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Erich Clausen, seit 16 Jahren Brancardier im Dienst - Kipa

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"Die Unentbehrlichen": Freiwilligenarbeit in der katholischen Kirche der Schweiz. Serie (10)<br />

Der Oberwalliser <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> ist <strong>seit</strong> <strong>16</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>Brancardier</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienst</strong> der Lourdes-Pilger<br />

Für die Kranken und Behinderten da sein<br />

Von Paul Martone / <strong>Kipa</strong><br />

Brig VS, 12.4.11 (<strong>Kipa</strong>) "Ave, Ave, Ave Maria" tönt es tausendst<strong>im</strong>mig über den<br />

grossen Platz vor der Basilika in Lourdes. Einer der vielen Pilger an dieser abendlichen<br />

Lichterprozession ist der Oberwalliser <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> (56), verheiratet, Vater von drei<br />

Kindern, <strong>seit</strong> 40 <strong>Jahren</strong> Arbeiter bei den SBB, zur Zeit Teamleiter von 25 Personen für<br />

Reinigung und Rangier in Brig VS. Seit <strong>16</strong> <strong>Jahren</strong> steht er als <strong>Brancardier</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienst</strong> der<br />

Kranken und Behinderten, die nach Lourdes gepilgert sind, um dort der Gottesmutter<br />

ihre Anliegen vorzutragen.<br />

"Ein <strong>Brancardier</strong> ist vom Wort her ein Bahrenträger", erklärt <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong>, "da früher die<br />

Kranken in Lourdes jeweils auf Bahren transportiert wurden. Heute beinhaltet diese freiwillige<br />

Hilfe jedoch viel mehr. Ich darf den Menschen in Lourdes helfen und sie betreuen, aber auch<br />

während des Jahres übernehmen ich und auch die anderen <strong>Brancardier</strong>s verschiedene<br />

Hilfsdienste in den Altershe<strong>im</strong>en und bei kirchlichen Anlässen".<br />

Lourdes-Wasser ist sehr wichtig<br />

Wer als <strong>Brancardier</strong> nach Lourdes pilgert, ist in erster Linie für die anderen da, denn es<br />

kommen viele Aufgaben auf den Mann oder die Frau zu, die sich für diesen <strong>Dienst</strong> zur<br />

Verfügung stellen.<br />

"Morgens gegen 8 Uhr hole ich den kranken oder behinderten Pilger, der mir zugeteilt<br />

wurde, <strong>im</strong> Spital oder <strong>im</strong> Hotel ab. Dann mache ich mit ihm einen Rundgang und bete mit<br />

ihm. Zusammen besuchen wir die verschiedenen religiösen Veranstaltungen, die von der<br />

Pilgerleitung angeboten werden. Selbstverständlich gehört auch der Besuch an der Grotte<br />

dazu. Wichtig ist für die Kranken auch das Lourdes-Wasser, sei es das Wasser in den<br />

Bädern, zu denen wir die Kranken begleiten, sei es das Wasser, das wir ihnen zu trinken<br />

geben", so <strong>Clausen</strong>. Oft wird dann auch der Rosenkranz gemeinsam gebetet.<br />

Sehr grosser Gewinn<br />

Neben dem Gebet bleibt natürlich auch Zeit, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken und<br />

persönliche Gespräche mit den Kranken oder Behinderten zu führen. "Da ich während der<br />

Wallfahrtswoche <strong>im</strong>mer den gleichen Kranken zu betreuen habe, entsteht natürlich auch eine<br />

gewisse Beziehung. Das gibt einen sehr guten Kontakt und man spürt dann auch, welches<br />

die Anliegen sind."<br />

Der <strong>Brancardier</strong> ist auf jeden Fall mehr als nur ein reiner Bahrenträger. Für <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong><br />

ist es eine sehr dankbare Aufgabe. "Ich gehe nach Lourdes, um dort zu helfen, aber es gibt<br />

mir selber auch sehr viel. Wenn ich die grosse Dankbarkeit der Leute spüre, so habe ich fast<br />

das Gefühl, es sei keine freiwillige Arbeit mehr, sondern eine bezahlte Arbeit, denn durch die<br />

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Presseagentur <strong>Kipa</strong>, Einzelmeldung aus dem Tagesdienst 2<br />

Kranken bekomme ich innerlich sehr viel zurück. Für mich ist diese Aufgabe ein sehr grosser<br />

Gewinn. Ich freue mich jedes Jahr, dorthin zu gehen." Selbstverständlich bleibt auch für die<br />

persönliche Frömmigkeit des <strong>Brancardier</strong> etwas Zeit, sodass auch er für seine eigene Seele<br />

etwas tun kann.<br />

Die Westschweizer Wallfahrt nach Lourdes findet jedes Jahr <strong>im</strong> Mai statt, doch beginnen<br />

die Vorbreitungen dazu für <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> schon viel früher: "Bereits nach Weihnachten<br />

fangen meine Gedanken an, sich um dieses Ereignis zu drehen. Ich denke auch an den<br />

Pilger zurück, den ich <strong>im</strong> letzen Jahr betreut habe, und ich frage mich dann, wie es ihm wohl<br />

in der Zwischenzeit ergangen ist. Hie und da besuche ich ´meinen´ Kranken oder<br />

