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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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ausgingen und für diese relevant waren, gefragt werden. Ein mögliches Differenzierungskriterium<br />

könnte darin bestehen, ob der Theorie eine sozial-engagierte Motivation vorausging,<br />

ein Interesse an der Verständigung zwischen verschiedenen theoretischen Ansätzen im Mittelpunkt<br />

stand oder ob der Klassiker eher an der theoretischen Neuausrichtung der Soziologie<br />

interessiert war. Das Differenzierungskriterium wäre entsprechend „Gesellschaftlichesvermittelndes-theoretisches<br />

Interesse“ mit einer geschichtlich-personenbezogenen Systematik.<br />

Der Positivismusstreit war und ist ein Zeugnis dafür, dass es in den Sozialwissenschaften<br />

über die Geltung und Begründung von Aussagen lange Zeit keine einheitliche Auffassung gab<br />

und womöglich bis heute noch nicht gibt. Nach Ansicht der Verfasserin müsste man den<br />

Blick auf epistemologische Problemstellungen erweitern. Hier wird grundlegend gefragt, wie<br />

Erkenntnisse über die soziale Wirklichkeit möglich sind.<br />

In der europäischen Geistesgeschichte wurde lange Zeit kontrovers über die gegensätzlichen<br />

Positionen des Realismus und Idealismus wie des Rationalismus und Empirismus diskutiert.<br />

Für diese Arbeit bietet sich, so die Verfasserin, eine Differenzierung anhand der Realismus-Idealismus-Debatte<br />

an, da diese bis in die Gegenwart relevant geblieben ist. 32 Der Realismus<br />

nimmt an, dass es eine vom erkennenden Subjekt unabhängige Realität gibt. Der Idealismus<br />

vertritt die Position, dass das erkennende Subjekt die Realität konstituiert. Innerhalb<br />

des Idealismus kann zwischen „objektiven Idealisten“, die eine intersubjektiv nachprüfbare<br />

Erkenntnis (Objektivität) für möglich halten, und „Relativisten“, die Objektivität als nicht<br />

gegeben betrachten, unterschieden werden (vgl. Brinkmann 1989, S. 9). Den soziologischen<br />

Theorien könnte man im Hinblick auf die Möglichkeit von Objektivität einen Wert innerhalb<br />

eines Kontinuums zwischen einem objektiven und subjektiven Pol zuordnen.<br />

Doch hier ergibt sich das Problem, dass die Erkenntnisthematik möglicherweise nicht von<br />

allen Klassikern explizit aufgerollt wird. Nach Guba (1990) lassen sich Paradigmen dadurch<br />

kennzeichnen, inwiefern sie ontologische, epistemologische und methodologische Fragestellungen<br />

beantworten. Der Autor unterstellt dabei, dass eine sozialwissenschaftliche Theorie<br />

mindestens eine der drei Fragen beantwortet. Eine realistische Positionen würde sich durch<br />

die Möglichkeit der Objektivität (Epistemologie), die Annahme, dass die Wirklichkeit „da<br />

draußen“ tatsächlich existiert (Ontologie) und eine experimentell-manipulative Methodologie<br />

charakterisieren. Die „modifizierten Realisten“ sind in Bezug auf die Eindeutigkeit von Objektivität,<br />

die Existenz der Wirklichkeit und die Erforschung sozialer Realität skeptischer. Die<br />

32 Zwischen den Positionen des Rationalismus (repräsentiert durch René Descartes, Gottfried Leibniz und Baruch<br />

Spinoza) und des Empirismus (John Locke, David Hume) vermittelte bereits Immanuel Kant (vgl.<br />

Brinkmann 1989, S. 9).<br />

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