Wallfahrtskirche Maria Schnee
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25. November) hätte eigentlich gerädert werden sollen, aber das<br />
schwere Rad zerbrach und tötete den Henker. Gemeinsam mit<br />
der hl. Barbara (4. Dezember) sind die beiden als Nothelferinnen<br />
recht populär,und so dichtete der Volksmund über sie:<br />
„St. Margaretha mit dem Wurm, St. Barbara mit dem Turm,<br />
St. Katharina mit dem Radl, das sind die heiligen drei Madl.“<br />
Mit dem Haupttor hat es eine eigene Bewandtnis: Der dreifach<br />
gekehlte Spitzbogen darf bei einer spätgotischen Kirche als<br />
„normal“ angesehen werden, doch hier ist abschließend noch<br />
ein Rundbogen eingearbeitet. Den Schlussstein dieser Blende hat<br />
jemand mit drei großen, besonders schönen, weil regelmäßigen<br />
Bergkristallen verziert. Die Sage weiß, es wären die „dreyGrafen<br />
Brüder“ gewesen: „... zuletzt hätten sie das einzige Überbleibsel<br />
ihrer Pretiosen, drei Christallen, die man nochheut zu Tagsieht,<br />
ober die Kirchthür gesetzt.“ Völlig gleich klingt die Geschichte<br />
der drei Zechmeister –das Geld vom Verkauf des Bauernhofs in<br />
Kals reichte nicht, sodass sie zum Schluss, völlig verarmt, ihre<br />
letzten Wertsachen eigenhändig in das Portal eingesetzt haben.<br />
Ohne Hinweis können sie dort leicht übersehen werden, der<br />
Schatten des Vordachs verhindert ja ihr Funkeln. Fanny Wibmer-<br />
Pedit, eine über die Grenzen des Bezirks hinaus bekannte<br />
Osttiroler Schriftstellerin, schrieb zu dem Thema ihren Roman<br />
„Die drei Kristalle“. Nicht zuletzt durch dieses Buch bekamen<br />
die Steine einen gewissen Bekanntheitsgrad und wurden stilisiert<br />
in das Gemeindewappen aufgenommen.<br />
Wir treten noch nicht in die Kirche ein, sondern setzen den<br />
Rundgang fort und sehen links vom Torein Fresko,das, verwittert<br />
und ausgebleicht, nur mehr zum Teil erkennbar ist. Eindeutig<br />
–das Letzte Abendmahl in der Mitte. Der „böse“ Judas darf<br />
oder will sich nicht mehr im Kreis der Apostel aufhalten und<br />
kauert mit fratzenhaftem Gesicht vor dem Tisch. Wasanden<br />
beiden Seiten dargestellt ist, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen,<br />
könnte aber die Verkündigungs- (links) bzw.die Ölbergszene<br />
zeigen. Der unbekannte Künstler hat sein Werk um etwa<br />
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