Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Autoren unter dem Stichwort „soziale Evolution“ in der Theorie mögliche Gesetzmäßigkeiten<br />
der sozialen Entwicklung. Habermas legt die grundlegende Struktur einer Gesellschaft durch<br />
ihr „gesellschaftliches Organisationsprinzip“ fest (z.B. die Rechtsordnung, ökonomische<br />
Prinzipien). Dieses bestimmt in gewissem Grad, in welche Richtungen sich die Gesellschaft<br />
wandeln kann oder konkreter: in welchem Maß Probleme der materiellen und symbolischen<br />
Reproduktion gelöst werden können (vgl. Preglau 2001, S. 207). Da die Gesellschaft wandelnden<br />
Prozessen der (externen) Umwelt ausgesetzt ist, aber auch mit der (internen) Systemkomplexität<br />
und der Rationalisierungssteigerung der „Lebenswelt“ konfrontiert ist, steht sie<br />
„evolutionären Herausforderungen“ gegenüber. Diese gehen, so Habermas, in erster Linie<br />
vom Bereich der materiellen Reproduktion aus (vgl. ebd.). Indem der Klassiker auf die Möglichkeit<br />
einer „Kolonialisierung der Lebenswelt“ hinweist, zeigt er bereits seine Vorstellung<br />
(„implizite Utopie“), wohin sich die Gesellschaft entwickeln könnte. Vor diesem Hintergrund<br />
deutet die Verfasserin die Position Habermas´ als relativ deterministisch. Eine ähnliche Deutung<br />
nehmen folgende Autoren vor: Preglau 2001, S. 209f.; Schneider W. L. 2002b, S. 225.<br />
V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.2***; V5.1**<br />
Die Annahmen einer „Kolonialisierung der Lebenswelt“ und der „Mediatisierung der Lebenswelt“<br />
128 lassen auf keine positive Bewertung des sozialen Wandels schließen. Andererseits<br />
zeigt Habermas gerade mit dem normativen Impetus seines Diskurs-Begriffs, dass eine<br />
„emanzipatorische Wende“ in der Gesellschaft möglich ist. Auf die Eigendynamik der Funktionssysteme<br />
könnte eine durch kommunikative Rationalität charakterisierte Lebenswelt Einfluss<br />
nehmen. Eine wichtige Bedeutung misst Habermas der „Öffentlichkeit“ 129 zu: Die Öffentlichkeit<br />
bildet eine Schnittstelle zwischen dem Bereich der Lebenswelt und den Systemen.<br />
In ihrer Funktion als politische Öffentlichkeit kann sie z.B. infolge des konkurrenzdemokratischen<br />
Wahlmechanismus Druck auf die Systeme ausüben, indem sie diesen durch die „öffentliche<br />
Meinung“ partiell Schaden androht. Diese von der Öffentlichkeit ausgehende „kommunikative<br />
Macht“ gründet auf der kollektiven Überzeugung, dass in einer Diskussion Anspruch<br />
auf wesentliche Elemente eines Diskurses, wie die Wahrheit, Geltung und Wahrhaftigkeit,<br />
erhoben werden kann. Insbesondere soziale Bürgerinitiativen, die in nicht-institutionelle Formen<br />
der öffentlichen Kommunikation eingebunden sind, können durch ihre Meinung - als<br />
128 Kommunikative Verständigung wird hier durch ideologische Barrieren blockiert und damit den Geltungsansprüchen<br />
des Diskurses entzogen (vgl. Schneider W. L. 2002b, S. 226).<br />
129 Die „Öffentlichkeit“ kennzeichnet sich durch ein Netzwerk für die Kommunikation von Meinungen, das in<br />
verschiedenen Plattformen verortet werden kann (z.B. Theateraufführung, Parteiversammlungen, Kaffeehausöffentlichkeit)<br />
(vgl. Schneider W. L. 2002b, S. 234).<br />
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