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clinicum 6-08 (PDF) - bei MediData

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S P E C I A L n<br />

Elektronischer Datenaustausch:<br />

was gibt’s Neues?<br />

Das EDI-Podium ist eine jährliche Veranstaltung der <strong>MediData</strong> AG. Es fördert und unterstützt den Erfahrungsaustausch<br />

zwischen Kostenträgern, Leistungserbringern und Verbänden im elektronischen<br />

Datenaustausch. Eine solche Plattform ist hochwillkommen und so marschierte auch am 3. EDI-Podium,<br />

das Mitte Januar stattfand, ein breites Publikum in Root Längenbold auf.<br />

Die Luzerner Daten-Intermediäre warteten an ihrem<br />

traditionellen Anlass mit zwei spannenden Schwerpunktthemen<br />

auf: elektronischer Datenaustausch<br />

von medizinischen Daten und von administrativen<br />

Daten zwischen Listungserbringern und Kostenträgern.<br />

Wie kann die Qualität des elektronischen<br />

Datenaustauschs in diesem Bereich gesteigert werden?<br />

Zu dieser Fragestellung luden die Gastgeber<br />

eine ganze Reihe interessanter Persönlichkeiten, die<br />

aus unterschiedlicher Optik darüber referierten.<br />

Was unternimmt das Ausland – und was<br />

die Schweiz?<br />

«Elektronische Gesundheitsdienste im europäischen<br />

Gesundheitsraum – mit oder ohne die Schweiz?»,<br />

fragte Dr. Martin D. Denz, Präsident der Schweizerischen<br />

Gesellschaft für TeleMedizin & eHealth<br />

SGTMeH, President of the Board, European Health<br />

Telematics Association EHTEL, Brüssel, zum Auftakt.<br />

Auch die EU ist mit der Frage konfrontiert, ob und<br />

wie man weiterhin qualitativ hochstehende und<br />

dennoch bezahlbare Gesundheitsdienste aufrechterhalten<br />

kann. Der Einsatz von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien (ICT) wird mit der<br />

Erwartung verknüpft, durchgehende Versorgungsprozesse<br />

(Continuity of Care) und personalisierte<br />

Dienste (Personal Health) zu ermöglichen. Dies geht<br />

einher mit der zeitlichen Vorverschiebung medizini-<br />

Dr. Martin D. Denz skizzierte den modernen Mediziner als<br />

Unternehmer mit einer Offenheit für Technologie und Verständnis<br />

für Geschäftsmodelle und die Integration hochwertiger<br />

medizinischer und ganzheitlicher Ansätze.<br />

scher Interventionen von bisher «Late Disease» zu<br />

künftig «Early Health». Ausserdem führen der Abbau<br />

von Spitalkapazitäten und das Bedürfnis der älteren<br />

Generation, so lange wie möglich <strong>bei</strong> bester Lebensqualität<br />

in der gewohnten sozialen Lebensumgebung<br />

zu verbleiben, zur Dezentralisierung der bisherigen<br />

strukturzentrierten Gesundheitsversorgung<br />

(Telehomecare).<br />

Partnerschaft oder Hemmschuh?<br />

Die heutigen Entwicklungen in der EU bezüglich<br />

eHealth und Telemedizin sind auf strategische Prioritäten<br />

und Aktivitäten zur Förderung der Informationsgesellschaft<br />

zurückzuführen, welche ihren<br />

Anfang in der Lissabonner Strategie nahmen und<br />

2004 durch einen Aktionsplan zugunsten von<br />

eHealth konkretisiert wurden. Die massgeblichen<br />

Aktivitäten bezüglich eHealth und Telehealth kommen<br />

aus der Generaldirektion Informationsgesellschaft<br />

und Medien (DG INFSO). Bis heute war es<br />

dieser nicht möglich, die Handlungsinitiative zu<br />

Gunsten elektronischer Gesundheitsdienste zu<br />

ergreifen. Dem liegen kulturelle Werthaltungen zu<br />

Grunde, welche gegenüber der Verknüpfung von<br />

Gesundheitsdienstleistungen oder -produkten mit<br />

ökonomischen Ansätzen kritisch eingestellt sind.<br />

Hinzu kommt, dass die DG SANCO aufgrund des<br />

Subsidiaritätsprinzips nur sehr beschränkten Einfluss<br />

auf die selbstbestimmten Gesundheitssysteme der<br />

europäischen Mitgliedstaaten hat. Wir können daraus<br />

für die Schweiz folgern, dass die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

