn je ist. neben<br />

Fotoarbeiten gehören zu seinem Œuvre seit 2008 auch<br />

Kinofilme wie „Hunger“. zum ersten mal wird eine umfassende<br />

ausstellung seines bisherigen Schaffens im<br />

Schaulager präsentiert. dabei sind nicht nur Video- und<br />

<strong>Film</strong>installationen zu sehen, sondern auch eigens für<br />

die ausstellung geschaffene neue arbeiten. durch eine<br />

neue Präsentationsform, die „Kinostadt“, die sowohl innen-<br />

als auch außenräume mit besonderer lichtatmosphäre<br />

bespielt, werden die einzelnen filmischen Bilder<br />

in Beziehung zueinander gesetzt, sodass neue Sichtweisen<br />

entstehen.<br />

Schaulager, Ruchfeldstr. 19, 4142 münchenstein/Basel, bis 1.9.,<br />

di–Fr 14–20h, do bis 22h, Sa/So 12–18h, www.schaulager.org<br />

Kunsthaus Graz – Steirische <strong>Film</strong>positionen<br />

mit einem Einblick in die steirische Kunstlandschaft<br />

vollzieht das Kunsthaus den letzten Positionswechsel<br />

innerhalb der ausstellung medien.kunst.sammeln. Erneut<br />

wird der austausch zwischen einer arrivierten und<br />

einer jungen Position der medienkunst ermöglicht. zu<br />

sehen sind <strong>Film</strong>e, die im zusammenhang mit der 1975<br />

gegründeten Videoinitiative graz entstanden, als Bürger<br />

aufgefordert wurden, ihr soziales umfeld mit der Kamera<br />

zu dokumentieren. Während diese arbeit auf die sozialen<br />

dimensionen der menschlichen umwelt abzielt,<br />

nimmt lukas marxt das Schauspiel der unberührten<br />

natur in den Fokus seiner Kamera. als Ergebnis seiner<br />

Reisen zu menschenleeren Orten entstehen erstaunliche<br />

Eindrücke.<br />

Kunsthaus Graz, lendkai 1, 8020 graz<br />

bis 28.4., di–So 10–17h, www.museum-joanneum.at<br />

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32<br />

das numen Sonor<br />

Bas Jan ader (1942–1975): Fall 2, amsterdam 1970 (dokumentation)<br />

© mary Sue ader andersen/Bas Jan ader<br />

Estate at the Patrick Painter gallery<br />

Das Numen Sonor<br />

die neueste installation des Künstlerkollektivs das numen<br />

nutzt die besondere architektur des Schinkelpavillons<br />

im wahrsten Sinne des Wortes auf eindringliche<br />

Weise. Sieben Seismografen messen im Berliner Stadtraum<br />

die tatsächlich vorhandene untergrundvibration.<br />

lautsprecher übertragen das Signal in verschiedenen<br />

Bassfrequenzen auf die sieben Fensterfronten des Pavillons<br />

und machen die unterschiedlichen aktivitäten<br />

der Stadtteile durch wechselnde lautstärke nachvollziehbar.<br />

durch die unmittelbare Resonanz wird der<br />

oktogonale Pavillon so zum Observatorium und zum<br />

Klangkörper. das numen verwandelt den ausstellungsraum<br />

durch die bekannte Verschmelzung von Kunst und<br />

Wissenschaft in einen ästhetischen Erfahrungsraum,<br />

der das leben der Stadt auf fast mystische Weise bündelt<br />

und neu erfahrbar macht.<br />

Schinkel Pavillon<br />

Oberwallstr. 1, 10117 Berlin-mitte<br />

bis 14.4., do–So 12–18h<br />

www.schinkelpavillon.de<br />

Besser scheitern<br />

„Wieder versuchen / Wieder scheitern / Besser scheitern“<br />

schrieb Samuel Beckett und sprach damit ein tabuwort<br />

der heutigen moderne aus: Scheitern. Erfolg,<br />

Karriere, gewinnmaximierung – da ist für Scheitern<br />

kein Platz. doch ist das Scheitern nur negativ konnotiert,<br />

oder kann dadurch auch etwas neues entstehen?<br />

die Hamburger Kunsthalle thematisiert, von Becketts<br />

Spruch ausgehend, in der aktuellen ausstellung mithilfe<br />

bewegter Bilder die verschiedenen aspekte des<br />

Scheiterns. 20 Video- und <strong>Film</strong>arbeiten internationaler<br />

Künstler und Künstlerinnen wie marina abramović oder<br />

Steve mcQueen behandeln auf unterschiedlichste art<br />

und Weise das komplexe Phänomen Scheitern.<br />

Hamburger Kunsthalle<br />

glockengießerwall, 20095 Hamburg<br />

bis 11.8., di–So 10–18h, do bis 21h<br />

www.hamburger-kunsthalle.de<br />

anselm Kiefer: der Rhein, 2013, Holzschnitt (detail)<br />

© anselm Kiefer<br />

thomas lüer: Reinraum ii (Videostill), 2006, dV-Pal, Videoloop, 10 min.<br />

© thomas lüer, Frankfurt am main<br />

Anselm Kiefer. Der Rhein.<br />

aus einem Brief von anselm Kiefer an Henri loyrette:<br />

„der Rhein ... Wandernd durch eine allee von hohen<br />

Bäumen sah man schon von Weitem das silbern schimmernde<br />

Band des Flusses, das zugleich ziel, Ende der<br />

Wanderschaft und Verheißung auf ein geheimnisvolles<br />

land am anderen ufer des Flusses war. der deutsche<br />

Strom war gegenstand so vieler gedichte und lieder:<br />

das Rheingold der nibelungen, die Rheintöchter ‚Woglinde,<br />

Floßhilde, Wellgunde‘, da ist das gedicht von<br />

Brentano ‚die loreley‘, die Sage von dem zauberhaft<br />

schönen mädchen. außerdem die schöne Rheinhymne<br />

Hölderlins, bei der er griechenland quasi an den Rhein<br />

versetzt, und ‚das versunkene Schloss‘ von Schlegel.<br />

diese verschiedenen Schichten eines mehrstimmigen,<br />

oft gegensätzlichen gesanges versuchte ich nun in Holz<br />

zu schneiden. das widerspenstige material Holz und<br />

das einfache Schwarz-Weiß scheinen im gegensatz zu<br />

stehen zur Eigenart des Flusses, diesem Schillernden, in<br />

tausend Farben Oszillierenden.“<br />

Galerie Bastian<br />

am Kupfergraben 10, 10117 Berlin-mitte<br />

Opening: 12.4., 18–20h, 13.4.–14.9., do/Fr 11–17.30h, Sa 11–16h<br />

Thomas Lüer – Flow<br />

mit subtiler Präzision macht thomas lüer in seinem<br />

Werk Phänomene sichtbar, die ansonsten oft verborgen<br />

bleiben. zugleich werden durch seine Pars-pro-toto-<br />

Strategie komplexe soziologische, wissenschaftstheoretische<br />

oder semiotische Fragestellungen deutlich.<br />

der Künstler inszeniert seine arbeiten für jeden ausstellungsort<br />

neu: in den galerieräumen werden zwei Videostudien<br />

vollflächig an die Wände projiziert. Während<br />

die fast hypnotische, repetitive audiovisuelle Struktur<br />

von „Flow“ eine wissenschaftliche Versuchsanordnung<br />

