ein magazin zum geburtstag Geschichten. Erlebnisse ... - Spar
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<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund, 1893-2013<br />
<strong>ein</strong> <strong>magazin</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>geburtstag</strong><br />
<strong>Geschichten</strong>. <strong>Erlebnisse</strong>. Standpunkte.<br />
ge|nos|sen|schaft (Abk. Gen.); vgl. eg<br />
eg = <strong>ein</strong>getragene Genossenschaft<br />
genossenschaftsgesetz (geng)<br />
§ 1 Wesen der genossenschaft<br />
(1) Gesellschaften von nicht geschlossener Mitgliederzahl,<br />
deren Zweck darauf gerichtet ist, den Erwerb<br />
oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren soziale<br />
oder kulturelle Belange durch gem<strong>ein</strong>schaftlichen<br />
Geschäftsbetrieb zu fördern (Genossenschaften),<br />
erwerben die Rechte <strong>ein</strong>er „<strong>ein</strong>getragenen Genossenschaft“<br />
nach Maßgabe dieses Gesetzes.<br />
„Solange Menschen die Erde bevölkern, haben sie sich,<br />
wenn es galt, wirtschaftliche oder andere Bedürfnisse<br />
zu befriedigen und dies die Kräfte des Einzelnen überstieg,<br />
in Gruppen oder Gesellschaften zusammengeschlossen.<br />
(…) Sich zu gegenseitiger Hilfe in <strong>ein</strong>er<br />
Gem<strong>ein</strong>schaft zu verbinden, das ist der <strong>ein</strong>fache Sinn<br />
des Genossenschaftsgedankens.“<br />
Quelle: Helmut Faust, Geschichte der Genossenschaftsbewegung,<br />
Frankfurt 1965<br />
(1932) regeln zur Wohnungsnutzung:<br />
4. „Dem Vorstand und Aufsichtsrat steht das Recht<br />
zu, die Wohnung durch Beauftragte ohne vorherige<br />
Anmeldung zur üblichen Tageszeit besichtigen zu<br />
lassen.“<br />
5. „Die Überlassung der Wohnung erfolgt ausschließlich<br />
zur Benutzung durch das Mitglied und die zu<br />
s<strong>ein</strong>em Haushalte gehörigen Personen. Die Aufnahme<br />
anderer Personen in die Wohnung, besonders das<br />
Vermieten von Wohnungsteilen und das Halten von<br />
Kostgängern sowie Hunden, Kl<strong>ein</strong>- und Federvieh<br />
ist nicht gestattet. Die Wohnung soll dem Mitgliede<br />
und s<strong>ein</strong>er Familie <strong>ein</strong> dauerndes Heim bieten und zu<br />
ihrem geistigen und körperlichen Wohl dienen.<br />
Sie darf daher seitens der Genossenschaft nur in<br />
dringenden Fällen gekündigt werden.“<br />
Quelle: <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG, 1932
01 Wilhelm UnverhaU – die GründUnG<br />
Getragen von der Idee der sozialen Verantwortung gründen<br />
Dortmunder Bürger am 4. März 1893 in der Gaststätte „Zum<br />
Schwarzen Raben“ die Wohnungsgenossenschaft <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund. Die treibende Kraft ist der Vorzeichner<br />
Wilhelm Unverhau; er möchte mit der Siedlungsgenossenschaft<br />
die große Wohnungsnot in solidarischer Selbsthilfe lindern.<br />
02 Starke BaUtätiGkeit<br />
in den erSten Jahren<br />
Kurz nach der Gründung der Genossenschaft entstehen die<br />
ersten Gebäude in der „Lange Straße“, „Paulinenstraße“ sowie<br />
in der „H<strong>ein</strong>richstraße“.<br />
03 die 3000. WohnUnG<br />
Ein Ehrentag für die Genossenschaft: Am 10. Mai 1929 wird im<br />
Beis<strong>ein</strong> wichtiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die<br />
3000. Genossenschaftswohnung, Neuer Graben 163, übergeben.<br />
04 ZerStörUnG im ZWeiten WeltkrieG<br />
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wird<br />
der Wohnungsbau völlig aus der Bahn geworfen. An die Stelle<br />
des Aufbaus tritt bald Zerstörung. Von den 4.338 Wohnungen<br />
und 62 gewerblichen Einheiten der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
Dortmund bleiben lediglich vier Häuser mit 34 Wohnungen<br />
unbeschädigt.<br />
05 WiederaUfBaU<br />
Am Tag des 60-jährigen Bestehens, am 4. März 1953, berichtet<br />
der Vorstand stolz, dass alle Trümmer beseitigt und sämtliche<br />
Ruinen wiederaufgebaut sind.<br />
06 75-JähriGeS JUBiläUm<br />
Im Jahre 1968 wird der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> 75 Jahre alt. Der<br />
Bestand der Genossenschaft hat sich auf über 8.000 Wohnungen<br />
erhöht. Pünktlich <strong>zum</strong> 75-jährigen Jubiläum werden die ersten<br />
Wohnungen speziell für Senioren in Dortmund-Hacheney<br />
bezogen.<br />
07 friedrich Wilhelm reckermann<br />
1975 in den Vorstand berufen, prägte Friedrich Wilhelm<br />
Reckermann über lange Zeit hinweg die Geschäftstätigkeit<br />
des <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s. 2012 trat er in den Ruhestand <strong>ein</strong>.<br />
08 den nachWUchS fördern<br />
Die <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG hat die Aus- und Weiterbildung<br />
junger Berufs<strong>ein</strong>steiger zu Fachkräften der Immobilienwirtschaft<br />
schon immer als Schlüsselaufgabe betrachtet. Es ist<br />
daher nur konsequent, dass mehr als die Hälfte der aktiv tätigen<br />
kaufmännischen Mitarbeiter im eigenen Unternehmen ausgebildet<br />
wurden.<br />
09 nachBarSchaft (er)leBen<br />
Der Nachbarschaftstreff im Althoffblock wurde im Jahr 2000<br />
<strong>ein</strong>gerichtet. Die Stärkung des nachbarschaftlichen Lebens<br />
aller Generationen steht hier im Mittelpunkt.<br />
10 BeWohnerfeSt<br />
Gegen die vielbeschworene Anonymität großstädtischen<br />
Wohnens setzt der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> die Förderung nachbarschaftlichen<br />
Mit<strong>ein</strong>anders. Die vielen regelmäßigen Bewohnerfeste<br />
sind meist der Beginn wunderbarer Freundschaften.<br />
11 PreiSWürdiG<br />
Verleihung des NRW-Landespreises-Architektur am 12.11.2012<br />
im Ständehaus, Düsseldorf: NRW-Minister Michael Groschek<br />
(5.v.r.) im Kreise der Projektverantwortlichen.<br />
Ausgezeichnet wurde das Mehrgenerationen-Wohnprojekt<br />
am Generationenweg 1.<br />
12 ZUkUnft BraUcht GeSchichten<br />
Pläne, Ideen, Bilder von dem, was morgen s<strong>ein</strong> könnte. Zukunft<br />
hat <strong>ein</strong>e Geschichte – in Gestalt sämtlicher Anstrengungen,<br />
die gestern wie heute unternommen wurden und werden, um<br />
ihr das gewünschte Gesicht zu geben.<br />
(01)<br />
(04)<br />
(06)<br />
(03)<br />
(09)<br />
(05)<br />
(08)<br />
(02)<br />
(05)<br />
(10)<br />
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(11)<br />
(12)
Inhalt<br />
Seite<br />
06<br />
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38<br />
<strong>ein</strong>e idee macht Geschichte<br />
120 Jahre Geschichte, 120 Jahre Zukunft<br />
<strong>ein</strong> haus, <strong>ein</strong> PlatZ<br />
Zu Besuch am Borsigplatz in der dortmunder nordstadt<br />
leBen mit dem elefanten<br />
aufsichtsratsvorsitzer Peter lauber im Gespräch<br />
st<strong>ein</strong> auf st<strong>ein</strong><br />
Wohnmodelle für die Zukunft<br />
K<strong>ein</strong>er Geht verloren<br />
freunde finden und sich gegenseitig helfen<br />
Gastliche stätte<br />
der volmarst<strong>ein</strong>er Platz im althoffblock<br />
die seite für Kinder<br />
traumschloss oder ritterburg?<br />
erst sParen, dann Bauen<br />
120 Jahre spar<strong>ein</strong>richtung<br />
die Grosse verWandtschaft des dr. martin sPrunGala<br />
<strong>ein</strong>e familie und <strong>ein</strong>e Wohnung – 110 Jahre h<strong>ein</strong>richstraße<br />
die Genossenschaft ist für die ZuKunft Gut aufGestellt<br />
der Gesamtvorstand im interview<br />
drei fraGeZeichen für den sPar- und Bauver<strong>ein</strong><br />
Geheimnis und <strong>Geschichten</strong>suche mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen<br />
momente im ZeitWandel<br />
<strong>ein</strong> Blick im augenblick<br />
Zu Guter letZt / das redaKtionsteam<br />
impressum<br />
aus <strong>ein</strong>er idee Wird <strong>ein</strong>e Geschichte.<br />
und aus der Geschichte ZuKunft.<br />
liebe leserinnen und leser,<br />
liebe Mitglieder des <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s,<br />
am 4. März 1893 wurde unsere Wohnungsgenossenschaft in der Gaststätte „Zum Schwarzen Raben“ gegründet.<br />
Das war vor 120 Jahren. Heute sind wir nicht nur auf die Generation der wagemutigen Gründer stolz, sondern auch auf<br />
die vielen Akteure, die sich über Generationen mit Herzblut engagiert haben, damit ihre Genossenschaft stets auf der<br />
Höhe der Zeit war.<br />
Aus der Idee, gem<strong>ein</strong>sam und solidarisch etwas zu schaffen, was der Einzelne nicht konnte, wurde <strong>ein</strong> Unternehmen.<br />
Aus <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en, engagierten Gem<strong>ein</strong>schaft wurde <strong>ein</strong>e große Gruppe. Schon nach wenigen Jahren zählte der <strong>Spar</strong>-<br />
und Bauver<strong>ein</strong> Dortmund zu den bedeutendsten Wohnungsgenossenschaften in Deutschland. Die Ziele der Gründer<br />
gelten noch heute – und sie haben <strong>zum</strong> Erfolg unserer Genossenschaft beigetragen. Es gibt also viele Gründe sich<br />
zu freuen und unseren 120. Geburtstag zu feiern! Das wollen wir mit Ihnen, den Mitgliedern und Freunden unserer<br />
Genossenschaft, gem<strong>ein</strong>sam tun.<br />
Nicht harte Daten und Fakten zu 120 erfolgreichen Geschäftsjahren wollen wir in den Mittelpunkt stellen, sondern<br />
Sie, liebe Mitglieder. Wir sind unserer Geschichte mit Ihren <strong>Geschichten</strong> auf die Spur gegangen. In diesem Magazin<br />
möchten wir die Atmosphäre und Unternehmenskultur aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlebbar machen.<br />
Auf der Suche nach <strong>Geschichten</strong> haben wir viele Menschen aller Generationen befragt: Mitglieder und Gremienmitglieder<br />
sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben ihre <strong>Erlebnisse</strong> und Erinnerungen sowie alte Fotos und<br />
Dokumente gesammelt und stellen sie Ihnen hier auszugsweise vor.<br />
Begonnen haben wir unsere Geschichtsforschung mit <strong>ein</strong>em <strong>Geschichten</strong>wettbewerb für Kinder und <strong>ein</strong>er digitalen<br />
Schatzsuche für Jugendliche, <strong>ein</strong>em sogenannten Geocaching. Das brachte Spaß und auch wunderbare <strong>Geschichten</strong><br />
ans Tageslicht. In Erzählcafés und vielen Interviews haben wir anschließend Zeitzeugen befragt, wie es früher war, in<br />
der „guten alten Zeit“ der Genossenschaft. Die Zeiten waren gewiss nicht immer gut, aber die <strong>Geschichten</strong>, die wir<br />
sammeln konnten, sind es!<br />
Ein Blick in die Vergangenheit muss aber immer auch <strong>ein</strong> Blick in die Zukunft s<strong>ein</strong>. Denn 120 Jahre nach der Gründung<br />
treibt sie uns immer noch an, diese Genossenschaftsidee. Sie ist <strong>zum</strong> Baust<strong>ein</strong> unserer Zukunft geworden. Der <strong>Spar</strong>-<br />
und Bauver<strong>ein</strong> hat sich mittlerweile <strong>zum</strong> wichtigen Wirtschaftsfaktor und stadtteilprägenden Investor im Großraum<br />
Dortmund entwickelt, ohne dabei das gem<strong>ein</strong>schaftliche Für- und Mit<strong>ein</strong>ander in der Genossenschaft aus den Augen zu<br />
verlieren. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – <strong>ein</strong> Dreiklang, mit dem der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> sich in der Stadt<br />
hören lassen kann.<br />
Ein herzlicher Dank an alle, die mitgemacht haben. nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen<br />
bei der lektüre!<br />
Im Namen des Gesamtvorstandes<br />
franz-Bernd Große-Wilde<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
UrsprUng<br />
„man muss wissen, wo<br />
man herkommt, um zu<br />
wissen, wohin man geht.“<br />
Dr. Martin Sprungala,<br />
Interview 2013
EInE IDEE Macht<br />
GESchIchtE<br />
120 Jahre Geschichte, 120 Jahre Zukunft –<br />
die spar- und Bauver<strong>ein</strong> eG dortmund bleibt ihren Zielen treu<br />
das Gründungsrestaurant<br />
„Zum schwarzen raben“, Wißstraße 47<br />
Als am 4. März 1893 Dortmunder Bürger in der Gaststätte „Zum Schwarzen<br />
Raben“ zusammenkamen, konnte k<strong>ein</strong>er ahnen, dass 120 Jahre später<br />
aus der mutigen Idee, die Wohnungsnot in ihrer Stadt zu lindern, die größte<br />
Wohnungsbaugenossenschaft mit eigener <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung in NRW werden<br />
sollte.<br />
Damals, an jenem Tag im Jahre 1893, wurde der Grundst<strong>ein</strong> für die <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund gelegt. Heute zählen 11.669 Wohnungen und 18.050<br />
Mitglieder zu <strong>ein</strong>er der leistungsstärksten Wohnungsbaugenossenschaften,<br />
deren Philosophie, den Menschen <strong>ein</strong> wertvolles und nachhaltiges Zuhause<br />
zu bieten, eng mit den Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte und dem<br />
Leben im Ruhrgebiet verwoben ist. Eine Wirtschaftskrise, zwei Weltkriege, der<br />
Mauerfall oder auch jüngst die Finanzkrise: Die <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund<br />
hat in ihren 120 Jahren viel erlebt, doch ihr Ziel, das gem<strong>ein</strong>schaftliche<br />
Für- und Mit<strong>ein</strong>ander, nie aus den Augen verloren. Im Laufe des vergangenen<br />
Jahrhunderts hat sich die Genossenschaft so <strong>zum</strong> wichtigen Wirtschaftsfaktor<br />
und stadtteilprägenden Investor im Großraum Dortmund entwickelt.<br />
Eine Idee wird lebendig<br />
Ende des 19. Jahrhunderts führen Bevölkerungswachstum und Binnenwanderung<br />
in den industriellen Ballungszentren zur Wohnungsnot. Hunderttausende<br />
Arbeiter aus ländlichen Gegenden strömen ins industrielle Zentrum des Deutschen<br />
Reiches – doch es fehlt an ausreichend Wohnraum. Insbesondere in den<br />
rasch wachsenden Städten werden Wohnungen schnell zu teuer, sie sind durch<br />
Untervermietung überbelegt und hygienisch unzureichend.<br />
Die Folge: Viele Arbeiter leben in Elendsquartieren ohne Anbindung an die<br />
städtische Infrastruktur.<br />
Getrieben von der Idee der sozialen Verantwortung gründen<br />
<strong>ein</strong>ige wenige, aber weitschauende Männer den <strong>Spar</strong>-<br />
und Bauver<strong>ein</strong> an jenem Tag im Jahre 1893. Die Gründungsväter,<br />
unter ihnen Wilhelm Unverhau als treibende<br />
Kraft, möchten mit der Siedlungsgenossenschaft die Wohnungsnot<br />
Dortmunds in solidarischer Selbsthilfe lindern.<br />
Der Weg in <strong>ein</strong>e bessere Zukunft<br />
Kurz nach der Gründung entsteht auch sogleich das erste<br />
Gebäude, Lange Straße 111-113. S<strong>ein</strong>e 2- bis 3-Zimmer-<br />
Wohnungen – für etwa 150 bis 200 Mark im Jahr – sind<br />
begehrt. All<strong>ein</strong>e in den ersten beiden Jahren werden insgesamt<br />
48 Wohnungen fertiggestellt und bezogen. Bereits<br />
<strong>zum</strong> Jahresschluss 1902 haben 3.116 Mitglieder – überwiegend<br />
Bergarbeiter, Eisenbahn- und Postbedienstete<br />
– durch Zeichnung <strong>ein</strong>es Geschäftsanteils von 300 Mark<br />
ihren Beitritt erklärt. 30 Pfennig in der Woche müssen sie<br />
entrichten, bis zur Vollzahlung von 300 Mark. Für viele<br />
Familien bedeutet die wöchentliche Abgabe von 30 Pfennig<br />
sicherlich <strong>ein</strong>en Verzicht. Zeitgleich ist es für viele<br />
Familien auch <strong>ein</strong> Ausweg aus dem Elend – und der Weg<br />
in <strong>ein</strong>e bessere Zukunft.<br />
590 Wohnungen, acht Verkaufsläden, zwei Gaststätten,<br />
<strong>ein</strong>e Bäckerei sowie <strong>ein</strong>e Metzgerei werden bis 1902 errichtet.<br />
In den folgenden Jahren setzt sich das Wachstum<br />
fort. Ganze Siedlungen entstehen, die ihren neuen Bewohnern<br />
gute und gesunde Wohnungen bieten.<br />
Einschnitte im Ersten Weltkrieg<br />
Trotz des beginnenden Ersten Weltkrieges können Mietwohngebäude<br />
in der Althoffstraße errichtet werden. Auch<br />
wenn an den bis 1918 erbauten 255 Häusern mit über<br />
2.000 Mietwohnungen k<strong>ein</strong>e nennenswerten Schäden<br />