zwischen Bund und Kantonen, aber auch diejenige<br />

mit privatwirtschaftlichen Partnern für eHealth<br />

erfolgsentscheidend sein dürfte.<br />

Ist es verantwortbar, eHealth nicht<br />

voranzutreiben?<br />

Aufgrund der Analyse der bisherigen gesamteuropäischen<br />

eHealth-Entwicklungen konnten vier massgebliche<br />

Hindernisse identifiziert werden, welche es<br />

zu überwinden gilt:<br />

– Marktfragmentierung und fehlende Interoperabilität<br />

– Fehlende nationale und europaweite Rechtssicherheit<br />

– Ungenügende Investitionsmittel<br />

– Ungenügende praktische Verfügbarkeit innovativer<br />

Lösungen<br />

Um diese Hindernisse zu überwinden, wurden Massnahmen<br />

auf verschiedenen Ebenen ergriffen:<br />

gesamteuropäische Förderinitiativen, die Unterstützung<br />

und Schaffung länderübergreifender Ar<strong>bei</strong>tsgruppen<br />

zur besseren Zusammenar<strong>bei</strong>t aller beteiligten<br />

und interessierten Akteure, die Förderung der<br />

Interoperabilität und von Standardisierungsaktivitäten<br />

(z.B. für elektronische Krankengeschichten und<br />

ePrescribing) sowie konkrete Schritte in Richtung<br />

Öffnung des paneuropäischen Wirtschaftsraumes<br />

für grenzüberschreitende elektronische Gesundheitsdienste<br />

und darüber hinaus. Es entsteht eine<br />

Dynamik, der sich kein Entscheidungsträger entziehen<br />

kann. Die Gewissensfrage lautet heute: Ist es<br />

verantwortbar, eHealth nicht voranzutreiben?<br />

Die Pilotmärkte-Initiative der EU<br />

Eine gemeinsame Initiative der DG INFSO und der<br />

Generaldirektion Unternehmen und Industrie (DG<br />

ENTR) trägt entscheidend dazu <strong>bei</strong>, das volkswirtschaftliche<br />

Potenzial von eHealth und Telemedizin<br />

zu verwirklichen: Anfang 20<strong>08</strong> wurde die Pilotmärkte-Initiative<br />

«A Lead Market Initiative for Europe»<br />

(LMI) zur Förderung der sechs führenden Innovations-<br />

und Wachstumsmärkte der Zukunft gestartet.<br />

In diesen Märkten lässt sich innerhalb relativ kurzer<br />

Zeit ein grosses Marktpotenzial erschliessen, was<br />

vor allem KMU zugute kommen dürfte, welche die<br />

treibende Kraft der Innovationsprozesse sind. Diese<br />

Märkte sind von hohem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem<br />

