Wallfahrtskirche Maria Schnee
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agt hätte. Auch die in den Winkel geschmiegte Sakristei dürfte<br />
ihren ursprünglichen Zustand behalten haben. Dafür sprechen<br />
das winzige Fenster und die niedrige Tür zum Altarraum.<br />
Hat man die Apsis umrundet und ist wieder auf der Südseite<br />
angekommen, fällt die Sonnenuhr zwischen den beiden ersten<br />
Strebepfeilern ins Blickfeld. Aus den beigefügten Wappen kann<br />
abgelesen werden, wer 1601 in Virgen „zu reden“ hatte: Das<br />
Adelsgeschlecht der Wolkensteiner als Grundherren (oben), der<br />
„Pfleger“ des Gerichts Virgen, Kaspar Teutenhauser (rechts) und<br />
Pfarrer Valentin Fercher,dessen Grabstein bei der Pfarrkirche zu<br />
sehen ist.<br />
„Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland“ –das letzte,<br />
uralte Kleinod, bevor wir die Kirche betreten. Da die Figuren<br />
einen ähnlich „starren Blick“ haben, wie er schon bei der „Heiligen<br />
Familie“ am Turm zu beobachten war,liegt die Vermutung<br />
nahe, dass dieses Relief ungefähr zur gleichen Zeit entstand. Der<br />
unterschiedliche Faltenwurf weist aber auf die Hand eines anderen<br />
Künstlers hin. Ganz nach der Art von Kinderzeichnungen<br />
ist die Wichtigkeit der Personen an ihrer Größe abzulesen. Die<br />
Könige sind zwar ziemlich gleich groß wie <strong>Maria</strong>, doch ist zu<br />
bedenken: die Gottesmutter sitzt, das Kind auf dem Schoß! Dem<br />
hl. Josef (links, auf einen Stab gestützt) kam in dieser Situation<br />
wohl nur untergeordnete Bedeutung zu, daher muss er sich mit<br />
der halben Größe begnügen, und für den Stallburschen schien,<br />
seinem Rang gemäß, eine völlige Zwergengestalt ausreichend.<br />
Will man ein Resümee ziehen, so kann gesagt werden: „Unsere<br />
Liebe Frau“ in Obermauern ist ein spätgotischer Bau mit leicht<br />
abgesetzter, fünfeckiger Apsis, Strebepfeilern, zwischen denen<br />
sich die hohen, spitzbogigen Fenster befinden, und romanischen<br />
Elementen vor allem an der Nord- bzw.Westseite. Gott sei Dank<br />
fiel sie nicht der „bauwütigen“ Barockzeit zum Opfer, sondern<br />
durfte ihren altehrwürdigen, sehenswerten Charakter behalten,<br />
der sich besonders im Inneren offenbart.<br />
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