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diese Wirklichkeit durch die Arbeit, da er beim Arbeiten immer in Kontakt zu anderen Menschen tritt (Doppelcharakter der Arbeit) (vgl. Niedenzu 2001, S. 96). Marx fragt nach den materiellen Bedingungen der Produktion (Sein), die sich in der Produktionsweise einer Gesellschaft ausdrücken. Er erkennt hier zwei Seiten: die „Produktivkräfte“ und die „Produktionsverhältnisse“. Unter Produktivkräfte werden die Rohstoffe, Produktionsmittel und produktive Fähigkeiten des Menschen zum Produzieren subsumiert. Die Strukturen der Gesellschaft sind Ausdruck der Produktionsverhältnisse. Damit sind die Beziehung der Gesellschaftsmitglieder zu den Produktionsmitteln und Produkten (Eigentumsrechte, Verfügungsrechte) wie auch die soziale Beziehung zwischen den Gesellschaftsmitgliedern im Produktionsprozess gemeint (vgl. Hauck 1984, S 49ff.). Jede Gesellschaft charakterisiert sich durch die für sie typische Produktionsweise, die die Beziehung zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen widerspiegelt Die soziale Position eines Gesellschaftsmitglieds in der Sozialstruktur ist durch seine Stellung im Produktionsprozess bestimmt. Das „Basis-Überbau-Theorem“ besagt, dass gesellschaftliche Akteure, die im Produktionsprozess die gleiche Stellung einnehmen, bestimmte Gleichartigkeiten aufweisen (vgl. Marx/Engels 1961 [1859], S. 8f.). Sie haben ähnliche soziale Orientierungen sowie übereinstimmende politische und geistige Interessen. Nach Marx sind die Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse durch einen Widerspruch gekennzeichnet. Dieser Widerspruch entlädt sich im Kampf zwischen Klassen, die konträre Interessen vertreten. Unter „Klasse“ versteht Marx eine Gruppe von Menschen, die im Produktionsprozess die gleiche Stellung einnehmen und damit unter den gleichen Produktionsverhältnissen leben. Die Annahme, dass Klassen kämpfen, setzt voraus, dass sie Initiative zeigen. Am Beispiel des Industrieproletariats verdeutlicht Marx, dass die Arbeiterklasse Koalitionen bildet. Die gemeinsamen Produktionsverhältnisse, die durch die Herrschaft des Kapitals bzw. der Bourgeoisie gekennzeichnet sind, haben zu gemeinsamen Interessen geführt („Klasse an sich“). Aber nur durch die Koalition können sie dieses Interesse gegenüber dem Kapital artikulieren. Dadurch kann sich eine „Klasse für sich“ bilden. Die Interessen der einzelnen Menschen werden so zu einem Klasseninteresse (vgl. Hartmann 1970, S. 493). Die Grundstruktur der Herrschaft in einer Gesellschaft ist das Klassenverhältnis, das durch eine herrschende und beherrschte Klasse gebildet wird, die über die Produktionsweise in Beziehung zueinander stehen (vgl. Bolte 1995, S. 24). Der Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen ist das energetische Prinzip des sozialen Wandels. Der Klassenkampf ist eine Revolution, ein Kampf um alles oder nichts: Die bisher unterdrückte Klasse (z.B. Proletarier), die die Chance neuer Produktivkräfte repräsentiert, beseitigt die alte 85
Klasse (Bourgeoisie), die an den bestehenden Strukturen (Industriekapitalismus) festhält, und setzt neue Produktionsverhältnisse durch (Kommunismus) (vgl. Aron 1971a, S. 64). Methodik In seiner Hegel- und Feuerbach-Kritik macht Marx deutlich, dass er gegen jegliche Art des philosophischen Spekulierens ist, das die Wirklichkeit nicht konkret erfasst. 39 Andererseits wendet er sich gegen eine unreflektierte – d.h. philosophisch nicht fundierte – Politik (vgl. Bolte 1995, S. 15). Damit sich die Philosophie verwirklichen kann, muss sie eine dialektische sein, was bedeutet, dass Philosophie selbst als theoretische Praxis verstanden werden muss. 40 Praktisch wirkt die Philosophie nur als eine Kritik, die eine Synthese von Theorie und Praxis darstellt (vgl. Hartmann 1970, S. 19). Dialektik spielt jedoch nicht nur auf der metatheoretischen Ebene eine wichtige Rolle, sondern - im Gegensatz zu Hegels Dialektik als logisches Prinzip – auch als „[…] theoretisches Strukturprinzip […], das von den wirklichen historischen Ereignissen und Verläufen abstrahiert ist und sich stets wieder an ihnen zu orientieren und zu bewähren hat.“ (Bolte 1995, S. 22). Der Zusammenhang zwischen Kritik und Dialektik könnte folgendermaßen beschrieben werden: Das dialektische Denken integriert Praxis und Theorie metatheoretisch, wodurch eine Kritik an den realen Lebensverhältnissen vollzogen werden kann. Kritik meint hier einen Appell im Hinblick auf eine konkrete Einsicht, eine Rechtfertigung oder eine Ideologie der herrschenden Klasse einer Gesellschaft (vgl. Hartmann 1970, S. 29). Der Forscher bleibt dabei aber immer auf dem Boden der gegenständlichen Tätigkeit des Menschen. „[...] es wird nicht davon ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, […], um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozeß dargestellt. [!]