Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Klasse (Bourgeoisie), die an den bestehenden Strukturen (Industriekapitalismus) festhält, und<br />
setzt neue Produktionsverhältnisse durch (Kommunismus) (vgl. Aron 1971a, S. 64).<br />
Methodik<br />
In seiner Hegel- und Feuerbach-Kritik macht Marx deutlich, dass er gegen jegliche Art des<br />
philosophischen Spekulierens ist, das die Wirklichkeit nicht konkret erfasst. 39 Andererseits<br />
wendet er sich gegen eine unreflektierte – d.h. philosophisch nicht fundierte – Politik (vgl.<br />
Bolte 1995, S. 15). Damit sich die Philosophie verwirklichen kann, muss sie eine dialektische<br />
sein, was bedeutet, dass Philosophie selbst als theoretische Praxis verstanden werden muss. 40<br />
Praktisch wirkt die Philosophie nur als eine Kritik, die eine Synthese von Theorie und Praxis<br />
darstellt (vgl. Hartmann 1970, S. 19). Dialektik spielt jedoch nicht nur auf der metatheoretischen<br />
Ebene eine wichtige Rolle, sondern - im Gegensatz zu Hegels Dialektik als logisches<br />
Prinzip – auch als „[…] theoretisches Strukturprinzip […], das von den wirklichen historischen<br />
Ereignissen und Verläufen abstrahiert ist und sich stets wieder an ihnen zu orientieren<br />
und zu bewähren hat.“ (Bolte 1995, S. 22).<br />
Der Zusammenhang zwischen Kritik und Dialektik könnte folgendermaßen beschrieben<br />
werden: Das dialektische Denken integriert Praxis und Theorie metatheoretisch, wodurch eine<br />
Kritik an den realen Lebensverhältnissen vollzogen werden kann. Kritik meint hier einen Appell<br />
im Hinblick auf eine konkrete Einsicht, eine Rechtfertigung oder eine Ideologie der herrschenden<br />
Klasse einer Gesellschaft (vgl. Hartmann 1970, S. 29). Der Forscher bleibt dabei<br />
aber immer auf dem Boden der gegenständlichen Tätigkeit des Menschen.<br />
„[...] es wird nicht davon ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen,<br />
[…], um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen<br />
ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozeß<br />
dargestellt. [!]“ (Marx/Engels 1962b [1845/46], S. 26).<br />
Das dialektische Prinzip dient schließlich dazu, eine Synthese zwischen volkswirtschaftlichen<br />
Positionen zu erzwingen, um dadurch die Produktionsweise der Bourgeoisie (Industriekapitalismus)<br />
auf ihrer eigenen Grundlage zu kritisieren (vgl. Arndt 1985, S. 45).<br />
39 Marx kritisiert Hegel in Bezug auf dessen spekulative Geschichtsphilosophie, nach der die menschliche Vernunft<br />
vernünftig sein müsse und damit auch die Gesellschaft, Kunst, der Staat und die Wissenschaft durch<br />
Vernunft („Geist“) gekennzeichnet sind. Ausdruck der Verwirklichung dieses Geistes ist bei Hegel in erster<br />
Linie der Staat, der bei Marx lediglich ein von der gesellschaftlichen Basis abgeleiteter „Überbau“ ist (vgl.<br />
Bolte 1995, S. 6ff.). Feuerbach distanziert sich von Hegels „vergeistigter“ Philosophie und verabsolutiert die<br />
Natur, die für ihn als die Grundlage menschlicher Existenz gilt. Doch auch Feuerbach verharrt nach Ansicht<br />
von Marx in einer spekulativen Sphäre, da er nicht auf die realen gesellschaftlichen Lebensverhältnisse eingeht<br />
und deren Veränderung einfordert (vgl. ebd., S. 14f.).<br />
40 Der Widerspruch liegt eben darin, dass Philosophie einerseits theoretisch ist, andererseits eine praktische Ausrichtung<br />
haben soll (vgl. Hartmann 1970, S. 19).<br />
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