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FLANDERNS<br />

SCHÖNE<br />

SEITEN<br />

BRÜSSEL<br />

SHOPPEN BEI DEN ROYALS<br />

...............................................................................................<br />

GENT<br />

LIGHTLIFE MEETS NIGHTLIFE<br />

...............................................................................................<br />

MUST SEE, MUST HAVE<br />

WERTVOLLE TIPPS FÜR STÄDTETRIPS NACH FLANDERN<br />

MAGAZIN 2010


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Flandern, das ist Belgiens Schokoladenseite. Hier vereinen sich malerische Innenstädte<br />

mit einem umfangreichen Kultur- und Shoppingangebot, kulinarischen Genüssen und<br />

einem entspannten Lebensgefühl. Wie in einer kleinen, aber feinen Boutique lässt sich<br />

in Flandern edle Designerware, aber auch Ausgefallenes, Trendiges und manch altes<br />

Schätzchen entdecken. Wer einmal da war und die flämischen Städte erlebt hat, will<br />

immer wieder dort hin und mehr erleben: Bei einem belgischen Bier in einem der unzähligen<br />

Straßencafés sitzen und die flämische Lust am Genuss zelebrieren – die verschiedensten<br />

Chocolaterien besuchen und testen, wo die Pralinen am besten schmecken<br />

– durch die malerischen Beginenhöfe schlendern und sich um Jahrhunderte in der Zeit<br />

zurückversetzt fühlen – üppige Rubensgemälde oder moderne Kunst betrachten – über<br />

den Trödelmarkt bummeln und nach Schnäppchen Ausschau halten.<br />

Wie auch immer Sie Ihren Flandern- Urlaub am liebsten gestalten, sie werden begeistert<br />

sein! Einige Tipps und Anregungen geben wir Ihnen mit „Flanderns Schönen Seiten“ mit<br />

auf den Weg. Noch mehr Informationen finden Sie im Internet unter www.flandern.com.<br />

Oder Sie fahren einfach hin und entdecken Ihre eigenen „schönsten Seiten“.<br />

Viel Spaß beim „Flandern“ wünschen Ihnen<br />

Carolin Wulke, Direktorin Tourismus Flandern – Brüssel, & ihr Team<br />

PS: Lassen Sie es uns wissen, wenn Ihnen etwas besonders gut gefallen hat.<br />

Schreiben Sie uns an: info@flandern.com


Van Eyck bis Dürer<br />

Jan Van Eyck © National Gallery (London)<br />

29. Oktober 2010 – 30. Januar 2011<br />

Brügge, Groeningemuseum<br />

Sowohl van Eyck als auch Dürer waren<br />

in ihrem Wirkungsgebiet die größten<br />

Künstler ihrer Zeit. Das Groeningemuseum<br />

untersucht erstmals den künstlerischen<br />

Einfluss, den die Flämischen<br />

Primitiven auf Mitteleuropa ausübten.<br />

Neben den Werken von van Eyck und<br />

Dürer sind auch Werke von Campin,<br />

van der Weyden, Van der Goes, Memling,<br />

Schongauer, Lochner, Altdorfer<br />

und Holbein zu sehen. Die Gemälde<br />

werden um Skulpturen, illuminierte<br />

Handschriften, Zeichnungen und Drucke<br />

ergänzt.<br />

www.brugge-centraal.be<br />

Gedächtnisausstellung<br />

Jan Moretus d. Ä.<br />

16. Oktober 2010 – 16. Januar 2011<br />

Antwerpen, Museum Plantin-Moretus<br />

Heute gehört die Plantinsche Druckerei<br />

– das Museum Plantin-Moretus – zum<br />

UNESCO-Kulturerbe. Die Ausstellung<br />

präsentiert nicht nur Bücher und<br />

Drucke, die zu Lebzeiten von Jan<br />

Moretus in der Druckerei entstanden,<br />

sondern auch zahlreiche Dokumente,<br />

die sein Leben beleuchten. Im Archiv<br />

der alten Druckerei befinden sich u.a.<br />

Testamente, Eheverträge, Briefe und<br />

Inventare, die mit Jan Moretus im<br />

Zusammenhang stehen. Anlass ist der<br />

400. Todestag des am 22. September<br />

1610 verstorbenen Jan Moretus.<br />

www.museumplantinmoretus.be<br />

Autoren<br />

Andreas Meyer<br />

Journalist, verbrachte Mitte der 70er Jahre<br />

den ersten Familienurlaub in Oost ende.<br />

Obwohl ihm sein Teddy aus dem Hotelfenster<br />

fiel, ist er seither bekennender<br />

Flandern-, Ensor- und Pralinen-Enthusiast.<br />

Er lebt in Bochum und arbeitet als Redakteur<br />

für das Lifestylemagazin PRINZ. Den<br />

Teddy besitzt er noch.<br />

Jean Flamand<br />

1956 in La Rochelle geboren. Wenn er<br />

nicht unterwegs ist, arbeitet er als freier<br />

Autor in Flandern, weil er nur dort sein<br />

geliebtes Trappistenbier bekommt.<br />

Manfred Schwarz<br />

(*1962) ist Kunstkritiker und lebt in Köln.<br />

Von dort aus beobachtet er seit vielen Jahren<br />

die Kunst und Lebenskultur in diesem<br />

bedeutendsten Land der Welt mit dem<br />

allergrößten Vergnügen.<br />

Silke Hoffmann<br />

(*1978) arbeitet seit zehn Jahren für Tourismus<br />

Flandern-Brüssel in Köln. Als bekennende<br />

Shopping-Süchtige hat sie besonders<br />

die Modemetropole Antwerpen ins Herz geschlossen<br />

und fährt auch immer wieder mit<br />

Freunden in ihre flämische Lieblingsstadt.<br />

Anna Huer<br />

Impressum<br />

51<br />

(*1985) studierte dank Erasmus ein<br />

Auslandssemester an der Universität von<br />

Leuven Kunstgeschichte. Dabei lernte sie<br />

neben alten flämischen Meistern auch die<br />

flämische Lebensart kennen und lieben.<br />

Impressum<br />

Verantwortlicher Herausgeber<br />

Peter De Wilde<br />

Generalverwalter<br />

Tourismus Zentrale Flandern<br />

Grasmarkt 61<br />

1000 Brüssel, Belgien<br />

Realisation & Koordination<br />

Tourismus Flandern – Brüssel<br />

Cäcilienstraße 46<br />

50557 Köln, Deutschland<br />

Konzept, Design & Prepress<br />

Grafenstein Freizeit- und<br />

Tourismuswerbung GmbH<br />

Dorothee Menden<br />

Kaunstraße 21<br />

14163 Berlin, Deutschland<br />

Druck<br />

westermann druck GmbH<br />

Braunschweig, Deutschland<br />

Copyright Fotos<br />

Titelbild: Jedrzej Marzecki<br />

Rainer Kiedrowski, Jens Rufenach, SABAM,<br />

Toerisme Mechelen, Westtoer, Charles Rogier,<br />

De Splenter, Chiva Congelado, Susanne<br />

Scheding, Toerisme Gent, Bruno De Regge,<br />

De Kievith, Diamond Council, Andreas Meyer,<br />

Van Hulst, Delvaux, Toerisme De Haan, Toerisme<br />

Dendermonde


Inhalt<br />

4 Im Namen des Königs<br />

Eine Shopping-Tour bei den Königlichen Hoflieferanten<br />

8 Must see!<br />

Fünf Sehenswürdigkeiten die man gesehen haben muss<br />

10 Urlaub mit Einstein<br />

Im nostalgischen Seebad De Haan lebte der<br />

berühmte Physiker<br />

14 Must have!<br />

Drei hochwertige Souvenirs aus Flandern<br />

16 Bruges la Morte<br />

Melancholie und Charme in Brügge<br />

4 16<br />

20 Jagd auf dem Antikmarkt<br />

In Tongeren findet der größte Antikmarkt von Benelux statt<br />

22 Must know!<br />

Kuriose belgische Erfindungen und Eigenarten<br />

36<br />

20 28 44<br />

24 Der Maler und das Meer<br />

Oostende ist die Stadt des Malers Ensor<br />

2 STD.<br />

28 Die Stadt der Mondlöscher<br />

Die Kunststadt Mechelen bringt Belgier zum Schmunzeln<br />

30 Das perfekte Wochenende<br />

Antwerpen, Flanderns Mode- und Shopping-Metropole<br />

36 Am Anfang war das Grut<br />

In Gent braut man wieder das Urbier<br />

40 Must taste!<br />

Vier Spezialitäten aus Flandern zum Probieren<br />

und Nachkochen<br />

42 Erasmus sei Dank<br />

Die Universitätsstadt Leuven lehrt noch immer<br />

im Geist von Erasmus<br />

44 Es werde Licht!<br />

Ein Lichtplan bringt Leben in das nächtliche Gent<br />

48 Termine 2010<br />

51 Autorenverzeichnis, Impressum


4 Brüssel Royale Shopping<br />

Im Namen des<br />

Königs von Manfred Schwarz


Die Königsstadt Brüssel bietet majestätische Perspektiven und fürstlichen Lebensgenuss, auch für<br />

ungekrönte Häupter. Denn hier kann man ungestört in königlichen Palästen flanieren. Und bei den<br />

belgischen Hoflieferanten, wo man zwar keine Krone erwerben kann, aber immerhin fürstlichen Kopfschmuck,<br />

ist der Kunde tatsächlich König.<br />

D<br />

er Königspalast in Brüssel steht jedermann offen.<br />

Um im Palais Royal Einlass zu finden, muss<br />

man nicht unbedingt mit einer achtspännigen<br />

Kutsche vorfahren. Man braucht nicht einmal ein offizielles<br />

Einladungsschreiben. Nicht immer, gewiss. Aber<br />

immerhin zu ausgewählten Zeiten. Im Sommer, wenn<br />

hier die Amtsgeschäfte ruhen. Dann kann man sich<br />

ganz ungeniert unter die vielen Schaulustigen reihen,<br />

die jeden Tag voller Neugier und Vorfreude die majestätische<br />

Ehrentreppe hinaufschreiten, als wären sie zur<br />

Audienz beim König von Belgien geladen.<br />

Fast so ist es ja auch, mag man sich dann denken,<br />

während man durch die prachtvoll prunkenden Räume<br />

schreitet, wo sonst Diplomaten räsonieren und Generäle<br />

schwadronieren, wo sonst bei Bällen in großer<br />

Garderobe getanzt wird und bei festlichen Empfängen<br />

kunstvoll verschnörkelte Reden gehalten werden:<br />

Denn dies hier ist ja kein Museum, auch wenn die mit<br />

Samt gepolsterten Sessel und die mit Gold verzierten<br />

Spiegel aus alten, ehrwürdigen Zeiten stammen und<br />

die Wände voll sind mit Gemälden berühmter Meister<br />

und Bildnissen historischer Personen. Dies hier ist der<br />

Amtssitz des belgischen Königs, seit jeher schon. Hier<br />

wird immer noch regiert und repräsentiert, hier werden<br />

Botschafter empfangen und Ehren verliehen. Und auf<br />

den Gemälden sind nicht irgendwelche anonymen Größen<br />

aus der Welt von gestern zu sehen, sondern die<br />

Vorfahren und Verwandten des derzeitigen Würdenträgers,<br />

König Albert II. Heute zählen wir gewissermaßen<br />

zu seinen Gästen.<br />

Königlicher Palast<br />

Brederodestraat 16<br />

www.monarchie.be<br />

Öffnungszeiten:<br />

Zwei Monate nach dem 21.07. jeden Jahres<br />

Eintritt: kostenlos<br />

oben: "Haus des Königs" auf dem Grote Markt<br />

links unten: Museum der Monarchie im Königlichen<br />

Palast<br />

rechts unten: Einkaufen in der Belle Epoque –<br />

die Königlichen Galerien Sankt Hubert<br />

Aber auch gleich nebenan, im Museum BELvue, werden<br />

Ihnen die königlichen Seiten Brüssels vor Augen<br />

geführt: in der multimedialen, höchst unterhaltsamen<br />

Ausstellung zur Geschichte der belgischen Dynastie.<br />

BELvue<br />

Brederodestraat 16<br />

www.belvue.be/home.php?la=du<br />

Königliche Hoflieferanten<br />

Vieles von dem, was Brüssel Glanz und Größe verleiht,<br />

wurde im Namen und Auftrag des Königs geschaffen.<br />

Auch heute ist das noch so, denn immer noch wird für<br />

den König allerhand Großes, Schönes und Schmackhaftes<br />

gefertigt. Es sind sogar wahrhaft königliche Leckerbissen<br />

darunter: Von Krokant-Pralinen bis zu Tüll-Hüten,<br />

von Lederkoffern bis zu Kristallgläsern reicht der Bogen<br />

der Waren, die von ausgezeichneten Meistern ihres Metiers<br />

in Brüssel produziert werden, um damit das verwöhnte<br />

Königshaus zu beliefern. Sind die Waren exquisit<br />

genug, um das anhaltende Wohlgefallen des Königs<br />

und seiner Familie zu finden, so wird ihrem Hersteller<br />

dafür vielleicht einmal der offizielle und hochexklusive<br />

Titel eines „Hoflieferanten des belgischen Königshauses“<br />

verliehen. Höhere Weihen kann ein Händler auf<br />

dieser Welt nicht finden. Was für einen besonders tapferen<br />

Krieger im Mittelalter der Ritterschlag durch den<br />

König war, ist heute diese Gunstbezeugung für einen<br />

Händler.<br />

Deshalb macht er auch alle seine anderen Kunden<br />

gleichsam zu Königen. Der Hoflieferant gehört zur Aristokratie<br />

der Lieferanten, und wer bei ihm einkauft, darf<br />

sich auch irgendwie selbst geadelt fühlen. Etwa hundert<br />

Hoflieferanten besitzen derzeit das anhaltende Vertrauen<br />

des belgischen Königs. Über die Hälfte von ihnen<br />

5


6 Brüssel Royale Shopping<br />

sind mit ihren Geschäftslokalen und Werkstätten in<br />

der Königsstadt Brüssel ansässig. Man könnte also<br />

Wochen damit verbringen, bei den Hoflieferanten<br />

des belgischen Königshauses der Reihe nach einzukaufen.<br />

Man bräuchte dazu allerdings eine könig-<br />

KÖNIGLICHER<br />

EINKAUFSBUMMEL<br />

Den königlichen Einkaufsbummel sollte<br />

man am besten in den Königlichen<br />

Galerien beginnen lassen. Die eleganten,<br />

geradezu majestätischen Passagen der<br />

Galeries St. Hubert lassen auf den ersten<br />

Blick erkennen, dass auch das Einkaufen<br />

DELVAUX<br />

Bereits im Jahre 1829, 24 Jahre vor<br />

Louis Vuitton in Paris, eröffnete Charles<br />

Delvaux sein erstes Atelier. Die exquisiten<br />

handgefertigten Ledertaschen von<br />

Delvaux sind seit jeher in diesen künstlichen<br />

Paradiesen aus der Frühzeit des<br />

modernen Warenkonsums zu kaufen.<br />

CRÉATEUR CHOCO-<br />

LATIER NEUHAUS<br />

Der Apotheker Jean Neuhaus entwickelte<br />

1857 in Brüssel die erste Schokoladenpraline<br />

der Welt. Das erste Neuhaus-<br />

Geschäft wurde in der damals noch ganz<br />

neuen Galerie de la Reine eröffnet, wo<br />

als eine schöne Kunst betrieben<br />

werden kann.<br />

Königliche Galerien Sankt Hubert<br />

Grasmarkt<br />

Galerie der Königin 31<br />

www.delvaux.com<br />

sich natürlich auch heute noch eine schicke<br />

Filiale des Chocolatiers befindet.<br />

Königliche Galerien Sankt Hubert 25 - 27<br />

www.neuhaus.be<br />

lich gefüllte Brieftasche und am besten auch einen<br />

königlichen Appetit. Denn natürlich gehören gleich<br />

mehrere Schokoladen-, Gebäck- und Pralinen-Hersteller<br />

zum erlauchten Kreis der Brüsseler Hoflieferanten.


