Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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Offen steht, in welche Richtung sich die Gesellschaft wandelt. Sie könnte sich von einem primitiven, einfachen zu einem höheren, komplexeren Stadium „entwickeln“ und „entfalten“. Dies würde eine Art „Aufwärtsbewegung“ implizieren und damit auf die Positionen der Evolutionstheorien und des historischen Materialismus hindeuten. Eine Gesellschaft könnte jedoch auch eine Tendenz des Niedergangs aufweisen; d.h. verschärft gesagt: von einer Hochblüte zur Apokalypse. Schließlich könnte man Zyklen mit Aufwärts- und Abwärtsbewegungen konstatieren. Zunächst müsste der Klassiker überhaupt eine Annahme treffen, in welche Richtung sich die Gesellschaft bewegen könnte; d.h., er müsste das Aufstellen von Gesetzen, Gesetzmäßigkeiten oder Trends des gesellschaftlichen Wandels als „sinnvoll“ oder „tragbar“ erachten. Andernfalls könnte er den Wandel auch als nahezu zufällig oder nicht genauer bestimmbar („kontingent“) betrachten (wissenschaftlicher Bereich). Gemäß eines geschichtlichpersonenbezogenen Fokus könnte die Wahrnehmung des sozialen Wandels durch den Klassiker interessant sein. Er könnte eine optimistische Grundhaltung einnehmen, d.h. z.B. fortschrittsgläubig sein. Er könnte eine pessimistische Sicht der Zukunft haben und damit bereits eine kritische Haltung gegenüber seiner Gesellschaft zeigen. Oder er sieht in der Zukunft ein Chancen-Risiko-Potenzial. Dies würde auf eine relativistische Position hindeuten. Schließlich könnte sich der Klassiker dazu überhaupt nicht äußern, wenn er dieses Problem für irrelevant hält. Damit könnte als ein mögliches Differenzierungsschema „Optimismus – Pessimismus – Relativismus“ herangezogen werden. Tabelle 6: Variablen zum sozialen Wandel Bezeichnung Beschreibung Systematik Differenzierungsschema „Verlauf des sozialen Wandels“ „Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wan- dels“ „Bewertung des sozialen Wandels“ Nicht wohin , sondern wie „bewegt“ und verändert sich eine Gesellschaft oder verändern sich soziale Handlungs- und Regel- muster im Laufe der Zeit? Die Frage nach der Existenz von Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels ist relevant. Welche Zukunftsperspektive vertritt der Klassiker? Philosophischwissenschaftstheoretische Denktraditionen (c) Philosophischwissenschaftstheoretische Denktraditionen (c) geschichtlichpersonenbezogener Fokus (b) Evolutionstheorien versus Revolutionstheorien Erkenntnistheorien Optimismus-Pessimismus- Relativismus Weitere Elemente des sozialen Wandels, die in dieser Arbeit aus „Platzgründen“ nicht behandelt werden, sind z.B. dessen Ursprung, die Antriebskraft (endogen oder exogen), bestimmte Verlaufsmuster und Möglichkeiten der Steuerbarkeit (vgl. Schäfers 1998, S. 429f.). 57

Das Verhältnis von Struktur und Dynamik einer Gesellschaft hat bereits Auguste Comte in den Anfängen der Soziologie problematisiert. Der Begriff „Struktur“ einer Gesellschaft wurde seither lange Zeit mit der Bedeutung einer stabilen Ordnung versehen. Gründe dafür könnten sein, dass mit „gesellschaftlicher Struktur“ eine gewollte oder konstatierte Ordnung bezeichnet wurde oder weil Ordnung und Struktur wissenschaftlich in einer immanenten Beziehung stehen (vgl. Bogner 1989, S. 28). Nach Bogner (1989) enthält der Begriff „Struktur“ apriorisch eine statische Färbung. Daher wurden im soziologischen Sprachgebrauch „Struktur“ und „Ordnung“ relativ stabilen und statischen Gebilden zugeschrieben, während „Wandel“ und „Prozesse“ meist mit der Neubildung oder Zerstörung von „Strukturen“ identifiziert wurden. Andererseits enthält jede Struktur eine gewisse Prozesshaftigkeit, die sie konstituiert, und jeder Prozess weist seine eigene Struktur auf (vgl. ebd.). Für diese Arbeit könnte von Interesse sein, ob der Klassiker mehr die Bedingungen, Funktionen und Gesetze der gesellschaftlichen Struktur und des sozialen Wandels untersucht - d.h. die Struktur einer Ordnung oder die Struktur eines Prozesses - oder ob ihn eher die Austauschprozesse zwischen sozialen Einheiten, das Herstellen, das Aushandeln und Erneuern von Regelmustern zwischen den sozialen Gebilden interessieren (Prozess einer Struktur oder Prozess eines Wandels). Es soll gefragt werden, welche Aspekte der Klassiker in seiner Theorie mehr betont bzw. problematisiert (problemfokussierte Systematik). Im Vordergrund steht jedoch nicht die Frage, ob gesellschaftliche Ordnung aus der Perspektive des Klassikers mehr dynamisch oder statisch beschaffen ist. Tabelle 7: Variablen zum Verhältnis Struktur und Wandel Bezeichnung Beschreibung Systematik Differenzierungsschema „Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens“ Untersucht der Klassiker mehr die Bedingungen, Funktionen und Gesetze oder die Austauschprozesse zwischen sozialen Einheiten, das Herstellen, das Aushandeln und Erneuern von Regelmustern? Zweiter Frageblock: Anthropologie problemfokussiert (a) Prozesshafte oder statische Orientierung Die Anthropologie ist eine übergreifende Wissenschaft, die sich mit verschiedenen Fragen über den Menschen befasst. Im Rahmen dieser Arbeit ist lediglich eine anthropologische Fragestellung von Interesse: Welche Stellung hat der Mensch in den soziologischen Theorien der Klassiker? Wird der Mensch als „autonomes Subjekt“ oder „Einheit“ begriffen oder wird er 58