suggeriert, reflektiert lüer in „Reinraum 2“ anhand erstaunlicher<br />

Eindrücke aus dem Vakuuminneren eines<br />

teilchenbeschleunigers die macht kultureller und medialer<br />

Bilder und die Sichtbarmachung des nichts mit den<br />

mitteln der technologie.<br />

MORGEN CONTEMPORARY<br />

ackerstr. 162, 10115 Berlin-mitte<br />

bis 20.4., di–Sa 12–18h<br />

www.morgen-contemporary.com<br />

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34<br />

Klaus Vogelgesang: arbeit aus der Serie „schmutzige aquarelle“, 2012<br />

© Klaus Vogelgesang<br />

giovanni maranghi: tu che mi chiami amore, 2013<br />

mischtechnik auf leinwand, 120 x 110 cm<br />

Franziska Klotz: ohne titel, 2012, Öl auf leinwand, 170 x 155 cm<br />

Courtesy: galerie Kornfeld, Berlin<br />

Schmutzige Aquarelle – neue Arbeiten<br />

Klaus Vogelgesang war in Berlin zuletzt 1991 mit einem<br />

großen teil seiner Werke im martin-gropius-Bau zu<br />

sehen. Er wurde in den 70er-Jahren durch seine zum<br />

teil großformatigen Stiftzeichnungen als Vertreter des<br />

sogenannten Berliner Kritischen Realismus bekannt.<br />

caspers galerie präsentiert aktuell seine arbeiten der<br />

letzten Jahre und zeigt hauptsächlich kleinformatige<br />

zeichnungen aus den Serien „überarbeitete geschäftsbriefumschläge“,<br />

„Postkarten“ und „schmutzige aquarelle“<br />

sowie drei großformatige arbeiten, mit acryl- und<br />

Kreidefarben auf Karton hergestellt.<br />

caspers Galerie für zeitgenössische Kunst<br />

Keithstr. 5, 10787 Berlin-Charlottenburg<br />

bis 27.4., Finissage 28.4., 11–18h, mi–Fr 14–19h, Sa 11–16h and by<br />

appt., www.caspersberlin.de<br />

Belle Donne – Giovanni Maranghi<br />

giovanni maranghi (*1955 in Florenz) malt Frauen wie<br />

kein anderer. die porträtierten Frauen von maranghi<br />

sind sinnlich und bezaubernd. Es sind Schauspielerinnen<br />

aus dem großen drama bzw. der Komödie des lebens,<br />

ihre Rollen sind nie gleich. Er hält die metaphern,<br />

die ihre träume, Wünsche und gefühle versinnbildlichen,<br />

sehr lebendig. maranghi arbeitet mit verschiedenen<br />

techniken wie der Öl-, tropf- oder Enkaustik-malerei<br />

und der Collage. Oftmals sind aufschlussreiche Schriftstücke,<br />

landkarten oder Briefe im Bildhintergrund zu<br />

finden. die Eröffnung wird von maranghi begleitet.<br />

de freo gallery<br />

auguststr. 85, 10117 Berlin-mitte<br />

Opening: 26.4., 18–22h, 27.4.–25.5., di–Fr 13.30–18h,<br />

Sa 12.30–17.30h, Sa/So 27.4./28.4., 11–19h and by appt.<br />

0151 - 55 37 25 30, www.defreogallery.com<br />

Franziska Klotz<br />

Eigene oder gefundene Fotografien und Bilder dienen<br />

Franziska Klotz (*1979 in dresden) als anregung für ihre<br />

gegenständlichen Kompositionen. in den gemälden<br />

der Künstlerin kommt der materialität der Farbe eine<br />

tragende Rolle zu. Bereiche, in denen die pastos aufgetragene<br />

Farbmasse beinahe skulpturale Qualitäten<br />

aufweist, stehen neben lasierend-fließenden Partien.<br />

das unfertige, Vorläufige ist bei Franziska Klotz teil des<br />

Bildes, und so stehen detailliert ausgearbeitete Bereiche<br />

neben skizzenhaften Partien.<br />

Galerie Kornfeld<br />

Fasanenstr. 26, 10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Opening: 13.4., 18–21h, 14.4.–18.5., di–Sa 11–18h<br />

www.galeriekornfeld.com<br />

leiko ikemura: Face [Frida], 2008, aquarell auf Papier, 56,4 x 38 cm<br />

im Besitz der Künstlerin, Foto: Jörg von Bruchhausen<br />

Emil nolde: abendmahl, 1909, Öl auf leinwand<br />

86 x 107 cm, SmK Statens museum for Kunst, © nolde Stiftung Seebüll<br />

© SmK Foto, Foto: KmS, Kopenhagen<br />

Emil nolde: Blumengarten mit Figuren, 1908, Öl auf leinwand, 79 x 60 cm<br />

Privatbesitz, Courtesy: galerie neher<br />

© nolde Stiftung Seebüll, Foto: Jens u. nober, museum Folkwang<br />

Leiko Ikemura – i-migration<br />

geisterhafte Porträts, schemenhafte landschaften und<br />

Skulpturen begegnen dem Besucher der Kunsthalle<br />

Karlsruhe in diesen monaten. die Werke der japanischschweizerischen<br />

Künstlerin leiko ikemura scheinen<br />

aus einer anderen Sphäre zu stammen. Seit mitte der<br />

1990er-Jahre beschäftigt sich ikemura mit anonymen<br />

Figuren und amorphen naturbildern, bei deren Entstehung<br />

ihre intuition eine wichtige Rolle spielt: „augen<br />

sind fragwürdige Organe, die unbemerkt sich der Welt<br />

verschließen ...“, so die Künstlerin. in diesem Sinne entstehen<br />

durch das Schließen der augen und durch abschottung<br />

von der Reizüberflutung durch die Bilder des<br />

alltags innere Bilder. die von Pia müller-tamm kuratierte<br />

ausstellung zeigt 140 arbeiten des jüngeren, von zeitgeschichtlichen<br />

Ereignissen inspirierten Werkes.<br />

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe<br />

Hans-thoma-Str. 2–6, 76133 Karlsruhe<br />

bis 16.6., di–So 10–18h, www.kunsthalle-karlsruhe.de<br />

Emil Nolde: Farben heiß und heilig<br />

100 Jahre Moderne in der Moritzburg<br />

Emil nolde provozierte einst mit einer neuen, radikalen<br />

Bildsprache die deutsche Kunstszene des frühen 20.<br />

Jahr hunderts. So auch 1913 in Halle, als sein religiöses<br />

gemälde „abendmahl“ (1909) für das museum angekauft<br />

wurde und einen Skandal auslöste, der die moritzburg<br />

als Wegbereiter der moderne und Emil nolde<br />

als Erneuerer der Kunst berühmt machte. 2013 ist der<br />

ankauf 100 Jahre her. aus diesem anlass werden drei<br />

von noldes großen themen beleuchtet: die frühen gartenbilder,<br />

in denen der Künstler Blumen von explosiver<br />

Farbigkeit ins Bild holt, die frühen religiösen gemälde,<br />

in denen er Szenen und legenden der Bibel eigenwillig<br />

und fantasievoll deutet, sowie Werke, die auf seiner Reise<br />

durch Sibirien in die Südsee entstanden.<br />

Stiftung Moritzburg (Nordflügel)<br />

Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)<br />

Opening: 20.4., 17h, 21.4.–28.7., di–So 10–18h<br />

www.kunstmuseum-moritzburg.de<br />

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© gunda Förster, Foto: Jens liebchen/dBt<br />

