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Nummer 7 Juli 2010 www.<strong>oltech</strong>.ch<br />

Ein Tag in der Oltech<br />

«Ich habe<br />

viele Freiräume»<br />

Seite 4<br />

Aktuell<br />

Besseres Coaching<br />

durch regelmässigen<br />

Austausch<br />

Seite 2<br />

Interview<br />

«Wie in einer<br />

normalen Lehre»<br />

Seite 8<br />

Das Info-Magazin der Oltech <strong>GmbH</strong> Olten<br />

Oltech stellt<br />

Honigrahmen<br />

für Bienen her.<br />

1


2<br />

Editorial<br />

Felix Pfaff<br />

Veränderungen… Täglich nimmt man<br />

veränderte Situationen wahr. Monatlich<br />

liegen neue Controllingzahlen vor. Veränderung<br />

ist in der heutigen Arbeitswelt<br />

fast die einzige Konstante. Alles spricht<br />

von sich täglich wandelnden Arbeitsmärkten<br />

mit immer mehr und rascher<br />

sich verändernden Anforderungsprofilen<br />

gegenüber den Mitarbeitenden.<br />

Diesen Veränderungen sind immer weniger<br />

Menschen gewachsen und immer<br />

mehr Menschen fühlen sich an den Rand<br />

des Arbeitsmarktes gedrängt.<br />

Wie sieht es in der Oltech mit Veränderungen<br />

aus? Um den Ansprüchen unserer<br />

zuweisenden Stellen gerecht zu werden,<br />

sind auch wir gefordert und müssen<br />

uns permanent weiterentwickeln, bzw.<br />

verändern.<br />

Denn: Wer geistige Flexibilität, gutes<br />

Anpassungsvermögen sowie Belastungsfähigkeit<br />

mit Arbeit verbinden kann, wird<br />

auch in Zukunft dabei sein.<br />

Felix Pfaff<br />

Titelseite:<br />

Oltech stellt Rahmen für Bienenkästen her<br />

Inhalt<br />

Seite 2 Besseres Coaching durch<br />

regelmässigen Austausch<br />

Seite 3 Die Zahl<br />

Seite 4 «Ich habe viele Freiräume»<br />

Seite 5 Urgestein beim FC Kestenholz<br />

Seite 6 Sozialfirmen –<br />

eine unternehmerische Arbeitsintegration<br />

Seite 7 Projekte den Marktbedürfnissen anpassen<br />

Seite 8 «Wie in einer normalen Lehre»<br />

Impressum<br />

Redaktion<br />

Viktor Moser, Oltech <strong>GmbH</strong><br />

E-Mail: viktor.moser@bluewin.ch<br />

Konzept und Gestaltung<br />

E. A. Wyss SGD, Balsthal<br />

Druck<br />

Baumberger Print AG, Oberbuchsiten<br />

Auflage<br />

2000 Exemplare<br />

Aktuell<br />

Besseres Coaching<br />

durch regelmässigen<br />

Austausch<br />

Oft werden die Teilnehmenden vom Teilnehmermanagement<br />

anders beurteilt als von den Abteilungen. Diese Diskrepanz wird<br />

nun durch die neu geschaffenen Monatsgespräche wesentlich<br />

verringert. Der regelmässige Austausch ermöglicht präzise<br />

Beobachtungen, raschere Interventionen und qualitativ bessere<br />

Schlussberichte.<br />

Gabriela Zimmerli: «Wichtig sind für mich die genauen Beobachtungen aus den Abteilungen.»<br />