entstehen, bringt der Erste Weltkrieg Einschnitte mit<br />
sich. Nach Kriegsende stocken die Bauarbeiten, es fehlen<br />
schlichtweg Handwerker und Material. Hinzu kommt in<br />
der Nachkriegszeit <strong>ein</strong>e schwere wirtschaftliche Prüfung:<br />
die Inflation. Kosten 1.000 Mauerst<strong>ein</strong>e im Jahr 1914<br />
noch 19 Mark, so steigt der Preis für das so wichtige Baumaterial<br />
im Jahr 1920 auf mehr als 350 Mark.<br />
120 JAHRE 06.07<br />
Erst mit Überwindung der Inflation steuert der <strong>Spar</strong>-<br />
und Bauver<strong>ein</strong> wieder besseren Zeiten entgegen. So zählt<br />
die Genossenschaft im September 1924 schon 9.309 Mitglieder,<br />
die sehr zahlreich an der Mitgliederversammlung<br />
teilnehmen.<br />
Zerstörung statt Aufbau<br />
Kurze Zeit später beginnt mit der Ernennung Hitlers <strong>zum</strong><br />
Reichskanzler <strong>ein</strong> unendliches Leid. An die Stelle des<br />
Aufbaus tritt mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im<br />
September 1939 bald Zerstörung: Brandbomben und<br />
Phosphorkanister, Sprengbomben und Luftminen machen<br />
Erstes Verwaltungsgebäude, 1902-1945,<br />
H<strong>ein</strong>richstraße 27 /Adlerstraße 56<br />
Metzgerei Gustav Purrmann,<br />
Roseggerstraße 60, Baujahr 1914<br />
vor allem die Dortmunder Innenstadt zu <strong>ein</strong>er Ruinenlandschaft, vernichten<br />
aber auch in den Vororten <strong>ein</strong>e Vielzahl von Wohn- und Geschäftshäusern.<br />
Von den 4.338 Wohnungen und 62 gewerblichen Einheiten der <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund bleiben lediglich vier Häuser mit 34 Wohnungen<br />
unbeschädigt. Trotz Hungersnot und mit großer Mühe können dank<br />
zahlreicher erfinderischer Männer und Frauen viele Wohnungen <strong>zum</strong>indest<br />
provisorisch genutzt werden.<br />
Mit dem Beginn der Währungsreform am 20. Juni 1948 brechen die hitzigen<br />
Jahre des Wiederaufbaus an. Am Tag des 60-jährigen Bestehens, am 4. März<br />
1953, berichtet der Vorstand schließlich stolz, dass alle Trümmer beseitigt<br />
und sämtliche Ruinen wiederaufgebaut sind. In den folgenden Jahren wird<br />
das Bauvolumen erweitert.<br />
Baustelle Steubenstraße 2-16, 1952<br />
Gaststätte „Zum Adler“, Adlerstraße 62, Baujahr 1894/95<br />
Baustelle Boldtstraße, 1928
Das stetige Wirtschaftswachstum und der zunehmende Wohlstand prägen<br />
die rasante Aufwärtsentwicklung der Genossenschaft entschieden weiter.<br />
Zwischen 1961 und 1965 werden all<strong>ein</strong>e 918 Wohnungen in Sölde, Schüren<br />
und Brackel fertiggestellt.<br />
Die Reformen nehmen Gestalt an<br />
Von <strong>ein</strong>er Wohnungsnot wie zu Zeiten der beginnenden Industrialisierung<br />
kann Ende der 70er-Jahre k<strong>ein</strong>e Rede mehr s<strong>ein</strong>. In der Folgezeit bis heute ist<br />
und bleibt die Genossenschaft <strong>ein</strong> Ort für reformerisches Denken. So<br />
werden <strong>zum</strong> Beispiel bereits ab 1962 die ersten umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen<br />
in Angriff genommen. Es entstehen eigene Badezimmer,<br />
die Toiletten werden von Podesten in Wohnungen verlegt und die Häuser<br />
werden nach und nach voll elektrifiziert. Die Genossenschaft eilt in den<br />
folgenden Jahren von Rekord zu Rekord. In den 70er-Jahren verfügt die Wohnungsbaugenossenschaft<br />
bereits über mehr als 9.400 Wohnungen.<br />
Ob sozialer Wohnungsbau, der Zuzug der Gastarbeiter, der Mauerfall im Jahr<br />
1989, der <strong>ein</strong>e Welle nicht nur finanzieller Aufbauhilfe auslöst, oder auch die<br />
ersten Auswirkungen des demografischen Wandels: Im Laufe der Zeit erfindet<br />
sich die genossenschaftliche Wohn- und Lebensform immer wieder neu und<br />
passt sich an die jeweiligen Lebensentwürfe und Wohnentwicklungen an.<br />
Wir werden immer älter<br />
Zweifelsohne stellt der demografische Wandel <strong>ein</strong>e große Herausforderung in<br />
der heutigen Zeit dar. Immer weniger Kinder werden geboren, mehr Menschen<br />
haben ihre Wurzeln in <strong>ein</strong>em anderen Kulturkreis – und: Wir leben länger.<br />
Doch der demografische Wandel ist gestaltbar. Genossenschaften können dabei<br />
helfen, indem sie beispielweise barrierefreie Wohnungen zur Verfügung<br />
stellen und bauliche Veränderungen im Wohnungsbestand vornehmen.<br />
Zusätzlich stellt sich die <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG seit dem neuen Jahrtausend<br />
immer stärker darauf <strong>ein</strong>, mit zielgruppenspezifischen Angeboten den Be-<br />
dürfnissen ihrer Mitglieder gerecht zu werden. So richten<br />
sich zahlreiche realisierte und noch geplante Neubaumaßnahmen<br />
an sehr unterschiedliche Altersgruppen mit dem<br />
Ziel, in den Wohnquartieren möglichst vielen Lebenssituationen<br />
gerecht werden zu können. Die Palette des<br />
Engagements reicht beispielsweise von der kindgerechten<br />
Modernisierung <strong>ein</strong>es Kindergartens in Dortmund-<br />
Bodelschwingh über die Errichtung <strong>ein</strong>es generationenübergreifenden<br />
Wohnprojektes in Zusammenarbeit mit<br />
dem W.I.R. e.V. in Dortmund-Brünninghausen bis hin<br />
zu unterschiedlichen Neubaumaßnahmen im Segment<br />
„Service Wohnen im Alter“. Bei den zuletzt angesprochenen<br />
Bauvorhaben im Seniorensegment legt die Genossenschaft<br />
besonderen Wert auf die moderate Mietpreisgestaltung<br />
sowie die faire Kalkulation von Grund- und<br />
Wahlleistungspauschalen.<br />
Individuelles Wohnen in der Gem<strong>ein</strong>schaft<br />
Anstatt isolierter Wohnungsbewirtschaftung steht dabei<br />
<strong>ein</strong>e integrierte Stadtteilgestaltung auf der Agenda. Solidarisch<br />
gelebte Nachbarschaft in Zeiten gesellschaftlicher<br />
Umbrüche ist umso wichtiger, da Nachbarschaft sprichwörtlich<br />
<strong>ein</strong>en Raum für Heimat bietet. Dort, wo vor<br />
allem viele ältere Menschen oft all<strong>ein</strong>e leben, wird Nachbarschaft<br />
gelebt und gefördert – mit bunten Straßenfesten,<br />
geselligen Bewohnerfesten oder auch gem<strong>ein</strong>samen Ausflügen.<br />
Nur wer sich wirtschaftlich, sozial und kulturell<br />
konsequent für die Entwicklung von Stadt und Quartier<br />
engagiert, kann den Menschen <strong>ein</strong> Zuhause bieten, in dem<br />
sie sich rundum wohlfühlen.<br />
25-jähriges dienstjubiläum, Klempner-altgeselle albert<br />
macka, h<strong>ein</strong>richstraße 54, 3. september 1949<br />
120 JAHRE 08.09<br />
Verleihung des Qualitätssiegels „Betreutes Wohnen<br />
NRW“ für den Neubau Bauerstraße 3, 5 in<br />
Dortmund-Brackel, überreicht vom Vorsitzenden<br />
des Kuratoriums Betreutes Wohnen, Alexander<br />
Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rh<strong>ein</strong>land<br />
Westfalen e.V. Düsseldorf, 2012<br />
Bohrungen für geothermische Anlagen<br />
in der Bauerstraße 3, 5, 2008<br />
© RuhrNachrichten, Schaper<br />
Mut unD FantaSIE<br />
Das Bewährte erhalten und mutig das Neue wagen: Das sind die zentralen<br />
Herausforderungen, denen wir uns seit mittlerweile 120 Jahren stellen.<br />
Auch in der Zukunft wird es unsere Aufgabe s<strong>ein</strong>, hohe Wohn- und<br />
Lebensqualität für zukünftige Generationen zu sichern und zugleich<br />
Antworten auf die ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen<br />
zu finden. Das geschieht durch zeitgemäße Wohnformen, die auf<br />
die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind, in Zukunft aber flexibel<br />
nutzbar bleiben.<br />
Über die Jahrzehnte hinweg ist es uns mit dieser Strategie gelungen, die<br />
soziale Stärke der traditionellen Genossenschaft mit der Dynamik <strong>ein</strong>es<br />
modernen Dienstleisters rund ums Wohnen und <strong>Spar</strong>en zu verbinden.
Über 1600 Wohnungen bietet der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> im Dortmunder<br />
Norden, darunter viele rund um den Borsigplatz. Schmuckstück und<br />
Erkennungszeichen ist das Concordiahaus, erbaut Anfang 1900.<br />
Im Erdgeschoss des „Türmchenhauses“ befand sich bis in die 50er-Jahre<br />
das beliebte Tanz- und Festlokal „Concordia“.<br />
EIn hauS, EIn Platz<br />
Zu Besuch am Borsigplatz in der Dortmunder Nordstadt<br />
Als der BVB 1909 am Borsigplatz gegründet<br />
wurde, stand dort bereits <strong>ein</strong>es der ersten Häuser<br />
des <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s: das Concordiahaus.<br />
Damals wie heute trifft man an diesem für<br />
Dortmund so wichtigen Ort noch „Originale“,<br />
Menschen, die über fünfzig Jahre ihrem Viertel<br />
treu geblieben sind. Heute wohnen auch viele<br />
Studenten im Viertel und prägen mit regelmäßigen<br />
Kunstaktionen s<strong>ein</strong>en Charakter. Doch wie<br />
eh und je steht der Ort für Superlative. Wo steht<br />
der größte Adventskranz der Welt? Natürlich auf<br />
dem Borsigplatz.<br />
Pariser Flair im Dortmunder Norden: Der „Stern<br />
des Nordens“ mit s<strong>ein</strong>en sechs auf ihn zuführenden<br />
Straßen und s<strong>ein</strong>en Platanen wurde nach französischem<br />
Vorbild angelegt. S<strong>ein</strong>en Namen verdankt er der 1871<br />
gegründeten Maschinenfabrik des August Julius Albert<br />
Borsig. Hier zu wohnen, war schon was. „Man wohnt<br />
nicht in Dortmund, man wohnt am Borsigplatz“, heißt es<br />
hier noch heute selbstbewusst. Und das nicht nur, weil<br />
der Platz durch die Meisterfeiern des BVB europaweit<br />
Berühmtheit erlangt hat. Die Älteren erinnern sich noch<br />
stolz an die Dortmunder Hoesch-Stahlschmiede, in der sie<br />
malocht haben und die bis zu ihrer Schließung 1995 gut<br />
17.000 Menschen Arbeit gegeben hat.<br />
In der „guten alten Zeit“, so um 1920, war die Gegend als<br />
„Nachtjackenviertel“ bekannt. Damals hingen die Mütter<br />
und Ehefrauen im Nachtjäckchen im Fenster und hielten<br />
Ausschau nach ihren Männern. Die waren in den umliegenden<br />
Kneipen versackt und tranken noch <strong>ein</strong> Bier. Und<br />
weil’s so schön schmeckte, noch <strong>ein</strong>s …<br />
Solche <strong>Geschichten</strong> und noch viele mehr kennt Annette Kritzler. Die Stadtführerin<br />
betreibt mit <strong>ein</strong>er Kollegin die „BorsigplatzVerFührungen“. Wenn sie<br />
mit ihren Teilnehmern durch die Straßen zieht, wirft sie gerne <strong>ein</strong>en Blick in<br />
Ateliers oder Restaurants und macht auf Kl<strong>ein</strong>ode wie besondere Gärten und<br />
Hinterhöfe aufmerksam. Auch den schönen Innenhof des Concordiahauses besucht<br />
sie oft. „Das Haus mit dem Türmchen ist <strong>ein</strong>e Landmarke, weit über die<br />
Grenzen Dortmunds hinaus bekannt.“<br />
Im Krieg diente das Türmchen übrigens als Flakbeobachterposten. Heute<br />
kennen ihn BVB-Fans, weil Hausmeister Günter Domscheit die Glocke im<br />
Turm läutet, wenn Borussia wieder <strong>ein</strong>mal Meister geworden ist. Seit 1959<br />
wohnt Domscheit am Borsigplatz, seit 2006 arbeitet er für die Genossenschaft.<br />
Zusammen mit Andreas Prigge, stellvertretender Leiter der Technik bei der<br />
Genossenschaft, sitzen wir bei Domscheits auf der Küchenbank. Günter, wie<br />
ihn jeder nennt, erinnert sich gut an die Zeit, als noch an jeder Ecke <strong>ein</strong>e<br />
Kneipe stand: „Wenn ich früher tapezieren wollte, ging ich in die Kneipe. Ich<br />
brauchte nur zu sagen, dass ich drei Mann <strong>zum</strong> Helfen suche und hinterher<br />
<strong>ein</strong>en ausgebe. Dann hatte ich gleich fünf Helfer.“ Ein Bier kostete damals<br />
35 Pfennig – das sind 18 Cent.<br />
Den Abbau des Hoesch-Werkes, das nach China verkauft worden war, hat<br />
Günter Domscheit vom Türmchen aus verfolgt. Das habe wehgetan, besonders<br />
die Sprengungen. Doch das ist Vergangenheit. Die Gegenwart ist fröhlicher,<br />
besonders, wenn man wie Domscheit fest in s<strong>ein</strong>em Quartier verwurzelt ist.<br />
„Abends tut mir der Arm vom Winken und Grüßen weh“, feixt er.<br />
Auch Anja Lenze ist bekennender Borsigplatzfan. Über 20 Jahre hat die<br />
44-Jährige in der Wambeler Straße in <strong>ein</strong>er Genossenschaftswohnung gewohnt.<br />
Sie ging gerne in den Hoeschpark und an <strong>ein</strong>er Wand ihrer Wohnung<br />
prangte <strong>ein</strong> Straßenschild „Borsigplatz“. Aktionen wie der große Adventskranz<br />
und das jährliche „Nordstadtdinner“ haben ihr gefallen. Gerne erinnert sie<br />
sich an das „Running Dinner“, das vom Quartiersmanagement organisiert<br />
wird. In drei verschiedenen Wohnungen wird dann gekocht und gegessen.<br />
120 JAHRE 10.11<br />
An der Garage treffen wir das Ehepaar<br />
Hoffmann. Der 70-jährige Rudi<br />
Hoffmann ist traurig über die Entwicklung<br />
des Viertels. „Als ich an den<br />
Borsigplatz gezogen bin, waren hier<br />
alle Nationen vertreten. Wenn wir zusammen<br />
im Hof gegrillt haben, gab es<br />
Paella, Pizza, Fisch und Würstchen.“<br />
Doch die Nachbarschaft sei nicht<br />
mehr so herzlich wie früher. Auch<br />
ärgert es ihn, dass viele sich nicht an<br />
Regeln halten. Aber deshalb lange<br />
böse s<strong>ein</strong>? N<strong>ein</strong>, das könne und wolle<br />
er nicht.<br />
In der Uhlandstraße lebt H<strong>ein</strong>z<br />
Brummel. Hoffentlich schmeckt der<br />
Kaffee, fragt er besorgt. Der Kaffee<br />
schmeckt prima – und wenn Herr<br />
Brummel ins Erzählen kommt, m<strong>ein</strong>t<br />
man, s<strong>ein</strong>en längst verstorbenen<br />
Onkel, den Schlachter Grizelius,<br />
die Straße lang fahren zu sehen: „Er<br />
hatte, um 1947 war das, <strong>ein</strong> Auto mit<br />
Holzvergaser, mit <strong>ein</strong>em Schornst<strong>ein</strong><br />
darauf. Das wurde mit Holz geheizt<br />
und er fuhr damit <strong>zum</strong> Schlachthof.“<br />
Der Wandel der Zeit berührt alle Bewohner<br />
des Viertels. Jeder erlebt ihn<br />
auf s<strong>ein</strong>e Art, nimmt ihn anders wahr.<br />
Und als der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> 2012<br />
<strong>zum</strong> großen Nachbarschaftsfest im<br />
Uhlandblock lud, trafen sich viele<br />
wieder und ließen die gute alte Zeit<br />
noch <strong>ein</strong>mal aufleben. Von diesem<br />
Fest spricht man heute noch.<br />
Und jeder Neubeginn hat ja auch<br />
s<strong>ein</strong>e guten Seiten. Früher gab es<br />
hier viele Prügeleien, erinnert sich<br />
Hausmeister Domscheit. „Wenn Du<br />
was willst, komm raus“, hieß es in den<br />
Kneipen. Vielleicht doch ganz gut,<br />
dass es jetzt mehr Künstlerateliers<br />
als Kneipen in der Nordstadt gibt.<br />
Immer wieder geht die Sonne auf. Im<br />
Dortmunder Norden.<br />
Lehm Unter der tapete<br />
„als wir 1947 aus dem sauerland, wohin wir evakuiert worden<br />
waren, zurückkamen, war ich sieben Jahre alt. m<strong>ein</strong>e oma wohnte<br />
gegenüber in der uhlandstraße 133. dann kam auch m<strong>ein</strong> vater<br />
aus dem Krieg heim. Wir hatten nur zwei Zimmer, denn wir mussten<br />
uns die Wohnung mit <strong>ein</strong>em untermieter teilen. nach dem<br />
Krieg war alles zerbombt und viele häuser waren weg. ich habe<br />
damals geholfen, in den Wannen Kalk zu löschen, der <strong>zum</strong> Bauen gebraucht wurde.<br />
in der uhlandstraße wurden extra eisenbahnschienen verlegt, um die hohen<br />
schutthaufen mit teckelwagen abzufahren. dann ging in eigenregie das Bauen los.<br />
Jeder besorgte sich irgendetwas. die kaputten Wände in unserer Wohnung hat m<strong>ein</strong><br />
vater mit lehm ausgebessert. deshalb kann ich die tapete heute nicht abreißen, da<br />
hängen dann große lehmstücke daran.“<br />
H<strong>ein</strong>z Brummel, Mitgliedervertreter, 73 Jahre, Interview 2013<br />
Der größte<br />
Adventskranz<br />
der Welt: der<br />
Borsigplatz.<br />
„Bier – Stahl – Fußball“ – der<br />
Dreiklang des Viertels auf der Wand<br />
des Schankraumes in der bekannten<br />
Gaststätte des Concordiahauses.<br />
Hier wurde getanzt und getafelt.
