Deutsche Meister- schaften im Jiu Jitsu in Krefeld - Dachverband für ...
Deutsche Meister- schaften im Jiu Jitsu in Krefeld - Dachverband für ...
Deutsche Meister- schaften im Jiu Jitsu in Krefeld - Dachverband für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In der Edo-Zeit entstanden also e<strong>in</strong>ige Schriften, die sich mit dem<br />
„Weg des Kriegers“ ause<strong>in</strong>andersetzten, sodass allmählich e<strong>in</strong> formalisierter<br />
Kodex entstand. Sie alle verb<strong>in</strong>det die jeweils starke<br />
Betonung von Picht und Loyalität, von Ehre und Scham und die<br />
Bereitschaft zur absoluten Aufopferung <strong>für</strong> den Herrn. Unterschiedliche<br />
Vorstellungen treten aber <strong>in</strong> der Beurteilung e<strong>in</strong>es besonderen<br />
Ereignisses zu Tage und zeigen, dass die Vorstellungen nicht <strong>im</strong> Detail<br />
e<strong>in</strong>heitlich waren.<br />
Die Rache der 47 von <br />
Die auf historischen Tatsachen beruhende Geschichte der 47 Rn<strong>in</strong><br />
aus Ak - es handelt sich also um e<strong>in</strong>e Mischung aus ktionalen und<br />
historischen Elementen - gehört zu den bekanntesten Ereignissen aus<br />
der Edo-Zeit. Im Kern der Diskussion hierüber steht die Frage, ob<br />
sich die Rn<strong>in</strong> moralisch richtig und angemessen verhalten haben<br />
oder nicht. Das Dilemma war, dass die Rache der Rn<strong>in</strong> <strong>für</strong> den Tod<br />
ihres Herren e<strong>in</strong>erseits gegen das damalige Gesetz<br />
verstieß, jedoch andererseits als vorbildlicher Akt der Treue betrachtet<br />
werden konnte. Es g<strong>in</strong>g also um den klassischen Konikt „Werte<br />
versus Gesetz“. Besonders problematisch und Anlass <strong>für</strong> den damaligen<br />
Diskurs war, dass Rache als Ausdruck von Loyalität vor der Edo-<br />
Zeit <strong>im</strong> Moralbewusstse<strong>in</strong> der Krieger positiv besetzt, jedoch <strong>in</strong> der<br />
Edo-Zeit e<strong>in</strong>e Straftat war, wenn sie sich gegen e<strong>in</strong>e höher gestellte<br />
Persönlichkeit richtete. Worum g<strong>in</strong>g es - <strong>in</strong> der gebotenen Kürze und<br />
der überlieferten Geschichte nach - genau?<br />
der oberste Protokollbeamte des Shgunats, sollte <strong>im</strong><br />
Jahr 1701 <strong>in</strong> der Durchführung e<strong>in</strong>er Zeremonie unterweisen und forderte<br />
hier<strong>für</strong> als Gegenleistung wertvolle „Geschenke“. Verkürzt formuliert<br />
kam den übermäßigen Forderungen nicht nach. Dies<br />
hatte zur Folge, dass er permanent von beleidigt wurde. Als es<br />
<strong>für</strong> unerträglich wurde, griff er schließlich zur Waffe und verletzte<br />
damit leicht. Dieser Angriff auf e<strong>in</strong>en der höchsten Beamten<br />
des Shgunats - noch dazu <strong>in</strong> der Residenz des Shguns - war<br />
aber dennoch so schwerwiegend, dass der Befehl zu Seppuku<br />
gegeben wurde, e<strong>in</strong>e damals übliche Form der Todesstrafe. Der Besitz<br />
s wurde daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gezogen und se<strong>in</strong>e Samurai wurden<br />
durch die Entehrung des Herren ebenfalls entehrt und zu Rn<strong>in</strong>.<br />
Nachbildung e<strong>in</strong>es der 47 Rn<strong>in</strong>, die heute <strong>im</strong> Sengaku-ji ausgestellt ist<br />
42 der budoka 7-8/2012<br />
Die Gräber der 47 Rn<strong>in</strong><br />
Obwohl klar war, dass e<strong>in</strong>e Rache mit e<strong>in</strong>er hohen Strafe - dem sicheren<br />