Übersensibel, wenig resistent, ungeduldig,<br />

ungebremst reagierend – so habe<br />

ich H.A. beim Erstgespräch erlebt. Ich war<br />

deshalb nicht wenig erstaunt, als mir Peter<br />

Hess und Arthur Rohner von der Metallabteilung<br />

nach einem Monat einen ganz<br />

anderen H.A. beschrieben. Sie haben ihn<br />

als problemlos wahrgenommen und als<br />

Mechaniker auf der fachlichen Seite abgeholt.<br />

Das Fachwissen der Leitung schuf<br />

Akzeptanz. H.A. erwies sich als äusserst<br />

exakter, schon fast pingeliger Teilnehmer,<br />

eine Art verspielter Künstlertyp. Im Anschluss<br />

an seinen Einsatz in der Oltech hat<br />

er sich als Schweisser für die Neupräparierung<br />

von Autos selbständig gemacht.<br />

Bilder korrigieren<br />

Tatsächlich bieten die Informationen und<br />

Eindrücke aus dem Erstgespräch oft nur<br />

ein unvollständiges, verschwommenes<br />

Bild des Teilnehmers. Das Verhalten im<br />

Arbeitsalltag kann zusätzliche oder gar<br />

andere Hinweise liefern. Aus diesem<br />

Grunde haben wir bei der Oltech am 1.<br />

April 2010 ein neues Verfahren für einen<br />

besseren Informationsaustausch zwischen<br />

Teilnehmermanagement und Abteilungen<br />

eingeführt. Ein Mal im Monat tauschen<br />

wir uns in einer ungefähr einstündigen<br />

Fallbesprechung über die einzelnen Teilnehmenden<br />

aus. Wir halten den Verlauf<br />

des individuellen Projektes fest, bespre-


chen auftauchende Probleme und über-<br />

prüfen die vom RAV definierten Ziele.<br />

Auf diese Weise werden beide Einschätzungen,<br />

jene der Abteilung und jene des<br />

Teilnehmermanagements, manifest. Die<br />

Arbeitsbeziehung wird dadurch verstärkt,<br />

die Fallführung enger und gezielter. Dank<br />

dem besseren Informationsfluss wird die<br />

Kommunikation verstärkt. Das Monatsgespräch<br />

ermöglicht es auch, rascher und<br />

kompetenter Rückmeldungen an die zuweisenden<br />

Stellen zu geben und das weitere<br />

Vorgehen gemeinsam zu vereinbaren.<br />

Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die<br />

laufenden Protokolleinträge zwar nützlich<br />

sind, aber nie das ganze Beobachtungsspektrum<br />

abdecken. Zudem handelt es<br />

sich bloss um Stichworte. Diese werden<br />

nun im interaktiven Austausch ergänzt<br />

und verfeinert. Die Erkenntnisse beziehen<br />

sich auch auf das Verhalten und die<br />

Arbeitsmarktperspektiven der einzelnen<br />

Teilnehmenden, welche vom Teilneh-<br />

D<br />

b<br />

H<br />

mermanagement und den Abteilungen<br />

manchmal unterschiedlich beurteilt werden.<br />

So habe ich einen Teilnehmer aus<br />

dem arabischen Raum im Erstgespräch als<br />

problemlos und leicht integrierbar erlebt.<br />

In der Abteilung zeigte er demgegenüber<br />

sein anderes Gesicht: unehrlich, teamunfähig,<br />

gewaltbereit.<br />

Erfolgreiches Coaching...<br />

Fakten statt Interpretationen<br />

Oft stimmen wir natürlich in unseren<br />

Einschätzungen überein. Auch das ist ...heisst Detailpflege<br />

Die Zahl<br />

wertvoll, werden wir doch in unserem<br />

Vorgehen bestätigt und in den einzelnen<br />

Interventionen sicherer. In diesem Sinne<br />

ergänzen sich unsere Sichtweisen optimal.<br />

Unsere Feststellungen lassen sich darüber<br />

hinaus mit der Selbstwahrnehmung des<br />

oder der Teilnehmenden abgleichen. Allfällige<br />

Unterschiede sprechen wir danach<br />

mit den betroffenen Teilnehmenden an.<br />

Für mich besonders wichtig sind die genauen<br />

Beobachtungen aus der Abteilung:<br />

Arbeitstempo, Qualität der Arbeit, Zeitaufwand,<br />

Arbeitshaltung, Motivation oder<br />

Teamfähigkeit werden präzis festgehalten.<br />

Dadurch werden meine Beobachtungen<br />

und Interpretationen durch Fakten ergänzt.<br />

Nicht zu unterschätzen ist schliesslich der<br />

Nutzen der monatlichen Gespräche für den<br />

Schlussbericht. Die Ziele lassen sich besser<br />

überprüfen, die Rückmeldungen werden<br />

greifbarer, die Empfehlungen konkreter.<br />

n<br />

Gabriela Zimmerli<br />

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Teilnehmende besuchten im Teilnehmenden die deutsche<br />

