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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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darauf hin, dass Bourdieus Position diesbezüglich von einigen Autoren als pessimistisch gekennzeichnet<br />

wird (vgl. Fowler 2000, S. 1). „It [Bourdieus Soziologie, d. Verf.] has precisely<br />

aimed at an anti-essentialism which would reveal all the sources of domination, including the<br />

symbolic or gentle violence used by dominants to legitimate their power.” (ebd.). Bourdieu<br />

betont, ähnlich wie K. Marx, den materiellen Zwang des ökonomischen Kapitals (vgl. ebd., S.<br />

2) und auch die Tatsache der Absicht zur „Distinktion“ (d.h. Streben nach (sozialen) Differenzen)<br />

(vgl. Bourdieu 1997 [1979], S. 382), um die Rangstruktur innerhalb der Gesellschaft<br />

zu konservieren. Der Klassiker distanziert sich von einem „a priori“ der universellen Vernunft<br />

(vgl. Poupeau 2000, S. 69) und dürfte damit der Gesellschaft nicht ohne weiteres das Potenzial<br />

einer vernünftigen Entwicklung zugestehen. Bourdieu könnte eine pessimistische Haltung<br />

einnehmen. So auch: Fowler 2000, S. 1; Schwingel 2000, S. 7.<br />

V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.3<br />

Bourdieu interessiert sich für die gesamtgesellschaftliche Reproduktion, die (französische<br />

und algerische) Sozialstruktur und die Dynamik spezifischer „Felder“. Aus diesen Themen ist<br />

teilweise erschließbar, dass sich der Klassiker für relativ feststehende Strukturen interessiert.<br />

Dafür spricht der sog. „Hysteresis-Effekt“: danach charakterisiert sich der Habitus durch<br />

die Tendenz, sich an bestimmten Schemata (insbesondere Vorstellungen über bestimmte<br />

Sachverhalte) eines sozialen Feldes bzw. Raums festzuhalten. Damit werden externe, objektive<br />

Strukturen hervorgebracht, die relativ dauerhaft sind; d.h., durch den Hysteresis-Effekt<br />

wird ein relativ stabiles Milieu, an das der Habitus bereits vorangepasst ist, geschaffen (vgl.<br />

Bohn/Hahn 1999, S. 260). Die habituellen Dispositionen werden dadurch verstärkt und es<br />

bilden sich dauerhafte Herrschaftsverhältnisse innerhalb der Sozialstruktur aus.<br />

Am Beispiel der verstärkten Abwertung von Bildungstiteln schreibt Bourdieu:<br />

„Das durch die Hysteresis des Habitus begünstigte Festhalten an überkommende Vorstellungen über den Wert<br />

von Bildungstiteln trägt auf der anderen Seite sicherlich wieder zum Bestand von Märkten bei, auf denen die<br />

Titel (zumindest dem Anschein nach) vor Abwertung gefeit sind. Tatsächlich bestimmt sich der einem Bildungstitel<br />

objektiv wie subjektiv zugemessene Wert aus seinem umfassenden sozialen Gebrauch.“ (Bourdieu 1997<br />

[1979], S. 239)<br />

Der Klassiker schenkt damit auch der alltäglichen sozialen Praxis, die sich in den sozialen<br />

Feldern fortwährend prozessual vollzieht, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit (vgl. Fuchs-<br />

Heinritz 2003, S. 124). Mit „Opus operandi“ und „Opus operatum“ bezieht er sich auf den<br />

statisch-funktionalen und dynamisch-prozesshaften Aspekt.<br />

Anthropologie (II)<br />

V7 – Anthropologie: V7.2<br />

198

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