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danach nicht aus sich heraus, sondern aus den ständigen und vielfältigen Formen der Wechselbeziehungen (Kampf, Konkurrenz etc.) begriffen. Daher nimmt Bourdieu eine vermittelnde Position ein. So auch: Schwingel 2000, S. 67; Fowler 2000, S. 1; Fuchs-Heinritz/König 2003, S. 214f. V2 – Problematisierung der Ebenen: V2.3 Bourdieu bezieht sich sowohl auf die individuelle wie auch auf die gesamtgesellschaftliche Ebene. Er unterscheidet dabei grundsätzlich zwischen den beiden Ebene, da der Habitus und das soziale Feld bzw. Raum hinsichtlich dieser Ebenen differenziert werden können (vgl. Schwingel 2000, S. 79). Nach Meinung der Verfasserin verwebt Bourdieu die Individual/Mikroebene nicht untrennbar mit der Meso/Makroebene. V3 – Verlauf des sozialen Wandels: V3.2* Das komplementäre Verhältnis von Habitus und sozialem Feld bzw. Raum ist konstitutiv für die Gesellschaft und könnte daher auch bestimmend für den Verlauf und das Prinzip des sozialen Wandels sein. Schwingel (2000) betont, dass es aufgrund des Hysteresis-Effekts (siehe unter V6) typologisch unterschiedliche Relationen von Habitusformen und Feldstrukturen geben kann, so dass sozialer Wandel sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich erfolgen kann (vgl. Schwingel 2000, S. 79). Fuchs-Heinritz/König (2003) fügen hinzu, dass Bourdieu kaum radikale soziale Wandlungsprozesse, wie Revolutionen oder einschneidende Wirkungen von Kriegen, behandelt. Allerdings charakterisiert Bourdieu auch den in sozialen Feldern permanent sich vollziehenden sozialen Wandel (dynamisch-kurzfristiger Aspekt) als einen ständigen Kampf. Er konstatiert überall Konflikte und Neuentwicklungen durch Interessenskämpfe (vgl. Fuchs-Heinritz/König 2003, S. 122). In dieser Hinsicht könnte Bourdieu eine diskontinuierlich-revolutionistische Position vertreten. V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.3 In der Literatur werden weder ein Telos noch ein bestimmtes Gesetz oder Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels genannt. Anstelle dessen wird betont, dass Bourdieu den Aspekt der Kontingenz hervorhebt (vgl. Bohn/Hahn 1999, S. 257; Schwingel 2000, S. 54). V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.2 Die empirische Untersuchung von sozialer Ungleichheit und Herrschaftsstrukturen bildet einen wichtigen Schwerpunkt in Bourdieus Soziologie. In der frühen Schaffensphase nahm Bourdieu im Gegensatz zu seiner späteren Kritik am Kapitalismus bzw. an der Neoklassik vermutlich eine distanzierte Haltung ein (vgl. Schwingel 2000, S. 7). Fowler (2000) weist 197
darauf hin, dass Bourdieus Position diesbezüglich von einigen Autoren als pessimistisch gekennzeichnet wird (vgl. Fowler 2000, S. 1). „It [Bourdieus Soziologie, d. Verf.] has precisely aimed at an anti-essentialism which would reveal all the sources of domination, including the symbolic or gentle violence used by dominants to legitimate their power.” (ebd.). Bourdieu betont, ähnlich wie K. Marx, den materiellen Zwang des ökonomischen Kapitals (vgl. ebd., S. 2) und auch die Tatsache der Absicht zur „Distinktion“ (d.h. Streben nach (sozialen) Differenzen) (vgl. Bourdieu 1997 [1979], S. 382), um die Rangstruktur innerhalb der Gesellschaft zu konservieren. Der Klassiker distanziert sich von einem „a priori“ der universellen Vernunft (vgl. Poupeau 2000, S. 69) und dürfte damit der Gesellschaft nicht ohne weiteres das Potenzial einer vernünftigen Entwicklung zugestehen. Bourdieu könnte eine pessimistische Haltung einnehmen. So auch: Fowler 2000, S. 1; Schwingel 2000, S. 7. V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.3 Bourdieu interessiert sich für die gesamtgesellschaftliche Reproduktion, die (französische und algerische) Sozialstruktur und die Dynamik spezifischer „Felder“. Aus diesen Themen ist teilweise erschließbar, dass sich der Klassiker für relativ feststehende Strukturen interessiert. Dafür spricht der sog. „Hysteresis-Effekt“: danach charakterisiert sich der Habitus durch die Tendenz, sich an bestimmten Schemata (insbesondere Vorstellungen über bestimmte Sachverhalte) eines sozialen Feldes bzw. Raums