Muss es immer Kaviar sein? - Land- und Baumaschinen-Service ...

Fahrbericht vom Zetor Proxima Plus
VON STEPHAN SCHMIDLIN
In der 60-jährigen Geschichte des
tschechischen Traktorenherstellers
Zetor hat sich einiges bewegt.
Vor allem der Fall des eisernen
Vorhangs hatte einschneidende
Folgen für den
Traktorenbauer, der heute zur
slowakischen Holding HTC
gehört.
Unter anderem beim Vertrieb
wurden in den letzten Jahren einige
dringende Änderungen eingeführt.
2004 gründete Zetor eine
Tochterfirma im bayrischen Furth.
Die Zetor Deutschland GmbH ist für
den Vertrieb sowohl in Deutschland
als auch in Österreich und in der
Schweiz verantwortlich. Doch Furth
liegt rund 500 km von der Schweiz
entfernt. Das ist auch bei einem globalisierten
Markt eine grosse Distanz.
Deshalb hat sich Zetor Deutschland
entschieden, den Schweizer Markt
von einem Gebietsrepräsentanten bearbeiten
zu lassen. Er heisst Andreas
Lehmann und ist auch Landmaschinenhändler
mit Zetorvertrieb im solothurnischen
Bellach.
Zwei Baureihen
Momentan hat Zetor zwei Baureihen
im Programm: den Forterra und den
Proxima. Der Forterra bietet vier Typen
im Leistungsbereich von 66
kW/90 PS bis 90 kW/122 PS. Zum Modell
Proxima gehören sechs Typen im
Leistungsbereich von 47 kW/64 PS
bis 74 kW/100 PS.
Zudem bietet der Proxima verschiedene
Ausrüstungsstandards.
Die drei kleineren Typen sind zu den
Ausrüstungsvarianten EKO und PRO
TECHNIK
Muss es immer Kaviar sein?
Der Zetor Proxima bietet mit seinen gekröpften
Kanten und seinen runden Scheinwerfern
ein ansprechendes modernes
Design. Was unter dem schönen Design
steckt, klärte eine erste Probefahrt mit dem
Modell 9541 aus der Baureihe Proxima Plus,
die Zetor letztes Jahr vorgestellt hat.
zusammengefasst.
Die drei grossen
Typen gehören zur Ausrüstiungsvariante
«Plus».
Der Proxima Plus ist die jüngste
Entwicklung von Zetor und das modernste
Modell des Herstellers. Er ist
als Allrounder für den Grünlandbetrieb
konzipiert.
Mit eigenem Motor
Die immer schärferen Abgasnormen
haben schon manchem Motorenhersteller
Kopfzerbrechen bereitet. So
müssen immer mehr Anforderungen
unter einen Hut gebracht werden.
Davon blieb auch Zetor nicht verschont.
Hier löste man das Problem,
indem man sich auf nur noch einen
Motorentyp konzentrierte. Somit besitzt
jeder Zetor, egal welcher Grösse,
den gleich grossen 4,2-Liter-Vierzylindermotor.
Weiter verzichtet Zetor
bei ihren Motoren vollkommen auf
elektronische Features.
Legende
Bilder: Stephan Schmidlin
Die Konstrukteure
konzentrierten sich auf die
Hardware und schöpften die technischen
Möglichkeiten des Motors mit
Turbolader, Ladeluftkühler und Ähnlichem
aus. Damit erfüllen alle Typen
die jüngste Abgasnorm der Stufe IIIa.
Neues Getriebe
Eine Neuentwicklung des Proxima
Plus ist sein Getriebe. Es handelt sich
Legende
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LANDFREUND · 5/2008
um ein mechanisches Wendeschaltgetriebe
mit zwei unsynchronisierten
Gruppen und vier synchronisierten
Gängen. Zudem können beim Proxima
Plus die Gänge durch eine Lastschaltstufe
untersetzt werden. Positiv
ist der links im Armaturenbrett positionierte
Wendeschalthebel. Er ist gut
erreichbar und lässt sich auch gut
schalten. Weniger gut schalten konnten
wir hingegen die unsynchronisierten
Gruppen. Hierzu bedarf es eines
völligen Stillstands des Traktors,
wenn es nicht zu Nebengeräuschen
aus dem Getriebe kommen soll. Die
Gänge lassen sich bei warmem Betriebszustand
des Traktors gut schalten,
und auch der Geschwindigkeitswechsel
der Lastschaltstufe war in
Ordnung. Einzig die Betätigung derselben
über die beiden Druckknöpfe
am Schalthebel ist gewöhnungsbedürftig.
Kürzlich präsentierte Zetor den
Proxima Power 100. Dieser Traktor
verfügt über das gleiche Getriebe, bietet
jedoch anstelle der mechanischen,
eine lastschaltbare Wendeschaltung
an, die früher oder später bei allen
Proxima-Plus-Traktoren mit diesem
Getriebe zu haben sein dürfte.
Sehr einfache Hydraulik
Bei der Zapfwelle bietet Zetor nur
zwei Geschwindigkeiten an. Dafür
hat der Kunde die Wahl zwischen
TECHNIK
Legende
TYPENÜBERSICHT ZETOR PROXIMA PLUS
Typ 8541 9541 10541
Leistung 60 kW/82 PS 66 kW/90 PS 74 kW/100 PS
Zylinder 4
Hubraum 4156 cm 3
Getriebe 16/16 Ganggetriebe mit mechanischer Wendeschaltung
Lastschaltung Einfach
Zapfwelle 540/1000 oder 540/540E
Hubkraft 49 kN
Förderleistung 53L/min
Gewicht 4571 kg
540/1000 U/min und 540/540E
U/min. Weiter kann die Geschwindigkeit
von der Kabine aus vorgewählt
werden. Eine Besonderheit ist die
Wegzapfwelle von Zetor. Wird die
Gruppenschaltung auf neutral gestellt,
können im Standbetrieb in
Kombination mit der Gangschaltung
verschiedene Zapfwellengeschwindigkeiten
von xxx bis xxx angefahren
werden. Das ist besonders nützlich
zum Beispiel am Futtermischwagen
oder beim Güllemixen.
Bei der Hydraulik setzt Zetor auf
eine einfache Zahnradpumpe mit einer
Förderleistung von 53 Litern pro
Minute. Sie versorgt drei doppelt wirkende
Steuergeräte. Dass diese und
ein druckloser Rücklauf zum Serienumfang
gehören, finden wir positiv.
Weniger Punkte sammelte dafür der
Heckkraftheber. So ist dieser nur mit
einer mechanischen Oberlenkerregelung
erhältlich. Das entspricht in die-
Legende
ser Leistungsklasse nicht mehr dem
Stand der Technik. Dafür ist das Gestänge
stabil ausgeführt und bietet
eine Hubkraft von fast fünf Tonnen.
Besser als sein Ruf
Das Image des tschechischen Herstellers
glänzte noch nie wie ein heller
Stern. Und wer einen Hightechtraktor
sucht, wird bei Zetor auch derzeit
nicht fündig. Doch muss es immer Kaviar
sein? Bestimmt nicht, denn viele
anfallende Arbeiten können auch mit
dem einfachen Zetor ohne Einbussen
erledigt werden. So wird zum Beispiel
das Futter auch mit einem Hightechtraktor
nicht besser gemischt. Dafür
wird mit dem Zetor die Futtervorlage
bestimmt günstiger. So kostet der von
uns gefahrene Proxima 9541 Plus mit
einer Nennleistung von 66 kW/90 PS
in der Grundausstattung lediglich
((32524.-Euro)). ■