CHOCOLATERIE<br />

MARY<br />

Neben dem König kauft hier auch der<br />

Microsoftgründer Bill Gates seine Pralinen<br />

ein. Nicht nur wegen der siebzig<br />

unterschiedlichen Pralinensorten,<br />

die hier bis heute<br />

nach traditionellen Rezepten<br />

hergestellt werden, sondern<br />

FABIENNE DELVIGNE<br />

Ihre glamourösen Hutkreationen sind<br />

wirklich nicht zu übersehen, zumal sie in<br />

den letzten Jahren von der Königin und<br />

den Prinzessinnen häufiger zu öffentlichen<br />

Anlässen getragen werden. Diese<br />

werden vermutlich ohne Schwierigkeit<br />

einen Termin im Showroom Delvignes<br />

bekommen. Alle anderen müssen sich<br />

PATISSERIE<br />

WITTAMER<br />

Wirklich geschafft hat man es aber wohl<br />

erst dann, wenn man von der Patisserie<br />

Wittamer – die übrigens am Place du<br />

Grand Sablon ein auch von höchster<br />

Kundschaft gerne frequentiertes Café<br />

betreibt – jeden Morgen die ofenfrischen<br />

Tipp<br />

Eine Liste der etwa hundert belgischen Hoflieferanten findet man unter:<br />

www.lesfournisseursbrevetesdelacour.be/ge/fournisseur.php<br />

speziell auch wegen der Einrichtung des<br />

Lokals, die sich, mit viel Goldglanz und<br />

noch mehr blauem Samt, am königlichen<br />

Stil des Rokoko orientiert.<br />

Koningstraat 73<br />

www.marychoc.com<br />

in der Boutique Balthazar trösten, wo die<br />

fabelhaften Haute-Couture-Accessoires<br />

dieser aufstrebenden Hoflieferantin für<br />

Normalsterbliche zu kaufen sind.<br />

Boutique Balthazar<br />

Kaasmarkt 22<br />

www.balthazarstore.com<br />

Croissants nach Hause geliefert bekommt.<br />

Dann darf man sich schon fast<br />

wie ein richtiger König fühlen.<br />

Grote Zavel 12<br />

www.wittamer.be<br />

7


8 Flandern Must see<br />

Must see!<br />

Zugegeben: Wer shoppen in schönster historischer Kulisse will, ist in Flandern immer<br />

am richtigen Ort. Aber auch fernab von Boutiquen und Ladenstraßen gibt es Wunder zu<br />

entdecken, die man nicht versäumen sollte.<br />

UNSER FAVORIT<br />

........................................................<br />

Der Grote Markt von Brüssel<br />

Der Dichter Victor Hugo nannte das Zentrum<br />

von Brüssel, den Grote Markt, "die schönste<br />

Theaterkulisse der Welt". Das gotische<br />

Rathaus und mehr als 30 alte Zunfthäuser<br />

mit herrlichen Renaissance- und Barockgiebeln<br />

bilden ein einzigartiges Ensemble.<br />

Besonders faszinierend ist der Besuch des<br />

Grote Markt am Abend, wenn die prachtvollen<br />

Fassaden ringsum angeleuchtet werden.<br />

1998 wurde der Grand Place von der<br />

UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.