Nutzen; sie erzielen einen Jahresumsatz<br />

von mehr als 120 Mrd. Euro und bieten in<br />

der EU Ar<strong>bei</strong>tsplätze für 1,9 Mio. Menschen. Bis 2020<br />

dürfte in der EU mit der genannten Initiative der<br />

Umsatz auf über 300 Mrd. Euro steigen und die Zahl<br />

der Ar<strong>bei</strong>tsplätze auf mehr als 3 Mio. anwachsen.<br />

Gesundheitsmarkt = Wachstumsmarkt<br />

Die elektronischen Gesundheitsdienste (eHealth und<br />

Telehealth) wurden als der führende dieser sechs<br />

europäischen Leitmärkte identifiziert. Mit der LMI<br />

werden Massnahmen verknüpft, welche sowohl der<br />

Innovationsförderung als auch der Unterstützung<br />

von Pilot- und Koordinationsaktivitäten gewidmet<br />

<strong>clinicum</strong> 6-<strong>08</strong> 1


n S P E C I A L<br />

sind. Die Schaffung günstiger rechtlicher Rahmenbedingungen<br />

sowie Standardisierungs- und Zertifizierungsaktivitäten<br />

erhalten darin einen hohen<br />

Stellenwert. Das grösste Gewicht erhält jedoch das<br />

Prinzip der Nachfrageorientierung, in Verbindung<br />

mit dem Innovationspotenzial, das die KMU darstellen.<br />

Sie werden somit zur dominierenden Marktkraft<br />

der Zukunft – speziell auch im Gesundheitswesen.<br />

Phantasie wird Früchte tragen<br />

In einem Gesundheitsmarkt, wie ihn die Pilotmärkte-Initiative<br />

eröffnet, wird sich ein Gesundheitsdienstleister<br />

durch Unterscheidungsmerkmale wie<br />

der Schaffung eines medizinischen Mehrwerts, der<br />

Einhaltung von Qualitätsstandards oder durch seine<br />

grössere Innovationsfreudigkeit und Bedürfnisorientierung<br />

auszeichnen. Es wird in Zukunft mehr<br />

Ärzte geben, welche ihre medizinische Kernkompetenz<br />

erweitern und sich durch ein Verständnis für<br />

die ICT, Freude an unternehmerischem Handeln<br />

sowie ein Interesse an innovativen Geschäftsmodellen<br />

auszeichnen. Der Begriff Gesundheitsdienstleister<br />

beschränkt sich bald nicht mehr auf medizinische<br />

Aktivitäten im engeren Sinne, sondern auf alle Anbieter<br />

von medizinischen oder nicht direkt medizinischen<br />

Dienstleistungen und Produkten, welche<br />

damit zur Prävention, Krankheitserkennung,<br />

Behandlung oder Aufrechterhaltung von Gesundheit<br />

<strong>bei</strong>tragen. Dazu entstehen Übergangsbereiche,<br />

welche bis in die Nahrungsmittelbranche, zu Reinigungsdiensten<br />

oder in die Gebäudeautomation<br />

reichen können.<br />

Förderung telemedizinischer Dienstleistungen<br />

Obwohl zahlreiche Belege für die medizinische und<br />

mikroökonomische Wirksamkeit der Telemedizin<br />

existieren, verharrten viele telemedizinische Projekte<br />

seit Jahren im Pilotstadium, weil es keine Möglichkeit<br />

gab, wissenschaftliche und wirtschaftliche<br />

Evidenz im grossen Massstab zu erbringen. Um diese<br />

Blockade zu überwinden, hat die EU-Kommission<br />

am 4. November 20<strong>08</strong> eine Initiative zu Gunsten<br />

telemedizinischer Dienstleistungen gestartet. Als<br />

2 <strong>clinicum</strong> 6-<strong>08</strong><br />

Ausgangspunkt wurde die Förderung von Telemedizin<br />

und innovativer Lösungen für die Bewältigung<br />

chronischer Erkrankungen (Chronic Disease<br />

Management) gewählt.<br />

Was lehrt die Schweiz daraus?<br />

Es geht um eine langfristige, volkswirtschaftliche<br />

und gesamtgesellschaftliche Entwicklungsperspektive<br />

einer modernen Informationsgesellschaft. Als<br />

Erstes sollen Telemedizin und eHealth aus ihrem<br />

Nischendasein erlöst und als selbstverständliche<br />

Hilfen in den Ar<strong>bei</strong>tsalltag der Hausärzte und in den<br />

Lebensalltag der Patienten integriert werden. Auf<br />

dieses Ziel konzentrieren sich drei Massnahmenpakete:<br />

– Schaffung von Vertrauen in die Dienste der Telemedizin<br />

und Aufbau von Akzeptanz<br />

– Schaffung von Rechtsklarheit und Harmonisierung<br />

