Allianz-Sorgentelefon» unter der Gratis-Telefonnummer
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IVB<br />
12. Jahrgang Auflage 1‘400 Nr. 53/September 1998<br />
INHALT :<br />
SEITE 2: Unter uns..<br />
SEITE 3: IVB INTERN Unsicher Zukunft im Behin<strong>der</strong>tentransport<br />
SEITE 4: IVB INTERN Initiative «Gleiche Rechte für Behin<strong>der</strong>te»<br />
SEITE 5: IVB INTERN Politik kostet – auch Geld<br />
SEITE 7: MOBILITÄT BVB nimmt Stellung zur ÖV-Initiative<br />
SEITE 9: SCHWERPUNKT Initiative «Gegen eine Abschaffung <strong>der</strong> IV-Viertelsrente»<br />
SEITE 11: SCHWERPUNKT PRO INFIRMIS lanciert Petition «Gleiche Rechte für Kin<strong>der</strong>»<br />
SEITE 12: SCHWERPUNKT Worauf es bei <strong>der</strong> IV-Gesetzgebung ankommt<br />
SEITE 17: SOZIALPOLITIK Ist die IV ein Auffangbecken für Auslän<strong>der</strong>, Arbeitslose....<br />
SEITE 21: SCHWERPUNKT Krankentaggeld-Initiative ist lanciert<br />
SEITE 23: FORSCHUNG Etappensieg im Kampf gegen Alzheimer-Krankheit<br />
SEITE 25: AKTUELLES Grosses AHV-Fest in Bern am 21.11.1998<br />
SEITE 26: AKTUELLES Hunde helfen Behin<strong>der</strong>ten<br />
SEITE 27: FORSCHUNG Netzhautdegeneration – erste Erfolge<br />
SEITE 29: AKTUELLES Wohnen «Im Nie<strong>der</strong>holzboden» in Riehen<br />
SEITE 31: AKTUELLES S-Bahnstelle St. Johann ist rollstuhlgängig<br />
SEITE 32: AKTUELLES Brandschutzvorschriften und Behin<strong>der</strong>te<br />
SEITE 33: FERIEN / REISEN Ferienpflege im Spital «Sonnenland»<br />
SEITE 34: AKTUELLES Weltweiter Verein für Menschen mit Autismus gegründet<br />
SEITE 36: DAS S‘LETSCHT TERMINE 1998 / 1999<br />
IMPRESSUM: Inserate: Unterlagen können bei <strong>der</strong><br />
Redaktion verlangt werden.<br />
REDAKTION: Markus Schneiter (ms)<br />
Roland Rüegg (rr)<br />
Marcel W. Buess (mwb)<br />
Ruth Blokdijk (rbl)<br />
Layout: Markus Schneiter<br />
Herausgeber: Invaliden-Vereinigung bei<strong>der</strong> Basel<br />
Druck: IVB-PRESS<br />
Neue Kirschgarten Basel AG<br />
I V B<br />
NOOCHRICHTE<br />
Adresse: Redaktion IVB NOOCHRICHTE<br />
Schlossgasse 11<br />
4102 Binningen<br />
Tel.: 061/426 98 00<br />
Fax: 061/426 98 05<br />
Erscheint vierteljährlich<br />
Abonnement: Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Invaliden-Vereinigung bei<strong>der</strong> Basel
2 U N T E R U N S . . .<br />
Lieber Leserinnen, liebe Leser<br />
Die Behin<strong>der</strong>tenanliegen kommen in Bewegung.<br />
Gleich vier politische Vorstösse in Form von<br />
Initiativen und Petitionen sind zur Zeit lanciert und<br />
es werden kräftig dafür Unterschriften gesammelt:<br />
«Gleiche Rechte für Behin<strong>der</strong>te» (Seite 4) •<br />
«Gegen die Abschaffung <strong>der</strong> IV-<br />
Viertelsrente» (Seite 9) • «Gleichstellung<br />
jetzt – auch für behin<strong>der</strong>te<br />
Kin<strong>der</strong>» (Seite 11) • «ObligatorischeKrankentaggeld-Initiative»<br />
(Seite 13).<br />
Alle diese sozialpolitischen<br />
Anliegen brauchen unsere und<br />
vorallem Ihre Unterstützung. Sei<br />
es, dass auch Sie Ihre Unterschrift<br />
geben, sei es, dass Sie uns<br />
bei <strong>der</strong> Unterschriftensammlung<br />
tatkräftig <strong>unter</strong>stützen.<br />
Doch nicht nur in sozialpolitischer<br />
Sicht ist die Situation in<br />
«Bewegung». Sowohl auf kantonaler,<br />
wie auch auf <strong>der</strong> Bundesebene soll nach wie<br />
vor kräftig gespart werden. Dass es dabei wie<strong>der</strong><br />
die «Schwächsten» trifft liegt quasi auf <strong>der</strong> Hand<br />
– die können sich am wenigsten wehren.<br />
So muss die «Kantonalisierung <strong>der</strong> Bundessubventionen»<br />
mindesten 3 Milliarden Franken Einsparungen<br />
jährlich bringen (Seite 6) und die<br />
finanzielle Zukunft <strong>der</strong> Regionalen Behin<strong>der</strong>tentransportdienste<br />
ist einmal mehr sehr unsicher<br />
(Seite 3).<br />
Grosserfolg für <strong>Allianz</strong> IVB/TIXI<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Festivitäten zum 150-Jahr<br />
Bundesstaat-Jubiläum, «Zämme lääbe – zämme<br />
feschte» und dem Oberrheintag‘98 konnte<br />
die <strong>Allianz</strong> die erste internationale Behin<strong>der</strong>ten-Pendelbuslinie<br />
in Betrieb nehmen.<br />
IVB<br />
Wir suchen:<br />
Reserve-<br />
Chauffeusen/Chauffeure<br />
als Ablösung bei<br />
Ferienabwesenheit o<strong>der</strong><br />
Krankheit.<br />
Interessenten melden sich<br />
bitte bei unserer<br />
Geschäftsstelle <strong>unter</strong><br />
Tel.: 426’98’00<br />
IVB-Geschäftsstelle<br />
Schlossgasse 11<br />
4102 Binningen<br />
Einzige Lichtblicke in dieser eher düsteren Zeit<br />
sind die hoffnungsvollen Ergebnisse und Erkenntnisse<br />
<strong>der</strong> Forscher.<br />
So zeichnen sich erste Erfolge in <strong>der</strong> Behandlung<br />
<strong>der</strong> Alzheimer-Patienten (Seite 19) und gegen<br />
die Netzhautdegeneration (Seite 23) ab.<br />
Die von regionalen Behin<strong>der</strong>tenorganisationen<br />
lancierte<br />
Initiative «für einen behin<strong>der</strong>ten-<br />
und betagtengerechten öffentlichen<br />
Nah- und Regionalverkehr»<br />
ist als rechtsgültig erklärt<br />
worden und dürfte in naher<br />
Zukunft zur Abstimmung<br />
kommen. In diesem Zusammenhang<br />
haben wir die BVB-Direktion<br />
gebeten, aus ihrer Sicht die<br />
Bestrebungen und For<strong>der</strong>ungen<br />
zu beurteilen (Seite 7).<br />
Nicht vergessen möchten wir<br />
hier den Hinweis auf den Artikel<br />
«Politik kostet - auch Geld»<br />
(Seite 5), <strong>der</strong> im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> IVB-Herbstsammlung steht, die Ende<br />
Oktober rund 30‘000 Haushalte in <strong>der</strong> Region<br />
erreichen soll und für unsere Anliegen «werben»<br />
soll.<br />
Wie gewohnt ist die IVB-Noochrichte zudem<br />
mit weiteren aktuellen Informationen gespickt.<br />
Wir wünschen Ihnen einen wun<strong>der</strong>schönen<br />
(warmen) Herbst und natürlich viel Spass beim<br />
Lesen.<br />
Ihre Redaktion<br />
Währen drei Tagen stand <strong>der</strong> Shuttle-Service<br />
<strong>der</strong> <strong>Allianz</strong> den mobilitätsbehin<strong>der</strong>ten Festbesuchern<br />
fast rund um die Uhr für den Transfer<br />
zwischen den verschiedenen Festplätzen in Basel,<br />
Saint-Louis, Weil und Lörrach zur Verfügung.<br />
Trotz schlechter Witterung nahmen zahlreiche<br />
Behin<strong>der</strong>te und Betagte diesen neuen Service<br />
in Anspruch. n<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Unsichere Zukunft im<br />
Behin<strong>der</strong>tentransport<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
A K T U E L L E S<br />
Die Zukunft des Behin<strong>der</strong>tentransport-<br />
Angebotes <strong>der</strong> pragmatischen IVB/TIXI-<br />
<strong>Allianz</strong> steht ein weiteres mal «in den<br />
Sternen».<br />
ms. Bald ist es wie<strong>der</strong> soweit, ein weiteres<br />
Kapitel im stetigen Auf und Ab <strong>der</strong> Finanzierungsfrage<br />
<strong>der</strong> Einzeltransporte für Behin<strong>der</strong>te und<br />
Betagte kann aufgeschlagen werden.<br />
Nachdem im Herbst 1996 die Weiterführung<br />
des TIXI-Transportangebotes wegen fehlen<strong>der</strong> Finanzen<br />
in Frage gestellt war, wurde im Frühjahr<br />
1997 die pragmatische <strong>Allianz</strong> zwischen IVB und<br />
TIXI geschlossen. Darauf folgte eine mehrmonatige<br />
Aushandlung einer Leistungsvereinbarung<br />
zwischen <strong>der</strong> <strong>Allianz</strong> und <strong>der</strong>, von den beiden<br />
Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land eingesetzten<br />
Koordinationsstelle Behin<strong>der</strong>tentransport bei<strong>der</strong><br />
Basel (KBB). Der Abschluss dieses Leistungsauftrages<br />
weckte die berechtigte Hoffnung, dass<br />
nun die Zukunft <strong>der</strong> Einzeltransporte für Behin<strong>der</strong>te<br />
und Betagte einigermassen gesichert ist. Doch<br />
weit gefehlt!<br />
Bereits Anfang 1998 zeichnete sich eine erneute<br />
Talsohle <strong>der</strong> Finanzierung ab. Weil die bisherige<br />
«Pro Kopf - Finanzierung» mit dem Einreichen<br />
eines Arztzeugnisses gekoppelt war und die, durch<br />
die KBB per 1.1.1998 eingefor<strong>der</strong>ten, neuen Zeugnisse<br />
<strong>der</strong> Transportdienstbenutzer weniger zahlreich<br />
als in den Vorjahren eingereicht wurden,<br />
http://www.ivb.ch<br />
war die Finanzierung für das laufende Jahr bereits<br />
wie<strong>der</strong> in Frage gestellt.<br />
Ein erneuter Eklat konnte nur dank <strong>der</strong> unkonventionellen<br />
Entscheidung <strong>der</strong> beiden Kantonsregierungen,<br />
das laufenden Budget freizugeben,<br />
abgewendet werden. Diese «Notlösung» war jedoch<br />
einerseits mit <strong>der</strong> Auflage gekoppelt, dass<br />
die KBB, als interkantonales Gremium, neue Finanzierungskonzepte<br />
bis Ende Oktober vorlegen<br />
muss und an<strong>der</strong>erseits gleichzeitig <strong>der</strong> bestehende<br />
Basis - Vertrag zwischen den beiden Kantonen<br />
per 1.1.1999 gekündigt wurde.<br />
Bis heute ist die <strong>Allianz</strong> we<strong>der</strong> in diese<br />
konzeptionellen Überlegungen <strong>der</strong> KBB<br />
miteinbezogen worden, noch wissen wir,<br />
wie es weitergehen soll.<br />
Um es an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit<br />
festzuhalten: Die IVB/TIXI-<strong>Allianz</strong><br />
wird nicht durch die Kantone subventioniert.<br />
Vielmehr war es bisher so, dass die Kantone<br />
den gleichen Betrag für Behin<strong>der</strong>ten- und Betagten-Einzeltransporte<br />
<strong>der</strong> KBB zur Verfügung stellten,<br />
wie sie dem Tarifverbund Nordwestschweiz<br />
(TNW) als «Subvention» des Öffentlichen Verkehrs<br />
abgaben.<br />
Die IVB/TIXI – <strong>Allianz</strong> ist durch die Vereinbarung<br />
mit <strong>der</strong> KBB Leistungserbringer. Die KBB<br />
«kauft» also Transportleistungen bei <strong>der</strong> <strong>Allianz</strong>.<br />
Im speziellen sieht dieser Leistungsauftrag vor,<br />
dass erstens die <strong>Allianz</strong> rund ein Viertel <strong>der</strong> sog.<br />
KBB - Transporte selbst finanzieren und zweitens<br />
die <strong>Allianz</strong> noch zusätzliche Transporte ausführen<br />
muss, die entwe<strong>der</strong> durch Spenden o<strong>der</strong> durch<br />
3
4<br />
an<strong>der</strong>e Kostenträger finanziert werden (= heute<br />
rund 72% des gesamten Transportvolumens).<br />
Da die <strong>Allianz</strong> also rund 25% <strong>der</strong> KBB-Fahrten<br />
selbst bezahlen und noch zusätzliche, an<strong>der</strong>s<br />
finanzierte Transporte durchführen muss, ist die<br />
jetzige Situation bereits wie<strong>der</strong> prekär. Noch rund<br />
drei Monate bleiben für 1998 übrig und wir<br />
wissen nicht, ob überhaupt und wieviel Mittel für<br />
1999 zur Verfügung stehen.<br />
Obwohl die beiden <strong>Allianz</strong>partner Nonprofit-<br />
Organisationen sind, müssen sie als Unternehmen<br />
mit einer Flotte von rund 70 Fahrzeugen und als<br />
Arbeitgeber von über 50 Mitarbeitern sehr wohl<br />
auch die Zukunft planen können.<br />
So stellt sich z.B. die Frage ob weiter in den<br />
Fuhrpark investiert werden soll (Neuanschaffung,<br />
dringend notwendige Fahrzeug – Reparaturen,<br />
etc.) und ob die zahlreichen Arbeitsplätze ( IV –<br />
Rentnern, Pensionierten und Arbeitslosen im Zwischenverdienst)<br />
weiter gesichert sind.<br />
Dass in dieser Situation die beiden Organisationen<br />
sehr vorsichtig mit den Finanzen umgehen<br />
und nicht zuletzt dar<strong>unter</strong> auch die Qualität und<br />
Quantität <strong>der</strong> Dienstleistung leidet, dürfte wohl<br />
jedem einleuchten. Dies soll keine Entschuldigung<br />
sein, zeigt aber deutlich in welcher «Zwickmühle»<br />
wir uns befinden.<br />
Das schlimmste aber ist, dass dar<strong>unter</strong>, als<br />
letzte Glied <strong>der</strong> Kette, die Behin<strong>der</strong>ten und Betagten<br />
leiden müssen.<br />
Einmal mehr sind die Politiker gefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Regierungen und Parlamente <strong>der</strong> beiden<br />
Kantone haben es in <strong>der</strong> Hand, dem ständigen Auf<br />
und Ab ein Ende zu setzen. Wir haben schon an<br />
an<strong>der</strong>er Stelle darauf hingewiesen, dass die gängige<br />
Praxis eines Globalbudget auch in diesem<br />
Bereich durchaus praktikabel wäre.<br />
Gerade im Zusammenhang mit den Festivitäten<br />
zum 150-Jahr Bundesstaat – Jubiläum/«Zämme<br />
lääbe - zämme feschte/Oberrheintag’98 vom 11.<br />
bis 13. September 1998 hat die <strong>Allianz</strong> mit dem<br />
Betrieb einer (internationalen) Behin<strong>der</strong>ten-Pendelbuslinie<br />
bewiesen, dass sie durchaus in <strong>der</strong><br />
Lage ist, flexibel und professionell auch weitergehende<br />
Aufgaben zu erfüllen. n<br />
A K T U E L L E S<br />
Aufruf zur Unterschriften-Sammlung<br />
Viel ist über die Initiative «Gleiche Rechte für<br />
Behin<strong>der</strong>te» in <strong>der</strong> Vergangenheit (auch in <strong>der</strong><br />
IVB-NOOCHRICHTE) berichtet worden. Obwohl<br />
alle Haushalte bereits einen Unterschriftenbogen<br />
erhalten haben, ist es dringendst<br />
notwendig, dass die Betroffenen selber «auf die<br />
Strasse» gehen und mit <strong>der</strong> Bevölkerung das<br />
Gespräch suchen.<br />
Damit erreichen wir gleich zwei Ziele:<br />
1. Werden mit sog. Standaktionen die notwendigen<br />
Unterschriften schneller zusammenkommen.<br />
2. Standaktionen sind auch ein wichtiges Mittel<br />
<strong>der</strong> Meinungsbildung. Das direkte Gespräch<br />
ist die beste Möglichkeit um für unsere Anliegen<br />
zu werben.<br />
