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SaisonKlänge 2004/15 - Jecklin & Co. AG

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Pierre-Laurent Aimard Arcadi Volodos<br />

«Jemand vom Mars»<br />

und ein schweres Kaliber<br />

Zwei höchst brillante Pianisten wer-<br />

den das Publikum begeistern: Pierre-<br />

Laurent Aimard mit dem ZKO und<br />

Arcadi Volodos mit einem Rezital. Beide<br />

geniessen höchste Anerkennung nicht<br />

nur der Fachwelt, sondern auch des<br />

Publikums.<br />

In höchsten Tönen schwärmen Kritiker<br />

und Fachpresse von ihm. Umso stiller,<br />

so scheint es, ist der französische Pianist<br />

Pierre-Laurent Aimard geblieben. Sein<br />

künstlerischer Werdegang war alles<br />

andere als «normal». Über seine Klavier-<br />

lehrerin Yvonne Loriod lernte Pierre-<br />

Laurent Aimard als Zwölfjähriger deren<br />

Gatten Olivier Messiaen kennen. Mit<br />

fünfzehn gewann er den Internationalen<br />

Messiaen-Wettbewerb. Nur vier Jahre<br />

später lud ihn Pierre Boulez als Mitglied<br />

in sein Ensemble Inter<strong>Co</strong>ntemporain ein,<br />

wo der junge Aimard nicht Flügel, son-<br />

dern abwechslungsweise auch Cembalo,<br />

Celesta, Synthesizer, Glockenspiel und<br />

Orgel spielte. Zur weiteren Ausbildung<br />

ging Aimard nach Moskau zu Dmitri<br />

Bashkirov sowie nach Budapest zu<br />

György Ligeti.<br />

Mit dem Pianistenkollegen Alfred Bren-<br />

del veranstaltet er regelmässig gemein-<br />

same Auftritte. «Er kommt mir vor wie<br />

jemand vom Mars», sagte Brendel. «Seine<br />

14<br />

‹Vingt regards› von Messiaen rangie-<br />

ren unter den wahrhaft exzeptionellen<br />

Klavier-Recitals in meiner Erinnerung.»<br />

Wenn Aimard mit Dirigenten zusam-<br />

menarbeitet, so besteht für ihn «der<br />

Zweck des gemeinsamen Musizierens im<br />

Erreichen einer wirklichen Einheit». Des-<br />

halb scheint es umso folgerichtiger, dass<br />

Aimard bei sich bietender Gelegenheit<br />

gleichzeitig als Pianist und Dirigent auf-<br />

tritt und das musikalische Geschehen<br />

vom Flügel aus leitet.<br />

Arcadi Volodos’ pianistische Virtuosität<br />

hat diabolische Dimensionen. Von allem<br />

Anfang an hatte er die Messlatte ganz<br />

zuoberst angesetzt. Auf seiner ersten<br />

CD, vor nunmehr acht Jahren erschienen,<br />

spielte Arcadi Volodos die unspielbaren<br />

«Carmen»-Variationen von Vladimir<br />

Horowitz. Anders als bei Horowitz<br />

sieht bei ihm Klavierspielen nach Arbeit<br />

aus – keine Zeit fürs Kokettierende in<br />

Richtung Publikum. Und doch, nichts<br />

ist ihm schwer genug, selbst nicht die<br />

«Ungarischen Rhapsodien» von Liszt, die<br />

Volodos in den aberwitzig fingerakroba-<br />

tischen Fassungen von Horowitz spielt.<br />

Gleichzeitig ist er ein phänomenal voll-<br />

endeter Lyriker am Flügel. Seinen ersten<br />

Klavierunterricht erhielt Arcadi Volodos,<br />

der 1972 in St. Petersburg geboren wurde,<br />

mit acht Jahren. Doch erst 1987, als er<br />

ans Moskauer Konservatorium wech-<br />

selte, entdeckte man sein pianistisches<br />

Ausnahmetalent. Und er studierte dort<br />

nicht nur Klavier, sondern auch Gesang,<br />

Dirigieren und Komposition. 1993 ging<br />

er schliesslich für ein Jahr ans Pariser<br />

Konservatorium, und anschliessend stu-<br />

dierte er drei Jahre bei Dmitri Bashkirov<br />

in Madrid. Dann war er reif – und schlug<br />

in der Musikwelt wie ein Blitz aus hei-<br />

terem Himmel ein. Wie das urplötzlich<br />

mit dieser Karriere begonnen hat, das<br />

ist für Arcadi Volodos nach wie vor ein<br />

Geheimnis: «Ehrlich, ich habe das bis<br />

heute nicht herausgefunden. Jedenfalls<br />

habe ich nie etwas Besonderes gemacht.<br />

Ich habe nur gespielt …» Werner Pfister<br />

Konzert-Tipps<br />

Mo, 25.10.04, 19.30 Uhr – Tonhalle Zürich<br />

Rezital: Arcadi Volodos, Klavier<br />

Werke von Beethoven, Schumann und F. Liszt<br />

Fr, 19.11.04, 20 Uhr – Tonhalle Zürich<br />

Mozart-Abend<br />

Zürcher Kammerorchester, Solist und Leitung:<br />

Pierre-Laurent Aimard, Klavier<br />

Klavierkonzerte von W.A. Mozart<br />

Details siehe Konzertkalender<br />

CD-Tipp<br />

Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 1 – 5; Pierre-<br />

Laurent Amard, Klavier, Chamber Orchestra<br />