lEBEn MIt<br />
DEM ElEFantEn<br />
Aufsichtsratsvorsitzer Peter Lauber im Gespräch über das Wir-Gefühl,<br />
Vertreterversammlungen und Henriette Davidis Kochbücher<br />
Der Rechtsanwalt Peter Lauber ist seit 1997 Mitglied im Aufsichtsrat und seit 2000 dessen Vorsitzender. Übernommen<br />
hat er das Amt von Karl-H<strong>ein</strong>z Bieling. Der Vorsitz im Aufsichtsrat erfordere <strong>ein</strong>en großen Zeitaufwand, m<strong>ein</strong>t Lauber,<br />
bereite ihm aber viel Freude.<br />
Herr Lauber, Sie sind in Dortmund-Hörde in <strong>ein</strong>er Genossenschaftswohnung<br />
aufgewachsen. Spielt das für Sie heute noch <strong>ein</strong>e Rolle?<br />
Auf jeden Fall. Genossenschaft ist mir von Kindheit an vertraut und erzeugt<br />
für mich bis heute <strong>ein</strong> Wir-Gefühl. Ich bin Jahrgang 1942 und habe die Nachkriegszeit<br />
sehr bewusst miterlebt. Als ich Kind war, konnte man sich glücklich<br />
schätzen, wenn man <strong>ein</strong>e verlässliche Wohnstätte hatte, <strong>ein</strong>en sicheren Hafen.<br />
Das war bei unserer Genossenschaft der Fall.<br />
Welche Laufbahn haben Sie <strong>ein</strong>geschlagen und wie sind Sie <strong>zum</strong> Dortmunder<br />
<strong>Spar</strong>-und Bauver<strong>ein</strong> gekommen?<br />
Nach der Volksschule kam ich zur Stadtverwaltung und habe <strong>ein</strong>e Kommunalverwaltungslehre<br />
absolviert. Dann machte ich am Abendgymnasium m<strong>ein</strong><br />
Abitur und kam im Jurastudium bei Professor Biedenkopf wieder mit dem<br />
Thema Genossenschaft in Berührung. Als Rechtsanwalt habe ich durch m<strong>ein</strong>e<br />
Arbeit den SBV kennengelernt. 1997 wurde ich auf der Vertreterversammlung<br />
direkt in den Aufsichtsrat gewählt. Man suchte <strong>ein</strong>en Juristen und Karl-H<strong>ein</strong>z<br />
Bieling hatte mich vorgeschlagen. Seit 2000 bin ich Vorsitzender. Das bedeutet<br />
sehr viel Arbeit, aber macht viel Freude.<br />
Was bedeutet Ihnen der genossenschaftliche Gedanke?<br />
Halten Sie ihn für zeitgemäß?<br />
Unbedingt. Wenn es die Genossenschaften nicht gäbe, müsste man sie erfinden.<br />
Denn Wohnen ist <strong>ein</strong> elementares Bedürfnis des Menschen; seit der St<strong>ein</strong>zeit<br />
verleiht die richtige „Höhle“ Schutz und Geborgenheit. Genossenschaften<br />
sind <strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft Gleichgesinnter. Und aus der Vielzahl kl<strong>ein</strong>er Beiträge<br />
erwächst <strong>ein</strong> großes Objekt. Dieser Grundgedanke hat nach wie vor Gültigkeit.<br />
Doch das bringt auch Verpflichtungen mit sich. Man kann sich als Mitglied<br />
nicht zurücklehnen und sagen „Hannemann, geh du voran.“ Jeder muss sich<br />
<strong>ein</strong>bringen! Wir haben <strong>ein</strong>e Zielsetzung und gehen gem<strong>ein</strong>sam weiter.<br />
Wie sieht die Tätigkeit des Aufsichtsrates aus?<br />
Die Aufsichtsratsmitglieder arbeiten neben dem Gesamtgremium in verschiedenen<br />
Ausschüssen. Ich bin Mitglied im Personalausschuss, im Mietengestaltungsausschuss<br />
und auch im Beschwerdeausschuss. Ich nehme mir viel Zeit<br />
für die Vorbereitung <strong>ein</strong>zelner Sitzungsthemen und für die Abstimmung mit<br />
dem Vorstand.<br />
Was be<strong>ein</strong>druckt Sie bei dieser Arbeit?<br />
Ich stelle bei Vertreterversammlungen fest, dass es <strong>ein</strong> großes Gerechtigkeitsgefühl<br />
gibt. Die Vertreter haben bei Abstimmungen <strong>ein</strong> Gespür dafür,<br />
ob es um r<strong>ein</strong>e Querelen und Einzelinteressen geht oder Angelegenheiten<br />
für die Gem<strong>ein</strong>schaft. Auch darin zeigt sich für mich Zusammenhalt.<br />
Das Interview führte Bärbel Wegner,<br />
freie Journalistin und Autorin.<br />
Aufsichtsratsvorsitzer Peter Lauber und die<br />
Journalistin Bärbel Wegner<br />
Und wer von Ihren Vorgängern be<strong>ein</strong>druckt Sie?<br />
Etliche! Mir bedeuten die Zusammenkünfte mit Herbert<br />
Mackowiak viel. Auch wenn er heute im SBV nicht mehr<br />
aktiv ist, bleibt er mir <strong>ein</strong> väterlicher Freund und Unterstützer.<br />
Er ist inzwischen 88 Jahre alt, <strong>ein</strong> „Urgest<strong>ein</strong>“ der<br />
Genossenschaft und auch der Stadt Dortmund. „Macko“<br />
ist <strong>zum</strong> Beispiel der Erfinder der nun schon traditionellen<br />
Kinderferienparty.<br />
Wie bringen sich Vertreter sonst <strong>ein</strong>, wie ist der „Draht“<br />
<strong>zum</strong> Vorstand?<br />
Die Vertreter treffen sich auch außerhalb der offiziellen<br />
Zusammenkünfte. Dann werden Angelegenheiten wie<br />
Spielplatzgestaltung oder Reparaturen besprochen. Die<br />
Ergebnisse der Diskussionen werden an den Vorstand<br />
gegeben – mit der Bitte um Bearbeitung. Die Mitgliedervertreter<br />
wissen, dass die Genossenschaft „sich kümmert.“<br />
Sie ist nichts Distanziertes, k<strong>ein</strong> Objekt, das man nur aus<br />
der Ferne wahrnimmt.<br />
Wie arbeiten Aufsichtsrat und Vorstand zusammen?<br />
Wir arbeiten gut zusammen. Im Aufsichtsrat wird intensiv<br />
diskutiert und der Aufsichtsrat hinterfragt, was der<br />
Vorstand tut. So ist es im Genossenschaftsgesetz festgelegt.<br />
Der Aufsichtsrat trifft sich zu etwa sechs Sitzungen<br />
im Jahr gem<strong>ein</strong>sam mit dem Vorstand, dieser erstattet<br />
dann ausführlich Bericht.<br />
Und was gibt es über den privaten Herrn Lauber zu sagen?<br />
In m<strong>ein</strong>er Freizeit bin ich Jäger und viel im Sauerland<br />
unterwegs. Außerdem bin ich Hobbykoch und liebe es,<br />
nach dem Kochbuch von Henriette Davidis zu kochen.<br />
M<strong>ein</strong>e Freunde sagen, man könne nicht verhungern,<br />
wenn man mit mir unterwegs sei!<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lauber!<br />
120 JAHRE 12.13<br />
Ich entsinne mich an <strong>ein</strong>e lustige Begebenheit mit Herbert Mackowiak,<br />
damals Alterspräsident im Aufsichtsrat. Er beglückwünschte mich<br />
zu m<strong>ein</strong>er Wahl als Aufsichtsratsvorsitzer, übergab mir <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />
hölzernen Elefanten und sagte: „Alles, was dieser kl<strong>ein</strong>e Elefant symbolisiert,<br />
wünsche ich Dir – Standhaftigkeit, Durchsetzungsvermögen, <strong>ein</strong> dickes<br />
Fell und große Ohren, um zu hören, was in der Genossenschaft so vor sich<br />
geht.“ All das konnte ich tatsächlich für diese Tätigkeit gut gebrauchen.<br />
Peter Lauber, Erzählcafé 2012<br />
Von generation zU generation<br />
„m<strong>ein</strong>e Großeltern und eltern waren bereits mitglied<br />
im spar- und Bauver<strong>ein</strong>. als ich älter wurde, gefiel<br />
auch mir die Grundidee der Genossenschaft. ich<br />
finde, Genossenschaft funktioniert nur durch mittun.<br />
ich habe mich als mitgliedervertreter aufstellen<br />
lassen und bin in die versammlung gewählt worden.<br />
nach <strong>ein</strong>igen Jahren wurde ich für die mitarbeit im<br />
aufsichtsrat vorgeschlagen. da bin ich jetzt seit gut<br />
acht Jahren und es macht mir sehr viel spaß. ich<br />
bereue den schritt nicht, obwohl es auch Zeit kostet.<br />
es geschieht viel neues und ist immer spannend.“<br />
Martin Winterkamp, Erzählcafé 2012<br />
erste fraU im aUfsichtsrat<br />
„1970 ist die erste frau in den aufsichtsrat<br />
gekommen: <strong>ein</strong>e vertreterin aus dem<br />
althoffblock, margot Westermann. das<br />
geschah mit ‚murren und Knurren‘, denn<br />
die damaligen herren fanden das nicht so<br />
toll. inzwischen haben wir fünf damen<br />
im aufsichtsrat.“<br />
H<strong>ein</strong>rich Küter, Erzählcafé 2012<br />
KUppeLeiparagraph<br />
„als ich m<strong>ein</strong>e frau kennenlernte, musste man<br />
mit<strong>ein</strong>ander verheiratet s<strong>ein</strong>, wenn man als junges<br />
Paar gem<strong>ein</strong>sam wohnen wollte. es gab damals noch<br />
den sogenannten Kuppeleiparagraphen, nach dem<br />
sich <strong>ein</strong> vermieter strafbar machte, wenn er an <strong>ein</strong><br />
unverheiratetes Paar vermietete.“<br />
Peter Lauber, Erzählcafé 2012
Gem<strong>ein</strong>schaft wird hier großgeschrieben:<br />
In dem Gem<strong>ein</strong>schaftsraum in der Paulinenstraße<br />
treffen sich die Bewohner regelmäßig.<br />
Wir wohnen anders<br />
StEIn<br />
auF StEIn<br />
Wohnmodelle für die Zukunft<br />
Älter, bunter und weniger: Diese drei Stichpunkte bringen den demografischen Wandel auf den Punkt.<br />
Immer weniger Kinder werden geboren, mehr Menschen haben ihre Wurzeln in <strong>ein</strong>em anderen Kulturkreis<br />
– und: Wir leben länger. Laut Berechnung des Statistischen Bundesamtes wird bis 2050 jeder Dritte in<br />
Deutschland älter als 60 und mindestens jeder Zehnte über 80 Jahre alt s<strong>ein</strong>. Wohnungsgenossenschaften<br />
wie die Dortmunder <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG handeln im Interesse ihrer Mitglieder. Sie sind häufig Vorreiter<br />
für neue Wohnformen wie Wohnprojekte oder Mehrgenerationenhäuser.<br />
Der demografische Wandel ist nicht ungewöhnlich für<br />
<strong>ein</strong>e moderne Gesellschaft und findet ähnlich auch<br />
in anderen Ländern statt. Er wirkt sich auf viele Politikfelder<br />
aus: vom Kindergartenbau über die Rentenpolitik bis<br />
hin <strong>zum</strong> Bauen und Wohnen. Heute ist die Infrastruktur<br />
in vielen Städten Deutschlands allerdings oft noch auf<br />
<strong>ein</strong>e junge Bevölkerung ausgerichtet. Ältere Menschen<br />
kommen damit häufig nicht mehr zurecht. Für viele<br />
bedeutet das <strong>ein</strong> Das<strong>ein</strong> auf dem Abstellgleis, weit weg<br />
vom Leben der anderen.<br />
Zufriedenheit und Wohlergehen haben viel damit<br />
zu tun, ob die Menschen sich in ihrem Wohnumfeld<br />
wohlfühlen und sich mit ihrem Wohnviertel identifizieren. Denn Wohnen<br />
umfasst auch immer die Umgebung: die Nachbarschaft, Kontakte und Unterstützung,<br />
die gesamte Infrastruktur. In <strong>ein</strong>er Gesellschaft, in der die Menschen<br />
immer älter werden und weniger Kinder zur Welt kommen, bleibt es umso<br />
wichtiger, dass Jüngere und Ältere Kontakt haben, für<strong>ein</strong>ander <strong>ein</strong>stehen,<br />
zusammenhalten. Das Wohnviertel spielt dabei <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Wer so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung bleiben will, ist jedoch<br />
oft auf <strong>ein</strong>e bedarfsgerechte Wohnung, möglichst frei von Barrieren, angewiesen.<br />
Das ist für die Genossenschaft Grund genug, bauliche Veränderungen im<br />
Wohnungsbestand vorzunehmen (Handläufe, Notrufe, niedrige Schalterhöhen,<br />
barrierefreie Badezimmer etc.) oder auch bedarfsorientierte Serviceleistungen<br />
anzubieten, um weiterhin <strong>ein</strong> selbstständiges und selbstbestimmtes Leben im<br />
vertrauten Wohnquartier zu ermöglichen. Unsere Aufgabe ist aber auch, in<br />
klar definierten und überschaubaren Quartieren neue, flexible und vor allem<br />
zielgerichtete Wohnungsangebote zu schaffen, aus denen sich die Menschen<br />
für jede Lebensphase das Richtige aussuchen können. Statt <strong>ein</strong>seitiger<br />
Monostrukturen (<strong>ein</strong>e Neubau-Reihenhaussiedlung auf „der grünen Wiese“)<br />
präferiert unsere Genossenschaft deshalb Wohnstandorte mit vielschichtigen<br />
Wohnformen. Nur dann ist der Verbleib im vertrauten Wohnumfeld auch bei<br />
Wechsel der Lebenssituation sichergestellt, nur so wird das Viertel zur Lebenswelt<br />
aller Generationen. Großeltern, Eltern und Kinder leben nicht notwendigerweise<br />
alle unter <strong>ein</strong>em Dach, aber in unmittelbarer Nachbarschaft.<br />
Die verschiedenen Preise und Auszeichnungen der vergangenen Monate,<br />
darunter der Landespreis für Architektur, Wohnungs- und Städtebau Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen<br />
2012, belegen <strong>ein</strong>drucksvoll die Richtigkeit dieser Strategie<br />
sowie die Qualität unserer Arbeit. Doch nicht die Auszeichnungen sind es,<br />
die uns anspornen, sondern jeder <strong>ein</strong>zelne Mensch, mit s<strong>ein</strong>er aktuellen<br />
Lebenssituation und s<strong>ein</strong>en besonderen Bedürfnissen.<br />
120 JAHRE 14.15<br />
Diese zielgerichtete Ergänzung des lokalen<br />
Wohnungsspektrums realisiert die <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund bereits seit Jahren<br />
an verschiedenen Standorten und bietet<br />
somit umfangreiche sowie innovative Neubauprojekte<br />
für unterschiedliche Lebenssituationen<br />
an.<br />
„Ein Dorf in der Stadt – WIR wohnen anders“<br />
Dortmund-Brünninghausen, Generationenweg 1<br />
Mit diesem Bauvorhaben realisierte die Genossenschaft<br />
<strong>ein</strong> modellhaftes, architektonisch anspruchsvolles und<br />
mehrfach ausgezeichnetes Projekt mit 25 individuellen<br />
Wohnungen und <strong>ein</strong>em Gem<strong>ein</strong>schaftsbereich. Das dreigeschossige<br />
Mehrfamilienhaus mit den <strong>Spar</strong>bau-Miet-<br />
wohnungen bildet dabei den Kern des Quartiers, umgeben<br />
von 13 Doppel- und Einfamilienhäusern (Eigentum privater<br />
Bauherren). Das Mehrfamilienhaus bietet mit dem<br />
zentralen Wohnhof als Identifikationsort und Treffpunkt<br />
ebenso wie mit dem zentralen Eingangsbereich und den<br />
Galerieerschließungen vielfältige Aufenthalts- und Begegnungsmöglichkeiten.<br />
Die Grundidee war es,<br />
<strong>ein</strong> „Dorf in der Stadt“<br />
zu realisieren, <strong>ein</strong>en Ort<br />
mit verlässlicher Nachbarschaft<br />
für Jung und<br />
Alt. In Kooperation mit<br />
W.I.R.e.V. üben die<br />
Bewohner weitreichende<br />
Mitbestimmungs- und<br />
Mitwirkungsrechte<br />
aus und gestalten ihr<br />
Zusammenleben im Spannungsfeld von Individualität und<br />
Gem<strong>ein</strong>samkeit. Die gesamte Anlage ist selbstverständlich<br />
barrierefrei erschlossen.<br />
„modernes Wohnen in allen<br />
lebensphasen zu bezahlbaren<br />
Preisen zu ermöglichen, ist<br />
und bleibt unser oberstes Ziel<br />
für die entwicklung unseres<br />
Wohnungsbestandes.“<br />
Ulrich Benholz, Prokurist<br />
Wohnen mit Service für <strong>ein</strong> möglichst selbstbestimmtes leben im alter<br />
Dortmund-Brackel, Bauerstraße 3, 5<br />
50 barrierefreie Wohnungen nebst Gem<strong>ein</strong>schaftsraum und Servicebüro sowie<br />
<strong>ein</strong>e Tiefgarage mit 35 Pkw-Stellplätzen: Auch im Alter können die Mieter hier<br />
weitgehend selbstbestimmt wohnen und leben. Eine Bezugsperson vor Ort<br />
organisiert gem<strong>ein</strong>schaftliche<br />
Aktivitäten und steht den Bewohnern<br />
für individuelle Beratungs-<br />
und Vermittlungsleistungen<br />
zur Verfügung.<br />
Neben der zielgruppenorientierten<br />
Planung ist das innovative<br />
Energiekonzept hervorzuheben,<br />
das deutlich geringere<br />
Mietnebenkosten für die Bewohner zur Folge hat. Die Wärme- und Wasserversorgung<br />
erfolgt über <strong>ein</strong>e Geothermieanlage, unterstützt durch <strong>ein</strong>e auf<br />
dem Dach befindliche Solaranlage.<br />
zusammenleben von Jung und alt inmitten des althoffblocks<br />
Dortmund-Innenstadt<br />
Dass barrierefreies Wohnen im Alter mit moderner Architektur, kostengünstigen<br />
und intelligenten Detail- und Gesamtkonstruktionen <strong>ein</strong>hergehen kann,<br />
beweist dieser integrierte innerstädtische Neubau. Einerseits wurde hier das<br />
Angebot vor allem für ältere Menschen erweitert, andererseits wird hier <strong>ein</strong><br />
generationenübergreifendes Mit<strong>ein</strong>ander großgeschrieben. Mit insgesamt 125<br />
Mietwohnungen, <strong>ein</strong>em großen Gem<strong>ein</strong>schaftsbereich, <strong>ein</strong>er Tiefgarage sowie<br />
<strong>ein</strong>er Kindertagesstätte wird das Zusammenleben von Jung und Alt gefördert.<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich 2.000 Wohnungen der Genossenschaft.<br />
Integriertes, innerstädtisches Wohnen im alter mit Betreuungskonzept<br />
Dortmund-Innenstadt, Paulinenstraße /adlerstraße<br />
In Kooperation mit der Caritas Dortmund bietet die Genossenschaft den<br />
überwiegend langjährigen Mitgliedern auch in diesem Neubau <strong>ein</strong> möglichst<br />
selbstbestimmtes Wohnen im Alter in vertrauter Umgebung. Es wurden 46<br />
barrierefreie Wohnungen, <strong>ein</strong> großer Gem<strong>ein</strong>schaftsbereich samt Servicebüro<br />
und <strong>ein</strong> Gästezimmer geschaffen.<br />
eröffnung der Kita faBido in der Kuithanstraße 40, april 2012. die Kita<br />
ist <strong>ein</strong> wichtiger Bestandteil des neu errichteten mehrgenerationenwohnkomplexes<br />
der spar- und Bauver<strong>ein</strong> eG im althoffblock.