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Jahr 2009 die Deutschkurse auf Sprache idatzvbB<br />

erlernen. Mit der Ver-<br />

dem Niveau A1 gemäss dem knüpfung idatzvbB von Inhalten aus der<br />

europäischen Sprachenport- praktischen bökjAfioz<br />

Arbeit im Deutschfollio.<br />

Der Kurs dauert jeweils Kurs und deren Anwendung in s<br />

s sieben Wochen und umfasst der Praxis (Abteilung), erreichen<br />

täglich zwei Lektionen. wir ein wirksames Training.<br />

Um in der Berufswelt zu reüssieren,<br />

ist es wichtig, dass die<br />

Die Resultate und Noten zeigen<br />

eine sehr positive Wirkung.<br />

3


4<br />

Ein Tag in der Oltech<br />

«Ich habe<br />

viele Freiräume»<br />

Die Arbeit in der OItech ist<br />

abwechslungsreich und<br />

erfordert einiges an<br />

Maschinenkenntnissen. Wer<br />

sich einsetzt, hat gute Arbeitsbedingungen<br />

und kann etwas<br />

hinzulernen. Der Teilnehmer<br />

Peter Wüthrich erzählt<br />

Abwechslungsreiche Arbeit in der Holzabteilung<br />

Um 7.10 Uhr beginne ich in der Oltech, da<br />

mein Zug erst um 6.59 Uhr ankommt. Ein<br />

Fahrzeug besitze ich nicht mehr.<br />

Ich setze die Arbeit des Vortages fort:<br />

Sitzflächen schleifen. Die Flächen werden<br />

etwas tiefer geschliffen, damit man die<br />

Kanten mit Schleifpapier oder dem Hobel<br />

besser brechen kann. Beide Chefs gewähren<br />

mir grosse Freiräume. Ich erhalte<br />

einen bestimmten Auftrag, den ich dann<br />

selbständig erfülle.<br />

Ich bin nun bereits seit 5 Monaten in der<br />

Oltech. Vom Betrieb in der Holzabteilung<br />

bin ich positiv überrascht. Wer sich einsetzt,<br />

kann einiges lernen.<br />

Sitzflächen für Hocker schleifen<br />

Nachdem die Sitzflächen geschliffen sind,<br />

übergibt mir Stephan Dreier die nächste<br />

Aufgabe. Ich überprüfe fehlerhafte Leisten,<br />

ob sie noch verwendbar sind, indem<br />

ich die Fläche anhoble. Vielleicht lassen<br />

sich daraus noch Dani Traversen (Querverstrebungen)<br />

anfertigen.<br />

Die Holzstücke werden für Hocker gebraucht.<br />

Das rohe Holz wird zuerst grob<br />

zugeschnitten und danach ausgehobelt<br />

(«abgerichtet»).<br />

Die eine Seite der Leisten wird zu erst abgerichtet<br />

(gerade gemacht) danach wird<br />

eine Winkelfläche gefügt, damit man sie<br />

auf alle vier Seiten aushobeln kann.<br />

Anschliessend werden alle vier Kanten<br />

geschliffen. Die Sitzfläche beträgt 32,7 auf<br />

32,7 cm. Manchmal weist eine Kante Fehler<br />

auf, so dass man sie in der Toleranz von<br />

einem Millimeter rauf- oder runterschleifen<br />

muss. Der Arbeitsprozess dauert drei<br />

n


is vier Stunden. Dann sind die rund 200<br />

Sitzflächen beidseitig geschliffen.<br />

Ich arbeite gerne alleine an der Hobelmaschine.<br />

Die Holzstücke werden auf eine<br />

Breite von 80 Zentimetern zugeschnitten.<br />

Ich schiebe das Holz ein, gehe um die Maschine<br />

rum, nehme es auf der anderen<br />

Seite weder ab und schichte es auf eine<br />

Palette.<br />

Ausschuss bearbeiten<br />

Am Nachmittag schauen wir gemeinsam,<br />

