Wir - Parkinson Schweiz
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8 JAHRESTHEMA «ANGEHÖRIGE»<br />
Hildegard und<br />
Theo Prinz: «Nicht<br />
genau zu wissen,<br />
woran ein geliebter<br />
Mensch leidet,<br />
ist eine enorme<br />
Belastung. Da ist<br />
die definitive<br />
Diagnose fast eine<br />
Erleichterung.»<br />
«Die Ungewissheit vor der Diagnose war<br />
für die ganze Familie sehr belastend!»<br />
Theo Prinz, dessen Frau Hildegard an <strong>Parkinson</strong> leidet,<br />
erinnert sich nicht gerne an die Zeit vor acht, neun Jahren.<br />
«<strong>Wir</strong> wussten, dass mit meiner Frau etwas nicht<br />
stimmt. Aber es dauerte doch geraume Zeit, bis die Diagnose<br />
endgültig feststand», erinnert sich der 61-Jährige.<br />
«Anfangs standen vier bis fünf Krankheiten zur Diskussion,<br />
unter anderem auch <strong>Parkinson</strong> – eine Krankheit,<br />
über die wir praktisch nichts wussten. Die Ungewissheit<br />
führte zu einer grossen Verunsicherung, löste<br />
Angstgefühle aus – bei mir ebenso wie bei Hildegard.»<br />
Ihre Diagnose erhielt Hildegard Prinz dann vor rund<br />
sechs Jahren. Für Theo Prinz, damals CEO der Thurgauer<br />
Kantonalbank, war es «natürlich ein grosser<br />
Schock, aber irgendwie auch eine Erleichterung. Endlich<br />
wussten wir, woran Hildegard leidet.» Gemeinsam<br />
suchte das Ehepaar nach Informationen über <strong>Parkinson</strong>,<br />
nahm hierfür auch Kontakt zu anderen Betroffenen<br />
auf. Über Prof. Dr. med. Hans-Peter Ludin, der Hildegard<br />
Prinz in seiner Praxis in St. Gallen behandelte,<br />
erfuhren sie von <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong>. «<strong>Wir</strong> traten der<br />
Vereinigung bei, erhielten regelmässig das Magazin<br />
<strong>Parkinson</strong> und damit auch immer neue, aktuelle Informationen<br />
rund um die Krankheit», erklärt Theo Prinz.<br />
Heute wissen er und seine Frau: Bei Hildegard ist der<br />
Verlauf der Krankheit verhältnismässig mild und ihr aktiver,<br />
starker Charakter hilft ihr. «Hildegard war, als<br />
Mutter von vier Söhnen, allesamt Leistungssportler,<br />
immer stark gefordert. Hinzu kamen die Pfl ege unseres<br />
grossen Hauses und viele gesellschaftliche Anlässe –<br />
zu denen sie mich bis heute regelmässig begleitet», erzählt<br />
Theo Prinz. «Man merkt Hildegard die Krankheit<br />
kaum an. Sie ist sehr selbstständig, immer aktiv und<br />
lenkt sich durch karitative Aufgaben von ihrer eigenen<br />
Krankheit ab», erzählt er. Und auch er selbst ist, kaum<br />
dass er pensioniert wurde, ehrenamtlich aktiv – im Vorstand<br />
von <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
n<br />
selbst krank zu werden. <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong> hilft den Angehörigen<br />
auf diesem steilen, teils sehr schmalen Grat, zeigt<br />
Möglichkeiten auf, wie die scheinbare Unvereinbarkeit von<br />
Sorge um den kranken Partner und Erfüllung der eigenen<br />
Bedürfnisse aufgelöst werden kann.<br />
<strong>Wir</strong> helfen, die nötige Erholung zu finden<br />
Der stetige Druck, der auf den Angehörigen von <strong>Parkinson</strong>patienten<br />
lastet, geht an diesen nicht spurlos vorüber. Viele<br />
von ihnen leiden unter Schlafstörungen und zermürbenden<br />
Selbstzweifeln. Langfristig können durch die körperliche<br />
Überlastung sogar chronische Schmerzen auftreten und die<br />
stete Bürde der Verantwortung führt bei manchen Angehörigen<br />
zu tiefer psychischer Erschöpfung oder gar zu Depressionen.<br />
<strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong> bietet Hand und organisiert Veranstaltungen,<br />
bei denen die Angehörigen loslassen, entspannen<br />
und neue Energie tanken können. Beispiele sind die in<br />
Kooperation mit der HUMAINE Klinik Zihlschlacht veranstalteten<br />
betreuten Ferien für Patienten und deren Angehörige,<br />
aber auch das im neuen Jahr erstmals angebotene Qigong-Seminar<br />
für Betroffene und Angehörige.<br />
<strong>Wir</strong> helfen, das Leben besser zu meistern<br />
Doch <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong> bietet nicht nur Hilfe an, wenn es<br />
fast zu spät ist. Im Gegenteil ist die Prophylaxe unser oberstes<br />
Gebot. Daher informiert und berät die Vereinigung Angehörige<br />
mit Broschüren und Merkblättern sowie persönlichen<br />
Beratungen und unterstützt auch Studien zur Rolle<br />
und den Herausforderungen, denen sich Angehörige chronisch<br />
kranker Patienten täglich stellen müssen. Überdies hat<br />
die Vereinigung 2008 erstmals den Kurs «Kinaesthetics für<br />
pfl egende Angehörige» durchgeführt. In diesem 4-Tage-<br />
Kurs lernten Angehörige, wie sie durch geschicktes Ausnützen<br />
kinästhetischer Prinzipien die Patienten bei alltäglichen<br />
Verrichtungen effi zient und dennoch kräfteschonend unterstützen<br />
können (siehe S. 13). Mit dem Solidaritätsfonds<br />
bietet die Vereinigung überdies unbürokratische Hilfestellung<br />
für Familien an, die bedingt durch die Krankheit in<br />
eine fi nanzielle Notlage geraten sind (siehe S. 19).<br />
<strong>Wir</strong> helfen, Fachkräfte und Umfeld zu sensibilisieren<br />
Angehörige sind ein wichtiger Pfeiler unseres Gesundheitssystems.<br />
Ohne die Zigtausenden Stunden, welche die Angehörigen<br />
für die Begleitung, Betreuung und Pfl ege ihrer kranken<br />
Angehörigen aufwenden, würde das <strong>Schweiz</strong>er Gesundheitssystem<br />
kollabieren. Dennoch wird die Arbeit der Angehörigen<br />
nur unzulänglich gewürdigt. <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
setzt sich daher seit vielen Jahren unermüdlich für eine bessere<br />
Aufklärung der Öffentlichkeit und der Fachpersonen<br />
aus Medizin, Therapie und Pfl ege ein, mit dem Ziel, diese<br />
zu einer partnerschaftlichen Unterstützung der Angehörigen<br />
zu motivieren – zum Wohle der Patienten.<br />
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