ingo gerken: Panasonic, 2012, C-Print<br />

Stefan Koppelkamm: Brasserie georges – 30, cours de Verdun – lyon, 2009<br />

Fotografie, 96 x 124 cm, tonaufnahme: 7.12.2009, 21h<br />

© Stefan Koppelkamm<br />

François Morellet figuratif – Gunda Förster konkret<br />

im Kunst-Raum des deutschen Bundestages<br />

François Morellet – Wandelbare Wand<br />

im mauer-mahnmal des deutschen Bundestages<br />

Weiße neonröhren und farbige glaskugeln lassen den<br />

Kunst-Raum erstrahlen und stellen ironisch den mythos<br />

vom Künstler infrage – ebenso wie die „Wandelbare<br />

Wand“ im mauer-mahnmal, deren bewegliche Elemente<br />

wechselnde geometrische Bilder gestalten.<br />

Kunst-Raum und Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages<br />

marie-Elisabeth-lüders-Haus, Schiffbauerdamm<br />

bis 5.5., Eintritt frei<br />

Kunst-Raum: di–So 11–17h<br />

mauer-mahnmal: di–So 11–17h<br />

www.kunst-im-bundestag.de, www.mauer-mahnmal.de<br />

Ingo Gerken – Morgen ist auch noch ein Tag<br />

ingo gerken verschiebt räumliche Situationen, Begrifflichkeiten<br />

und zusammenhänge mit minimalsten<br />

mitteln. dabei treffen sich die Referenzsysteme aus<br />

alltäglichkeit und Kunstgeschichte auf der feinen linie<br />

des laissez-faire. dort wird das maß der dinge neu verhandelt,<br />

Form, inhalt und nuance werden gegenseitig<br />

ausgespielt. mit leichter Hand und warmem Witz entstehen<br />

skulpturale momente, Fotografien und Collagen,<br />

die das eher unscheinbare feiern und das Offensichtliche<br />

in eine andere Richtung zwingen.<br />

Galerie | Kunsthaus Erfurt<br />

michaelisstr. 34, 99084 Erfurt<br />

Opening: 12.4., 20h, 16.4.–24.5., di–Fr 12–18h<br />

www.kunsthaus-erfurt.de<br />

Essen, Trinken, Reden. Bilder, Stimmen und Geräusche<br />

Wer ein Restaurant oder eine Bar betritt, taucht in eine<br />

eigene Welt ein: Stimmen, Hintergrundmusik und das<br />

Klappern von tellern und Besteck bilden eine akustische<br />

Kulisse. Stefan Koppelkamm kombiniert in seiner<br />

ausstellung Fotografien mit Originaltönen. Beim Betrachten<br />

entsteht durch das Hören der Stimmen und<br />

geräusche eine fast illusionistische Vorstellung von<br />

der atmosphäre eines Ortes. mit der Veröffentlichung<br />

seines Buches „Ortszeit local time“ (2006) hat der designer<br />

und Fotograf seinen Schwerpunkt in den Bereich<br />

der künstlerischen Fotografie verlagert.<br />

Stiftung Schloss Neuhardenberg, Schinkelplatz,<br />

15320 neuhardenberg, ausstellungshalle Kavaliershaus Ost<br />

Opening: 7.4., 12h, 9.4.–9.6., di–So u. Feiertage 11–19h<br />

Eintritt: 8 €, ermäßigt 4,50 €, www.schlossneuhardenberg.de<br />

Wang Huangsheng in seinem atelier, 2012, Foto: zou Shengwu, Beijing<br />

Courtesy: Wang Huangsheng und WiE KultuR, Berlin<br />

Wolfgang Ellenrieder: Bidonville, 2013, verschiedene materialien<br />

300 x 400 x 110 cm, © Wolfgang Ellenrieder<br />

Fabian Knecht/andreas greiner: Entladung, 2012/2013<br />

Fotografie von intervention<br />

Wang Huangsheng – los·ge·löst<br />

Wang Huangsheng hat seine eigene idee vom Wesentlichen:<br />

das ist die natur. darauf gründet sich die künstlerische<br />

umsetzung in seinen malereien im Stile der<br />

chinesischen tradition. deutlich wird dies in der Serie<br />

„losgelöst⏐Erscheinung“. das motiv entdeckte er in<br />

Kabeln, die ihn inspirierten. Seine ununterbrochenen<br />

feinen linien sind eine Verneigung vor der traditionellen<br />

malerei. die Serie entstand zwar vor dem Hintergrund<br />

chinesischer Philosophie, doch Wang Huangshengs anliegen<br />

geht weiter: Er will die tuschmalerei internationalisieren<br />

und im chinesischen Kontext erneuern, ohne<br />

sich nur der west lichen Sprache zu bedienen.<br />

WiE am WASSER powered by WiE KULTUR<br />

invalidenstr. 50/51, 10557 Berlin-tiergarten<br />

bis 20.4., di–Sa 11–19h, www.wiekultur.de<br />

Wolfgang Ellenrieder – Hybrid<br />

in zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende<br />

Künste Braunschweig werden aktuelle arbeiten von<br />

Wolfgang Ellenrieder (*1959 in münchen) präsentiert.<br />

die Werke dieses Künstlers stehen in einzigartigem<br />

dialog zwischen dem historischen ausstellungsort im<br />

Schloss Wolfsburg und der White-Cube-architektur der<br />

galerie der Hochschule in Braunschweig und behandeln<br />

die Frage nach der durch die rasante Entwicklung<br />

digitaler medien hervorgerufenen „Verdopplung der<br />

Welt“. der Künstler stellt dabei sowohl unsere tradierten<br />

Wahrnehmungsmuster wie auch unsere subjektiven<br />

Vorstellungen einer realen dingwelt infrage.<br />

Städtische Galerie Wolfsburg<br />

Schlossstr. 8, 38448 Wolfsburg<br />

Opening: 9.4., 18h, 10.4.–4.8., di 13–20h, mi–Fr 10–17h, Sa<br />

13–18h, So 11–18h , www.staedtische-galerie-wolfsburg.de<br />

interferenz_en 013 – Eine Ausstellung mit KünstlerInnen<br />

der Klasse Olafur Eliasson, Institut für Raumexperimente,<br />

Universität der Künste, Berlin<br />

der Begriff „interferenzen“ definiert „Überlagerungserscheinungen<br />

beim zusammentreffen von Wellen“.<br />

in der ausstellung treffen künstlerische arbeiten aufeinander,<br />

die in den medien <strong>Film</strong>, Fotografie, zeichnung<br />

und installation verortet sind. interferenzen – zwischen<br />

den einzelnen Werken, aber auch zwischen den ausgestellten<br />

arbeiten und dem Betrachter – spielen hier eine<br />

zentrale Rolle, angefangen von der künstlerischen Bildproduktion<br />

bis hin zur Rezeption der künstlerischen arbeit.<br />

Frei nach dem motto: „Was nicht zu sehen ist, kann<br />

dennoch wahrgenommen werden.“ die ausstellung<br />

wurde kuratiert von marisa maza.<br />

EnBW Showroom Berlin, Schiffbauerdamm 1, 10117 Berlin-mitte<br />

bis 31.5., mo–Fr 11–19h, Sa 11–16h, Eintritt frei, www.enbw.com<br />

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38<br />

georg netzband: der Sieger, mai 1939, Öl auf leinwand, 59,9 x 68,8 cm<br />

Sammlung gerhard Schneider, Olpe, Foto: Fotoatelier Sasch Fuis, Köln<br />

© Vg-Bildkunst, Bonn 2013<br />

gábor a. nagy: are You mine, 2012, acryl auf leinwand, 100 x 140 cm<br />

„Daumier ist ungeheuer!“<br />

die Stiftung Brandenburger Tor widmet sich in einer umfangreichen<br />

ausstellung dem lebenswerk des französischen<br />

Künstlers Honoré daumier (1808–1879). Erstmalig<br />

werden in deutschland über Hundert selten gezeigte<br />

arbeiten des vielseitigen Künstlers ausgestellt. max<br />

liebermann verehrte daumier als den „größten Künstler<br />

des 19. Jahrhunderts“ und war ein leidenschaftlicher<br />

Sammler seiner Werke. Er fand ihn „ungeheuer“. die<br />

leihgaben für die Sonderschau im max–liebermann-<br />

Haus wurden von zahlreichen europäischen und amerikanischen<br />

museen sowie Privatsammlern zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Stiftung Brandenburger Tor, Pariser Platz 7, 10117 Berlin-mitte<br />