ob wir die Traversen beenden können. Wir<br />

bearbeiten den Ausschuss und prüfen, ob<br />

Urgestein beim FC Kestenholz<br />

Daniel Bieli, Gruppenleiter in der Montage,<br />

ist im FC Kestenholz so ziemlich Mädchen<br />

für alles. Er sagt zu seinem Engagement:<br />

«Zurzeit coache ich die 3.-Liga-Mannschaft,<br />

da wir einen Spielertrainer haben.<br />

Seit jeher taktiere ich gerne. Nachdem wir<br />

uns am Ende der Vorrunde von den auswärtigen<br />

Verstärkungen getrennt haben,<br />

Daniel Bieli: FC Kestenholz im Schweizer Dress<br />

er noch als Querverbindung benutzt werden<br />

kann. Anschliessend bohren wir bis<br />

Feierabend die Traversen.<br />

Die Vorgesetzten bringen mir viel Vertrauen<br />

entgegen, so dass ich für die kleine<br />

Gruppe verantwortlich bin. Ähnlich wie<br />

bei Möbel Schwarz habe ich eine Art Vorgesetztenfunktion.<br />

Verglichen mit anderen<br />

Schreinereien hat die Oltech übrigens einen<br />

guten Maschinenpark. Da würde noch<br />

manch einer staunen.<br />

Nun sind die Löcher für die Verschraubungen<br />

gebohrt, die Kanten gebrochen.<br />

Mittlerweile ist es auch schon 16.00 Uhr.<br />

ist die Mehrheit der Spieler im Juniorenalter.<br />

Es macht mir Spass, wenn die Jungen<br />

meine Anweisungen auf dem Platz umsetzen.<br />

Wir haben einen Rang im unteren<br />

Mittelfeld gesichert und dadurch den Ligaerhalt<br />

geschafft.<br />

Zwischen dem 17. und dem 35. Altersjahr<br />

war ich beim FC Kestenholz selber aktiv<br />

Feierabend. Die Zeit ist wie immer rasch<br />

vorübergegangen. Ich bin nunmehr seit<br />

acht Stunden auf den Beinen und körperlich<br />

rechtschaffen müde.<br />

In der Oltech lerne ich einiges hinzu, etwa<br />

der Umgang mit der Kantenschleifmaschine.<br />

Auch die Kenntnisse am Vierseiter<br />

werden aufgefrischt. Der Nutzen für die<br />

Stellensuche ist unbestritten, auch wenn<br />

ich nicht unbedingt in der Holzbearbeitung,<br />

sondern eher in der Logistik einsteigen<br />

will.<br />

n<br />

Peter Wüthrich<br />

Porträt<br />

(mit einem kurzen Unterbruch beim FC<br />

Derendingen). Ich bin also praktisch seit<br />

Kindsbeinen dabei. Ein Höhepunkt war<br />

sicher der Aufstieg in die 2. Liga 1991.<br />

Nachdem die Senioren abgestiegen sind,<br />

werde ich nächstes Jahr allenfalls in diesem<br />

Rahmen etwas weiterkicken.» n<br />

Viktor Moser<br />

5


6<br />

Sozialfirmen – Sachthema<br />

eine unternehmerische<br />

Arbeitsintegration<br />

Sozialfirmen nehmen einen wichtigen Platz im 2. Arbeitsmarkt ein.<br />

Am Beispiel des von ihnen geführten Dock St. Gallen beschreiben<br />

Lynn Blattmann und Daniela Merz in einem kürzlich erschienenen<br />

Buch, welche Rahmenbedingungen und Managementmethoden<br />

für diese Unternehmensform erforderlich sind.<br />

Zusammen mit Kirchen, Parteien, Gewerkschaften<br />

und dem Gewerbeverband gründete<br />

die Stadt St. Gallen 1997 die Stiftung<br />

für Arbeit. Aus dieser Organisation ist die<br />

zweifellos bekannteste Sozialfirma der<br />

Schweiz entstanden. Sie ist heute unter<br />