festzuhalten. Damit werden externe, objektive Strukturen hervorgebracht, die relativ dauerhaft sind; d.h., durch den Hysteresis-Effekt wird ein relativ stabiles Milieu, an das der Habitus bereits vorangepasst ist, geschaffen (vgl. Bohn/Hahn 1999, S. 260). Die habituellen Dispositionen werden dadurch verstärkt und es bilden sich dauerhafte Herrschaftsverhältnisse innerhalb der Sozialstruktur aus. Am Beispiel der verstärkten Abwertung von Bildungstiteln schreibt Bourdieu: „Das durch die Hysteresis des Habitus begünstigte Festhalten an überkommende Vorstellungen über den Wert von Bildungstiteln trägt auf der anderen Seite sicherlich wieder zum Bestand von Märkten bei, auf denen die Titel (zumindest dem Anschein nach) vor Abwertung gefeit sind. Tatsächlich bestimmt sich der einem Bildungstitel objektiv wie subjektiv zugemessene Wert aus seinem umfassenden sozialen Gebrauch.“ (Bourdieu 1997 [1979], S. 239) Der Klassiker schenkt damit auch der alltäglichen sozialen Praxis, die sich in den sozialen Feldern fortwährend prozessual vollzieht, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit (vgl. Fuchs- Heinritz 2003, S. 124). Mit „Opus operandi“ und „Opus operatum“ bezieht er sich auf den statisch-funktionalen und dynamisch-prozesshaften Aspekt. Anthropologie (II) V7 – Anthropologie: V7.2 198
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danach nicht aus sich heraus, sondern aus den ständigen und vielfältigen Formen der Wechselbeziehungen<br />
(Kampf, Konkurrenz etc.) begriffen. Daher nimmt Bourdieu eine vermittelnde<br />
Position ein. So auch: Schwingel 2000, S. 67; Fowler 2000, S. 1; Fuchs-Heinritz/König 2003,<br />
S. 214f.<br />
V2 – Problematisierung der Ebenen: V2.3<br />
Bourdieu bezieht sich sowohl auf die individuelle wie auch auf die gesamtgesellschaftliche<br />
Ebene. Er unterscheidet dabei grundsätzlich zwischen den beiden Ebene, da der Habitus und<br />
das soziale Feld bzw. Raum hinsichtlich dieser Ebenen differenziert werden können (vgl.<br />
Schwingel 2000, S. 79). Nach Meinung der Verfasserin verwebt Bourdieu die Individual/Mikroebene<br />
nicht untrennbar mit der Meso/Makroebene.<br />
V3 – Verlauf des sozialen Wandels: V3.2*<br />
Das komplementäre Verhältnis von Habitus und sozialem Feld bzw. Raum ist konstitutiv<br />
für die Gesellschaft und könnte daher auch bestimmend für den Verlauf und das Prinzip des<br />
sozialen Wandels sein. Schwingel (2000) betont, dass es aufgrund des Hysteresis-Effekts<br />
(siehe unter V6) typologisch unterschiedliche Relationen von Habitusformen und Feldstrukturen<br />
geben kann, so dass sozialer Wandel sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich erfolgen<br />
kann (vgl. Schwingel 2000, S. 79). Fuchs-Heinritz/König (2003) fügen hinzu, dass<br />
Bourdieu kaum radikale soziale Wandlungsprozesse, wie Revolutionen oder einschneidende<br />
Wirkungen von Kriegen, behandelt. Allerdings charakterisiert Bourdieu auch den in sozialen<br />
Feldern permanent sich vollziehenden sozialen Wandel (dynamisch-kurzfristiger Aspekt) als<br />
einen ständigen Kampf. Er konstatiert überall Konflikte und Neuentwicklungen durch Interessenskämpfe<br />
(vgl. Fuchs-Heinritz/König 2003, S. 122). In dieser Hinsicht könnte Bourdieu<br />
eine diskontinuierlich-revolutionistische Position vertreten.<br />
V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.3<br />
In der Literatur werden weder ein Telos noch ein bestimmtes Gesetz oder Gesetzmäßigkeiten<br />
des sozialen Wandels genannt. Anstelle dessen wird betont, dass Bourdieu den Aspekt der<br />
Kontingenz hervorhebt (vgl. Bohn/Hahn 1999, S. 257; Schwingel 2000, S. 54).<br />
V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.2<br />
Die empirische Untersuchung von sozialer Ungleichheit und Herrschaftsstrukturen bildet<br />
einen wichtigen Schwerpunkt in Bourdieus Soziologie. In der frühen Schaffensphase nahm<br />
Bourdieu im Gegensatz zu seiner späteren Kritik am Kapitalismus bzw. an der Neoklassik<br />
vermutlich eine distanzierte Haltung ein (vgl. Schwingel 2000, S. 7). Fowler (2000) weist<br />
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