Die IVB organisiert nach den Herbstferien<br />
mehrere solcher «Standaktionen».<br />
Dies ist jedoch nur möglich, wenn Sie uns bei<br />
<strong>der</strong> Unterschriftensammlung aktiv <strong>unter</strong>stützen<br />
und sich bereit erklären an einem dieser Stände<br />
mitzuhelfen.<br />
Je mehr sich an den Aktionen beteiligen,<br />
desto stärker können wir unsere Anliegen in <strong>der</strong><br />
Stadt und <strong>der</strong> Region vertreten.<br />
Aus diesem Grund rufen wir Interessierte<br />
und engagierte Behin<strong>der</strong>te<br />
auf, sich an diesen Standaktionen zu<br />
beteiligen. Bitte melden Sie sich bei<br />
<strong>der</strong> IVB-Geschäftsstelle (Telefon 426<br />
98 00).<br />
Koordination und Hilfestellungen <strong>der</strong> Standaktionen<br />
übernimmt selbstverständlich die IVB.<br />
Helfen Sie mit, damit die Initiative «Gleiche<br />
Rechte für Behin<strong>der</strong>te» ein voller Erfolg wird !<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
Politik kostet<br />
– auch Geld<br />
I V B I N T E R N<br />
«Mit einer Million mache ich aus einem<br />
Kartoffelsack einen Magistraten».<br />
Diese Behauptung eines PR-Mannes zeigt in<br />
aller Offenheit, welche Rolle Geld in <strong>der</strong> Politik zu<br />
spielen scheint. An dieser Tatsache kommt auch<br />
die Behin<strong>der</strong>tenpolitik und -bewegung nicht vorbei.<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit im Stillen ist zwar<br />
unverzichtbar und wichtig, spontane Aktionen<br />
können durchaus von <strong>der</strong> Hand in den Mund<br />
leben. Wenn es aber um die grossen politischen<br />
Anliegen geht, braucht es Geld (o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s,<br />
wenn es ums Geld geht, wird fast alles sehr<br />
politisch).<br />
Die bisherigen parlamentarischen Trauerspiele<br />
auf <strong>der</strong> eidgenössischen Bühne um die Viertelsrente<br />
und um den Gleichstellungsartikel zwingen die<br />
Behin<strong>der</strong>ten-Organisationen in die Offensive.<br />
Initiativen und Referenden können aber nicht<br />
gratis lanciert werden. Neben dem unverzichtbaren<br />
persönlichen Einsatz beim Unterschriftensammeln<br />
sind auch beträchtliche Geldmittel erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Dank zahlreicher finanziell potenter Organisationen<br />
scheinen diese für die Vorhaben «Gleichstellungsinitiative»,<br />
«Viertelsrenten-Referendum»,<br />
«Petition gleiche Rechte für alle behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>»<br />
und die «Krankentaggeld-Initiative» einigermassen<br />
gesichert. Die Anliegen können gut (medienwirksam)<br />
vermittelt und Spendengel<strong>der</strong> zweckentsprechend<br />
eingesetzt werden. Unter den sog.<br />
Betroffenen gibt es inhaltlich kaum Divergenzen<br />
und viele sind bereit «zu kämpfen». Das ist auch<br />
gut so.<br />
Schon etwas an<strong>der</strong>s ist dies bei weniger medienwirksamen,<br />
komplexeren Anliegen wie dem<br />
barrierefreien Bauen, dem behin<strong>der</strong>ten- und betagtengerechten<br />
öffentlichen Verkehr, <strong>der</strong> Integration<br />
am Arbeitsplatz und an<strong>der</strong>n auch regionalen<br />
Problemstellungen.<br />
http://www.ivb.ch<br />
Wer sich hier - wie zum Beispiel die IVB -<br />
engagiert, braucht Ressourcen, einerseits um im<br />
Dschungel behördlicher Unzuständigkeiten und<br />
im Dickicht von Gesetzen und Verordnungen zu<br />
überleben, an<strong>der</strong>erseits um die gelegentlich wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />
Interessen verschiedener Gruppen<br />
auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen;<br />
Alltagspolitik eben.<br />
Die IVB hat sich nie als Selbstzweck im Sinne<br />
von «schön, dass es sie gibt» gesehen. Vielmehr<br />
bezieht sie ihre Existenzberechtigung aus dem<br />
ausdrücklich o<strong>der</strong> stillschweigend erteilten Auftrag<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong> zur Interessenvertretung mit<br />
allem, was dazu gehört (Dokumentation, Information,<br />
Koordination, Lobbying, Vertretung).<br />
Die IVB hat heute für den laufenden Betrieb von<br />
Verein, Geschäftsstelle und Behin<strong>der</strong>tentransport<br />
ein Budget von rund 2 Mio Franken. Die öffentlichen<br />
Beiträge (BSV) decken davon etwa 10%, <strong>der</strong><br />
Transportdienst erwirtschaftet weitere 60%. Die<br />
restlichen 200‘000 Franken (ohne Reserven für<br />
«Spezialeinsätze», den Aufbau neuer Dienste o<strong>der</strong><br />
die kurzfristige Beteiligung an Gemeinschaftsaktionen)<br />
müssen an<strong>der</strong>weitig finanziert werden.<br />
Aus diesem Grund wird Ende Oktober<br />
wie<strong>der</strong> eine Grosssammlung lanciert,<br />
die über 30‘000 Haushalte in <strong>der</strong> ganzen<br />
Region erreichen soll.<br />
Helfen Sie mit, damit wir auch weiterhin sowohl<br />
beim Behin<strong>der</strong>tentransport, als auch bei den zahlreichen<br />
weiteren Dienstleistungen und Aktionen<br />
«am Ball» bleiben können, denn Politik kostet –<br />
auch Geld. n<br />
INVALIDEN VEREINIGUNG bei<strong>der</strong> BASEL<br />
5
6<br />
Kantonalisierung <strong>der</strong><br />
Bundessubventionen<br />
Kontext<br />
Seit bald einem Jahr haben sich die Bemühungen<br />
um einen Finanzausgleich zwischen Bund und<br />
Kantonen intensiviert. Eine bundesrätliche Kommission<br />
<strong>unter</strong> dem Vorsitz von Bundesrat Kaspar<br />
Villiger und den Bundesräten Cotti und Dreifuss<br />
wie den kantonalen Vertretern Regierungsrat Ch.<br />
Favre (VS), RR E. Marty (SZ) und RR Hw. Schmid<br />
(AR) hat ihre Arbeit aufgenommen und strebt<br />
einen bundesstaatlichen Finanzausgleich zwischen<br />
den Finanzflüssen des Bundes (gut 11 Milliarden)<br />
an die Kantone gegenüber den Finanzflüssen <strong>der</strong><br />
Kantone (1,5 Milliarden) an den Bund an.<br />
Als hauptsächlichen Nutzen werden sich<br />
davon versprochen:<br />
«Der neue Finanzausgleich, <strong>der</strong> schrittweise<br />
eingeführtwerden kann<br />
• optimiert das Zusammenspiel zwischen Bund<br />
und Kantonen, indem er die Aufgaben, Kompetenzen<br />
und Finanzströme entwirrt.<br />
• rückt das Prinzip <strong>der</strong> Subsidiarität wie<strong>der</strong> in<br />
den Vor<strong>der</strong>grund und verleiht dem Fö<strong>der</strong>alismus<br />
eine neue Qualität, indem er Bund und Kantonen<br />
die Aufgaben stufengerecht überträgt und Handlungsspielraum<br />
wie Eigenfinanzierungsbasis <strong>der</strong><br />
Kantone stärkt.<br />
• leistet gleichzeitig einen echten Sparbeitrag,<br />
indem er die Kostentreiber beseitigt und ohne<br />
vorgegebene Leistungsabstriche jährliche Einsparungen<br />
von mindestens drei Milliarden Franken<br />
ermöglicht. Bei Lastenverschiebungen werden Bund<br />
und Kantone mit den entsprechenden Finanzmitteln<br />
dotiert.» 1<br />
In <strong>der</strong> Projektgruppe 4 wurden Sozialversicherungen<br />
und Sozialpolitik behandelt, die <strong>unter</strong> dem<br />
stellvertretenden Direktor des Bundesamtes für<br />
S C H W E R P U N K T<br />
Sozialversicherung, R. Valterio, die Themenkreise<br />
Alters- und Hinterlassenenversicherung, Invalidenversicherung,<br />
Ergänzungsleistungen, Krankenversicherung,<br />
Familienzulagen, Spezialkliniken und<br />
Spitzenmedizin behandelten.<br />
Deren Reformvorschläge sahen vor, dass «Allgemein<br />
... die individuellen Leistungen durch den<br />
Bund verwaltet und finanziert werden, die kollektiven<br />
durch die Kantone; allerdings müssen die<br />
Tätigkeiten von landesweitem Interesse auch auf<br />
Bundesebene finanziert werden. Die anfängliche<br />
Idee, die Ergänzungsleistungen zu kantonalisieren,<br />
wurde nicht weiterverfolgt.» 2<br />
Es ist also klar, dass diese bundesstaatlichen<br />
Bemühungen auch die Behin<strong>der</strong>tenorganisationen<br />
betreffen und von diesen diskutiert werden<br />
müssen.<br />
Speziell betrifft dies auch alle Behin<strong>der</strong>tentransport-Anbieter.<br />
Sollen doch die bisher durch<br />
den Bund (BSV) subventionierten Freizeitfahrten<br />
(nach Art. 74 IVG) ebenfalls in das Päckchen<br />
«Kantonalisierung» gepackt werden.<br />
Ob und in welchem Umfang die Kantone dann<br />
bereit sind diese, für die Betroffenen so wichtige<br />
Mobilitätsdienstleistung, weiter zu finanzieren steht<br />
wohl in den Sternen geschrieben.<br />
In <strong>der</strong> momentanen «Sparhysterie» kann aber<br />
durchaus mit einem kompletten Wegfall dieser<br />
Mittel gerechnet werden.<br />
Es wird sich dann auch zeigen, ob ein grosses<br />
«Transportdienststerben» einsetzen wird – o<strong>der</strong><br />
ob doch noch an<strong>der</strong>e Finanzmittel und Wege<br />
gefunden werden können.<br />
In jedem Fall ist es unsere (und Ihre) Aufgabe<br />
diese Entwicklung genauestens zu verfolgen, auch<br />
wenn <strong>der</strong> Nationalrat dieses Geschäft vorerst auf<br />
die «lange Bank» geschoben hat. n<br />
1 Projektpapier Nationalrat<br />
2 EFD, 8.97 Presse- und Informationsdienst<br />
Behin<strong>der</strong>tenkonferenz Zürich<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
BVB zur ÖV-Initiative<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
M O B I L I T Ä T<br />
Wie sich die BVB zur Volksinitiative „für<br />
einen behin<strong>der</strong>ten- und betagtengerechten<br />
öffentlichen Nah- und<br />
Regionalverkehr“ stellen.<br />
Wir haben die BVB gebeten,<br />
aus ihrer Sicht zur eingereichten<br />
Volksinitiative «für einen behin<strong>der</strong>ten-<br />
und betagtengerechten<br />
öffentlichen Nah- und Regionalverkehr»<br />
Stellung zu nehmen:<br />
Am 27. Juni 1996 wurde bei<br />
<strong>der</strong> Staatskanzlei die unformulierte<br />
Volksinitiative „für einen behin<strong>der</strong>ten-<br />
und betagtengerechten<br />
öffentlichen Nah- und Regionalverkehr“<br />
eingereicht. Die Initiative<br />
zielt darauf ab, dass <strong>der</strong><br />
öffentliche Nah- und Regionalverkehr<br />
soweit als möglich auch von Behin<strong>der</strong>ten<br />
und Betagten selbständig benutzt werden kann.<br />
Die BVB <strong>unter</strong>stützen die Stossrichtung <strong>der</strong><br />
Initiative und haben auch bereits mit <strong>der</strong> Umsetzung<br />
erster Massnahmen begonnen. Für Seh- und<br />
Manuelle Rampe in Aktion<br />
http://www.ivb.ch<br />
Hörbehin<strong>der</strong>te werden sukzessive die Fahrzeuge<br />
mit automatischen Haltestellenanzeigen und Haltestellenansagen<br />
ausgerüstet. Für Gehbehin<strong>der</strong>te<br />
haben sich die BVB zum Ziel gesetzt, dass bis im<br />
Jahr 2003 je<strong>der</strong> Tram- o<strong>der</strong> Buskurs mindestens<br />
einen Nie<strong>der</strong>flureinstieg aufweist. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, müssen einerseits neue Fahrzeuge<br />
angeschafft werden, an<strong>der</strong>erseits wird ein Teil <strong>der</strong><br />
bisherigen Fahrzeuge mit Nie<strong>der</strong>flur-Mittelteilen<br />
- sogenannte<br />
Sänften - ausgerüstet. Bereits<br />
sind 24 Nie<strong>der</strong>flurbusse mit Einstieghöhen<br />
von rund 15 cm ab<br />
Haltestellenkante, 6 Gelenktrams<br />
mit Nie<strong>der</strong>flursänfte sowie<br />
3 Sänften Anhänger im Einsatz.<br />
Kontrovers wird die Frage<br />
beurteilt, ob in Nie<strong>der</strong>flurfahrzeuge<br />
zusätzlich Rampen o<strong>der</strong><br />
Hebevorrichtungen eingebaut<br />
werden sollen, um auch Rollstuhlfahrerinnen<br />
und Rollstuhlfahrern<br />
die ungehin<strong>der</strong>te Benützung<br />
von Tram und Bus ermöglichen<br />
zu können. Insbeson<strong>der</strong>e auf den stark<br />
belasteten innerstädtischen Tramstrecken befürchten<br />
die BVB schwerwiegende betriebliche Nachteile.<br />
Ausserdem ist <strong>der</strong> finanzielle Aspekt nicht vernachlässigbar.<br />
So kosten beispielsweise elektrisch<br />
bedienbare Rampen in <strong>der</strong> Anschaffung rund<br />
Fr. 15‘000.— bis Fr. 30‘000.— sowie zusätzlich<br />
jährliche Unterhaltskosten in Höhe von Fr. 1‘000.—<br />
bis Fr. 2‘500.— pro Rampe. Bei 353 im Linienverkehr<br />
eingesetzten Fahrzeugen <strong>der</strong> BVB ergäbe<br />
dies eine erhebliche Summe, wenn alle Fahrzeuge<br />
eine Rampe erhalten sollten.<br />
Erfahrungen ausländischer Verkehrsbetriebe,<br />
welche flächendeckend elektrische Rampen eingeführt<br />
haben, weisen nach, dass durchschnittlich<br />
jede Rampe nur 5 mal jährlich benützt wird. Der<br />
Transport einer behin<strong>der</strong>ten Person im Rollstuhl<br />
mit diesen Hilfsmitteln im öffentlichen Verkehrsmittel<br />
kostet also rund Fr. 200.- bis Fr. 500.—.<br />
7
8<br />
Demgegenüber betragen die Selbstkosten pro Fahrt<br />
bei TIXI und IVB nur knapp Fr. 22.—.<br />
Die BVB sind daher <strong>der</strong> Ansicht, dass ein<br />
<strong>der</strong>artiger Lösungsansatz beim heutigen desolaten<br />
Zustand unserer Staatsfinanzen nicht weiterverfolgt<br />
werden darf.<br />
Automatische Rollstuhlrampe<br />
Neben elektrisch betriebenen Rampen werden<br />
von <strong>der</strong> Industrie auch handbetätigte Rampen<br />
angeboten. Diese kosten in <strong>der</strong> Anschaffung nur<br />
10-30 % gegenüber elektrisch betätigten Rampen<br />
und sind je nach Modell auch im Unterhalt wesentlich<br />
günstiger.<br />
Die BVB sind deshalb mit Vertretern von Behin<strong>der</strong>tenorganisationen<br />
übereingekommen, im Sinne<br />
eines Versuches je eine Bus- und Tramlinie mit<br />
<strong>der</strong>artigen handbetätigten Rampen auszurüsten.<br />
Der Versuchsbetrieb soll zeigen, wie häufig die<br />
Rampen benutzt werden, und er soll insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch darüber Auskunft geben, ob die Befürchtungen<br />