Offen steht, in welche Richtung sich die Gesellschaft wandelt. Sie könnte sich von einem<br />

primitiven, einfachen zu einem höheren, komplexeren Stadium „entwickeln“ und „entfalten“.<br />

Dies würde eine Art „Aufwärtsbewegung“ implizieren und damit auf die Positionen der Evolutionstheorien<br />

und des historischen Materialismus hindeuten. Eine Gesellschaft könnte jedoch<br />

auch eine Tendenz des Niedergangs aufweisen; d.h. verschärft gesagt: von einer Hochblüte<br />

zur Apokalypse. Schließlich könnte man Zyklen mit Aufwärts- und Abwärtsbewegungen<br />

konstatieren.<br />

Zunächst müsste der Klassiker überhaupt eine Annahme treffen, in welche Richtung sich<br />

die Gesellschaft bewegen könnte; d.h., er müsste das Aufstellen von Gesetzen, Gesetzmäßigkeiten<br />

oder Trends des gesellschaftlichen Wandels als „sinnvoll“ oder „tragbar“ erachten.<br />

Andernfalls könnte er den Wandel auch als nahezu zufällig oder nicht genauer bestimmbar<br />

(„kontingent“) betrachten (wissenschaftlicher Bereich). Gemäß eines geschichtlichpersonenbezogenen<br />

Fokus könnte die Wahrnehmung des sozialen Wandels durch den Klassiker<br />

interessant sein. Er könnte eine optimistische Grundhaltung einnehmen, d.h. z.B. fortschrittsgläubig<br />

sein. Er könnte eine pessimistische Sicht der Zukunft haben und damit bereits<br />

eine kritische Haltung gegenüber seiner Gesellschaft zeigen. Oder er sieht in der Zukunft ein<br />

Chancen-Risiko-Potenzial. Dies würde auf eine relativistische Position hindeuten. Schließlich<br />

könnte sich der Klassiker dazu überhaupt nicht äußern, wenn er dieses Problem für irrelevant<br />

hält. Damit könnte als ein mögliches Differenzierungsschema „Optimismus – Pessimismus –<br />

Relativismus“ herangezogen werden.<br />

Tabelle 6: Variablen zum sozialen Wandel<br />

Bezeichnung Beschreibung Systematik Differenzierungsschema<br />

„Verlauf des sozialen<br />

Wandels“<br />

„Gesetzmäßigkeiten<br />

des sozialen Wan-<br />

dels“<br />

„Bewertung des<br />

sozialen Wandels“<br />

Nicht wohin , sondern wie „bewegt“<br />

und verändert sich eine<br />

Gesellschaft oder verändern sich<br />

soziale Handlungs- und Regel-<br />

muster im Laufe der Zeit?<br />

Die Frage nach der Existenz von<br />

Gesetzmäßigkeiten des sozialen<br />

Wandels ist relevant.<br />

Welche Zukunftsperspektive<br />

vertritt der Klassiker?<br />

Philosophischwissenschaftstheoretische<br />

Denktraditionen (c)<br />

Philosophischwissenschaftstheoretische<br />

Denktraditionen (c)<br />

geschichtlichpersonenbezogener<br />

Fokus<br />

(b)<br />

Evolutionstheorien versus<br />

Revolutionstheorien<br />

Erkenntnistheorien<br />

Optimismus-Pessimismus-<br />

Relativismus<br />

Weitere Elemente des sozialen Wandels, die in dieser Arbeit aus „Platzgründen“ nicht behandelt<br />

werden, sind z.B. dessen Ursprung, die Antriebskraft (endogen oder exogen), bestimmte<br />

Verlaufsmuster und Möglichkeiten der Steuerbarkeit (vgl. Schäfers 1998, S. 429f.).<br />

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