nationaler Hindernisse<br />

– Klärung technischer Fragen und Erleichterung der<br />

Marktentwicklung<br />

Die Kombination des pragmatischen «Just do it!»-<br />

Prinzips mit grosszügigen ökonomischen und konsequenten<br />

politischen Fördermassnahmen wird zur<br />

Entstehung einer neuen Service-Industrie führen, die<br />

typischerweise von KMU im ambulanten Grundversorgungsbereich<br />

wahrgenommen werden dürfte. In<br />

diesem Prozess werden insbesondere innovative<br />

multidisziplinäre Mediziner mit Unternehmergeist,<br />

eine grundsätzliche Offenheit für Technologie und<br />

Verständnis für Geschäftsmodelle, die Integration<br />

hochwertiger medizinischer und ganzheitlicher<br />

Ansätze, eine ausgeprägte Bedürfnis- und Kundenorientierung<br />

sowie hohe Flexibilität sowie ein<br />

modernes Managementverständnis und ein hoher<br />

Vernetzungsgrad gefragt sein.<br />

Ein Gesundheitsdienstleistungsraum<br />

Der Europäische Wirtschaftsraum entwickelt sich zu<br />

einem Gesundheitsdienstleistungsraum. Für die<br />

Schweiz als rohstoffarmes Land mit einem qualitativ<br />

anerkannten Gesundheitswesen, technologischer<br />

Kompetenz und bewährter Dienstleistungskultur<br />

drängt es sich auf, rechtzeitig den Aufbau grenzüberschreitender<br />

telemedizinischer Gesundheitsdienstleistungen<br />

als Exportchance wahrzunehmen.<br />

Ein aktives Engagement im Ausland macht umso<br />

mehr Sinn, als wir da<strong>bei</strong> vom Erfahrungsaustausch<br />

zu Gunsten von eHealth in der Schweiz profitieren<br />

können.<br />

Up-to-date des HL7 Standards<br />

Die steigende Komplexität des Gesundheitswesens<br />

verlangt einen effizienten, sicheren Austausch von<br />

Daten. Um die hohe Qualität unseres Gesundheitswesens<br />

aufrecht zu erhalten, müssen die betriebsübergreifenden<br />

Prozesse zunehmend mit ICT unterstützt<br />

werden.<br />

Ohne Standards ist jedoch keine solche Interoperabilität<br />

möglich. Deshalb ist die Einhaltung gemeinsamer<br />

Standards zwingend notwendig. Wie es<br />

um die «Internationale Interoperabilität medizinischer<br />

Daten mit dem HL7 Standard» im Detail<br />

ausschaut, wusste Tony Schaller, Ing. Wirtschaftsinformatik<br />

FH/HTL NDK UF, medshare GmbH, Höfen<br />

<strong>bei</strong> Thun.<br />

«HL7» steht für «Health Level Seven». HL7 hat<br />

seinen Ursprung in den USA genommen, wo es nach<br />

einem ersten Treffen an der Universitätsklinik in Palo<br />

Alto 1987 in seiner ersten Version entwickelt wurde.<br />

Mittlerweile hat sich eine kommerzielle Organisa tion<br />

gebildet, die HL7 heute in der Version 2.3 vertreibt<br />

und gleichzeitig die «Dachorganisation» aller HL7-<br />

Benutzer ist und deren Aktivitäten koordiniert. Zu<br />

den 27 Mitgliedsländern gehört auch die Schweiz.<br />

Zu den aktuellen Versionen gehört der HL7 V2.x. Hier<br />

stehen u.a. folgende Segmente zur Verfügung:<br />

– MSH (Message Header)<br />

– PID (Patient Identification)<br />

– PV1 (Patient Visit)<br />

– OBX (Observation)<br />

– IN1 (Insurance)<br />

Der HL7 V2 steht verbreitet im Einsatz, insbe sondere<br />

zur Patientenadministration und für Laborresultate.


Weltweit anerkanntes Modell<br />

Die HL7 Version 3 ist eine Familie objektorientierter<br />

Kommunikationsstandards, die auf dem HL7 Referenz-Informations-Modell<br />

(RIM) basieren. Das RIM<br />

besteht aus vier Basisklassen und zahlreichen abgeleiteten<br />

Klassen und ist weltweit anerkannt als<br />

Modell für Gesundheitsinformationen. Es unterstützt<br />

transsektorale Prozessketten und umfasst derzeit<br />

32 Domains. Der HL7 V3 ist die richtige Wahl für<br />

neue Projekte, insbesondere für betriebsübergreifenden<br />

Datenaustausch wie Arztbriefe, Befunde,<br />

Aufträge und Antworten.<br />

Die Ar<strong>bei</strong>tsgruppe xEPR erar<strong>bei</strong>tet im Zusammenhang<br />