<strong>der</strong> BVB zutreffen o<strong>der</strong> nicht, dass nämlich <strong>der</strong><br />
M O B I L I T Ä T<br />
Das «erste» neue Sänfte-Mittelteil <strong>der</strong> BVB<br />
Einsatz von Rampen die Qualität des Basler Tramund<br />
Bussystems nachhaltig verschlechtere und/<br />
o<strong>der</strong> Betriebsmehrkosten wegen <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
zusätzlicher Kurse zur Folge hat.<br />
Je nach Ergebnis des Versuchs, bezogen auf<br />
diese klar messbaren Kriterien, wird über eine<br />
Erweiterung auf an<strong>der</strong>e Tram- und Buslinien resp.<br />
über den Abbruch des Versuchs entschieden<br />
.<br />
Nie werden jedoch die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
in <strong>der</strong> Lage sein, die Behin<strong>der</strong>tentransporte<br />
vollumfänglich zu ersetzen. Neben denjenigen<br />
Behin<strong>der</strong>ten, die aus physischen Gründen nicht in<br />
<strong>der</strong> Lage sind, den Weg von o<strong>der</strong> zur nächstgelegenen<br />
Tramhaltestelle zurückzulegen, betrifft dies<br />
insbeson<strong>der</strong>e auch diejenigen, welche aus an<strong>der</strong>en<br />
Gründen auf eine Begleitperson angewiesen<br />
sind (z.B. geistig verwirrte Personen).<br />
Im Bereich des Behin<strong>der</strong>tentransportes wird es<br />
nie möglich sein, auf Institutionen wie die IVB zu<br />
verzichten, indem jedoch <strong>der</strong> Zutritt zu den öffentlichen<br />
Verkehrsmittel für weniger stark Behin<strong>der</strong>te<br />
erleichtert wird, kann das Mobilitätsangebot für<br />
Behin<strong>der</strong>te insgesamt erweitert werden. n<br />
BASLER VERKEHRS-BETRIEBE<br />
Dr. Georg Vischer, Vizedirektor<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Gegen die Abschaffung<br />
<strong>der</strong> IV-Viertelsrente<br />
Wer sucht sich Invalidität<br />
schon aus?<br />
Nottwil, 13. August 1998 -<br />
Das von <strong>der</strong> Schweizer Paraplegiker-Vereinigung<br />
(SPV) mit<br />
Unterstützung weiterer Behin<strong>der</strong>ten-Organisationenergriffene<br />
Referendum «Gegen die Abschaffung<br />
<strong>der</strong> IV-Viertelsrente»<br />
ist flächendeckend lanciert. Anfang<br />
August wurden sämtliche<br />
Haushaltungen <strong>der</strong> Schweiz mit<br />
Prospekten bedient. Bürgerinnen<br />
und Bürger sind aufgerufen,<br />
mit ihrer Unterschrift zu verhin<strong>der</strong>n,<br />
dass bereits benachteiligte<br />
Menschen einer unsinnigen<br />
Sparpolitik zum Opfer fallen,<br />
die in Sozialabbau mündet.<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
S C H W E R P U N K T<br />
Unmittelbar nach dem Entscheid des Nationalrates<br />
am 26. Juni 1998 hatte die Schweizer<br />
Paraplegiker-Vereinigung (SPV) angekündigt, das<br />
Referendum gegen die Abschaffung <strong>der</strong> IV-Viertelsrente<br />
zu ergreifen. Mit weiteren Interessengruppen<br />
im Schlepptau lässt sie den Worten nun<br />
Taten folgen.<br />
Die landesweit eingeleitete Unterschriftensammlung<br />
richtet sich gegen eine Strafaktion, die als<br />
Sparübung mit geschätzten Min<strong>der</strong>ausgaben von<br />
8 bis 12 Mio Franken getarnt ist. Marc F. Suter,<br />
selber Rollstuhlfahrer, Mitglied im Zentralvorstand<br />
<strong>der</strong> Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV)<br />
und Nationalrat, hatte vor <strong>der</strong> Schlussabstimmung<br />
über die Gesetzesän<strong>der</strong>ung eindringlich an<br />
Vernunft und Weitsicht <strong>der</strong> Parlamentarier appelliert.<br />
Er betonte damals <strong>unter</strong> an<strong>der</strong>em, dass sich<br />
soziale Gerechtigkeit daran messe, wie wir mit<br />
den Schwächsten umgingen. Die Abschaffung <strong>der</strong><br />
IV-Viertelsrente sei ein erster Schritt in Richtung<br />
http://www.ivb.ch<br />
Sozialabbau und bedeute die Abkehr vom Versicherungsprinzip<br />
hin zum Bedarfsprinzip. Und das<br />
sei letztlich auch Verrat am Zweck <strong>der</strong> IV überhaupt,<br />
Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu wollen. Vergeblich:<br />
die Befürworter <strong>der</strong> Vorlage siegten mit<br />
zwei Stimmen Unterschied.<br />
9<br />
Wi<strong>der</strong>sprüche und Rechtsverletzungen<br />
Den Argumenten <strong>der</strong> vorläufigen<br />
Gewinner liegt kurzsichtige<br />
Sparwut zugrunde. Sowohl <strong>der</strong><br />
Bundesrat als auch eine Mehrheit<br />
im Parlament wollen im Zuge <strong>der</strong><br />
jetzigen Revision des Invaliden-<br />
Versicherungs-Gesetzes (IVG) die<br />
Sanierung <strong>der</strong> Invaliden-Versicherung<br />
vorantreiben.<br />
Die Streichung <strong>der</strong> Viertelsrente<br />
kommt da sehr gelegen, weil sie<br />
nicht sehr viele Menschen, diese<br />
aber um so härter trifft. Jenen, die<br />
invaliditätsbedingt über 50% weniger<br />
verdienen als vordem, soll<br />
ein Minimalzustupf von <strong>unter</strong> 500 Franken monatlich<br />
entzogen werden. Darauf aber sind sie – trotz<br />
selbst erzieltem Einkommen – dringend angewiesen.<br />
Im Endeffekt handelt es sich also nur um eine<br />
Umverteilung <strong>der</strong> Kosten.<br />
Bedenklich stimmt weiter, dass die in Bern<br />
beschlossene Gesetzesän<strong>der</strong>ung dem Prinzip <strong>der</strong><br />
IV «Einglie<strong>der</strong>ung vor Rente» wi<strong>der</strong>spricht und IV-<br />
Beitragszahlern auf diese Art rechtmässige Ansprüche<br />
aus dieser Versicherung vorenthalten<br />
werden.<br />
Grundsatz-Diskussion erfor<strong>der</strong>lich<br />
Einseitige Betrachtungsweise und Wissensdefizite<br />
<strong>der</strong> politischen Instanzen überraschen auch<br />
Guido A. Zäch, Klinikdirektor und Chefarzt des<br />
Schweizer Paraplegikerzentrums in Nottwil, immer<br />
wie<strong>der</strong> aufs Neue. Nicht erst aufgrund <strong>der</strong><br />
jüngsten Entwicklungen sieht er die Invaliden-<br />
Versicherung und <strong>der</strong>en Bemessungsgrundlagen<br />
überhaupt in Frage gestellt. «Warum soll in <strong>der</strong>
10 S C H W E R P U N K T<br />
Schweiz falsch sein, was in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
richtig und machbar ist?“. In Deutschland etwa<br />
legen Ärzte fest, zu welchem Grad ein durch<br />
Unfall o<strong>der</strong> Krankheit behin<strong>der</strong>ter Mensch Erwerbsfähig<br />
ist, und gilt ein Querschnittgelähmter<br />
prinzipiell als invalid – ob er nun arbeitet o<strong>der</strong><br />
nicht.<br />
Ab 1. Januar 2000 tritt dort<br />
sogar ein neues, «verschärftes»<br />
Gesetz in Kraft. Demgemäss<br />
kommt es bei <strong>der</strong> Feststellung<br />
von Erwerbsfähigkeit-Min<strong>der</strong>ung<br />
nur noch auf den Gesundheitszustand<br />
des Versicherten an,<br />
während die Lage auf dem Arbeitsmarkt<br />
überhaupt keinen Einfluss<br />
mehr hat.<br />
Unter dem Gesichtspunkt einer<br />
beson<strong>der</strong>s entmutigenden<br />
Ausgangslage für Behin<strong>der</strong>te im<br />
Alter zwischen 20 und 30 Jahren<br />
hält Zäch statt kontraproduktivem<br />
Flickwerk eine grundsätzliche<br />
Überprüfung <strong>der</strong> IV-<br />
Bestimmungen und eine Anpassung<br />
<strong>der</strong> Renten nach oben für notwendig.<br />
«Wirkliches Sparpotential liegt in besseren Voraussetzungen<br />
zur Erhaltung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit<br />
von Behin<strong>der</strong>ten. Die kommt durch bessere Ausbildung<br />
und den dauernden Ansporn, einen Teil des<br />
Lebens<strong>unter</strong>haltes aus eigener Kraft zu bestreiten.»<br />
Die Streichung <strong>der</strong> IV-Viertelsrente aber würde<br />
genau das Gegenteil auslösen. Sie drängte Schwache<br />
weiter an den Rand <strong>der</strong> Gesellschaft und<br />
bewirkte nur eine Umschichtung <strong>der</strong> Lasten. Anstelle<br />
des Bundes müssten Kantone und Gemeinden<br />
für Ersatzleistungen Aufkommen. Guido A.<br />
Zäch, seit Jahren an vielen Fronten im Einsatz für<br />
generelle Besserstellung Behin<strong>der</strong>ter: «Das ist eine<br />
Milchmädchen-Rechnung und billige Politik auf<br />
dem Buckel von arbeitswilligen Behin<strong>der</strong>ten, die<br />
den Steuerzahler langfristig noch teurer zu stehen<br />
kommt.»<br />
Referendum<br />
«Gegen die<br />
Abschaffung <strong>der</strong><br />
IV-Viertelsrente»<br />
Unterschriften–<br />
sammlung ist<br />
landesweit<br />
im Gange!<br />
Stichtag: 15. Oktober<br />
Das von <strong>der</strong> Schweizer Paraplegiker-Vereinigung<br />
(SPV) lancierte Referendum «Gegen die<br />
Abschaffung <strong>der</strong> IV-Viertelsrente» wird von rund<br />
30 namhaften Behin<strong>der</strong>ten-Organisationen und –<br />
Institutionen sowie mehreren Arbeitnehmer-Verbänden,<br />
Parteien und Interessengruppen<br />
<strong>unter</strong>stützt. Bis zum<br />
Ablauf <strong>der</strong> Eingabefrist verbleiben<br />
rund ein halber Monat, um<br />
die gefor<strong>der</strong>ten 50‘000 Unterschriften<br />
zu sammeln und beglaubigen<br />
zu lassen.<br />
Am 15. Oktober müssen die<br />
Bogen im Bundeshaus in Bern<br />
abgeliefert werden. Das Team<br />
um SPV-Zentralsekretär Thomas<br />
Troger, für die Koordination und<br />
Abwicklung <strong>der</strong> Unterschriftensammlung<br />
zuständig, hat viel<br />
Arbeit vor sich, die auch beträchtliche<br />
finanzielle Mittel verlangt.<br />
Ebenso gross ist aber die<br />
Zuversicht, bis zum 15. Oktober<br />
genügend Unterschriften beisammen zu haben,<br />
damit die Gesetzesrevision im Frühjahr 1999 vors<br />
Volk kommen kann. n<br />
Unterschriftenbogen für das Referendum<br />
„Gegen die Abschaffung <strong>der</strong> Viertelsrente“<br />
sind erhältlich bei:<br />
Schweiz. Paraplegiker-Vereinigung,<br />
Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil,<br />
Telefon 041 939 54 00,<br />
Fax 041 939 54 39.<br />
Weitere Informationen:<br />
Schweiz. Paraplegiker-Vereinigung,<br />
Zentralsekretariat,<br />
Dr. Thomas Troger,<br />
Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil,<br />
Telefon 041 939 54 00<br />
Fax 041 939 54 39.<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Worauf es im Gesetz bei<br />
den IV-Renten ankommt<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
S C H W E R P U N K T<br />
Behin<strong>der</strong>ung ist nicht gleich Invalidität<br />
Das Schweizer Invaliden-Versicherungs-Gesetz<br />
(IVG) betrachtet die IV-Rente als Ausgleich für<br />
Lohnausfall infolge Krankheit o<strong>der</strong> Unfall.<br />
Als eisernes Prinzip dabei gilt dasjenige <strong>der</strong><br />
«Einglie<strong>der</strong>ung vor Rente». Zum Bezug von IV-<br />
Renten berechtigt ist grundsätzlich, wer zu mehr<br />
als 40% erwerbsunfähig ist.<br />
Basis für IV-Leistungen bildet die AHV-<br />
Rente.<br />
Über die Höhe <strong>der</strong> effektiven IV-Rente bestimmt<br />
<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Versicherung festgelegte Grad <strong>der</strong><br />
Invalidität (Einschränkung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit).<br />
Ermittelt wird dieser jedoch nicht anhand medizinischer,<br />
son<strong>der</strong>n wirtschaftlicher Kriterien.<br />
Gesundheitsbedingter Einkommensverlust wird<br />
so nur gemil<strong>der</strong>t, aber nicht komplett aufgefangen.<br />
Demzufolge kann Behin<strong>der</strong>ung nicht mit<br />
Invalidität im Sinne des IVG gleichgesetzt werden.<br />
Das hat Folgen:<br />
Auch ein schwerstbehin<strong>der</strong>ter Tetraplegiker,<br />
<strong>der</strong> aus medizinischer Sicht als vollinvalid gilt und<br />
in seiner Erwerbsfähigkeit massiv eingeschränkt<br />
ist, besitzt nicht automatisch Anspruch auf eine<br />
volle IV-Rente.<br />
Die volle IV-Rente von maximal 1‘990<br />
Franken pro Monat ist zu knapp, um die<br />
minimalen Lebenskosten zu decken.<br />
Faktisch ist daher je<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>te gezwungen,<br />
durch Arbeit Geld zu verdienen, o<strong>der</strong> nebst IV-<br />
Rente von zusätzlicher Unterstützung durch Dritte<br />
(Staat, Private) abhängig.<br />
http://www.ivb.ch<br />
Ein Rechenbeispiel:<br />
11<br />
Ein Maurer verdient heute 60‘000 Franken<br />
jährlich. Morgen verunfallt er schwer und kann<br />
danach nur noch teilzeitlich arbeiten. Sein Jahreslohn<br />
sinkt dadurch auf 31‘000 Franken. Die Differenz<br />
von 29‘000 Franken bildet die Basis für die<br />
Berechnung des Invaliditätsgrades. Das sind bei<br />
diesem Beispiel 48,3%.<br />
Der Maurer erhält demzufolge eine Viertelsrente<br />
von höchstens 498 Franken monatlich. Zusammen<br />
mit dem Lohn ergibt das bestenfalls 3‘100<br />
Franken pro Monat bzw. ein Jahreseinkommen<br />
von 37‘200 Franken.<br />
Verglichen mit dem vorherigen Jahreslohn ergibt<br />
sich immer noch ein Fehlbetrag von 22‘800<br />
Franken.<br />
Fazit:<br />
IV-Renten gewährleisten niemals<br />
volle Kompensation des Lohnausfalls.<br />
Ausgehend vom Dreisäulen-Prinzip <strong>der</strong> sozialen<br />
Vorsorge – privates Vermögen, Pensionskasse,<br />
AHV – sowie den geltenden Bestimmungen<br />
bezüglich Beitrags Pflicht und -Dauer bzw. Bezugsrechte<br />
kann sich die Situation von Fall zu Fall<br />
noch verschlimmern.<br />
Die <strong>der</strong>zeitigen IV-Leistungen<br />
IV-Grad Rententyp Betrag (monatlich)<br />
Ab 40% Viertelsrente Fr. 249.- bis Fr. 498.–<br />
Ab 50% Halbe Rente Fr. 498.- bis Fr. 995.–<br />
Ab 66,6% Ganze Rente Fr. 995.- bis Fr. 1‘990.–<br />
Beson<strong>der</strong>s junge Menschen, die zu Beginn ihrer<br />
Berufstätigkeit invalid werden, träfe die Streichung<br />
<strong>der</strong> IV-Viertelsrente beson<strong>der</strong>s hart. Denn<br />
sie haben in <strong>der</strong> Regel nur sehr wenig eigenes<br />
o<strong>der</strong> in Versicherungen gebundenes Kapital angehäuft.
