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ein magazin zum geburtstag Geschichten. Erlebnisse ... - Spar

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GaStlIchE StättE<br />

Der Volmarst<strong>ein</strong>er Platz im Althoffblock<br />

Sie ist <strong>ein</strong>e Institution und zeitgleich Lebensmittelpunkt vieler Menschen, die deutsche Gaststätte. Auch die Lokalität<br />

„Zum Volmarst<strong>ein</strong>er Platz“ von der Gastronomin Liane Neff zählt dazu. Gemütlichkeit und Freundlichkeit werden hier<br />

großgeschrieben. Hohe Decken, bunte Fenster, <strong>ein</strong>zigartige Lampen oder auch die zahlreichen Bilderrahmen an den<br />

Wänden und die modernen Accessoires, die hier und dort arrangiert sind: Der „Volmarst<strong>ein</strong>er Platz“ im Althoffblock<br />

bietet <strong>ein</strong> harmonisches und stilvolles Ambiente aus der früheren Zeit, das alle Altersgruppen anspricht.<br />

Wenn Liane Neff nicht gerade selbst in der Küche steht<br />

oder den „Bürokram“ erledigt („Denn das gehört auch<br />

dazu“) begrüßt sie ihre Gäste meist persönlich. „Ich bin<br />

fast immer hier“, sagt sie und führt ihre Besucher durch<br />

die Räumlichkeiten. Sie deutet auf den Mitteltrakt der<br />

Gaststätte, die sie seit Jahrzehnten vom <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong><br />

anmietet: in der Mitte der Gang <strong>zum</strong> Tresen, links und<br />

rechts davon <strong>ein</strong> paar Tische, die Polsterung der Bänke<br />

und Stühle passend zur dunkelrot gestrichenen Decke.<br />

Diese Plätze seien bei ihren Gästen sehr beliebt, weiß sie:<br />

Hier hat man den Tresen am besten im Blick und kann<br />

sehen, wer her<strong>ein</strong>kommt und wer die Gaststätte wieder<br />

verlässt. Ein Sehen und Gesehen werden.<br />

die Gaststätte 1929 im „neuer Graben“<br />

Eine Gaststätte ist das Herzstück<br />

und der Treffpunkt für <strong>ein</strong>e gute<br />

Nachbarschaft<br />

Viele junge und ältere Menschen, die in der Umgebung wohnen, sind in der<br />

Gaststätte von Liane Neff anzutreffen. „Es ist <strong>ein</strong>deutig <strong>ein</strong> Kommunikationstreff<br />

im Althoffblock, unabhängig vom Alter“, sagt Liane Neff über ihr Lokal.<br />

Zahlreiche <strong>Spar</strong>-und-Bauver<strong>ein</strong>-Mitglieder, die schon ihr Leben lang in dem<br />

Althoffblock wohnen, sind regelmäßig zu Gast. Und natürlich kommt in<br />

geselliger Runde gelegentlich die Sprache auf die Genossenschaft, das bliebe<br />

gar nicht aus. „Der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> ist <strong>ein</strong>fach unübertroffen“, ist sich<br />

Liane Neff sicher. „Ich bin seit Jahren Mitglied. Und wenn ich Hilfe benötige,<br />

ist sofort jemand für mich da. Wo gibt es das heute noch?“, fragt sie. Und<br />

selbstverständlich pflegt die Gastronomin zu allen Organen der Genossenschaft<br />

<strong>ein</strong>en engen Kontakt. Natürlich ist sie auf dem neuesten Stand: Die<br />

nächste Modernisierung der Fassaden im Althoffblock steht an – schick und<br />

elegant wird es, da ist sie sich sicher.<br />

Doch nicht nur Gäste aus der unmittelbaren Umgebung kehren in das gemütliche<br />

Lokal <strong>ein</strong>. „Wir haben Gäste aus ganz Dortmund“ sagt sie. Sogar aus<br />

Essen oder Köln reisen die Leute an, um <strong>zum</strong> Beispiel an ihrem Ärzte- oder<br />