mit der Umsetzung der Strategie eHealth<br />

Schweiz «helvetisierte» Spezifikationen auf Basis<br />

dieser Version 3 des international bekannten HL7<br />

Standards. Dazu werden, falls vorhanden und je nach<br />

Eignung in- und ausländische Implementierungsleitfäden<br />

als Basis verwendet und dazu die schweizerischen<br />

Eigenheiten spezifiziert. Die Resultate der<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppe werden öffentlich frei verfügbar<br />

gemacht und sollen als Grundlage für die Standardisierung<br />

dienen. Aktuelle Teilprojekte der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />

sind die Auftragskommunikation «Care<br />

Provison», die Normierung CDA Body, der Aufbau<br />

IHE in der Schweiz und der «Pflegeüberleitungsbericht».<br />

HL7 ist ein internationaler Standard, der ANSI-<br />

Mitglied (American National Standards Institute)<br />

und jetzt auch ein Teil der von den Vereinten Nationen<br />

verwalteten ISO-Standardisierung ist. Das bringt<br />

den Vorteil grösstmöglicher Vereinheitlichung der<br />

Kommunikation mit sich. Dies wiederum hilft, Missverständnisse<br />

zu vermeiden. Zu weit gehende Vorschriften<br />

können aber auch ungünstig sein. So gibt<br />

es in jedem Land, in dem HL7 verwendet wird, ganz<br />

spezielle Bedürfnisse, auf die ein global einheitlicher<br />

Standard nur unvollständig eingehen kann. Daher<br />

ist es Aufgabe von nationalen Benutzergruppen wie<br />

die Schweizer xEPR, zusätzlich zu den schon von<br />

HL7 in seiner Standardfassung vorgegebenen Nachrichtentypen<br />

und Segmenten zusätzliche, landesspezifische<br />

Segmente zu definieren, die auf solche<br />

Detailprobleme eingehen können.<br />

Vernetzte Akteure auf Basis IHE XDS<br />

Integrating the Healthcare Enterprise, kurz IHE,<br />

bildete die Referatssubstanz von Dr. Marco Dermarmels,<br />

Bereichsleiter E-Health, AdNovum Informatik<br />

AG, Zürich. IHE ist eine gemeinsame Initiative von<br />

Health Professionals und der Industrie zur Verbesserung<br />

des computergestützten Informationsaustausches<br />

im Gesundheitswesen.<br />

IHE fördert und koordiniert die Nutzung von etablierten<br />

Standards wie DICOM und HL7 zur Umsetzung<br />

von spezifischen E-Health-Prozessen. Systeme,<br />

die nach IHE entwickelt und getestet werden, kommunizieren<br />

besser miteinander und sind leichter zu<br />

Marco Demarmels, Ad Novum AG, Zürich, schilderte das<br />

Spektrum zur Verbesserung des computergestützten<br />

Informa tionsaustausches im Gesundheitswesen und die<br />

Nutzung von etablierten Standards wie DICOM und HL7 zur<br />

Umsetzung von spezifischen E-Health-Prozessen<br />

integrieren. Dazu werden reale Abläufe aus verschiedenen<br />

