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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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Ressourcensorte und -ausstattung („Kapital“) über bestimmte Profitchancen in einem sozialen<br />

Feld (vgl. ebd.).<br />

Zwischen den verschiedenen Habitusformen und den sozialen Feldern besteht ein komplementäres<br />

Verhältnis: ein soziales Feld ist maßgeblich für die Inkorporation eines bestimmten<br />

Habitus, ein Habitus ist für die Konstitution und Reproduktion eines spezifischen sozialen<br />

Feldes notwendig. 136 Als Bindeglied zwischen diesen beiden Komponenten fungiert die soziale<br />

Praxis, durch die die subjektiv-internen und objektiv-externen Strukturen der Gesellschaft<br />

fortwährend geschaffen werden.<br />

Methodik<br />

Die von Bourdieu verwendeten Begriffe sind sehr eng mit seiner empirischen Arbeit verknüpft<br />

bzw. überhaupt aus dieser heraus entwickelt worden. Die Nähe zur gesellschaftlichen<br />

Praxis und deren Erkenntnisformen (d.h. ihre möglichen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata)<br />

spielen im Rahmen der „Theorie der Praxis“ eine sehr wichtige Rolle. Die<br />

methodischen Verfahren sind dementsprechend „praxeologisch“ ausgerichtet. Den Ausgangspunkt<br />

der „praxeologischen Methode“ bildet die Annahme, dass die gesellschaftliche Praxis<br />

einem zeitlichen Zwang unterliegt (d.h., die Zeit der Praxis ist irreversibel) und mit ungleichen<br />

sozialen und ökonomischen Restriktionen und Bedingungen verbunden ist. In der theoretischen<br />

Praxis der Wissenschaften ist die Zeit reversibel, da kein unmittelbar zeitlicher<br />

Zwang zum Wahrnehmen, Denken und Handeln besteht. 137 Auch die sozialen und ökonomischen<br />

Bedingungen der Wissenschaft unterscheiden sich von der gesellschaftlichen Praxis –<br />

zumindest sofern ausreichend Forschungsgelder bereitgestellt worden sind.<br />

Die Differenz zwischen gesellschaftlicher und theoretischer Praxis schlägt sich, so Bourdieu,<br />

in einer gesellschaftlichen und theoretischen Logik und Erkenntnis-Praxis nieder (Genaueres<br />

dazu, siehe S. 200). Daraus folgt, dass die wissenschaftlichen Methoden zur Analyse<br />

der gesellschaftlichen Praxis zwar die Gütemaßstäbe (Objektivität, Reliabilität, Validität) der<br />

Wissenschaft erfüllen, Praxisrelevanz kann damit noch nicht beansprucht werden, da die Praxis<br />

ihre eigene Logik besitzt.<br />

In der „praxeologischen Methode“ bricht der Forscher zuerst mit den Primärerfahrungen,<br />

d.h. den selbstverständlichen Annahmen über die Beschaffenheit der Lebenswelt. Darauf auf-<br />

136 Diese Beziehung hat folgende Konsequenz: trotz interindividueller Unterschiede kann zwischen verschiedenen<br />

Habitusformen der Individuen ein gewisses Maß an Homogenität bestehen, sofern diese objektiv eine<br />

Klasse bilden bzw. in einem ähnlichen sozialen Feld ihre Praxis vollziehen (vgl. ebd., S. 70).<br />

137 So könnte ein auf Tonband aufgezeichnetes Interview beliebig oft abgespielt werden, um so bestimmte verborgene<br />

Muster im Gesprochenen aufzuspüren.<br />

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