02.03.–02.06.; mo, mi, do, Fr 10–18h, Sa, So 11–18h<br />

www.brandenburgertor.de<br />

verfemt, verfolgt – vergessen?<br />

mit der nS-aktion „entartete Kunst“ wurden Künstler<br />

ausgegrenzt, verfolgt, teilweise in Kz deportiert und<br />

eine ganze Reihe von ihnen, vor allem Juden und politisch<br />

kritische gegner, ermordet. die ausstellung mit<br />

Werken aus der Sammlung gerhard Schneider entreißt<br />

diese menschen dem Vergessen und rekonstruiert den<br />

Facettenreichtum ihres bildnerischen Schaffens vor<br />

dem Hintergrund der politischen Ereignisse. das Berliner<br />

themenjahr 2013 ist eine initiative des landes Berlin,<br />

in Koordination durch die landeseigene gesellschaft<br />

Kulturprojekte Berlin und in Kooperation mit der Humboldt-universität<br />

zu Berlin. Weitere infos unter kulturprojekte-berlin.de.<br />

Ephraim-Palais | Stadtmuseum Berlin<br />

Poststr. 16, 10178 Berlin-mitte, bis 28.7., di, do–So 10–18h<br />

mi 12–20h, Eintritt: 5 €, erm. 3 €, www.stadtmuseum.de<br />

Gábor A. Nagy – Are You Mine<br />

die Frage, die uns gábor a. nagy (*1972) mit seinem gemälde<br />

und der gleichnamigen Solo-ausstellung stellt,<br />

zieht den Betrachter sofort hinein in seine chiffrenartige<br />

Figuration. Einer schwarzen tabula rasa gleich, werden<br />

wir durch die immer klarer vor unserem inneren auge<br />

entstehenden motive langsam, aber unwiderruflich mit<br />

ins Bild einprogrammiert. Kuratiert von nicole v. Vietinghoff-Scheel.<br />

Café des Artistes, Gallery/Restaurant<br />

Fuggerstr. 35, 10777 Berlin-Schöneberg<br />

bis 25.5., Restaurant: tgl. 12–24h<br />

030 - 23 63 52 49, www.artistico-berlin.de<br />

martin Scorsese und Robert de niro bei den dreharbeiten zu „taxi driver“,<br />

uSa 1976, Foto: martin Scorsese Collection, new York<br />

Rebecca ann tess: Home time Show time, 2012, Hd-Videoprojektion, 16:9,<br />

Color, 15 min., deutsch mit englischen untertiteln<br />

Rebecca ann tess ist teilnehmerin des Festivals KinO dER KunSt, vlg. S. 6ff<br />

magnificent Obsession – the love affair Between movies and literature,<br />

2011 – 2012, 4-Kanal-Videoinstallation, 12.42 min., leihgabe Kunsthaus<br />

zürich, Courtesy: nolan Judin, Berlin<br />

Martin Scorsese<br />

Er ist in jedem genre zu Hause: Ob drama, musikfilm,<br />

Psychothriller oder dokumentation – martin Scorseses<br />

über 45-jähriges <strong>Film</strong>schaffen zeichnet sich durch eine<br />

immense Vielfältigkeit aus. Für die deutsche Kinemathek<br />

hat er nun sein archiv geöffnet. der zentrale<br />

Schauplatz vieler seiner <strong>Film</strong>e – new York – wird mit<br />

<strong>Film</strong> figuren und drehorten vorgestellt; eine auswahl<br />

an historischen <strong>Film</strong>plakaten aus Scorseses eigener<br />

Sammlung unterstreicht seine Position als Kenner der<br />

<strong>Film</strong>geschichte. Werkfotos und Storyboards illustrieren<br />

die <strong>Film</strong>-Ästhetik und Kompositionseigenheiten des Regisseurs,<br />

der durch seine künstlerische Erzählweise das<br />

moderne amerikanische Kino wesentlich geprägt hat.<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für <strong>Film</strong> und Fernsehen<br />

Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin-tiergarten, bis. 12.5.,<br />

di–So 10–18h, do bis 20h, www.deutsche-kinemathek.de<br />

Rebecca Ann Tess – Home Time Show Time<br />

der letzte teil der <strong>Film</strong>- und Fernsehtrilogie von tess<br />

wirft einen kritischen Blick auf die Beziehung zwischen<br />

Konsument und medien. die Handlungsorte des <strong>Film</strong>s<br />

wechseln zwischen dem Schauplatz eines Fernsehabends<br />

im Freundeskreis und dem Studio einer tV-Show,<br />

wobei die Handlungsorte als unterschiedliche Kulissen<br />

desselben Raums entlarvt werden. Vier Schauspieler<br />

wechseln zwischen der zuschauer- und der moderatorenrolle,<br />

zwischen medienkritischen und -affirmativen<br />

gesprächen. mit ihrem modellhaften Fernsehkosmos<br />

zeigt tess, dass in der heutigen medienlandschaft Kritik<br />

und Repression zwei Seiten einer medaille sind und Subversion<br />

nur schwer möglich ist.<br />

Figge von Rosen Galerie Berlin<br />

Potsdamer Str. 98, 10785 Berlin-tiergarten<br />

bis 20.4., di–Fr 11–18h, Sa 12–17h, www.figgevonrosen.com<br />

Matthias Brunner – Magnificent Obsession<br />

Brunner lenkt den Blick auf die vielschichtige Beziehung<br />

zwischen Kino und literatur. 36 meisterwerke aus der<br />

europäischen und amerikanischen <strong>Film</strong>geschichte der<br />

1950er- und 60er-Jahre werden in verschiedenen szenischen<br />

Konstellationen auf vier leinwände projiziert.<br />

unterschiedliche literaturadaptionen in Hollywood-<br />

Kassenschlagern und in Werken der nouvelle Vague<br />

bilden die Basis des Werks. Brunner zeigt Szenen, die,<br />

ausgehend von Handlungen wie dem Schreiben oder<br />

lesen, möglichst viele aspekte rund um das thema<br />

Buch im <strong>Film</strong> ansprechen. als Kompilation bietet die<br />

arbeit darüber hinaus einen offenen und assoziativen<br />

zugang zum thema, da sie den vielfältigen austausch<br />

zwischen Bild und ton, inhalt und Form ermöglicht.<br />

Galerie Nolan Judin, Potsdamer Str. 83, 10785 Berlin-tiergarten<br />

bis 6.4., di–Sa 11–18h and by appt., www.nolan-judin.de<br />

39


40<br />

Frank darius: Hopfen i, 2011, 70 x 82 cm<br />

© Frank darius<br />

lutz dransfeld: die Reise, 2011, Bleistift,<br />

Kohle auf leinwand, 24 x 18 cm<br />

dwight mackintosh: o. t., 1993<br />

Wachs und tinte auf Papier, 56 x 76 cm<br />

martijn Schuppers: #0905, 2009<br />

100 x 90 cm, alkyd, Öl und Polyurhetane<br />

auf Polyester, Courtesy: VOuS EtES iCi<br />

Oleg lang: imperator, 2011<br />

acryl auf leinwand, 150 x 130 cm<br />

Courtesy: galerie pop/off/art moskau-Berlin<br />

Frank Darius – Das Paradies ist hier<br />

Frank darius präsentiert Bilder der leere, in denen die natur auf minimale Spuren<br />