12 S C H W E R P U N K T<br />
Pro Infirmis lanciert<br />
Petition:<br />
Gleiche Rechte für alle behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong><br />
Jedes Jahr werden zahlreiche<br />
Kin<strong>der</strong> durch Krankheiten wie<br />
Hirnhautentzündung bleibend<br />
behin<strong>der</strong>t. Die betroffenen Fami-<br />
lien müssen nicht nur diesen<br />
schweren Schicksalsschlag verkraften,<br />
son<strong>der</strong>n unverständlicherweise<br />
auch noch finanzielle<br />
Belastungen tragen: Die Leistungen<br />
<strong>der</strong> Sozialversicherungen<br />
sind für Kin<strong>der</strong> mit erworbener<br />
Behin<strong>der</strong>ung nämlich eingeschränkt.<br />
Pro Infirmis kämpft deshalb<br />
mit einer Petition dafür, dass<br />
die IV allen behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n<br />
– unabhängig von <strong>der</strong> Ursache<br />
ihrer Behin<strong>der</strong>ung – die notwendigen<br />
Leistungen gleichermassen<br />
gewährt. Maria Walliser, ehemalige Skirennfahrerin<br />
und Mutter von zwei Kin<strong>der</strong>n, hat das Patronat<br />
für die Petition übernommen.<br />
Zwischen 12‘000 und 14‘000 Franken<br />
müssen Eltern, <strong>der</strong>en Kind durch Krankheit<br />
behin<strong>der</strong>t wurde, pro Jahr für Hauspflege aufbringen.<br />
Dazu kommen Arztkosten mit Selbstbehalt<br />
und Medikamente, die aus eigener Tasche bezahlt<br />
werden müssen – im Durchschnitt 2‘000 Franken<br />
pro Jahr.<br />
Jedes behin<strong>der</strong>te Kind verdient Unterstützung<br />
Die Hauspflegeentschädigung <strong>der</strong> IV ist eine<br />
unverzichtbare Unterstützung für Eltern, die ein<br />
schwerbehin<strong>der</strong>tes Kind Zuhause pflegen. Sie steht<br />
jedoch nur Geburtsbehin<strong>der</strong>ten zu. Auch bei Therapien<br />
können Kin<strong>der</strong>, die durch Krankheit behin<strong>der</strong>t<br />
wurden, nicht auf die Invaliden-Versicherung<br />
zählen. Weil statt dessen die Krankenkassen zuständig<br />
sind, müssen die Eltern für jede Abklärung<br />
und Behandlung den Selbstbehalt zahlen und bei<br />
«Gleichstellung jetzt»<br />
Auch für behin<strong>der</strong>te<br />
Kin<strong>der</strong> dringend notwendig<br />
!<br />
weiteren Leistungen (Transportkosten, Spitalwahl)<br />
Einschränkungen in Kauf nehmen. Die IV trägt bei<br />
Kin<strong>der</strong>n mit erworbener Behin<strong>der</strong>ung nur Kosten<br />
für medizinische Behandlungen, die unmittelbar<br />
auf eine spätere berufliche Einglie<strong>der</strong>ung zielen.<br />
Diese äusserst unklare Regelung führt in <strong>der</strong> Praxis<br />
immer wie<strong>der</strong> zu langwierigen Rechtsstreitigkeiten<br />
und zusätzlichen Belastungen<br />
für die betroffenen Familien.<br />
Pro Infirmis for<strong>der</strong>t, dass<br />
die fortschrittlichen Leistungen,<br />
die das Schweizer SozialversicherungssystemGeburtsbehin<strong>der</strong>ten<br />
gewährt, für alle behin<strong>der</strong>ten<br />
Kin<strong>der</strong> gelten. Es ist jedoch<br />
zu befürchten, dass im<br />
Zuge <strong>der</strong> 4. IVG-Revision die<br />
Leistungen für Geburtsbehin<strong>der</strong>te<br />
ebenfalls verschlechtert werden.<br />
Dagegen wehrt sich Pro<br />
Infirmis entschieden. Einsparungen<br />
auf Kosten von Menschen,<br />
die durch ihre Behin<strong>der</strong>ung so<br />
schwer betroffen sind, sind fehl<br />
am Platz.<br />
So können Sie helfen<br />
Im Rahmen ihrer Informations- und Sammlungskampagne<br />
«Gleichstellung jetzt» hat Pro Infirmis<br />
Unterschriftenkarten an die Haushalte verteilt.<br />
Das Echo ist ausgesprochen gut. Schon wenige<br />
Tage nach Beginn haben zahlreiche Personen<br />
in allen Landesteilen mit ihrer Unterschrift die<br />
Petition <strong>unter</strong>stützt. Trotzdem braucht es noch viele<br />
Unterschriften, auch die Ihrige! n<br />
PRO INFIRMIS, Pressedienst<br />
Petitionskarten sind zu bestellen beim:<br />
Sozialdienst <strong>der</strong><br />
Walliser Vereinigung<br />
für körperlich und<br />
geistig Behin<strong>der</strong>te<br />
WVKGB, Spitalstrasse 5, 3900 Brig,<br />
Tel. 027/922 38 00,<br />
Fax 027/924 55 43.<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Krankentaggeld -<br />
Initiative ist lanciert<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
S C H W E R P U N K T<br />
Für ein gesichertes Einkommen bei<br />
Krankheit.<br />
Der Arbeitsmarkt wird immer<br />
flexibler, bei den Taggeldversicherungen<br />
<strong>der</strong> Krankenkassen findet<br />
eine massive Entsolidarisierung<br />
statt. Angesichts dieser Tatsachen<br />
wird ein garantierter Erwerbsersatz<br />
im Krankheitsfall immer<br />
dringen<strong>der</strong>. Die Gewerkschaften<br />
haben dazu eine Volksinitiative<br />
lanciert, welche durch<br />
die verschiedensten Organisationen<br />
<strong>unter</strong>stützt wird.<br />
Mit einem «Bouquet» von fünf<br />
Initiativen traten die Gewerkschaften<br />
anfangs Juli an die Öffentlichkeit.<br />
Die Volksbegehren für die<br />
36-Stunden-Woche, für eine Kapitalgewinnsteuer,<br />
für ein ausreichendes Angebot an Lehrstellen,<br />
für eine sozialere Finanzierung <strong>der</strong> Krankenversicherung<br />
(«Gesundheitsinitiative» zusammen mit<br />
<strong>der</strong> SPS) und für ein Krankentaggeld wurden <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit als einheitlicher Blumenstrauss präsentiert.<br />
Eine alte sozialpolitische Lücke<br />
Aus sozial- und gesundheitspolitischer Sicht ist<br />
vor allem die Taggeldinitiative hervorzuheben. Sie<br />
will eine <strong>der</strong> empfindlichsten Lücken im sozialen<br />
Netz <strong>der</strong> Schweiz schliessen.<br />
Das Einkommen im Krankheitsfall ist<br />
heute ungenügend gewährleistet. Die<br />
Dauer des Anspruchs auf Krankenlohn hängt von<br />
<strong>der</strong> Anstellungsdauer ab. Im Detail ist die kantonal<br />
<strong>unter</strong>schiedliche Rechtsprechung <strong>der</strong> Arbeitsgerichte<br />
massgebend. Im ersten Anstellungsjahr dauert<br />
<strong>der</strong> Anspruch überall drei Wochen, nach zehn<br />
Jahren bewegt er sich zwischen drei und vier<br />
Die Eidgenössische<br />
Volksinitiative «für<br />
ein sicheres Einkommen<br />
bei Krankheit<br />
(Taggeldinitiative)»<br />
for<strong>der</strong>t eine obligatorischeTaggeldversicherung<br />
für alle<br />
Arbeitnehmer/innen<br />
und Arbeitslosen.<br />
http://www.ivb.ch<br />
13<br />
Monaten. Die gleiche Regelung gilt übrigens bei<br />
Mutterschaft. Damit haben wir die absurde Regelung,<br />
dass eine Frau nach einer Geburt zwar acht<br />
Wochen lang nicht arbeiten darf, für diese Zeit<br />
aber kein garantiertes Einkommen hat. Für die<br />
ganzen acht Wochen kann eine Mutter je nach<br />
Kanton erst ab dem zweiten o<strong>der</strong> dritten Anstellungsjahr<br />
Lohn beanspruchen.<br />
In Wirklichkeit hat diese mangelhafte<br />
Regelung zwar nur beschränkte<br />
Bedeutung. Eine grosse<br />
Zahl von Arbeitnehmer/innen<br />
ist über ihre Arbeitgeberfirma<br />
einer kollektiven Taggeldversicherung<br />
angeschlossen.<br />
Diese bezahlt in <strong>der</strong> Regel während<br />
zwei Jahren achtzig Prozent<br />
des bisherigen Lohns. Diese<br />
Lösung stützt sich zum grossen<br />
Teil auf Gesamtarbeitsverträge,<br />
die zwischen Arbeitgeber-<br />
und Arbeitnehmerverbänden<br />
ausgehandelt worden sind.<br />
Zur Anwendung kommt die<br />
Minimallösung des Gesetzes aber in prekären<br />
Arbeitsverhältnissen, wo es we<strong>der</strong> Arbeitnehmerverbände<br />
noch Gesamtarbeitsverträge gibt. Beispiele<br />
sind kleine Unternehmen im Detailhandel<br />
und die häuslichen Dienstleistungen, wo vor allem<br />
Frauen tätig sind. Da in den betreffende Branchen<br />
die Arbeitsverhältnisse oft nicht lange andauern<br />
und die Arbeit auf Abruf verbreitet ist, stehen viele<br />
<strong>der</strong> Betroffenen im Krankheitsfall schnell einmal<br />
ohne Lohn da. Das Gleiche gilt bei Mutterschaft.<br />
Der Missstand verschärft sich<br />
Durch die Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt werden<br />
Arbeitsverhältnisse mit minimalster Absicherung<br />
für den Krankheitsfall künftig zunehmen. Die<br />
immer zahlreicheren «Freelancer» – Beschäftigte<br />
im freien Auftragsverhältnis – können im Krankheitsfall<br />
beispielsweise kaum Lohnansprüche stellen.<br />
Da es sich bei ihnen zum grossen Teil um<br />
gutqualifizierte Berufsleute mit entsprechend hohen<br />
Einkommensansätzen handelt, könnten sie<br />
zwar theoretisch privat eine Krankentaggeldversi-
14 S C H W E R P U N K T<br />
cherung abschliessen. Praktisch wird dies aber<br />
immer schwieriger.<br />
Seit Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsgesetzes<br />
am 1.1.1996 hat in <strong>der</strong> Krankentaggeldversicherung<br />
eine starke Entsolidarisierung<br />
eingesetzt. Die anerkannten Krankenkassen sind<br />
zwar verpflichtet, für alle Menschen unabhängig<br />
von ihrem Gesundheitszustand eine Taggeldversicherung<br />
anzubieten. Viele Kassen beschränken<br />
dieses Taggeld aber auf einen lächerlichen Betrag<br />
von 30, 10 o<strong>der</strong> 6 Franken pro Tag. Somit kann<br />
von einem echten Erwerbsersatz keine Rede sein.<br />
Für ein höheres Taggeld ist eine Versicherung<br />
gemäss privatem Versicherungsrecht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Bei dieser gibt es jedoch keinen Aufnahmezwang.<br />
Wer nicht jung und gesund ist, wird von den<br />
Versicherern oft nicht o<strong>der</strong> nur gegen eine horrende<br />
Prämie akzeptiert.<br />
Unterschriftenbogen sind<br />
erhältlich beim:<br />
Schweiz. Gewerkschaftsbund<br />
Postfach 64<br />
3000 Bern 23<br />
Mit einer obligatorischen Krankentaggeldversicherung,<br />
wie sie die Volksinitiative <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
for<strong>der</strong>t, wären diese Missstände beseitigt.<br />
Die Redaktion ruft ihre Leserinnen deshalb<br />
auf, die Taggeldinitiative zu <strong>unter</strong>schreiben.<br />
Was for<strong>der</strong>t die Initiative?<br />
Die Eidgenössische Volksinitiative «für ein sicheres<br />
Einkommen bei Krankheit (Taggeldinitiative)»<br />
for<strong>der</strong>t eine obligatorische Taggeldversicherung<br />
für alle Arbeitnehmer/innen und Arbeitslosen.<br />
Nicht obligatorisch Versicherte sollen sich ihr<br />
freiwillig anschliessen können. Die Versicherung<br />
soll im Krankheitsfall während mindestens 730<br />
von 900 aufeinan<strong>der</strong> folgenden Tagen achtzig<br />
Prozent des versicherten Lohns auszahlen. Beginnen<br />
soll <strong>der</strong> Taggeldanspruch nach 30 Tagen<br />
Krankheit, vorher soll die Arbeitgeberfirma den<br />
Lohn weiterbezahlen. n<br />
Fortess Scooter – für<br />
mehr Lebensqualität<br />
Freunde besuchen, ein Spaziergang o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> tägliche Einkauf gehören zum Alltag und<br />
för<strong>der</strong>n die zwischenmenschlichen Beziehungen.<br />
Darauf dürfen Sie nicht verzichten, auch wenn Sie<br />
vielleicht nicht mehr so gut<br />
zu Fuss sind o<strong>der</strong> rasch<br />
müde werden.<br />
Mit dem Fortress Scooter<br />
lässt sich die Unabhängigkeit<br />
wie<strong>der</strong> voll geniessen. Er ist sehr wendig,<br />
einfach zu bedienen, bequem und schmal genug<br />
für alle Türen. Zum Transport z.B. im Auto, kann<br />
er problemlos zerlegt werden. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
von ca. 8-9 km/h entspricht etwa <strong>der</strong><br />
doppelten Gehgeschwindigkeit. Zusätzlich kann<br />
beim Fortress Scooter die maximale Geschwindigkeit<br />
eingestellt werden (6 Stufen).<br />
Der starke Elektroantrieb hat eine Reichweite<br />
von rund 30 km. Steigungen bis zu 20% (je nach<br />
Modell) bewältigt <strong>der</strong> Fortress Scooter problemlos.<br />
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AUFORUM, Emil Frey-Str. 137,<br />
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Landwirte geworden ?<br />
ms. Zwischen 1985 und 1995 ist die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Rentenbezüger <strong>der</strong> Invalidenversicherung (IV)<br />
um 40% (!) von 148‘000 auf 207‘000 angestiegen<br />
– Tendenz steigend. Die IV-Gesamtausgaben<br />
haben sich von 2‘152 Mio. Franken (1990) auf<br />
7‘652 Mio. Franken (1997) erhöht. Dies entspricht<br />
einer Steigerung um 355%.<br />
Mittlerweile ist <strong>der</strong> jährliche Verlust <strong>der</strong> IV auf<br />
615 Mio. Franken (1997) angestiegen. Diese<br />
Zahlen sind beeindruckend und beängstigend<br />
zugleich. Vielerorts hört man denn auch die Meinung,<br />
dass die IV zum «Auffangbecken von Arbeitslosen,<br />
Ausgesteuerten, Auslän<strong>der</strong>n und Landwirten»<br />
geworden sei. Vorwürfe aus dem Volksmund<br />
die jedoch nicht haltbar sind.<br />
Die Sektion Statistik des BSV hat in einer Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> zahlreichen Untersuchungen<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre zum Phänomen «Anstieg <strong>der</strong> IV-<br />
Rentenbezüger» die Ergebnisse ausgewertet und<br />
damit, das sei vorweggenommen, die Volksmeinung<br />
wi<strong>der</strong>legt.<br />
Arbeitslose und Ausgesteuerte in <strong>der</strong> IV<br />
Aufgrund <strong>der</strong> neuesten verfügbaren Zahlen<br />
von 1994 zeigt sich deutlich, dass die IV keine<br />
Versicherung ist, die de facto ein Langzeiteinkommen<br />
für ausgesteuerte Arbeitslose garantiert. Übertritte<br />
von <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung (ALV) in<br />
die IV gibt es statistisch gesehen wenige. Obwohl<br />
die Zahl <strong>der</strong> Arbeitslosen die am Ende einer<br />
Periode <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit markant anstieg, blieb<br />