dem Namen Dock in mehreren Städten der<br />

Ostschweiz tätig. Die beiden Geschäftsleiterinnen<br />

Lynn Blattmann und Daniela Merz<br />

haben nun in einem Buch ihre Erfahrungen<br />

und Erkenntnisse zusammengefasst.<br />

Betriebswirtschaftliche und soziale Ziele<br />

sind bei einer Sozialfirma absolut gleichwertig.<br />

Diese orientiert sich am Markt.<br />

Im Vordergrund steht nicht irgendwelche<br />

Beschäftigung, sondern eine reale, auf<br />

dem Markt nachgefragte Arbeit. Folgerichtig<br />

kennt die Sozialfirma keine Teilnehmenden,<br />

sondern Arbeitnehmende,<br />

welche mit einem unbefristeten Vertrag<br />

angestellt sind, und von den Sozialämtern<br />

zugewiesen werden. Die meisten unter<br />

ihnen sind ausgesteuert, viele schon seit<br />

mehreren Jahren nicht mehr in der Arbeitswelt<br />

verankert.<br />

Ähnlich wie ein Beschäftigungsprogramm<br />

wird die Sozialfirma von der öffentlichen<br />

Hand unterstützt, da ihre Arbeitnehmenden<br />

bloss eingeschränkt leistungsfähig<br />

sind und sie deshalb auf dem 1. Arbeitsmarkt<br />

nicht mithalten könnte. Der<br />

wirtschaftliche Aspekt wird dadurch unterstrichen,<br />

dass die Sozialfirma einen Eigenfinanzierungsgrad<br />

von 50% anpeilt. Die<br />

Reintegration in den 1. Arbeitsmarkt bleibt<br />

– analog eines Beschäftigungsprogramms<br />

– das oberste Ziel.<br />

Risiko ist gefragt<br />

Eine im industriellen Sektor tätige Sozialfirma<br />

benötigt nach Ansicht der beiden<br />

Autorinnen mindestens 80 Beschäftigte,<br />

um überlebensfähig zu sein. Der Vorstoss<br />

in neue Marktsegmente erfordert eine kalkulierte<br />

Risikobereitschaft; kalkuliert deshalb,<br />

weil ein Klumpenrisiko zu vermeiden<br />

ist. Das bedeutet: Verschiedene Produktionszweige<br />

sind nötig (z.B. industrielle Fertigung,<br />

Montage, Qualitätskontrolle, Recycling,<br />

Umgebungsarbeiten).<br />

Im Gegensatz zu Beschäftigungsprogrammen<br />

haben die Sozialfirmen kein sozialpädagogisch<br />

geschultes Personal, denn,<br />

so die beiden Autorinnen, «Führen und<br />

gleichzeitig Betreuen ist nicht möglich.»<br />

Sie warnen deshalb auch vor «gemischten»<br />

Unternehmen (halb Beschäftigungsprogramm,<br />

halb Sozialfirma), da die konsequente<br />

Marktausrichtung und das Anreizsystem<br />

über den Lohn fehlten und die<br />

Integrationsziele der Belegschaft bzw. der<br />

Teilnehmenden zu unterschiedlich seien.<br />

Besonderes Gewicht legen die Autorinnen<br />

auf eine partnerschaftliche Kooperation<br />

mit Gewerbe und Industrie; dies umso<br />

mehr, als die Sozialfirma bestimmte Fertigungsgruppen<br />

übernimmt und dadurch<br />

eine Zulieferfunktion hat.<br />

Respekt und Konsequenz<br />

als Erfolgsfaktoren<br />

Eine unabdingbare Voraussetzung für das<br />

Führen einer Sozialfirma ist echter Respekt<br />

gegenüber Menschen, die am Rande der<br />

Gesellschaft leben. Von Anfang an ist es<br />

wichtig, dass die Arbeitnehmenden das<br />

Vertrauen spüren, ihnen Verantwortung<br />

übertragen wird.<br />

Der offene Führungsstil bewirkt, dass sich<br />