Das Lamm Gottes in Gent<br />

Burg Gravensteen in Gent<br />

Das Altarbild ist eines der wichtigsten<br />

Bilder der Kunstgeschichte. Jan van Eyck<br />

malte erstmals Menschen aus Fleisch und<br />

Blut. Damit war er Vorbild für Bruegel,<br />

Bosch, Raffael, Botticelli und da Vinci.<br />

Das vollendete Altarbild wurde mehrmals<br />

geraubt und steht hinter Panzerglas in der<br />

Taufkapelle.<br />

Das Rubenshaus in Antwerpen<br />

Der Malerfürst mit einer Vorliebe für<br />

üppige Frauen malte für Europas Könige<br />

und Fürsten. Peter Paul Rubens' Renaissancepalast<br />

war sowohl Atelier und<br />

Kuriositätenkabinett als auch Wohnhaus<br />

und Lustgarten. Zu den Glanzlichtern<br />

gehören einige der schönsten Porträts<br />

des Meisters.<br />

Die gewaltige Wasserburg im Herzen von Gent lässt mit<br />

ihren Zinnen und bewehrten Mauern die Herzen kleiner<br />

Jungs höher schlagen. Ritterrüstungen, riesige Schwerter<br />

und die Folterkammer lassen auch heute noch die Besucher<br />

erschauern.<br />

April - Sept. tgl. 9.00 - 18.00 Uhr,<br />

Okt. - März tgl. 9.00 -17.00 Uhr,<br />

Eintritt 8,00 Euro<br />

Die Grachten von Brügge<br />

Grachten und Kanäle durchziehen die<br />

einst reichste Stadt des Mittelalters. Auf<br />

einer Bootsfahrt kann man die Hansestadt<br />

Brügge am bequemsten entdecken.<br />

Vorsicht! An den uralten niedrigen<br />

Brücken muss man den Kopf einziehen.<br />

Die Fahrten in den offenen 30-Mann-<br />

Booten dauern rund eine halbe Stunde<br />

und kosten 5,20 EUR pro Person.<br />

Genter Altar<br />

April - Okt.<br />

Mo - Sa 9.30 - 17.00, So 13.00 - 17.00 Uhr,<br />

Nov. - März<br />

Mo - Sa 10.30 - 16.00, So 13.00 - 16.00 Uhr,<br />

Eintritt 3,00 Euro<br />

Di - So 10.00 - 17.00 Uhr<br />

Eintritt 6,00 Euro<br />

www.museum.antwerpen.be/rubenshuis<br />

9


© westtoer<br />

10<br />

De Haan Einstein am Strand<br />

Urlaub mit<br />

Einstein von Andreas Meyer<br />

© westtoer


A<br />

ch, Einstein. Ja natürlich, Moment.“ Die<br />

junge Frau im Touristenbüro von De Haan<br />

verschwindet hinter ihren Regalen, um kurz<br />

darauf mit jeder Menge Informationsmaterial zurückzukehren.<br />

Ein Stadtplan, eine Broschüre, kopierte<br />

Zettel. Keine Frage. Albert Einstein ist hier bekannt.<br />

Wohlmöglich posthum noch mehr als zu Lebzeiten.<br />

Dabei ist er nicht die einzige Berühmtheit, die sich<br />

früher in De Haan aufhielt. Zita, die letzte Kaiserin<br />

Österreichs, befindet sich ebenso auf der Gästeliste<br />

des Seebades wie die Schriftsteller Maurice Maeterlinck<br />

und Stefan Zweig. Aber natürlich berührt die<br />

Geschichte von Albert Einstein am meisten.<br />

Rückblende: Zusammen mit seiner Frau Elsa befin-<br />

det sich Einstein im März 1933 auf der Heimreise<br />

von den USA nach Europa. In Deutschland haben<br />

die Nazis die Macht übernommen und schon kurz<br />

nach seiner Ankunft in Antwerpen gibt der Physiker<br />

bekannt, nicht mehr nach Deutschland zurückkehren<br />

zu wollen. In dieser Situation bekommt Albert<br />

Einstein Hilfe von Albert I. und Elisabeth, dem belgischen<br />

Königspaar. Sie stellen dem Forscher das<br />

Ferienhaus „Savoyarde“ in De Haan zur Verfügung.<br />

Schon Jahre zuvor hatte Einstein König und Königin<br />

kennen gelernt, mit Elisabeth zusammen musiziert<br />

und im Brüsseler Schloss mit ihnen gegessen. In einem<br />

Brief erinnert sich Einstein später an „Königs“<br />

und den herzlichen Empfang: „Diese beiden Leutchen<br />

sind von einer Reinheit und Güte, die selten<br />

zu finden ist. (...) Es gefiel mir dort über die Maßen,<br />

und ich bin sicher, dass dieses Gefühl gegenseitig<br />

ist.“ Albert I. und Elisabeth lassen die Einsteins sogar<br />

tagaus, tagein von Polizisten bewachen. Doch<br />

als der Herbst kommt, können die Monarchen nicht<br />

mehr für die Sicherheit des Paares garantieren: Am<br />

9. September 1933 verlässt Einstein Belgien inkognito,<br />

um über London endgültig in die USA auszuwandern.<br />

Ein paar Fotos zeugen von den sechs<br />

Monaten, von dem letzten Sommer, den der Nobelpreisträger<br />

in Europa an der flämischen Küste verbrachte:<br />

Mit seiner Frau vor der Haustür des Savoyarde,<br />

allein beim Spaziergang auf dem Seedeich,<br />

zusammen mit dem Oostender Maler James Ensor<br />

und dem französischen Minister Anatole de Monzie<br />

im Gartencafé „Coeur Volant“. Im Plausch mit dem<br />

Künstler Alfons Blomme. Letzterer schaffte es sogar<br />

als einziger, Einstein zu überzeugen, ihm für ein<br />

Portrait Modell zu sitzen.<br />

Linke Seite:<br />

Einstein-Denkmal und<br />

Strandpromenade im<br />

Seebad De Haan<br />

Diese Seite links:<br />

Albert Einstein mit seinem<br />

Freund, dem belgischen<br />

Maler Blomme in De Haan<br />

rechts: Das Seebad der<br />

Villen – De Haan steht<br />

unter Denkmalschutz.<br />

unten: Die typischen<br />

Strandhäuschen säumen<br />

den Weg zwischen<br />

Dünen und Meer.<br />

© westtoer © westtoer<br />

11


12 De Haan Einstein am Strand<br />

Ein Spaziergang am Seedeich, danach einen Kaffee:<br />

An diesen typischen Freizeitbeschäftigungen<br />

der Küste hat sich über die Jahre nicht viel verändert.<br />

Auch das Stadtbild De Haans blieb weitgehend<br />

erhalten, denn seit 1995 steht die „Konzession“,<br />

so der Name des historischen Villenviertels, unter<br />

Denkmalschutz. Überhaupt sorgten strenge Bauvorschriften<br />

von Beginn des vergangenen Jahrhunderts<br />

an dafür, dass De Haan von den gigantischen<br />

Appartmenthäusern, die sonst Flanderns Küstenorte<br />

bestimmen, verschont blieb. Natürlich: Ein paar<br />

sonderbare Gebäude finden sich auch hier, aber immerhin<br />

sind es nostalgische. Das hoch aufgeschossene<br />

Eckhaus „Beau Séjour“ etwa, das aussieht als<br />

hätte man ein Fachwerkhaus ein bisschen zu heftig<br />

gegossen und gedüngt. Oder das „Astoria“, das<br />

mit seiner klaren, geometrischen Art-Déco-Fassade<br />

neben den verspielten Nachbarhäusern ein wenig<br />

streng und allzu ernst wirkt.<br />

Im nostalgischen Seebad<br />

De Haan fährt man am liebsten<br />

mit dem Fahrrad<br />

Ländlichen Charme entfaltet De Haan hingegen,<br />

wenn man die zentralen Achsen samt ihren<br />

Prachtbauten verlässt und durch die Nebenstraßen<br />

schlendert. Hinter Bäumen und Hecken, eingefasst<br />

in hübsche Gärten liegen alte, schmucke<br />

Cottage-Häuser, und die meisten von ihnen tragen,<br />

wie Einsteins „Savoyarde“, klingende Namen:<br />

„Die Wellen“, „Die Bienen“, „Der Taubenschlag“,<br />

aber auch „Rotkäppchen“ und – als Kontrast zum<br />

Strandhafer in den Dünen – „Alpenrose“. Vor einem<br />

besonders schönen Haus des Genter Architekten<br />

Valentin Vaerwyck in der Rembrandtlaan räkelt<br />

sich ein Hund auf der Wiese, im Liegestuhl hält<br />

eine Frau ein Nickerchen. Die beiden haben Glück.<br />

Denn auf der anderen Seite des Ortes döst es sich<br />

heute nicht ganz so entspannt. Auf dem zentralen<br />

Platz „La Potinière“ („Klatschbasentreff“) locken<br />

acht Hüpfburgen nicht nur sämtliche Kinder der<br />

Nachbarschaft an. Damit das Springen besser von<br />

© westtoer


der Sohle geht, wird der Nachwuchs zudem lautstark<br />

mit erfolgreichen Beachparty-Hits der letzten Jahrzehnte<br />

beschallt, so dass der Wind Ricky Martins „Un<br />

Dos Tres Maria“ über halb De Haan weht. Der „Ketchup-Song“<br />

zum „Belle Epoque“-Spaziergang: De Haan<br />

hat eine lässige Art gefunden, sein geschichtliches<br />

Erbe wie selbstverständlich in die Gegenwart zu integrieren.<br />

Trotz der vielen Baudenkmäler mutet dieses<br />

Städtchen weder wie ein Freilichtmuseum noch wie<br />

ein auf Hochglanz poliertes Disney-Land für Historiker<br />

an. De Haan ist nach wie vor das, was es schon zu<br />

Albert Einsteins Zeiten war: ein lebendiger, hübscher<br />

Badeort.<br />

Literatur-Tipps<br />

Die Touristen-Information in der denkmalgeschützten<br />

Tram-Station von De Haan hält Folgendes zum Thema<br />

„Einstein und Belle Epoque“ bereit:<br />

In den Fußstapfen Einsteins, Spaziergang durch das<br />

architektonische Erbe von De Haan<br />

Sehr hübsches und informatives Büchlein, das umfassend<br />

über Albert Einsteins Aufenthalt und das historische<br />

Zentrum De Haans informiert. (2,50 Euro)<br />

Belle Epoque mitten in den Dünen<br />

Stadtplan mit niederländisch kommentiertem, 3 Kilometer<br />

langem Spazierweg durch De Haan. Auf Nachfrage<br />

kann man eine deutsche Übersetzung als Kopie dazu<br />

bekommen. (2 Euro)<br />

Tel.: 0032-59-242135<br />

www.dehaan.be/vert_duits/toerisme.htm<br />

Im Sommer feiert<br />

De Haan mit einem<br />

nostalgischen Fest<br />

die "Belle Epoque"<br />

13<br />

Am Ende der Normandielaan treffe ich schließlich in<br />

einem kleinen Park auf Johnny Werkbroucks Albert-<br />

Einstein-Denkmal von 2006, eine lebensgroße Bronzestatue.<br />

Das Portrait von Alfons Blomme, denke ich<br />

bei mir, gefällt mir besser. Dieser Einstein, der dort<br />

auf der Bank sitzt, sieht mir irgendwie zu sehr nach<br />

Willy Millowitsch aus. Ob die Statue meine Gedanken<br />

erraten hat? Jedenfalls lächelt sie leise. Vielleicht<br />

geht ihr aber auch nur der „Maccarena“-Rhythmus<br />

vom Hüpfburgenplatz ins bronzene Ohr, lässt die Relativitätstheorie<br />

für einen Moment Relativitätstheorie<br />

sein und genießt die Nachmittagssonne. Hat sie nicht<br />

gerade mit dem Fuß gewippt?<br />

Event-Tipp<br />

Einmal im Jahr feiert De Haan mit historischen<br />

Modenschauen, Oldtimer-Paraden<br />

und Musik ein großes Belle-Epoque-Fest.<br />

(jeweils am ersten Samstag im August,<br />

nächster Termin: 07.08.2010)<br />

Gastro-Tipps<br />

Tearoom und Brasserie in einer hübschen<br />

Belle-Epoque-Villa. Von der Terrasse fällt<br />

der Blick bei Waffel, Pfannekuchen und<br />

Filterkaffee auf Flaneure und die Fassaden<br />

der Konzession.<br />

Beaufort, Koninklijk Plein 6<br />

Tel.: 0032-59-236333<br />

www.beaufort.be<br />

Biologisches, leckeres Eis vom Klassiker Vanille bis zu<br />

„Speculoos“, auch Diäteis mit Produkten von heimischen<br />

Bauernhöfen.<br />

Ijsbar Rene, Leopoldlaan 22<br />

Tel.: 0032-59-235453<br />

www.ijsrene.be<br />

Diese Bäckerei und Patisserie – seit drei Generationen<br />

in Familienhand – liegt zwar nicht direkt auf dem<br />

Belle-Epoque-Weg, aber von der Tram-Station lohnen die<br />

knapp 200 Meter über die Hauptverkehrsstraße allein<br />

schon wegen der fabelhaften Eclairs. Gebäckschachtel<br />

zusammenstellen, mitnehmen und später auf dem Seedeich<br />

mit Blick aufs Meer genießen.<br />

Staelens – St. Hubert, Stationsstraat<br />

Tel.: 0032-59-233464<br />

© westtoer


14 Shopping Must have<br />

Must have!<br />

DIAMANTEN –<br />

THE GIRLS BEST FRIENDS<br />

Das flämische Antwerpen ist die Diamantenhauptstadt<br />

der Welt. Rund 85<br />

Prozent der Rohdiamanten werden in<br />

der Stadt an der Schelde bearbeitet<br />

bzw. gehandelt. Die Diamantenbörsen,<br />

Schleifereien, das Diamantenmuseum<br />

und einige Hundert<br />

Juweliere befinden sich im Diamantenviertel<br />

neben dem Antwerpener<br />

Bahnhof.<br />

Diamantmuseum Provincie Antwerpen,<br />

Koningin Astridplein19 - 23, Antwerpen<br />

www.provant.be<br />

Bei dem großen Angebot sind die<br />

Preise für Diamanten günstiger als<br />

anderswo. Der Diamantenmakler<br />

Jewel in a box ist preislich interessant,<br />

da die Schmuckstücke privaten<br />

Verkäufern gehören, die lediglich<br />

einen Platz im Schaufenster mieten.<br />

Jewel in a Box<br />

Schuttershofstraat 34, Antwerpen<br />

Tel.: 32 (0)3 289 56 10<br />

jewelinabox@pandora.be<br />

www.jewelinabox.be<br />

SPITZE –<br />

FILIGRANES HANDWERK<br />

In der Renaissance und im Barock<br />

gehörten Spitzen genau wie Brokat<br />

und Juwelen zu den Statussymbolen<br />

der Adelsgeschlechter. Nicht<br />

nur Frauen schmückten sich gerne<br />

mit den filigranen Kunstwerken. Die<br />

Beherrschung dieses komplizierten<br />

Kunsthandwerks gehörte für "Töchter<br />

aus gutem Hause" lange Zeit zum guten<br />

Ton. In Brügge hat das Klöppeln<br />

eine jahrhundertealte Tradition. Besonders<br />

nachdem 1717 apostolische<br />

Schwestern die erste Klöppelschule<br />

eröffneten, erblühte der Handel. Mit<br />

Beginn der Industrialisierung drohte<br />

das alte Handwerk auszusterben. Um<br />

dies zu verhindern, wurde 1970 das<br />

„Kantzentrum“ eröffnet. Hier werden<br />

die traditionellen Techniken weitergegeben<br />

und Spitzen aus aller Herren<br />

Länder ausgestellt. Schauen Sie doch<br />

mal vorbei und sehen Sie einer der<br />

Klöpplerinnen über die Schulter oder<br />

nehmen Sie gleich selbst an einem<br />

Workshop teil. Handgemachte Spitze<br />

können Sie auch in zahlreichen Geschäften<br />

der Innenstadt erwerben.<br />

Kantcentrum<br />

Peperstraat 3A, Brügge<br />

www.kantcentrum.com<br />

TIERENTEYN –<br />

SENF MIT KULTSTATUS<br />

Seit 1818 stellt die Firma Tierenteyn<br />

nach einer geheimen Mixtur den<br />

legendären Senf aus Gent her. In<br />

dem kleinen nostalgischen Senfladen<br />

am Groentenmarkt, wird der traditionsreiche<br />

Senf vor den Augen der<br />

Kunden direkt aus dem Holzfass in<br />

die Töpfchen abgefüllt. Ob schwarz,<br />

gelb, scharf oder süß, der Tierenteyn-<br />

Senf ist ein pikantes Souvenir mit<br />

aphrodisierender Wirkung. Schwarz<br />

der Senf und rot der Wein, das lässt<br />

Männer glücklich sein. Tatsächlich<br />

soll ein Soldat aus Dijon im Gefolge<br />

Napoleons das scharfe Rezept seiner<br />

flämischen Geliebten im Bette allzu<br />

leichtfertig anvertraut haben.<br />

Groentenmarkt 3, Gent<br />

www.tierenteyn.be<br />

UNSER FAVORIT!


Flandern –<br />

Strandurlaub oder<br />

historische Städte<br />

Sie haben es sich verdient.<br />

In Flandern gibt es immer etwas zu entdecken: Idyllische Dörfer, Kulturhighlights oder gemütliche Provinzen. Nicht zu vergessen die typisch<br />

fl ämische Lebensfreude. Mehr dazu im TUI Schöne Ferien Katalog Frankreich, Holland, Belgien, im TUI Reisebüro oder unter www.tui.com.<br />

Hotel Belle Vue De Haan<br />

im „Belle Epoque“-Stil von 1911,<br />

zentral gelegen, nur 500 m vom Strand.<br />

3 Nächte im DZ mit Frühstück<br />

bei eig. Anreise pro Person ab € 201<br />

15<br />

Sunparks De Haan an der Nordsee De Haan<br />

Renovierte Ferienhäuser am Rande der Dünen gelegen<br />

mit Badeparadies – ideal für Familien.<br />

7 Nächte Unterkunft im Typ 2<br />

bei eig. Anreise für 1-4 Personen ab € 434


16 Brügge Wachgeküsst<br />

Bruges la Morte<br />

Anna Huer<br />

Bruges la Morte von<br />

W<br />

as für eine Schmonzette – aber meine Mutter<br />

ist von dem Film "Ein Traum aus Schokolade"<br />

begeistert. "Brügge, sehen und sterben" gefällt<br />

mir eher, vor allem der fluchende Colin Farrell, der<br />

sich in Brügge tödlich langweilte, ist mir sympathisch.<br />

Aber es geht ja nicht um mich, sondern um meine Eltern,<br />

denen ich zur silbernen Hochzeit eine ganz besondere<br />

Freude machen möchte. "Bruges la Morte" sagt<br />

mein Vater, ehemals Lehrer, nicht ohne Stolz, als ich<br />

meine Eltern in den Reiseplan einweihe. Meine Mutter<br />

gerät ins Schwärmen, und mein Vater hält einen Vortrag<br />

über den Literaten Charles Rodenbach, der Brügge,<br />

die tote Stadt, zum Wallfahrtsort für alle Grufties und<br />

Schwerenöter machte.<br />

Tatsächlich, mein Vater hat Recht: verlassene Straßen,<br />

düstere Kanäle, stumme Häuserfassaden, Nebel und<br />

Nieselregen. Brügge, im November. Bonjour, Tristesse!<br />

"Ein typisch flämisches Giebelhaus aus dem 16. Jahrhundert"<br />

bemerkt mein Vater, als wir mit den Koffern<br />

vor dem Bonifacius stehen. Eine große Flämin mit langen<br />

blonden Haaren öffnet die schwere Eichentür. "Hartelijk<br />

Welkom" sagt Lyne Vanhaeke, die das exklusive<br />

B&B mit viel Liebe aufgebaut hat. Die Türen wurden<br />

aus Parkett aus dem 16. Jahrhundert geschreinert, der<br />

antike Spülstein ist aus blauem Marmor, und der kleine<br />

Schemel kommt aus einem italienischen Kloster.<br />

Die Möbel und Accessoires erzählen Geschichten aus<br />

längst vergangenen Epochen. Meine Eltern machen<br />

eine Zeitreise in die Vergangenheit, und ich fühle mich<br />

wie der schwärmerische Ralph Fiennes. Jedenfalls<br />

schlafe ich heute Nacht in seinem Bett, während meine<br />

Eltern in der Suite von Colin Farrell schlafen. Morgens<br />

beim Frühstück genießen wir das Kaminfeuer und einen<br />

traumhaften Blick auf die malerische Gracht. Die<br />

Sonne hat Brügge wach geküsst.


"366 Stufen", keucht mein Vater. Wir sind auf dem Belfried,<br />

dem Rathausturm, und blicken hinab auf die gigantischen<br />

Tuchhallen. Dort wurde früher das feine Tuch aus Flandern<br />

gelagert. Die Grachten durchziehen die ganze Stadt<br />

– Wasserstraßen zu den Kontoren aus allen Ländern. Bis<br />

zu 150 Schiffe legten dort täglich an und entluden Pelze,<br />

Wein, Leder, Öl, Seide und Luxusgüter. Kaufleute aus Italien,<br />

Spanien, England und Frankreich gaben sich hier die<br />

Klinke in die Hand. Brügge war im frühen Mittelalter die<br />

reichste Stadt der Welt. Mein Vater zeigt auf ein Haus<br />

und doziert weiter: Das ist das Haus der Kaufmannsfamilie<br />

"Van der Beurs". Hier wurde 1409 die Börse erfunden.<br />

Vor dem Kantor wurden die Kurse der Waren ausgehandelt<br />

und auf die Hauswand geschrieben. Das dröhnende<br />

Glockenspiel unterbricht die Ausführungen jäh. Weit in<br />

der Ferne am Ende der grünen Polderlandschaft sehe ich<br />

das Meer. Gut eine Viertelstunde bräuchten wir bis an die<br />

See. Im Mittelalter hatte die Hansestadt über den "Zwin",<br />

einen Meeresarm, direkten Zugang zur Nordsee. Als der<br />

Zwin verlandete und Brügge buchstäblich auf dem Trockenen<br />

lag, kam der Handel zum Erliegen. Die Brügger<br />

waren so arm, dass Sie keine neuen Häuser mehr bauen<br />

konnten, oder poetischer ausgedrückt: Brügge, die Schöne,<br />

fiel in einen Dornröschenschlaf. Der Autor Charles<br />

Rodenbach, der Maler Ferdinand Khnopff und vor allem<br />

der Massentourismus haben die tote Stadt wieder wach<br />

geküsst.<br />

Das Städtchen hat sich gefüllt und wimmelt von Touristen.<br />

Unzählige Boote mit Touristen aus aller Herren Länder<br />

tuckern auf den Grachten durch das Venedig des Nordens.<br />

Wie ein ewiges Mantra kommentiert der Kapitän<br />

die uralten Gebäude mit Anekdötchen auf Englisch, Französisch<br />

und Deutsch. 80 Brücken zählt Brügge. Sie gaben<br />

der Stadt ihren Namen. Bei der letzten Brücke muss<br />

selbst der Kapitän lächeln, weil wir auf sein Kommando<br />

die Köpfe einziehen müssen.<br />

Sage und schreibe 42 Chocolatiers gibt es in der Stadt.<br />

Wir schauen dem Chocolatier Dominique Persoone<br />

beim Gießen der Schokoladenpralinen in seinem Atelier<br />

zu. Ziemlich lecker und scharf sind die Pralinen mit<br />

Blumenkohl-Wasabi-Füllung. „Keine Experimente“, sagt<br />

mein Vater und nennt den Meister abfällig "Schock-olatier".<br />

Die klassischen belgischen Pralinen des ersten<br />

Brügger Chocolatiers "Sukerbuyc" sind mehr nach seinem<br />

Geschmack. Direkt gegenüber, im bekannten Brügger<br />

Teesalon "De Proeverie", trinken wir die leckerste<br />

"Heiße Schokolade" unseres Lebens. Auf meiner Tasse<br />

befindet sich eine Schale mit geschmolzener Schokolade.<br />

Die gieße ich langsam in die heiße Milch – köstlich!<br />

17<br />

Linke Seite: Das verfallene Brügge wurde um die Jahrhundertwende<br />

zum Wallfahrtsort für Melancholiker<br />

Eine Illustration von Fernand Khnopff zeigt die Faszination,<br />

die von dem Roman "Bruges la Morte" ausging.<br />

Diese Seite o. links: Die Brücke der Liebenden<br />

o. rechts: Frühstück mit Blick auf die Gracht im B&B<br />

Bonifacius<br />

Mi. links: Giebel des B&B Bonifacius<br />

Mi. rechts: Gracht mit dem Belfriedturm im Hintergrund<br />

u. links: Der Schwan "Lankhals" – Brügges Wappentier<br />

u. rechts: Eine Grachtenfahrt ist die wohl bequemste<br />

Art, Brügge zu entdecken


18 Brügge Wachgeküsst<br />

Die Innenstadt ist autofrei, dafür kann man Brügge entspannt mit der Kutsche entdecken.<br />