<strong>der</strong> Prozentsatz jener, die innerhalb <strong>der</strong> darauffolgenden<br />
zwei Jahre eine IV-Rente bezogen unverän<strong>der</strong>t<br />
bei knapp über 2 %. Dabei spielt beson<strong>der</strong>s<br />
das Faktum «Alter» eine grössere Rolle. Das<br />
Invaliditätsrisiko ist bei Männern bis zum 50.<br />
Altersjahr kleiner, bei über 50-Jährigen etwas<br />
S O Z I A L P O L I T I K<br />
höher. Rund 1% <strong>der</strong> Personen, die an das Ende<br />
einer Arbeitslosenperiode kommen (Aussteuerung)<br />
sind schon vor <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit IV-Rentenbezüger<br />
gewesen. Lei<strong>der</strong> konnte bis jetzt nicht ermittelt<br />
werden, ob die IV-Rentner ein höheres Arbeitslosenrisiko<br />
als die übrige erwerbstätige Bevölkerung<br />
aufweisen.<br />
Es ist aber durchaus anzunehmen, dass für sie<br />
ein Verbleib im Erwerbsleben o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einstieg<br />
deutlich schwieriger ist. Die BSV-Statistiker<br />
haben auch ermittelt, dass voraussichtlich rund<br />
15% <strong>der</strong> neuen IV-Rentenbezüger in den zwei<br />
Jahren vor dem Rentenbezug Arbeitslosengeld<br />
bezogen haben.<br />
Die regelmässigen Untersuchungen wi<strong>der</strong>legen<br />
denn auch die These, dass <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> IV-<br />
Rentner/innen seinen Ursprung in <strong>der</strong> «institutio-<br />
nalisierten» Verlagerung <strong>der</strong> ausgesteuerten Arbeitslosen<br />
auf die IV hat. Die Zusammenhänge<br />
zwischen dem Arbeitsmarkt und <strong>der</strong> IV sind viel<br />
komplexer.<br />
Landwirtschaft und IV<br />
Das «Gerücht», dass hauptsächlich Landwirte<br />
für den Anstieg <strong>der</strong> IV-Rentenbezüger verantwortlich<br />
seien, ist ebenso unhaltbar.<br />
Obwohl in diesem Sektor grosse Umwälzungen<br />
im Gange sind, die Zahl <strong>der</strong> Selbstständigerwerbenden<br />
Landwirte sich zwischen 1985 und<br />
1993 um 15% verringerte und ihr Anteil an <strong>der</strong><br />
beitragszahlenden Erwerbsbevölkerung um 3,5%<br />
geschrumpft ist, hat sich auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> neuen<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
IV-Rentner die in <strong>der</strong> Landwirtschaft beschäftigt<br />
waren um 4% verringert.<br />
Rund 7,5% <strong>der</strong> (ehemaligen) Landwirte bezogen<br />
1993 eine IV-Rente. Der<br />
Anteil, <strong>der</strong> über die letzten Jahre<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger konstant<br />
blieb, entspricht aber mehr als<br />
dem Doppelten des Anteils bei<br />
<strong>der</strong> gesamten erwerbstätigen<br />
Wohnbevölkerung in <strong>der</strong><br />
Schweiz.<br />
Das mag zwar im ersten<br />
Moment erstaunen, hat aber sicherlich<br />
mit <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong><br />
landwirtschaftlichen Arbeit und<br />
dem hohen Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />
aktiven Personen in diesem Sektor<br />
zu tun. Beim Anteil <strong>der</strong> Landwirte,<br />
die nebenbei noch einer<br />
an<strong>der</strong>en Tätigkeit nachgehen<br />
(Tendenz steigend) sieht das Bild<br />
noch einmal an<strong>der</strong>s aus.<br />
Hier entspricht die Wahrscheinlichkeit, dass sie<br />
eine IV-Rente bekommen , fast dem Durchschnitt<br />
<strong>der</strong> Schweizer Erwerbstätigen (rund 3%).<br />
Zudem haben die Untersuchungen ergeben,<br />
dass die Wahrscheinlichkeit in dieser Berufsgruppe<br />
invalid zu werden, rückläufig ist. Damit zeigt<br />
sich deutlich, dass die IV nicht wie angenommen,<br />
die Restrukturierungsmassnahmen des Landwirtschaftssektors<br />
dämpft. Auch hier sind die Zusammenhänge<br />
wesentlich komplexer.<br />
Auslän<strong>der</strong> belasten die IV<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
S O Z I A L P O L I T I K<br />
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den IV-<br />
Rentenbezügern ausländischer Herkunft ab. Der<br />
Anteil dieser «Gruppe» ist von 39% (1985) auf<br />
33% (1995) gesunken.<br />
Speziell sei in diesem Zusammenhang auch<br />
erwähnt, dass die ausländischen Erwerbstätigen<br />
häufiger als die Schweizer in Berufen mit höherem<br />
Invalidierungsrisiko anzutreffen sind.<br />
Ist die IV zum<br />
Auffangbecken<br />
für Arbeitslose,<br />
Ausgesteuerte,<br />
Auslän<strong>der</strong> und<br />
Landwirte<br />
geworden ?<br />
http://www.ivb.ch<br />
17<br />
Wenn nicht die Arbeitslosen, Ausgesteuerten,<br />
Auslän<strong>der</strong> und Landwirte schuld<br />
am stetigen Anstieg <strong>der</strong> IV-Rentner sind,<br />
wer ist es dann ?<br />
Anhand <strong>der</strong> zur Verfügung<br />
stehenden Verwaltungsstatistiken<br />
alleine lassen sich die wirklichen<br />
Gründe nur schwer eruieren.<br />
Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Einund<br />
Austritte aus <strong>der</strong> IV hat sich<br />
z.B. gezeigt, dass diese «Bewegungen»<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Zum einen ist das Risiko für<br />
eine erwerbstätige Person invalid<br />
zu werden zwischen 1985<br />
(4,3 Promille) und 1995 (5.6<br />
Promille) um 30 % angestiegen.<br />
Zum an<strong>der</strong>en haben sich die<br />
«Austritte» markant verän<strong>der</strong>t.<br />
Die Gründe für einen «Austritt»<br />
aus <strong>der</strong> IV lassen sich in<br />
drei Kategorien <strong>unter</strong>teilen: – Erreichen des AHV-<br />
Alters (2 Drittel) – Tod und Reaktivierung (1 Drittel)<br />
Das rund zwei Drittel <strong>der</strong> «Austritte» beim erreichen<br />
des AHV-Alters liegen, steht sicher im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Altersstruktur<br />
<strong>der</strong> IV-Bezüger und <strong>der</strong> verbesserten medizinischen<br />
Versorgung.<br />
In den Kategorien Reaktivierung und Todesfall<br />
ist in den letzten 10 Jahren ein markanter Rückgang<br />
beobachtet worden. Der Rückgang <strong>der</strong> «Austritte»<br />
hat denn auch eine länger Rentendauer zur<br />
Folge. Allein bei den Männern stieg diese in den<br />
vergangen 10 Jahren um 7,5 Jahre (=10%).<br />
Auf <strong>der</strong> Gegenseite stehen die Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Eintrittsgründe. Im Vergleich zu 1985 haben<br />
sich die Gründe <strong>der</strong> krankheitsbedingten Neuzugänge<br />
(rund 80% <strong>der</strong> Neuzugänge in die IV) stark<br />
verän<strong>der</strong>t. So ist ein markanter Anstieg in den<br />
Gruppen «Beeinträchtigung <strong>der</strong> Knochen o<strong>der</strong><br />
Bewegungsorgane» von 26% (1985) auf 31%<br />
(1995) und «psychische Erkrankungen (Psychosen,<br />
Psychoneurosen und Persönlichkeitsstörungen)<br />
von 24% (1985) auf 30% (1995) angestiegen.
18<br />
Zusammen haben diese beiden Gruppen um<br />
11% auf 61% aller Neuzugänge zugenommen.<br />
Insgesamt lässt sich zudem ein Anstieg in <strong>der</strong><br />
«Schwere <strong>der</strong> Invaliditätsfälle» im Sinne <strong>der</strong> IV<br />
feststellen. Dabei «misst» die IV ohne Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> medizinischen Bedeutung, einzig den<br />
Grad des Erwerbsausfalles. Diese Zunahme <strong>der</strong><br />
«Schwere <strong>der</strong> Invaliditätsfälle» lässt sich anhand<br />
dem höheren Anteil <strong>der</strong> ganzen Renten (< zwei<br />
Drittel) ersehen. Der Anteil <strong>der</strong> neu zugesprochenen<br />
ganzen Renten ist von 60 auf 70 Prozent<br />
angestiegen.<br />
Beson<strong>der</strong>s die psychischen Erkrankungen stellen<br />
nach wie vor jene Krankheitsgruppe dar,<br />
welche die schlimmsten Folgen nach sich zieht.<br />
Gerade im stark verän<strong>der</strong>ten Arbeitsmarkt sehen<br />
sich diese invaliden Personen mit zunehmenden<br />
Schwierigkeiten konfrontiert.<br />
Missbräuche ?<br />
Natürlich können Missbräuche nie ganz ausgeschlossen<br />
werden. Allerdings ist <strong>der</strong> Weg bis<br />
zur Zusprechung einer IV-Leistung lang und beschwerlich.<br />
Dank minutiöser, langwieriger Verfahrensmechanismen<br />
und <strong>der</strong> Aufsicht durch das<br />
BSV können jedoch Missbräuche stark relativiert<br />
S O Z I A L P O L I T I K<br />
werden. Beson<strong>der</strong>s die anspruchsvollen Eintrittsvoraussetzungen,<br />
die nicht leicht zu umgehen<br />
sind, verhin<strong>der</strong>n Missbräuche. Diese definiert<br />
nämlich die rentenbegründete Invalidität als «längere<br />
Zeit dauernde Erwerbsunfähigkeit, verursacht<br />
durch einen Gesundheitsschaden». Gemäss<br />
dem Grundsatz «Einglie<strong>der</strong>ung vor Rente» muss<br />
<strong>der</strong> Antragsteller Umschulungs- und Berufsberatungsmassnahmen<br />
«über sich ergehen» lassen.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Obwohl ein grosser Teil <strong>der</strong> «Neuzugänge»<br />
zur IV Frauen und ausländische<br />
Staatsangehörige sind ist<br />
hauptsächlich die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Altersstrukturen (Verjüngung <strong>der</strong><br />
Neuzugänge, höhere Rentendauer)<br />
und die Schwere <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung<br />
ausschlaggebend für diese Steigerung<br />
<strong>der</strong> IV-Rentenbezüger.<br />
Jedoch sind sicher weitere, detailliertere<br />
Untersuchungen notwendig<br />
um die Zusammenhänge zu eruieren<br />
und die Ursachen in den Griff zu<br />
bekommen.<br />
Sicher muss sich für die Zukunft<br />
auch <strong>der</strong> Grundsatz «Einglie<strong>der</strong>ung<br />
vor Rente» einer genauen Prüfung<br />
<strong>unter</strong>ziehen. Gerade in <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
Wirtschaftssituation stellt sich die Frage ob<br />
dieser Grundsatz überhaupt noch zeitgemäss ist.<br />
Werden nämlich Personen mit gesundheitlichen<br />
Problemen nach und nach aus dem Arbeitsmarkt<br />
gedrängt, kommen die bestehenden Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ungsmechanismen<br />
nicht mehr zum Tragen.<br />
In jedem Fall besteht noch ein grosses Informationsdefizit,<br />
dass in den kommenden Jahren (Jahrzehnten)<br />
stark verbessert und verfeinert werden<br />
muss, um überhaupt weitergehende Aussagen<br />
über die Zusammenhänge, Risikogruppen, sozialen<br />
und wirtschaftlichen Mechanismen gemacht<br />
werden können. n<br />
Teilauszüge aus Soziale Sicherheit 4/1998<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
IVB IVB<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
M O B I L I T Ä T<br />
Sagen Sie es uns !<br />
Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es nun die <strong>Allianz</strong> des IVB- und TIXI-Behin<strong>der</strong>tentransportes.<br />
Die IVB/TIXI-<strong>Allianz</strong> hat sich <strong>unter</strong> an<strong>der</strong>em auch zum Ziel gesetzt, das<br />
Transportangebot für die Benutzer soweit als möglich zu verbessern und weiter auszubauen.<br />
Dazu gehört sicher auch, die Qualität unserer Dienstleistungen anzuheben.<br />
Wir möchten, dass alle Fahrgäste mit dem Transportdienstangebot<br />
<strong>der</strong> <strong>Allianz</strong> IVB/TIXI zufrieden sind!<br />
Doch dazu brauchen wir Ihre Mithilfe. Noch lange nicht alle Fehler und Pannen, die<br />
vorkommen, sind uns auch bekannt. Deshalb bitten wir Sie, reden Sie mit uns !<br />
Nur so wissen wir, wo unsere Schwächen liegen und können auch etwas dagegen<br />
<strong>unter</strong>nehmen. Die IVB/TIXI-<strong>Allianz</strong> hat deshalb für Sie eine spezielle, unabhängige<br />
Stelle geschaffen, bei <strong>der</strong> Sie all Ihren Unmut und Ärger loswerden können:<br />
Sie erreichen das «<strong>Allianz</strong>-<strong>Sorgentelefon»</strong><br />
<strong>unter</strong> <strong>der</strong> <strong>Gratis</strong>-<strong>Telefonnummer</strong>:<br />
0800 889 998<br />
jeweils Dienstag und Donnerstag,<br />
von 14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Das <strong>Allianz</strong>-Sorgentelefon ist vollkommen unabhängig, also we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> IVB- noch<br />
in <strong>der</strong> TIXI-Zentrale Zuhause und Ihr Gesprächspartner ist auch nicht bei <strong>der</strong> IVB<br />
o<strong>der</strong> beim TIXI angestellt. Sie können dort über alles reden, was Sie am Transportdienst<br />
stört (Sie dürfen natürlich auch sagen, was Ihnen gefällt). Ihre Mitteilungen<br />
werden dort erfasst und ausgewertet.<br />
Wir danken Ihnen im voraus für Ihre Mitarbeit.<br />
INVALIDEN-VEREINIGUNG bei<strong>der</strong> BASEL (IVB)<br />
TIXI BEHINDERTENTRANSPORT bei<strong>der</strong> BASEL<br />
P.S. Sie können <strong>unter</strong> dieser Nummer keine Transporte bestellen.<br />
http://www.ivb.ch<br />
19
20 A K T U E L L E S<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Neue «Usher»-lnfostelle<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
A K T U E L L E S<br />
Der Schweizerische Zentralverein für das<br />
Blindenwesen (SZB) und <strong>der</strong> Schweizerischen<br />
Gehörlosenbund Region Deutschschweiz<br />
(SGB-DS) haben im Januar 1998<br />
eine neue «Usher»-Infostelle eingerichtet.<br />
Aufgaben und Ziele <strong>der</strong> bestehenden Usherlnfostelle<br />
sind u. a.:<br />
Schaffung von Kontakten zu sehbehin<strong>der</strong>ten<br />
gehörlosen Menschen und Informationen über<br />
Rehabilitationsmöglichkeiten und Hilfsmittel; Erarbeitung<br />
angepassten Informationsmaterials, das<br />
den Bedürfnissen und <strong>der</strong> Wahrnehmung gehörloser<br />
Menschen entspricht; Erarbeitung eines Konzeptes<br />
zur Ausbildung von Dolmetschern und<br />
Dolmetscherinnen für sehbehin<strong>der</strong>te gehörlose<br />
Menschen; Erarbeitung eines Konzeptes zur Ausbildung<br />
von gehörlosen Kontaktpersonen, die sehbehin<strong>der</strong>te<br />
gehörlose Menschen an gesellschaftliche<br />
