chronische Pankreatitis
chronische Pankreatitis
chronische Pankreatitis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung / Chronische<br />
<strong>Pankreatitis</strong><br />
Hintergrundinformation zur <strong>chronische</strong>n Entzündung der Bauchspeicheldrüse und deren<br />
Therapie<br />
von Dr.Frank Kappel, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Klinikum Bielefeld<br />
Unter <strong>chronische</strong>r <strong>Pankreatitis</strong> versteht man eine chronisch (über lange Zeit) andauernde<br />
Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Es kommt zur langsamen aber sicheren Zerstörung<br />
der funktionstüchtigen Zellen in der Drüse. Diese werden durch narbenartiges Gewebe<br />
ersetzt. Die Bauchspeicheldrüse kann ihre normale Funktion nicht mehr wahrnehmen, das<br />
bedeutet:<br />
1. die Produktion von Verdauungsenzymen, welche verantwortlich sind, dass die<br />
Nahrung in kleinere Einheiten zerlegt, und schließlich so in den Körper aufgenommen<br />
werden kann, versiegt. Es kommt zu Durchfällen (häufig übelriechend) und auf lange Sicht<br />
zum Gewichtsverlust.<br />
2. die spezialisierten Inselzellen der Bauchspeicheldrüse, werden ebenfalls zerstört.<br />
Dadurch wird weniger oder kein Insulin mehr produziert und der Zuckerstoffwechsel kommt<br />
durcheinander.<br />
Es kommt zu zunehmenden Oberbauchschmerzen, welche oft gürtelförmig in den Rücken<br />
ausstrahlen. Wahrscheinlich haben diese ihren Ursprung in Veränderungen des<br />
Nervengewebes in der Bauchspeichedrüse und/oder durch Verstopfung der<br />
Bauchspeicheldrüsengänge ensteht ein immer höher werdender Druck im Organ. Tatsache<br />
ist, dass diese Schmerzen häufig auch durch stärkste Schmerzmittel (Opiate) nicht mehr<br />
gelindert oder beseitigt werden können.<br />
In den westlichen Ländern ist der erhöhte Alkoholgenuss die häufigste Ursache (80%) der<br />
<strong>chronische</strong>n <strong>Pankreatitis</strong>. Daneben gibt es weitere wichtige Ursachen für die <strong>chronische</strong><br />
<strong>Pankreatitis</strong>: Gendefekte, Fehlanlage der Bauchspeicheldrüsengänge (Pancreas divisum),<br />
Medikamente und Stoffwechselstörungen. Manchmal findet man auch keine spezielle<br />
Ursache.<br />
Therapie / Behandlungsmethoden<br />
Jeder Alkoholgenuss sollte sofort eingeschränkt, besser noch gestoppt werden. Durch<br />
Einnahme von Pankreasenzympräparaten versucht man die Sekretion der Drüse zu<br />
hemmen und diese damit ruhigzulegen und eine ausreichende Verdauung<br />
wiederherzustellen. Führen diese beiden Massnahmen nicht zur erwünschten<br />
Schmerzlinderung werden mehr oder weniger starke Schmerzmittel zum Einsatz kommen.<br />
Kann damit keine genügende Linderung erreicht werden, muss eine Operation erwogen<br />
werden.<br />
Es kann zur Ausbildung von sogenannten "Pseudozysten" (flüssigkeitsgefüllter Hohlraum)<br />
kommen. Häufig verschwinden Pankreaspseudozysten von selbst wieder ohne jede<br />
Behandlung. Allerdings werden sie auch manchmal immer grösser und führen so zu<br />
Seite 1 von 3 Stand 16.06.2010
Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und Gewichtsverlust. Die beste Therapie ist dann die<br />
chirurgische Beseitigung. Durch eine frühzeitige operative Entfernung des<br />
Entzündungsherdes kann eine Erhaltung der Bauchspeicheldrüsenfunktionen (Verdauung,<br />
Blutzuckerkontrolle) angestrebt werden. Auf genügende Einnahme von fettlöslichen<br />
Vitaminen (A, D, E, K) ist zu achten. In schweren Fällen müssen diese manchmal durch<br />
Spritzen gegeben werden. Häufig braucht es eine Einstellung des Zuckers durch<br />
Verabreichung regelmässiger Insulinspritzen.<br />