Dominique Persoone und seine ausgefallenen Pralinenkreationen<br />

Im Beginenhof "Den Wijngarten" entkommen wir den<br />

Touristenströmen. Es ist eine Oase der Ruhe. Wie Puppenhäuschen<br />

reihen sich die kleinen Wohnungen aneinander.<br />

Eine Tür ist offen, eine alte Frau klöppelt Spitzen,<br />

die Katze schnurrt vor dem heißen Öfchen. Im Gegensatz<br />

zu den Nonnen lebten die Beginen nicht in einem<br />

geschlossenen Kloster, sondern hatten zumindest tagsüber<br />

Freigang. Sie hatten sogar eigenen Besitz und<br />

durften ohne großes Tam Tam aus dem Orden wieder<br />

austreten. So viel Freiheit war dem Papst dann doch unheimlich,<br />

und so kam die Beginenbewegung allmählich<br />

zum Erliegen. Seit zehn Jahren gehört der Beginenhof<br />

zu den Weltkulturerbestätten der Unesco.<br />

Eine Brücke führt uns über den lieblichen Minnewater,<br />

den Liebessee, auf dem die Schwäne kreuzen. Mit diesen<br />

Schwänen hat es eine ganz besondere Bewandtnis:<br />

Im 15. Jahrhundert töteten die Brügger Bürger während<br />

eines Aufstands den Berater des Kaisers Maximilian,<br />

Pieter Lanckhals. Der Kaiser verdonnerte die Brügger<br />

daraufhin, die Langhälse auf ihren Grachten bis in alle<br />

Ewigkeit zu hegen und zu pflegen.<br />

Abenddämmerung. Das Kutschpferd unseres Einspänners<br />

säuft den Eimer leer. Der Brunnen vor dem Liebessee<br />

dient auch als Pferdetränke. Apropos trinken: Wo<br />

trinkt der Brügger sein Bier? Unser Kutscher verrät uns<br />

seinen persönlichen Favoriten „Den Dijver – ein Ort, an<br />

dem man Bier auch essen kann“, sind seine letzten vielsagenden<br />

Worte dieses Tages.<br />

Rätselhaft. Es ist so ruhig geworden. Zu hören ist nur<br />

das ferne Getrappel von Hufen. Wo sind nur die ganzen<br />

Menschen geblieben? Feuchte, klare Herbstluft. Eingehüllt<br />

in dicke Decken begeben wir uns auf unsere letzte<br />

Reise durch die in Nebel getauchten Gassen und über<br />

steinerne Brücken. Jahrhundertealt und doch zeitlos<br />

schön, verfällt die Stadt wieder in ihren geheimnisvollen<br />

Dornröschenschlaf.<br />

Schokoladen-Tipps<br />

"The Chocolate Line" (Dominique Persoone)<br />

Simon Stevinplein 19<br />

www.thechocolateline.be<br />

Teesalon "De Proeverie"<br />

Katelijnestraat 6<br />

www.deproeverie.be<br />

Schokoladenmuseum<br />

Wijnzakstraat 2<br />

www.choco-story.be<br />

Bier-Tipps<br />

Bierrestaurant "Den Dijver"<br />

Dijver 5, Tel.: 0032-50-336069<br />

www.dijver.be<br />

Bierkneipe "Brugs Bertje"<br />

Kemelstraat 5<br />

www.brugsbeertje.be<br />

Bierkneipe "De Garre"<br />

De Garre 1, Tel.: 0032-50-341029<br />

Hausbrauerei "De Halve Maan"<br />

Walplein 26, Tel.: 0032-50-332697<br />

www.halvemaan.be<br />

Hotel-Tipps<br />

B&B "Bonifacius"<br />

Groeninge 4, Tel.: 0032 (0) 50 490049<br />

www.bonifacius.be<br />

B&B "Number 11"<br />

Peerdenstraat 11, Tel.: 0032-50-330675<br />

www.number11.be


19


20 Tongeren Antikmärkte<br />

Jagd auf dem<br />

Antikmarkt von Jean Flamand<br />

D<br />

ieser Ausflug ist nichts für Langschläfer. Der<br />

größte Antikmarkt von Benelux liegt zwar<br />

nur anderthalb Stunden von Köln entfernt in<br />

Tongeren, aber bereits ab fünf Uhr in der Früh wird<br />

die Schnäppchenjagd eröffnet. Jäger müssen also<br />

früh aufstehen!<br />

Das Horrido beginnt vor dem Morgengrauen<br />

auf dem Parkplatz am südlichen<br />

Ende der mittelalterlichen Stadtumwallung.<br />

Zur Jagdausrüstung gehören<br />

Goretex-Jacken, Rucksack und vor allem<br />

Taschenlampen. Rund 350 Händler<br />

haben entlang der Stadtmauer, auf<br />

dem Viehmarkt und in zwei gewaltigen<br />

Hallen ihre Stände aufgebaut. Es ist<br />

ein gutes und zuverlässiges Jagdrevier,<br />

das jeden Sonntag, Sommer wie Winter, bei Regen<br />

oder Sonnenschein reiche Beute verspricht. Der<br />

größte Teil der Ware ist authentisch. Leider wissen<br />

dies auch die Verkäufer. Echte Schnäppchen, vor allem<br />

bei Qualitätsstücken, gehören meist zum Jägerlatein.<br />

Ins Auge fallen Möbel, vor allem Kleinmöbel,<br />

aber auch Kitsch und Kunst, Schmuck und Porzellan.<br />

Zum Glück wenig "Klamottenstände" und kaum Fake<br />

aus China! Tongeren reiht sich in Qualität und Größe<br />

direkt hinter Paris ein und lockt Antiquitätenliebhaber<br />

und Sammler aus Frankreich, Deutschland, Holland<br />

und sogar England an.<br />

Meine Leidenschaft sind Grammophone und Schellackplatten,<br />

und dafür kenne ich meine Händler<br />

schon. Jos kommt aus Gent. Schon sein Vater hatte<br />

in Tongeren einen Stand. Er verrät mir eine heiße<br />

Fährte: Schellackschätzchen bei Jan.<br />

Hier kennt jeder jeden – der Markt ist<br />

fest in der Hand von professionellen<br />

Antiquitätenhändlern aus ganz Belgien.<br />

Privatanbieter dürfen erst nach<br />

acht Uhr morgens ihren Stand aufbauen.<br />

Der Markt ist ein heißer Tipp für<br />

Trödel aus den 70er Jahren, doch ich<br />

schaue auch gerne mal bei den richtigen<br />

Antiquitätengeschäften herein.<br />

Ich kenne keinen Ort auf der Welt, an dem sich 45<br />

Antiquitätenläden aneinanderreihen. Konkurrenz belebt<br />

bekanntlich das Geschäft!<br />

Wenn um 13.00 Uhr die Stände abgebaut werden,<br />

bläst der Schnäppchenjäger innerlich zum Halali.<br />

Eine gute Gelegenheit für einen Spaziergang durch<br />

die älteste Stadt Belgiens. Es gibt Touristen, die kennen<br />

nur den Flohmarkt, dabei ist die ganz von einer


Stadtmauer umgebene Innenstadt auch sehr malerisch.<br />

Wir schlendern gerne vom mittelalterlichen Stadttor<br />

zum Beginenhof und folgen den bronzenen Ambiorix-<br />

Porträts auf dem Bürgersteig. Die Ambiorix-Wanderroute<br />

führt zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt. Ambiorix ist das belgische Pendant zu unserem<br />

Hermann, dem Cherusker, ein im 19. Jahrhundert<br />

zur Legende gemachter Freiheitskämpfer. Mit seinem<br />

Schnurrbart erinnert er ein bisschen an Asterix. Ein besonderes<br />

Bonbon ist die Ambiorix-Ausstellung im Gallorömischen<br />

Museum. Hier werden kostbare keltische<br />

Schätze gezeigt und die Schlacht gegen die Römer eindrucksvoll<br />

inszeniert.<br />

Stöbern längs der alten<br />

Stadtmauer von Tongeren<br />

Gastro-Tipp<br />

In der Nähe des Beginenhofs kann man nett auf der<br />

Terrasse des De Pelgrim ein frisch gezapftes Bierchen<br />

trinken oder auch ganz zünftig essen.<br />

Brouwersstraat 9, Tel.: 0032-12-23 83 22<br />

Rad-Tipp<br />

Fahrräder kann man gegen ein Pfand von 10 Euro gratis<br />

beim Verkehrsamt ausleihen.<br />

Ausstellungs-Tipp<br />

Ambiorix, König der Eburonen<br />

bis zum 13. Juni 2010, Gallorömisches Museum<br />

Kielenstraat 15, Tel.: 0032-12-670330<br />

www.gallo-romeinsmuseum.be<br />

Antik-Tipp<br />

Verzeichnis der 45 Antikhändler gibt es bei den Händlern<br />

selbst oder auch im Büro von Toerisme Tongeren,<br />

Julianus Galerien, Tel.: 0032-12-390255<br />

21<br />

Hotel-Tipp<br />

Das Design-Hotel Eburon befindet sich in einem ehemaligen<br />

Kloster aus dem 12. Jahrhundert.<br />

De Schiervelstraat 10, Tel.: 0032-12-230199<br />

www.eburonhotel.be


22<br />

Flandern Must know<br />

Must know!<br />

Dass es in Flandern die besten Pommes frites und die größte Pralinen- und Schokoladenvielfalt<br />

gibt, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben. Wir beweisen Ihnen, dass es<br />

noch viel mehr zu wissen gibt über uns...<br />

Hätten Sie gewusst dass, …<br />

... die Schlümpfe, Tim & Struppi, Lucky Luke und viele andere Comic-Helden Belgier sind?<br />

In der Comicmetropole Brüssel befindet sich das „Comicmuseum“, und ein „Comic Walk“ führt an riesigen,<br />

mit Comics bemalten Hauswänden vorbei.


... der Cluburlaub eine Erfindung<br />

eines Antwerpener Diamantenhändlers<br />

ist? Im Jahre 1950 gründete<br />

Gerard Blitz den ersten Club<br />

Mediterranée auf Mallorca.<br />

... über 500 verschiedene Biere<br />

in Belgien gebraut werden? Man<br />

bestellt hier kein Bier, sondern ein<br />

"Mort Subite" (einen plötzlichen<br />

Tod), ein "Delirium Tremens", ein<br />

Kwak, ein Kriek oder ein legendäres<br />

Trappistenbier.<br />

... die Pariser Metro von einem<br />

Belgier entworfen wurde? Der<br />

belgische Ingenieur Baron Edouard<br />

Empain (1852-1929) gründete<br />

auch Eisenbahngesellschaften in<br />

China, Kongo und Ägypten.<br />

... die ersten Atlanten und die<br />

ersten winkeltreuen Karten eine<br />

Erfindung des Belgiers Gerhard<br />

Kremer waren? Besser ist er<br />

unter seinem lateinischen Namen<br />

Mercator bekannt. Die nach ihm<br />

benannte Mercator-Projektion<br />

wird immer noch für nautische<br />

Karten verwendet.<br />

... die Kunst des Diamantschleifens<br />

ein Brügger Juwelier,<br />

Lodewijk van Berquem, im Jahre<br />

1456 erfand? Bis heute werden<br />

Diamanten auf die gleiche Weise<br />

geschliffen: auf rotierenden<br />

Scheiben mit Diamantstaub.<br />

***<br />

...Belgien auf den Einwohner<br />

gesehen mehr Michelin-Sterne<br />

als Frankreich zählt? Allein Brüssel<br />

zählt 25 Michelin-Sterne. Die<br />

flämische Küche vereint französische<br />

Raffinesse mit burgundischer<br />

Reichhaltigkeit und ist<br />

wichtiger als Politik. Genießt doch<br />

ein Meisterkoch in Flandern mehr<br />

Ansehen als ein Minister.<br />

... Flandern mit 443 Einwohnern/<br />

km² zu den am dichtesten besiedelten<br />

Ländern der Welt zählt?<br />

... ein belgisches Reinheitsgebot<br />

für Schokolade besteht? Obgleich<br />

die EU im März 2000 entschieden<br />

hat, dass bis zu fünf Prozent<br />

Fremdfette der Schokolade beigemischt<br />

werden dürfen, halten<br />

die belgischen Chocolatiers an<br />

der teuren Kakaobutter fest und<br />

haben ein nationales Gütesiegel<br />

für ihre Schokoladen eingeführt.<br />

... die Jazzlegenden Django Reinhardt<br />

und Toots Thielemans aus<br />

Belgien stammen? Vermutlich<br />

ist die Melodie der Sesamstraße<br />

die bekannteste Mundharmonika-<br />

Komposition des legendären<br />

Toots, der heute immer noch auf<br />

der Bühne steht.<br />

23


© westtoer<br />

24<br />

Oostende Der Maler und das Meer<br />

Der Maler und<br />

das Meer<br />

Der König der Sirenen: Der Maler James Ensor hat in Oostende, zwischen Meeresküste und<br />

Mummenschanz, fast sein ganzes Leben verbracht. Als verachteter Sonderling erst, dann als<br />

ein weithin gefeierter Grandseigneur der Avantgarde, zu dessen Domizil in der Vlaanderenstraat<br />

Künstler und Schriftsteller aus ganz Europa pilgerten. Daran erinnert nun eine große<br />

Ausstellung, die ihm das flämische Seebad zu seinem 150. Geburtstag widmet. Aber auch<br />

sonst lässt sich in Oostende vorzüglich dem seltsamen Schillern dieses epochalen Malers –<br />