Anlässe und bei alltäglichen Verrichtungen<br />
begleiten und ihnen vermitteln, was passiert, sowie<br />
die Umsetzung dieses Konzeptes in die Praxis.<br />
Adresse:<br />
Usher-lnfostelle /<br />
Taubblindenberatung SZB<br />
SGB-DS Kontaktstelle,<br />
Oerlikonerstrasse 98<br />
8057 Zürich,<br />
Telescrit 01/312 41 61<br />
Tel. für Hörende über 0844/844 071<br />
(MO bis Fr 13.30 bis 15.30 Uhr)<br />
Fax 01/312 41 07<br />
Finanziert wird die Info-Stelle vom Schweizerischen<br />
Zentralverein für das Blindenwesen (SZB)<br />
und dem Schweizerischen Gehörlosenbund Region<br />
Deutschschweiz (SGB-DS). n<br />
http://www.ivb.ch<br />
Neuer Leiter des<br />
Amt für Alterspflege<br />
21<br />
Das Sanitätsdepartement Basel-Stadt teilt mit,<br />
dass <strong>der</strong> bisherige Geschäftsführer <strong>der</strong> SPITEX-<br />
Basel, René Fasnacht, per 1.2.1999 neuer Leiter<br />
des Amt für Alterspflege wird. Gleichzeitig soll<br />
René Fasnacht ein Reorganisationsprojekt leiten,<br />
welches die Integration <strong>der</strong> Fachstelle für Altersfragen<br />
in eine grössere Dienststelle <strong>der</strong> Kantonalen<br />
Verwaltung zum Ziel hat.<br />
Wir gratulieren René Fasnacht zu seiner Berufung<br />
und wünschen Ihm einen guten «Start». n<br />
ASKIO - SPV - SIV<br />
Bildungsprogramm 1998<br />
Folgende Seminare/Kurse werden von <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ten-Selbsthilfe<br />
Schweiz (ASKIO) in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Schweiz. Paraplegiker-Vereinigung<br />
und dem Schweiz. Invalidenverband in diesem<br />
Jahr angeboten:<br />
7/98 Lachen trotz allem<br />
31.10.1998 SRK-Zentrum Nottwil<br />
8/98 Wissenswertes über<br />
die Ergänzungsleistungen<br />
7.11.1998 St. Gallen<br />
Weiter Infos und Anmeldung bei:<br />
ASKIO<br />
Behin<strong>der</strong>ten-Selbsthilfe Schweiz<br />
Effingerstrasse 55<br />
3008 Bern<br />
Telefon: 031 / 390 39 39
22 A K T U E L L E S<br />
Blick in die Presse<br />
Teure Rücken<br />
73 Prozent aller Erwachsenen leiden<br />
mindestens einmal pro Jahr an Rückenschmerzen.<br />
Über 28 Milliarden Franken<br />
müssen Krankenkassen, Arbeitgeber<br />
und an<strong>der</strong>e jährlich für dieses Leiden<br />
ausgeben.<br />
Dies ist das Ergebnis einer Studie <strong>der</strong> Firma<br />
Sanofi-Winthrop, die anlässlich des Jahrestages<br />
<strong>der</strong> Süddeutschen Orthopäden präsentiert wurde.<br />
Direkte Kosten wie Arztbesuche, Klinikaufenthalte,<br />
Rehabilitationsmassnahmen, medikamentöse<br />
und physikalische Therapien machen davon weniger<br />
als ein Drittel aus.<br />
Der grosse Anteil von 70 Prozent summiert sich<br />
aus den indirekten Kosten von Arbeits- und Produktionsausfall<br />
Die Ausgaben für die frühzeitige<br />
Berentung, die bei jedem fünften auf Kosten eines<br />
«kranken Rückens» gehen, wurden dabei noch<br />
nicht einmal berücksichtigt. n<br />
Kopf ab und an<br />
Rheuma-Journal 3/1997<br />
Bristol. Britischen Ärzten ist es gelungen,<br />
einer Patientin erfolgreich den Kopf<br />
abzutrennen und wie<strong>der</strong> anzunähen.<br />
Die 36 jährige litt an einer Deformierung <strong>der</strong><br />
Knochen, die es ihr nicht erlaubte, den Kopf zu<br />
heben. Im Februar <strong>unter</strong>zog sich Bridget Fudgell<br />
einer 17 - stündigen Operation, in <strong>der</strong>en Verlauf<br />
die Ärzte bis auf das Rückenmark, die Blutgefässe<br />
und die Haut den Kopf von <strong>der</strong> Wirbelsäule abtrennten.<br />
Dann sägten sie einen Teil des <strong>unter</strong>en<br />
Schädels und <strong>der</strong> oberen Wirbel ab. Danach<br />
wurde <strong>der</strong> Kopf wie<strong>der</strong> aufgesetzt und mit einer<br />
Metallplatte und zwei Schrauben befestigt. Der<br />
behandelnde Arzt, Steve Gill, erklärte, die Operation<br />
sei äusserst schwierig gewesen vor allem<br />
wegen <strong>der</strong> lebenswichtigen Blutgefässe, die zwischen<br />
Gehirn und Wirbelsäule verliefen. Die Patientin<br />
erklärte, sie habe lange überlegt, ehe sie<br />
dem bahnbrechenden Eingriff zugestimmt haben.<br />
«Jetzt, wo ich Details <strong>der</strong> Operation höre, bin ich<br />
wie versteinert.» AFP n<br />
Digital Röntgen<br />
Medical Tribune Nr. 50<br />
Das AddOn-Multi-System von Swissray<br />
ist das erste direkt digitale Röntgensystem,<br />
das bereits im klinischen Einsatz<br />
ist.<br />
Es eignet sich für Untersuchungen am liegenden,<br />
sitzenden und stehenden Patienten. Das Kernstück<br />
des Systems ist die sogenannte AddOn<br />
Bucky®, <strong>der</strong> digitale Detektor von Swissray. Mit<br />
diesem Gerät ist es möglich, in ca. 20 Sekunden<br />
auf dem Bildschirm ein äusserst kontrastreiches<br />
Röntgenbild zur Diagnose zu erstellen. Dabei<br />
kann auf den Einsatz von Röntgenfilm und Röntgenchemikalien<br />
gänzlich verzichtet werden. Die<br />
Röntgenbil<strong>der</strong> weisen eine hervorragende Bildqualität<br />
auf und können elektronisch gespeichert<br />
und verwaltet werden. n<br />
Pressemitteilung von Swissray International Inc.<br />
Ein neues Gesetz über die biomedizinische<br />
Forschung mit Menschen<br />
Als erster Kanton <strong>der</strong> Schweiz soll Basel-Stadt<br />
ein Gesetz über die biomedizinische Forschung<br />
mit Menschen erhalten. Bis heute ist die Forschung<br />
mit Menschen auf Bundes- und Kantonsebene nur<br />
in Ansätzen gesetzlich geregelt.<br />
Der Regierungsrat hat einen entsprechenden<br />
Ratschlag zu Handen des Grossen Rates bereits<br />
verabschiedet und den Gesetzesentwurf vorgelegt.<br />
Pressemitteilung des Sanitätsdep. BS<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Etappensieg im Kampf<br />
gegen Alzheimer<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
F O R S C H U N G<br />
Mit neuen Medikamenten soll <strong>der</strong> Ausbruch<br />
<strong>der</strong> Krankheit verzögert o<strong>der</strong> gar<br />
verhin<strong>der</strong>t werden können.<br />
Die Alzheimerforschung<br />
kann Erfolge vermelden: Mit<br />
einer Reihe von neuen Medikamenten<br />
ist es nun möglich,<br />
den bei Alzheimerpatienten<br />
typischen Gedächtnisverlust<br />
zu bremsen.<br />
Gerade rechtzeitig zum<br />
morgigen Welt-Alzheimertag<br />
keimt für Patienten und ihre<br />
Angehörigen etwas Hoffnung<br />
auf: An einer Spezialisten Tagung in Amsterdam<br />
stellten Forscher kürzlich insgesamt 16 verschiedene<br />
neue Alzheimermedikamente vor. Langfristig<br />
– so hoffen die Wissenschaftler – könnte es<br />
dank den neuen Medikamenten und einem besseren<br />
Verständnis des Krankheitsverlaufs gelingen,<br />
den Ausbruch <strong>der</strong> Krankheit zu verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />
deutlich zu verzögern.<br />
Die Zeit drängt, denn mit dem ständig steigenden<br />
Durchschnittsalter <strong>der</strong> Bevölkerung nimmt auch<br />
die Zahl <strong>der</strong> Alzheimerkranken rapide zu: Während<br />
etwa je<strong>der</strong> zwanzigste im Alter von 65<br />
Jahren dar<strong>unter</strong> leidet, ist von den Senioren über<br />
85 bereits je<strong>der</strong> zweite betroffen. Schon heute<br />
leben nach Schätzungen in <strong>der</strong> Schweiz zwischen<br />
70‘000 und 110‘000 Patienten. Bis zum Jahr<br />
2020 wird sich die Zahl voraussichtlich verdoppeln.<br />
Zwar ist Alzheimer nach wie vor unheilbar.<br />
Den Patienten bleiben aber typischerweise<br />
fünf bis zehn, manchmal auch zwanzig<br />
Jahre an Lebenszeit, die mehr o<strong>der</strong> weniger gut<br />
genutzt werden können. Allerdings erhält zurzeit<br />
Gehirnquerschnitte: rechts gesundes Gehirn,<br />
links Alzheimerpatient<br />
http://www.ivb.ch<br />
23<br />
nur je<strong>der</strong> zehnte Patient eine spezifisch gegen das<br />
Leiden gerichtete Therapie, obwohl in den meisten<br />
europäischen Län<strong>der</strong>n mittlerweile drei verschiedene<br />
Präparate verfügbar sind.<br />
Noch ist unklar, ob die vor gut einem Jahr<br />
zugelassenen Medikamente Aricept und Exelon<br />
den Todeszeitpunkt hinausschieben.<br />
Sie verlängern<br />
aber zumindest den Zeitraum,<br />
in dem die Patienten<br />
noch alleine zurechtkommen.<br />
Messbar sind die Erfolge<br />
nicht nur in standardisierten<br />
Psychotests, auch Alltagsaktivitäten<br />
wie Essen, Ankleiden<br />
o<strong>der</strong> Waschen können<br />
die Patienten länger ohne<br />
fremde Hilfe bewältigen.<br />
Zudem verzögern die neuen<br />
Arzneien die Einweisung in<br />
ein Pflegeheim um etwa ein<br />
Jahr.<br />
Janssen arbeitet an einem Präparat aus<br />
Schneeglöckchen und Narzissen<br />
Exelon, Aricept und das ältere, aber weniger<br />
wirksame Cognex hemmen alle das Enzym Acetylcholinesterase<br />
(AchE) und erhöhen damit die<br />
Konzentration des Botenstoffes Acetylcholin im<br />
Gehirn. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert<br />
Metrifonat, dessen Zulassung <strong>unter</strong> dem Namen<br />
Promem die Firma Bayer für April 1999 erhofft,<br />
sowie mindestens elf weitere Substanzen, <strong>der</strong>en<br />
Wirksamkeit <strong>der</strong>zeit noch in Tierversuchen o<strong>der</strong><br />
klinischen Studien überprüft wird.<br />
Dass auch Naturstoffe bei <strong>der</strong> Behandlung von<br />
Alzheimer nützlich sein könnten, demonstrierte<br />
die belgische Firma Janssen in zwei soeben veröffentlichten<br />
Untersuchungen. An jeweils über 600<br />
Probanden testete Janssen den natürlichen, aus<br />
Schneeglöckchen und Narzissen stammenden<br />
AchE-Hemmer Galanthamin. Mit Erfolg: Bei etwa<br />
<strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Patienten konnte <strong>der</strong> geistige Zerfall<br />
über die Studiendauer von einem Jahr gestoppt<br />
werden.
24 F O R S C H U N G<br />
Wie<strong>der</strong>holt machten auch Extrakte aus den<br />
Blättern des «Ginkgo-Baumes» Schlagzeilen. Mit<br />
dieser uralten Pflanzenart machen Europas Apotheken<br />
jährlich einen Umsatz von rund 900 Millionen<br />
Franken, weil den Extrakten Heilkraft gegen<br />
eine ganze Reihe von Altersleiden – dar<strong>unter</strong><br />
Alzheimer – nachgesagt wird. Ginkgo-Extrakte<br />
för<strong>der</strong>n die Durchblutung des Gehirns und damit<br />
die Denkleistung auch bei Gesunden.<br />
Zudem werden auch immer mehr Substanzen<br />
mit an<strong>der</strong>er Wirkungsweise erprobt. Beispielsweise<br />
sollen bestimmte Andockstellen für Botenstoffe<br />
im Hirn stimuliert werden, um die Signalleitung im<br />
Gehirn zu verbessern. Falls sich diese Strategie<br />
bewährt, könnten im nächsten Schritt Kombinationen<br />
aus mehreren Medikamenten mit <strong>unter</strong>schiedlichen<br />
Wirkungsmechanismen erprobt werden.<br />
Einen an<strong>der</strong>en, radikalen Ansatz verfolgen<br />
Donald Price von <strong>der</strong> John Hopkins University<br />
Medical School in Baltimore und Claudio Soto<br />
vom New York Univercity Medical Center: Statt<br />
ausgefallene Hirnfunktionen lediglich zu kompensieren,<br />
wollen die Forscher das Übel an <strong>der</strong> Wurzel<br />
packen und bereits bestehende Schäden reparieren.<br />
Dazu müssten steinharte Ablagerungen<br />
aus zusammengeklumpten Eiweissbruchstücken<br />
aufgelöst werden. Diese «amyloiden Plaques» im<br />
Gehirn gehören zu den typischen Krankheitszeichen<br />
bei Alzheimerpatienten. Für die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftler steht fest, dass die Plaques für<br />
den Tod <strong>der</strong> Nervenzellen verantwortlich sind.<br />
Kürzlich ist es Soto gelungen, die Amyloidbildung<br />
bei Ratten nicht nur zu verhin<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n<br />
sogar bereits vorhandene Ablagerungen wie<strong>der</strong><br />
aufzulösen. Wie <strong>der</strong> Neurologe in Amsterdam<br />
berichtete, injizierte er ein selbstgefertigtes Molekül<br />
(iAb5) in stark betroffene Hirnregionen <strong>der</strong><br />
Tiere. Die Überraschung: «iAb5» scheint bestimmte<br />
Strukturen im Amyloid <strong>der</strong>massen zu verän<strong>der</strong>n,<br />
dass dieses wie<strong>der</strong> in seine Einzelteile zerfällt.<br />
«Dies sei noch mit keiner an<strong>der</strong>en Substanz gelungen»,<br />
betonte Soto. «Wir glauben, damit den<br />
Weg für einen neuen therapeutischen Ansatz<br />
gegen Alzheimer geebnet zu haben. Allerdings<br />
könne iAb5 frühestens zur Jahrtausendwende am<br />
Menschen erprobt werden.»<br />
Auch Vitamin E und Aspirin sollen gegen<br />
Alzheimer helfen<br />
Vielleicht gibt es sie ja ohnehin schon, die<br />
Pille(n) gegen Alzheimer: Frauen, die Östrogen<br />
zur Empfängnisverhütung o<strong>der</strong> gegen Beschwerden<br />
in den Wechseljahren einnehmen, erkranken<br />
jedenfalls um bis zu 40 Prozent seltener an <strong>der</strong><br />
Krankheit berichtete in Amsterdam Francoise Forette<br />
vom Hôpital Broca <strong>der</strong> Universität Paris.<br />
Eventuell könnten auch Vitamin E und Entzündungshemmer<br />
wie Aspirin nützen, sagte die Forscherin.<br />
Sollten sich diese billigen Präparate bewähren,<br />
dürften sie zur ernsthaften Konkurrenz für<br />
die teuren Neuentwicklungen werden. n<br />
Sonntagszeitung / Michael Simm<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Grosses AHV-Fest am<br />
21. November in Bern<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
A K T U E L L E S<br />
1948 wurde ein Meilenstein für eine<br />
soziale Schweiz gesetzt: die AHV. Heute<br />
feiern wir ihr 50- jähriges Bestehen. Die<br />
AHV ist zum «Kitt» unserer Nation geworden<br />
und hat ein grosses Jubiläumsfest<br />
verdient. Das AHV-Fest findet am<br />
21. November in Bern statt.<br />
Am 21. November 1998 wird unsere Volksversicherung<br />
in <strong>der</strong> BEA-Halle in Bern Ehrengast und<br />
Mittelpunkt sein eines Volksfestes und Festes <strong>der</strong><br />