reduziert ist: Er geht das Wagnis ein, seinen Beitrag zur Wiederverzauberung<br />

der Welt in Bildern von unverbrüchlicher Schönheit zu leisten. Er zeigt auf,<br />

dass sich das Paradies im innersten eines jeden von uns findet, versteckt unter<br />

vielen Schichten der Wahrnehmung.<br />

Alfred Ehrhardt Stiftung<br />

auguststr. 75, 10117 Berlin-mitte<br />

bis 17.5., di–So 11–18h, do 11–21h, www.alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />

Lutz Dransfeld hinterfragt unsere Wahrnehmung<br />

die arbeiten von lutz dransfeld bewegen sich im Spannungsfeld zwischen<br />

malerei, zeichnung und installation. Er trennt gegensätze und verbindet diese<br />

zugleich, lotet zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Realitätsdarstellungen<br />

und Vorstellungen aus, oft nur durch vage assoziationsebenen wahrnehmbar.<br />

dabei legt er verborgene Schichten und Strukturen frei, die sich ausschließen<br />

und gleichzeitig verbinden.<br />

Galerie Ei<br />

Senefelderstr. 31, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Opening: 10.4., 19h, 11.4.–18.5., mi–Fr 15–19h, Sa 12–16h, www.galerie-ei.de<br />

CREATIVE GROWTH – Outsider Art aus einem amerikanischen Atelier<br />

in zusammenarbeit mit Creative growth Europe, Paris, wird eine auswahl von<br />

Künstlern der amerikanischen Organisation Creative growth präsentiert. gezeigt<br />

werden u. a. arbeiten von dwight mackintosh, einem der bedeutendsten<br />

Künstler der Outsider art. Für ihn charakteristisch sind frei gezeichnete, doch<br />

streng komponierte männliche Figuren von außergewöhnlicher transparenz.<br />

Galerie ART CRU Berlin (Outsider Art)<br />

im Kunsthof, Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin-mitte<br />

Opening: 4.4., 19h, 5.4.–1.6., di–Sa 12–18h and by appt, 030 - 24 35 73 14, www.art-cru.de<br />

DUTCHTREAT<br />

22 Künstler, tätig in Berlin und den niederlanden, aus den Bereichen der objektlosen<br />

und abstrakten Kunst partizipieren an der ausstellung. die arbeiten<br />

repräsentieren nicht nur den internationalen austausch, sondern vielmehr<br />

diverse dadurch generierte Positionen in Verbindung mit dem, was wir „postformale“<br />

abstraktion nennen.<br />

mit unterstützung der Botschaft des Königreichs der niederlande.<br />

DADA POST<br />

nordbahnstr. 10, 13409 Berlin-Reinickendorf<br />

Opening: 20.4., 19h, 21.4.–12.5., do–So 13–18h, www.dadapost.com<br />

Oleg Lang – Einfall<br />

Oleg lang (*1950) ist ein außergewöhnlicher moskauer Künstler, der malerisch<br />

das Schicksal des menschen reflektiert. losgelöst von der tradition der avantgarde<br />

spielt er feinsinnig mit seinem formenden Pinselstrich wie farbigen Flächen<br />

und bewirkt einen freudigen Klang. dieser Rausch der Bildfläche entfacht<br />

lebhafte Empfindungen, welche Poesie von Prosa und Fest von alltag unterscheiden.<br />

Galerie pop/off/art Moskau-Berlin<br />

mommsenstr. 35, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Opening: 6.4., 18h, 7.4.–18.5., di–Fr 10–19h, Sa 11–15h and by appt., www.popoffart.de<br />

Ernst-abbe-denkmal Jena, 2012<br />

Foto: Jens Hauspurg<br />

EVa & adElE: House of Futuring – Biographische<br />

Skulptur n°9, Foto: aline gwose,<br />

michael Herling, Courtesy: EVa & adElE<br />

Katrin von lehmann: aufgebrochen, 2001<br />

Fotoflechtungen, 76 x 50 cm<br />

ulrike Hogrebe: Öl auf leinw., 170 x 190 cm<br />

david nicholson: lions, 2002<br />

© david nicholson, Courtesy: aeroplastics<br />

Contemporary, Brüssel<br />

Foto: achim Kukulies, düsseldorf<br />

Der ewige Wanderer – Henry van de Velde in Jena<br />

Vor allem drei Projekte verbindet van de Velde mit Jena: das denkmal für Ernst<br />

abbe, Porzellane für die manufaktur Selle und der Entwurf eines Volksbades.<br />

die ausstellung der Werke van de Veldes gleicht einer Spurensuche und eröffnet<br />

mit Bildern und Skulpturen von Kirchner, nolde, Hodler, meunier u. a. ein<br />

Panorama der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Jena war in diesen Jahren eine<br />

Bühne der avantgarde.<br />

Städtische Museen Jena/Kunstsammlung Jena, markt 7, 07743 Jena<br />

bis 26.5., di/mi u. Fr 10–17h, do 15–22h, Sa/So 11–18h,<br />

03641 - 49 82 61, www.kunstsammlung.jena.de<br />

Futuring auf Bötzow<br />

die zukunft ist heute schon da, auf dem dach von „Bötzow Berlin“. Pate für die<br />

installation „Futuring“ ist das Künstlerpaar EVa & adElE. ihre Wortschöpfung<br />

leuchtet in neonpink vom Schornstein der ehemaligen Brauerei. im atelierhaus<br />

wird parallel dazu das „House of Futuring – Biographische Skulptur n°9“ gezeigt:<br />

ein begehbares Haus aus 151 leinwänden, das den gesamten Kunstkosmos<br />

dieses Künstlerpaars widerspiegelt.<br />

Atelierhaus auf Bötzow<br />

Prenzlauer allee 242, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

26.4.–26.5., do–So 12–18h, Eintritt frei, www.boetzowberlin.de<br />

Anja Steinmann, Katrin von Lehmann, Ernst Baumeister<br />

Steinmanns Fotografien architektonischer Prozesse verwandeln Rohbauten<br />

in Skulpturen. Von lehmann schneidet ihre fotografischen motive in Streifen,<br />

um sie zu objektartigen tableaus zu verweben. Baumeisters große Bildhauerarbeiten<br />

aus Holz changieren zwischen abstraktion und Figuration, wobei deren<br />

Oberflächen vielfältig perforiert sind, während er die miniaturskulpturen aus<br />

nägeln und Blechstreifen formt.<br />

Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum<br />

mecklenburgische Str. 57, 14197 Berlin<br />

Opening: 17.4., 19h, 18.4.–30.5., mo–Fr 9–19h, www.deutsche-wohnen.com<br />

Galerie Horst Dietrich<br />

auf ulrike Hogrebes oft lichtgrauen leinwänden tauchen Rehe aus dem dickicht<br />

auf, ein Wolfsrudel heult den mond an, Boote überlassen sich der Strömung.<br />

diesen sanft-melancholischen Bildern stehen Farbfeld-Kompositionen<br />

mit grafischen Elementen in reduzierter Formensprache gegenüber; sie ähneln<br />

in ihrer Farbigkeit ulrike Hogrebes großen Keramikschalen und von ihr gestalteten<br />

tischen mit Keramikfliesen.<br />

Galerie Horst Dietrich, giesebrechtstr. 19, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />

10.4.–11.5., mi–Fr 14–19h, Sa 11–15h u. n. V., www.galeriedietrich.de<br />

WONDERFUL – Humboldt, Krokodil & Polke<br />

die Wunderkammer ist seit der Eröffnung des me Collectors Room im Jahr 2010<br />

fester Bestandteil des ausstellungshauses und die einzige ihrer art in Berlin.<br />

mit „WOndERFul – Humboldt, Krokodil & Polke“ werden spektakuläre neuzugänge<br />

der Wunderkammer und zeitgenössische Werke aus der Olbricht Collection,<br />

die ebenfalls um die thematik der Wunderkammer kreisen, präsentiert.<br />

Verlängert bis 28. august 2013.<br />

me Collectors Room Berlin/Stiftung Olbricht<br />

auguststr. 68, 10117 Berlin-mitte, verlängert bis 28.8.<br />

di–So 12–18h, www.me-berlin.com<br />

41


Khvay Samnang: o.t., 2011, digitaler C-Print,<br />

70 x 110 cm, © Khvay Samnang<br />

42<br />

Robert gschwantner: PlP02, 2006<br />

PVC-Schläuche, atlantikwasser, Rohöl,<br />

Holz und Collage, 90 x 140 cm<br />

Horst mak: o. t., 2006, acryl auf leinwand<br />

200 x 260 cm<br />

Franz Wilhelm Seiwert: zwei arbeiter vor<br />

industrielandschaft, 1924, Öl auf Pappe<br />

Sammlung im Willy-Brandt-Haus<br />

connect: Phnom Penh: Das Verschwinden verhindern<br />

die ifa-galerie Berlin präsentiert zum ersten mal in Europa Künstlerinnen aus<br />

Kambodscha, die sich mit dem Erfassen und Bewahren der Stadt im Wandel<br />

beschäftigen. ausgangspunkt ist das einflussreiche Schaffen des kambodschanischen<br />

architekten Vann molyvann, der die „neue Khmer architektur“ in den<br />

1960er-Jahren in Kambodscha bestimmte und bis heute impulsgeber für moderne<br />

Entwicklungen in der Stadtgestaltung ist.<br />

ifa-Galerie Berlin<br />

linienstr. 139/140, 10115 Berlin-mitte, bis 16.6., di–So 14–19h, www.ifa.de<br />

SHAPE THE SCAPE: Line up – Landschaft im Dialog<br />

„line up“ zeigt eine Reihe von paarweisen gegenüberstellungen zeitgenössischer<br />

arbeiten im Kontrast zu Werken des 20. Jahrhunderts. mit Werken von<br />

max Beckmann, Jörg Bong, Karoline Bröckel, Othmar Eder, nico duvinage,<br />

Robert gschwantner, Veronike Hinsberg, linda Karshan, Hermann Kätelhön,<br />

Katrin von lehmann, gregory murr, nadja Poppe, august Preuße, ute Schendel,<br />

Hana usui, nadine Wottke, marko zink.<br />

Kit Schulte Contemporary Art, Winterfeldtstr. 35, 10781 Berlin-Schöneberg<br />

bis 11.5., mi–Fr 14–19h, Sa 12–16h and by appt.<br />

030 - 21 00 52 37, www.kitschulte.com<br />

Horst Mak – Im Farbenrausch der Urgewalten<br />

Es gab keine Farben und Kombinationen, denen der Berliner maler Horst mak<br />

(† 2007) ausgewichen wäre. der Künstler verwendete mehrheitlich die Primärfarben<br />

Rot, Blau und gelb. das Entstehen von grün überließ er, gewollt oder<br />

zufällig, der Vermischung. Schwarz und Weiß dienten dem unterstreichen<br />

emotionaler rhythmischer Spannungen, dem Verstärken von Effekten. zur ausstellung<br />

erscheint ein Katalog mit allen Exponaten.<br />

Berlin Avantgarde, nollendorfstr. 11–12, 10777 Berlin-Schöneberg<br />

Opening: 12.4., 19h, 13.–30.4., di–Fr 12–19h, Sa 10–17h<br />

030 - 27 57 59 08, www.berlin-avantgarde.com<br />

Lohner Carlson – Silences, Bewegte Bilder/Active Images<br />

Henning lohner (u. a. <strong>Film</strong>autor) und Van Carlson (Kameramann) haben ein<br />

Œuvre geschaffen, das landschafts-, Stadt- und Porträtaufnahmen aus besonderen<br />

Perspektiven zeigt. der ausgewählte ausschnitt der Welt bewegt sich,<br />

die Kamera ist regungslos. das nähert die Videoarbeiten der Fotografie an,<br />

während zugleich der alte Wunsch der malerei nach bewegten Bildern eingelöst<br />

wird.<br />

lohner Carlson: Stockholm dark Water,<br />

2010, active image Galerie Springer Berlin<br />

Fasanenstr. 13, 10623 Berlin-Charlottenburg<br />

bis 4.5., di–Fr 11–18h, Sa 12–15h, www.galeriespringer.de<br />

Streitobjekt Arbeit.<br />

Positionen aus der Sammlung im Willy-Brandt-Haus<br />

die ausstellung präsentiert zeichnungen, grafiken und gemälde der 1910er-<br />

bis 1930er-Jahre, die von arbeitenden menschen und arbeitsorten, von arbeitselend<br />

und der Heroisierung der industriellen arbeit handeln, und diskutiert,<br />

welche Relevanz die Bilder untergegangener arbeitswelten noch haben und<br />

wie heutige Verelendungsstrukturen darstellbar sind.<br />

Haus am Lützowplatz, lützowplatz 9, 10785 Berlin-tiergarten<br />

Opening: 25.4., 19h, 26.4.–30.6., di–So 11–18h<br />

www.hausamluetzowplatz-berlin.de<br />

Henning Kles: YOJim, 2012, Bitumenemulsion<br />

und acryl auf leinwand, 100 x 80 cm<br />

Courtesy: Wendt+Friedmann, Berlin<br />

Jan-Peter manz: Crackboy, 2010, bemalter<br />

ton, 27 x 16 x 11 cm, © Vg Bild-Kunst 2013<br />

terence Carr: the Kiss, 2010<br />

bemaltes Holz, 98 x 58 x 32 cm<br />

ulrike doßmann: Frau Widder, 2012<br />

, dentalgips, div. materialien und<br />

temperafarbe, 35 x 24 x 17 cm<br />

mona Hakimi-Schüler: installation, 2012<br />

Figur aus Schwamm mit latex und<br />

acrylfarbe übermalt<br />

Henning Kles – Carnivale<br />

Vor dunklen oder verwaschen bis pastellartig aufgehellten Hintergründen entfalten<br />

sich in einigen der jüngsten arbeiten von Henning Kles buntfarbige Fantasieporträts,<br />

in sich gekehrt, karnevalesk, wie von einer anderen Welt. diese<br />

Welt aber ist kein Konstrukt aus den verwendeten Bildvorlagen und -materialien,<br />

sie entsteht im künstlerischen Prozess, im Bild, und nur ihm gehört sie an.<br />