die Arbeitnehmenden gegenseitig ermutigen,<br />

unterstützen und auch kontrollieren.<br />

Offenheit ist jedoch nicht gleichzusetzen mit<br />

Beliebigkeit.<br />

In der Sozialfirma<br />

Dock St Gallen<br />

werden regelmässig Kündigungen<br />

ausgesprochen, wobei sich die<br />

Gekündigten nach drei bis sechs Monaten<br />

wieder bewerben können..<br />

Nach dem Eintritt beginnen alle Arbeitnehmenden<br />

auf der untersten Stufe,<br />

welche leistungsmässig einem Beschäftigungsgrad<br />

von 50% entspricht. Danach<br />

ist ein Aufstieg in die nächst obere Stufe<br />

möglich, wo sich die Leute bereits für<br />

den 1. Arbeitsmarkt bewerben und/oder<br />

im Rahmen eines Personalverleihs temporäre<br />

Arbeiten ausüben. Die dritte Stufe<br />

entspricht einer regulären Anstellung mit<br />

einem Monatslohn von 3›200 Franken.<br />

Mehrere Arbeitnehmende sind innerhalb<br />

des Docks St. Gallen (oder auch in anderen<br />

Docks) zu Gruppenleitern befördert<br />

worden.<br />

Sozialfirmen sind günstig<br />

Der Lohn in einer Sozialfirma muss natürlich<br />

höher sein als die blosse Sozialhilfe,<br />

was durch einen so genannten Integrationszuschlag<br />

gewährleistet ist. Im Dock<br />

St. Gallen werden alle Infrastrukturkosten<br />

durch die Sozialhilfe bezahlt; also die Löhne<br />

für Fachpersonal und Management,<br />

Mietkosten, Maschinen, Werkzeuge, IT.<br />

Im Rahmen des zweiten Arbeitsmarktes<br />

sind Sozialfirmen eine günstige Variante.<br />

Dies ist deshalb von Bedeutung, weil<br />

einerseits der Bedarf nach wirksamen<br />

Arbeitsintegrationsmassnahmen wächst,<br />

anderseits der Staat nur begrenze Mittel<br />

zur Verfügung hat.<br />

n<br />

Viktor Moser


Projekte Echo<br />

den Marktbedürfnissen<br />

anpassen<br />

«Unsere Gespräche hatten immer<br />

Hand und Fuss», fasst<br />

Fredy Fuchs, Sozialvorsteher<br />

der Stadt Olten die Kooperation<br />

mit der Oltech zusammen.<br />

Ende Juni 2010 geht Fredy<br />

Fuchs in Pension. Die Oltech<br />

deckt aus seiner Sicht ein<br />

breites Spektrum ab. In Zukunft<br />

wären auch reine Beschäftigungsplätze<br />

für gesundheitlich<br />

eingeschränkte und von der<br />

Sozialhilfe abhängige Personen<br />

wünschbar.<br />

Unsere Zusammenarbeit findet auf Füh-<br />

rungsebene statt, so dass wir primär<br />

grundsätzliche Probleme erörtern. Meist<br />

finden wir angemessene Lösungen. Offen<br />

ist zurzeit die Entwicklung in der Gärtnerei<br />

Härkingen, welche sich noch in der Aufbauphase<br />

befindet.<br />

Die Oltech bewegt sich auf dem richtigen<br />

Weg. Gäbe es sie nicht, so müssten wir sofort<br />

eine gleichwertige Institution auf die<br />

Beine stellen. Die Arbeitsintegration hat in<br />

der Sozialhilfe einen hohen Stellenwert.<br />

Besonders im Gedächtnis bleibt mir eine<br />

Sitzung in Dulliken, als wir andere Gemeinden<br />

in das Projekt Oltech einbeziehen<br />

konnten. Wir haben uns damals unter<br />

Anderem über proportionale Sonderbeiträge<br />

der Gemeinden unterhalten, falls<br />

Finanzierungsschwierigkeiten auftauchen<br />