Generationen. Denn die auf dem Generationenvertrag<br />
beruhende AHV ist eine grossartige Institution<br />
<strong>der</strong> Alters- und Hinterbliebenenvorsorge:<br />
solidarisch, flexibel und sicher.<br />
Es wird ein generationenverbinden<strong>der</strong> Tag für<br />
Jung und Alt: ein Fest <strong>der</strong> Begegnung, des Erfahrungsaustauschs,<br />
<strong>der</strong> Solidarität. Spass und Unterhaltung,<br />
Theater und Musik haben ebenso Platz<br />
wie Phantasie, Reflexion und Information. Denn<br />
über die Soziale Sicherheit als Schlüsselelement<br />
des nationalen Zusammenhalts und sozialen Friedens<br />
muss diskutiert werden.<br />
Soziale Sicherheit fällt nicht vom Himmel, sie<br />
muss von den Schweizerinnen und Schweizern<br />
immer wie<strong>der</strong> hinterfragt, angepasst, vorange-<br />
http://www.ivb.ch<br />
25<br />
trieben und durch ihre gemeinsame Willenskundgebung<br />
gesichert werden.<br />
Attraktives Festprogramm<br />
Den ganzen Tag läuft auf mehreren Bühnen<br />
und Schauplätzen ein vielfältiges Programm mit<br />
Musik, Tanz und Theater ab. Jung und Alt, Sozialpartner,<br />
Politikerinnen und Politiker sowie Bürgerinnen<br />
und Bürger sollen sich treffen und ihre<br />
Gedanken über die Zukunft <strong>der</strong> Altersvorsorge in<br />
<strong>der</strong> Schweiz austauschen. Ausserdem macht<br />
Schweizer Radio DRS die AHV an diesem Tag zum<br />
Thema und sendet dazu direkt aus <strong>der</strong> BEA-Halle.<br />
Ein Teil <strong>der</strong> knapp 5‘000 Quadratmeter grossen<br />
Festhalle wird zu einer Markthalle, wo Vertreterinnen<br />
und Vertreter verschiedener Generationen<br />
zeigen, wie die Generationen miteinan<strong>der</strong><br />
leben und sich gegenseitig bereichern können. Sie<br />
stellen Gemeinschaftsprojekte und engagierte Organisationen<br />
vor. Denn jüngere haben älteren<br />
Menschen mehr als AHV-Beiträge zu bieten – und<br />
die Älteren können viel mehr, als sich auf ihrem<br />
Rentenpolster auszuruhen. So wird <strong>der</strong> Markt<br />
einen Tag lang zur Spielwiese eines Erfahrungsaustauschs<br />
<strong>der</strong> Generationen.<br />
Träger des Festes ist das Eidgenössische Departement<br />
des Innern (EDl), vertreten durch das Bundesamt<br />
für Sozialversicherung. Begleitet wird das<br />
Projekt durch Jugend-und Seniorenverbände. n<br />
Bundesamt für Sozialversicherung Informations- und Pressedienst<br />
’’’’Hier könnte Ihr Inserat stehen’’’’<br />
Interessiert ? Nehmen Sie unverbindlich mit <strong>der</strong> Redaktion Kontakt auf:<br />
Redaktion IVB-NOOCHRICHTE<br />
c/o IVB, Regionale Geschäftsstelle<br />
Schlossgasse 11, 4102 BINNINGEN<br />
Telefon 061/426 98 00<br />
Fax 061/426 98 05
26 A K T U E L L E S<br />
Hunde helfen<br />
Behin<strong>der</strong>ten<br />
Eine amerikanische Studie beweist,<br />
dass speziell ausgebildete Behin<strong>der</strong>tenhunde<br />
einen günstigen Einfluss auf die<br />
Lebensqualität, die Unabhängigkeit und<br />
die Integration von Behin<strong>der</strong>ten in die<br />
Gesellschaft haben. Behin<strong>der</strong>tenhunde<br />
sind fähig, zahlreiche alltägliche Aufgaben<br />
zu übernehmen, wodurch Behin<strong>der</strong>te<br />
weniger auf menschliche Hilfe<br />
angewiesen sind.<br />
mwb. Seit dem ersten Weltkrieg werden Hunde<br />
zugunsten von körperlich behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />
eingesetzt. In Amerika werden bereits seit längerer<br />
Zeit Behin<strong>der</strong>tenhunde – sogenannte «Service<br />
Dogs» – ausgebildet. In <strong>der</strong> Schweiz widmet sich<br />
«LE COPAIN», <strong>der</strong> «Verein für die Ausbildung<br />
von Hilfshunden für motorisch Behin<strong>der</strong>te» dieser<br />
wichtigen Aufgabe. Diese Vereinigung möchte<br />
die alte Freundschaft, welche Mensch und Hund<br />
verbindet, in den Dienst einer grossen Sache<br />
stellen – nämlich <strong>der</strong> Autonomie von gehbehin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen. Zum Zuge kommen die Rassen<br />
Labrador und Golden Retriever. Rassen, die für<br />
ihren ruhigen Charakter, ihre leichte Erziehbarkeit<br />
und ihre Fähigkeit, das Erlernte zu behalten<br />
und auszuführen, bekannt sind. Die ausgebildeten<br />
Hunde sind imstande, mehr als fünfzig Dinge zu<br />
erledigen, die für Menschen mit beschränkten<br />
Bewegungsmöglichkeiten schwer bis unmöglich<br />
sind.<br />
Dies umfasst beispielsweise folgende nützliche<br />
Verrichtungen:<br />
• Gegenstände vom Boden aufheben (Brille, Schlüssel,<br />
Feuerzeug...)<br />
• Gegenstände bringen (schurloses Telefon)<br />
• Türen öffnen und schliessen<br />
• Licht anmachen und auslöschen<br />
• bei Bedarf Hilfe holen<br />
• bei verschiedenen Transaktionen einspringen<br />
(an <strong>der</strong> Kasse, am Schalter)<br />
Die Welpen werden kurz nach <strong>der</strong> Geburt<br />
ausgewählt und kommen im Alter von drei Monaten<br />
zu einer Gastfamilie. Deren Rolle ist äusserst<br />
wichtig, prägt sie doch ganz wesentlich die Bereitschaft<br />
des jungen Hundes, sich erziehen zu lassen.<br />
Während 15 Monaten werden die jungen Hunde<br />
von geschultem Fachpersonal kontinuierlich ausgebildet.<br />
Mit 18 Monaten verlässt <strong>der</strong> Hund seine Gastfamilie<br />
und kommt zur Intensiv-Schulung nach<br />
Granges ins Schweizerische Zentrum für die Ausbildung<br />
von Hilfshunden für motorisch Behin<strong>der</strong>te.<br />
Während einem halben Jahr wird er hier trainiert<br />
und fertig ausgebildet. Und anschliessend ist er<br />
dann bereit für seinen konkreten, überaus nützlichen<br />
Einsatz. n<br />
Weitere Informationen erhalten Interessierte<br />
<strong>unter</strong> folgen<strong>der</strong> Adresse:<br />
LE COPAIN, Postfach 43,<br />
3977 Granges/VS<br />
Tel. 027 458 43 93,<br />
Fax 027 458 43 39<br />
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Netzhautdegeneration<br />
– erste Erfolge<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
F O R S C H U N G<br />
Berechtigte Hoffnung für Menschen mit<br />
einer Netzhautdegeneration<br />
Menschen mit einer Netzhautdegeneration<br />
dürfen sich berechtigte<br />
Hoffnung machen, dass es<br />
in absehbarer Zeit eine Therapie<br />
für bestimmte Erscheinungsformen<br />
ihrer Augenkrankheit gibt.<br />
Dies ist das Resultat des 10.<br />
Weltkongresses <strong>der</strong> Internationalen<br />
Retinitis Pigmentosa Association<br />
(IRPA), <strong>der</strong> Mitte Juli in<br />
Lugano stattfand. Mehr als 200<br />
Forscher und Augenärzte aus<br />
35 Län<strong>der</strong>n präsentierten und<br />
diskutierten dort während zweier<br />
Tage ihre neuesten Erkenntnisse<br />
und stellten diese den 350<br />
sehbehin<strong>der</strong>ten und blinden Personen vor, die am<br />
Kongress teilnahmen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> Genforschung<br />
sind während<br />
<strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />
immense Fortschritte erzielt<br />
worden. Bis heute<br />
konnten mehr als 30<br />
Gene lokalisiert werden,<br />
die auf die eine o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e Art zu Netzhautdegenerationen führen<br />
können.<br />
«Das ist ein Riesenfortschritt», meinte dazu<br />
einer <strong>der</strong> führenden Genforscher auf diesem Gebiet,<br />
Peter Humphries vom Trinity College aus<br />
Irland am 10. Weltkongress <strong>der</strong> IRPA in Lugano.<br />
Es sei durchaus möglich, dass im Verlauf <strong>der</strong><br />
kommenden zehn Jahre eine Therapieform entwickelt<br />
werden kann, die zur Verlangsamung<br />
http://www.ivb.ch<br />
27<br />
o<strong>der</strong> gar zum Stopp <strong>der</strong> Netzhautdegeneration<br />
führt.<br />
Bald Versuche beim Menschen<br />
Bei Tierversuchen mit Gentherapien konnte<br />
während <strong>der</strong> letzten Jahre die Sehfähigkeit von<br />
Mäusen erhalten werden. Den Tieren wurden<br />
beispielsweise Viren als Träger<br />
von bestimmten Genen gespritzt,<br />
die dann zu den positiven Resultaten<br />
führten. Die Forscherin<br />
Deborah Farber von <strong>der</strong> UCLA<br />
University aus Los Angeles berichtete,<br />
dass entsprechende<br />
Versuche schon bald auch bei<br />
Menschen durchgeführt werden.<br />
Weitere Investitionen erfor<strong>der</strong>lich<br />
Auch auf an<strong>der</strong>en Gebieten<br />
wird nach möglichen Therapieformen<br />
gesucht. Grosse Hoffnung<br />
machen beispielsweise<br />
Versuche mit pharmazeutischen<br />
Substanzen. An <strong>der</strong> Universität von San Francisco<br />
wurde Hunden und Schweinen Wachstumsfaktoren<br />
in die Augen gespritzt, die dann zu deutlicher<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Sehfähigkeit <strong>der</strong> Tiere führten.<br />
Der verantwortliche wissenschaftliche Leiter, Professor<br />
Matthew M. LaVail, kündigte in Lugano an,<br />
dass schon nächstes Jahr entsprechende Versuche<br />
an Menschen durchgeführt würden. «Wir stehen<br />
heute vor <strong>der</strong> Tür und müssen sie nur noch aufstossen»,<br />
sagte er vor 200 Wissenschaftlern und<br />
Augenärzten, die aus 35 Län<strong>der</strong>n nach Lugano<br />
gekommen waren.<br />
Bis aber ein entsprechendes Medikament auf<br />
den Markt gebracht werden könne, mussten mindestens<br />
100 Millionen Franken in weitere Forschungsarbeiten<br />
auf diesem Gebiet investiert werden.<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> IRPA stellen für verschiedene<br />
Forschungsprojekte rund um den Globus pro Jahr<br />
rund zwanzig Millionen Dollar zur Verfügung.
28 F O R S C H U N G<br />
20 Millionen Betroffene<br />
Weniger Grund zu Hoffnung besteht vorerst<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> Netzhauttransplantation, wo<br />
ebenfalls seit 15 Jahren intensiv geforscht wird. Es<br />
sind zwar 25 Beispiele von erfolgreich verlaufenen<br />
Transplantationen bekannt. «Solange das<br />
Wachstum von transplantierten Fotorezeptoren<br />
nicht kontrolliert werden kann, ist jedoch nicht an<br />
eine erfolgversprechende Ausweitung <strong>der</strong> Versuche<br />
zu denken», erklärte einer <strong>der</strong> führenden<br />
Experten auf diesem Gebiet, Professor Berndt<br />
Ehinger von <strong>der</strong> Lund University in Schweden.<br />
Weltweit sind rund 20 Millionen Menschen von<br />
Retinitis Pigmentosa betroffen. Rund 140‘000 haben<br />
sich einer jener Organisationen angeschlossen,<br />
die zusammen die IRPA bildet und in regel-<br />
mässigen Abständen einen Weltkongress organisiert.<br />
Der Kongress in Lugano war <strong>der</strong> zehnte.<br />
Neben 200 Forschern und Augenärzten aus<br />
35 Län<strong>der</strong>n nahmen auch rund 350 betroffene<br />
Patientinnen und Patienten teil, die sich direkt vor<br />
Ort über die neuesten Erkenntnisse ein Bild machen<br />
konnten.<br />
«Vor zehn Jahren habe man nicht von den<br />
Erkenntnissen träumen können, die Forscherinnen<br />
und Forscher rund um die Welt in letzter Zeit erzielt<br />
hatten», sagte die Präsidentin <strong>der</strong> IRPA, Christina<br />
Fasser aus Zürich, zu Beginn des Kongresses.<br />
Es gebe heute aber berechtigten<br />
Anlass zur Hoffnung,<br />
dass schon in naher Zukunft<br />
eine Kombination verschiedener<br />
Therapieformen die Netzhautdegenerationen<br />
von Tausenden von Menschen<br />
verlangsamen werde o<strong>der</strong> gar zum Stoppen<br />
bringe.<br />
«Damit dieser Traum auch wirklich wahr wird,<br />
müssen jedoch in Zukunft mehr Mittel für die<br />
Forschung bereitgestellt werden», for<strong>der</strong>te Professor<br />
Matthew M. LaVail von <strong>der</strong> Universität San<br />
Francisco. n<br />
Der Weg / Michael Ammann<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Wohnen im<br />
Nie<strong>der</strong>holzboden<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
A K T U E L L E S<br />
Wohnen im Nie<strong>der</strong>holzboden, Riehen<br />
für jüngere Personen mit einer Körperbehin<strong>der</strong>ung<br />
Im Kopfbau <strong>der</strong> familienfreundlichen Überbauung<br />
«Im Nie<strong>der</strong>holzboden» in Riehen, verfügt <strong>der</strong><br />
Verein über 11 rollstuhlgängige Wohnungen. Sie<br />
befinden sich in <strong>der</strong> Nähe von Einkaufsmöglichkeiten<br />
(Rauracherzentrum) und unweit vom Naherholungsgebiet<br />
«Langen Erlen».<br />
Die Mietpreise sind nach den Richtlinien <strong>der</strong><br />
Wohnbau- und Eigentumsför<strong>der</strong>ung des Bundes<br />
(WEG) so berechnet, dass auch Bezügerinnen von<br />
Ergänzungsleistungen diese Wohnungen mieten<br />
können.<br />
Der Verein kann per 1. Oktober<br />
1998 (o<strong>der</strong> nach Vereinbarung)<br />
eine 1-Zimmer- Wohnung zur Verfügung<br />
stellen. Weitere<br />
Auskünfte erteilen:<br />
Herr Werner Ammann Pro Infirmis<br />
Basel-Stadt Tel. 061/281 80 08<br />
Frau Annette Apotheloz Reg. Verein<br />
„Wohnen für Körperbehin<strong>der</strong>te“<br />
Tel. 061/361 54 84<br />
Zu je<strong>der</strong> Wohnung gehört ein Kellerabteil sowie<br />
die Mitbenützung von Aufenthaltsraum mit<br />
Küche, Waschraum und Einstellraum für Rollstühle.<br />
Für Autobesitzer stehen Einstellplätze zur Verfügung.<br />
Alle Wohnungen, Nebenräume und Aussenanlagen<br />
sind hin<strong>der</strong>nisfrei zugänglich und<br />
nutzbar. Bei den baulichen Anfor<strong>der</strong>ungen sind<br />
die Bedürfnisse von Körperbehin<strong>der</strong>ten speziell<br />
berücksichtigt.<br />
Mieter sind Körperbehin<strong>der</strong>te, welche die Voraussetzungen<br />
für eine Leistung <strong>der</strong> Invalidenversi-<br />
http://www.ivb.ch<br />
29<br />
cherung erfüllen und auf eine behin<strong>der</strong>tengerechte<br />
Wohnung angewiesen sind. Priorität bei <strong>der</strong><br />