Sport-Stammtisch teilzunehmen. „Eine Gaststätte ist das Herzstück und der<br />

Treffpunkt für <strong>ein</strong>e gute Nachbarschaft“, ist Liane Neff überzeugt. Deshalb<br />

ist es ihr auch so wichtig, dass sich ihre Gäste, so verschieden sie auch s<strong>ein</strong><br />

mögen, wohlfühlen.<br />

Wohl gefühlt hat sich damals, vor etwa 20 Jahren, ansch<strong>ein</strong>end auch der Dortmunder<br />

Boxclub 20/50. Wie genau die Boxer eigentlich auf ihre Gaststätte<br />

gekommen sind, das weiß sie nicht mehr. „Ich glaube, die haben damals <strong>ein</strong>en<br />

schönen Saal gesucht“. Es muss den Boxern wohl so gut bei Liane Neff gefallen<br />

haben, dass sie seitdem regelmäßig <strong>zum</strong> Stammtisch <strong>ein</strong>kehren. Und nicht nur<br />

das: Alle paar Monate versammeln sich hier viele bekannte Gesichter im Rahmen<br />

des Promi-Stammtisches.<br />

120 JAHRE 18.19<br />

„Der Henry Maske war hier“, sagt sie und zeigt stolz auf<br />

<strong>ein</strong>en der zahlreichen Bilderrahmen, die überall in der<br />

Gaststätte die Wände schmücken. „Oder Dietmar Bär.“<br />

Viele Jahrzehnte hat die Gaststätte erlebt – und gefeiert<br />

wird auch heute noch im „Volmarst<strong>ein</strong>er Platz“. Abends<br />

ist die <strong>ein</strong>e Feier – und am nächsten Morgen geht es direkt<br />

weiter. Betriebsfeiern, Familienfeiern, die <strong>ein</strong>e oder<br />

andere Beerdigung, viele Stammtische und Geburtstage<br />

wechseln sich ab. In den frühen siebziger Jahren, als die<br />

Schwiegereltern noch die Gaststätte bewirteten, war vor<br />

allem sonntags immer viel los. Die Leute aus dem Viertel<br />

aßen regelmäßig nach dem Kirchgang bei der Familie<br />

Neff zu Mittag. Heutzutage ist der Sonntag dagegen <strong>ein</strong><br />

Ruhetag. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. So bietet<br />

Liane Neff ihren Gästen <strong>ein</strong>mal im Monat sonntags <strong>ein</strong><br />

großes Schlemmerbüffet an – für 9,90 Euro gibt es bei ihr<br />

Frühstück, Vorspeisen, <strong>ein</strong>e Suppe sowie <strong>ein</strong>e Fischplatte,<br />

verschiedene Fleischsorten, Beilagen und auch Desserts.<br />

„Wenn wir Feste, Versammlungen oder ähnliches ausrichten,<br />

dann öffnen wir selbstverständlich auch sonntags unsere<br />

Türen“, erzählt die Gastronomin, die langsam in ihren<br />

Beruf hin<strong>ein</strong>gewachsen ist.<br />

1980 hat ihr Mann Peter Neff das Lokal von s<strong>ein</strong>en Eltern<br />

übernommen, die das Geschäft mit den Fahrschulen<br />

aufgebaut hatten. In dieser Zeit gab es sehr viel zu tun,<br />

denn tagsüber waren vor allem Fahrschüler und Fahrlehrer<br />

anzutreffen. Stand <strong>ein</strong>e Prüfung an, tummelten sich<br />

alle Fahrschüler mit ihren Lehrern und den Prüfern in<br />

den Räumlichkeiten – „von 8 Uhr in der Früh bis spät in<br />

den Nachmittag“. Während dann die <strong>ein</strong>en oder anderen<br />

Fahrschüler nervös auf ihrem Stuhl herumrutschten und<br />

auf ihre Prüfung warteten, frühstückten die Fahrlehrer<br />

ausgiebig in der geselligen Runde. Teilweise war so viel<br />

zu tun, dass Liane Neff, zu diesem Zeitpunkt noch Hausfrau,<br />

stundenweise aushalf. Einmal, so erzählt sie, habe<br />

<strong>ein</strong> Fahrlehrer ihren Schwiegervater gefragt: „H<strong>ein</strong>z, was<br />

