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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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der wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft. Viele soziologische Klassiker sind bzw. waren<br />

politisch engagiert und haben durch ihre soziologischen Theorien auf der politischen Ebene<br />

eine Bewegung in Gang gesetzt. Exemplarisch dafür ist das „Kommunistische Manifest“ von<br />

Karl Marx. Andererseits dürften „ihre“ politischen Richtungen auch Eingang in die soziologische<br />

Theorien gefunden haben. Im Gegensatz zur marxistischen Wissenssoziologie erkennt<br />

Merton die Wissenschaft aber als eine autonome Institution an (vgl. ebd., S. 236).<br />

Der Wissenschaftssoziologe zeigt auch, dass die Theorien namhafter Wissenschaftler von<br />

der Forschergemeinschaft einer Disziplin eher wahrgenommen werden. Daraus schließt er,<br />

dass diese Theorien funktional für die Entwicklung des wissenschaftlichen Wissens sein können<br />

(sog. „Matthäus-Effekt“) (vgl. Meja/Stehr 1995, S. XIX). Der Matthäus-Effekt ist einerseits<br />

selektiv, weil nur bestimmte Theorien in das Kommunikationssystem einer Wissenschaft<br />

aufgenommen werden. Andererseits trägt er angesichts des großen Umfangs an Publikationen<br />

(z.B. in der Soziologie) auch zur Reduktion von Komplexität bei (funktionaler Aspekt). Um<br />

auf dem Gebiet der Soziologie „auf der Höhe“ zu bleiben und einen Überblick zu erhalten,<br />

orientieren sich viele Soziologen bzw. soziologisch interessierte Laien an den Werken bekannter<br />

Autoren (vgl. ebd.).<br />

2.4.3 Die Wissenschaftsgeschichte<br />

Die Wissenschaftsgeschichte stellt ähnliche Fragen wie die Wissenschaftssoziologie. Sie<br />

konzentriert sich jedoch mehr auf die Genese und Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

im historischen Verlauf. Die neuere Wissenschaftsgeschichte wurde insbesondere von<br />

Thomas S. Kuhn geprägt. Der Physiker und Wissenschaftshistoriker entwickelte in den<br />

1960er Jahren in intensiver Auseinandersetzung mit der Geschichte der Wissenschaft ein neues<br />

(antipositivistisches) Modell der Wissenschaftsentwicklung, das den Entstehungszusammenhang<br />

in der Forschung explizit berücksichtigt. Kuhn bricht mit der „einzig wahren Rationalität“<br />

der analytischen Wissenschaftstheorie, indem er Rationalität als historisch veränderlich<br />

fasst. Er führt den vielschichtigen Begriff des „Paradigmas“ ein 13 und stellt eine Theorie<br />

der „wissenschaftlichen Revolution“ auf (vgl. Mittelstraß 1996a, S. 504ff.).<br />

In seinem Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ (1979) beschreibt Kuhn<br />

den wissenschaftlichen Fortschritt als einen durch Spannungen zwischen Tradition und Neuerung<br />

gekennzeichneten Prozess. Den Ausgangspunkt dieser Theorie bildet der Umstand, dass<br />

13<br />

Obwohl Kuhn diesen Begriff auf die Naturwissenschaften anwendete, ist dieser vor allem in den Sozialwissenschaften<br />

rezipiert worden. Andererseits ist der Begriff „Paradigma“ nicht von Kuhn erfunden worden. Er ist<br />

ursprünglich in den Sprachwissenschaften angesiedelt und taucht bereits in der Spätphilosophie von Ludwig<br />

Wittgenstein auf (vgl. Lindner 2004, S. 18ff.).<br />

19

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