of Europe, Nikolaus Harnoncourt, Dirigent<br />

Fr. 60.–, Best-Nr. 7<br />

Franziska Gottwald Sandrine Piau<br />

Von Kuckucksterzen<br />

und Herzensschmerzen<br />

Zwei Konzerte, die im Wortsinn uner-<br />

hörte Delikatessen bieten. Und zwei<br />

Sängerinnen, die vokalen Genuss ver-<br />

sprechen: die noch wenig bekannte<br />

Franziska Gottwald, Mezzo, und die ar-<br />

rivierte Sandrine Piau, Sopran.<br />

Eine Sängerin, die ihre Karriere sorgfäl-<br />

tig plant und behutsam angeht, ist<br />

Franziska Gottwald. Die 1971 in Mar-<br />

burg geborene Mezzosopranistin be-<br />

gann bereits während ihrer Gymnasial-<br />

zeit mit Gesangsunterricht. An den<br />

Konservatorien von Saarbrücken, Han-<br />

nover und Weimar bildete sie sich wei-<br />

ter aus und wurde verschiedentlich aus-<br />

gezeichnet; 2002, am Internationalen<br />

Bachwettbewerb in Leipzig mit dem<br />

1. Preis. Nach kleineren Rollen an deut-<br />

schen Theatern debütierte sie 1998 als<br />

Hänsel in Humperdincks Märchenoper<br />

am Weimarer Nationaltheater. Es folgten<br />

– wie es sich für einen jugendlichen, agi-<br />

len Mezzo gehört – weitere Hosenrollen:<br />

Ramiro in Mozarts «Finta giardiniera»,<br />

Oberon in Brittens «Midsummer-Night’s<br />

Dream» und, als charmantester der<br />

noch bartlosen Jünglinge, Cherubino<br />

in Mozarts «Figaro». Bei aller Aktivität<br />

auf der Opernbühne pf legt Gottwald<br />

auch das Konzertrepertoire: Lied und<br />

Oratorium. In diesem Bereich arbeitet<br />

sie mit Goebel, Rilling und Koopman,<br />

in dessen Gesamteinspielung der Bach-<br />

kantaten sie teilweise mitwirkte. In der<br />

Tonhalle wird sie zusammen mit der<br />

Musica Antiqua Köln unter Goebel ein<br />

höchst spannendes Konzert mit unbe-<br />

kannter Musik aus der Klassik bestreiten:<br />

Zu Beginn ein kammermusikalisches<br />

Stück von Stephen Storace – er war der<br />

Bruder der bezaubernden Nancy Storace,<br />

die Mozarts erste Susanna im «Figaro»<br />

verkörperte. Dann wird sie das berühm-<br />

te Lamento der «Arianna a Naxos» in<br />

Haydns Version interpretieren sowie die<br />

«Klagen» des Georg Benda, sozusagen<br />

den Schwanengesang des berühmtesten<br />

Benda-Sprosses, der in Gotha als her-<br />

zoglicher Kapellmeister wirkte.<br />

Sandrine Piau dagegen braucht man<br />

nicht erst vorzustellen. Die 1965 gebo-<br />

rene Französin studierte am Pariser<br />

Konservatorium und besuchte Meis-<br />

terkurse bei Rachel Yakar und René<br />

Jacobs. Bald schon wurden illustre Di-<br />

rigenten der Barockszene wie Christie,<br />

Rousset, Herreweghe, Minkowski, Koop-<br />

man und andere auf ihren makellosen<br />

Sopran aufmerksam. Sie machte sich<br />

rasch einen Namen als «junge unglückli-<br />

che oder rachsüchtige Liebhaberin», wie<br />

sie selbst sagt. Mozart und Händel sind<br />

ihre künstlerische Heimat, <strong>Co</strong>uperin und<br />

Monteverdi waren ihre Jugendlieben, in<br />

jüngster Zeit interpretierte sie sich auch<br />

Debussy. 2005 erschliesst sie sich mit<br />

Arabella sogar das Strauss’sche Reper-<br />

toire. Das Programm, bei dem sie unter<br />

Fasolis’ Leitung in Bern mitwirkt, um-<br />

fasst «ornithologische» Musiken von<br />

van Eyck, Händel, Pasquini und Vivaldi,<br />

die vom Kuckucksruf, vom Schlagen<br />

der Nachtigall und vom Zwitschern des<br />

Distelfinks inspiriert sind. Dazwischen<br />

singt Sandrine Piau Arien und Kantaten<br />

von Händel, die ebenfalls dem barocken<br />

Naturlaut huldigen; ein frühlingshaftes<br />

<strong>Co</strong>ncerto della natura, mitten im grauen<br />

November!<br />

Konzert-Tipps<br />

Mi, 3.11.04, 19.30 Uhr, Kultur-Casino Bern<br />

Bruno Rauch<br />

«<strong>Co</strong>ncerti della natura», Sandrine Piau, Sopran;<br />

Maurice Steger, Blockflöte; Diego Fasolis, Orgel<br />

und Leitung, I Barocchisti.<br />

Fr, 26.11.04, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich<br />

«Klagelieder», Franziska Gottwald, Sopran;<br />

Musica Antiqua Köln; Reinhard Goebel, Leitung.<br />

Details siehe Konzertkalender<br />

CD-Tipp<br />

Mozart: Opernarien<br />

Sandrine Piau; Freiburger Barockorchester<br />

Fr. 38.50, Best-Nr. 8<br />

<strong>15</strong>

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