medizinischen Fachgebieten dargestellt und<br />

mit existierenden technischen Standards unterlegt,<br />

so dass Integrationsprofile entstehen, die wiederum<br />

von den Herstellern in Produkte umgesetzt werden,<br />

die in sogenannten «Connectathons»-Veranstaltungen<br />

ihre Interoperabilität mit Produkten anderer<br />

Hersteller unter Beweis stellen. IHE weist also nach,<br />

was funktioniert, produziert aber keine neuen Standards.<br />

Indessen publiziert IHE Integrationsprofile,<br />

welche existierende Standards nutzen, grob eingeteilt<br />

in klinische Fach- und IT-Infrastrukturthemen<br />

wie z.B. das XDS-Profil («Cross-enterprise Document<br />

Sharing»).<br />

Es beschreibt den sicheren Dokumentenaustausch.<br />

Da<strong>bei</strong> wird vereinfachend vorausgesetzt,<br />

dass eindeutige Identitäten von Patienten und im<br />

Gesundheitswesen Tätigen zur Verfügung stehen.<br />

Innerhalb einer Affinity-Domain, die etwa einem<br />

Spitalverbund entsprechen könnte, existiert genau<br />

ein Register, in dem Metadaten über Dokumente<br />

und ihre zugehörigen Policies verwaltet werden. Die<br />

Dokumente selbst liegen in den Ablagen (Repositories)<br />

der einzelnen Spitäler. Policies entstehen, wenn<br />

Dokumente angelegt und registriert werden. Danach<br />

sind die Zugriffsregeln ausschliesslich dem Dateninhaber<br />

zugänglich, so dass er sie jederzeit wieder<br />

ändern kann.<br />

Domain Trust Centers<br />

Bis dato ist ein solches Autorisierungs-Management-<br />

System (AMS) noch in keinem IHE-Profil aufgetaucht.<br />

Offensichtlich ist aber ein AMS für einen datenschutzkonformen<br />

Dokumentenprozess unerlässlich.<br />

S P E C I A L n<br />

<strong>MediData</strong> AG – Facts & Figures<br />

Die <strong>MediData</strong> AG mit Sitz in Root Längenbold (LU) ist<br />

der führende Full Service Provider für den elektronischen<br />

Datenaustausch im Schweizer Gesundheitswesen. Das<br />

Unternehmen mit 40 Mitar<strong>bei</strong>tenden ist mit seinen<br />

IT-Lösungen Brückenbauer zwischen Leistungserbringern<br />

(Ärzte, Apotheken, Spitäler, Labors etc.), Kostenträgern<br />

(Kranken- und Unfallversicherer) und Patienten.<br />

Dies mit dem Ziel, das Schweizer Gesundheitswesen<br />

von Administrativkosten zu entlasten.<br />

Mit der effizienten Plattform MediPort für den sicheren<br />

und kostengünstigen Datentransfer – u.a. von Patientenrechnungen<br />

oder Röntgenbildern – betreibt die<br />

<strong>MediData</strong> AG das grösste Netz für den elektronischen<br />

Datenaustausch im Schweizer Gesundheitswesen. Die<br />

<strong>MediData</strong> AG transportierte 20<strong>08</strong> 17.3 Mio. MediPort-<br />