und Kauzes – nachspüren.<br />

von Manfred Schwarz


D<br />

ie Sonne scheint sehr vergnügt. Sie lacht<br />

sogar vom Himmel. Vermutlich über das tolle<br />

Treiben dort unten, am Strand. Über das<br />

ganze bunte, bizarre Menschengewimmel, das sich<br />

an diesem Sommertag hier versammelt hat. Zum<br />

Baden, zum Spielen, zum Posieren und Charmieren.<br />

Zum Glotzen auch. Am besten mit dem Fernglas.<br />

Einige haben sich sogar auf die Dächer der Badehäuschen<br />

gesetzt, um mit dem Fernrohr einen ungenierten<br />

Blick auf die bisweilen doch recht frivolen<br />

Wasserspiele zu haben, auf den einen oder anderen<br />

nackten Hintern, der zwischen den Wellen aufblitzt.<br />

Das alles erinnert an eine Theaterbühne. Mehr noch<br />

– an einen Rummelplatz. Willkommen im Strandbad<br />

von Oostende.<br />

So jedenfalls hat es James Ensor gesehen. 1890<br />

machte sich der belgische Maler mit einem skandalträchtigen<br />

„Wimmelbild“ über das Badeleben<br />

in seiner Heimatstadt lustig. Es wurde sogar aus<br />

einer Ausstellung entfernt, was den Weltschmerz<br />

des ebenso eitlen wie überempfindlichen Künstlers<br />

noch mehr gesteigert haben dürfte. Diesmal jedoch<br />

fand er wahrhaft fürstlichen Zuspruch. Der belgische<br />

König Leopold II., selbst ein Dauergast in Oostende<br />

und Mittelpunkt des mondänen sommerlichen<br />

Badetreibens in den Hochzeiten der Belle Époque,<br />

zeigte sich amüsiert über die Lästerei: „Herrn Ensor<br />

ist diese Darstellung sehr gut gelungen. Er hat nicht<br />

übertrieben. Genauso badet man in Oostende. Das<br />

Meer und das Bad bieten uns doch bisweilen sehr<br />

angenehme Überraschungen.“ Er ließ das Bild gut<br />

sichtbar wieder aufhängen.<br />

Damals wurde Oostende gerade in ganz Europa als<br />

„Königin der Seebäder“ gefeiert. Jeden Sommer<br />

kamen russische Fürsten, deutsche Prinzen und<br />

englische Lords mit ihrem Gefolge, um sich auf<br />

25<br />

elegante Weise die Ein Wimmelbild voller skandalöser Details:<br />

Baden in Oostende, James Ensor, 1891<br />

Zeit zu vertreiben. In<br />

(Ausschnitte) © SABAM Belgium 2010<br />

den Kabaretts traten<br />

die schönsten Pariser<br />

Tänzerinnen auf, im Kursaal sang Enrico Caruso für<br />

den Schah von Persien, und im Casino verspielte der<br />

norwegische Schriftsteller Knut Hamsun ein ganzes<br />

Vermögen, glücklicherweise nicht sein eigenes, sondern<br />

nur das seiner eben erst angetrauten Ehefrau.<br />

Auch Stefan Zweig, der zu den vielen Schaulustigen<br />

gehörte, die sich vom Glanz des Badelebens in<br />

Oostende anziehen ließen, bestaunte die „aparten<br />

Badetoiletten und die ziemlich weitgehende Freiheit<br />

der Sitten“ in diesem Eldorado des Plaisirs an der<br />

flämischen Goldküste.<br />

Der große Literat kam jedoch nicht nur hierher, weil<br />

ihn der „unverabredete Treffpunkt der echten und<br />

falschen Aristokratie“ verlockte. Er hat auch den –<br />

natürlich selbsternannten – „König der Sirenen“ hofiert,<br />

der inmitten von Karnevalsmasken und kleinen<br />

Schiffsmodellen, von bemalten Fächern und Muscheln,<br />

Chinoiserien und allerlei bunt gemischtem<br />

Firlefanz nur wenige Schritte vom Strand und vom<br />

Kursaal entfernt auf der Vlaanderenstraat residierte,<br />

über einem Ladengeschäft, in dem seine Familie<br />

einst Souvenirs und Kuriositäten an die Badegäste<br />

verkaufte: Der Maler James Ensor, der sich von der<br />

Welt nach Oostende zurückgezogen hatte, in seine<br />

Klause, um dann hier schließlich Weltruhm zu erlangen.<br />

Als einsamer Maler der Masken und Fratzen,<br />

als Ankläger einer Welt, die nichts anderes ist als ein<br />

greller und schriller Mummenschanz.<br />

Am 13. April 1860 ist James Ensor im schicken Oostende<br />

geboren worden, und er hat während seines<br />

ganzen Lebens diese verehrte „Göttin des blonden<br />

© SABAM Belgium 2010


26 Oostende Der Maler und das Meer<br />

Diese Seite: Unter den Königlichen Arkaden der Strandpromenade<br />

von Oostende suchte der blasse Adel Schutz<br />

vor der Sonne; der Hafen von Oostende<br />

Rechte Seite, links: James Ensor, Masques chantant,<br />

1928 - 1929, Collection JyR, Liège<br />

Mitte: "Ik, James Ensor", Installation von Daniel Spoerri<br />

o. rechts: Grab von James Ensor in Oostende<br />

ganz unten: James Ensor in seinem Atelier<br />

© Patrick Florizoone, James Ensor Archief, Gent<br />

© westtoer<br />

Lichts“ kaum je verlassen. Aus Liebe zur Nordsee,<br />

zur Küste. Aber auch, weil ihn die spezielle Atmosphäre<br />

des Seebads zwischen Fischmarkt und<br />

Grand Hotel inspirierte, jene immer noch reizvolle<br />

Mischung aus Rustikalem und Glamourösem, aus<br />

flämischem Frohsinn und weltläufiger Noblesse. Er<br />

hat Oostende geliebt, und er hat Oostende gehasst.<br />

Er wollte nirgendwo anders leben. Er fand hier ein<br />

„Paradies für Maler.“<br />

James Ensor, der neben van Gogh und Paul Gauguin<br />

zu den großen Pionieren der modernen Malerei<br />

gehört, hat Oostende dadurch zu einem<br />

Schauplatz und gleichzeitig zu einem Wallfahrtsort<br />

der künstlerischen Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert<br />

werden lassen. Während seine Werke fast<br />

ausschließlich um das Meer, das Küstenleben und<br />

das schlüpfrige Treiben im Seebad kreisen, das mal<br />

mit düsterer Verzweiflung, mal mit schrillem Spott<br />

geschildert wird, lässt sich im Ensor-Haus auf der<br />

Vlaanderenstraat noch die spezielle Atmosphäre erspüren,<br />

in der er jahrzehntelang allein mit seinem<br />

Diener und seinen Dämonen lebte. Und wo er, im<br />

immer noch wie ehedem eingerichteten Blauen<br />

Salon in der ersten Etage, all jene namhaften Besucher<br />

empfing, von Erich Heckel bis Wassily Kandinsky,<br />

von Edouard Vuillard bis Emil Nolde, die sich<br />

von seinen Bildern inspirieren ließen.<br />

Diesen Besuchen bei Ensor und ihren künstlerischen<br />

Erträgen ist die große Geburtstagsausstellung gewidmet,<br />

mit der die Stadt Oostende im Frühjahr ihrem berühmtesten<br />

Sohn eine Reverenz erweist. Spätestens<br />

im Sommer bietet sich dann aber noch die Gelegenheit<br />

zu einer weiteren, ganz anderen Hommage: Indem<br />

wir, in Memoriam James Ensor, ein Bad nehmen<br />

am köstlich kunterbunten Strand von Oostende.<br />

© westtoer


Strandgut eines Malerdaseins:<br />

eine Küstenwanderung<br />

„Ich liebe die Masken, und ich lebe aus dem Meer“,<br />

hat James Ensor einmal bekannt. Man darf das ruhig<br />

wörtlich nehmen. Täglich führten ihn seine Spaziergänge<br />

zur Küste und zum Meeresufer, wo seine<br />

Seele und seine Augen Nahrung fanden. Man sollte<br />

sich deshalb unbedingt auf einen Streifzug entlang<br />

der Strandpromenade begeben. Weil man so dem<br />

Maler näherkommt, und weil man auf diesem Weg<br />

zugleich einigen der schönsten Seiten Oostendes<br />

begegnet.<br />

Man beginnt man besten am Visserskaai, den wir<br />

wegen seines lebhaften Trubels und seiner geschäftigen<br />

Hemdsärmeligkeit genauso lieben, wie Ensor<br />

es tat, der hier viele Motive seiner Gemälde fand.<br />

Wir sind schon mit einer Portion leckerer flämischer<br />

Fritjes zufrieden, die man hier gleich ungeziert am<br />

Quai verzehrt, mit dem Blick auf den Hafen und die<br />

einlaufenden Fischerboote: Ein Must für jeden Oostende-Besuch.<br />

Auf dem Digue Richtung Casino passieren wir die<br />

Installation "Ik, James Ensor" von Daniel Spoerri, die<br />

auf das Mansarden-Atelier des jungen Künstlers anspielt,<br />

das sich unweit von hier befand. Dann kommen<br />

wir zum zentralen Badestrand vor der grandiosen,<br />

fast 400 Meter langen „Königlichen Galerie“,<br />

die Leopold II. errichten ließ und wo sich schon<br />

damals das mondäne, von Ensor oftmals karikierte<br />

Strandleben konzentrierte.<br />

Statt uns gleich schon in den Sand zu werfen, gehen<br />

wir jedoch noch ein Stück weiter. Richtung Mariakerke,<br />

entlang eben jenes wesentlich einsameren<br />

© SABAM Belgium 2010<br />

und raueren Strandabschnitts, den Ensor wie auch<br />

Leopold II. besonders liebten.<br />

Bis wir zum Friedhof des kleinen Duinenkerkje kommen,<br />

wo der Maler begraben ist, gleich bei den Dünen,<br />

in größtmöglicher Nähe zum abgöttisch geliebten<br />

Meer. Auf Rufweite.<br />

Ausstellung<br />

© westtoer<br />

Zu Besuch bei Ensor<br />

13.02. - 29.08.2010<br />

Kunstmuseum aan Zee (Mu.Zee)<br />

Romestraat 11, 8400 Oostende<br />

Öffnungszeiten<br />

Di - So: 10 - 18 h<br />

montags geschlossen<br />

Eintrittspreise<br />

Erwachsene 9 <br />

Ermäßigt 7,50 <br />

Tel.: 0032 - 59 - 50 81 18<br />

Fax: 0032 - 59 - 80 56 26<br />

E-Mail: info@pmmk.be<br />

www.muzee.be<br />

27


28<br />

Mechelen<br />

Die Stadt<br />

der Mondlöscher<br />

Nein, sie leben nicht hinterm Mond, sondern<br />

gerade mal 20 Kilometer von der EU-Hauptstadt<br />

Brüssel entfernt. Auch wenn die Mechelener<br />

ihren Romboutsturm fast bis zum Mond bauen<br />

wollten. Mit 167 Metern wäre er der höchste<br />

Kirchturm der Welt geworden, aber den Mechelenern<br />

ging das Geld aus, und so ragt der unvollendete<br />

Turm ohne Spitze wie eine mächtige Burg<br />

weithin über die flämische Landschaft. Er ist das<br />

Wahrzeichen der Stadt, die einst die Hauptstadt<br />

der Niederlande war, und gilt als das Meisterwerk<br />

gotischer Turmbaukunst.<br />

von Jean Flamant


E<br />

ine Wendeltreppe mit 514 blankgewetzten Stufen<br />

führt uns immer höher hinauf, vorbei an<br />

Turmgeschossen, alten Holzkränen und einem<br />

monumentalen Räderwerk. Immer mächtiger dröhnt<br />

das himmlische Glockengeläut in unseren Ohren. Endlich<br />

oben! Über unseren Köpfen schwebt ein 40 Tonnen<br />

schweres Glockenspiel. „Man stelle sich ein Klavier mit<br />

einer Höhe von 400 Fuß vor und die Kathedrale als Flügel“,<br />

so beschrieb Victor Hugo, Schöpfer des „Glöckners<br />

von Notre-Dame“, die Kathedrale von St. Rombout.<br />

Aber hier hängt kein hässlicher Quasimodo in den Seilen<br />

und tanzt mit seinen geliebten Schwestern, den Glocken.<br />

Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren drischt<br />

wie ein Schlagzeuger mit Fäusten und Füßen auf Holzklöppel<br />

und Pedale. Schwerstarbeit! Katarina ist Russin,<br />

schweißgebadet, aber glücklich! Es ist eine besondere<br />

Ehre, als Meisterschülerin der Königlichen Glockenspielschule<br />

auf diesem gigantischen Carillion zu spielen. Glockenspiel<br />

heißt auf Russisch: "Mechelener Klänge". Das<br />

größte und schwerste Instrument der Welt. Es ist natürlich<br />

eine große Kunst, damit auch sauber zu spielen.<br />

Sonst müssten sich die Menschen überall in Mechelen<br />

die Ohren zuhalten.<br />

Das Wertvollste verbirgt sich jedoch im Innern der acht<br />

Mechelener Kirchen: sakrale Kunst von Weltruf. Anton<br />

van Dyck, Lucas Faydherbe und Peter Paul Rubens – keiner<br />

würde in den Kirchen von Mechelen Werke dieser<br />

Meister vermuten. Sakrale Kunst wurde in Deutschland<br />

ins Museum verbannt, aber hier in Mechelen können wir<br />

die Meisterwerke an dem Ort bewundern, für den sie<br />

ursprünglich geschaffen wurden.<br />

Natürlich sind die Mechelener stolz auf ihre Kunstschätze.<br />

Vor allem auf Lucas Faydherbe, den Rubens der Bildhauerei,<br />

der 1617 in Mechelen geboren wurde. Aber mit<br />

besonderem Stolz erfüllt die Mechelener etwas anderes,<br />

sagt der Stadtführer Marcel mit einem verschwörerischen<br />

Grinsen. "Wir haben versucht, den Mond zu<br />

löschen!" Am 27. Januar 1687, einem nebligen Winterabend,<br />

kamen zwei Männer etwas angeheitert aus dem<br />

Wirtshaus am Marktplatz. Sie sahen den Turm rot glühen<br />

und voller Rauch und riefen: "Feuer, der Turm brennt!"<br />

Die Bürger schleppten Eimer mit Wasser hinauf, um den<br />

Brand zu löschen. Nur das Feuer konnten sie nicht finden.<br />

Der rotglühende Mond hatte ihnen den Brand nur<br />

vorgegaukelt. Natürlich war die Angelegenheit den Mechelenern<br />

sehr peinlich, und es wurde beschlossen, das<br />

Ganze nicht an die große Glocke zu hängen. Aber bereits<br />

am nächsten Morgen trieben die Brüsseler und Antwerpener<br />

ihren Spott mit den übereifrigen Mondlöschern,<br />

und so heißen Sie noch heute "Maneblussers".<br />

1 2<br />

Pralinen-Tipp:<br />

Echte Mondlöscher-Pralinen in Mondform gibt es bei<br />

Patisserie Vanderbeek<br />

Steenweg 36 - 38, Tel.: 0032-15-203266<br />

www.vanderbeek.be<br />

Hotel-Tipp:<br />

Hotel Patershof (1)<br />

Schlafen in einer ehemaligen Karmeliter-Kirche.<br />

Karmelietenstraat 4, Tel.: 0032-15-464646<br />

www.martins-hotels.com<br />

Lunaluna (2)<br />

Bed and Breakfast in einem Stadtpalast. Mit dazu gehören<br />

die besonderen Stadtführungen des Gastgebers.<br />

Jef Denynplein 4 - 6 Tel.: 0032-486-296798<br />

www.lunaluna.be<br />

29<br />

oben: Vierzig Tonnen Glockenspiel<br />

Jo Haazen, der Direktor der Königlichen Glockenspielschule<br />

Mitte: Der Klassiker – "Maneblussers" aus Mechelen<br />

Der Prachtaltar des Meisters Lucas Faydherbe


30 Antwerpen Shopping<br />

Das perfekte<br />

Wochenende<br />

von Silke Hoffmann


M it<br />

meinen Freundinnen nach Antwerpen – die<br />

Vorfreude darauf hat mich durch den urlaubslosen<br />

Sommer gerettet.<br />

Scheldezicht heißt unser schnuckeliges Domizil für die<br />

nächsten zwei Tage, und wie der Name schon sagt, liegt<br />

es nur einen Steinwurf vom Fluss entfernt. Weiße Fassade,<br />

blaue Markisen und Blick auf einen baumbestandenen<br />

Platz: gefällt mir! Mit der Sicht auf die Schelde<br />

ist es nicht ganz so weit her, da müsste man schon um<br />

die Ecke gucken können. Aber das macht eigentlich gar<br />

nichts. Schließlich sind wir nicht hier, um aus dem Fenster<br />

zu sehen.<br />

Auf geht's ins Modeviertel. Das Fashion-Bermuda-Dreieck<br />

besteht aus drei Straßen.<br />

An der Nationalestraat liegen das Modemuseum und<br />

die noblen Flagship-Stores der großen Namen von Veronique<br />

Branquinho bis zu Dries van Noten. Mir ist es<br />

bei den bekannten Designern doch etwas zu teuer. Mein<br />

persönlicher Favorit heißt deshalb Kammenstraat, wo<br />

sich die Stores mit ausgefallener Street Ware, Vintage-<br />

Chic und Disco aneinanderreihen. Schuhe, schöne Schuhe.<br />

Zappa, hier muss ich rein! Ausgefallene Schuhe in<br />

allen Variationen reihen sich aneinander und ich entdecke<br />

ein wunderschönes Paar schwarzer Stiefeletten.<br />

300 Euro? Zu teuer!<br />

Wir ziehen weiter zu Walter. Walter van Beirendonck<br />

ist das exzentrische "Enfant terrible" der Antwerpener<br />

Modeszene. Er lässt die Models im Pariser Lido vom<br />

Laufsteg fallen und organisiert auch Ausstellungen zu<br />

plastischer Chirurgie und Selbstverstümmelung. Eklig!<br />

Aber sein Flagship-Store in dem ehemaligen Parkhaus<br />

auf der Sint-Antoniusstraat ist faszinierender und futuristischer<br />

als jede Kunstgalerie. Neben Walter entdecke<br />

ich das Cheap Thrills. Hört sich günstig an. Der Laden ist<br />

31<br />

oben: Der Modepalast von Dries van Noten<br />

unten: Zappa – ausgefallene Schuhe in allen Variationen


32<br />

Antwerpen Shopping<br />

Schuhe, schöne Schuhe. Hier muss ich rein!<br />

Es gibt in Antwerpen viele geschmackvolle Modeläden<br />

wie das "Escape" in der Schutterhofstraat<br />

das Outlet des Zappa, in dem ich vor einer Stunde<br />

die perfekten Stiefel entdeckt habe, und da sehe<br />

ich schon ganz ähnliche. Nur 195 Euro? Das heißt<br />

105 Euro gespart! Bei so viel Sparsamkeit kann ich<br />

mir auch noch die mintfarbenen Pumps für 70 Euro<br />

leisten! Irgendwann kehren wir dann stolz und mit<br />

vollen Tüten ins Hotel zurück, um uns für die Nacht<br />

schick zu machen.<br />

Längs der Schelde flanieren wir in der Abendsonne<br />

ins Zuid, das südliche Ausgehviertel. Die letzten<br />

Sonnenstrahlen genießen wir in urgemütlichen<br />

Sesseln auf der Terrasse des Mogador und trinken<br />

den besten Erdbeer-Daiquiri unseres Lebens. Lachen<br />

macht hungrig, und wir bekommen Hunger<br />

auf Fritten. Wir sind schließlich in Belgien! Haute<br />

Frituur, was auf den ersten Blick an eine schicke<br />

Boutique erinnert, ist tatsächlich die Designausführung<br />

einer Frittenbude. Statt der üblichen Mayonnaise<br />

probieren wir die hausgemachte Currysauce<br />

– hm, total lecker! Zum Abtanzen im angesagten<br />

Petrolclub sind wir zu träge, und ich will mit meinen<br />

Freundinnen noch unbedingt eine typisch flämische<br />

Spezialität probieren: Genever! Im Vagant, DER Geneverkneipe<br />

schlechthin, suchen wir uns dann aus<br />

400 der hochprozentigen Leckereien unsere Betthupferl<br />

aus. Vom schläfrigen Blick der getigerten<br />

Kneipenkatze begleitet, machen wir uns auf den<br />

Rückweg ins Hotel.<br />

Heute wollte ich aus Rücksicht auf mein Konto einen<br />

Kulturtag einlegen. Aber Britta liebt abgefahrene<br />

Möbel, und so schlendern wir auf die Antiquitätenmeile,<br />

die Kloosterstraat direkt hinter unserem<br />

Hotel. In Antwerpen sind sogar Antiquitäten avantgardistisch.<br />

Loftstyles haut mich um, Flugzeugtriebwerke<br />

haben sich in futuristische Schreibtische und<br />

Stühle verwandelt. Superbequem sitzt es sich im<br />

Oil Drum Chair, einem alten Ölfass – und Britta wird<br />

schwach. Glücklicherweise gibt es einen Lieferservice.


