ein magazin zum geburtstag Geschichten. Erlebnisse ... - Spar
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Nachhaltigkeit ist nicht nur <strong>ein</strong> Trend der heutigen Zeit, sondern<br />
auch <strong>ein</strong>er, der in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnen wird. Wie nachhaltig ist der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> –<br />
und wie nachhaltig kann die Genossenschaft noch agieren?<br />
michael ruwe:<br />
Nachhaltigkeit zeigt sich zunächst <strong>ein</strong>mal dadurch, dass das Unternehmen<br />
seit 1893 besteht und wir deswegen in diesem Jahr auch das 120-jährige<br />
Bestehen feiern dürfen. Würde der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> kurzfristiges<br />
Denk- und Geschäftsmodell verfolgen, wären wir heute nicht mehr existent.<br />
Unsere Unternehmensform ist an sich schon <strong>ein</strong> Synonym für Nachhaltigkeit,<br />
weil wir <strong>ein</strong>e Eigentümergem<strong>ein</strong>schaft sind, die darauf setzt, die<br />
Substanz des Unternehmens zu erhalten und zu verbessern. So fließen von<br />
jedem erwirtschafteten Euro ungefähr 70 Cent wieder zurück in unseren<br />
Bestand. Des Weiteren sind die verschiedenen Preise, die unsere Genossenschaft<br />
in den vergangenen zwei Jahren für realisierte Bauprojekte erhalten<br />
hat, <strong>ein</strong> Indikator dafür, was nachhaltig ist. Wir gestalten den Wohnraum<br />
nicht nur angemessen, sondern so, dass sich die Menschen dort wohl fühlen.<br />
Nachhaltigkeit schließt Umweltaspekte, Entsorgungsaspekte und auch<br />
Energieeffizienz mit <strong>ein</strong>. Diese werden zwar vom Gesetzgeber teilweise gefordert,<br />
aber durch unsere Maßnahmen in ganz anderer Form gelebt. Letztendlich<br />
engagieren wir uns nicht nur im Dortmunder Wohnungsmarkt,<br />
Herr Große-Wilde ist auch in vielen bundesweiten und auch landesbezogenen<br />
Fachgremien aktiv, die <strong>ein</strong>e Relevanz für die Wohnungswirtschaft<br />
haben. Ferner bedeutet Nachhaltigkeit, dass Herr Große-Wilde auch als<br />
Dozent an der brancheneigenen Fachhochschule in Bochum s<strong>ein</strong>er Verantwortung<br />
für den Nachwuchs der Wohnungswirtschaft gerecht wird.<br />
Zweites großes Stichwort ist der demografische Wandel:<br />
Wir werden weniger und älter. Die Genossenschaft reagiert seit<br />
Langem schon mit vielen zielgruppenspezifischen Angeboten darauf<br />
– vor allem für das Alter. Nichtsdestotrotz gibt es <strong>ein</strong>e Jugend. Wer<br />
für junge Leute nicht attraktiv ist, wird zukünftig auch die ältere Zielgruppe<br />
verlieren. Welche Strategie verfolgt die Genossenschaft hier?<br />
michael ruwe:<br />
Viele junge Menschen sind Teil unserer Genossenschaft. Vor allem für<br />
Studenten bieten wir sehr kostengünstigen Wohnraum an. Wenn es um<br />
Familien geht, haben wir z. B. Einfamilienhäuser im Angebot, wenn auch<br />
in begrenzter Anzahl. Auch Familien mit drei oder vier Kindern können<br />
wir so <strong>ein</strong>en angemessenen Wohnraum bieten. Das Paradebeispiel für unser<br />
Unternehmen ist jedoch der Althoffblock. Der Anteil der jungen Bewohner<br />
ist hier sehr hoch und unsere jungen Mitglieder wohnen relativ lange in der<br />
Genossenschaft. Aktuell überarbeiten wir unsere Internetplattform,<br />
damit wir verstärkt auf die Informationsbedürfnisse<br />
der jungen Menschen <strong>ein</strong>gehen können.<br />
Und wer <strong>ein</strong>en genaueren Blick ins Unternehmen wirft,<br />
wird auch feststellen, dass das Durchschnittsalter unserer<br />
Belegschaft deutlich unter 40 Jahren liegt.<br />
Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise hat<br />
das Vertrauen vieler Kunden ins Bankensystem<br />
gelitten. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang<br />
den Stellenwert der genossenschaftseigenen<br />
<strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung für die Wohnungsgenossenschaft?<br />
Lohnt sich aus Ihrer Sicht auch in Zukunft der<br />