Dokumente auf elektronischem Weg. Ein Papierturm in<br />

der Höhe des Matterhorns!<br />

Eine führende Rolle nimmt das Unternehmen auch mit<br />

MediFrame ein, der umfassendsten und aktuellsten<br />

Tarif- und Referenzdatenbank für Leistungserbringer und<br />

Kostenträger – u.a. für das korrekte Erfassen und automatische<br />

Kontrollieren von Leistungsabrechnungen.<br />

Weitere wichtige Leistungsangebote sind MediCash,<br />

eine Finanz- und Administrations-dienstleistung für ein<br />

professionelles Rechnungsmanagement, sowie der<br />

Invoice Inspektor, eine elektronische Rechnungsüberprüfung,<br />

die namentlich im Bereich kleiner und mittelgrosser<br />

Krankenversicherer eine wertvolle Effizienz- und<br />

Qualitätssteigerung darstellt.<br />

Die IHE Document Registry muss deshalb mit einem<br />

AMS zu einem so genannten «Domain Trust Center»<br />

(DTC) erweitert werden. Wenn wir also über das<br />

zukünftige Schweizer Gesundheitsportal unsere<br />

verteilt gespeicherten Dokumente suchen und sie<br />

herunterladen, wird unsere Berechtigung dazu letztlich<br />

in einem oder mehreren DTCs überprüft werden.<br />

Die E-Health-Landschaft Schweiz, als Summe von<br />

Affinity-Domains gesehen, kann durchaus auch<br />

hierarchisch gegliedert werden, so dass übergeordnete<br />

regionale oder kantonale Affinity-Domains<br />

entstehen.<br />

Es braucht klare Zugriffsregeln<br />

Um die Rechte von Dateninhabern sicherstellen zu<br />

können und auch weitergehende Konzepte wie Stellvertretung,<br />

also die Delegation dieser Rechte an<br />

Dritte, oder Einschränkungen der Datennutzung auf<br />

eine bestimmte Zeitspanne auszudrücken, steht der<br />

XACML-Standard zur Verfügung. Er erlaubt es,<br />

Zugriffsrechte in Form einer sogenannten Policy<br />

auszudrücken, theoretisch bis auf die Stufe eines<br />

einzelnen Datenfeldes.<br />

In XACML formulierte Policies lassen sich zum<br />

Zeitpunkt des Zugriffs automatisch auswerten. In<br />

<strong>clinicum</strong> 6-<strong>08</strong> 3


n S P E C I A L<br />

XACML formulierte Nutzungsbedingungen («obligations»),<br />

die nach dem Zugriff zur Anwendung<br />

kommen, wie etwa eine Gültigkeitsdauer (z.B. für<br />

Rezepte), ausserhalb derer das Dokument nicht<br />

genutzt werden darf, könne prinzipiell auch durchgesetzt<br />

werden. So sind zwar technische Lösungen<br />

einsatzbereit, jedoch fehlen zurzeit detaillierte Richtlinien<br />

für den Umgang mit medizinischen Daten<br />

noch.<br />

Hohe Qualitätsansprüche<br />

Wie es um die «Voraussetzungen für Qualität im<br />

elektronischen Datenaustausch» steht, erläuterte<br />

Hans-Ulrich Steiner von der Helsana. Mit 100 Tarifen,<br />

130'000 verschiedene Tarifpositionen und etlichen<br />

Gesetzesgrundlagen, die zur Anwendung kommen,<br />

gestaltet sich das Tagesgeschäft einer Krankenversicherung<br />

ziemlich komplex. Und im gesamtschweizerischen<br />

Zusammenhang wird es noch massiger:<br />

– 7.5 Mio Versicherte<br />

– 21.6 Mia Franken Brutto-Leistungen 2007 OKP,<br />

davon 3.2 Franken Mia Kostenbeteiligung<br />

– ø 2880 Franken Leistungen pro Versicherter<br />

– 6000 Rechnungen pro Stunde <strong>bei</strong> der Helsana =<br />

2.5 Mio Franken Auszahlungen pro Stunde<br />

– 87 Krankenversicherer<br />

– über 50'000 Leistungserbringer<br />

– ca. 16'000 Ärzte, 1700 Apotheken, 5000 Physiotherapeuten,<br />

350 Spitäler<br />

Elektronische Abrechnungen vor diesem Hintergrund<br />

werden damit zu einer echten Herausforderung<br />

– dank Intermediären (<strong>MediData</strong>) jedoch effizient<br />

zu bewältigen. Sie vereinfachen den Transport<br />

4 <strong>clinicum</strong> 6-<strong>08</strong><br />

zwischen Leistungserbringern wie Spitälern, Laboren,<br />

Apotheken, Ärzten und Versicherern erheblich.<br />

Das System funktioniert, birgt allerdings auch Verbesserungspotenzial.<br />

Auf drei Ebenen wird angesetzt:<br />

1 Forum elektronischer Datenaustausch: Es engagiert<br />

sich politisch, legt die Grundausrichtung und<br />

Grundsätze fest, gibt Vorgaben, erteilt Aufträge<br />

an die 2. und/oder 3. Ebene und koordiniert.<br />

2 Verbände: Sie handeln Verträge gemäss Vorgaben<br />

des Forums, der Kostenträger und Leistungserbringer<br />

aus.<br />

3 Technische Umsetzungs-Organe (Fachorgan, Intermediäre,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppen der Verbände, SNV<br />