32<br />

Antwerpen Shopping<br />

Schuhe, schöne Schuhe. Hier muss ich rein!<br />

Es gibt in Antwerpen viele geschmackvolle Modeläden<br />

wie das "Escape" in der Schutterhofstraat<br />

das Outlet des Zappa, in dem ich vor einer Stunde<br />

die perfekten Stiefel entdeckt habe, und da sehe<br />

ich schon ganz ähnliche. Nur 195 Euro? Das heißt<br />

105 Euro gespart! Bei so viel Sparsamkeit kann ich<br />

mir auch noch die mintfarbenen Pumps für 70 Euro<br />

leisten! Irgendwann kehren wir dann stolz und mit<br />

vollen Tüten ins Hotel zurück, um uns für die Nacht<br />

schick zu machen.<br />

Längs der Schelde flanieren wir in der Abendsonne<br />

ins Zuid, das südliche Ausgehviertel. Die letzten<br />

Sonnenstrahlen genießen wir in urgemütlichen<br />

Sesseln auf der Terrasse des Mogador und trinken<br />

den besten Erdbeer-Daiquiri unseres Lebens. Lachen<br />

macht hungrig, und wir bekommen Hunger<br />

auf Fritten. Wir sind schließlich in Belgien! Haute<br />

Frituur, was auf den ersten Blick an eine schicke<br />

Boutique erinnert, ist tatsächlich die Designausführung<br />

einer Frittenbude. Statt der üblichen Mayonnaise<br />

probieren wir die hausgemachte Currysauce<br />

– hm, total lecker! Zum Abtanzen im angesagten<br />

Petrolclub sind wir zu träge, und ich will mit meinen<br />

Freundinnen noch unbedingt eine typisch flämische<br />

Spezialität probieren: Genever! Im Vagant, DER Geneverkneipe<br />

schlechthin, suchen wir uns dann aus<br />

400 der hochprozentigen Leckereien unsere Betthupferl<br />

aus. Vom schläfrigen Blick der getigerten<br />

Kneipenkatze begleitet, machen wir uns auf den<br />

Rückweg ins Hotel.<br />

Heute wollte ich aus Rücksicht auf mein Konto einen<br />

Kulturtag einlegen. Aber Britta liebt abgefahrene<br />

Möbel, und so schlendern wir auf die Antiquitätenmeile,<br />

die Kloosterstraat direkt hinter unserem<br />

Hotel. In Antwerpen sind sogar Antiquitäten avantgardistisch.<br />

Loftstyles haut mich um, Flugzeugtriebwerke<br />

haben sich in futuristische Schreibtische und<br />

Stühle verwandelt. Superbequem sitzt es sich im<br />

Oil Drum Chair, einem alten Ölfass – und Britta wird<br />

schwach. Glücklicherweise gibt es einen Lieferservice.


34 Antwerpen Shopping<br />

Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir in urgemütlichen<br />

Sesseln auf der Terrasse des Mogador und trinken den<br />

besten Erdbeer-Daiquiri unseres Lebens.<br />

oben: Der Stadsfeestzal, Antwerpens historische Einkaufspassage<br />

links: Der handwerfende Held Brabo<br />

rechts: Entspannen im Renaissancegarten des Rubenshauses<br />

Wir folgen dem filigranen weißen Turm der Liebfrauenkathedrale,<br />

Orientierungspunkt und weithin<br />

sichtbares Wahrzeichen der Hafenstadt. Auf dem<br />

Grote Markt trinken wir einen "koffie verkeerd", Latte<br />

Macchiato auf flämisch. Vor dem Rathaus sprudelt<br />

der Brabobrunnen, benannt nach dem bronzenen<br />

Helden, der auf dem Brunnen steht und die<br />

abgehackte Hand eines Riesen in Richtung Schelde<br />

wirft. Aus der Hand fließt zum Glück nur Wasser.<br />

Nach diesem "Handwerfen" soll, so die Legende,<br />

die Stadt Antwerpen benannt worden sein. Keine<br />

Legende und noch präsenter sind hingegen die<br />

Spuren des Malerfürsten Rubens. Pieter Paul Rubens<br />

lebte und arbeitete hier während des goldenen<br />

Zeitalters Antwerpens in einem Stadtpalast.<br />

Über die Meir, die große Einkaufsstraße, die die<br />

Liebfrauenkathedrale mit der Bahnhofskathedrale<br />

verbindet, schlendern wir zum Rubenshaus. Wir<br />

staunen, in welchem Luxus der bestbezahlte Maler<br />

seiner Zeit lebte und arbeitete. Der Palazzo ist<br />

eine Schatztruhe voll üppiger Gemälde, kostbarer<br />

spanischer Möbel und wertvoller Gobelins. Am gemütlichsten<br />

ist es in Rubens italienischem Renaissancegarten,<br />

wo wir auf der Parkbank, bewacht von<br />

der Liebesgöttin Venus, die Seele baumeln lassen.<br />

Nicht weit vom Rubenshaus befinden sich die neoklassischen<br />

Festhallen des Stadsfeestzals. Was für<br />

ein Ambiente! In der historischen Einkaufspassage<br />

steht, wie ein gigantischer Champagnerkelch,<br />

die futuristische Laurent-Perrier-Bar. Da müssen<br />

wir rauf! Wir gönnen uns einen Champagner und<br />

schweben wie auf einer Wolke unter dem Himmel<br />

aus Stuck und Blattgold.


Shopping-Tipps:<br />

Vintage, Lampen, Sideboards, Vasen und Uhren – alles<br />

second hand – gibt es bei<br />

Fiftie Fiftie, Kloosterstraat 156<br />

www.fiftie-fiftie.be<br />

Coole Möbel aus alten Ölfässern oder ausrangierten<br />

Flugzeugteilen findet man bei<br />

Loft Styles, Kloosterstraat 79<br />

www.loftstyles.be<br />

Massenhaft Stiefel, Schuhe und Accessoires gibt es bei<br />

Zappa, Kammenstraat 74, günstiger ist das<br />

Outlet Cheap Thrills, Sint Antoniusstraat 4<br />

Secondhand-Designermode vertreibt<br />

Labels Inc., Aalmoezenierstraat 4<br />

www.labelsinc.be<br />

In einer ehemaligen Parkgarage zeigt Walter van Beirendonck<br />

Hardcore-Mode à la "I wanna be your dog"<br />

Walter, Antoniusstraat 12<br />

www.waltervanbeirendonck.com<br />

Design von morgen bietet das<br />

Designcenter De Winkelhaak, Lange Winkelhaakstraat 26<br />

www.winkelhaak.be<br />

Shopping in neoklassischen Festhallen<br />

Stadsfeestzaal, Kolveniersstraat 7<br />

www.stadsfeestzaal.com<br />

Mit einem schönen Mann an der Seite einkaufen?<br />

Personal shopper, Tanguy Ottomer<br />

www.tanguyottomer.com<br />

Perfekt gerüstet für die Shoppingtour ist man mit den<br />

Broschüren Antwerp Fashion Walk (10,00 ) und<br />

Fashion Map (1,50 ) vom Flanders Fashion Institute,<br />

Nationalestraat 28/2, www.ffi.be<br />

Museums-Tipps:<br />

Die neuesten Trends, Stoffe, visionäres Design, elektronische<br />

Musik und Lifestyle präsentiert das<br />

Modemuseum, MoMu, Nationalestraat 28<br />

momu.be/de<br />

Einmal bestaunen, wie der flämische Malerfürst Rubens<br />

in seinem Stadtpalast lebte?<br />

Rubenshaus, Wapper 9-11<br />

www.rubenshuis.be<br />

Schlemmer-Tipps:<br />

Gourmet-Fritten im Designerambiente gibt's bei<br />

Haute Frituur, Vlaamsekaai 66<br />

Ehrliche flämische Küche in fünf aneinandergebauten<br />

Hexenhäuschen bietet das Restaurant<br />

Neuze Neuze, Wijngaardstraat 19<br />

www.neuzeneuze.be<br />

Den leckersten Erdbeer-Daiquiri<br />

im Ausgehviertel Zuid gibt es im<br />

Mogador, Graaf van Egmontstraat 57, 't Zuid<br />

Über 400 Geneversorten bietet die Geneverkneipe<br />

De Vagant, Reyndersstraat 1<br />

www.devagant.be<br />

Hotel-Tipps:<br />

Preisgünstig und geschmackvoll:<br />

Hotel Scheldezicht, Sint-Jans- Vliet 10-12<br />

www.hotelscheldezicht.be<br />

"The queen Mum of all Antwerp private<br />

guesthouses", so wirbt das<br />

Charles Rogier<br />

Karel Rogierstraat 11<br />

www.charlesrogierxi.be<br />

35


36<br />

Gent Bier brauen<br />

Am Anfang war<br />

das Grut von Jean Flamant


E<br />

s riecht nach würzigen Kräutern. Das ist der<br />

Geruch des Grut, der kostbaren Kräutermixtur,<br />

mit der man Bier über Jahrtausende<br />

würzte, lange bevor der preisgünstigere Hopfen per<br />

Reinheitsgebot von oben her Pflicht wurde. Dass<br />

man zu Hause sein eigenes Bier brauen kann, wissen<br />

wir aus einem Märchen.<br />

"Heute back ich, morgen brau ich,<br />

übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.<br />

Oh wie gut, dass niemand weiß,<br />

dass ich Rumpelstilzchen heiß."<br />

Rumpelstilzchen gibt hier sein Arbeitsprogramm<br />

für die nächsten Tage preis. Im frühen Mittelalter<br />

gehörten Bierbrauen wie Brotbacken zu den alltäglichen<br />

Aufgaben der Frauen. Deshalb nahm die<br />

Frau in Flandern stets einen Braukessel als Mitgift<br />

mit in die Ehe. Bier war Grundnahrungsmittel und<br />

Medizin. "Bier ist eine wahrhaft göttliche Medizin",<br />

bemerkte schon der Arzt Paracelsus. Vielleicht, weil<br />

die brauenden Frauen verschiedenste pharmazeutische<br />

Kräuter für ihr Grut benutzten. Neben Gagelstrauch,<br />

Kümmel, Anis und Rosmarin verwendeten<br />

die Bierhexen manchmal sogar halluzinogene<br />

Kräuter wie Bilsenkaut oder Tollkirschen,<br />

um die euphorisierende Wirkung<br />

des Alkohols zu verstärken.<br />

Mit Bier war viel Geld zu<br />

verdienen, und so musste<br />

das Recht, die Kräuter für die<br />

Grutherstellung zu sammeln,<br />

Papiertheater INVISIUS - invisius.de<br />

zu mischen und zu handeln, vom König gekauft werden.<br />

Die sogenannten Gruter kamen so zu großem<br />

Reichtum, und die Bier brauenden Frauen kamen als<br />

Hexen wortwörtlich in Teufels Küche. Die letzte Verbrennung<br />

einer Bierhexe fand im Jahre 1591 statt.<br />

Heute, im 21. Jahrhundert, gibt es wieder drei Braumeisterinnen<br />

in Flandern. Eine davon ist Annik de<br />

Splenter, die letztes Jahr in Gent die Stadtbrauerei<br />

"Gruut" gegründet hat.<br />

Linke Seite: Wie eine große Kunstinstallation<br />

mutet der<br />

Innenraum der Brauerei Gruut an.<br />

Diese Seite, links: Abbildung aus<br />

der "Warhafftigen Zeitung" aus<br />

Schlerstadt / Elsass<br />

rechts: Annik de Splenter, eine<br />

von insgesamt drei belgischen<br />

Braumeisterinnen<br />

37


38 Gent Bier brauen<br />

Hausbrauerei Gruut<br />

Es riecht nicht nach Hopfen, sondern nach würzigem<br />

Grut. In den kupfernen Braukesseln und Edelstahltanks<br />

brodelt und gärt das ursprüngliche Bier.<br />

Wir sitzen direkt neben den Brauapparaturen und<br />

wollen das Urbier, das ohne Hopfen gebraut wird,<br />

probieren. Annik schenkt "Gruut Blond" ein. Da wir<br />

im Schutz des deutschen Reinheitsgebots aufgewachsen<br />

sind, befürchten wir Schlimmes. Hoffentlich<br />

ist kein Bilsenkraut drin! Annik will uns das<br />

Geheimnis ihrer Kräuter nicht verraten. Verdächtig!<br />

Sie hat das Rezept in Zusammenarbeit mit der katholischen<br />

Universität Gent recherchiert. Wenn jetzt<br />

auch schon die Kirche mit Hexen paktiert...<br />

Trotz aller gesunden Antioxidiantien schmeckt das<br />

Bier süffig, würzig und kein bisschen hopfenbitter!<br />

Wir fangen an, uns an das Urbier aus dem Mittelalter<br />

zu gewöhnen. Die Hausbrauerei liegt direkt am<br />

Ufer der Leie. Dieser Fluss teilte Gent im 13. Jahrhundert,<br />

als die Stadt noch 245 Brauereien zählte,<br />

in zwei Hälften. Auf der französischen, westlichen<br />

Seite musste mit Grut gebraut werden – ja, Reinheitsgebot<br />

mal andersrum – und auf der östlichen,<br />

deutschen Seite mit Hopfen. Aber der Handelskrieg<br />

zwischen Hopfen und Grut ist nicht unser Bier! Wir<br />

hatten vorher noch feuchtfröhlich leckeres Hopfenbier<br />

in der "Dullen Griet" (Verrückte Grete) gezecht.<br />

Moment mal! Die Grete auf meinem Bierglas ist ja<br />

nackt! Und wenn man das Bierglas hebt, verschwindet<br />

sie. Verrückt, Grete oder ich? Erotische Hexerei!<br />

Also doch Bilsenkraut oder Tollkirschen im Bier?<br />

Nein, nein, nein, Annick ist keine Hexe! Sie ist Braumeisterin<br />

und Mutter von vier Kindern. So etwas<br />

würde sie nie tun. Das dämonische Trugbild der wollüstigen<br />

Grete hat heute einen wissenschaftlichen<br />

Namen: Anamorphose. Der konvexe Spiegel auf<br />

dem Bierglas entzerrt die kryptischen Geheimzeichen<br />

und die nackte Hexe wird sichtbar, auch wenn<br />

wir nüchtern sind.<br />

Hausbrauerie Gruut<br />

Grote Huidevettershoek 10<br />

9000 Gent<br />

Tel.: 0032-92-336821<br />

www.gruut.be<br />

links: Mit dem Gagelstrauch,<br />

am Niederrhein auch "Grut"<br />

genannt, wurde im Mittealter<br />

Bier gebraut.<br />

rechts: Anamorphose –<br />

der Spiegel auf dem Bierglas<br />

verwandelt die kryptischen<br />

Zeichen des Bierdeckels in<br />

eine Frau


öööö<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ööö<br />

<br />

<br />

<br />

39


40 Gastronomie Must taste<br />

Must taste!<br />

Wenn man ein Land von Gourmets und Gourmands seinen (französischen) Nachbarn nennt,<br />

ist es nicht leicht, in kulinarischer Hinsicht noch aufzutrumpfen.<br />

Aber es gelingt – mit Besonderheiten und Klassikern, die von hier aus die Welt erobern.<br />

UNSER FAVORIT<br />

........................................................<br />

Stoofvlees<br />

Wer einmal Stoofvlees, in Bier gesiedetes<br />

Fleisch, probiert hat, der wird sich nicht<br />

mehr mit Gulasch zufriedengeben. Kriek,<br />

das Kirschbier oder Trappistenbier sind ideal<br />

für die Zubereitung, Dunkelbier geht auch,<br />

aber bitte kein stark gehopftes Pils, sonst<br />

wird das Fleisch zu trocken.<br />

Rezept<br />

Drei kleine Flaschen Trappisten-, Abteioder<br />

Kirschbier (0,33 l)<br />

500 g Rindergulasch<br />

4 Zwiebeln<br />

3 Möhren<br />

Fett<br />

100 g Butter<br />

1 Esslöffel Zucker<br />

1 Esslöffel Essig<br />

1 Lorbeerblatt<br />

Salz und Pfeffer<br />

1 Scheibe Brot<br />

1 bis 3 Teelöffel Senf<br />

Möhren und Zwiebeln klein schneiden, mit<br />

Fett im Topf braten und mit einer Flasche Bier<br />

ablöschen. Das Rindfleisch portionsweise kurz in<br />

der Pfanne anbraten und dann in den Topf geben.<br />

Butter, Zucker, Essig und Gewürze hinzufügen.<br />

Die Brotscheibe mit Senf beschmieren und auf<br />

das Fleisch legen. Den Topf auf dem Herd oder<br />

im Ofen bei 80° ungefähr drei Stunden schmoren<br />

lassen. Das Fleisch darf auf keinen Fall kochen!<br />

Traditionsgemäß serviert man das Fleisch mit<br />

gebratenen Äpfeln, Kartoffeln oder Fritten. Dazu<br />

trinkt man die zwei übrig gebliebenen Flaschen<br />

Trappistenbier.


