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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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218). 146 Da die Beobachtung in der Unterscheidung involviert ist, kann im Akt der Unterscheidung<br />

und Bezeichnung nicht gleichzeitig beobachtet werden. Die Beobachtung ist in<br />

diesem Moment blind für die von ihr benützten Unterscheidungen; sie kann ihre Unterscheidung<br />

nicht beobachten.<br />

Luhmanns funktionale Methodik basiert auf der Beobachtung zweiter Ordnung: Die Systemtheorie<br />

als System beobachtet andere Systeme beim Beobachten, orientiert sich daran, was<br />

diese beobachtet haben, und schließt sich daran gegebenenfalls an („Kopplung“) (vgl. ebd.).<br />

So kann die Systemtheorie bspw. Kommunikation beobachten. 147 Sie sieht das Informationssystem<br />

als „[…] ein Ereignis, das eine Verknüpfung von Differenzen bewirkt […]“ (Luhmann<br />

1994 [1984], S. 112), das Mitteilungssystem, mit dessen Hilfe die Information gleichsam<br />

transportiert wird und das System des Verstehens, das eine Anschlusskommunikation ermöglicht<br />

(vgl. Reese-Schäfer 1992, S. 39; Stichweh 1999, S. 213f.). Doch auch für die Beobachtung<br />

zweiter Ordnung gilt, dass die von ihr verwendete Unterscheidung nicht im Blickfeld<br />

sein kann; sie weist also einen „blinden Fleck“ auf (vgl. Reese-Schäfer 1992, S. 29).<br />

Theoretische Positionen<br />

Die theoretische Position Luhmanns zeichnet sich durch ein Denken in Differenzen aus:<br />

„Am Anfang steht also nicht Identität, sondern Differenz.“ (Luhmann 1994 [1984], S. 112).<br />

Mit der Grunddifferenz von Aktuellem und Möglichem wird die Zuordnung von Sinn zu verschiedenen<br />

Phänomenen möglich. Alles Erleben erhält so einen Informationswert 148 und es<br />

kann Ordnung aufgebaut werden (vgl. ebd.). Das Wesentliche des Denkens in Differenzen<br />

besteht darin,<br />

„[…] daß nicht mehr von Objekten die Rede ist, sondern von Unterscheidungen, und ferner: daß Unterscheidungen<br />

nicht als vorhandene Sachverhalte (Unterschiede) begriffen werden, sondern daß sie auf eine Aufforderung<br />

zurückgehen, sie zu vollziehen, weil man anderenfalls nichts bezeichnen könnte, also nichts zu beobachten<br />

bekäme, also nichts fortsetzen könnte.“ (Luhmann 1999a [1997], S. 60).<br />

Die Systemtheorie Luhmanns hinterlässt den Eindruck, dass es sich um eine Art „Beobachtungsspiel“<br />

(vgl. Reese-Schäfer 1992, S. 30) handelt, an dem jedes System teilnimmt. Daraus<br />

folgt, dass kein System eine Außenposition einnehmen und daher kein privilegierter Beobachtungspunkt<br />

existieren kann. Jede Beobachtung, auch zweiter oder dritter Ordnung und die<br />

146<br />

Eine Ausnahme bildet der „Sinn“, der als Einheit der Differenz von Aktualität und Möglichkeit charakterisiert<br />

ist. Sinn ist Voraussetzung, um überhaupt von Sinn sprechen zu können, damit ist Sinn grundsätzlich „differenzlos“<br />

(vgl. Krause 1999, S. 10 f). Dies gilt ebenso für die „Welt“ (vgl. Luhmann 1994 [1984], S. 105).<br />

147<br />

Damit die Systemtheorie die Kommunikation überhaupt beobachten kann, muss sie mittels einer weiteren<br />

Differenzierung die Unterscheidung von Kommunikation und Nicht-Kommunikation unterscheiden können<br />

(vgl. Luhmann 1999a [1997], S. 63).<br />

148<br />

D.h., es wird eine Verknüpfung von bereits bestehenden Differenzen gebildet, die gewissermaßen eine Konstellation<br />

aufweist, die neuartig ist.<br />

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