sollten. Diese Sonderbeiträge waren aber<br />

nie nötig, da die Oltech stets genügend<br />

Teilnehmende hatte.<br />

Nicht alle sind integrierbar<br />

Namentlich bei angespannter Wirtschaftslage<br />

ist für Personen aus der Sozialhilfe<br />

eine nachhaltige Integration in den 1.<br />

Fredy Fuchs: «Die Oltech bewegt sich auf dem richtigen Weg.»<br />

Arbeitsmarkt schwierig. Der Aufwand ist<br />

sehr gross. Allein schon aus gesundheitlichen<br />

Gründen fehlt jedoch vielen Bezügerinnen<br />

und Bezügern von Sozialhilfe das<br />

Potenzial für eine dauernde Wiedereingliederung.<br />

Ginge es lediglich um Qualifikation,<br />

so wäre die Barriere noch verhältnismässig<br />

einfach zu überwinden. Neben<br />

gesundheitlichen Einschränkungen sind<br />

es die bekannten Mehrfachproblematiken<br />

welche unsere Klienten daran hindern, im<br />

Arbeitsmarkt Fuss zu fassen.<br />

Für viele unter ihnen ist und wäre eine<br />

Beschäftigung auch ohne das Ziel der Arbeitsintegration<br />

sinnvoll. Nehmen wir als<br />

Beispiel einen Familienvater. Für seine<br />

Kinder ist es wichtig, dass der Vater täglich<br />

zur Arbeit geht statt missmutig den<br />

ganzen Tag zu Hause zu bleiben. In diesem<br />

Sinne ist allein schon eine Tagesstruktur<br />

ausgesprochen positiv.<br />

Für eine reine Beschäftigung wären dann<br />

allerdings die aktuellen Projektkosten<br />

hoch. Vermutlich muss sich ein Teil der<br />

Oltech in Richtung Sozialfirma weiterentwickeln,<br />

wo der Betreuungsaufwand weniger<br />

intensiv und dadurch der Grad der Ei-<br />

genfinanzierung höher ist. So oder so, die<br />

Oltech muss ihre verschiedenen Angebote<br />

laufend den Bedürfnissen der Klientschaft<br />

und des Marktes anpassen.<br />

Wenig Eigenantrieb<br />

Ohne Zweifel sind die Angebote, welche<br />

die Qualifizierung zum Ziel haben, weiterhin<br />

wichtig. Das gilt auch für das neue<br />

Projekt 18 – 25. Allerdings haben wir erwartet,<br />

dass sich die betroffenen Leute<br />

freiwillig melden würden. Wir waren wohl<br />

etwas blauäugig, indem wir übersehen<br />

haben, dass viele, auch jugendliche Sozialhilfe<br />

Beziehende depressive Züge aufweisen<br />

und in Resignation zu versinken<br />

drohen. Deswegen sind es noch längst<br />

nicht «fuuli Cheibe», wie dies in der<br />

Öffentlichkeit mitunter behauptet wird.<br />

Wenn die Erwartungen an das Projekt<br />

18-25 nicht ganz erfüllt wurden, ist dies<br />

sicher nicht der Fehler der Oltech. Es<br />

braucht gerade auch bei dieser Zielgruppe<br />

viel Geduld und die Einsicht, dass schon<br />

kleine Schritte ein Erfolg sind. n<br />

Fredy Fuchs, Sozialvorsteher der Stadt Olten<br />

7


8<br />

Interview<br />

«Wie in einer normalen Lehre»<br />

«Das Motivationssemester hat<br />

mir sehr geholfen», sagt der 17<br />

jährige Giovanni di Benedetto.<br />

Er konnte in der Oltech das<br />

erste Lehrjahr als Mechanikpraktiker<br />

absolvieren und hat<br />

nun eine Lehrstelle gefunden.<br />

Giovanni ist topp motiviert für<br />

die Metallbearbeitung.<br />