Vermietung haben Personen mit Wohnsitz in <strong>der</strong><br />
Nordwestschweiz mit einer oberen Altersgrenze<br />
von 55 Jahren. Die Bewohner gestalten ihren<br />
Tagesablauf selbst. Sie müssen bereit und fähig<br />
sein die Verantwortung für ihren Alltag zu tragen.<br />
Die notwendigen pflegerischen und hauswirtschaftlichen<br />
Leistungen werden durch SPITEX Riehen<br />
erbracht. Ein tagsüber im Haus anwesen<strong>der</strong><br />
Präsenzdienst ergänzt die SPITEX-Leistungen. Die<br />
Kosten werden den Benützern direkt in Rechnung<br />
gestellt. n<br />
«Nacht <strong>der</strong><br />
1000 Kleber»<br />
Das «Zentrum für Selbstbestimmtes Leben<br />
Bern» hat in <strong>der</strong> Nacht vom Sonntag<br />
28. Juni auf Montag 29. Juni 1998 in <strong>der</strong><br />
Stadt Bern 1‘200 Kleber an 1‘200 Zugängen<br />
angebracht, wo Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ungen ausgeschlossen werden.<br />
Mit dieser Aktion klagen die Betroffenen die<br />
alltägliche Diskriminierung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />
an und rufen Politikerinnen und Politiker auf,<br />
endlich ein griffiges Gleichstellungsgebot in Verfassung<br />
und Gesetzen zu verankern.<br />
Sie starteten am 28. Juni 1998 gegen 23.00<br />
Uhr an <strong>der</strong> Sidlerstrasse 6 in Bern und kehrten am<br />
29. Juni im Morgengrauen zurück.<br />
Behin<strong>der</strong>te im Rollstuhl<br />
schwärmten in die verschiedenen<br />
Stadtteile<br />
Berns aus, um innerhalb<br />
von 3 bis 4 Stunden Eingänge,<br />
Bancomaten, Lifte,<br />
öffentliche Transportmittel<br />
etc. mit über 1‘000<br />
Klebern zu versehen:<br />
«Kein Durchgang für Behin<strong>der</strong>te». n
S O Z I A L P O L I T I K<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 /98
S-Bahnhaltestelle St. Johann<br />
rollstuhlgängig<br />
M O B I L I T Ä T<br />
Abschluss <strong>der</strong> Arbeiten an <strong>der</strong> S-Bahnhaltestelle<br />
St. Johann<br />
Nach <strong>der</strong> Fertigstellung von zwei gedeckten<br />
Velo Abstellplätzen verfügt die Regio-S-Bahn mit<br />
«Basel St. Johann» über eine kundenfreundliche<br />
Haltestelle an <strong>der</strong> «Ligne verte» Frick/Laufenburg<br />
– Mulhouse. Erfreulicherweise werden die Kosten<br />
des Gesamtvorhabens dank Einsparungen in <strong>der</strong><br />
Bauausführung nur rund Fr. 5,5 Mio. betragen,<br />
d.h. gut Fr. 2 Mio. weniger als budgetiert. Der<br />
Kanton Basel-Stadt hat die neue Haltestelle bestellt<br />
und finanziert.<br />
Die neue, an <strong>der</strong> SNCF-Strecke Basel – Mulhouse<br />
gelegene S-Bahnhaltestelle «Basel St. Johann»<br />
ist auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Bahnreisenden<br />
zugeschnitten. Sie bietet ein überdachtes Perron,<br />
auf dem sich eine Wartehalle für die Reisenden<br />
und ein Gebäude für die drei Grenzorgane (Zoll<br />
und Grenzpolizei F, Zoll CH) befinden. Ebenfalls<br />
besteht auf dem Perron die Möglichkeit, sich an<br />
einem Automaten zu verpflegen.<br />
Die S-Bahnhaltestelle ist zu Fuss auf gut markierten<br />
Wegen von den Haltestellen Im Wasenboden<br />
(Buslinien 36 und 50) und Gasstrasse (Tramlinie<br />
1) über die Luzernerring-Brücke erreichbar.<br />
Ab <strong>der</strong> Brücke gelangt man auf einer gedeckten<br />
Treppe und mit einem Lift, <strong>der</strong> speziell auf die<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98 http://www.ivb.ch<br />
31<br />
Bedürfnisse von Gehbehin<strong>der</strong>ten ausgerichtet ist,<br />
zum Perron.<br />
Der Abschnitt Basel SBB - Basel St. Johann ist in<br />
den Gültigkeitsbereich des Tarifverbundes Nordwestschweiz<br />
(TNW) integriert.<br />
Einzelbillette ab St. Johann können auf dem<br />
Perron entwe<strong>der</strong> an einem TNW-Automaten nach<br />
Basel SBB (und weiter) o<strong>der</strong> an einem SNCF-<br />
Automaten bis nach Mulhouse gelöst werden.<br />
Inhaberinnen und Inhaber eines Umwelt-Abos<br />
müssen zurzeit noch in Richtung Elsass ein SNCF-<br />
Anschlussbillett lösen (was neben St. Johann auch<br />
am TNW-Automaten auf je<strong>der</strong> SBB-Station und<br />
einer gewissen Anzahl BVB-Haltestellen möglich<br />
ist).<br />
Für die elsässischen Pendlerinnen und Pendler<br />
kommt für die Fahrten über Basel SBB hinaus das<br />
TNW-Kombi-Plus zur Anwendung; bis Basel SBB<br />
ist das französische AHT-Abo gültig. n
32 A K T U E L L E S<br />
Brandschutzvorschriften<br />
und Behin<strong>der</strong>te<br />
Immer wie<strong>der</strong> hört man, dass den Rollstuhlbehin<strong>der</strong>ten<br />
<strong>der</strong> Zugang zum Kino, Theater o. ä. mit<br />
<strong>der</strong> Begründung verwehrt wird « Die Brandschutzvorschriften<br />
gestatten das nicht».<br />
Dass auch das nur «faule Ausreden» <strong>der</strong> Betreiber<br />
sind hat sich jetzt bestätigt, denn auf eine<br />
Anfrage durch Herrn Bertels von <strong>der</strong> PRO INFIR-<br />
MIS Basel Stadt lautete die Antwort des Herrn<br />
Vogt, Leiter Feuerpolizei des Bauinspektorrats<br />
Kanton Basel-Stadt:<br />
Sehr geehrter Herr Bertels<br />
Wir bestätigen Ihnen gerne, dass in unseren<br />
Brandschutz-Vorschriften keine einschränkenden<br />
Bestimmungen enthalten sind, welche die behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen von Bauten mit Publikumsverkehr<br />
ausschliessen würden.<br />
Die Kompetenz für den Brandschutz liegt in <strong>der</strong><br />
Schweiz bei den Kantonen. Diese wenden sowohl<br />
im Kanton Basel Stadt als auch in den meisten<br />
an<strong>der</strong>en Kantonen die Vorschriften <strong>der</strong> VKF (Vereinigung<br />
Kantonaler Feuerversicherungen) an,<br />
welche als primäres Ziel den Personenschutz verfolgen.<br />
Diese Regeln sind zwar nach Gebäudekategorien<br />
<strong>unter</strong>schiedlich abgefasst, gelten aber immer<br />
für alle Personen (Bewohner, Gäste, Patienten,<br />
Personal, Feuerwehr usw.) in genau gleicher Weise.<br />
In Theatern, Kinos usw. sind Verkehrswege<br />
vorgeschrieben, die im Ereignisfall einen freien<br />
Durchgang von 1.20 m gewähren müssen. Es sind<br />
auf diesen Verkehrswegen auch Klappstühle zulässig,<br />
sofern sie bei Nichtgebrauch in eine Position<br />
hochklappen, die ausserhalb des Durchgangsbereiches<br />
liegt. Überträgt man diese Überlegung<br />
auf Rollstühle für Behin<strong>der</strong>te, so ist ein besetzter<br />
Rollstuhl im Durchgangsbereich möglich, ein un-<br />
besetzter Rollstuhl wäre aber ausserhalb des Fluchtweges<br />
zu deponieren.<br />
In Lokalitäten ohne rollstuhlgerechten Zugang<br />
sind behin<strong>der</strong>te Menschen beim regulären Betrieb<br />
und bei ausserordentlichen Ereignissen auf die<br />
Hilfe durch Begleitpersonen angewiesen. Diese<br />
erschwerenden Umstände geben von den Brandschutzvorschriften<br />
her keinen Anlass dazu, die<br />
Rollstuhlfahrer/innen zu benachteiligen<br />
Zusammenfassend möchten wir hiermit festhalten,<br />
dass für Bauten mit Publikumsverkehr<br />
wie z.B. Kinos, Hotels, Verkaufsgeschäfte usw.<br />
keine speziellen Brandschutzvorschriften für Behin<strong>der</strong>te<br />
existieren, we<strong>der</strong> auf eidgenössischer<br />
noch auf kantonaler Ebene.<br />
Sofern die offiziellen Brandschutzvorschriften<br />
eingehalten<br />
werden, können Rollstuhlfahrer/innen<br />
nicht vom Zutritt<br />
bzw. von <strong>der</strong> Benutzung eines<br />
öffentlichen Gebäudes aufgrund<br />
des Brandschutzes ausgeschlossen werden.<br />
Es gelten für behin<strong>der</strong>te Menschen die gleichen<br />
Regeln wie für die übrige Bevölkerung. n<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
FERIENPFLEGE im SPITAL<br />
«Sonnenland»<br />
Das kleine, heimelige Spital «SONNENLAND»<br />
mit seiner geriatrischen Abteilung liegt eingebettet<br />
in <strong>der</strong> schönen GSTAAD–SAANENLAND-REGI-<br />
ON im Berner Oberland.<br />
Das in die Landschaft<br />
integrierte Chalet strahlt<br />
viel Wärme und Geborgenheit<br />
aus und lässt Erinnerungen<br />
an ein Ferienhaus<br />
wach werden. Im<br />
Innern dieses ruhigen und<br />
komfortablen Gebäudes<br />
setzen ausgewählte Fachärzte,<br />
ein warmherziges,<br />
kompetentes Pflegeteam sowie eine ausgezeichnete<br />
Küchenmannschaft alles daran, den Patienten<br />
und Gästen einen angenehmen erholsamen<br />
Aufenthalt zu bieten<br />
Preise pro Tag<br />
je nach Pflegeintensität:<br />
• leicht pflegebedürftig<br />
Fr. 150.—<br />
(von den Krankenkassen anerkannt)<br />
• mittel bis schwer pflegebedürftig<br />
Fr. 190.—<br />
Zuschlag Einbettzimmer Fr. 100.—<br />
Die Geborgenheit entsteht im «Sonnenland»<br />
nicht nur durch seine Architektur, son<strong>der</strong>n auch<br />
durch die überschaubare Grösse. Die lediglich 58<br />
Betten verleihen dem «Sonnenland» einen familiären<br />
Charakter.<br />
Das «Sonnenland» umfasst heute alle für einen<br />
effizienten Spitalbetrieb notwendigen Abteilun-<br />
IVB NOOCHRICHTE 53 / 98<br />
F E R I E N / R E I S E N<br />
http://www.ivb.ch<br />
33<br />
gen für die Akutmedizin und die Geriatrie. Nebst<br />
<strong>der</strong> täglichen Verrichtung eines Akut- und Bezirksspitals<br />
bietet das «Sonnenland» einen beson<strong>der</strong>en<br />
Service an:<br />
• Wer sich schon auf einer Warteliste eines<br />
Alters- o<strong>der</strong> Pflegeheims befindet o<strong>der</strong> einen Altersheim-Eintritt<br />
in Erwägung zieht, hat die Möglichkeit<br />
als Vorbereitung und Entscheidungshilfe<br />
einige Schnupperwochen im «Sonnenland» zu<br />
verbringen.<br />
• Wer bereits in einem<br />
Alters- o<strong>der</strong> Pflegeheim<br />
wohnt und gerne ein paar<br />
Ferienwochen geniessen<br />
möchte, kann sich zur<br />
Abwechslung in unserem<br />
ruhigen, gemütlichen<br />
«Sonnenland» vom liebenswürdigenPflegepersonal<br />
und <strong>der</strong> erstklassigen Küche verwöhnen<br />
lassen.<br />
• Wer gerne Urlaub machen möchte, jedoch<br />
ein krankes o<strong>der</strong> betagtes Familienmitglied nicht<br />
alleine zu Hause lassen kann und will, kann die<br />
Person während dieser Zeit im «Sonnenland»<br />
pflegen und betreuen lassen. So können die Ferien<br />
genossen werden und kompetente medizinische<br />
Fachleute kümmern sich um die pflegebedürftige<br />
Person.<br />
• Wem die heissen Sommertage im Unterland<br />
schlecht bekommen, kann während dieser Zeit<br />
einen wohltuenden Aufenthalt bei frischer Alpenluft<br />
und angenehmem Klima auf optimalen 1000<br />
M.ü.M. im «Sonnenland» verbringen. n<br />
AUSKUNFT:<br />
Unter Telefon 033/748 31 61<br />
freuen sich Frau Baumer,<br />
Frau Würsten o<strong>der</strong> Frau Gläsel<br />
auf Ihren Anruf.
34<br />
Weltweiter Verein für<br />
Menschen mit Autismus<br />
Mit dem Ziel, ein internationales Kontaktnetz<br />
für autistische Personen aufzubauen,<br />
ist im Juni 1998 in Zürich die<br />
«Worldwide Autism Association» gegründet<br />
worden.<br />
Der Verein richtet sich in erster Linie an Leute,<br />
die in ihrem näheren Umfeld mit Autismus konfrontiert<br />
sind, will aber auch Öffentlichkeitsarbeit<br />
leisten, Vorurteile abbauen und über den richtigen<br />
Umgang mit autistisch veranlagten Personen informieren.<br />
Weiter ist geplant, Diskussionsveranstaltungen<br />
und Vorträge von Experten zu organisieren.<br />
A K T U E L L E S<br />
Drei- bis viermal im Jahr wird die Vereinszeitschrift<br />
«Flaschenpost» erscheinen. Sie dient als<br />
Forum für Betroffene, die darin eigene Beiträge<br />
veröffentlichen können.<br />
Adresse:<br />
Worldwide Autism Association<br />
Postfach,<br />
8052 Zürich<br />
Tel. 01/251 83 24<br />
(Ruth Hermann)<br />
Die Mitgliedschaft im Verein steht allen offen,<br />
die eine Behin<strong>der</strong>ung im Bereich des autistischen<br />
Spektrums haben; als Gönner sind auch nichtbehin<strong>der</strong>te<br />
Personen willkommen. n<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98
Behin<strong>der</strong>te Fachleute gesucht<br />
Was zählt, sind Ihr Wunsch und Wille, etwas Sinnvolles zu leisten. Ihre körperliche<br />
Behin<strong>der</strong>ung, ob Querschnittlähmung, Muskelschwund, Multiple Sklerose, cerebrale<br />
Lähmung, etc., ist zweitrangig.<br />
Für unseren kaufmännischen Dienstleistungsbetrieb mit den Abteilungen<br />
Buchhaltung/Treuhand/<br />
Liegenschaftsverwaltung/EDV/<br />
Offsetdruckerei und Ausrüsterei<br />
suchen wir Fachleute.<br />
Wir bieten interessante Arbeitsplätze und bei Bedarf auch die Möglichkeit zu unabhängigem<br />
Wohnen mit Pflege rund um die Uhr.<br />
Wir bitten Sie, sich unverbindlich mit Herrn René Müller, Telefon 061 411 49 95 (auch<br />
ausserhalb <strong>der</strong> Bürozeiten), o<strong>der</strong> Herrn Willi Gantenbein, WBZ,<br />
Aumattstrasse 70-72, CH-4153 Reinach BL 1, Telefon 061 717 71 17<br />
in Verbindung zu setzen. Homepage: www.wbz.ch<br />
IVB NOOCHRICHTE 53/ 98 http://www.ivb.ch<br />
A K T U E L L E S
36 DASCH S‘LETSCHT<br />
IVB – TERMINE 1998 / 1999<br />
24.10. – 10.11.1998 Basler Herbstmesse mit dem IVB-Stand<br />
auf dem Petersplatz<br />
Oktober/November Besuch Häbse-Theater<br />
24. November 1998 AKI–Abendverkauf für Behin<strong>der</strong>te<br />
im Warenhaus MANOR<br />
27. – 29. November 1998 WWB–Adventsbazar mit IVB/TIXI-Stand<br />
3. Dezember 1998 Internationaler Tag des behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />
20. Dezember 1998 IVB-Weihnachtsfeier<br />
im Kronenmattsaal in Binningen<br />
24. Januar 1999 Mitglie<strong>der</strong>versammlung im<br />
Kronenmattsaal in Binningen<br />
Januar/Februar 1999 Besuch Glaibasler Charivari<br />
Besuch «Monstre-Drummeli»<br />
22./24. Februar 1998 «Geniess die Basler Fasnacht»<br />
mit reserviertem Platz am Cortége<br />
Nicht vergessen: http://www.ivb.ch<br />
X<br />
http://www.ivb.ch IVB NOOCHRICHTE 53 / 98