Wallfahrtskirche Maria Schnee
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GESCHICHTE<br />
Es spricht einiges dafür, dass die Kirche im Nahbereich eines<br />
vorchristlichen Kultplatzes errichtet wurde. Bei Erdarbeiten im<br />
Jahre 1891 kamen nämlich zwei übereinander liegende Gräberreihen<br />
zu Tage. Die untere konnte anhand der Grabbeigaben<br />
(Fibeln, Ohrringe) als römisch identifiziert, die obere der Völkerwanderungszeit<br />
zugeordnet werden. Somit diente die nächste<br />
Umgebung des Gotteshauses schon als Begräbnisstätte, als es<br />
noch gar nicht errichtet war.<br />
In der 1826 verfassten, ersten Chronik von Virgen hielt Pfarrer<br />
Joseph Hofmann die mündliche Überlieferung fest: „Drey Grafen<br />
Brüder sollen sie gebaut, und sichdaran arm gebaut haben“.<br />
Eine Urkunde aus dem Jahre 1431 vermeldet etwas anderes:<br />
Drei „Zechmeister“ –Besitzer von Bergwerken –verkauften ein<br />
Bauerngut in „Challs“ (Kals am Großglockner) und stifteten<br />
den Erlös der Frauenkirche. Mit diesem Geld konnte zumindest<br />
begonnen werden, das ursprünglich romanische Gotteshaus im<br />
spätgotischen Stil umzubauen. Die Arbeiten wurden von der<br />
Görzer Bauhütte mit viel Fingerspitzengefühl in Angriff genommen.<br />
Man suchte keine radikale Lösung, riss die alte Kirche<br />
nicht nieder und stellte eine neue hin, sondern bezog Teile des<br />
vorhandenen Gemäuers in die architektonische Gestaltung mit<br />
ein. Dadurch blieben kulturhistorisch wertvolle Details erhalten.<br />
Wann die Wallfahrten begonnen haben, wissen wir nicht. Aus<br />
mehreren Dokumenten ist jedoch zu entnehmen, dass unsere<br />
Region in früheren Jahrhunderten extremen Wettersituationen<br />
ausgeliefert war –Frost und Reif noch im Juni, Hagelschlag,<br />
Hochwasser mit Vermurungen. So wird das gläubige Volk wohl<br />
bald Trost und Hilfe bei einer „Leidensgefährtin“, der „Lieben<br />
Frau im <strong>Schnee</strong>“ gesucht haben. 1676 heißt es, in der Kirche sei<br />
„... magna devotio et concursus ...“ festzustellen; frei übersetzt:<br />
große Verehrung und häufiger Besuch.<br />
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