kannst Du mir heute empfehlen?“. Dieser habe trocken erwidert:<br />

„Ein anderes Lokal!“ So schlagfertig sei sie anfangs<br />

übrigens nicht gewesen.<br />

heiratsantrag im „VoLmarst<strong>ein</strong>er pLatz“<br />

„ich weiß noch genau, an welchem tisch wir gesessen haben! an<br />

diesem tag hatten m<strong>ein</strong> zukünftiger ehemann und ich <strong>ein</strong>en langen<br />

spaziergang durch den althoffblock gemacht. m<strong>ein</strong> mann lud mich<br />

nach dem spaziergang zu <strong>ein</strong>er tasse Kaffee im volmarst<strong>ein</strong>er Platz<br />

<strong>ein</strong>. Wir gingen oft dorthin. Wenn jemand Geburtstag hatte und<br />

die Wohnung nicht groß genug war, wurde im volmarst<strong>ein</strong>er Platz<br />

gefeiert. m<strong>ein</strong> mann fragte mich, ob ich ihn heiraten möchte. ich<br />

habe ‚Ja‘ gesagt und wir haben uns fest in den arm genommen.<br />

das war 1959. und für <strong>ein</strong>e dm bekam man noch drei Glas Bier.“<br />

Elisabeth Wilkniss, Erzählcafé 2012<br />

ob in den 80er-Jahren oder auch heutzutage: viele Gäste kommen gerne in<br />

den „volmarst<strong>ein</strong>er Platz“ – so auch der Boxer henry maske (links im Bild,<br />

neben liane neff) oder auch der schauspieler diemtar Bär (nicht im Bild).<br />

fotos: dieter schütze<br />

Bis dahin hat sie meist im Hintergrund agiert. „Nachdem wir in den 80er-<br />

Jahren die Gaststätte von den Schwiegereltern übernommen haben, stand<br />

m<strong>ein</strong> Mann immer im Mittelpunkt. Er war der Dreh- und Angelpunkt.“<br />

Als ihr Mann 1990 starb, musste sie sehr schnell sehr viel lernen – nicht nur,<br />

wie sich <strong>ein</strong>e schlagfertige Antwort anhören kann. Jahrzehnte später warten<br />

übrigens immer noch Fahrschüler tagtäglich bei Liane Neff darauf, sich ins<br />

Abenteuer Auto zu stürzen.<br />

„eigentlich könnte ich <strong>ein</strong> Buch schreiben, so viel habe ich hier erlebt“,<br />

sagt sie und dreht den Kugelschreiber, den sie in den Händen hält, <strong>ein</strong>mal um<br />

die eigene Achse.<br />

Ein Buch schreibt sie zwar nicht, aber jeden Tag f<strong>ein</strong> leserlich <strong>ein</strong>e Sonderkarte,<br />

immer das, was ihr gerade in den Sinn kommt. Außer der Reihe kochen<br />

ist ihr ganz wichtig, denn wenn <strong>ein</strong> Gast Appetit auf etwas Süßes verspürt,<br />

serviert sie Milchreis oder <strong>ein</strong>e Dampfnudel – selbst, wenn es nicht auf der<br />

Karte steht. Mit eigenen Töpfen stehen ihre Gäste sogar am Tresen und warten<br />

darauf, dass Liane Neff die mitgebrachten Gefäße mit Tafelspitz, Rehgulasch,<br />

Gänsekeule oder Rinderrouladen füllt. Sehr praktisch für den, der Zuhause<br />

selber Besuch erwartet oder <strong>ein</strong>fach k<strong>ein</strong>e Lust hat, am Wochenende zu<br />

kochen. „Wer das bei mir vorbestellt, bekommt das auch. Das lässt sich doch<br />

alles regeln! Und jeder wird satt“, sagt die Gastronomin und geht zu den neuen<br />

Gästen, Block und Kugelschreiber fest in der Hand. Denn es gibt auch heute<br />

noch viel zu tun.

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