JAHRESBERICHT 2006 - Mathilde Escher Heim
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Stressfreie Ernährung<br />
dank PEG-Sonde<br />
Zurzeit leben im MEH drei Bewohner mit einer PEG-Sonde (perkutane endoskopische<br />
Gastrostomie). Dabei wird ein elastischer Kunststoffschlauch zur künstlichen<br />
Ernährung durch die Bauchwand direkt in den Magen gelegt. Alle Drei haben<br />
diesen Schritt, sich eine Sonde einlegen zu lassen, bis heute nicht bereut. Da es<br />
sich abzeichnet, dass die Einlage einer PEG-Sonde bei weiteren Klienten zum<br />
Thema werden könnte, führten wir im November <strong>2006</strong> im MEH eine Informationsveranstaltung<br />
durch. Professor Dr. med. Konrad Bloch und Dr. med. Stefan Wildi<br />
vom Universitätsspital Zürich informierten aus Sicht des Arztes, Esther Lang aus<br />
Sicht einer Pflegefachperson und Lars Schibli aus Sicht eines Betroffenen. Die<br />
Veranstaltung stiess auf breites Interesse sowohl bei Klienten und deren Angehörigen<br />
wie auch bei Mitarbeitenden des MEH.<br />
Ernährungsproblematik bei Menschen<br />
mit Muskeldystrophie Duchenne<br />
Für unsere Klienten mit Muskeldystrophie Duchenne ist das Erreichen respektive<br />
Halten ihres Idealgewichtes schwierig. Die Gründe, welche zu einem Über- resp.<br />
Untergewicht führen, sind unterschiedlich, wie dies bei Menschen ohne Körperbehinderung<br />
auch der Fall ist. Hinzu kommen behinderungsbedingte Einflüsse,<br />
wie zum Beispiel der Mangel an körperlichen Bewegungsmöglichkeiten, der einen<br />
grossen Einfluss auf das Entstehen von Übergewicht hat.<br />
Ohne das Übergewicht zu verharmlosen, ist ein Untergewicht bei unseren Klienten<br />
problematischer. Dieses wirkt sich negativ auf ihre Gesamtverfassung aus. Sie sind<br />
nicht mehr so leistungsfähig und aktiv, sind anfälliger für Infekte, stehen<br />
unter Druck, mehr essen zu müssen, und leiden oftmals auch unter ihrem veränderten<br />
Aussehen. Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls die Gefahr, dass<br />
Druckstellen – bis hin zu einem Dekubitus – entstehen können.<br />
Die wesentlichen Gründe für die Gewichtsabnahme liegen<br />
– in der geschwächten Kau- und Schluckmuskulatur, wodurch das Essen erschwert<br />
wird und sie aus diesem Grund zuwenig essen,<br />
– in der Angst, sich zu verschlucken, was zu einer lebensbedrohlichen Situation führen<br />
kann, da unter Umständen die Kraft nicht ausreicht, Speisereste, die in die Luftröhre<br />
gelangt sind, auszuhusten,<br />
– in der Appetitlosigkeit, als Folgeerscheinung der zunehmenden Atemschwäche.<br />
Feststellen, thematisieren und handeln<br />
Wenn wir feststellen, dass das Untergewicht bei einem Klienten markant wird, und<br />
sich die erwähnten negativen Folgeerscheinungen bemerkbar machen, thematisieren<br />
wir dies mit dem Betroffenen, je nach dem auch mit den Eltern, und informieren,<br />
wie diesem Gewichtsverlust begegnet werden kann. Viele Möglichkeiten gibt es<br />
nicht. Problemlos umzusetzen und durchaus wirksam ist die Nahrungsanreicherung<br />
und zusätzliche Einnahme von kalorienhaltigen Drinks. Oft, manchmal erst nach<br />
einer bestimmten Zeit, bleibt der gewünschte Effekt jedoch aus. Der nächste Schritt<br />
ist dann die Einlage einer PEG-Sonde. Der Entscheid, sich künftig über eine PEG-<br />
Sonde zu ernähren, ist für die Betroffenen nicht leicht, werden sie doch einmal<br />
mehr mit dem progressiven Verlauf ihrer Erkrankung konfrontiert. Hinzu kommt,<br />
dass das Einlegen der PEG-Sonde eine Narkose erfordert und dass bei der Pflege<br />
rund um die PEG-Sonde hygienische Regeln beachtet werden müssen, um Infektionen<br />
zu verhindern. Diesen damit verbundenen Risiken stehen jedoch die Vorteile<br />
gegenüber, dass der gesamte Tagesbedarf an Kalorien, Vitaminen, Spurenelementen<br />
etc. für den Betroffenen stressfrei gedeckt werden kann. Auf den<br />
Genuss des Essens muss wegen der PEG-Sonde nicht verzichtet werden, da trotzdem<br />
normal gegessen und getrunken werden kann.<br />
Die Bedeutung der Zusammenarbeit<br />
Die gute, vernetzte Zusammenarbeit zwischen dem MEH, unserem Hausarzt und<br />
Ärzten des Universitätsspitals Zürich erweist sich bei der Abwägung von Für und<br />
Wider und somit bei der Entscheidungsfindung als sehr hilfreich. Die betroffenen<br />
Klienten können sich mit Ärzten beraten, welche sie kennen und von welchen sie<br />
die Gewissheit haben, mit ihrer Behinderung vertraut zu sein. Es ist auch für uns<br />
im MEH beruhigend zu wissen, dass wir auch in dieser Hinsicht durch die gute<br />
Zusammenarbeit mit Ärzten verschiedener Fachrichtungen – und deren Vernetzung<br />
untereinander – unseren Klienten eine gute Versorgung bieten können.<br />
Michael Rosche, Leiter Pflegedienst und Wohngruppen 2 + 3<br />
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