“ (Marx/Engels 1962b [1845/46], S. 26). Das dialektische Prinzip dient schließlich dazu, eine Synthese zwischen volkswirtschaftlichen Positionen zu erzwingen, um dadurch die Produktionsweise der Bourgeoisie (Industriekapitalismus) auf ihrer eigenen Grundlage zu kritisieren (vgl. Arndt 1985, S. 45). 39 Marx kritisiert Hegel in Bezug auf dessen spekulative Geschichtsphilosophie, nach der die menschliche Vernunft vernünftig sein müsse und damit auch die Gesellschaft, Kunst, der Staat und die Wissenschaft durch Vernunft („Geist“) gekennzeichnet sind. Ausdruck der Verwirklichung dieses Geistes ist bei Hegel in erster Linie der Staat, der bei Marx lediglich ein von der gesellschaftlichen Basis abgeleiteter „Überbau“ ist (vgl. Bolte 1995, S. 6ff.). Feuerbach distanziert sich von Hegels „vergeistigter“ Philosophie und verabsolutiert die Natur, die für ihn als die Grundlage menschlicher Existenz gilt. Doch auch Feuerbach verharrt nach Ansicht von Marx in einer spekulativen Sphäre, da er nicht auf die realen gesellschaftlichen Lebensverhältnisse eingeht und deren Veränderung einfordert (vgl. ebd., S. 14f.). 40 Der Widerspruch liegt eben darin, dass Philosophie einerseits theoretisch ist, andererseits eine praktische Ausrichtung haben soll (vgl. Hartmann 1970, S. 19). 86
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diese Wirklichkeit durch die Arbeit, da er beim Arbeiten immer in Kontakt zu anderen Menschen<br />
tritt (Doppelcharakter der Arbeit) (vgl. Niedenzu 2001, S. 96).<br />
Marx fragt nach den materiellen Bedingungen der Produktion (Sein), die sich in der Produktionsweise<br />
einer Gesellschaft ausdrücken. Er erkennt hier zwei Seiten: die „Produktivkräfte“<br />
und die „Produktionsverhältnisse“. Unter Produktivkräfte werden die Rohstoffe, Produktionsmittel<br />
und produktive Fähigkeiten des Menschen zum Produzieren subsumiert. Die Strukturen<br />
der Gesellschaft sind Ausdruck der Produktionsverhältnisse. Damit sind die Beziehung<br />
der Gesellschaftsmitglieder zu den Produktionsmitteln und Produkten (Eigentumsrechte, Verfügungsrechte)<br />
wie auch die soziale Beziehung zwischen den Gesellschaftsmitgliedern im<br />
Produktionsprozess gemeint (vgl. Hauck 1984, S 49ff.). Jede Gesellschaft charakterisiert sich<br />
durch die für sie typische Produktionsweise, die die Beziehung zwischen Produktivkräften<br />
und Produktionsverhältnissen widerspiegelt<br />
Die soziale Position eines Gesellschaftsmitglieds in der Sozialstruktur ist durch seine Stellung<br />
im Produktionsprozess bestimmt. Das „Basis-Überbau-Theorem“ besagt, dass gesellschaftliche<br />
Akteure, die im Produktionsprozess die gleiche Stellung einnehmen, bestimmte<br />
Gleichartigkeiten aufweisen (vgl. Marx/Engels 1961 [1859], S. 8f.). Sie haben ähnliche soziale<br />
Orientierungen sowie übereinstimmende politische und geistige Interessen.<br />
Nach Marx sind die Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse durch einen Widerspruch<br />
gekennzeichnet. Dieser Widerspruch entlädt sich im Kampf zwischen Klassen, die konträre<br />
Interessen vertreten. Unter „Klasse“ versteht Marx eine Gruppe von Menschen, die im Produktionsprozess<br />
die gleiche Stellung einnehmen und damit unter den gleichen Produktionsverhältnissen<br />
leben. Die Annahme, dass Klassen kämpfen, setzt voraus, dass sie Initiative<br />
zeigen. Am Beispiel des Industrieproletariats verdeutlicht Marx, dass die Arbeiterklasse Koalitionen<br />
bildet. Die gemeinsamen Produktionsverhältnisse, die durch die Herrschaft des Kapitals<br />
bzw. der Bourgeoisie gekennzeichnet sind, haben zu gemeinsamen Interessen geführt<br />
(„Klasse an sich“). Aber nur durch die Koalition können sie dieses Interesse gegenüber dem<br />
Kapital artikulieren. Dadurch kann sich eine „Klasse für sich“ bilden. Die Interessen der einzelnen<br />
Menschen werden so zu einem Klasseninteresse (vgl. Hartmann 1970, S. 493).<br />
Die Grundstruktur der Herrschaft in einer Gesellschaft ist das Klassenverhältnis, das durch<br />
eine herrschende und beherrschte Klasse gebildet wird, die über die Produktionsweise in Beziehung<br />
zueinander stehen (vgl. Bolte 1995, S. 24). Der Widerspruch zwischen Produktivkräften<br />
und Produktionsverhältnissen ist das energetische Prinzip des sozialen Wandels. Der<br />
Klassenkampf ist eine Revolution, ein Kampf um alles oder nichts: Die bisher unterdrückte<br />
Klasse (z.B. Proletarier), die die Chance neuer Produktivkräfte repräsentiert, beseitigt die alte<br />
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