Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Wissenschaftsforschung (III)<br />
V8 – Entdeckungszusammenhang: V8.1<br />
Habermas sieht sich, wie bereits erwähnt, in der Tradition der kritischen Theorie. Diese<br />
versucht er wissenschaftlich und normativ zu fundieren. Habermas´ Kritik an der kritischen<br />
Theorie dürfte jedoch als eine „positive“ verstanden werden, da sich der Klassiker dem historischen<br />
Materialismus und dem marxistischen Projekt der Befreiung des Menschen von seinen<br />
Abhängigkeiten nach wie vor verpflichtet fühlt (vgl. Outhwaite 1994, S. 17). Insofern<br />
könnte der Forschungszusammenhang, wie bei K. Marx und der Frankfurter Schule, in der<br />
Kritik bzw. Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse liegen. Folgende Darstellungen<br />
heben diesen Aspekt hervor: Honneth 1999, S. 242.<br />
V9 – Ontologisch: V9.3*<br />
Habermas hat sich intensiv mit erkenntnistheoretischen Fragestellungen auseinandergesetzt.<br />
Ob die „Wirklichkeit“ erfasst werden kann, ist Habermas´ Theorie nicht einfach zu entnehmen.<br />
Verständigung zielt nicht nur auf Konsensbildung über moralische Beurteilungskriterien,<br />
sondern auch auf Sachverhalte ab. Was vom wissenschaftlichen Standpunkt als „wahr“<br />
gekennzeichnet wird, ist somit Resultat einer Verständigung in Diskursen darüber (vgl. Van<br />
Reijen 1984, S. 171). In seinem Nachwort zur 4. Auflage von „Erkenntnis und Interesse“ äußert<br />
sich der Klassiker:<br />
„Kurzum, der Sinn von ‚Tatsachen’ und ‚Sachverhalten’ kann nicht ohne Bezugnahme auf ‚Diskurse’ geklärt<br />
werden, in denen wir virtualisierte Geltungsansprüche von Behauptungen klären.“ (Habermas 1973 [1968], S.<br />
383).<br />
Dabei wird weniger nach dem Aspekt der möglichen Erfahrung („materiales Erfahrungsapriori“<br />
(Habermas 1973, S. 383)) – d.h. der Sinn, der sich durch den Gegenstand konstituiert<br />
– gefragt, sondern vielmehr nach dem „Geltungsanspruch“ – der Anspruch, dass eine<br />
Aussage wahr ist. Habermas unterscheidet einerseits zwischen der Gültigkeit und Geltung<br />
einer Aussage über die Wirklichkeit (vgl. Habermas 1976, S. 178), wirft die Differenz aber<br />
wieder über Bord, weil er gesellschaftliche Interessen explizit in wissenschaftliche Fragestellungen<br />
einbindet. Habermas könnte vermutlich der Kategorie „modifiziert relativistisch“ zugeordnet<br />
werden.<br />
V10 - Epistemologisch: V10.2*<br />
Habermas zeigt auf, dass keine Wissenschaft frei von Interessen ist. Als Forscher hat man<br />
nicht die Wahl zwischen einer wertenden und nicht-wertenden Position der Wissenschaft zu<br />
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