Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Anthropologie (II)<br />
V7 – Anthropologie: V7.2<br />
Für den Klassiker ist die Stabilität einer Gesellschaft nur dann gegeben, wenn eine „[…]<br />
teils dirigierende, teils unterdrückende Instanz gesichert werden […]“ (Fuchs-Heinritz 1997,<br />
S. 276). 36<br />
„Diese Auffassung [über die Stabilität, d. Verf.] bildet in meinen Augen die erste positive und rationelle Basis<br />
der elementaren und abstrakten Theorie von der eigentlichen Regierung, wenn man sie in ihrer edelsten und<br />
vollständigsten wissenschaftlichen Ausdehnung betrachtet, d.h. als im allgemeinen charakterisiert durch die<br />
notwendige, universelle, zuerst spontane und dann geregelte Rückwirkung des Ganzen auf die Teile.“ (Comte<br />
1923 [1842], S. 441f).<br />
Die Führungsriege einer Gesellschaft, die die Regierung bildet, ist aufgrund ihres wissenschaftlichen<br />
Vermögens weise und leistungsstark. Damit soll gewährleistet werden, dass sowohl<br />
die individuellen Neigungen als auch die soziale Ordnung (grundsätzlich) in Einklang<br />
gebracht werden können (vgl. Fuchs-Heinritz 1997, S. 276). Die Organisation der Gesellschaft<br />
hat die individuellen Neigungen zu berücksichtigen, damit die Individuen den ihnen<br />
zustehenden Entscheidungs- und Handlungsspielraum erhalten. Das könnte bedeuten, dass<br />
prinzipiell die Gesellschaft über das Ausmaß an Autonomie des einzelnen Individuums bestimmt.<br />
Der Klassiker könnte also die Position V7.2 vertreten. So auch: Hillmann (1994), S.<br />
132.<br />
Wissenschaftsforschung (III)<br />
V8 – Entdeckungszusammenhang: V8.1<br />
Ausgangspunkt von Comtes Schaffen und Denken sind Erfahrungen einer geschichtlichgesellschaftlichen<br />
Krise Frankreichs, die sich vor allem in den Nachwirkungen der französischen<br />
Revolution niederschlugen. Die Abfolge von Revolutionen und Bürgerkriegen in der<br />
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die politische Gestaltung des Gemeinwesens und die<br />
Sozialordnung Frankreichs aufs Tiefste erschüttert (vgl. Bock 1999, S. 42). Die Ursache dieser<br />
Krise sieht Comte in der bis dahin anhaltenden Zerstörung des alten theologischen Systems<br />
und im Fehlen eines neuen Denksystems wie auch einer neuen Sozialordnung, die das<br />
alte System ersetzen (vgl. Fuchs-Heinritz 1997, S. 118). Die Konsequenzen daraus, so Comte,<br />
bestünden in anarchistischen Tendenzen, die vor allem geistiger Natur sind (vgl. Bock 1999,<br />
S. 42). Ein besonderes Anliegen Comtes ist die Überwindung der gesellschaftlichen Krise<br />
36 Diese Charakterisierung ist nicht ganz eindeutig, da Comte den Wissenschaftern u. a. die geistige Macht zuerkennt,<br />
weil sie über das nötige Prestige und Vertrauen in der Bevölkerung verfügen. Damit ist auch ein Legitimationsvorgang<br />
verbunden.<br />
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