Betrieb <strong>ein</strong>er eigenen <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung in Zeiten<br />
anhaltend niedriger Zinssätze?<br />
martin trockels:<br />
Die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung hat vom Ursprung her die Aufgabe,<br />
das Unternehmen <strong>ein</strong> Stück weit unabhängiger zu<br />
machen von den Banken im Bereich der Finanzierung.<br />
Wenn unsere Mitglieder in ihre Wohnung, in ihr<br />
Unternehmen, in ihre Genossenschaft investieren,<br />
dann wissen sie erst <strong>ein</strong>mal, worin sie investieren und<br />
wir können dieses Geld von den <strong>Spar</strong>ern – für die <strong>Spar</strong>er<br />
günstiger und für uns auch günstiger – verwenden,<br />
um es eben für unsere satzungsgemäßen Zwecke zu<br />
nutzen. Eine Finanzkrise kennen wir nicht und haben<br />
wir nicht.<br />
120 JAHRE 30.31<br />
michael ruwe:<br />
Die Menschen vertrauen denen, die sie kennen. Für viele gilt der Grundsatz<br />
stärker denn je: „Lege D<strong>ein</strong> Geld nur so an, dass Du die Anlageform selber<br />
verstehen kannst“. Wenn <strong>ein</strong> Unternehmen seit 120 Jahren besteht, dann<br />
geht das nicht, indem man kurzfristigen Renditeerwartungen und Trends<br />
hinterher rennt. Die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung hat sich historisch gesehen für das<br />
Unternehmen und die <strong>Spar</strong>er immer gelohnt und wir sehen auch k<strong>ein</strong>e<br />
Notwendigkeit, hieran etwas zu ändern.<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Einerseits ist die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung für uns <strong>ein</strong> Finanzierungsinstrument,<br />
denn dadurch sind wir von Banken unabhängiger. Andererseits ist diese<br />
Einrichtung für uns <strong>ein</strong> Mitgliederbindungsinstrument. Viele Kunden<br />
kommen persönlich vorbei, um sich ihre Zinsen gutschreiben zu lassen.<br />
Das zeigt ihre starke Bindung <strong>zum</strong> Unternehmen. Vielen Kunden liegt der<br />
persönliche Kontakt am Herzen, sie möchten mit uns sprechen, sie möchten<br />
persönlich beraten werden. Insofern dient die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung auch immer<br />
dazu, nachhaltig die Mitglieder an die Genossenschaft zu binden.<br />
Welche besonderen Projekte planen Sie für die Zukunft? Welche<br />
Projekte liegen Ihnen dabei besonders am Herzen?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Der Reiz liegt natürlich in der Vielfalt. Es gibt viele verschiedene Projekte,<br />
die parallel laufen. Bei Projekten denkt man natürlich zuerst ganz konkret<br />
an Bauprojekte. Sicherlich werden wir auf dem hohen Niveau weiterhin investieren.<br />
Deshalb wird es ganz tolle Bestandsmodernisierungen geben. Ein<br />
Beispiel ist der Althoffblock oder die Modernisierungen in der alten Gartensiedlung<br />
in Dortmund-Wambel. Es gibt auch tolle Neubauprojekte wie<br />
ebenfalls im Althoffblock, wo zurzeit 125 Wohnungen vorrangig für ältere<br />
Menschen entstehen. Im Mittelfristzeitraum planen wir <strong>ein</strong> Projekt in Dortmund-Schüren<br />
– dort soll <strong>ein</strong>e Energie-Plus-Siedlung entstehen, die größte<br />
bisher in Dortmund. Dies ist also wieder <strong>ein</strong> neues Modell, das wir in die<br />
Tat umsetzen. Projekte betreffen auch so etwas wie unser Magazin anlässlich<br />
des 120-jährigen Bestehens. Wir möchten nachhaltig <strong>ein</strong>e Kommunikationspolitik<br />
mit unseren Mitgliedern aufbauen. So sind die ersten Erzählcafés,<br />
in denen wir aus 120 Jahren <strong>Geschichten</strong> von Zeitzeugen gesammelt<br />
und aufbereitet haben, k<strong>ein</strong>e punktuellen, <strong>ein</strong>maligen Aktionen. Sie werden<br />
weitergehen. Genauso spannend ist, dass wir im Rahmen von Kooperationsprojekten<br />
in Schulen gehen werden und dort die jungen Menschen schon<br />
früh mit Genossenschaften in Verbindung bringen möchten. Auch darauf<br />
