Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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V9_V10_V11 (Kategoriale Hauptkomponentenanalyse: Variablenprinzipal)<br />
Im Hinblick auf inhaltliche Überlegungen wurden die Variablen „ontologisch“ und „epistemologisch“<br />
auf ordinal eingestellt, die Variable „methodologisch“ auf nominal. Hier weist<br />
lediglich die Dimension 1 einen positiven Wert bei Cronbachs Alpha auf, sie erklärt insgesamt<br />
85,129 % der Varianz der Variablen. Die Vermutung, dass die Variablen „ontologisch“<br />
und „epistemologisch“ eine Rangfolge darstellen, konnte in den Quantifikationen zu den Variablen<br />
bestätigt werden. Im Übrigen hat sich auch die Variable „methodologisch“ als nahezu<br />
ordinal herausgestellt. Niedrige Werte auf der Dimension 1 weisen Theorien mit einer „experimentell-manipulativ-quantitativen<br />
Methodik“ auf, es folgen die „dialogisch-transformative<br />
Methodik“ und die „phänomenologisch-hermeneutisch-qualitative Methodik“ dicht aufeinander.<br />
Hohe Werte weist die Kategorie „rekonstruktiv-konstruktivistische Methodik“ auf. Ein<br />
Blick auf die Koordinaten der passiven Variable „Zeitraum“ zeigt, dass die Theorien älterer<br />
Klassiker besonders niedrige Werte auf der Dimension haben, neue Theorien hohe Werte.<br />
Die Dimension 1 könnte folgendermaßen interpretiert werden: Die Theorien des 19. Jahrhunderts<br />
waren sehr stark an den Naturwissenschaften orientiert, die zu dieser Zeit für wissenschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Fortschritt standen (vgl. Mikl-Horke 2001, S. 15). Der<br />
Positivismus unterstellt einen ontologischen und erkenntnistheoretischen Realismus und strebt<br />
die Erforschung aller Wissensbereiche mittels kausalanalytischer Methoden an. Der kritische<br />
Rationalismus, dem sich insbesondere C. G. Homans verpflichtet fühlt, ist im Hinblick auf die<br />
Möglichkeit „absoluter“ Erkenntnis skeptischer. In Bezug auf die Methodologie bleibt er aber,<br />
wie der Positivismus, experimentell-manipulativ-quantitativ ausgerichtet. Er steht zumindest<br />
in der Tradition des Positivismus und des Wiener Kreises (Neopositivismus) (vgl. Kahl<br />
1976, S. 253).<br />
Die geisteswissenschaftlich-historische Philosophie und Methodik (Wilhelm Dilthey) wie<br />
auch das Wissenschaftsverständnis des Neukantianismus (insbesondere Heinrich Rickerts)<br />
prägten die Soziologie um 1900 nachhaltig. Dies spiegeln auch die Auswertungsergebnisse<br />
wider (M. Weber, G. Simmel, A. Schütz). Soziologie wird nicht als eine Naturwissenschaft,<br />
sondern als eine Kulturwissenschaft betrieben. Die zugrunde liegende Methodik ist in erster<br />
Linie verstehend, das wissenschaftliche Forschungsergebnis in Bezug auf die „Wertbeziehung“<br />
„standpunktabhängig“ (vgl. Mikl-Horke 2001, S. 46.). Diese theoretische Position<br />
könnte man durchaus als modifiziert realistisch im Hinblick auf eine ontologische Fragestellung<br />
charakterisieren. Die Epistemologie dürfte ebenfalls modifiziert realistisch sein, da hier<br />
die Subjekt-Objekt-Trennung aufgegeben wird (vgl. ebd.).<br />
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