Tod - geahndet werden würde, beschlossen 47 dieser Rn<strong>in</strong> (aus<br />
e<strong>in</strong>em Gefolge von ursprünglich ca. 300 Samurai), den Tod s<br />
zu rächen. Nach umfangreichen Vorbereitungen und e<strong>in</strong>em ausgefeilten<br />
Plan töteten sie schließlich <strong>im</strong> Dezember 1702. Danach<br />
überstellten sie sich selbst dem Shgunat und erwarteten ihre Strafe.<br />
Die Aufarbeitung des Falles durch das Shgunat war problematisch<br />
und löste viele Debatten aus, denn die Rn<strong>in</strong> beriefen sich auf die<br />
Treuepicht gegenüber ihrem Herrn, die ihnen nach ihrer Auffassung<br />
die Rache an dessen Tod aufgrund des unwürdigen Verhaltens des<br />
Hofbeamten ausdrücklich erlaubte, andererseits verstießen sie natürlich<br />
gegen das Gesetz und damit gegen das Gebot der Loyalität gegenüber<br />
dem Shgunat.<br />
Letztlich wurden 46 der Rn<strong>in</strong> zum Tode durch Seppuku verurteilt<br />
(zum Verbleib des 47. Rn<strong>in</strong> gibt es unterschiedliche Versionen). Die<br />
Rn<strong>in</strong> wurden <strong>im</strong> Tempel Sengaku-ji <strong>im</strong> heutigen Tk bei ihrem<br />
Herrn begraben.<br />
Das Shgunat stand bei der Lösung des Problems unter e<strong>in</strong>em nicht<br />
zu unterschätzenden Druck, denn die Rache der 47 Rn<strong>in</strong> wurde sehr<br />
schnell <strong>in</strong> Theaterstücken aufgearbeitet und fand großes Interesse und<br />
viel Sympathie bei der Bevölkerung. Die Me<strong>in</strong>ungen über das Verhalten<br />
der Rn<strong>in</strong> waren aber durchaus gespalten. Dabei g<strong>in</strong>g es nicht nur<br />
darum, ob die Rache selbst angemessen gewesen sei, sondern auch<br />
um die Art und Weise ihres Vollzugs. Unter anderem wurden über die<br />
Debatte „Loyalität versus Gesetz“ h<strong>in</strong>aus <strong>im</strong> Laufe der Zeit folgende<br />
Argumente vorgebracht:<br />
- s Angriff war feige (es existiert auch die Variante der Geschichte,<br />
dass er von h<strong>in</strong>ten angegriffen hätte) und deshalb hätten<br />
die Rn<strong>in</strong> die Strafe <strong>für</strong> h<strong>in</strong>nehmen müssen.<br />
- hat versagt und alle<strong>in</strong> schon deshalb den Tod verdient. Auch<br />
das hätten die Rn<strong>in</strong> h<strong>in</strong>nehmen müssen.<br />
- Nach der zu akzeptierenden Entehrung s hätten die Rn<strong>in</strong> unmittelbar<br />
Seppuko begehen müssen, da sie selbst hierdurch ebenfalls<br />
entehrt waren.<br />
- Der Racheplan sei zu ergebnisorientiert gewesen; wahre Samurai<br />
hätten unmittelbar zur Rechenschaft gezogen und dabei e<strong>in</strong><br />
mögliches Scheitern <strong>in</strong> Kauf genommen. Unter anderem hätten die<br />
Rn<strong>in</strong> riskiert, dass der über 60-jährige <strong>im</strong> Verlaufe der Vorbereitungen<br />
e<strong>in</strong>es anderen Todes hätte sterben können, was den Erfolg<br />
der Rachemission unmöglich gemacht hätte.<br />
- Die Selbsterniedrigung der Rn<strong>in</strong> <strong>im</strong> Verlauf der Vorbereitungen -<br />
um von ihren Racheplänen abzulenken, führten sie teilweise e<strong>in</strong> „Lotterleben“<br />
- waren <strong>für</strong> Samurai unwürdig.<br />
- Die Selbstüberstellung an die Behörden geschah <strong>in</strong> der Hoffnung<br />
auf Begnadigung aufgrund besonders ehrenvollen Verhaltens. Wahre<br />
Samurai hätten nach Vollendung der Tat von sich aus Seppuko begangen<br />
und sich nicht <strong>in</strong> die Hände des Shgunats begeben.