Bei jedem zweiten Patienten mit <strong>chronische</strong>r <strong>Pankreatitis</strong> wird im Verlauf der Erkrankung<br />
eine Operation notwendig.<br />
Hauptsächlich gibt es zwei Gründe, warum operiert werden muss:<br />
1. Die Schmerzen können auch mit stärksten Schmerzmitteln (Opiate) nicht richtig unter<br />
Kontrolle gebracht werden.<br />
2. Durch die chronisch-entzündlichen Veränderungen der Drüse, kommt es zu<br />
Auswirkungen auf die umliegenden Organe, wie Einengung oder Verschluss des<br />
Zwölffingerdarms, des Gallengangs, des Bauchspeicheldrüsenhauptgangs und der<br />
hinter der Bauchspeicheldrüse liegenden Gefässe.<br />
Operationen an der Bauchspeicheldrüse bei <strong>chronische</strong>r <strong>Pankreatitis</strong> können in<br />
"drainierende" und in "resezierende" Operationen unterteilt werden. Welches Verfahren<br />
verwendet wird, hängt von den Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse ab.<br />
Bei den drainierenden Operationen wird der Bauchspeicheldrüsenhauptgang auf seiner<br />
ganzen Länge eröffnet und mit dem Dünndarm verbunden, so dass der Pankreassaft direkt<br />
in den Darm abfliessen kann. Beim Vorliegen einer Pseudozyste kann diese eröffnet werden,<br />
und es wird ein Stück Dünndarm daraufgenäht, damit die gestaute und/oder angesammelte<br />
Flüssigkeit ungehindert abfliessen kann. Meist ist die Bauchspeicheldrüse stark entzündlich<br />
verändert, dass diese Verfahren die Situation nur kurzzeitig oder nicht verbessern. Oft<br />
kommt es nach wenigen Monaten wieder zur Verstopfung dieser Abflüsse und der Patient<br />
bekommt wieder Schmerzen. Bei den resezierenden Operationen erfolgt eine Entfernung<br />
(Resektion) des geschädigten Anteils der Bauchspeicheldrüse . Da die Entzündung fast<br />
immer im Pankreaskopf am ausgeprägtesten ist, wird dieser entfernt. Heute wird versucht<br />
diese Operationen so schonend wie möglich durchzuführen. Das heisst, dass nur das am<br />
stärksten geschädigte Bauchspeicheldrüsengewebe entfernt wird. Die umliegenden Organe,<br />
wie der Zwölffingerdarm (Duodenum), die Gallenwege und der Magen werden geschont<br />
(Duodenum-erhaltende Pankreaskopfresektion). In seltenen Fällen kann es nötig sein,<br />
trotzdem auch diese Organe zu entfernen (Whipple-Operation, Operation nach Traverso-<br />
Longmire). Sollte der Entzündungsherd vor allem im Bauchspeicheldrüsenschwanz<br />
lokalisiert sein (selten), wird dieser möglichst unter Schonung der nahe liegenden Milz,<br />
entfernt. Aus technischen Gründen muss diese manchmal aber trotzdem mitentfernt werden.<br />
Nach Entfernung des Bauchspeicheldrüsengewebes wird ein Stück Dünndarm so auf den<br />
Rest der Drüse genäht, dass die Verdauungssäfte wieder ungehindert abfliessen können.<br />
Diese Operationen an der Bauchspeicheldrüse sind sehr anspruchsvoll und sollten nur an<br />
spezialisierten grossen Zentren von entsprechend geschulten Chirurgen durchgeführt<br />
werden.<br />
Seite 2 von 3 Stand: 16.06.2010
Operation nach Partington-Rochelle<br />
(Seit zu Seit-Pankreatiko-Jejunostomie)<br />
[=Drainage-Operation]<br />
Operation nach Beger<br />
(DuodenumerhaltendePankreaskopfresektion)<br />
[=Resektions-Operation]<br />
Nachsorge<br />
Nach einer Pankreasoperation bei <strong>chronische</strong>r Entzündung müssen regelmässig Kontrollen<br />
der Verdauung und des Blutzuckers vorgenommen werden. Dies kann meist kompetent<br />
durch den Hausarzt erfolgen. Eine routinemässige Nachsorge mittels radiologischer<br />
Verfahren (z.B. CT) ist nicht notwendig. Allerdings sollte die spezialisierte Klinik, welche die<br />
Operation vornimmt miteinbezogen werden, da operationsspezifische Probleme auftreten<br />
können.<br />
Seite 3 von 3 Stand: 16.06.2010