freue ich mich. Ich denke, dass das <strong>ein</strong> spannender Ansatz für den gesamten<br />
Vorstand s<strong>ein</strong> wird sowie für unsere Mitarbeiter. Viele unserer jungen<br />
Mitarbeiter übrigens qualifizieren sich in unserem Unternehmen weiter und<br />
schreiben Projektarbeiten für uns, sei es über professionelle Arbeitsmethoden<br />
oder das Portfolio-Management. Auch diese verm<strong>ein</strong>tlich trockenen<br />
Themen machen Spaß und bringen das Unternehmen nach vorne.<br />
Wie wird sich der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> in der Verwaltung weiterentwickeln?<br />
Wird es mehr Mitarbeiter geben? Wird die Verwaltung<br />
noch weiter ausgebaut werden?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Wir haben jetzt gerade erst die Hauptverwaltung erweitert. Wir haben an<br />
diesem Standort, weil es für uns <strong>ein</strong> 1a-Standort ist, 20 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Wir planen im Dortmunder Norden noch <strong>ein</strong>e gewisse Ausweitung<br />
der Außenstelle in der Unverhaustraße. Das dokumentiert unser<br />
Ziel, möglichst präsent, möglichst vor Ort in den Wohngebieten zu s<strong>ein</strong>.<br />
Die Zahl der Mitarbeiter wird nicht nennenswert steigen. Wir haben, was<br />
unsere Verwaltungskosten betrifft, ohnehin <strong>ein</strong>e unterdurchschnittliche<br />
Quote. Die Arbeitsbelastung ist schon hoch, die Professionalität aber auch.<br />
Was sich zunehmend ändert, ist die Art der Tätigkeitsfelder. Es geht heut-<br />
zutage weniger um hierarchische Strukturen in den<br />
Unternehmen, sondern vielmehr um Projektarbeit und<br />
darum, abteilungsübergreifend Geschäftsprozesse zusammenzulegen,<br />
um so an den <strong>ein</strong>zelnen Themen aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln arbeiten zu können. Das<br />
erhöht den Reiz jeder <strong>ein</strong>zelnen Tätigkeit. Schwerpunkt<br />
ist ferner seit ganz vielen Jahren die intensiv betriebene<br />
Aus- und Weiterbildung im Unternehmen. Es gibt 288<br />
Genossenschaften in NRW, die zusammen 152 Auszubildende<br />
beschäftigen. Davon haben all<strong>ein</strong>e wir 10<br />
Auszubildende. Wir werden immer <strong>ein</strong>en Schwerpunkt<br />
legen auf Nachwuchsförderung und Personalentwicklung<br />
aus den eigenen Reihen. Das hat <strong>zum</strong> Beispiel<br />
dazu geführt, dass heute mehr als die Hälfte unserer<br />
kaufmännischen Mitarbeiter in unserem Unternehmen<br />
ausgebildet worden sind.<br />
Wie wird sich die Zusammenarbeit von Vorstand,<br />
Aufsichtsrat, Vertretern und Mitgliedern<br />
weiterentwickeln?<br />
michael ruwe:<br />
Die Zusammenarbeit mit den <strong>ein</strong>zelnen Gremien wird<br />
sich weiter professionalisieren. Dies ist all<strong>ein</strong>e schon<br />
dadurch bedingt, dass die BAFin und der Gesetzgeber<br />
immer stärkere Auflagen an das Qualifikationsprofil<br />
sowie an die Aufsichtsführung und Kontrolle durch die<br />
Gremien machen. Wir möchten die Informationspolitik<br />
für unsere Gremien und Mitglieder weiterhin auf<br />
<strong>ein</strong>em sehr hohen Niveau halten. Nach wie vor werden<br />
wir im Sinne von Satzung und Geschäftsordnung<br />
Mitglieder und Gremien in Entscheidungsprozesse mit<br />
<strong>ein</strong>beziehen. Dazu werden wir verstärkt moderne<br />
Kommunikations- und Informationsmittel <strong>ein</strong>setzen.<br />
Einerseits wird immer mehr Professionalisierung<br />
in der Gremienarbeit vorausgesetzt, andererseits<br />
sollen den Genossenschaftsmitgliedern<br />
möglichst weitgehende Mitwirkungsrechte in den<br />
Entscheidungsprozessen <strong>ein</strong>geräumt werden. Wie<br />
schätzen Sie in diesem Zusammenhang folgendes<br />
Spannungsverhältnis für die Zukunft <strong>ein</strong>?<br />
martin trockels:<br />
Es ist natürlich richtig und wichtig, dass der Sachkundenachweis<br />
innerhalb des Aufsichtsrates gegeben ist.<br />
Wir brauchen Leute, die kaufmännisch geprägt sind<br />
und ihren Überwachungsaufgaben gerecht werden.