inform: Sie haben eine Lehrstelle als<br />

Mechanikpraktiker gefunden. Wie lief<br />

das ab?<br />

Giovanni di Benedetto: Im Motivationssemester<br />

habe ich als Mechanikpraktiker begonnen.<br />

Nun kann ich im August 2010 bei<br />

der Firma Vogt AG in Lostorf direkt in das<br />

zweite Lehrjahr einsteigen. Es handelt sich<br />

um eine zweijährige Attestausbildung.<br />

Wenn ich gute Noten habe, kann ich anschliessend<br />

eine Lehre als Polymechaniker<br />

absolvieren. Das ist mein Ziel.<br />

Wie haben Sie diese Attestlehrstelle<br />

gefunden?<br />

Zuerst hat mich ein Coach (Daniel Steiner;<br />

Anm. V.M.) unterstützt. Mit ihm habe ich<br />

ein Bewerbungsdossier zusammengestellt.<br />

Nach ungefähr 65 Bewerbungen<br />

hatte ich Erfolg.<br />

Warum gerade bei der Vogt AG?<br />

Ich habe dort geschnuppert und sofort gemerkt:<br />

Diese Firma ist für mich. Ich hatte<br />

ein gutes Gefühl. Die Reaktionen der Vorgesetzten<br />

waren ebenfalls positiv. Nach<br />

zwei Tagen erhielt ich den Zuschlag. Der<br />

Schnuppereinsatz hatte sich gelohnt.<br />

War das Motivationssemester nützlich?<br />

Es hat mir sehr geholfen. Ich konnte das<br />

erste Lehrjahr hier abschliessen. Als ich<br />

eintrat, dachte ich, ich müsste jetzt wieder<br />

alles von vorne absolvieren. Das ist<br />

nicht der Fall. Auch die Hilfe bei den Bewerbungen<br />

war sehr gut.<br />

Giovanni di Benedetto: «Ich lernte alles, wie in einer richtigen Lehre.»<br />

Was nehmen Sie persönlich mit?<br />

Mich motivieren, das ist vielleicht das<br />

Wichtigste. Ich habe gelernt, mit älteren<br />

Leuten zusammen zu arbeiten, mich besser<br />

auszudrücken.<br />

Sie waren das ganze Jahr in der Metallbearbeitung?<br />

Ja, ich lernte alles, wie in einer normalen<br />

Lehre. Jeden Mittwoch gehe ich mit andern<br />

Lehrlingen in die Berufsschule. Das<br />

wird im zweiten Lehrjahr automatisch<br />

weitergehen. In der Schule habe ich gute<br />

Noten.<br />

Wie viele Lehrlinge seid Ihr in der Abteilung?<br />

Wir sind zu zweit. Mein Kollege hat aber<br />

noch keine Lehrstelle gefunden. Er ist mit<br />

mir in derselben Klasse.<br />

Haben Sie auch Hobbies?<br />

Fussball. Ich spiele bei den A-Junioren von<br />

Trimbach.<br />

Und haben Sie weitere Pläne?<br />

Mein Ziel ist ein guter Lehrabschluss. Danach<br />

will ich mich weiterbilden. Ich habe<br />

in der Oltech bei den Herren Hess und<br />

Rohner viel gelernt.<br />

Die Metallbearbeitung gefällt mir. Zuerst<br />

hatte ich keine Ahnung. Erst als mich ein<br />

Nachbar in seinen Betrieb holte, ist mir<br />

bewusst geworden, was man mit Metall<br />

alles machen kann. Seither sehe ich mich<br />

in diesem Berufsfeld. Mein Berufswunsch<br />

ging immer in Richtung Mechanik (Auto,<br />

Töff usw.). Was mir an der Metallbearbeitung<br />

gefällt, ist die Genauigkeit. n<br />

Oltech <strong>GmbH</strong><br />

Aarburgerstrasse 138<br />

Postfach CH-4600 Olten<br />

Fon 062 287 33 33 Fax 062 287 33 34<br />

www.<strong>oltech</strong>.ch

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