schon die Kl<strong>ein</strong>sten lernen im nachbarschaftstreff: Gem<strong>ein</strong>sam geht vieles <strong>ein</strong>facher. Gem<strong>ein</strong>sam macht vieles spaß!<br />
KEInER GEht VERlOREn<br />
Freunde finden und sich gegenseitig helfen: Damit kann man nie früh genug anfangen. Deshalb<br />
wollen auch Isabel und Sophie mit ihren Müttern zur nächsten Krabbelgruppe wiederkommen.<br />
Den bunten Ball fest in die Hand gepresst, rennt das<br />
kl<strong>ein</strong>e braunhaarige Mädchen zur Tür und begrüßt<br />
die Neuankömmlinge: „Da“, sagt es, gibt dem blondgelockten<br />
Jungen das Willkommensgeschenk und rennt<br />
wieder zurück zu s<strong>ein</strong>er Mutter. Dabei muss das kl<strong>ein</strong>e<br />
Mädchen geschickt s<strong>ein</strong>: Viele bunte Bauklötze liegen kreuz<br />
und quer auf dem großen Spielteppich, hier steht <strong>ein</strong>e Holzeisenbahn,<br />
dort <strong>ein</strong> Plastikbagger. Es ist Montag, 10.30 Uhr<br />
und der Nachbarschaftstreff im Althoffblock füllt sich mit<br />
Leben, denn es ist Zeit für die Krabbelgruppe.<br />
„Viele Menschen bringen <strong>ein</strong>en Nachbarschaftstreff<br />
automatisch mit Senioren in Verbindung“, weiß die<br />
pädagogische Leiterin Gerlind Domnick. Natürlich gibt<br />
es viele ältere Menschen, die diese Angebote in Anspruch<br />
nehmen. Doch: Genauso viele junge Leute besuchen den<br />
Nachbarschaftstreff und bringen sich aktiv mit ihren<br />
Ideen und Wünschen <strong>ein</strong>.<br />
Im Jahr 1997 war die Basis für <strong>ein</strong> Nachbarschaftsprojekt gelegt worden:<br />
Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong>, der Caritas und Bewohner hatten erkannt, dass die Familienstrukturen<br />
und der nachbarschaftliche Zusammenhalt sich im Laufe der letzten 20<br />
Jahre stark geändert haben. Das Mit<strong>ein</strong>ander der Generationen wandelte sich,<br />
kulturelle und soziale Unterschiede wurden größer. Das warf Fragen nach<br />
<strong>ein</strong>er Neugestaltung in der Gesellschaft und somit auch im Wohnquartier<br />
Althoffblock auf. Der erste Nachbarschaftstreff im Althoffblock wurde daraufhin<br />
am 16. Juni 2000 in der Althoffstraße 12 <strong>ein</strong>geweiht. K<strong>ein</strong>e fünf Jahre<br />
später stellte sich heraus: Die bisherigen Lokalitäten sind dem Ansturm nicht<br />
gewachsen. So zog der Nachbarschaftstreff im Jahr 2006 in die vom <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> umgebaute ehemalige Post um. Eine komplett ausgestattete Küche,<br />
<strong>ein</strong> großer Veranstaltungsraum, <strong>ein</strong> Raum ohne Möbel für Sport, Spiel- und<br />
Basteltätigkeiten sowie <strong>ein</strong> PC-Raum und der Innenhof bieten ausreichend<br />
Platz für die etwa 500 Teilnehmer, die sich monatlich in über 30 Gruppenaktivitäten<br />
treffen.<br />
In <strong>ein</strong>em dieser großzügigen Räume spielen gerade Sophie, Noah und Isabel<br />
mit bunten Bauklötzen und halten ihre Mütter auf Trab, während diese sich<br />
120 JAHRE 16.17<br />
unterhalten. „Die Gruppengröße schwankt von Woche zu Woche", sagt Gerlind<br />
Domnick. Heute ist der Raum rappelvoll. Gem<strong>ein</strong>sam spielen die Mütter<br />
dort mit den kl<strong>ein</strong>en Kindern, singen, erzählen oder lesen <strong>Geschichten</strong> vor.<br />
Die Aufgabe der Krabbelgruppe besteht anders als bei Kindertagesstätten nicht<br />
darin, die Kinder während der Abwesenheit der Eltern zu betreuen. Stattdessen<br />
ist die Gruppe <strong>ein</strong> Angebot für beide. „Es ist <strong>ein</strong> Treff <strong>zum</strong> Plaudern<br />
und <strong>zum</strong> Erfahrungsaustausch, nur, dass man sich eben nicht in <strong>ein</strong>er Privatwohnung<br />
trifft“, erklärt Gerlind Domnick. Für die Kinder bietet die Gruppe<br />
Gelegenheit <strong>zum</strong> Kontakt mit Gleichaltrigen, für viele Mütter ist der Erfahrungsaustausch<br />
<strong>ein</strong>e sehr wichtige Erfahrung.<br />
„Will auch Ball", sagt Isabel und deutet auf die gut gefüllte Kiste mit den Spielsachen,<br />
doch als Sophie <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kugel durch <strong>ein</strong> Holzlabyrinth sausen lässt,<br />
ist der Ball aus der Spielkiste vergessen: Die Kugel ist <strong>ein</strong>deutig spannender.<br />
„Ich komme sehr gerne hierhin“, sagt Caro, die Mutter von Sophie.<br />
Mit <strong>ein</strong>igen Müttern habe sich sogar <strong>ein</strong>e Freundschaft entwickelt, erzählt sie<br />
weiter, mittlerweile treffe man sich auch mal abends oder am Wochenende.<br />
die spar- und Bauver<strong>ein</strong> eG dortmund fördert ihre mitglieder durch<br />
nachbarschaftstreffs und viele veranstaltungen.<br />
Gem<strong>ein</strong>sam mit <strong>ein</strong>er ehrenamtlich tätigen Konzeptgruppe und anderen<br />
freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat Gerlind Domnick die<br />
spannende Aufgabe, an <strong>ein</strong>em Programm von und für die Nachbarn im Althoffblock<br />
„und auch drumherum“ zu tüfteln. „Ohne das ehrenamtliche<br />
Engagement würde der Nachbarschaftstreff nicht funktionieren“,<br />
ist die Leiterin überzeugt. Sie koordiniert die Anfragen der Bewohner,<br />
sie hält die Fäden zusammen, doch die Anwohner sind es, die Impulse geben<br />
und ihre Ideen in das Programm <strong>ein</strong>fließen lassen: Eine junge Frau möchte<br />
gerne Skat erlernen, <strong>ein</strong>e andere <strong>ein</strong>e neue Mutter-Kind-Gruppe gründen und<br />
<strong>ein</strong>e Dame regt <strong>ein</strong>en Verschenke-Tag an. Ein 18-jähriger Schüler möchte<br />
gerne Französisch-Unterricht geben und <strong>ein</strong>e junge Frau ihre Bewerbung am<br />
Computer schreiben. Künstlerinnen und Künstler bieten Fotos, Ölgemälde<br />
und Tonfiguren <strong>zum</strong> Ausstellen an, andere verschenken Bücher oder regen <strong>ein</strong><br />
gem<strong>ein</strong>sames Plätzchenbacken an. „Selbst bei Wind und Wetter, ob<br />
es regnet, stürmt oder schneit: Für ganz viele Leute ist ihre<br />
Gruppe <strong>ein</strong> fester Termin“, stellt Gerlind Domnick jedes Mal aufs Neue<br />
wieder fest.<br />
nachBaRSchaFt lEBEn<br />
Sicherheit, soziale Kontakte, Sinn stiftende Tätigkeiten oder <strong>ein</strong>fach gem<strong>ein</strong>sam feiern:<br />
Viele Menschen suchen genau das in unmittelbarer Wohnortnähe und sind bereit, sich für andere<br />
zu engagieren. Mit gegenseitiger emotionaler Unterstützung, <strong>ein</strong>em hohen Maß an Aufmerksamkeit<br />
und Verantwortung für<strong>ein</strong>ander sowie praktischer Lebenshilfe ermöglicht Nachbarschaftshilfe<br />
hier oft die Bewältigung von kl<strong>ein</strong>en Alltagsproblemen, ist als aktive Maßnahme gegen Anonymität<br />
und Ver<strong>ein</strong>samung im gem<strong>ein</strong>samen Quartier zu verstehen und sorgt für viel Spaß und Lebensfreude.<br />
Die Krabbelgruppe ist nur <strong>ein</strong> Beispiel von etwa 30 Angeboten, das monatlich mehr als 500 Teilnehmer<br />
gerne in Anspruch nehmen.<br />
ehrenamtLiches engagement<br />
„1997 wurde die idee <strong>zum</strong> nachbarschaftstreff im<br />
althoffblock geboren und zur gleichen Zeit wurde<br />
ich pensioniert. ich habe mich deshalb von anfang<br />
an für den treff interessiert und bis jetzt daran mitgearbeitet.<br />
es ist sehr schön, <strong>ein</strong>e aufgabe zu haben.<br />
das hat mir die Genossenschaft ermöglicht.“<br />
Liselotte Haseb<strong>ein</strong>, Erzählcafé 2012<br />
Auch sonntags ist der Nachbarschaftstreff nicht nur<br />
geöffnet, sondern auch äußerst gut besucht. Zu den<br />
Spielnachmittagen kommen teilweise 20 Leute zusammen<br />
– vor allem für viele All<strong>ein</strong>stehende sei das <strong>ein</strong> wichtiger<br />
Termin, der etwas Leben in den sonst ruhigen Sonntag<br />
bringe. „Unser Treff ist auch <strong>ein</strong>e Antwort auf<br />
den Strukturwandel in der Familie“, weiß<br />
die Leiterin. Familien brechen aus<strong>ein</strong>ander,<br />
die Kinder ziehen weiter weg, die Gesellschaft<br />
wird anonymer. „Bei uns geht k<strong>ein</strong>er<br />
verloren“, sagt Gerlind Domnick. So falle auf, wenn<br />
jemand fehle und man erkundige sich. Krankenbesuche,<br />
<strong>ein</strong> Einkauf für den Nachbarn oder Blumengießen im<br />
Urlaub werden durch das aufgebaute Beziehungsgeflecht<br />
zur Selbstverständlichkeit. Diese nachbarschaftlichen<br />
Brücken sind sowohl im Alltag als auch in besonderen<br />
Lebenssituationen von unschätzbarem Wert und ermöglichen<br />
oft vertrauensvolle, tragfähige soziale Beziehungen.<br />
So wird der Nachbarschaftstreff auch nicht zufällig von<br />
<strong>ein</strong>igen als „zweite Familie“ oder als „Familienersatz“<br />
erlebt, wissen doch die meisten Besucher, dass sie hier<br />
Gleichgesinnten begegnen und nicht all<strong>ein</strong> sind. „Viele<br />
Leute kommen auch ganz gezielt zu mir, um<br />
ihre kl<strong>ein</strong>en Sorgen, große Nöte oder auch<br />
pure Freude zu teilen“, erzählt die Leiterin<br />
des Nachbarschaftstreffs. „Hier ist <strong>ein</strong> Ort,<br />
an dem sie sich wohl fühlen; sie wissen:<br />
Hier ist jemand, dem sie vertrauen können.“<br />
Die selbst organisierten Gruppenangebote sind offen, das<br />
ist <strong>ein</strong> entscheidendes Kriterium, und ermöglichen so regelmäßigen<br />
Kontakt der Bewohner unter<strong>ein</strong>ander. Sowohl<br />
Angebote mit <strong>ein</strong>em Teilnehmer funktionieren als auch<br />
Aktivitäten mit 30 Leuten. Außerdem finden auf Initiative<br />
und unter Mitgestaltung der Ehrenamtlichen diverse Einzelveranstaltungen<br />
wie Vorträge, Ausflüge, Besichtigungen<br />
und Feste statt. Auch so werden nachbarschaftliche Begegnungen<br />
ermöglicht bzw. intensiviert.
GaStlIchE StättE<br />
Der Volmarst<strong>ein</strong>er Platz im Althoffblock<br />
Sie ist <strong>ein</strong>e Institution und zeitgleich Lebensmittelpunkt vieler Menschen, die deutsche Gaststätte. Auch die Lokalität<br />
„Zum Volmarst<strong>ein</strong>er Platz“ von der Gastronomin Liane Neff zählt dazu. Gemütlichkeit und Freundlichkeit werden hier<br />
großgeschrieben. Hohe Decken, bunte Fenster, <strong>ein</strong>zigartige Lampen oder auch die zahlreichen Bilderrahmen an den<br />
Wänden und die modernen Accessoires, die hier und dort arrangiert sind: Der „Volmarst<strong>ein</strong>er Platz“ im Althoffblock<br />
bietet <strong>ein</strong> harmonisches und stilvolles Ambiente aus der früheren Zeit, das alle Altersgruppen anspricht.<br />
Wenn Liane Neff nicht gerade selbst in der Küche steht<br />
oder den „Bürokram“ erledigt („Denn das gehört auch<br />
dazu“) begrüßt sie ihre Gäste meist persönlich. „Ich bin<br />
fast immer hier“, sagt sie und führt ihre Besucher durch<br />
die Räumlichkeiten. Sie deutet auf den Mitteltrakt der<br />
Gaststätte, die sie seit Jahrzehnten vom <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong><br />
anmietet: in der Mitte der Gang <strong>zum</strong> Tresen, links und<br />
rechts davon <strong>ein</strong> paar Tische, die Polsterung der Bänke<br />
und Stühle passend zur dunkelrot gestrichenen Decke.<br />
Diese Plätze seien bei ihren Gästen sehr beliebt, weiß sie:<br />
Hier hat man den Tresen am besten im Blick und kann<br />
sehen, wer her<strong>ein</strong>kommt und wer die Gaststätte wieder<br />
verlässt. Ein Sehen und Gesehen werden.<br />
die Gaststätte 1929 im „neuer Graben“<br />
Eine Gaststätte ist das Herzstück<br />
und der Treffpunkt für <strong>ein</strong>e gute<br />
Nachbarschaft<br />
Viele junge und ältere Menschen, die in der Umgebung wohnen, sind in der<br />
Gaststätte von Liane Neff anzutreffen. „Es ist <strong>ein</strong>deutig <strong>ein</strong> Kommunikationstreff<br />
im Althoffblock, unabhängig vom Alter“, sagt Liane Neff über ihr Lokal.<br />
Zahlreiche <strong>Spar</strong>-und-Bauver<strong>ein</strong>-Mitglieder, die schon ihr Leben lang in dem<br />
Althoffblock wohnen, sind regelmäßig zu Gast. Und natürlich kommt in<br />
geselliger Runde gelegentlich die Sprache auf die Genossenschaft, das bliebe<br />
gar nicht aus. „Der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> ist <strong>ein</strong>fach unübertroffen“, ist sich<br />
Liane Neff sicher. „Ich bin seit Jahren Mitglied. Und wenn ich Hilfe benötige,<br />
ist sofort jemand für mich da. Wo gibt es das heute noch?“, fragt sie. Und<br />
selbstverständlich pflegt die Gastronomin zu allen Organen der Genossenschaft<br />
<strong>ein</strong>en engen Kontakt. Natürlich ist sie auf dem neuesten Stand: Die<br />
nächste Modernisierung der Fassaden im Althoffblock steht an – schick und<br />
elegant wird es, da ist sie sich sicher.<br />
Doch nicht nur Gäste aus der unmittelbaren Umgebung kehren in das gemütliche<br />
Lokal <strong>ein</strong>. „Wir haben Gäste aus ganz Dortmund“ sagt sie. Sogar aus<br />
Essen oder Köln reisen die Leute an, um <strong>zum</strong> Beispiel an ihrem Ärzte- oder<br />
Sport-Stammtisch teilzunehmen. „Eine Gaststätte ist das Herzstück und der<br />
Treffpunkt für <strong>ein</strong>e gute Nachbarschaft“, ist Liane Neff überzeugt. Deshalb<br />
ist es ihr auch so wichtig, dass sich ihre Gäste, so verschieden sie auch s<strong>ein</strong><br />
mögen, wohlfühlen.<br />
Wohl gefühlt hat sich damals, vor etwa 20 Jahren, ansch<strong>ein</strong>end auch der Dortmunder<br />
Boxclub 20/50. Wie genau die Boxer eigentlich auf ihre Gaststätte<br />
gekommen sind, das weiß sie nicht mehr. „Ich glaube, die haben damals <strong>ein</strong>en<br />
schönen Saal gesucht“. Es muss den Boxern wohl so gut bei Liane Neff gefallen<br />
haben, dass sie seitdem regelmäßig <strong>zum</strong> Stammtisch <strong>ein</strong>kehren. Und nicht nur<br />
das: Alle paar Monate versammeln sich hier viele bekannte Gesichter im Rahmen<br />
des Promi-Stammtisches.<br />
120 JAHRE 18.19<br />
„Der Henry Maske war hier“, sagt sie und zeigt stolz auf<br />
<strong>ein</strong>en der zahlreichen Bilderrahmen, die überall in der<br />
Gaststätte die Wände schmücken. „Oder Dietmar Bär.“<br />
Viele Jahrzehnte hat die Gaststätte erlebt – und gefeiert<br />
wird auch heute noch im „Volmarst<strong>ein</strong>er Platz“. Abends<br />
ist die <strong>ein</strong>e Feier – und am nächsten Morgen geht es direkt<br />
weiter. Betriebsfeiern, Familienfeiern, die <strong>ein</strong>e oder<br />
andere Beerdigung, viele Stammtische und Geburtstage<br />
wechseln sich ab. In den frühen siebziger Jahren, als die<br />
Schwiegereltern noch die Gaststätte bewirteten, war vor<br />
allem sonntags immer viel los. Die Leute aus dem Viertel<br />
aßen regelmäßig nach dem Kirchgang bei der Familie<br />
Neff zu Mittag. Heutzutage ist der Sonntag dagegen <strong>ein</strong><br />
Ruhetag. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. So bietet<br />
Liane Neff ihren Gästen <strong>ein</strong>mal im Monat sonntags <strong>ein</strong><br />
großes Schlemmerbüffet an – für 9,90 Euro gibt es bei ihr<br />
Frühstück, Vorspeisen, <strong>ein</strong>e Suppe sowie <strong>ein</strong>e Fischplatte,<br />
verschiedene Fleischsorten, Beilagen und auch Desserts.<br />
„Wenn wir Feste, Versammlungen oder ähnliches ausrichten,<br />
dann öffnen wir selbstverständlich auch sonntags unsere<br />
Türen“, erzählt die Gastronomin, die langsam in ihren<br />
Beruf hin<strong>ein</strong>gewachsen ist.<br />
1980 hat ihr Mann Peter Neff das Lokal von s<strong>ein</strong>en Eltern<br />
übernommen, die das Geschäft mit den Fahrschulen<br />
aufgebaut hatten. In dieser Zeit gab es sehr viel zu tun,<br />
denn tagsüber waren vor allem Fahrschüler und Fahrlehrer<br />
anzutreffen. Stand <strong>ein</strong>e Prüfung an, tummelten sich<br />
alle Fahrschüler mit ihren Lehrern und den Prüfern in<br />
den Räumlichkeiten – „von 8 Uhr in der Früh bis spät in<br />
den Nachmittag“. Während dann die <strong>ein</strong>en oder anderen<br />