WENDT+FRIEDMANN, Heidestr. 54, 10557 Berlin-mitte<br />

Opening: 25.4., 18–21h, 26.4.–8.6., mi–Fr 12–18h, Sa 12–17h<br />

www.wendt-friedmann.com<br />

Jan-Peter Manz<br />

die farbigen Plastiken von Jan-Peter manz heben gesten des alltags auf die<br />

Bühne des dramatischen. Eine Jeans wird zur „ozeanischen Hose“, eine Skaterin<br />

zur Verkörperung der „notwendigkeit“ und ein Süchtiger erstarrt zum „Crackboy“.<br />

manz entwickelt seine Figuren aus oft zufälligen Begegnungen mit realen<br />

menschen. dies ist die erste Präsentation von arbeiten des Bildhauers und malers<br />

Jan-Peter manz in Berlin.<br />

Temporary Gallery Berlin (tgb), mommsenstr. 42, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Opening: 13.4., 19h, 1.–29.4., mi–Fr 15–18h and by appt., 0160 - 902 74 54<br />

www.temporary-gallery-berlin.com<br />

Terence Carr, Ulrich J. Wolff – Borderlines<br />

in „Borderlines“ werden grenzen untersucht. Bei terence Carrs (*1952 in Kenia)<br />

Skulpturen, die durch die leuchtkraft ihrer Farben bestechen, scheinen uns<br />

fabulöse Wesen geschichten erzählen zu wollen. ulrich J. Wolff (*1955 in<br />

Schwaigern) ist ein Virtuose des tiefdrucks. Seine mit verschiedenen materialien<br />

hergestellten dreidimensionalen malereien und grafiken sind in ihrer technik<br />

kaum voneinander zu unterscheiden.<br />

Galerie Julia Dorsch, Breite Str. 20, 14199 Berlin-Schmargendorf<br />

Opening: 13.4., 17h, 14.4.–24.5., mi–Fr 13–17h, Sa 11–14h<br />

0176 - 44 46 05 19<br />

Ulrike Doßmann – Who are you really?<br />

„Who are you really?“ zeigt die furchtlosen, experimentierfreudigen arbeiten<br />

von ulrike doßmann (*1970 in lörrach). astrid Volpert, Publizistin und Kuratorin:<br />

„Sie baut, gießt, schraubt und klebt mehrteilige skulpturale gebilde des<br />

Körperlichen von extremer Fragilität und überraschender material- und Symbolkraft“.<br />

Under the Mango Tree<br />

merseburgerstr. 14, 10823 Berlin-Schöneberg<br />

Opening: 5.4., 20h, 6.4.–17.5., mo–Fr 14–18h, Sa 12–16h and by appt.<br />

www.utmt.net<br />

NEUaufnahmen der GEDOK Berlin 2013<br />

Fünf neu in die gEdOK Berlin aufgenommene Künstlerinnen zeigen ihre<br />

arbeiten: mona Hakimi-Schüler – installation / mi-Ran Kim – malerei / daniela<br />

Kwee – malerei / gabriela Oehring – malerei / antje Seeger – Objektkunst,<br />

installation<br />

Es spricht: Sarah Frost, Kuratorin<br />

GEDOK GALERIE<br />

motzstr. 59, 10777 Berlin-Schöneberg<br />

Opening: 18.4., 19h, 19.4.–16.5., mi–So 14–18h<br />

030 - 441 39 05, www.gEdOK-berlin.de<br />

43


44<br />

Yoi Kawakubo: Shirahigehama, 2011, 149 x 186 cm<br />

Viola Bittl: Ohne titel, 2012, Öl auf leinwand, 68 x 55 cm<br />

greg Rook: landscape with goat, 2012, Öl auf leinwand, 80 x 80 cm<br />

Shinseideo Tokyo Berlin<br />

in den medien Fotografie, malerei und Skulptur beschreiben<br />

die japanische Künstler Yoi Kawakubo, tokurou<br />

Sakamoto und misa toyosawa alltägliche oder<br />

besondere landschaften aus ihrer eigenen Perspektive.<br />

individuell, ruhig und manchmal poetisch erzählen sie<br />

über Solitude und Katharsis, mit der wir in der heutigen<br />

gesellschaft konfrontiert sind.<br />

Shinseido TokyoBerlinArtBox<br />

aufbau Haus 1.Og, Prinzenstr. 85, 10969 Berlin-Kreuzberg<br />

bis 27.4., do–Sa 14–18h and by appt.<br />

www.tokyoberlinartbox.com<br />

EHF 2010 – Benefitausstellung<br />

in Fortsetzung einer beispielhaften initiative stellen 50<br />

ehemalige und aktuelle Stipendiaten des Else-Heiliger-<br />

Fonds/trustee-Programms EHF 2010 der Konrad-adenauer-Stiftung<br />

arbeiten zur Verfügung, die im Rahmen<br />

einer ausstellung deutlich unter dem galerienpreis angeboten<br />

werden. der Erlös fließt ausschließlich in den<br />

Künstlerfonds. mit nicole Bianchet, Viola Bittl, marcel<br />

Bühler, martin dammann, Frauke Eigen, Stef Heidhues,<br />

daniel laufer, Hans-Christian Schink, Robert Seidel,<br />

Jorinde Voigt, michael Wutz u. a.<br />

anmeldung: tel. 030-26996-3221/-3220, ansprechpartner:<br />

dr. Hans-Jörg Clement, leiter Kultur, Kurator und<br />

geschäftsführer EHF<br />

hans-joerg.clement@kas.de, ursula.moss@kas.de<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung, tiergartenstr. 35, Berlin-tiergarten,<br />

