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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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Soziale Struktur: In der soziologischen Literatur werden die Ebenen der Gesellschaft als<br />

Differenzierungskriterium unter der Dualität „Individualistisches versus Kollektivistisches<br />

Paradigma“ oder „Individualismus versus Strukturalismus“ diskutiert. Aus methodologischer<br />

Sicht fordert der Individualismus, dass sämtliche soziale Regelmäßigkeiten und Prozesse<br />

aus den Charakteristika menschlichen Handelns (Individualebene) in ihrer wechselseitigen<br />

Verflechtung (Mikroebene) beschrieben, erklärt und rekonstruiert werden sollen. D.h., Aussagen<br />

über soziale Phänomene sind auf Sätze über Individuen, soziales Handeln und Interaktionen<br />

reduzierbar. Im Umkehrschluss können Elemente der Meso- und Makroebene nicht als<br />

beschreibende und erklärende Variablen herangezogen werden (vgl. Vanberg 1975, S: 7;<br />

Fuchs-Heinritz et al. 1994, S. 293). Nach dem methodologischen Kollektivismus sind Phänomene<br />

und Ereignisse von den sozialen Gebilden der Meso- und Makroebene her zu untersuchen,<br />

nicht jedoch umgekehrt. Sätze über soziale Gebilde der höheren Ebene sind nicht<br />

restlos in Sätze über Individuen überführbar („Emergenz“). Andererseits gilt, dass Sätze über<br />

die Elemente der höheren Ebenen aus Gründen der Überprüfung teilweise in Sätze über Individuen<br />

umwandelbar sein müssen (vgl. ebd., S. 345).<br />

Diese Methodologien enthalten implizit eine bestimmte Auffassung über die Konstitution<br />

einer „Gesellschaft“. Beim methodologischen Individualismus stellen sämtliche soziale Gebilde<br />

ein Resultat von individuellen Handlungen in Verflechtungen dar, so dass sie mit der<br />

Summe individueller Handlungsantriebe und Interaktionen identisch sind. Kollektive werden<br />

als Mengen verstanden, wobei man sich diese nicht als „Haufen“ von isolierten Individuen<br />

vorzustellen hat, sondern als eine durch Interaktionsrelationen strukturierte Menge von Personen<br />

(vgl. Hummell 1972, S. 14). Beim methodologischen Kollektivismus werden sämtliche<br />

soziale Gebilde nicht als Resultat der Summe individueller Handlungen und ihrer Interaktionen<br />

begriffen. D.h., die Gebilde der höheren Ebenen weisen eine bestimmte Eigenqualität auf<br />

(vgl. Vanberg 1975, S. 6). Damit können sie als abgrenzbare Einheiten interpretiert werden,<br />

die „außerhalb“ des individuellen Bereichs bzw. Mikrobereichs sind und diesem als Wirkinstanz<br />

gegenüberstehen. D.h., die Gebilde einer höheren Ebene sind mehr als die Summe individueller<br />

Handlungsantriebe und Interaktionen (vgl. ebd.).<br />

Gemäß der problemfokussierten Systematik könnte man nach dem Forschungsgegenstand<br />

des Klassikers fragen. Problematisiert er Handeln (Individualebene) – genauer gesagt das soziale<br />

Handeln – wie auch die Interaktionen zwischen einzelnen Individuen (Mikroebene)?<br />

Oder konzentriert er sich mehr auf die Gebilde der Makro- und Mesoebene? Hier könnte das<br />

Differenzierungsschema „Mikro- und Makrosoziologie“ bedeutend sein. Mikrosoziologische<br />

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