Fahrschüler nervös auf ihrem Stuhl herumrutschten und<br />
auf ihre Prüfung warteten, frühstückten die Fahrlehrer<br />
ausgiebig in der geselligen Runde. Teilweise war so viel<br />
zu tun, dass Liane Neff, zu diesem Zeitpunkt noch Hausfrau,<br />
stundenweise aushalf. Einmal, so erzählt sie, habe<br />
<strong>ein</strong> Fahrlehrer ihren Schwiegervater gefragt: „H<strong>ein</strong>z, was<br />
kannst Du mir heute empfehlen?“. Dieser habe trocken erwidert:<br />
„Ein anderes Lokal!“ So schlagfertig sei sie anfangs<br />
übrigens nicht gewesen.<br />
heiratsantrag im „VoLmarst<strong>ein</strong>er pLatz“<br />
„ich weiß noch genau, an welchem tisch wir gesessen haben! an<br />
diesem tag hatten m<strong>ein</strong> zukünftiger ehemann und ich <strong>ein</strong>en langen<br />
spaziergang durch den althoffblock gemacht. m<strong>ein</strong> mann lud mich<br />
nach dem spaziergang zu <strong>ein</strong>er tasse Kaffee im volmarst<strong>ein</strong>er Platz<br />
<strong>ein</strong>. Wir gingen oft dorthin. Wenn jemand Geburtstag hatte und<br />
die Wohnung nicht groß genug war, wurde im volmarst<strong>ein</strong>er Platz<br />
gefeiert. m<strong>ein</strong> mann fragte mich, ob ich ihn heiraten möchte. ich<br />
habe ‚Ja‘ gesagt und wir haben uns fest in den arm genommen.<br />
das war 1959. und für <strong>ein</strong>e dm bekam man noch drei Glas Bier.“<br />
Elisabeth Wilkniss, Erzählcafé 2012<br />
ob in den 80er-Jahren oder auch heutzutage: viele Gäste kommen gerne in<br />
den „volmarst<strong>ein</strong>er Platz“ – so auch der Boxer henry maske (links im Bild,<br />
neben liane neff) oder auch der schauspieler diemtar Bär (nicht im Bild).<br />
fotos: dieter schütze<br />
Bis dahin hat sie meist im Hintergrund agiert. „Nachdem wir in den 80er-<br />
Jahren die Gaststätte von den Schwiegereltern übernommen haben, stand<br />
m<strong>ein</strong> Mann immer im Mittelpunkt. Er war der Dreh- und Angelpunkt.“<br />
Als ihr Mann 1990 starb, musste sie sehr schnell sehr viel lernen – nicht nur,<br />
wie sich <strong>ein</strong>e schlagfertige Antwort anhören kann. Jahrzehnte später warten<br />
übrigens immer noch Fahrschüler tagtäglich bei Liane Neff darauf, sich ins<br />
Abenteuer Auto zu stürzen.<br />
„eigentlich könnte ich <strong>ein</strong> Buch schreiben, so viel habe ich hier erlebt“,<br />
sagt sie und dreht den Kugelschreiber, den sie in den Händen hält, <strong>ein</strong>mal um<br />
die eigene Achse.<br />
Ein Buch schreibt sie zwar nicht, aber jeden Tag f<strong>ein</strong> leserlich <strong>ein</strong>e Sonderkarte,<br />
immer das, was ihr gerade in den Sinn kommt. Außer der Reihe kochen<br />
ist ihr ganz wichtig, denn wenn <strong>ein</strong> Gast Appetit auf etwas Süßes verspürt,<br />
serviert sie Milchreis oder <strong>ein</strong>e Dampfnudel – selbst, wenn es nicht auf der<br />
Karte steht. Mit eigenen Töpfen stehen ihre Gäste sogar am Tresen und warten<br />
darauf, dass Liane Neff die mitgebrachten Gefäße mit Tafelspitz, Rehgulasch,<br />
Gänsekeule oder Rinderrouladen füllt. Sehr praktisch für den, der Zuhause<br />
selber Besuch erwartet oder <strong>ein</strong>fach k<strong>ein</strong>e Lust hat, am Wochenende zu<br />
kochen. „Wer das bei mir vorbestellt, bekommt das auch. Das lässt sich doch<br />
alles regeln! Und jeder wird satt“, sagt die Gastronomin und geht zu den neuen<br />
Gästen, Block und Kugelschreiber fest in der Hand. Denn es gibt auch heute<br />
noch viel zu tun.
Genossenschaft,<br />
E iner<br />
Wann wurde der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong><br />
erfunden und warum?<br />
D er<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> ist schon 120 Jahre alt.<br />
Er wurde am 4. März 1893 gegründet. Im 19. Jahrhundert<br />
gab es <strong>ein</strong> Problem: In den meisten Städten fehlten<br />
Wohnungen. Immer mehr Menschen zogen vom Land in die<br />
Stadt. Doch so schnell wie die Menschen in die<br />
Städte kamen, konnten k<strong>ein</strong>e neuen Häuser gebaut werden.<br />
Oft teilten sich mehrere Menschen deshalb <strong>ein</strong>e winzige<br />
Wohnung. Und die wenigen Wohnungen, die es gab, waren<br />
furchtbar teuer. Der Staat war damals nicht in der<br />
Lage, allen Menschen zu helfen. Zu dieser Zeit hatten <strong>ein</strong><br />
paar Leute aus Dortmund <strong>ein</strong>e tolle Idee: Wir helfen uns<br />
gegenseitig! Gem<strong>ein</strong>sam gründeten sie <strong>ein</strong>e Wohnungsbau-<br />
Genossenschaft mit dem Namen <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>. Ganz<br />
wichtig war den Erfindern, dass die Stärkeren den Schwächeren<br />
helfen, so dass es allen Menschen gleich gut geht.<br />
Bereits in den ersten beiden Jahren konnte der <strong>Spar</strong>- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> viele neue Wohnungen bauen.<br />
was ist das denn?<br />
für alle – alle für <strong>ein</strong>en“. Dieses Motto habt Ihr vielleicht schon <strong>ein</strong>mal gehört. Es bedeutet: Wenn sich viele<br />
in <strong>ein</strong>er Gruppe zusammentun, sind alle stark und können das erreichen, was <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelner Mensch vielleicht nicht<br />
schafft. Eine Genossenschaft ist so <strong>ein</strong>e Gruppe, <strong>ein</strong>e Art Ver<strong>ein</strong>, in dem alle gem<strong>ein</strong>sam <strong>ein</strong> Ziel verfolgen. Es gibt<br />
viele verschiedene Genossenschaften in Deutschland. Der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> ist <strong>zum</strong> Beispiel <strong>ein</strong>e Wohnungsbau-<br />
Genossenschaft. Jeder, der hier mitmachen und Mitglied werden möchte, muss so etwas wie Eintritt bezahlen. Von<br />
diesem Geld wiederum baut die Wohnungsbau-Genossenschaft Häuser und Wohnungen. In diesen Häusern können die<br />
Mitglieder günstig wohnen. Und wenn dann mal die Toilette kaputt ist oder die Heizung nicht warm wird, kommt<br />
jemand von der Genossenschaft vorbei, um das zu reparieren. Außerdem errichtet die Genossenschaft nicht nur neue<br />
Häuser. Sie macht auch alte Häuser wieder schick und modern. Sie baut neue Spielplätze oder hilft älteren Menschen,<br />
die Wohnung so umzubauen, dass sie sich ohne Probleme dort bewegen können. In <strong>ein</strong>er Genossenschaft geht<br />
es auch um das Mit<strong>ein</strong>ander. So ist es ganz selbstverständlich, dass sich die Nachbarn gegenseitig helfen und gerne<br />
zusammen feiern. Eben <strong>ein</strong>er für alle – und alle für <strong>ein</strong>en.<br />
Warum zogen damals so viele Menschen<br />
plotzlich in die Stadte?<br />
I m<br />
Jahr 1712 wurde die erste Dampfmaschine erfunden.<br />
Mit ihr konnte man <strong>zum</strong> Beispiel Maschinen <strong>zum</strong><br />
Weben und Spinnen antreiben. Die Menschen mussten<br />
nun nicht mehr alle Handgriffe selber machen – das<br />
übernahmen <strong>zum</strong> Teil die neuen Maschinen für sie.<br />
So schossen gegen Ende des 18. und im 19. Jahrhundert<br />
vor allem bei uns im Ruhrgebiet mehr und mehr<br />
Fabriken wie Pilze aus dem Boden. Hatten die Menschen<br />
früher vor allem auf dem Land gearbeitet, so zogen<br />
sie im 19. Jahrhundert in die Nähe der Fabriken.<br />
Viele Hunderttausende Menschen wurden somit<br />
plötzlich zu Industrie-Arbeitern. Diese Veränderung<br />
heißt Industrialisierung.<br />
Was ist das Besondere<br />
an <strong>ein</strong>er Genossenschaft?<br />
E ine<br />
Genossenschaft möchte nicht in erster Linie<br />
Geld verdienen, sondern für ihre Mitglieder da<br />
s<strong>ein</strong>. Dem <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> ist es besonders<br />
wichtig, s<strong>ein</strong>en Mitgliedern tolle und günstige Wohnungen<br />
zu bieten. Außerdem soll sich jedes Mitglied<br />
in s<strong>ein</strong>em Umfeld wohlfühlen. Die Genossenschaft<br />
gehört auch nicht nur <strong>ein</strong>er Person, sondern<br />
allen Mitgliedern. Sie dürfen mitbestimmen und<br />
entscheiden. Der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> hat mittlerweile<br />
18.050 Mitglieder. Wenn aber jedes Mitglied<br />
mitbestimmen dürfte, wäre das Chaos ziemlich<br />
groß. Deshalb wählen die Mitglieder Leute, die<br />
stellvertretend für alle entscheiden. Diese Vertreter<br />
wiederum wählen den sogenannten Aufsichtsrat.<br />
Und der wiederum wählt den Vorstand.<br />
Hier gibt es<br />
etwas zu gewinnen !<br />
Nachbarn können manchmal ganz schön<br />
nerven. Manchmal sind sie aber<br />
auch richtig nett und helfen gerne.<br />
Welchen Nachbarn magst Du besonders gerne?<br />
Oder warum ist es toll, Nachbarn zu haben?<br />
Male <strong>ein</strong> Bild über D<strong>ein</strong>e Nachbarschaft.<br />
Für die schönste Zeichnung gibt es <strong>ein</strong>en Preis!<br />
Schicke D<strong>ein</strong> Bild bis <strong>zum</strong> 15.07.2013 an:<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund<br />
Gewinnspiel Nachbar<br />
Kampstr. 51, 44137 Dortmund.<br />
120 JAHRE 20.21<br />
Herr Meier fragt den Nachbarn nebenan: „Ich möchte m<strong>ein</strong>en Flur tapezieren.<br />
W ie viele Rollen Tapete haben Sie damals gekauft?“ „Sieben.“<br />
Eine Woche später beschwert sich Herr Meier: „Bei mir sind fünf Rollen<br />
übrig geblieben!“ „Bei mir damals auch.“<br />
Hier wohnt<br />
spar- und<br />
bauver<strong>ein</strong><br />
D<strong>ein</strong> personliches Turschild<br />
Ein Mann fragt s<strong>ein</strong>en Nachbarn:<br />
„Ist das Ihr Hund, der die ganze Nacht bellt?“<br />
„Ja, ich habe dafür selber k<strong>ein</strong>e Zeit.“<br />
traumschloss oder ritterburg? male d<strong>ein</strong> türschild so aus, wie du es magst.<br />
schneide es an den außenkanten aus. damit es länger hält, kannst du es auf <strong>ein</strong>e feste Pappe kleben.<br />
vergiss nicht, d<strong>ein</strong>en namen aufzuschreiben – und schon bist du Besitzer <strong>ein</strong>es schlosses oder <strong>ein</strong>er Burg!
nach dem Vierten schnaps<br />
„ich habe beim spar- und Bauver<strong>ein</strong> von 1964 bis 2003 gearbeitet.<br />
Beliebter ort für mich und viele Kollegen war ,das goldene u’, die<br />
Genossenschaftswirtschaft dicht an der Geschäftsstelle in der viktoriastraße.<br />
da haben wir mit <strong>ein</strong>em Bier gerne unsere Probleme<br />
bearbeitet. manchmal fand dort auch die vorstandssitzung statt<br />
und der chef gab ‚<strong>ein</strong>en aus‘. <strong>ein</strong>mal wurde <strong>ein</strong>er von uns nach dem<br />
vierten schnaps sehr redselig. er warf dem chef vor, er hätte k<strong>ein</strong>e<br />
menschenkenntnis und führte das weiter aus. am montagmorgen<br />
gab es <strong>ein</strong> großes donnerwetter.“<br />
Otmar Wüstermann, Erzählcafé 2012<br />
Wie <strong>ein</strong>e famiLie<br />
„die mitglieder kamen mit all ihren<br />
sorgen zu uns. Wir hatten <strong>ein</strong> geradezu<br />
familiäres verhältnis und kannten<br />
die lebensumstände vieler Bewohner<br />
und sparer. selbstverpflichtend haben<br />
alle mitarbeiterinnen und mitarbeiter<br />
so geduldig wie möglich den ausführungen<br />
unserer Bewohner und sparer<br />
zugehört, die dann oft erleichtert den<br />
heimweg antraten.“<br />
Peter Rademacher, Erzählcafé 2012<br />
120 JAHRE 22.23<br />
40.000 dm Unter der matratze<br />
„<strong>ein</strong>mal kam <strong>ein</strong>e ältere dame zu uns. sie war in trauer, denn ihr mann war<br />
verstorben. er war offenbar recht geizig und hatte ihr immer nur wenig Geld<br />
gegeben. nun kam sie mit <strong>ein</strong>er tüte voller sch<strong>ein</strong>e zu mir und wollte nachsehen<br />
lassen, wie viel Geld darin sei. es waren 40.000 dm. die frau war w<strong>ein</strong>end<br />
und trauernd erschienen, um die notwendige anteilsumschreibung zu machen.<br />
nachdem sie begriffen hatte, wie viel Geld ihr mann gespart hatte, schimpfte sie<br />
wie <strong>ein</strong> rohrspatz. denn der mann hatte das Geld immer unter der matratze<br />
versteckt, sie hatte es nur durch Zufall beim Bettenmachen gefunden.“<br />
Barbara Siebert, Erzählcafé 2012<br />
ERSt SPaREn,<br />
Dann BauEn<br />
120 Jahre <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung<br />
„Das Geschäftsjahr 1947 verzeichnet <strong>ein</strong>en Anstieg der Genossenschaftsmitglieder auf<br />
9.925, die über 10.000 Geschäftsanteile zeichnen. (…) Die erste DM-Bilanz des <strong>Spar</strong>-<br />
und Bauver<strong>ein</strong>s eröffnete mit knapp 12 Millionen DM am 21. Juni 1948.“<br />
Quelle: 100 Jahre <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>, Chronik 1993<br />
den pfennig finden<br />
„Wir mussten sämtliche Geschäfts- und sparkonten<br />
aufaddieren. <strong>ein</strong>mal hatten wir <strong>ein</strong>en Pfennig<br />
differenz. heute kann man das ausbuchen und<br />
die sache ist erledigt. das gab es bei uns noch<br />
nicht. Wir wussten, aus <strong>ein</strong>em Pfennig können<br />
1000 mark entstehen. also haben wir tagelang<br />
gesucht. auch silvester bis in den abend hin<strong>ein</strong>.<br />
um sechs oder halb sieben hatten wir den Pfennig<br />
gefunden. Zur Belohnung sind wir in die Gaststätte<br />
„das Goldene u“ gegangen. dort haben<br />
wir dem Gerstensaft zugesprochen, bis die Wirtin<br />
schließen musste.“<br />
Peter Rademacher, Erzählcafé 2012<br />
schöne gLatte geLdsch<strong>ein</strong>e<br />
„ich habe rund 40 Jahre beim spar- und<br />
Bauver<strong>ein</strong> gearbeitet. als der Kassierer, herr<br />
schwarte, in rente ging, kam ich an die Kasse<br />
der sparabteilung. herr schwarte war <strong>ein</strong><br />
unikum: er prüfte immer die fünfmarkstücke<br />
auf ihre echtheit. allerdings habe ich nie<br />
<strong>ein</strong> falsches fünfmarkstück gesehen. er wollte<br />
immer gern ganz neues Geld haben und<br />
fragte, ob ich ihm nicht welches von der landesbank<br />
besorgen könnte. die italiener stopften<br />
das immer <strong>ein</strong>fach so in die tasche, dann<br />
würde es so knubbelig, m<strong>ein</strong>te er. Wenn er<br />
nicht viel zu tun hatte, konnte er den ganzen<br />
tag Geld glatt streichen. manchmal, wenn<br />
die lehrlinge Geld von der Bank holen mussten,<br />
baten sie um extra verknitterte sch<strong>ein</strong>e.<br />
H<strong>ein</strong>rich Möller, Erzählcafé 2012<br />
Die <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
Dortmund betreibt von Gründung<br />
an <strong>ein</strong>e <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung. Nach<br />
dem Vorbild des 1885 in Hannover<br />
gegründeten <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s<br />
richtete man <strong>ein</strong>e solche auch in<br />
Dortmund <strong>ein</strong>. „Erst sparen, dann<br />
bauen“ lautete die Werbung um<br />
1900. Rund 50 der insgesamt etwa<br />
2000 Wohnungsgenossenschaften<br />
bundesweit betreiben heute <strong>ein</strong>e<br />
solche Einrichtung.<br />
Die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtungen von<br />
Wohnungsgenossenschaften spielen<br />
<strong>ein</strong>e besondere Rolle: Die sparenden<br />
Mitglieder fungieren mit ihren<br />
<strong>Spar</strong>geldern als Kreditgeber für<br />
die Genossenschaft. Diese kann<br />
dann <strong>ein</strong> Stück weit unabhängiger<br />
von Banken agieren. Eine<br />
<strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung betreibt jedoch<br />
k<strong>ein</strong>e Bankgeschäfte, vergibt k<strong>ein</strong>e<br />
Kredite und führt k<strong>ein</strong>e Girokonten.<br />
Bei <strong>ein</strong>er <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung<br />
können nur Mitglieder und ihre<br />
Angehörigen sparen. Sie genießen<br />
bei ihren Mitgliedern großes<br />
Vertrauen und auch die Stiftung<br />
Warentest vergab 2010 gute<br />
Noten für <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtungen von<br />
Genossenschaften.