Behinderten auch dahe<strong>im</strong> oder <strong>im</strong> Altershe<strong>im</strong>. Diese kranken Pilger geben mir <strong>im</strong>mer mehr,<br />

als ich ihnen geben kann".<br />

"In mir brach eine Welt zusammen"<br />

Es ist nicht selbstverständlich, dass <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> <strong>Brancardier</strong> geworden ist. Seine Mutter<br />

fuhr zwar während 20 <strong>Jahren</strong> <strong>im</strong>mer wieder nach Lourdes, was auch der junge <strong>Erich</strong><br />

mitbekommen hat. Mit <strong>16</strong> <strong>Jahren</strong>, nach dem Beginn einer Lehre bei den SBB, fragte ihn seine<br />

Mutter, ob er sie nicht einmal auf dieser Wallfahrt begleiten möchte. "Ihr zuliebe habe ich<br />

zugesagt und bin hingegangen. Am Wallfahrtsort angekommen, ist in mir fast eine Welt<br />

zusammengebrochen. Als ich das gesehen habe! All diese Kranken und Behinderten! Das<br />

hat in meinem Inneren etwas erweckt und mich aufgefordert: <strong>Erich</strong>, wenn du etwas tun willst,<br />

so mach hier etwas! Ich kam in die Schweiz zurück, habe aber Lourdes nie vergessen."<br />

Als 18-Jähriger fuhr <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> wieder nach Lourdes. Er war sich aber nicht sicher, ob<br />

er in der Lage sein würde, richtig mit diesen Behinderten umzugehen. "Ich war <strong>im</strong>mer ein<br />

bisschen in Sorge, diese Aufgabe nicht richtig erfüllen zu können."<br />

Sein Leben nahm dann aber einen anderen Weg: Mit 21 <strong>Jahren</strong> heiratete <strong>Clausen</strong>, und als<br />

sich dann <strong>im</strong> Laufe der Jahre Kinder einstellten, war es ihm nicht mehr möglich, nach<br />

Lourdes zu pilgern. "Dennoch waren aber meine Gedanken während der Westschweizer<br />

Lourdeswallfahrt <strong>im</strong>mer bei diesen Pilgern. Ich fragte mich, wie es ihnen wohl gehe, was sie<br />

wohl machten. Als ich 40 war, sagte ich mir: So, <strong>Erich</strong>, jetzt braucht dich deine Familie<br />

weniger mehr. Jetzt will ich etwas tun, das ich schon <strong>seit</strong> <strong>Jahren</strong> tun wollte. Jetzt wage ich<br />

den Schritt, egal, was passiert. Seither gehe ich jedes Jahr als <strong>Brancardier</strong> nach Lourdes. Für<br />

mich sind das die schönsten und dankbarsten Ferien, die ich mir vorstellen kann."<br />

Kraft für den Alltag<br />

Es sei schon eigenartig, meint <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong>. Er erlebe in Lourdes <strong>im</strong>mer auch eine grosse<br />

Dankbarkeit, und es entstünden Beziehungen, die nachher noch Jahre lang weitergingen.<br />

"Ich bin aber <strong>im</strong>mer auch beeindruckt, wenn ich sehe, wie die Angehörigen mit ihren Kranken<br />

umgehen. Ich erinnere mich etwa an eine Mutter, die ihr schwerkrankes Kind jahrelang<br />

liebevoll betreute. Solche Bilder werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen!"<br />

Deshalb bedeutet der Wallfahrtsort Lourdes dem <strong>Brancardier</strong> sehr viel. Er sieht zwar auch<br />

den Massenbetrieb, die Hotels und die ungezählten Souveniershops, doch "wenn jemand<br />

will, findet er auch stille Orte, wie den Kreuzweg oder das Beten an der Grotte".<br />

<strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> ist überzeugt, dass etwas dran ist an Lourdes. "Der Ort hat eine grosse<br />

Ausstrahlung und gibt Kraft. Für mich ist das eine riesige Bereicherung. Ich komme jedes Mal<br />

zwar müde, aber gestärkt von Lourdes zurück. Mir gibt es eine wahnsinnige Kraft, um meinen<br />

Alltag zu leben. Wenn ich mich <strong>im</strong> Alltag manchmal beklage, verstummt all das, wenn ich die<br />

Sorgen und Krankheiten der Leute in Lourdes sehe. Etwas Schöneres als Lourdes habe ich<br />

noch nie gesehen." Deshalb möchte <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong> auch <strong>im</strong>mer wieder nach Lourdes gehen,<br />

um zu helfen: "Diese Ferien werde ich mir nicht nehmen lassen!"


Presseagentur <strong>Kipa</strong>, Einzelmeldung aus dem Tagesdienst 3<br />

Wie eine zweite Mutter<br />

Der Wallfahrtsort Lourdes ist eng mit den Erscheinungen der Gottesmutter <strong>im</strong> Jahr 1858<br />

verbunden. Sie zeigte sich dort in der Grotte von Massabielle mehrere Male dem einfachen<br />

Mädchen Bernadette Soubirous.<br />

<strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong>: "Zur Muttergottes habe ich natürlich eine grosse Beziehung. Sie ist fast so<br />

etwas wie meine zweite Mutter. Ich hatte eine liebe, verständnisvolle und gute Mutter, die mir<br />

viel bedeutet hat. Maria ist für mich ein Ersatz für meine Mutter. Ich kann mit all meinen<br />

Anliegen zu ihr gehen und mit ihr reden, und sie hat mir auch schon geholfen."<br />

Hinweis für Redaktionen: Zu diesem Beitrag sind honorarfreie Bilder von <strong>Erich</strong> <strong>Clausen</strong><br />

erhältlich: kipa@kipa-apic.ch<br />

(kipa/pm/job)

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