25.4.–29.5., mo–Fr 9–17h, www.kas.de<br />

Timeslip<br />

die ausstellung zeigt gemälde der Briten derek Harris,<br />

Samuel Herbert und greg Rook, die eine gemeinsame<br />

Faszination für historische Visionen einer optimistischen<br />

zukunft teilen. die Bilder basieren auf historischen<br />

Quellen kultureller Strömungen oder ursprünglicher<br />

Volkskultur mit einer idealistischen ausrichtung<br />

und transportieren das Vorhaben, eine überzeugende<br />

Vision der zukunft zu entfalten.<br />

Gallery Stock Berlin<br />

Bundesallee 138, 12159 Berlin-Friedenau<br />

bis 30.4., di–Fr 10–16h, do 20–21.30h, Sa 14–18h<br />

www.stock-berlin.com<br />

Yto Barrada: Hand-me-downs (film still), 2011, Videogramm, Courtesy:<br />

Yto Barrada, galerie Polaris, Paris, und Sfeir-Semler gallery, Hamburg<br />

Janet Cardiff & george Bures miller: Killing machine, 2007, mixed media,<br />

sound, pneumatics, robotics, Foto: Seber ugarte & lorena lopez<br />

© Janet Cardiff & george Bures miller<br />

madE wurde 2010 von der Künstlerin tadiROCK, ihrem Partner nico zeh<br />

und absolut Vodka gegründet<br />

Roll Over. Reflections on Documentary, after Richard<br />

Leacock<br />

Richard leacock (1921–2011) drehte seine dokumentationen<br />

nach der maxime, den zuschauern das gefühl zu<br />

geben, selbst vor Ort gewesen zu sein. die ausstellung<br />

ist ein tribut an das lebenswerk des britisch-amerikanischen<br />

<strong>Film</strong>emachers, dessen Wunsch, der Wirklichkeit<br />

nahezukommen, die Entwicklung des dokumentarfilms<br />

stark beeinflusste. gezeigt werden zwei seiner weniger<br />

bekannten <strong>Film</strong>e, zudem aktuelle arbeiten von Yto Barrada,<br />

Fernando Sánchez Castillo und luke Fowler, die<br />

neue tendenzen im dokumentarfilm vorstellen: das informative<br />

ist nicht zwingend; Realität und Fiktion können<br />

sich überlagern.<br />

Temporary Gallery<br />

mauritiuswall 35, 50676 Köln<br />

bis 21.4., do/Fr 14–18h, Sa/So 13–17h, www.temporarygallery.org<br />

Lost in the Memory Palace:<br />

Janet Cardiff und George Bures Miller<br />

nach ausstellungsauftritten in Europa kehrt das preisgekrönte<br />

Künstlerduo im Frühjahr zurück nach Kanada.<br />

in der agO bespielen sie ein ganzes Stockwerk mit sieben<br />

installationen, die neben Sound, Video und Objekten<br />

auch Bilder umfassen. zu sehen sind sowohl ältere<br />

installationen als auch neuere Werke wie „Storm Room“<br />

von 2009. arrangiert in Räumen, die der Besucher<br />

durchschreiten kann wie einer Kathedrale der Erinnerung,<br />

entfaltet sich die umfassende Wirkung der experimentellen<br />

Kunst des duos. gespannt darf man besonders<br />

auf ein bisher noch unbetiteltes neues Werk sein,<br />

mit dem die Künstler ihr Heimspiel krönen.<br />

Art Gallery of Ontario<br />

317 dundas Street West, toronto Ontario, Canada<br />

6.4.–18.8, di–So 10–17:30h, mi 10–20.30h, www.ago.net<br />

5 Cuts – A visual Dialogue<br />

„meine mode ist keine ‚Fast Fashion’. Wir lassen all unsere<br />

Emotionen in unsere Entwürfe, einen Schnitt oder<br />

eine Silhouette einfließen, um dem menschen eine<br />

Botschaft zu vermitteln. Wenn man nur kopiert, sollte<br />

man besser gleich aufhören, Kleidung anzufertigen.“<br />

der interdisziplinäre Projektraum madE zeigt eine<br />

mehrteilige installation, die sich dem Kleidermacher<br />

Yohji Yamamoto widmet, ihn als Künstler und Visionär<br />

vorstellt und Einblicke in seine gedankenwelt über die<br />

mode hinaus geben will.<br />

MADE Berlin<br />

alexanderstr. 7, 10178 Berlin-mitte<br />

29.4.–12.5., mo–So 16–19h, made-blog.com<br />

45


ankündigung: Sammlergespräch mit Heinz lohmann<br />

Heinz lohmann ist Fachmann im gesundheitssektor<br />

und ein liebhaber zeitgenössischer Kunst.<br />

als gesellschafter ist er in mehreren gesundheitsunternehmen<br />

tätig, hat eine Professur an der Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaften Hamburg inne, ist autor<br />

mehrerer Publikationen zur gesundheitswirtschaft und<br />

gastgeber der Sendereihe „mensch Wirtschaft“ beim<br />

Fernsehsender Hamburg1.<br />

Sein privates interesse gilt experimentell arbeitenden<br />

Künstlerinnen und Künstlern. gemeinsam mit seiner<br />

Frau ulla sammelt Heinz lohmann seit 1969 gegenwartskunst<br />

in den verschiedensten medien: arbeiten<br />

auf Papier, malerei, Skulpturen, Objekte, Fotografie,<br />

Video- und Computerkunst oder mail-art.<br />

Rund 40 Künstler sind in der Sammlung vertreten, vielen<br />

von ihnen blieb das Sammlerpaar über einen langen<br />

zeitraum treu: die Entwicklung des Kunstschaffens einzelner<br />

Künstler wird in der Sammlung anhand von Werken<br />

aus mehreren Schaffensperioden deutlich. der enge<br />

Kontakt zwischen Künstler und Sammler ist ein essenzieller<br />

Bestandteil des Sammlungskonzeptes.<br />

Seit 1994 stellen ulla und Heinz lohmann die Werke der<br />

Künstlerinnen und Künstler ihrer Sammlung in regelmäßig<br />

stattfindenden Präsentationen in ihrem privaten<br />

Hamburger ausstellungsraum C15 vor, unter anderem<br />

maria und natalia Petschatnikov, Francesco mariotti,<br />

ilka Vogler, So-ah Yim, Wolfgang Kampz, maike Klein,<br />

Jacques H. Sehy, Claudia liekam, Hans Braumüller, alke<br />

Brinkmann, Romen Banerjee, Yotta Kippe und Sascha<br />

Kürschner.<br />

impressum | imprint<br />

KUNST Magazin / KUNST Verlag, Berlin<br />

Wrangelstr. 21, 10997 Berlin<br />

tel.: 030 - 61 20 23 24 und 030 - 43 92 58 29<br />

Fax: 030 - 61 20 23 17 und 030 - 43 91 70 59<br />

info@kunstmagazin.de | iSSn 1862 - 7382<br />

Herausgeberin: Jennifer Becker (v. i. S. d. P.)<br />

Chefredaktion: Julika nehb<br />

Redaktion & Texte: Susanne Erichsen, isabella Hammer,<br />

Katharina Helwig, alexandra Panzert, agathe Power, Stefanie<br />

Raupach, Sarah Weckert, Steffi Weiss, Sonja Wunderlich<br />

Gastautoren: axel lapp, matthias Planitzer<br />

Übersetzungen: Brian Poole<br />

Lektorat: dagmar tränkle<br />

Gestaltung: Carola Büscher<br />

46<br />

Heinz lohmann neben dem multiple „dieser Blick“ von Sigrid Sandmann<br />

Foto © lOHmann konzept / Falk von traubenberg<br />

Wir freuen uns auf das KunSt magazin Sammlergespräch<br />

mit Heinz Lohmann, moderiert von Jan Kage,<br />

am Mittwoch, den 27.3. in der Bar tausend, Schiffbauerdamm<br />

11, 10115 Berlin-mitte.<br />

Einlass ab 20h, Beginn ca. 20.30h. Wir bitten um anmeldung<br />

unter sammler@kunstmagazin.de.<br />

SaVE tHE datE: das darauffolgende Sammlergespräch<br />

findet zum gallery Weekend im me Collectors Room<br />

Berlin/Stiftung Olbricht am Freitag, den 26.4. statt.<br />

Onlineredaktion: Julia Schmitz<br />

Webdesign: marius Bruns, www.robinson-cursor.de<br />

Druck: druckerei Conrad gmbH, www.druckereiconrad.de<br />

Distribution: dHl gogreen – wir versenden klimaneutral,<br />

deutsche Post Pressevertrieb<br />

Erscheinungsweise: 40 000 Exemplare, 10-mal im Jahr,<br />

doppel ausgaben: Jul./aug. und dez./Jan. Es gelten die mediadaten<br />

2013.1<br />

Alle Ausstellungshinweise im KUNST Magazin sind für<br />

Galerien, Museen und Ausstellungshäuser kostenpflichtig.<br />

Eine tagesaktuelle Übersicht zu allen Veranstaltungen im<br />

KUNST Kontext in Deutschland finden Sie im Kalender auf<br />

www.kunstmagazin.de

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