Schweizer Normenvereinigung): Sie setzen die<br />

Verträge technisch um und entwickeln Standrads<br />

gemäss Vorgabe des Forums durch vorgenannte<br />

bestehende Gremien.<br />

Zur Qualitätsverbesserung ist ein gemeinsames<br />

Prozessverständnis und gemeinsam definierte und<br />

eingehaltene Schnittstellen und Abläufe nötig. Im<br />

Weitern braucht es schweizweit einheitliche,<br />

standardisierte Tarife und Formulare. Ausserdem ist<br />

die gleichzeitige Implementierung <strong>bei</strong> Leistungserbringern<br />

und Kostenträgern von Tarifen, Tarifanpassungen<br />

sowie entsprechender Übermittlungsstandard-Versionen<br />

erforderlich. Und last, but not<br />

least muss die partnerschaftliche Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

gefördert werden.<br />

Gleiche Zahlen für alle<br />

Dr. Matthias Sonnenschein, Business Development<br />

e-mediat und Documed, stellte «Interoperabilität<br />

Während Hans-Ulrich Steiner (links) seine Pausenerfrischung geniesst, hat seine Krankenversicherung, die Helsana, in einer<br />

Viertelstunde 625’000 Franken an Versicherte oder – ohne Umwege per Tiers payant – direkt an diverse Leistungserbriger<br />

ausgezahlt.<br />

mit Index-Stammdaten» ins Zentrum seines Referats.<br />

Der Artikelstamm «galdat» der e-mediat AG gilt im<br />

Schweizer Gesundheitswesen seit vielen Jahren als<br />

der Referenz-Stammdatenkatalog schlechthin. Über<br />

130’00 Artikel, Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

sind darin praxisnah katalogisiert. Konzipiert wurde<br />

dieser Stammdatenkatalog für Apotheken mit ihren<br />

sehr grossen Sortimenten. Wen wundert’s, dass sich<br />

gerade Apotheker vorbildlich hervortun. Über 80 %<br />

von ihnen ar<strong>bei</strong>ten elektronisch, kommunizieren<br />

mehrheitlich strukturiert elektronisch und nutzen<br />

prozessintegriert Arzneimittelinformationen und<br />

Wissensdatenbanken.<br />

Bei den Ärzten sieht es anders aus. Aufgrund ihres<br />

sehr kleinen Sortiments ar<strong>bei</strong>ten weniger als 20 %<br />

vollelektronisch, kommunizieren mehrheitlich nicht<br />

strukturiert elektronisch, nutzen Arzneimittelinformationen<br />

in Buchform und benützen Wissensdatenbanken<br />

eher wenig.<br />

Ähnlich verhält es sich im Spital-Markt. Hier gibt<br />

es kleine, aber spezielle Sortimente (Spitalpackungen,<br />

Eigen produkte), die besondere Berücksichtigung<br />

finden müssen und entsprechend elektronisch<br />

abzubilden sind. Prozesse verlaufen mehr oder weniger<br />

nicht elektronisch, kommuniziert wird mehrheitlich<br />

nicht strukturiert elektronisch und genutzt<br />

werden Arzneimittelinformationen ebenfalls in<br />

Buchform und weniger in Wissensdatenbanken.<br />

Unterschiedliche, steigende Bedürfnisse<br />

Mit dem Einsatz der elektronisch verfügbaren Kataloge<br />

ergaben sich in den letzten Jahren einerseits<br />

steigende Ansprüche an Vollständigkeit und Anwenderfreundlichkeit<br />

sowie ein steigendes Bewusstsein,<br />

dass durch Vernetzung der Leistungserbringer die<br />

Patientensicherheit zunehmen wird <strong>bei</strong> gleichzeitiger<br />

Einsparung von überflüssigen Kosten. So wird immer<br />

weniger akzeptiert, wenn Prozesse nicht miteinander<br />

verbunden werden können und somit Mehrfacherfassungen<br />

von Daten notwendig sein sollen.<br />

Auf dieser Basis wurde «galdat» weiterentwickelt<br />

und für die einzelnen Zielgruppen optimiert: «galdat»<br />

für Apotheken und Drogerien, «medINDEX»<br />

und «careINDEX» für die Arztpraxis resp. den Heimbedarf<br />

sowie «hospINDEX» für Spitäler und «insure-<br />

INDEX» für Versicherer mit der grösstmöglichen<br />

Breite des Sortiments, praxisorientierten Angaben<br />

und niedrigen Lizenzkosten.<br />

Text: Dr. Hans Balmer und Silvia Bau

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