DIE GROSSE<br />
VERWanDtSchaFt<br />
DES MaRtIn SPRunGala<br />
Eine Familie und <strong>ein</strong>e Wohnung – 110 Jahre H<strong>ein</strong>richstraße<br />
120 JAHRE 24.25<br />
Auf diesem Foto sieht man die Erstmieter der Wohnung in der H<strong>ein</strong>richstraße um 1909. Das Ehepaar Antonette und Joseph Kl<strong>ein</strong>e Bley mit den Kindern Maria (li.), Willi, Josef und Katharina.<br />
Dr. Martin Sprungala ist Osteuropa-Historiker und leidenschaftlicher Familienforscher.<br />
Über 500 Porträtfotos hat er gesammelt, unzählige Namensvetter kontaktiert.<br />
Am 1.4.1903 zogen s<strong>ein</strong>e Urgroßeltern in die H<strong>ein</strong>richstraße – 87,50 Mark kostete die<br />
Wohnung im Vierteljahr. Dort lebt und forscht Sprungala heute.<br />
„Ich bin dort in der Küche geboren. M<strong>ein</strong>e Mutter schräg gegenüber.“<br />
Martin Sprungala lächelt verschmitzt, denn er weiß, dass diese Auskunft<br />
irritiert. „Im heutigen Badezimmer hat m<strong>ein</strong> Uropa s<strong>ein</strong>e Schneiderstube<br />
gehabt.“ Und im jetzigen Wohnzimmer stand der Büroschreibtisch des Großvaters<br />
Anton Beele. Der führte nach dem Krieg <strong>ein</strong> Baugeschäft, da s<strong>ein</strong> alter<br />
Arbeitsplatz zerbombt war, und arbeitete für den <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> am<br />
Wiederaufbau.<br />
So langsam klären sich die Rätsel. Dr. Martin Sprungala, Jahrgang 1962, lebt<br />
nach dem Tod s<strong>ein</strong>er Eltern all<strong>ein</strong> in der Familienwohnung in der H<strong>ein</strong>richstraße.<br />
Und weiß über jeden Winkel dieser Wohnung Bescheid. Verdeutlichen<br />
kann der Historiker, was er so detailliert erzählt, mit rund 500 Fotos von 800<br />
Personen. Diese haben natürlich nicht alle in der mit alten Möbeln ausgestatteten<br />
Wohnung gewohnt. Es sind viele Abbildungen von Verwandten, die man<br />
teils schon „Vorfahren“ nennen muss.<br />
„Unseren Stammbaum konnte ich bis etwa 1550 zurück verfolgen“, erzählt<br />
Sprungala, dessen Name in fast vierzig verschiedenen Schreibweisen existiert.<br />
„Ich habe nach und nach alle Namensvetter angerufen. Das Ganze hat mich<br />
dann in die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte geführt.“ Dazu forscht<br />
und veröffentlicht er inzwischen regelmäßig. 1999 und 2004 wurde er für<br />
s<strong>ein</strong>e Forschungen mit dem Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler der<br />
Dr. Kurt Lück Stiftung und dem Kulturpreis der Landsmannschaft Weichsel-<br />
Warthe (LWW), dessen Bundessprecher und Kulturreferent er inzwischen<br />
ist, ausgezeichnet.<br />
Als Joseph-Kl<strong>ein</strong>e Bley, Schneidermeister aus Bossendorf bei Haltern im<br />
Jahr 1892 die Näherin Antoinette Drucks aus Neheim heiratete und elf Jahre<br />
später die Wohnung in der H<strong>ein</strong>richstraße bekam, ahnte er nicht, dass s<strong>ein</strong><br />
Urenkel <strong>ein</strong>es Tages <strong>ein</strong>en großen Stammbaum entwickeln und beforschen<br />
würde. Er „vererbte“ die Wohnung. Wie bei vielen langjährig wohnenden<br />
Familien im <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> wollte man Mitgliedschaft und Wohnung<br />
übertragen.<br />
S<strong>ein</strong> Urgroßvater väterlicherseits – Franz Xaver Sprungala und s<strong>ein</strong>e Frau<br />
Maria Elisabeth Jordan – wohnten direkt in der Nachbarschaft, in der Hermannstraße,<br />
der heutigen Sudermannstraße. Franz Xaver war schon in den<br />
1890er-Jahren Mitglied im <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>. Ihm wurde <strong>ein</strong>e Wohnung<br />
im entstehenden Althoffblock angeboten. Der Urgroßvater wollte jedoch nicht<br />
hinter der Bahn wohnen, das galt damals, so Sprungala, als „schreckliches<br />
Viertel mit Schlägereien, denn Uropa hatte anfangs dort am ‚berüchtigten‘<br />
Leierweg gewohnt.“ Da sei er wieder ausgetreten.<br />
S<strong>ein</strong> Urenkel gibt dem Wohnen bei der Genossenschaft <strong>ein</strong>e neue Facette, die<br />
des Engagements. Seit 1985 ist Sprungala Mitglied, seit 2006 Mitgliedervertreter,<br />
seit 2011 Mitglied des Aufsichtsrates.<br />
Was er von Genossenschaften halte? „Für mich zu Zeiten der ‚Heuschrecken‘<br />
das <strong>ein</strong>zig Wahre. Das Schöne ist, dass man <strong>ein</strong> Mitbestimmungsrecht hat.<br />
Ich möchte, dass die Genossenschaft so menschlich bleibt, wie ich sie kenne.“
Familienforscher und Aufsichtsratsmitglied Dr. Martin Sprungala:<br />
"Der Name Sprungala bedeutet Anspannen, Deichseln, Kuppeln. Das<br />
war jemand, der zwei Pferde angespannt hat. Er leistete Frondienst für<br />
<strong>ein</strong>en klösterlichen Gutsherren. Es war <strong>ein</strong> ziemlich reicher Bauer, weil er<br />
sich zwei Pferde leisten konnte.“<br />
Dr. Martin Sprungala hat 782 Familienangehörige identifiziert<br />
und dazu über 500 Porträtfotos zusammengetragen.<br />
Die Nachkommenschaft der Familie sei damit noch nicht<br />
komplett dokumentiert, m<strong>ein</strong>t der Familienforscher.<br />
“Urgroßeltern, Großeltern, Eltern, Onkel, Tanten, Mitarbeiter,<br />
alle haben hier mal gewohnt.“<br />
Willi und Gisela Sprungala, Aufnahme im Wohnzimmer, 1980<br />
120 JAHRE 26.27<br />
Hochzeit am 30.8.1953 von Gisela Beele und Willi<br />
Sprungala, Aufnahme vor dem Haus H<strong>ein</strong>richstraße, mit Blick<br />
gen Langestraße.<br />
in der WohnUng der grosseLtern<br />
„ich bin hier groß geworden, m<strong>ein</strong>e eltern und<br />
Großeltern wohnten auch im althoffblock. ich<br />
wohne in der Wohnung m<strong>ein</strong>er Großeltern, die<br />
1933 in den neubau <strong>ein</strong>zogen. die Wohnung<br />
konnte ich nur durch Wohnungstausch übernehmen,<br />
anders war es derzeit nicht möglich. ich<br />
wurde 1981 als ersatzvertreter vorgeschlagen<br />
und seit 1983 bin ich mitgliedervertreter.<br />
ich habe viel fotografiert und mit <strong>ein</strong>em mitbewohner<br />
alte fotos bearbeitet und neue gegenübergestellt.<br />
ich fand es immer schon interessant, wie<br />
die Gebäude früher aussahen.“<br />
Dieter Schütze, Erzählcafé 2012<br />
Vater Und sohn, onKeL Und<br />
enKeL – man tritt <strong>ein</strong> erbe an<br />
„ich bin sehr früh durch m<strong>ein</strong>e eltern mitglied<br />
des sBv geworden. ich wohne seit 50<br />
Jahren in <strong>ein</strong> und derselben Wohnung in der<br />
Kuithanstraße und bin seit vielen Jahren<br />
vertreterin. ich bin mitglied der Genossenschaft,<br />
weil es hier bezahlbare mieten gibt.<br />
m<strong>ein</strong> vater war im vorstand und m<strong>ein</strong> sohn<br />
martin ist im aufsichtsrat des sBv. auch<br />
m<strong>ein</strong> enkel ist mitglied. das ist <strong>ein</strong> erbe, das<br />
man antritt. <strong>ein</strong> onkel von mir, Joseph hille,<br />
war sogar mitbegründer des sBv.“<br />
Margret Winterkamp, Erzählcafé 2012<br />
famiLiär VorbeLastet<br />
„ich bin familiär ‚vorbelastet‘ und in den sBv<br />
hin<strong>ein</strong>geboren. ich bin mitglied geworden, als mir<br />
<strong>zum</strong> studienbeginn <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e studentenbude angeboten<br />
wurde. später wurde es <strong>ein</strong>e große Wohnung<br />
für die familie, darin wohnen wir jetzt. die<br />
vorteile der Genossenschaft sind klar. die mieten<br />
sind günstig und es wird sich immer gekümmert,<br />
wenn reparaturen fällig sind oder wir fragen<br />
haben. unsere Kinder sind auch durch oma und<br />
opa gleich mitglieder des sBv geworden und<br />
haben eigene anteile.“<br />
Alexandra Maria Rabe, Erzählcafé 2012<br />
Januar 1947, Roseggerstraße, Kreuzung Althoffstraße<br />
Personen von links: Ulla und Hildegard Schütze, Magdalena Niehaus, Karin und Agnes Franz, Dieter Schütze, Josef Niehaus
DIE GEnOSSEnSchaFt<br />
ISt FüR DIE zuKunFt<br />
Gut auFGEStEllt<br />
der Gesamtvorstand im interview über Branchen- und standortentwicklung, das<br />
Genossenschaftswesen im allgem<strong>ein</strong>en und über die strategische ausrichtung der<br />
spar- und Bauver<strong>ein</strong> eG im speziellen<br />
der Gesamtvorstand der spar- und Bauver<strong>ein</strong> eG dortmund: franz-Bernd Große-Wilde (mitte) leitet das unternehmen als<br />
vorstandsvorsitzender hauptamtlich. michael ruwe (links, stellvertretender vorsitzender) und martin trockels (rechts) sind als<br />
nebenamtliche vorstandsmitglieder in der Geschäftsführung der Genossenschaft tätig.<br />
Wo steht die Wohnungswirtschaft heute und<br />
welche Herausforderungen sehen Sie für die<br />
Wohnungswirtschaft insgesamt?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Allgem<strong>ein</strong> auf die Branche bezogen gab es Anfang<br />
der 90er-Jahre mit der Aufhebung der Wohnungsgem<strong>ein</strong>nützigkeit<br />
<strong>ein</strong>en großen Bruch. Seither haben<br />
sich die Wohnungsanbieter deutlich differenziert. Wir<br />
konnten uns als Genossenschaft entsprechend stärker<br />
positionieren und unser Profil schärfen. Heute können<br />
wir sagen, die Wohnungswirtschaft agiert vielfältiger,<br />
vielschichtiger. Darüber hinaus bestehen die Herausforderungen<br />
darin, auf der <strong>ein</strong>en Seite Wirtschaftlichkeit<br />
zu erzielen, obwohl die Auflagen an uns in <strong>ein</strong>em<br />
immer stärkeren Maß steigen. Das heißt, wir müssen<br />
unsere Objekte wirtschaftlich halten, weil wir etwa durch die Energiesparverordnung,<br />
die bislang gültige Verpflichtung zur Sanierung der Abwasserleitungen<br />
oder die Trinkwasserverordnung an höhere Auflagen gebunden<br />
sind, die wir nicht in höhere Erträge umsetzen können. Neben der wirtschaftlichen<br />
Komponente geht es auf der anderen Seite immer auch darum,<br />
die soziale Komponente der Genossenschaftsarbeit im Blick zu halten. Die<br />
Förderung stabiler Nachbarschaften und soziale Hilfeleistungen sowie <strong>zum</strong><br />
Beispiel den barrierereduzierenden Umbau in Wohnungen langjähriger<br />
Nutzer halte ich für sehr wichtig in diesem Zusammenhang. Durch Veränderungen<br />
in der Gesellschaftsstruktur und damit auch <strong>ein</strong>hergehend in der<br />
Bewohnerstruktur ist die Zielausrichtung viel individueller geworden. Der<br />
Standardgrundriss der 50-, 60er-Jahre reicht heute nicht mehr aus, die Zielgruppen<br />
wünschen sich individuellere Lösungen. Darauf stellen wir uns als<br />
<strong>ein</strong> bewusst klassisches Bestandshalterunternehmen sowohl mit den Wohnformen<br />
als auch mit unserer Ansprache <strong>ein</strong>.<br />
120 JAHRE 28.29<br />
Wo sehen Sie heute und zukünftig den<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> im Vergleich zu anderen<br />
Wohnungsanbietern?<br />
michael ruwe:<br />
Aktuell und zukünftig sehe ich den <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong><br />
deutlich positioniert im regionalen Markt in<br />
Dortmund als <strong>ein</strong> Unternehmen, das für Qualität und<br />
genossenschaftliches Wohnen steht. Wir haben nicht<br />
nur das r<strong>ein</strong>e Objekt „Wohnen“ im Angebot, sondern<br />
bieten klassischerweise das an, was Genossenschaft<br />
ausmacht: Die Mitverantwortung und das Miteigentum<br />
an Besitz. Ich sehe uns – durch die Zeiten hinweg – als<br />
<strong>ein</strong>en der führenden „Treiber“ in der Entwicklung der<br />
<strong>ein</strong>zelnen Quartiere, in der Wohnumfeldverbesserung<br />
und in dem Finden von neuen, bedarfsgerechten<br />
Wohnformen.<br />
Wie wird sich aus Ihrer Sicht der Standort Dortmund<br />
in den nächsten Jahren entwickeln und<br />
welche Auswirkungen hat das auf die Geschäftstätigkeit<br />
der Genossenschaft?<br />
martin trockels:<br />
Wenn man den Standort Dortmund mit anderen Städten<br />
innerhalb von NRW vergleicht – sei es nun Essen,<br />
Düsseldorf oder auch überregional betrachtet Hamburg,<br />
fällt auf, dass dort <strong>ein</strong> ganz anderes Mietniveau<br />
herrscht. Wir haben bei uns die glückliche Situation,<br />
dass wir unseren Anteilseignern dauerhaft Wohnraum<br />
zur Verfügung stellen konnten und können, zu <strong>ein</strong>em<br />
wirklich angemessenen Preis; auch in Hinblick auf das<br />
Einkommen, das in der Region erwirtschaftet wird.<br />
Das ist sicherlich <strong>ein</strong> ganz entscheidender Vorteil. Wir<br />
werden gefordert s<strong>ein</strong>, diesen Standard in der Zukunft<br />
aufrecht zu erhalten.<br />
Was wird aus Ihrer Sicht mit den Wohnsiedlungen<br />
großer internationaler Privatinvestoren<br />
passieren, die immer mehr herunterkommen und<br />
bereits teilweise leergezogen sind?<br />
martin trockels:<br />
Grundsätzlich bin ich der M<strong>ein</strong>ung, dass man sich auf<br />
s<strong>ein</strong> eigenes Unternehmen und die Mitglieder fokussieren<br />
sollte, denen wir in erster Linie verpflichtet sind.<br />
Ich gebe Ihnen aber Recht, dass <strong>ein</strong>ige Siedlungen,<br />
wenn man sich <strong>zum</strong> Beispiel Dortmund-Mengede ansieht,<br />
zu <strong>ein</strong>em Stadtteilproblem werden können. Da<br />
muss man sich mit der Kommune gem<strong>ein</strong>sam an <strong>ein</strong>en<br />
Tisch setzen, um <strong>ein</strong>e Lösung zu finden. Die an der<br />
Rendite orientiere Betrachtung dieser Investoren wird<br />
das jedoch nicht <strong>ein</strong>fach machen.<br />
michael ruwe:<br />
Nach Fallen der Wohnungsgem<strong>ein</strong>nützigkeit ist es die<br />
Verantwortung von Politik gewesen, dafür zu sorgen,<br />
dass die Quartiere nicht verelenden, wenn Bestände<br />
privatisiert und von großen Investoren aufgekauft werden,<br />
diese sich dann aber in der Folge nicht mehr an<br />
bestimmte Standards gebunden fühlen. Einige Private-<br />
Equity-Gesellschaften versuchen mit ganzen Siedlun-<br />
gen Renditen zu erzielen, die man bei seriöser wohnungswirtschaftlicher<br />
Handlungsweise normalerweise nicht erwirtschaften kann. Infolgedessen<br />
wird <strong>zum</strong> Beispiel das Mietniveau bis zur Schmerzgrenze ausgereizt, dringende<br />
Instandsetzungsarbeiten werden oft nicht mehr durchgeführt und<br />
das, was hinterher als Trümmerhaufen daliegt, ist im Grunde genommen<br />
nicht mehr vermietbar. Weil die Bausubstanz nachhaltig geschädigt ist,<br />
muss auf Kosten der Allgem<strong>ein</strong>heit schließlich abgerissen werden. Diese<br />
Kosten zu tragen, wird die Allgem<strong>ein</strong>heit so nicht mehr lange akzeptieren.<br />
Mittlerweile hat auch die Politik erkannt, dass es auf diesem Niveau nicht<br />
weitergehen kann. Aktuell und vor allem ganz deutlich wird in der Politik<br />
darüber geredet, dass, wenn Städte, Gem<strong>ein</strong>den und Länder <strong>ein</strong>springen<br />
und bestimmte Sanierungsmaßnahmen vornehmen, sich die Investoren<br />
entsprechend an den Kosten beteiligen sollen – was sie bisher noch nicht<br />
mussten. Insofern liegt NRW-Bauminister Michael Groschek mit s<strong>ein</strong>em<br />
aktuellen Vorstoß, diese Eigentümer zur Sanierung der Gebäude zu<br />
zwingen – andernfalls müssen sie die Kosten für den Zwangsabriss der<br />
„Schrott-Immobilien“ tragen – genau richtig.<br />
Welche grundlegenden Strategien wird die Genossenschaft in<br />
den nächsten Jahren verfolgen?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Wir sind ganz klar Bestandshalterunternehmen, <strong>ein</strong> Bestandshalter im<br />
Vergleich zu <strong>ein</strong>em Immobilienhandelsunternehmen, d.h. wir werden auch<br />
in den kommenden Jahren immer das hohe Investment in den Wohnungsbestand<br />
<strong>ein</strong>bringen und zeitgleich mit <strong>ein</strong>er nachhaltigen Rendite zufrieden<br />
s<strong>ein</strong>. Als Genossenschaft ist unser oberster Grundsatz die Mitgliederförderung,<br />
insofern müssen wir uns für die grundlegende Strategie folgende<br />
Frage stellen: Welche Methoden finden wir, um unsere Mitglieder zu<br />
fördern – entsprechend ihren Bedürfnissen? Wir müssen sie auf den Weg<br />
in die Zukunft mitnehmen – und jetzt planen, damit wir auch für nachfolgende<br />
Generationen etwas zur Verfügung stellen können. Hinzu kommt,<br />
dass die kommunalen Kassen vergleichsweise leer sind. Infolgedessen sind<br />
gerade standortbezogene Unternehmen wie wir gefragt, teils kommunale<br />
Aufgaben zu übernehmen. Dabei geht es immer auch um die Betrachtung<br />
im Quartierszusammenhang. Wir sehen das Gebäude nicht isoliert für sich,<br />
sondern immer im Zusammenhang mit dem Quartier, in dem es steht.<br />
Insofern geht es ebenfalls darum, die Quartiere aufzuwerten und nachhaltig<br />
die Wohn- und Lebensqualität zu erhöhen. Die Standortverbundenheit<br />
führt darüber hinaus dazu, dass wir <strong>ein</strong>erseits <strong>ein</strong> sehr großer Wirtschaftspartner<br />
sind für Auftragnehmer, sprich das lokale Handwerk, andererseits<br />
sind wir <strong>ein</strong> großer Arbeitgeber, der Beschäftigung am Standort sichert.<br />
Schlussendlich muss es darum gehen, diesen Grundsätzen der Genossenschaft<br />
entsprechend das Unternehmen für nachfolgende Generationen im<br />
Wert noch weiter zu steigern.
