14.03.2013 Aufrufe

Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„KZfSS“ werden Theorien in erster Linie intraparadigmatisch besprochen, ein Theorienvergleich<br />

wird selten praktiziert.<br />

Gemessen an der Anzahl aller Beiträge in den Zeitschriften führt der Bereich „soziologische<br />

Theorie“, „Theorienvergleiche“ und „Klassiker“ ein Schattendasein. Daraus könnte man<br />

folgern, dass die Soziologie ihre „ureigenen Kernelemente“ relativ wenig thematisiert und<br />

sich mehr auf die Erforschung von sozialen Phänomenen und Ereignissen konzentriert.<br />

Das Dominieren der Forschungsthemen vor den soziologischen Selbstreflexionsthemen<br />

konstatiert auch Kieserling (1999). Er erkennt eine zunehmend stärkere Trennung dieser beiden<br />

Bereiche seit dem Zeitpunkt des Positivismusstreits. Die zunehmende Ausdifferenzierung<br />

16 und Spezialisierung der Soziologie hat schließlich dazu geführt, dass die Reflexion<br />

keinen angemessenen Überblick über die Disziplin liefert. Andererseits hat sich ein, wenn<br />

auch kleiner Teil des Reflexionsprozesses in den Bereich der Forschungsthemen verlagert.<br />

Der Autor zieht den Schluss, dass die Selbstreflexion der Soziologie nicht mehr zugleich ihre<br />

Selbststeuerung sein kann. Darüber hinaus beklagt er die durch neue Spezialsoziologien, Methoden<br />

und Forschungsbereichen entstandene Unübersichtlichkeit in der Soziologie (vgl. Kieserling<br />

1999, S. 395f.). Schimank (1999) schließt sich dem Autor an und fordert darüber hinaus:<br />

„Schluß mit weiteren grand theories und ihrer Musealisierung! Das vorhandene Spielmaterial reicht völlig<br />

aus, damit die nächsten Generationen von Soziologen daraus Erklärungswerkzeuge schmieden können.“ (Schimank<br />

1999, S. 415).<br />

Der Autor sieht ein großes Potenzial soziologischer Forschung in der Ausarbeitung von gesellschaftlichen<br />

Gegenwartsdiagnosen, denn diese leisten einen wichtigen Beitrag zur „soziologischen<br />

Aufklärung“ der modernen Gesellschaft über sich selbst (vgl. ebd., S. 418f.). Eine<br />

große Reichweite und einen geringen Bezug zur gesellschaftlichen Gegenwart hat übrigens in<br />

den 1940er Jahren auch Robert K. Merton für unerwünscht erachtet:<br />

„[…] die Suche nach einem totalen System der soziologischen Theorie, in dem alle Arten von Beobachtungen<br />

unverzüglich den ihnen zukommenden Platz finden, sei genauso anspruchsvoll und genauso wenig aussichtsreich<br />

wie all jene philosophischen Globalsysteme, die verdientermaßen außer Gebrauch gekommen sind.“<br />

(Merton 1995 [1949], S. 3).<br />

16<br />

Diese Ausdifferenzierung der Soziologie bringen einige Soziologen auf dem Punkt, indem sie von den „Theoretikern“,<br />

„Empirikern“ und neuerdings „Essayisten“ in der Soziologie sprechen (vgl. Haller 2003, S. 28).<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!