CHICOREE<br />

eine Waffe gegen die Geschmacksverflachung<br />

Dieser belgischen Erfindung verdanken<br />

wir das Ende der Saure-Gurken-Zeit. 1846<br />

entwickelte Bresier, der Gartenmeister<br />

des Botanischen Gartens von Brüssel,<br />

den systematischen Anbau des Wintergemüses.<br />

Nun gab es auch in der kalten<br />

Winterzeit knackigen Salat. Laut Felix<br />

Alen, dem ehemaligen Leibkoch des bel-<br />

TRAPPISTENBIERE<br />

die besten Biere der Welt<br />

Michael Jackson – nicht der King of<br />

Pop, sondern der Bierpapst – erklärte<br />

das Trappistenbier von Westvleteren<br />

zum besten Bier der Welt. Trotz riesiger<br />

Nachfrage wollen die Mönche ihre<br />

Produktion nicht steigern. Maximal zwei<br />

Holzkisten zu je 24 Flaschen verkaufen<br />

sie pro Person, gegen das Ehrenwort,<br />

41<br />

gischen Hofes, ist Chicoree eine Waffe<br />

gegen die internationale Geschmacksverflachung,<br />

die die bitteren Geschmacksnoten<br />

diskriminiert. Der Chicoree ist ein<br />

sehr kalorienarmes Gemüse. Auf 100g<br />

kommen nur etwa 17 Kalorien, was ihn<br />

vor allem für schlankheitsbewusste Menschen<br />

sehr interessant macht.<br />

PRALINEN<br />

Kunstwerke aus Schokolade<br />

Der Apotheker Jean Neuhaus erfand<br />

1857 in Brüssel die erste Schoko-Praline<br />

der Welt. Über zwölf Kilo Pralinen nascht<br />

der Belgier im Jahr. Es ist in Belgien<br />

üblich, bei einer Einladung statt Blumen<br />

eine Schachtel Pralinen zu überreichen<br />

– für die Gastgeberin eine moralische<br />

Verpflichtung, das geschmackvolle<br />

Mitbringsel ihren Gästen zum Dessert<br />

oder Kaffee anzubieten. Überall gibt<br />

es zahlreiche Pralinenläden der großen<br />

belgischen Praliniers, wie z.B.: Neuhaus,<br />

Leonidas oder Galler. Aber die besten<br />

Pralinen werden per Hand von Chocolatiers<br />

hergestellt. Die Maîtres Chocolatiers<br />

wie z.B. Dominique Persoone<br />

(Brügge), Marcoloni (Brüssel) und Burie<br />

in Antwerpen sind wahre Künstler.<br />

Allein die Kunststadt Brügge zählt über<br />

vierzig Chocolatiers.<br />

es nicht weiterzuveräußern. Potenzielle<br />

Käufer können sich unter Angabe des<br />

Kraftfahrzeugkennzeichens beim Kloster<br />

einen Abholtermin geben lassen. Der<br />

aktuelle Vorrat kann über ein "Biertelefon"<br />

erfragt werden.<br />

www.sintsixtus.be


42<br />

Leuven Offene Klöster<br />

oben: Der Beginenhof von Leuven,<br />

eine Stadt in der Stadt<br />

Mitte links: Der Gelehrte Erasmus ziert das<br />

Rathaus von Leuven<br />

rechts: Straßencafészene in der Nachmittagssonne<br />

unten: In den Cafés rund um das Leuvener<br />

Rathaus wird unter anderem "Kriek" ausgeschenkt,<br />

Flanderns legendäres Kirschbier


Erasmus sei Dank!<br />

von Anna Huer<br />

Nicht nur die großen Gelehrten Erasmus, Vesalius<br />

und Mercator studierten in der altehrwürdigen<br />

Universität von Leuven, auch ich hatte das Glück,<br />

dort ein Erasmus-Semester zu absolvieren. 35.000<br />

Studenten zählt die älteste Universität von Benelux,<br />

und deshalb ist Leuven auch die jüngste Stadt Belgiens.<br />

Jeder über dreißig fällt sofort auf.<br />

Gewohnt habe ich im großen Beginenhof, einer Art<br />

Kloster mitten in der Stadt. Hinter den hohen Mauern<br />

verbirgt sich eine eigene Welt, in der die Zeit still zu<br />

stehen scheint: Bleiverglaste Fenster und gewölbte<br />

Torbögen aus Sandstein erinnern an Cambridge.<br />

Meine mittelalterliche "Kot" (Studentenwohnung)<br />

lag im Spanischen Quartier, in dem sich die Häuschen<br />

adrett um einen kleinen Park reihen. Eine Oase<br />

der Ruhe und ein idealer Ort zum Lernen! Manchmal<br />

schlendern Touristen durch den Hof, gucken in<br />

die niedrigen Puppenhäuschen aus rotem Back- und<br />

weißem Sandstein und wundern sich, dass hier so<br />

junge Leute wohnen.<br />

Die 35 flämischen Beginenhöfe – und damit auch<br />

der größte unter ihnen in Leuven – wurden unlängst<br />

von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nur<br />

drei Tore führen nach draußen in die gegenwärtige<br />

Welt. Als hier noch die Beginen lebten, wurden die<br />

Tore abends verschlossen. Heute ist das natürlich<br />

anders, zu groß sind die Verlockungen in der pulsierenden<br />

Altstadt.<br />

Ein absolutes Muss in Leuven ist das gotische Rathaus<br />

auf dem Großen Markt. Es ist wie ein kostbarer<br />

Schrein über und über mit filigranen Ornamenten<br />

und 236 Statuen geschmückt. Ich habe die steinernen<br />

Würdenträger nicht gezählt, aber den Kartografen<br />

Mercator habe ich am Globus erkannt.<br />

Erasmus hat natürlich ein Buch in der Hand<br />

und motivierte mich so jeden Tag zum Lernen.<br />

Erasmus, sei Dank! Die Konsolen unter<br />

den Statuen sind mit biblischen Szenen verziert,<br />

welche das Thema Sünde und Buße behandeln.<br />

Vielleicht hätte ich die Mahnungen<br />

ernster nehmen sollen, aber in Leuven gab es<br />

einfach zu viele Gelegenheiten zu sündigen.<br />

Unzählige Terrassen, Cafés und Bars ziehen die Studenten<br />

magisch in ihren Bann. Die längste Theke<br />

Belgiens befindet sich definitiv am Oude Markt gegenüber<br />

dem Rathaus.<br />

Ich habe dort das belgische Bier lieben gelernt. Für<br />

Anfänger empfehle ich das leckere Stella Bier, das<br />

nur 1,80 Euro kostet. Auf jeden Fall probieren sollte<br />

man auch Leffe, und das Kirschbier Kriek schmeckt<br />

viel besser, als es sich anhört!<br />

MEINE TIPPS<br />

Mein absolutes Lieblingscafé<br />

ist das Café Oman in der Parijsstraat.<br />

Hier gibt es die beste heiße Schokolade<br />

in Leuven!<br />

Gute Bagels<br />

isst man bei Nosh in der Naamsestraat,<br />

gegenüber der Muntstraat.<br />

Köstliche Suppen und gutes Brot<br />

gibt es im Pain Quotidien in der Parijsstraat,<br />

schräg gegenüber vom Café Oman<br />

(hier unbedingt auch die fresh lemonade<br />

probieren).<br />

Abends<br />

günstig beim Italiener Amici Mei in der<br />

Naamsestraat essen.<br />

Übernachten<br />

direkt am malerischen Beginenhof.<br />

Dort liegt das<br />

Begijnhof Congress Hotel<br />

Groot Begijnhof 15<br />

www.bchotel.be<br />

43


44<br />

Gent Lightlife<br />

Es werde Licht<br />

Wenn es dunkel wird in Gent, zeigt die Stadt ihre verführerischste Seite: Die Grachten,<br />

Gassen und historischen Gebäude sind in ein stimmungsvolles, geradezu poetisches Licht<br />

getaucht, das jeden Bummel zu einem Lichterlebnis macht.<br />

von Manfred Schwarz


F<br />

ür dieses Lichterlebnis in den Gassen von<br />

Gent sorgt ein ebenso aufwändiger wie<br />

subtiler „Lichtplan“, der eigens zur nächtlichen<br />

Illumination der Innenstadt entwickelt<br />

wurde. Das Genter Lightlife, das schon mit Preisen<br />

ausgezeichnet wurde und nun auch in einer Ausstellung<br />

beleuchtet wird, ist gewiss nichts für lichtscheues Gesindel.<br />

Aber ein wahres Paradies für Nachtschwärmer.<br />

Es war schon spät. Das Abendessen in einem eleganten<br />

Restaurant an der Graslei hatte sich hingezogen. Und<br />

anschließend wollten wir noch unbedingt einen Genever<br />

in dieser winzig kleinen Eckkneipe an der Vleeshuis<br />

Brug trinken, die uns von Eingeweihten wegen ihrer gemütlichen<br />

Atmosphäre und ihrer ganzen Enzyklopädie<br />

einheimischer Schnäpse empfohlen worden war. Nicht<br />

zu Unrecht, wie wir rasch feststellten. Wir konnten von<br />

beidem kaum genug bekommen.<br />

Deshalb war es schon wirklich spät, als wir wieder unter<br />

dem Nachthimmel auf der Brücke standen und unsere<br />

Blicke über das sanft dahinströmende Wasser der Leie<br />

streifen ließen. Es war spät, aber nicht wirklich dunkel.<br />

Und es war vor allem nicht einsam und leer hier. An beiden<br />

Ufern der Gracht wimmelte es von Nachtschwärmern,<br />

jungen und älteren, Einheimischen und Touristen.<br />

Die imposanten Fassaden der spätmittelalterlichen Häuser<br />

waren in zauberischer Weise beleuchtet, und auf<br />

dem dunklen Wasserspiegel tanzten die Lichtreflexe<br />

wie in einem Märchenreich. Es herrschte eine zugleich<br />

festliche und entspannte Stimmung, heiter, lebhaft und<br />

friedlich.<br />

Selten zuvor, wenn überhaupt jemals, hatte eine Stadt<br />

nach Einbruch der Dunkelheit so einladend auf uns gewirkt,<br />

so reich an Effekten, Einsichten und Blickfängen.<br />

Für einen Augenblick überlegten wir, ob dies alles nur<br />

eine Halluzination sei, ob der Genever uns vielleicht träumen<br />

ließe. Aber nein – das, was uns so schlagartig mit<br />

seiner Magie faszinierte, war einfach nur das ganz normale<br />

Nachtleben der Stadt. Auch auf dem Weg zurück<br />

zum Hotel, durch Einkaufsstraßen, die selbst lange nach<br />

Geschäftsschluss noch belebt und angenehm beleuchtet<br />

sind, konnten wir über eine Vielzahl von Flaneuren<br />

staunen. Niemand hat es hier eilig, nach Hause zu kommen.<br />

Niemand fühlt sich hier unsicher. Niemand muss<br />

hier die Dunkelheit fürchten. Gent ist seit neuestem ein<br />

wahres Paradies für Nachtschwärmer. Es ist hier Licht<br />

geworden.<br />

Linke Seite: Die Graslei in Gent – ein Erlebnis zu jeder<br />

Tages- und Nachtzeit<br />

Diese Seite, oben: Flanieren an der Michaels-Brücke<br />

unten: Der Fischmarkt mit Poseidon-Brunnen<br />

45


46 Gent Lightlife<br />

oben: Die Terrassencafés an der Fleischhalle sind der Treffpunkt für Nachtschwärmer; die St. Niklaas-Kirche im Abendlicht;<br />

unten: Die Graslei war früher der Hafen von Gent. In dem romanischen Stapelhaus aus dem 13. Jahrhundert befindet sich jetzt das Nobelrestaurant<br />