Nachhaltigkeit ist nicht nur <strong>ein</strong> Trend der heutigen Zeit, sondern<br />
auch <strong>ein</strong>er, der in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnen wird. Wie nachhaltig ist der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> –<br />
und wie nachhaltig kann die Genossenschaft noch agieren?<br />
michael ruwe:<br />
Nachhaltigkeit zeigt sich zunächst <strong>ein</strong>mal dadurch, dass das Unternehmen<br />
seit 1893 besteht und wir deswegen in diesem Jahr auch das 120-jährige<br />
Bestehen feiern dürfen. Würde der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> kurzfristiges<br />
Denk- und Geschäftsmodell verfolgen, wären wir heute nicht mehr existent.<br />
Unsere Unternehmensform ist an sich schon <strong>ein</strong> Synonym für Nachhaltigkeit,<br />
weil wir <strong>ein</strong>e Eigentümergem<strong>ein</strong>schaft sind, die darauf setzt, die<br />
Substanz des Unternehmens zu erhalten und zu verbessern. So fließen von<br />
jedem erwirtschafteten Euro ungefähr 70 Cent wieder zurück in unseren<br />
Bestand. Des Weiteren sind die verschiedenen Preise, die unsere Genossenschaft<br />
in den vergangenen zwei Jahren für realisierte Bauprojekte erhalten<br />
hat, <strong>ein</strong> Indikator dafür, was nachhaltig ist. Wir gestalten den Wohnraum<br />
nicht nur angemessen, sondern so, dass sich die Menschen dort wohl fühlen.<br />
Nachhaltigkeit schließt Umweltaspekte, Entsorgungsaspekte und auch<br />
Energieeffizienz mit <strong>ein</strong>. Diese werden zwar vom Gesetzgeber teilweise gefordert,<br />
aber durch unsere Maßnahmen in ganz anderer Form gelebt. Letztendlich<br />
engagieren wir uns nicht nur im Dortmunder Wohnungsmarkt,<br />
Herr Große-Wilde ist auch in vielen bundesweiten und auch landesbezogenen<br />
Fachgremien aktiv, die <strong>ein</strong>e Relevanz für die Wohnungswirtschaft<br />
haben. Ferner bedeutet Nachhaltigkeit, dass Herr Große-Wilde auch als<br />
Dozent an der brancheneigenen Fachhochschule in Bochum s<strong>ein</strong>er Verantwortung<br />
für den Nachwuchs der Wohnungswirtschaft gerecht wird.<br />
Zweites großes Stichwort ist der demografische Wandel:<br />
Wir werden weniger und älter. Die Genossenschaft reagiert seit<br />
Langem schon mit vielen zielgruppenspezifischen Angeboten darauf<br />
– vor allem für das Alter. Nichtsdestotrotz gibt es <strong>ein</strong>e Jugend. Wer<br />
für junge Leute nicht attraktiv ist, wird zukünftig auch die ältere Zielgruppe<br />
verlieren. Welche Strategie verfolgt die Genossenschaft hier?<br />
michael ruwe:<br />
Viele junge Menschen sind Teil unserer Genossenschaft. Vor allem für<br />
Studenten bieten wir sehr kostengünstigen Wohnraum an. Wenn es um<br />
Familien geht, haben wir z. B. Einfamilienhäuser im Angebot, wenn auch<br />
in begrenzter Anzahl. Auch Familien mit drei oder vier Kindern können<br />
wir so <strong>ein</strong>en angemessenen Wohnraum bieten. Das Paradebeispiel für unser<br />
Unternehmen ist jedoch der Althoffblock. Der Anteil der jungen Bewohner<br />
ist hier sehr hoch und unsere jungen Mitglieder wohnen relativ lange in der<br />
Genossenschaft. Aktuell überarbeiten wir unsere Internetplattform,<br />
damit wir verstärkt auf die Informationsbedürfnisse<br />
der jungen Menschen <strong>ein</strong>gehen können.<br />
Und wer <strong>ein</strong>en genaueren Blick ins Unternehmen wirft,<br />
wird auch feststellen, dass das Durchschnittsalter unserer<br />
Belegschaft deutlich unter 40 Jahren liegt.<br />
Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise hat<br />
das Vertrauen vieler Kunden ins Bankensystem<br />
gelitten. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang<br />
den Stellenwert der genossenschaftseigenen<br />
<strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung für die Wohnungsgenossenschaft?<br />
Lohnt sich aus Ihrer Sicht auch in Zukunft der<br />
Betrieb <strong>ein</strong>er eigenen <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung in Zeiten<br />
anhaltend niedriger Zinssätze?<br />
martin trockels:<br />
Die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung hat vom Ursprung her die Aufgabe,<br />
das Unternehmen <strong>ein</strong> Stück weit unabhängiger zu<br />
machen von den Banken im Bereich der Finanzierung.<br />
Wenn unsere Mitglieder in ihre Wohnung, in ihr<br />
Unternehmen, in ihre Genossenschaft investieren,<br />
dann wissen sie erst <strong>ein</strong>mal, worin sie investieren und<br />
wir können dieses Geld von den <strong>Spar</strong>ern – für die <strong>Spar</strong>er<br />
günstiger und für uns auch günstiger – verwenden,<br />
um es eben für unsere satzungsgemäßen Zwecke zu<br />
nutzen. Eine Finanzkrise kennen wir nicht und haben<br />
wir nicht.<br />
120 JAHRE 30.31<br />
michael ruwe:<br />
Die Menschen vertrauen denen, die sie kennen. Für viele gilt der Grundsatz<br />
stärker denn je: „Lege D<strong>ein</strong> Geld nur so an, dass Du die Anlageform selber<br />
verstehen kannst“. Wenn <strong>ein</strong> Unternehmen seit 120 Jahren besteht, dann<br />
geht das nicht, indem man kurzfristigen Renditeerwartungen und Trends<br />
hinterher rennt. Die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung hat sich historisch gesehen für das<br />
Unternehmen und die <strong>Spar</strong>er immer gelohnt und wir sehen auch k<strong>ein</strong>e<br />
Notwendigkeit, hieran etwas zu ändern.<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Einerseits ist die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung für uns <strong>ein</strong> Finanzierungsinstrument,<br />
denn dadurch sind wir von Banken unabhängiger. Andererseits ist diese<br />
Einrichtung für uns <strong>ein</strong> Mitgliederbindungsinstrument. Viele Kunden<br />
kommen persönlich vorbei, um sich ihre Zinsen gutschreiben zu lassen.<br />
Das zeigt ihre starke Bindung <strong>zum</strong> Unternehmen. Vielen Kunden liegt der<br />
persönliche Kontakt am Herzen, sie möchten mit uns sprechen, sie möchten<br />
persönlich beraten werden. Insofern dient die <strong>Spar</strong><strong>ein</strong>richtung auch immer<br />
dazu, nachhaltig die Mitglieder an die Genossenschaft zu binden.<br />
Welche besonderen Projekte planen Sie für die Zukunft? Welche<br />
Projekte liegen Ihnen dabei besonders am Herzen?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Der Reiz liegt natürlich in der Vielfalt. Es gibt viele verschiedene Projekte,<br />
die parallel laufen. Bei Projekten denkt man natürlich zuerst ganz konkret<br />
an Bauprojekte. Sicherlich werden wir auf dem hohen Niveau weiterhin investieren.<br />
Deshalb wird es ganz tolle Bestandsmodernisierungen geben. Ein<br />
Beispiel ist der Althoffblock oder die Modernisierungen in der alten Gartensiedlung<br />
in Dortmund-Wambel. Es gibt auch tolle Neubauprojekte wie<br />
ebenfalls im Althoffblock, wo zurzeit 125 Wohnungen vorrangig für ältere<br />
Menschen entstehen. Im Mittelfristzeitraum planen wir <strong>ein</strong> Projekt in Dortmund-Schüren<br />
– dort soll <strong>ein</strong>e Energie-Plus-Siedlung entstehen, die größte<br />
bisher in Dortmund. Dies ist also wieder <strong>ein</strong> neues Modell, das wir in die<br />
Tat umsetzen. Projekte betreffen auch so etwas wie unser Magazin anlässlich<br />
des 120-jährigen Bestehens. Wir möchten nachhaltig <strong>ein</strong>e Kommunikationspolitik<br />
mit unseren Mitgliedern aufbauen. So sind die ersten Erzählcafés,<br />
in denen wir aus 120 Jahren <strong>Geschichten</strong> von Zeitzeugen gesammelt<br />
und aufbereitet haben, k<strong>ein</strong>e punktuellen, <strong>ein</strong>maligen Aktionen. Sie werden<br />
weitergehen. Genauso spannend ist, dass wir im Rahmen von Kooperationsprojekten<br />
in Schulen gehen werden und dort die jungen Menschen schon<br />
früh mit Genossenschaften in Verbindung bringen möchten. Auch darauf<br />
freue ich mich. Ich denke, dass das <strong>ein</strong> spannender Ansatz für den gesamten<br />
Vorstand s<strong>ein</strong> wird sowie für unsere Mitarbeiter. Viele unserer jungen<br />
Mitarbeiter übrigens qualifizieren sich in unserem Unternehmen weiter und<br />
schreiben Projektarbeiten für uns, sei es über professionelle Arbeitsmethoden<br />
oder das Portfolio-Management. Auch diese verm<strong>ein</strong>tlich trockenen<br />
Themen machen Spaß und bringen das Unternehmen nach vorne.<br />
Wie wird sich der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> in der Verwaltung weiterentwickeln?<br />
Wird es mehr Mitarbeiter geben? Wird die Verwaltung<br />
noch weiter ausgebaut werden?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Wir haben jetzt gerade erst die Hauptverwaltung erweitert. Wir haben an<br />
diesem Standort, weil es für uns <strong>ein</strong> 1a-Standort ist, 20 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Wir planen im Dortmunder Norden noch <strong>ein</strong>e gewisse Ausweitung<br />
der Außenstelle in der Unverhaustraße. Das dokumentiert unser<br />
Ziel, möglichst präsent, möglichst vor Ort in den Wohngebieten zu s<strong>ein</strong>.<br />
Die Zahl der Mitarbeiter wird nicht nennenswert steigen. Wir haben, was<br />
unsere Verwaltungskosten betrifft, ohnehin <strong>ein</strong>e unterdurchschnittliche<br />
Quote. Die Arbeitsbelastung ist schon hoch, die Professionalität aber auch.<br />
Was sich zunehmend ändert, ist die Art der Tätigkeitsfelder. Es geht heut-<br />
zutage weniger um hierarchische Strukturen in den<br />
Unternehmen, sondern vielmehr um Projektarbeit und<br />
darum, abteilungsübergreifend Geschäftsprozesse zusammenzulegen,<br />
um so an den <strong>ein</strong>zelnen Themen aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln arbeiten zu können. Das<br />
erhöht den Reiz jeder <strong>ein</strong>zelnen Tätigkeit. Schwerpunkt<br />
ist ferner seit ganz vielen Jahren die intensiv betriebene<br />
Aus- und Weiterbildung im Unternehmen. Es gibt 288<br />
Genossenschaften in NRW, die zusammen 152 Auszubildende<br />
beschäftigen. Davon haben all<strong>ein</strong>e wir 10<br />
Auszubildende. Wir werden immer <strong>ein</strong>en Schwerpunkt<br />
legen auf Nachwuchsförderung und Personalentwicklung<br />
aus den eigenen Reihen. Das hat <strong>zum</strong> Beispiel<br />
dazu geführt, dass heute mehr als die Hälfte unserer<br />
kaufmännischen Mitarbeiter in unserem Unternehmen<br />
ausgebildet worden sind.<br />
Wie wird sich die Zusammenarbeit von Vorstand,<br />
Aufsichtsrat, Vertretern und Mitgliedern<br />
weiterentwickeln?<br />
michael ruwe:<br />
Die Zusammenarbeit mit den <strong>ein</strong>zelnen Gremien wird<br />
sich weiter professionalisieren. Dies ist all<strong>ein</strong>e schon<br />
dadurch bedingt, dass die BAFin und der Gesetzgeber<br />
immer stärkere Auflagen an das Qualifikationsprofil<br />
sowie an die Aufsichtsführung und Kontrolle durch die<br />
Gremien machen. Wir möchten die Informationspolitik<br />
für unsere Gremien und Mitglieder weiterhin auf<br />
<strong>ein</strong>em sehr hohen Niveau halten. Nach wie vor werden<br />
wir im Sinne von Satzung und Geschäftsordnung<br />
Mitglieder und Gremien in Entscheidungsprozesse mit<br />
<strong>ein</strong>beziehen. Dazu werden wir verstärkt moderne<br />
Kommunikations- und Informationsmittel <strong>ein</strong>setzen.<br />
Einerseits wird immer mehr Professionalisierung<br />
in der Gremienarbeit vorausgesetzt, andererseits<br />
sollen den Genossenschaftsmitgliedern<br />
möglichst weitgehende Mitwirkungsrechte in den<br />
Entscheidungsprozessen <strong>ein</strong>geräumt werden. Wie<br />
schätzen Sie in diesem Zusammenhang folgendes<br />
Spannungsverhältnis für die Zukunft <strong>ein</strong>?<br />
martin trockels:<br />
Es ist natürlich richtig und wichtig, dass der Sachkundenachweis<br />
innerhalb des Aufsichtsrates gegeben ist.<br />
Wir brauchen Leute, die kaufmännisch geprägt sind<br />
und ihren Überwachungsaufgaben gerecht werden.
Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass der Aufsichtsrat den gesamten<br />
Anforderungen <strong>ein</strong>er Wohnungsbaugenossenschaft Rechnung trägt, in dem<br />
Sinne, dass er weiß, was in der Genossenschaft passiert und sich möglichst<br />
aus Mitgliedern rekrutiert, die die Strukturen und Prinzipien der Genossenschaft<br />
kennen. Die Rechtsform der Genossenschaft ist dabei hilfreich, weil<br />
die Mitglieder letztlich den Aufsichtsrat wählen. Auf der anderen Seite sind<br />
bei über 18.000 Mitgliedern ausreichend Möglichkeiten gegeben, kompetente<br />
Vertreter zu finden.<br />
Hat sich im Laufe der Zeit das Bild, das die Menschen von Genossenschaften<br />
haben, verändert? Und was glauben Sie, wie wird sich<br />
die Wahrnehmung von Genossenschaften in der Zukunft gestalten?<br />
michael ruwe:<br />
Zahlreiche Menschen hatten mit Genossenschaften über lange Zeit hinweg<br />
eher Konsumgenossenschaften wie Coop oder Volksbanken im Fokus.<br />
Genossenschaft gibt es aber in vielfältigster Form. Wir haben 2012 das Jahr<br />
der internationalen Genossenschaften gefeiert, mit sehr populären<br />
Menschen der Zeitgeschichte, die Werbung für Genossenschaften machten,<br />
sei es z. B. Ulrich Wickert oder Angela Merkel. Zu diesem Zeitpunkt ist das<br />
erste Mal vielen bewusst geworden, was Genossenschaft eigentlich bedeutet.<br />
Jemand hat im vergangenen Jahr gesagt: „Gäbe es Genossenschaften noch<br />
nicht, müsste man sie jetzt erfinden: Einige wenige Schwache schließen sich<br />
zusammen zu <strong>ein</strong>er starken, effizienten Gem<strong>ein</strong>schaft, um das Wohl aller<br />
zu fördern.“ Dieser Gedanke ist <strong>ein</strong> Erfolgsmodell. Es ist krisenfest, aktuell<br />
und zukunftsorientiert, weil es k<strong>ein</strong>e Spekulation gibt.<br />
martin trockels:<br />
Ich habe den genossenschaftlichen Gedanken mit der Muttermilch aufgesogen<br />
und bin infolgedessen auch privat in den verschiedensten Genossenschaften<br />
beteiligt, weil ich <strong>ein</strong>fach von dem Modell überzeugt bin.<br />
Wie wirken wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen<br />
auf Genossenschaften? Sind Genossenschaften in der Lage, sich<br />
selbst zu verändern oder weiter zu entwickeln?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Genossenschaften verändern und entwickeln sich weiter. Sie agieren nicht<br />
in <strong>ein</strong>em luftleeren Raum. Folglich sind wir von gesellschaftlichen und<br />
wirtschaftlichen Veränderungen betroffen. Wenn jetzt beispielsweise die<br />
Arbeitslosigkeit massiv ansteigen würde, könnte es als Folgeersch<strong>ein</strong>ung<br />
passieren, dass aufgrund fehlender Einkommen auch die Mietforderungen<br />
steigen würden. Gesellschaftliche Veränderungen spüren wir frühzeitig,<br />
stellen uns darauf <strong>ein</strong> und entwickeln uns unter Berücksichtigung der jeweils<br />
neuen Rahmenbedingungen zukunftsgerichtet weiter. Dabei nehmen<br />
wir das Bewährte aus der Vergangenheit mit und kombinieren es mit innovativen<br />
Lösungsansätzen. Wir geben uns k<strong>ein</strong>en kurzfristigen Modeersch<strong>ein</strong>ungen<br />
oder Gewinnmaximierungsmaßnahmen hin, sondern haben den<br />
nachhaltigen Erfolg und die langfristige Wohnwertsteigerung im Fokus.<br />
Die genossenschaftlichen Prinzipien leben wir im Detail und setzen sie in<br />
mitgliederorientierte Projekte und Maßnahmen um:<br />
Das Spektrum reicht von der Mitgliederbetreuung<br />
in Form von Vertreterbesichtigungsfahrten durch den<br />
eigenen Hausbestand bis hin zur Realisierung <strong>ein</strong>er<br />
sogenannten „Genossenschaft im Kl<strong>ein</strong>en“ im Mehrgenerationenwohngebäude<br />
Generationenweg 1 in<br />
Dortmund-Brünninghausen. Es gilt der Grundsatz:<br />
Je näher wir unseren Mitgliedern verbunden sind und<br />
uns mit ihren Bedürfnissen und Wünschen aus<strong>ein</strong>andersetzen,<br />
je zielgerichteter und zeitgemäßer können<br />
wir uns wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen<br />
anpassen.<br />
Können Sie abschließend jeder von Ihnen kurz<br />
zusammenfassen, warum Genossenschaft – und<br />
insbesondere der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> – Zukunft<br />
hat und was Sie sich für die Zukunft wünschen?<br />
franz-Bernd Große-Wilde:<br />
Genossenschaft hat Zukunft, weil unser Geschäftsmodell<br />
dem Nutzerinteresse am nächsten kommt. Jeder<br />
Mieter, jeder Bewohner wünscht sich Sicherheit, k<strong>ein</strong>e<br />
Anonymität, sondern Eingebundenheit, Identifikation.<br />
Ich wünsche mir, dass das Modell durchaus noch Verbreitung<br />
findet.<br />
martin trockels:<br />
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin Impulse von unseren<br />
Mitgliedern bekommen und diese dann auch umsetzen<br />
können. Wenn wir junge, mittelalte und ältere<br />
Mitglieder haben und auf ihre Bedürfnisse <strong>ein</strong>gehen,<br />
müssen wir uns k<strong>ein</strong>e Sorgen um die Zukunft machen.<br />
michael ruwe:<br />
Das historisch Bewährte, sehr am Mitglied orientierte,<br />
erfolgreiche Geschäftsmodell der Genossenschaften,<br />
das Basisdemokratie schlechthin ist und dem Gem<strong>ein</strong>schaftsnutzen<br />
am meisten dient, soll auch in den nächsten<br />
Jahren noch weiter ausgebaut werden und s<strong>ein</strong>e<br />
Marktpräsenz steigern. Wir wollen auch in Zukunft das<br />
Wohl unserer Mitglieder fördern und die Wohnsituation<br />
unserer Bewohner kontinuierlich verbessern.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
das interview führte<br />
frau nicole Brückner,<br />
Pressereferentin<br />
spar- und Bauver<strong>ein</strong> eG dortmund.<br />
120 JAHRE 32.33<br />
Die komplette Gewinner-Geschichte finden Sie auf www.sparbau-dortmund.de<br />
DREI FRaGEzEIchEn FüR<br />
DEn SPaR- unD BauVEREIn<br />
Geheimnis- und <strong>Geschichten</strong>suche mit Kindern,<br />
Jugendlichen und erwachsenen<br />
2012 wurde von den ver<strong>ein</strong>ten nationen <strong>zum</strong> internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen.<br />
Gleichzeitig nahte das 120-jährige Bestehen unseres spar- und Bauver<strong>ein</strong>s. man beschloss, gem<strong>ein</strong>sam<br />
mit mitgliedern und mitarbeitern die Geschichte der Genossenschaft zu erkunden.<br />
dazu entwickelte die Journalistin und autorin Bärbel Wegner <strong>ein</strong> zunächst dreistufiges Konzept,<br />
das gem<strong>ein</strong>sam mit den projektverantwortlichen mitarbeiterinnen und mitarbeitern des spar- und<br />
Bauver<strong>ein</strong>s in die tat umgesetzt wurde: in <strong>ein</strong>em ersten schritt begann die suche nach <strong>Geschichten</strong> zur<br />
Geschichte mit <strong>ein</strong>em schreibwettbewerb, wurde mit <strong>ein</strong>er digitalen schatzsuche, <strong>ein</strong>em „Geocaching“,<br />
im Kreuzviertel fortgesetzt und mit drei erzählcafés jeweils für Gremienmitglieder, langjährige und<br />
ehemalige mitarbeiter sowie Bewohner abgeschlossen.<br />
Das Geheimnis! erzähle Die Geschichte.<br />
schreibwettbewerb im Frühjahr 2012<br />
„Der Schatz vom Althoffblock.“ Alexander Haneberg war der Erste. S<strong>ein</strong>e Geschichte traf Mitte<br />
Februar <strong>ein</strong>. „Tom war 16 Jahre alt und er war sehr neugierig. Kaum verabredete er sich mit<br />
<strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Freunde, passierte <strong>ein</strong> spannendes Abenteuer…“<br />
Fast <strong>ein</strong>hundert <strong>Geschichten</strong> trudelten bis <strong>zum</strong> Einsendeschluss am 31. März <strong>ein</strong>. Die Jury hatte<br />
viel zu tun. Mitglied der Jury waren neben dem Vorstand des <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s, Franz-Bernd<br />
Große-Wilde, unter anderem die Bürgermeisterin der Stadt Dortmund, Birgit Jörder, die Journalistin<br />
Bärbel Wegner sowie Anja Karl und Sina Grünewald, Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Dortmund.<br />
Die meisten <strong>Geschichten</strong> hatten Kinder im Alter von neun und zehn Jahren geschrieben,<br />
vier Schulen, verteilt in ganz Dortmund, hatten sich insgesamt beteiligt. Nun galt es auszuwählen<br />
aus <strong>Geschichten</strong> wie: „Schreck auf dem Friedhof “, „Das Geheimnis vom Adlerturm“, „Ein Geheimnis<br />
im mittelalterlichen Dortmund“ oder auch „Die Burg Syburg und der verliebte Ritter“.<br />
Als Preise hatte der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> für die ersten drei <strong>ein</strong>en E-Book-Reader sowie Bücher<br />
und für sieben Preisträger <strong>ein</strong>en Schreibworkshop als Preis ausgesetzt.<br />
Der Schreibworkshop fand in Kooperation mit Jugendstil, dem Kinder- und Jugendliteraturzentrum<br />
NRW, in Dorstfeld statt. Vier Stunden lang lud der Dortmunder Autor Sascha Pranschke die<br />
Kinder <strong>zum</strong> kreativen Schreiben <strong>ein</strong>.<br />
Am 22. Mai waren die Preise in der Stadtbücherei Dortmund überreicht worden, verbunden mit<br />
der Lesung von <strong>Geschichten</strong>. Über 70 Zuhörer lauschten den selbst vorgetragenen <strong>Geschichten</strong> der<br />
jungen Autoren. Diese wiesen im Anschluss spielerisch daraufhin, dass die Geheimnissuche ja<br />
weitergehe – mit <strong>ein</strong>em Geocaching im Kreuzviertel.
Das Geheimnis! FinDe Die Geschichte.<br />
GeocachinG Für juGenDliche im auGust 2012<br />
Der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> wollte sich mit s<strong>ein</strong>en Aktionen an möglichst viele<br />
Altersgruppen, darunter auch Jugendliche, wenden. Ein Geocaching, Schatzsuche<br />
mit modernen Mitteln wie Tablet-PC und GPS, schien da die richtige<br />
Wahl. Oliver Krooß von GEO°BOUND und Tine Bargstedt von der Projektschneiderei<br />
bereiteten den Cache vor. Das Besondere: Die <strong>Geschichten</strong> der<br />
Kinder aus dem Schreibwettbewerb, wie das geflügelte Nashorn oder der<br />
Adlerturm, wurden als Rätsel <strong>ein</strong>gebaut.<br />
Nach <strong>ein</strong>er kurzen Einweisung in Spielregeln und Technik ging es am 19.<br />
August zwei<strong>ein</strong>halb Stunden lang kreuz und quer durch das Kreuzviertel.<br />
Die Anweisung lautete: „Ausgerüstet mit <strong>ein</strong>em Tablet-PC und <strong>ein</strong>er Tasche<br />
voller Tools spielt Ihr <strong>ein</strong> Adventure in Eurem Kiez! Ihr sammelt Punkte, löst<br />
Rätsel-Stationen, meidet Sperrbereiche und sucht nach versteckten Codes<br />
und Schätzen – nicht am Rechner, sondern im Kreuzviertel.“ Ausgerechnet<br />
dieser Augusttag wurde der heißeste Tag des Jahres! Das senkte <strong>ein</strong> wenig die<br />
Teilnehmerzahl, aber nicht das Spielfieber der Teams. Im Nachbarschaftstreff<br />
applaudierten nachmittags auch ältere Bewohner den jungen Helden zur Preisverleihung,<br />
gegrillt und gegessen wurde anschließend gem<strong>ein</strong>sam.<br />
51° 30‘ 52‘‘N, 7° 27‘ 24‘‘0<br />
120 JAHRE 34.35<br />
„erzählcaFés“<br />
Für ältere mitGlieDer unD mitarbeiter<br />
im herbst 2012<br />
Erzählcafés sind <strong>ein</strong>e bewusste Form des Erinnerns!<br />
Diese sind durch die Arbeit der Geschichtswerkstätten<br />
bekannt geworden. Der <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> lud langjährige<br />
Gremienvertreter, Mitarbeiter und Bewohner<br />
dazu <strong>ein</strong>, <strong>Geschichten</strong> und Erinnerungen auszutauschen.<br />
Es ging unter anderem darum, wie früher Wohnungen<br />
gesucht und gefunden, wie zusammengelebt<br />
wurde und an wen und was man sich noch als aufregend<br />
erinnerte. Die drei Erzählcafés waren gut besucht<br />
und fanden in der Gaststätte „Zum Volmarst<strong>ein</strong>er<br />
Platz“ statt, <strong>ein</strong>em Ort, der schon selbst <strong>zum</strong> Erzählen<br />
<strong>ein</strong>lud, mitten im Althoffblock gelegen und seit vielen<br />
Jahren Treffpunkt für Mitglieder und Ort für Veranstaltungen<br />
der Genossenschaft. Die Erzählcafés wurden<br />
von der Journalistin Bärbel Wegner geleitet. Sie zeichnete<br />
die Gespräche auf und <strong>ein</strong>en Teil davon kann man,<br />
als kl<strong>ein</strong>e <strong>Geschichten</strong> verpackt, in dieser Publikation<br />
nachlesen. Geplant ist <strong>ein</strong>e Fortsetzung der Erzählcafés.<br />
Als fortlaufende Geschichtsforschung der Genossenschaft<br />
und als Basis für Projekte mit Schülern und Lehrern.<br />
Aber in erster Linie stellen die Geheimnissuche<br />
mit den drei ??? das dar, so Vorstand Franz-Bernd<br />
Große-Wilde, was die Genossenschaft auszeichne und<br />
ihr am Herzen liege: die Mitglieder zu fördern und<br />
Gem<strong>ein</strong>schaft zu stärken.
Momente im Zeitwandel – Ein Blick im Augenblick<br />
1) Althoffstraße 1-35, 2-36 um 1924 · 2) Ehemalige Hauptverwaltung, Kleppingstraße 20/Viktoriastraße 7, um 1959/1960 · 3) Aus dem Geschäftsbericht<br />
1934 · 4) Roseggerstraße 61, um 1960 und 2005/2006 · 5) Spielplatz Kuithanstraße, um 1957/58 · 6) Aus dem Vorstand 2006: (v.l.) Friedrich Wilhelm<br />
Reckermann, H<strong>ein</strong>rich Küter, Herbert Kirschner, Franz-Bernd Große-Wilde, H<strong>ein</strong>rich Wellen · 7) Mitarbeiter, aufgenommen im Rahmen der Feier <strong>zum</strong><br />
110-jährigen Geburtstag der Genossenschaft, VIP-Lounge, Signal Iduna Park, 2003 · 8) Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter beim Sommerfest der<br />
Genossenschaft in 2010 · 9) Mitarbeiter-Fußballmannschaft für <strong>ein</strong>en Tag, Anfang der 70er · 10) Chemnitzer Straße 65, Modernisierung in 2012 ·<br />
11) Albrechtstraße 7, Silvester bei Ehepaar Bayer, um 1954/1955 ·<br />
12) H<strong>ein</strong>richstraße 54, Monika Bayer, 1951 · 13) H<strong>ein</strong>richstraße 28-36, um 1904 ·<br />
14) Innenansichten ins Waschhaus Kuithanstraße, um 1956 · 15) Concordia Haus,<br />
Wambeler Straße 4/Oesterholzstraße 51 · 16) Bewohnerin aus dem Althoffblock,<br />
Ende der 20er-Jahre · 17) Spielplatz Studtstraße, 20. August 1934
zu GutER lEtzt<br />
unsere Genossenschaft hat gem<strong>ein</strong>sam Geschichte geschrieben.<br />
auch sie, liebe mitglieder, haben <strong>Geschichten</strong><br />
geschrieben, gefunden und erzählt – witzige, nachdenkliche<br />
und spannende. <strong>ein</strong>ige der erzählungen und standpunkte<br />
haben wir im vorliegenden <strong>magazin</strong> zusammengestellt.<br />
damit möchten wir die dokumentation jedoch<br />
längst nicht abschließen. Wir planen, die sammlung der<br />
erlebten Geschichte(n) auch in Zukunft fortzusetzen und<br />
schauen dabei schon erwartungsvoll auf das Jahr 2018.<br />
dann wird die Genossenschaft ihr 125-jähriges Bestehen<br />
feiern, <strong>ein</strong> weiterer großer anlass für <strong>ein</strong>e veröffentlichung<br />
der mitgliedererlebnisse.<br />
Genossenschaft lebt vom mitmachen. Wenn ihnen also<br />
noch fotomaterial oder dokumente vorliegen, die Bezug<br />
<strong>zum</strong> Wohnen beim spar- und Bauver<strong>ein</strong> haben, oder<br />
ihnen beim lesen des <strong>magazin</strong>s erinnerungen aus dem<br />
Genossenschaftsalltag gekommen sind, tauschen sie diese<br />
mit uns aus. Wir freuen uns auf ihre rückmeldungen<br />
und werden von Zeit zu Zeit erzählcafés und weitere<br />
foren <strong>zum</strong> Gedankenaustausch bieten.<br />
herzlichst! ihr<br />
Franz-Bernd Große-Wilde<br />
120 JAHRE 38.39<br />
DaS REDaKtIOnStEaM<br />
NIcOLE BRÜcKNER<br />
Pressereferentin,<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
LJUBOW ScHNEIDER<br />
Öffentlichkeitsarbeit,<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
hERauSGEBER<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG Dortmund<br />
Kampstr. 51, 44137 Dortmund<br />
Tel. 0231-18 20 3-0, Fax: 0231-18 20 3-166<br />
www.sparbau-dortmund.de<br />
PROJEKtlEItunG<br />
Franz-Bernd Große-Wilde<br />
DRucK<br />
Pomp GmbH, Bottrop<br />
FOtOnachWEIS<br />
S. 01: Tapete © Jan Engel - Fotolia<br />
S. 03: Nr. 11 © Thilo Saltmann /<br />
Architektenkammer NRW<br />
S. 13: Elefantengruppe © Keller - Fotolia<br />
FRANZ-BERND GROSSE-WILDE<br />
Vorstandsvorsitzender,<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
Eine Genossenschaft funktioniert nur,<br />
wenn alle an <strong>ein</strong>em Strang ziehen und dasselbe<br />
Ziel verfolgen. Eben <strong>ein</strong>er für alle und alle für <strong>ein</strong>en.<br />
So <strong>ein</strong> Gem<strong>ein</strong>schaftswerk ist auch<br />
dieses Magazin <strong>zum</strong> 120-jährigen Geburtstag.<br />
Unzählige kreative Stunden, zahlreiche leere<br />
W<strong>ein</strong>gummipackungen und mehrere<br />
Redaktionssitzungen später ist es vollbracht:<br />
Das Magazin ist gedruckt.<br />
dem redaktionsteam gehören an:<br />
EVA STRAUcH UND<br />
SABRINA MERDZANOVIc<br />
Kommunikationsdesigner,<br />
edelweiss Kommunikationsdesign GbR<br />
REDaKtIOn<br />
nicole Brückner (Eine Idee macht Geschichte; St<strong>ein</strong> auf St<strong>ein</strong>;<br />
K<strong>ein</strong>er geht verloren; Gastliche Stätte; Seite für Kinder, Interview mit<br />
dem Gesamtvorstand)<br />
Bärbel Wegner (Ein Haus, <strong>ein</strong> Platz; Erst sparen, dann bauen;<br />
Die große Verwandtschaft des Martin Sprungala; Drei Fragezeichen<br />
für den <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>; Interview mit Peter Lauber, <strong>Geschichten</strong><br />
aus den Erzählcafés), www.textpertin-hamburg.de<br />
BIlDREDaKtIOn<br />
Ljubow Schneider<br />
KORREKtORat<br />
Franz-Bernd Große-Wilde, Nicole Brückner, Andreas Prigge,<br />
Angelika Rademacher, Ljubow Schneider, Bärbel Wegner<br />
GEStaltunGSKOnzEPt unD Satz<br />
edelweiss Kommunikationsdesign GbR, www.design-edelweiss.de<br />
BäRBEL WEGNER<br />
Journalistin und Autorin<br />
ANDREAS PRIGGE<br />
Stellvertretender Leiter Technik,<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
ANGELIKA RADEMAcHER<br />
Vorstandsassistentin,<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> eG<br />
haFtunGShInWEIS / uRhEBERREcht<br />
Trotz aller Bemühungen um Konsistenz, Vollständigkeit<br />
und Richtigkeit der Informationen übernimmt der<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong>erlei Gewährleistung für die<br />
Inhalte dieses Heftes.<br />
Alle in diesem Heft angebotenen Informationen<br />
dürfen ohne vorherige schriftliche Genehmigung des<br />
<strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s Dortmund weder ganz noch teilweise<br />
gespeichert, kopiert oder weitergegeben werden.<br />
Das verwendete Layout, Zeichnungen und Grafiken<br />
unterliegen dem Copyright des <strong>Spar</strong>- und Bauver<strong>ein</strong>s<br />
Dortmund.