"Belga Queen"; der Belfried und die Tuchhallen von Gent


A<br />

m nächsten Tag konnten wir dann<br />

kaum warten, bis sich endlich wieder<br />

die Dunkelheit über die Stadt gelegt<br />

hatte. Während wir zunächst ganz<br />

ahnungslos in dieses Wunderland der illuminierten<br />

Stadt gestolpert waren, wollten wir jetzt die Genter<br />

Lichterspiele ausgiebig erkunden. Wir wollten mehr<br />

von diesem Lichterglanz. Denn in der Zwischenzeit<br />

hatten wir von dem „Lichtplan Gent“ gehört,<br />

mit dem die Stadt seit nun schon zehn Jahren eine<br />

durchgreifende Verwandlung ihrer Nachtseite in<br />

Angriff genommen hat. Jedes Jahr werden neue<br />

Straßen, Monumente und Schauplätze Gents durch<br />

dieses spezielle Beleuchtungsprojekt erschlossen.<br />

Die nächtliche Erscheinungsweise der Stadt soll einladender,<br />

sicherer und poetischer gemacht werden.<br />

Man kann nur staunen, wie gut das gelungen ist. Es<br />

gab dafür bereits drei Sterne vom Guide Michelin<br />

und einen internationalen Preis für den sozial und<br />

ästhetisch überzeugenden Einsatz des Mediums<br />

Licht auf den Straßen. Es ist im Lauf der letzten<br />

Jahre schon eine richtige Touristenattraktion daraus<br />

geworden. Spezielle Führungen werden mittlerweile<br />

angeboten, aber man kann sich auch auf eigene<br />

Faust mit einem Faltplan auf einen Rundgang durch<br />

die „verzauberte Stadt“ begeben.<br />

Kein Wunder also, dass hier das Nachtleben eine<br />

ganz besondere Note besitzt: Die Beleuchtung der<br />

Straßen und Plätze, die doch den größten Einfluss<br />

auf die Stimmung der Stadtlandschaft und ihrer<br />

Besucher hat, ist hier nicht dem Zufall und dem<br />

Wildwuchs überlassen. Hier haben Lichtkünstler<br />

wie Roland Jéol die Magie in die Stadt geholt – mit<br />

Tausenden von Leuchtkörpern, die überall, vor allem<br />

an den Hausfassaden, aber auch an Quaimauern<br />

und Dächern angebracht oder im Trottoir eingelassen<br />

sind, mit einem wohltemperierten, subtil ausgefeilten<br />

Zusammenspiel unterschiedlicher Helligkeitsgrade<br />

und Lichtkegel von mehr oder weniger<br />

Licht, abgestimmt auf die jeweilige Situation. Die<br />

Lichtspender im historischen Zentrum von Gent<br />

sind so sorgsam ausgewählt und gruppiert wie ein<br />

gigantisches Musikorchester. In der Nacht, wenn<br />

sie eingeschaltet werden, erzeugen sie eine ganze<br />

wunderbare Lichtsymphonie. Nie ist es zu grell, und<br />

vor allem ist es nie zu dunkel.<br />

Darauf weist der Führer während unseres Rundgangs<br />

hin: Dass es nicht zuletzt deswegen so viele<br />

Nachtschwärmer hier gebe, weil sich durch das<br />

wohltuend dosierte Licht niemand unsicher auf<br />

den Straßen fühle. Es gibt keine dunklen, unheimlichen<br />

Ecken auf dieser Insel des wohltemperierten<br />

Lichts. Deshalb wird sie so gerne des Nachts von<br />

Menschen bevölkert, die andernorts wohl zu Hause<br />

blieben. Außerdem sind die Lichtstrahler meist auf<br />

die Hausfassaden gerichtet und brennen eben nicht<br />

unbarmherzig herab von meterhohen Masten. Wie<br />

groß die Wirkung solcher Unterschiede ist, lässt sich<br />

hier auf einem Nachtbummel vorzüglich erleben. In<br />

Gent ist uns tatsächlich ein Licht aufgegangen.<br />

Lichtrundgang<br />

Als Nachtschwärmer in der Lichtstadt Gent, die ja<br />

auch glücklicherweise eine Stadt der Flüsse, Quais<br />

und Brücken ist, sollte man sich immer dicht an den<br />

verschlungen mäandernden Wasserläufen halten:<br />

Hier erwarten den Lichtsüchtigen die schönsten<br />

Momente und Effekte, die der Genter Lichtplan zu<br />

bieten hat. Gleich an der Leie liegt übrigens auch<br />

der alte Klosterbezirk De Bijloke mit dem gläsernen<br />

Neubau des Genter Stadtmuseums (STAM). Welchem<br />

Spektakel aus der städtischen Geschichte<br />

eine der ersten großen Ausstellungen gewidmet<br />

sein wird? Dem Licht natürlich. Den famosen Genter<br />

Lichterspielen.<br />

Ausstellung "Tag und Nacht in Gent"<br />

9. Oktober 2010 – 1. Mai 2011<br />

im Genter Stadtmuseum STAM.<br />

Die erste Ausstellung in der weitläufigen Abtei<br />

rückt die beleuchtete Stadt in den Mittelpunkt. Die<br />

Klostergänge bilden einen chronologischen Parcours.<br />

In den anliegenden Sälen werden die verschiedenen<br />

Perioden der Stadt Gent multimedial dargestellt.<br />

www.stamgent.be<br />

47


48 Termine<br />

Termine 2010<br />

El Greco<br />

© Museo El Greco<br />

4. Februar – 9. Mai 2010<br />

Brüssel, Bozar<br />

Rund 25 Gemälde El Grecos und 25<br />

Arbeiten seiner Zeitgenossen beleuchten<br />

die Laufbahn des Künstlers, der aus<br />

Griechenland über Italien schließlich<br />

nach Toledo kam. Sein Œuvre wurde<br />

durch seine zahlreichen Reisen geprägt<br />

und machte ihn zu einem Pionier<br />

abendländischer Malerei.<br />

www.bozar.be<br />

Zu Besuch bei Ensor<br />

13. Februar – 29. August 2010<br />

Ostende, mu.ZEE<br />

Anlässlich des 150. Geburtstags des<br />

Malers James Ensor widmet das Seebad<br />

Oostende seinem berühmten Sohn<br />

eine Ausstellung. Im Fokus stehen die<br />

illustren Freunde Ensors wie Kandinsky,<br />

Nolde und Vuillard.<br />

www.muzee.be<br />

Gustave Van de Woestyne –<br />

Retrospektive<br />

26. März – 27. Juni 2010<br />

Gent, Museum für Schöne Künste<br />

Die Retrospektive widmet sich einem<br />

der originellsten Maler der jüngeren<br />

belgischen Kunstgeschichte: Gustave<br />

Van de Woestyne, der sich vom Symbolismus<br />

und Expressionismus dem<br />

Neuen Realismus zuwandte.<br />

www.mskgent.be<br />

Symbolismus<br />

Oostende vor Anker<br />

27. – 30. Mai 2010<br />

26. März – 27. Juni 2010<br />

Brüssel<br />

Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />

Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung<br />

des Symbolismus in den<br />

unterschiedlichen Genres Porträt,<br />

Landschaft, Träume, Religion nach. Präsentiert<br />

werden berühmte Künstler wie<br />

Fernand Khnopff und Félicien Rops,<br />

aber auch weniger bekannte Symbolisten.<br />

Die enge Beziehung zwischen Poesie<br />

und visueller Kunst und die Vorliebe<br />

für das Gesamtkunstwerk bestimmen<br />

das Konzept der Ausstellung.<br />

www.fine-arts-museum.be<br />

© westtoer<br />

© MRBAB-KMSKB<br />

Photo Guy Cussac.


Eröffnung der Königlichen<br />

Gewächshäuser von Laeken<br />

15. April – 9. Mai 2010<br />

Brüssel, Gewächshäuser in Laken<br />

Die Königlichen Gewächshäuser öffnen<br />

jedes Jahr im Frühling drei Wochen<br />

ihre Tore. Palmenriesen und exotische<br />

Pflanzen säumen den fast einen<br />

Kilometer langen Spaziergang durch<br />

historische Glasgalerien und Pavillons.<br />

www.monarchie.be<br />

Genter Floralien<br />

17. – 25. April 2010<br />

Gent, Flanders Expo<br />

Auf der Blumen- und Zierpflanzenmesse<br />

präsentieren Züchter, Gartenarchitekten,<br />

Floristen und Designer aus der<br />

ganzen Welt ihr Können.<br />

www.floralien.be<br />

Der Kongostrom<br />

27. April 2010 – 9. Januar 2011<br />

Tervuren<br />

Königliches Zentralafrikamuseum<br />

Anlass ist eine wissenschaftliche Expedition<br />

zum Kongostrom. Auf verständliche<br />

Weise wird die Forschung des<br />

Zentralafrikamuseums erklärt und die<br />

Expedition ins Museum verlegt.<br />

www.africamuseum.be<br />

Oostende vor Anker<br />

27. – 30. Mai 2010<br />

Oostende, Hafen<br />

Historische Großsegler und Schiffe<br />

gehen in Oostende vor Anker. Ein<br />

nautischer Flohmarkt (Boatjumble)<br />

und Musikbands sorgen für maritime<br />

Stimmung. Rund 300.000 Besucher<br />

kamen letztes Jahr zu dem Festival<br />

nach Ostende.<br />

www.oostendevooranker.be<br />

Ross-Beyaard-Umzug<br />

30. Mai 2010<br />

Dendermonde, Stadtzentrum<br />

Ein riesiges Holzpferd zieht begleitet<br />

von 1.000 Statisten in historischen<br />

Kostümen und Folkloregruppen durch<br />

die Straßen der Stadt. Der historische<br />

Umzug, der nur alle 10 Jahre stattfindet,<br />

wurde 2005 in die UNESCO-Liste<br />

des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />

www.dendermonde.be<br />

GEO-graphics – Traditionelle und<br />

Zeitgenössische Kunst in Afrika<br />

9. Juni – 26. September 2010<br />

Brüssel, Bozar<br />

Anlässlich des 50. Geburtstags der<br />

Demokratischen Republik Kongo präsentiert<br />

der Palast der Schönen Künste<br />

200 Meisterwerke des kongolesischen<br />

Kulturerbes. Zum ersten Mal werden<br />

ethnografische Exponate im Kontext<br />

des heutigen afrikanischen Alltags<br />

ausgestellt.<br />

www.bozar.be<br />

49<br />

Marcel Broodthaers<br />

2. Juli – 26. September 2010<br />

Brüssel<br />

Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />

Zum ersten Mal werden die Werke von<br />

Marcel Broodthaers aus der Sammlung<br />

des Museums für Moderne Kunst in<br />

ihrer Gesamtheit ausgestellt.<br />

www.fine-arts-museum.be<br />

Ommegang Historischer Umzug<br />

29. Juni u. 1. Juli 2010<br />

Brüssel, Grote Markt<br />

Der historische Umzug, der zu Ehren<br />

Kaiser Karls V. unter Teilnahme des<br />

belgischen Adels gefeiert wird, ist eine<br />

der wichtigsten Kulturveranstaltungen<br />

Brüssels. Rund 1.400 Statisten in historischen<br />

Kostümen, Pferde, Kutschen<br />

und Riesen lassen das Jahr 1549 wieder<br />

lebendig werden.<br />

www.ommegang.be<br />

Besuch des Königlichen<br />

Schlosses<br />

26. Juli – 5. September 2010<br />

Brüssel, Königliches Schloss<br />

Im Brüsseler Schloss, einem Gebäude<br />

im Stil Ludwigs XVI., finden das ganze<br />

Jahr über die offiziellen Empfänge der<br />

königlichen Familie statt. Nach dem<br />

Nationalfeiertag am 21. Juli wird das<br />

Schloss für zwei Monate der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht. Das<br />

allgemeine Interesse gilt vor allem den<br />

monumentalen Treppen und den Galasälen.<br />

Dort wurden einige Kunstwerke<br />

bekannter zeitgenössischer Künstler<br />

untergebracht, die im Auftrag Königin<br />

Paolas entstanden sind. Schon allein die<br />

Decke des Spiegelsaals verdient besondere<br />

Aufmerksamkeit: Der Künstler Jan<br />

Fabre verzierte sie mit 1,5 Millionen Panzern<br />

thailändischer Käfer, die auf beinah<br />

magische Weise das Licht reflektieren.<br />

www.monarchie.be


50 Termine<br />

Bierwochenende<br />

Anfang September 2010<br />

Brüssel, Grote Markt<br />

Auf dem Marktplatz von Brüssel laden<br />

rund 50 Brauereien und die traditionellen<br />

Bierbruderschaften zu einer großen<br />

Bierverköstigung ein.<br />

www.weekenddelabiere.be<br />

Kongo@Leuven<br />

1. Oktober 2010 – 15. Januar 2011<br />

Leuven, M<br />

Anlässlich des 50. Geburtstags der Demokratischen<br />

Republik Kongo präsentiert<br />

das Museum M über 1.500 ethnografische<br />

Objekte aus der ehemaligen<br />

Kolonie Belgisch-Kongo. Die Exponate,<br />

von denen ursprünglich viele bei Ritualen<br />

verwendet wurden, dienten lange<br />

Zeit als Studienmaterial für Belgier, die<br />

in die Kolonie auswanderten.<br />

www.mleuven.be<br />

Orientalismus<br />

15. Oktober 2010 – 9. Januar 2011<br />

Brüssel<br />

Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />

Wüsten, üppige Oasen, farbenfrohe<br />

Paläste und sinnliche Frauen – die<br />

Ausstellung präsentiert die orientalistische<br />

Kunst vom Ende des 18. bis zum<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

www.fine-arts-museum.be<br />

Lucas Cranach und seine Zeit<br />

16. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />

Brüssel, Bozar<br />

Die erste Cranach-Ausstellung in<br />

Benelux stellt die Gemälde, Zeichnungen<br />

und Radierungen des deutschen<br />

Renaissance-Künstlers in den sozialen,<br />

kulturellen und künstlerischen Kontext<br />

seiner Epoche.<br />

www.bozar.be<br />

Hareng-Saur:<br />

Ensor und Moderne Kunst<br />

James Ensor, Dämonen, die mich quälen, 1895, MSK Gent<br />

16. Oktober 2010 – 13. Februar 2011<br />

Gent<br />

Museum für schöne Künste und<br />

S.M.A.K.<br />

Welchen Einfluss hat Ensors Œuvre<br />

auf Joseph Beuys, Pierre Alechinsky<br />

und andere moderne Künstler? Anhand<br />

von ca. 50 Ensor-Werken beleuchtet<br />

die Ausstellung beide Perspektiven –<br />

die moderne Kunst aus der Sicht von<br />

Ensor und den Einfluss Ensors auf die<br />

Moderne.<br />

www.mskgent.be<br />

www.smak.be<br />

Luc Tuymans:<br />

Blick auf Zentraleuropa<br />

22. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />

Brügge<br />

verschiedene Veranstaltungsorte<br />

Luc Tuymans, einer der bedeutendsten<br />

Gegenwartskünstler, lädt als Kurator<br />

Künstler aus Zentraleuropa in die Kunststadt<br />

Brügge ein. Performances, Installationen<br />

und Ausstellungen der zumeist<br />

polnischen Gegenwartskünstler zeigen<br />

ein neues europäisches Bewusstsein.<br />

www.brugge-centraal.be<br />

Wim Delvoye – Knockin’ on<br />

heaven’s door<br />

28. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />

Brüssel, Bozar<br />

Nach der Fäkalien produzierenden Maschine<br />

Cloaca und tätowierten Schweinen<br />

beschäftigt sich Wim Delvoye nun<br />

mit der Gotik und der Metamorphose.<br />

Entwürfe monumentaler Kathedralen,<br />

verformter Christusfiguren, obszöner<br />

Kirchenfenster und von Türmen aus<br />

Corten-Stahl zeugen von der Einbindung<br />

des Religiösen. Im Palast der<br />

Schönen Künste nimmt sein gotischer<br />

Turm einen Dialog in Zeit und Raum mit<br />

dem Turm des Rathauses von Brüssel<br />

auf.<br />

www.bozar.be<br />

Eröffnung des STAM<br />

(Genter Stadtmuseum)<br />

9. Oktober 2010<br />

Gent, Bijloke-Komplex<br />

In der weitläufigen Bijloke-Abtei wird<br />

das Genter Stadtmuseum eröffnet. Die<br />

Klostergänge bilden einen chronologischen<br />

Parcours, in den anliegenden Sälen<br />

werden die verschiedenen Perioden<br />

der Stadt Gent multimedial dargestellt.<br />

www.stamgent.be


50 Termine<br />

Bierwochenende<br />

Anfang September 2010<br />

Brüssel, Grote Markt<br />

Auf dem Marktplatz von Brüssel laden<br />

rund 50 Brauereien und die traditionellen<br />

Bierbruderschaften zu einer großen<br />

Bierverköstigung ein.<br />

www.weekenddelabiere.be<br />

Kongo@Leuven<br />

1. Oktober 2010 – 15. Januar 2011<br />

Leuven, M<br />

Anlässlich des 50. Geburtstags der Demokratischen<br />

Republik Kongo präsentiert<br />

das Museum M über 1.500 ethnografische<br />

Objekte aus der ehemaligen<br />

Kolonie Belgisch-Kongo. Die Exponate,<br />

von denen ursprünglich viele bei Ritualen<br />

verwendet wurden, dienten lange<br />

Zeit als Studienmaterial für Belgier, die<br />

in die Kolonie auswanderten.<br />

www.mleuven.be<br />

Orientalismus<br />

15. Oktober 2010 – 9. Januar 2011<br />

Brüssel<br />

Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />

Wüsten, üppige Oasen, farbenfrohe<br />

Paläste und sinnliche Frauen – die<br />

Ausstellung präsentiert die orientalistische<br />

Kunst vom Ende des 18. bis zum<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

www.fine-arts-museum.be<br />

Lucas Cranach und seine Zeit<br />

16. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />

Brüssel, Bozar<br />

Die erste Cranach-Ausstellung in<br />

Benelux stellt die Gemälde, Zeichnungen<br />

und Radierungen des deutschen<br />

Renaissance-Künstlers in den sozialen,<br />

kulturellen und künstlerischen Kontext<br />

seiner Epoche.<br />

www.bozar.be<br />

Hareng-Saur:<br />

Ensor und Moderne Kunst<br />

James Ensor, Dämonen, die mich quälen, 1895, MSK Gent<br />

16. Oktober 2010 – 13. Februar 2011<br />

Gent<br />

Museum für schöne Künste und<br />

S.M.A.K.<br />

Welchen Einfluss hat Ensors Œuvre<br />

auf Joseph Beuys, Pierre Alechinsky<br />

und andere moderne Künstler? Anhand<br />

von ca. 50 Ensor-Werken beleuchtet<br />

die Ausstellung beide Perspektiven –<br />

die moderne Kunst aus der Sicht von<br />

Ensor und den Einfluss Ensors auf die<br />

Moderne.<br />

www.mskgent.be<br />

www.smak.be<br />

Luc Tuymans:<br />

Blick auf Zentraleuropa<br />

22. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />

Brügge<br />

verschiedene Veranstaltungsorte<br />

Luc Tuymans, einer der bedeutendsten<br />

Gegenwartskünstler, lädt als Kurator<br />

Künstler aus Zentraleuropa in die Kunststadt<br />

Brügge ein. Performances, Installationen<br />

und Ausstellungen der zumeist<br />

polnischen Gegenwartskünstler zeigen<br />

ein neues europäisches Bewusstsein.<br />

www.brugge-centraal.be<br />

Wim Delvoye – Knockin’ on<br />

heaven’s door<br />

28. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />

Brüssel, Bozar<br />

Nach der Fäkalien produzierenden Maschine<br />

Cloaca und tätowierten Schweinen<br />

beschäftigt sich Wim Delvoye nun<br />

mit der Gotik und der Metamorphose.<br />

Entwürfe monumentaler Kathedralen,<br />

verformter Christusfiguren, obszöner<br />

Kirchenfenster und von Türmen aus<br />

Corten-Stahl zeugen von der Einbindung<br />

des Religiösen. Im Palast der<br />

Schönen Künste nimmt sein gotischer<br />

Turm einen Dialog in Zeit und Raum mit<br />

dem Turm des Rathauses von Brüssel<br />

auf.<br />

www.bozar.be<br />

Eröffnung des STAM<br />

(Genter Stadtmuseum)<br />

9. Oktober 2010<br />

Gent, Bijloke-Komplex<br />

In der weitläufigen Bijloke-Abtei wird<br />

das Genter Stadtmuseum eröffnet. Die<br />

Klostergänge bilden einen chronologischen<br />

Parcours, in den anliegenden Sälen<br />

werden die verschiedenen Perioden<br />

der Stadt Gent multimedial dargestellt.<br />

www.stamgent.be

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